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1. Geschichte des Mittelalters - S. 77

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit der hohenstaufischen Kaiser. 77 derte er im Schoße her Kirche alle Kräfte, die zur Entwicklung des religiösen und sittlichen Lebens beitrugen. Eine großartige Wirksamkeit entfalteten in dieser Zeit der heilige Franziskus von Assissi und der£rnmft> heilige Dominikus, die Stifter des Franziskaner- und Dominikaner- Domini-ordens. Beide verlangten, daß nicht nur das einzelne Ordensmitglied auf jedes Eigentumsrecht verzichtete, sondern auch jede Ordensniederlasfung (mit Ausnahme der Wohnung und der Ausstattung des Gotteshauses). Die Mitglieder sollten wie Fremdlinge und Wanderer von dem Volk, dem sie durch Predigt, Seelsorge und Unterricht bienten, unterhalten werden (Bettelorden). Während der heilige Franziskus von Assissi, der begeisterte Dichter und Künstler, das Evangelium der Milde und Liebe mit so hinreißender Beredsamkeit verkündete, daß selbst die unvernünftigen Tiere, wie die Legende erzählt, feiner Stimme willig gehorchten, suchte der verstandesklare heilige Dominikus durch unermüdliche Predigten und durch Seelsorge zu wirken (Predigerorden). Die Predigt verlangte ein andauerndes, tüchtiges Studium, so sind aus dem Dominikanerorden zahlreiche hervorragend Gelehrte hervorgegangen (Thomas von Aquiit, Albertus Magnus). Beibe Orbeu stanben dem Volksleben iinb der Volksseele viel näher als die vielfach reich und üppig gewordenen Benediktiner und Zisterzienser und wurden daher bald die beiden festesten Säulen für den Bau der Kirche. Die Dominikaner bekämpften namentlich die damals austretenden Irrlehren der Waldenser und Albigenser. Die Waldenser sind von dem Kaufmann Peter de Vaux (Waldus) ^awenser in Lyon gestiftet worden. Dieser verteilte sein Hab und Gut unter die Armen und zog predigend umher. Von Frankreich aus verbreiteten sich die Walbenser, die sehr strenge und einfach lebten, nach Italien, Deutsch-lanb („Die Winseler") und Böhmen. Die Lehre der Albigenser, die sich fer selbst Katharer („Ketzer") nannten, geht auf den gnostischen Dualismus zurück, Gott ist der Schöpfer der unsichtbaren, Lucifer der Schöpfer der sichtbaren bösen Welt. Die Menschen müssen sich möglichst der bösen Materie enthalten. Die Kirche mit ihrem Gottesdienst, den Sakramenten usw. ist ebenso wie die weltliche Obrigkeit eine Einrichtung des bösen Prinzips, daher braucht man diesen Einrichtungen nicht zu gehorchen. Der Papst ist der Antichrist. Da die Lehren der Albigenser ebensowohl den Bestand der Kirche als des Staates bedrohten, so wurden gegen sie auch weltliche Strafen (Gefängnis, Verbannung, Tod) angewandt. Es wurden Richter eingesetzt, die von Amts wegen diese Lehren untersuchten und die Anhänger zur Verantwortung zogen (Inquisitoren). Leiter dieser Jnquisitionsgerichte waren Inquisition, meist die Bischöfe. Innocenz Iii. richtete daneben eine päpstliche Inquisition ein, die in seinem Namen die Ketzergerichte abhielt. Ihre Aufgabe war, zu untersuchen, ob einer ein Ketzer sei, ihm die Irrtümer nachzuweisen und auf ihn einzuwirken, daß er die Irrlehren aufgäbe, andern-

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1. Allgemeine Weltgeschichte - S. 77

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit der hohenstaufischen Kaiser. 77 berte er im Sche der Kirche alle Krfte, die zur Entwicklung des religisen und sittlichen Lebens beitrugen. Eine groartige Wirksamkeit entfalteten in biefer Zeit der heilige Franziskus von Affiffi und der heilige Dominikus, die Stifter des Franziskaner- und Dominikaner- Don.ini-orbens. Beibe verlangten, ba nicht nur das einzelne Orbensmitglieb frtueu auf jebes Eigentumsrecht verzichtete, fonbern auch jebe Ordensnieberlaffung (mit Ausnahme der Wohnung und der Ausstattung des Gotteshauses). Die Mitglieber sollten wie Fremblinge und Wmiberer von dem Volk, dem sie durch Prebigt, Seelsorge und Unterricht bienteu, unterhalten werben (Bettelorben). Whrenb der heilige Franziskus von Assissi, der begeisterte Dichter und Knstler, das Evangelium der Milde und Liebe mit so hinreienber Berebsamkeit verknbete, ba selbst bic unvernnftigen Tiere, wie die Legenbe erzhlt, feiner Stimme willig gehorchten, suchte der verstanbesklare heilige Dominikus durch unermbliche Prebigten und durch Seelsorge zu wirken (Prebigerorben). Die Prebigt verlangte ein an-banernbes, tchtiges Stubium, so sinb aus dem Dominikanerorben zahlreiche hervorragenbe Gelehrte hervorgegangen (Thomas von Aquiu, Albertus Magnus). Beibe Orben stauben dem Volksleben und der Volksseele viel nher als die vielfach reich und ppig geworbenen Benebiktiner und Zisterzienser und wrben daher balb die betbert festesten Sulen fr bett Bau der Kirche. Die Dominikaner bekmpften namentlich die bamals (tuftretenben Irrlehren der Walbenfer tmb Albigenfer. Die Walbenfer sinb von dem Kaufmann Peter be Vaux (Walbus) 5ma^lfer in Lyon gestiftet werben. Dieser verteilte sein Hab und Gut unter die Armen und zog prebigenb umher. Von Frankreich aus verbreiteten sich die Walbenfer, die sehr strenge und einfach lebten, nach Italien, Deutsch-laub (Die Winkeler") und Bhmen. Die Lehre der Albigenser, die sichatbf^5er selbst Katharer (Ketzer") nannten, geht aus bert gnostischen Dualismus nscnev zurck, Gott ist der Schpfer der unsichtbaren, Lncifer der Schpfer der sichtbaren bsen Welt. Die Menschen mssen sich mglichst der bsen Materie enthalten. Die Kirche mit ihrem ottesbienst, bert Sakramenten usw. ist ebenso wie die weltliche Obrigkeit eine Einrichtung des bsen Prinzips, daher braucht man biefeit Einrichtungen nicht zu gehorchen. Der Papst ist der Antichrist. Da die Lehren der Albigenser ebensowohl den Bestaub der Kirche als des Staates bebrohten, so wrben gegen sie auch weltliche Strafen (Gefngnis, Verbannung, Tod) augewanbt. Es wrben Richter eingesetzt, die von Amts wegen diese Lehren untersuchten und die Anhnger zur Ver-antwortung zogen (Inquisitoren). Leiter biefer Jnquisitionsgerichte waren Jnq.nfinon. meist die Bischfe. Innocenz Iii. richtete betneben eine ppstliche Inquisition ein, die in seinem Namen die Ketzergerichte abhielt. Ihre Ans-gbe war, zu untersuchen, ob einer ein Ketzer sei, ihm die Irrtmer nachzuweisen nnb auf ihn einzuwirken, ba er die Irrlehren aufgbe, andern-

2. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 67

1911 - Leipzig : Hirt
Die Zeit der Shne Friedrich Rotbarts. 67 Verstndnis der christlichen Lehre und zu einem frommen Leben anzuleiten. In religisen Dingen war das Volk gar unwissend; der Gottesdienst, in dem die lateinische Sprache vorherrschte, wurde zum groen Teil nicht verstanden. Um Um das Jahr 1170 veranlagte Petrus Waldns, ein Kaufmann zu Lyon, 1170. einige Geistliche, einzelne Teile der Bibel ins Franzsische zu bersetzen. Er schenkte seine Habe den Armen und bildete mit gleichgesinnt?!! Freunden einen Verein, deren Mitglieder dem Volke das Evangelium in der Landessprache verkndigten. Bald mehrten sich seine Anhnger so, da eine eigene Sekte entstand, d. h. eine von der allgemeinen Kirche getrennte christliche Sonder-gemeinschaft. Die Waldenser waren ernste, schlichte, fromme Leute. In Leben und Sitten richteten sie sich nach den Worten der Bibel. Ihre wichtigste Lehre war, da jeder getaufte Christ sein eigener Priester sei, das heit, da er keines Menschen sei er nun Papst, Erzbischos ober sonst ein Geistlicher bedrfe, um feiig zu werben. -Die Waldenser breiteten sich balb in Sbsrankreich und Oberitalien ans. Da aber ihre Lehre den Ansprchen des Papstes geradezu wibersprach, so wrben sie als Ketzer (Jrrlehrer) ver-folgt. Taufenbe finb auf bcm Scheiterhaufen verbrannt worbeii. Kleine versprengte Reste haben sich jeboch in den Alpentlern von Piemont bis in die Gegenwart erhalten. Heute finbet man kleine Walbensergemeinben der ganz Italien verstreut. 4. Dominikaner und Franziskaner. Im Anfange des 13. Jahr-hunberts, zur Zeit des Papstes Innozenz Iii., entstauben zwei neue Mnchs-orben, die fr das Volksleben von groer Bedeutung geworden sind. Dominikus Guzmann, ein spanischer Edelmann, stiftete den Orden der Dominikaner. Die Mitglieder gelobten, lebenslang bettelarm zu bleiben (Bettelmnche). Der Papst verlieh ihnen das Recht, an allen Orten zu predigen und Beichte zu hren (Predigermnche). Er machte es ihnen zur besonderen Pflicht, durch ihre Predigt die Ketzer in den Scho der alleinfelig-machenden Kirche zurckzufhren. Spater wurde ihnen noch die heilige" Inquisition (Glaubensgericht) bertragen. Sie konnten jeden, der der Ketzerei verdchtig war, verhaften. Weigerte er sich, zu gestehen, so durften sie die Folter anwenden. Beharrte er in der Ketzerei, so verurteilten sie ihn in der Regel zum Scheiterhaufen. Das weltliche Gericht mute dann das Urteil vollstrecken. Um diese Zeit gab es in Sdfrankreich neben den Waldensern eine ganze Reihe von Sekten, die man nach der Stadt Albi mit dem Gesamtnamen Albigenser bezeichnete. Der Papst lie gegen sie das Kreuz predigen". In dem Heere, das zu ihrer Vernichtung in die Tler der Sevennen rckte, zogen auch Dominikaner mit, feuerten die Krieger an und segneten ihre blutigen Taten. So wrbe der Abfall von der Kirche in Blut und Flammen erstickt. Der Dominikaner Konrad (von Marburg), der Beichtvater der heiligen Elisabeth, wollte die Greuel der Inquisition auch nach Deutschland verpflanzen, da es auch hier Leute gab, die nicht mit den Lehren der Kirche bereinstimmten. Schon hatte er in Hessen und Thringen einige Ketzer den Flammen berantwortet, da wurde er von dem er-bitterten Volk berfallen und erschlagen. In Deutschland ist dann die Inquisition nie heimisch geworden.

3. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 129

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
129 Beide Orden haben fr die Ausbreitung des Christentums in den Heid-nischen Wendenlndern Bedeutendes gewirkt. Sie wurden nach ihrer Tracht vom Volke die weien Mnche genannt. Die strengste Durchfhrung des Armutsprinzips machten sich die Bettelorden zur Aufgabe, die in Nachahmung der ersten Christen allem irdischen Besitz entsagten und durch ihren Einflu auf das niedere Volk bald die Miliz des Papsttums" wurden. Der Orden der Franziskaner, begrndet 1209 von Franz von Assisi, widmete sich vornehmlich der Seel-sorge und der Armen- und Krankenpflege, der Orden der Dominikaner, gestiftet 1216 von dem Spanier Dominikus Guzman, machte sich die Be-kehrung der Ketzer zur Aufgabe. Beide Orden erhielten von den Ppsten groe Vorrechte; sie hatten das Recht, berall Beichte zu hren, Absolution zu erteilen und zu predigen. Kein Bischof durfte sie vorladen oder wegen Vergehen bestrafen. Insbesondere durch die Dominikaner gewann seit dem 13. Jahrhundert die Predigt eine stetig steigende Bedeutung fr das Volksleben. Die hohe Stellung des Papsttums, das keine Schranke seiner Macht mehr kannte, rief aber, zumal angesichts der zunehmenden Verderbnis des Klerus, eine Gegenbewegung (Reaktion) in weiten Kreisen hervor. Auf politischem Gebiete bekmpfte Ablards Schler Arnold von Brescia die weltliche Macht der Kirche; er endete 1155 aus dem Scheiterhaufen (S. 109). Auf dem Gebiete des kirchlichen Lebens forderten die reformato-rifchen Sekten der Ktharer (davon die Bezeichnung Ketzer") am Rhein und der Waldenser in Sdfrankreich, gestiftet um 1180 von Petrus Waldus aus Lyon, die Herstellung der Zustnde der ltesten christlichen Kirche. Gegen solche Ketzerei wurde auf Betreiben des Papstes Innocenz Iii. auf der Lateransynode von 1215 die Inquisition eingesetzt, die die Herr-schaft der Kirche wiederherstellte. Die Waldenser oder, wie sie auch noch genannt wurden, die Albigenser wurden in einem furchtbaren Kriege (12091229) mit Feuer und Schwert fast ausgerottet. Die Ausbung der Inquisition wurde den Dominikanern bergeben, die auch in Deutsch-land den Ketzergerichten Eingang zu verschaffen suchten. Hier haben sie aber keinen festen Boden gewonnen. In der kirchlichen Wissenschaft standen sich die Scholastiker und Mystiker gegenber. Jene suchten die christliche Lehre durch Anwendung der heidnischen Philosophie zu sttzen und die Glaubenslehren aus dem Wesen der Vernunft herzuleiten. Sie wollten also nur glauben, was sie zuvor begriffen htten. Ihr Begrnder ist Anselm von Canterbury, und einer der berhmtesten Scholastiker ist Peter Ablard in Frankreich'. Heinze-Rosenburg, Die Geschichte, n. 2. Aufl. 9

4. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 - S. 135

1902 - Paderborn : Schöningh
135 So erschien denn das ganze Abendland fast als ein christlicher Staaten-verein unter der Oberherrschaft des Papstes. Zur Hebung des religisen Eifers der Glubigen und der Seelsorger wirkten besonders der von dem Spanier Dominicus Guzman gestiftete Dominikaner- oder Prediger-orben und der von dem gottbegeisterten Franz von Assisi (in Umbrien) gegrndete Franziskaner- oder Minoritenorden. Beide Orden setzten sich zum Zwecke, durch Predigt. Religionsunterricht und Anleitung zu einem bufertigen Leben besonders auf das niedere Volk zu wirken. Der Dominikanerorden fand bald ein ergiebiges Feld seiner Ttigkeit in den Kriegen gegen die Waldenser und Albigenser. Die Sekte der Waldenser. von Petrus Waldus (Baldes) zu Lyon gestiftet, wandte ihre Angriffe besonders gegen den ueren Besitzstand der Kirche, während die Albigenser (nach der Stadt Albi in Languedoc, ihrem Hauptsitze, benannt) jeden uern Gottesdienst und die ganze uere Erscheinung der Kirche verwarfen und durch ihre Verachtung kirchlicher und brger-licher Gesetze fr Staat und Kirche gefhrlich waren. Innocenz beauftragte daher den Cistercienfer- und den Dominikanerorden, durch Ermahnungen. Religionsgesprche und ntigenfalls durch Strafen zur Ausrottung der Ketzerei zu wirken. Da alle friedlichen Mittel bei den vom Grafen Raimund Vi. von Toulouse krftig untersttzten Ketzern sich als unwirksam erwiesen, wurde auf Betrieb des Papstes ein Kreuzzug gegen sie gepredigt, und der franzsische König Philipp Angustus schickte ein Kreuzheer unter der Anfhrung des tatkrftigen, aber habschtigen Grafen Simon von Montfort gegen sie. Aber erst nach nach einem zwanzigjhrigen. beraus greuelvollen Kriege (120929), welcher das ehemals blhende Land, den Sitz der Troubadourpoesie, auf viele Jahre hinaus verwstete, wurde die Irrlehre unterdrckt. Um die Irrlehre fr immer auszurotten, grndete Gregor Ix. zu Toulouse und an anderen Orten Jnquisitionstribunale, deren Beisitzer Haupt-schlich dem Dominikanerorden angehrten. Diese zogen die der Ketzerei Bezichtigten zur Untersuchung und Uberlieferten die als schuldig Befundenen dem Arme der weltlichen Gerechtigkeit. Namentlich seitdem den weltlichen Richtern die Anwendung der Folter zur Erpressung von Aussagen gestattet war, trieben bei den Anklagen auch Habsucht und andere unlautere Beweg-grnde ihr Spiel. Die Inquisition bestand, von der Staatsregierung unter-sttzt, in Frankreich bis 1772. In Deutschland wurde Konrad von Marburg 1232 als Inquisitor bestellt, aber er wurde von dem erbitterten Volke erschlagen.

5. Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neuere Zeit bis 1648 - S. 135

1902 - Paderborn : Schöningh
135 So erschien denn das ganze Abendland fast als ein christlicher Staaten-verein unter der Oberherrschaft des Papstes. Zur Hebung des religisen Eifers der Glubigen und der Seelsorger wirkten besonders der von dem Spanier Dominicnsguzman gestiftete Dominikaner- oder Prediger-orden und der von dem gottbegeisterten Franz von Assisi (in Umbrien) gegrndete Franziskaner- oder Minoritenorden. Beide Orden setzten sich zum Zwecke, durch Predigt. Religionsunterricht und Anleitung zu einem bufertigen Leben besonders auf das niedere Volk zu wirken. Der Dominikanerorden fand bald ein ergiebiges Feld seiner Ttigkeit in den Kriegen gegen die Waldenser und Albigenser. Die Sekte der Waldenser. von Petrus Waldus (Baldes) zu Lyon gestiftet, wandte ihre Angriffe besonders gegen den ueren Besitzstand der Kirche, während die Albigenser (nach der Stadt Albi in Langnedoc, ihrem Hauptsitze, benannt) jeden uern Gottesdienst und die ganze uere Erscheinung der Kirche verwarfen und durch ihre Verachtung kirchlicher und brger-licher Gesetze fr Staat und Kirche gefhrlich waren. Innocenz beauftragte daher den Cistercienfer- und den Dominikanerorden, durch Ermahnungen. Religionsgesprche und ntigenfalls durch Strafen zur Ausrottung der Ketzerei zu wirken. Da alle friedlichen Mittel bei den vom Grafen Raimund Vi. von Toulouse krftig untersttzten Ketzern sich als unwirksam erwiesen, wurde auf Betrieb des Papstes ein Kreuzzug gegen sie gepredigt, und der franzsische König Philipp Angustus schickte ein Kreuzheer unter der Anfhrung des tatkrftigen, aber habschtigen Grafen Simon von Montfort gegen sie. Aber erst nach nach einem zwanzigjhrigen, beraus greuelvollen Kriege (120929), welcher das ehemals blhende Land, den Sitz der Troubadourpoesie, auf viele Jahre hinaus verwstete, wurde die Irrlehre unterdrckt. Um die Irrlehre fr immer auszurotten, grndete Gregor Ix. zu Toulouse und an anderen Orten Jnquisitionstribunale, deren Beisitzer Haupt-schlich dem Dominikanerorden angehrten. Diese zogen die der Ketzerei Bezichtigten zur Untersuchung und berlieferten die als schuldig Befundenen dem Arme der weltlichen Gerechtigkeit. Namentlich seitdem den weltlichen Richtern die Anwendung der Folter zur Erpressung von Aussagen gestattet war, trieben bei den Anklagen auch Habsucht und andere unlautere Beweg-grnde ihr Spiel. Die Inquisition bestand, von der Staatsregierung unter-sttzt, in Frankreich bis 1772. In Deutschland wurde Konrad von Marburg 1232 als Inquisitor bestellt, aber er wurde von dem erbitterten Volke erschlagen.

6. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 101

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
101 Die Cisterzienser, die von dem Benediktinerabt Robert 1198 gestiftet und nach dem Kloster Citeaux in Burgund genannt wurden, erhielten durch den heiligen Bernhard von Clairvaux, nach dem sie auch Bernhardiner genannt wurden, ein greres Ansehen. An sie schlo sich der etwas spter errichtete Mnchsverein der Prmonstratenser (genannt nach dem Kloster Premontre bei Laon). Sie wie auch die Cisterzienser wurden nach ihrer Tracht vom Volke die weien Mnche genannt, die bereits im 13. Jahr-hundert 2000 Mnchs- und 6000 Nonnenklster umfaten. Wie einst die alten Benediktiner haben sie neben dem Beten das Arbeiten nicht vergessen und vornehmlich fr Ausbreitung des Christentums und christlicher Kultur in den heidnischen Wendenlndern Bedeutendes gewirkt. Die strengste Durchfhrung des Armutsprinzips machten sich die Bettelorden zur Aufgabe, die in Nachahmung der ersten Christen allem irdischen Besitz entsagten und durch ihren Einflu auf das niedere Volk bald die Miliz des Papsttums" wurden. Der Orden der Franziskaner, begrndet 1209 von Franz von Assisi, widmete sich vornehmlich der Seel-sorge und der Armen- und Krankenpflege, der Orden der Dominikaner, gestiftet 1216 von dem Spanier Dominikus Guzman, machte sich die Be-kehrung der Ketzer zur Aufgabe. Beide Orden erhielten von den Ppsten groe Vorrechte; sie hatten das Recht, berall Beichte zu hren, Absolution zu erteilen und zu predigen. Kein Bischof durfte sie vorladen oder wegen Vergehen bestrafen. Insbesondere durch die Dominikaner gewann seit dem 13. Jahrhundert die Predigt eine stetig steigende Bedeutung fr das Volksleben. Die hohe Stellung des Papsttums, das keine Schranke seiner Macht mehr kannte, rief aber, zumal angesichts der zunehmenden Verderbnis des Klerus, eine Gegenbewegung (Reaktion) in weiten Kreisen hervor. Auf politischem Gebiete bekmpfte Ablards Schler Arnold von Brescia die weltliche Macht der Kirche; er endete 1155 auf dem Scheiterhaufen (S. 83). Auf dem Gebiete des kirchlichen Lebens forderten die reformato-rischen Sekten der Katharer (davon die Bezeichnung Ketzer") am Rhein und der Waldenser in Sdfrankreich, gestiftet um 1180 von Petrus Waldus aus Lyon, die Herstellung der Zustnde der ltesten christlichen Kirche. Gegen solche Ketzerei wurde auf Betreiben des Papstes Innocenz Iii. auf der Lateransynode von 1215 die Inquisition eingesetzt, die die Herr-schaft der Kirche wiederherstellte. Die Waldenser oder, wie sie auch noch genannt wurden, die Albigenser wurden in einem furchtbaren Kriege (12091229) mit Feuer und Schwert fast ausgerottet. Die Ausbung der Inquisition wurde den Dominikanern bergeben, die auch in Deutsch-

7. Das Mittelalter - S. 155

1893 - Leipzig : Hirt
Iv. Deutsche Kaisergeschichte. Drittes Kapitel. 155 Verweltlichung des Priesterstandes, die Verdienstlichkeit der Werke, die berschtzung der Ceremonien und die Kirchenpracht, sondern die ganze uere Kirche samt Taufe, Abendmahl, Ordination, Bilder, Kirchen-gesang, selbst die Ehe. Sie wollten keine anderen Lehren anerkennen, als die nach ihrer Meinung vom heiligen Geiste, dem inneren Lichte, unmittelbar im Inneren des Menschengeistes bezeugt wrden, und gerieten trotz ihres Dringens auf Liebesthtigkeit und Kampf gegen sndliche Begierden in schwarmgeistischer Ungebnndenheit auf Verderb-liche Irrwege. Besonders in Sdfrankreich traten die Ketzervereine in groen Massen gegen die Kirche auf und gingen auf ihren gnzlichen Umsturz aus. Dominikaner und Franziskaner, Albigenser und Waldenser, Inquisition und Ketzerkreuzzug. 71. Da die Weltgeistlichen den christlichen Unterricht ver-sumten, sich meist mit der bung der ueren Kultusformen begngten und die Erziehung des Volkes zu einem christlichen Wandel vornehmlich durch drckende uere Bungen und Kirchenstrafen betrieben, so be-frderte der gewaltige Kirchenfrst Innoeen z Iii., der mit Entschiedenheit fr die Besserung der kirchlichen Zustnde wirkte, die Bil-dung einer neuen Klasse von Geistlichen, welche das Predigt- und Seelsorger-Amt mit dem Mnchsleben verband. So entstanden die Do-minikaner und Franziskaner, zwei Prediger- und Bettelmnchs- ^20 Orden, deren Glieder keinen Besitz haben, sondern nur von Almosen leben sollten, wogegen Gaben und Schenkungen nur der Orden als Ganzes besitzen durfte. Der Grnder des Franziskanerordens, Franziskus, Sohn eines reichen Kaufmanns zu Assisi in Italien, zog unter Vernachlssigung der vom Kulturleben gebotenen Leibespflege, barfu, in einer braunen Kutte mit Kapuze, einen Strick um den Leib, als Buprediger umher, pflegte von aller Welt verlassene Arme, Kranke und Ausstzige, wurde berall als ein Held der Welt- und Selbstver-leugnung vergttert und gewann eine groe Anzahl von Anhngern. Sein Leben und sterben wurde von der ungemessenen Verehrung mit einem Kreise der wunderbarsten Sagen umgeben. Eine Fraktion der Franziskaner, die sich ans Demut auch fratres minores, mindere Brder", nannten, daher der Name Minortten, trat in der Folge nicht nur gegen die Verweltlichung der Kirche, sondern auch gegen den Mibrauch der ppstlichen Gewalt auf, verfocht den Grundsatz, da die allgemeine Kirche in ihren Konzilien der dem Papste stehe, und half dadurch unbewut die Reformation" anbahnen. Der Stifter des Dominikanerordens, Dominikus de Guzman, ein spanischer Kano-nikus, zeigte wie Franziskus schon frh eine feurige Hingabe fr Lin-derung des menschlichen Elends, fhlte sich aber besonders berufen zur Ketzerbekehrung nicht durch Feuer und Schwert, sondern unter schwrmerischer Selbstverleugnung durch das belehrende Wort. Da auer der Vernachlssigung des Volksunterrichtes namentlich die Welt-

8. Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 - S. 91

1904 - Leipzig [u.a.] : Teubner
12. Zustnde im Reich und Leben des Volkes in dieser Periode. 91 erhielten, desto mehr suchten weltliche Herren ihre bte zu werden, und desto ppiger und miger verlief das Leben der Mnche. So waren schon vor den Kreuzzgen viele Klster in Verfall geraten. C. Ordensleben, a. Kongregationen. Da wurden von einzelnen Klstern aus Vereine (Kongregationen) gegrndet, die durch strenge Zucht und ernstes Leben eine Erneuerung des Mnchtnms erstrebten. Die grte Bedeutung unter diesen erlangte die Kluniazenser-Kon-gregation (von dem Kloster Clngny aus gegrndet). b. Orden. In der Zeit der Kreuzzge aber entstanden besondere Orden. Die bedeutendsten unter diesen sind fr die Kolonisation die der Zisterzienser und der Prmonstratenser, fr die Seelsorge die der Franziskaner und der Dominikaner. 1. Kolonisierende. Die beiden erstgenannten Orden trugen im Unterschied von der dunklen Tracht der brigen Mnche ein weies Ge-wand und hieen deshalb auch wohl die weien Mnche. Den Zister-ziensern gehrte der berhmte Bernhard von Clairvanx an, dem zu Ehren sie auch wohl Bernhardiner heien; der Orden der Prmou-stratenser, dessen deutscher Begrnder Erzbischof von Magdeburg wurde, half besonders die wendischen Gebiete dem Christentum und der Kultur gewinnen. 2. Bettelnde. Die Orden der Franziskaner und Dominikaner waren sogenannte Bettelorden, welche fr ihre Mitglieder apostolische Armut forderten. Der Stifter des Dominikanerordens war der Spanier Dominikus Guzman, dem zunchst die Bekehrung der Mauren in seinem Vaterlande am Herzen lag; bald erhielt sein Orden aber auch die Aufgabe, die Ketzer (Sdfrankreichs) durch Predigt und Seelsorge zur Kirche zurckzufhren. So bekam dieser Orden den Namen des Predigerordens und das Recht der Inquisition (des Ketzergerichtes). Der Stifter des Franziskanerordens war der Italiener Franziskus von Assisi, der durch das Evangelium von der Aussendung der Jnger ohne Geld und Gut getroffen, alles Eigentum aufgab und in der auer-ordentlichsten Welt- und Selbstverleugnung wie ein himmlischer Fremd-ling auf der selbstschtigen Erde" wandelte. Sein Orden erhielt das uneingeschrnkte Recht der Seelsorge und nahm auch Laienbrder, die in ihren huslichen Verhltnissen blieben, in sich auf. Die Bettelorden hatten nicht nur auf das Volk, sondern auch auf die Theologen den grten Einflu, da sie neben der Predigt und Seel-sorge auch die gelehrte Bildung pflegten. In den religisen Lehrstreitig-ketten des Mittelalters spielten sie die Hauptrolle und waren nicht selten aus Eifersucht aufeinander Gegner. Den Ppsten aber waren sie gegen widerspenstige Bischfe und Geistliche streitbare Heere. 4. Die geistlichen Ritterorden. Zum Schutze des Heiligen Landes und zur Pflege dort erkrankter Pilger wurden in Palstina drei neue

9. Realienbuch - S. 17

1907 - Danzig : Axt
17 Der hl. Franziskus und die Franziskaner (seit 1210). Der hl. Franziskus wurde zu Assisi, einem Städtchen in Mittelitalien, geboren. Sein Vater war Kaufmann. Von einer Krankheit genesen, beschloß er, sich in eine Einöde zurückzuziehen. Auf den Apenninen baute er eine Hütte, diente den Kranken und lag dem Gebete ob. Als er einst bei der hl. Messe im Evangelio die Worte hörte: „Ihr sollt weder Gold, noch Silber, nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stab tragen," so dachte er, das sei auch ihm gesagt, legte gleich seine Schuhe ab, tat alles Geld von sich und bekleidete sich mit einem groben Rocke, den er mit einem Stricke zusammenschürzte. Sein Entschluß war, in der strengsten Arinut nur von Almosen zu leben. Dabei zog er umher und predigte überall Buße. Beim Volke waren die Franziskanermönche wegen ihrer Armut und Abgeschiedenheit höchst beliebt. Mehrere Bischöfe, Kardinäle und Päpste sind aus diesem Orden hervor- gegangen. Bald nach des Stifters Tode errang der hl. Antonius von Padua, der Italien als Priester durchzog, durch die Gewalt seiner Reden überall die glänzendsten Siege über die eingerissenen Laster und Irrlehren, daß man ihn den „Hammer der Ketzer" nannte. Eine besondere Klasse der Franziskaner waren die Kapuziner. Sie trugen eine braune Kleidung, eine lange Kapuze, einen Bart und an den Füßen nur Sandalen. Der hl. Dominikus und die Dominikaner (seit 1206). Der hl. Dominikus war ein spanischer Domherr. Auf einer Reise in geistlichen Geschäften kam er einst in die Gegend von Toulouse stulus) in Frankreich. Hier fand er die Sekte der Albigenser, auch Waldenser. Gegen die Irrlehren dieser Sekte trat der hl. Dominikus mit Eifer aus. Er stiftete einen Orden von wandernden Predigern, die er zur strengsten Armut und Demut verpflichtete, der Predigerorden genannt. Vom hl. Dominikus stammt das Rosenkranzgebet her. Das Konzil zu Kostnitz. Nach dem Beispiele der Apostel versammelten sich von jeher, wenn Streitigkeiten in Glaubenssachen entstanden, die Bischöfe mit dem jedes- maligen Papste oder dessen Abgeordneten, um zu bestimmen, was als katholisch gelten solle uüd was nicht. Eine solche Versaiumlung nennt man eine Kirchenversammlung oder ein Konzil. Was in bezug auf Glaubens- und Sittenlehren von den allgemeinen Kirchenversammlungen bestimmt wird, ist für alle Katholiken verpflichtend. Auf dem Konzil zu Konstanz oder Kostnitz (1414) sollte über die Irrlehre des Johann Huß verhandelt, eine Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern herbeigeführt und zugleich ein neuer Papst gewählt werden. Die drei Bischöfe, welche durch Uneinigkeit bei der Wahl die Papstwürde erhalten hatten, legten diese Würde nieder, worauf ein neuer Papst, Martin V., gewählt wurde. Als dieses Konzil 1418 beendigt war und auseinander ging, ritt der Papst in einem kostbaren Meßgewande auf einem reich geschirrten, milchweißen Pferde, welches der Kaiser selbst am Zügel führte. Vier- Fürsten hielten die Spitzen der scharlachenen Decke, mit welcher sein Pferd geschmückt war, und vier Grafen trugen den Baldachin, unter welchem der Papst ritt. Johann Huß und der Hussitenkrieg. Huß, ein Professor zu Prag, hatte die Irrlehren eines englischen Pfarrers, Johanü Wiklef, angenommen und öffentlich ver- breitet. Deshalb sollte er sich auf dem Konzil verantworten. Das Konzil erklärte seine Lehren für ketzerisch und forderte ihn wiederholt zum Widerrufe derselben auf. Huß widerrief nicht. Da wurde das Urteil gesprochen, daß er ein Erzketzer sei. Als solcher wurde er der Priesterwürde entsetzt und dem weltlichen Gerichte mit der gewöhnlichen Bitte übergeben, ihn nicht zu töten, sondern in beständigem Gewahrsam zu halten. Nach den damaligen strengen weltlichen Gesetzen wurden indes diejenigen, welche sich gegen die von Gott gestiftete Kirche durch Irrlehren auflehnten und diese hartnäckig verbreiteten, auch als Verbrecher gegen die bürgerliche Ordnung und gegen den Staat selbst betrachtet und mit dem Feuertodc bestraft. Huß wurde nun, da er selbst auf dem Scheiterhaufen nicht widerrufen wollte, verbrannt (1115) und seine Asche in den Rhein geworfen. Im folgenden Jahre erlitt auch sein Freund und Schüler, Hieronymus von Prag, in Konstanz den Feuertod. Diese Hinrichtungen pflegt man der Kirche zur Last zu legen, jedoch mit Unrecht; denn die katholische Kirche verlangt nicht den Tod des sogenannten Ketzers, sondern seine Bekehrung. Die Anhänger des Huß, Hussiten genannt, kündigten darauf nicht nur der geistlichen, sondern auch der weltlichen Obrigkeit den Gehorsam auf; sie wählten den wilden Ziska zu ihrem Anführer und unternahmen von Prag aus den blutigen Hussitenkrieg, welcher 16 Jahre wütete. 18. Me Kirchentrennung. (Reformation.) Bau der St. Pcterskirche. Der Papst Leo X. wollte den unter seinem Vor- gänger begonnenen Bau der zu Ehren des Apostelfürsten Petrus errichteten St Peters- Krüger, Realicnbuch. Ausgabe für kathol. Schulen. 2

10. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 196

1846 - Breslau : Graß, Barth
196 Waldenser. Inquisition. wandeln. Viele folgten seinem Beispiele; Männer und Frauen, Un- gelehrte und vor der Welt Verachtete zogen in den Dörfern umher, predigten in den Hausern, auf den Straßen, in den Kirchen, ermahn- ten, arm zu werden, wie sie waren, und in ihrer Armuth den Schätzen des Himmelreichs nachzujagen. Ihr ungestümes Verfahren drohte aller- dings, alle weltliche Ordnung, ohne welche es keinen dauernden Frieden giebt, zu zerstören; darum griffen auch die Geistlichen ein und unter- sagten das Predigen, wie die Auslegung der heiligen Schrift überhaupt. Statt aber den Waldensern, denn so nannte man die Anhänger des Petrus Waldus, Recht zu geben, wo sie Recht hatten, statt die Lehr- meinungen des Petrus Waldus zu untersuchen, anstatt selbst, wie es wol billig gewesen wäre, dem Prunke zu entsagen und zur Einfach- heit der Apostel zurückzukehren, ließen die Geistlichen nur strenge Verbote ausgehen, fügten, als diese nichts halfen, Drohungen hinzu, stießen dann die Waldenser aus der Kirchengemeinschaft und verfolgten sie. Demungeachtet breiteten sich diese im südlichen Frankreich, ja bis über die Pyrenäen nach Spanien hin, und im nördlichen Italien, be- sonders im Mailändischen weiter aus. Das Verlangen des Volks, die Bibel zu lesen, wurde immer dringender, immer allgemeiner. Eben deshalb wurden aber auch die Kraftanstrengungen der Geistlichkeit aufs Höchste gesteigert. Die Waldenser, Albigenser und alle andern, welche von der feststehenden Lehre der katholischen Kirche abwichen, wurden als Ketzer betrachtet und zur Ausrottung derselben hielten Priester und Mönche kein Mittel für zu schlecht. Fand man einen Ketzer, so wurde sein Haus niedergerissen; zeigte er Reue und versprach er, der Ketzerei zu entsagen, so wurde er an einen Ort versetzt, in welchem nur recht- gläubige Christen wohnten; konnte er bloß durch Zwang bewogen wer- den, sein Unrecht einzugeftehen, so hielt man ihn in sicherer Haft; dul- dete ein Gutsherr auf seinem Grund und Boden Ketzer, so sollte Hab und Gut desselben eingezogen werden. Da auch dieses geschärfte Ver- fahren noch nicht genügend erschien, so kam man auf ein anderes gleich furchtbares Mittel, die Inquisition. In den Ländern, die der Ketze- rei verdächtig waren, sollten an jedem Orte der Pfarrer und etwa zwei oder drei angesehene Glieder aus der Gemeinde zusammentreten und allen Ketzern nachzuspüren. Zu diesem Zwecke sollten sie das Recht haben, in jedes Haus zu jeder Zeit einzudringen und zu allem befugt sein, was zur Ausrottung der Ketzerei ihnen zweckmäßig erschien. In der Folge wurden die Jnquisi'tionsgerichte einem neu gestifteten Mönchs- orden, den Dominikanern, übergeben, die fühllos und ohne alle Scho- nung verfuhren. Die Ketzerrichter nahmen jede Anklage an und luden den Verklagten vor sich, ohne ihm den Namen seines heimlichen An-

11. Grundriß der Geschichte - S. 127

1886 - Breslau : Hirt
Xii. Kulturzustnde im Mittelalter. Erstes Kapitel. 127 der Kirche berhand: ausschweifende Verehrung der Heiligen und Reliquien und ihrer Wunder, eintrglicher, oft betrgerischer Handel mit Reliquien, unwrdige Feste, wie das Narren- und Eselssest, berladung der Kirche mit Reichtum und Pracht, berschtzung der Cere-nwnien, Verdienstlichkeit der sogenannten guten Werke und Verwelt-lichung des Priesterstandes. Gegen solche Abweichung der Kirche von apostolischer Einfachheit und evangelisch-christlicher Freiheit erhoben sich erst Einzelne, dann ganze sogenannte Ketzersekten, welche soweit gingen, da sie die bestehende Kirche und ihre Verfassung, sogar eine uere Kirche berhaupt und ihre Einrichtungen verwarfen. Nur dem imtern Lichte" folgend, gerieten sie in schwarmgeistischer Ungebunden-heit auf verderbliche Irrwege. Da die Weltgeistlichen den christlichen Unterricht versumten und die Bolkserziehung vornehmlich nur durch Kirchenbuen betrieben, so entstanden, von Jnnoeenz Iii. gefrdert, die Dominikaner und um 1220. Franziskaner, zwei Prediger- und Bcttelmnchsord-n, die das Pre-diger- und Seelsorgeramt den und nur von Ulmosen leben zollten. Der Grnder des Franziskanerordens, Franziskus, Sohn eines reichen Kaufmanns zu Assisi, zog als Buprediger umher, pflegte die von aller Welt verlassenen Elenden und wurde als ein Held der oelt~ und Selbstverleugnung vergttert. Der Stifter des Dominikaner-Ordens, Dominikus de Guzmann, ergab sich ebenfalls der Armut Und der strengsten Askese und fhlte sich besonders berufen zur Ketzerbekehrung durch das belehrende Wort. Der Dominikanerorden erlangte den Ruf theologischer Gelehrsamkeit; er wurde aber bald ein entsetzliches und verhates Zerrbild der milden Bekehrungsbestrebungen seines Stifters. Der Papst bertrug ihm die Jnquisitions- und um 1230. Ketzergerichte, welche Ketzer aufsprten zu denen auch die ge-horten, welche eine Bibelbersetzung lasen . sie mit Buen belegten oder als unverbesserlich dem Feuertode berlieferten, ^ie Ketzerver-folgungen (durch den ftnstern Ketzer meist er Konrad von Marburg) konnten in Deutschland nur kurze Zeit aufkommen. sie wteten aber besonders gegen die von der Kirche abgefallenen Albigenser, welche unter dem Schutze des Grasen Raimond von Toulouse in und um Albi in Sdfrankreich ihr Wesen trieben. Ein greuelvoller Kreuzzug unter beutelsternen Fhrern mordete und plnderte in dem schnen Lande, konnte aber das kirchenfeindliche Sektenwefen nicht vernichten. %oti dieser Verfolgung wurden auch die Waidenser, ,.die Annen von Lyon" betroffen, welche an der Hand der Schrift apostolische Lehre und die Einfalt apostolischen Lebens mit unerschtterter Glaubenstreue und ernstsittlichem Wandel erstrebten. Ihr Stifter. Petrus Waldus. ein reicher Kaufmann in Lyon, opferte bekehrt um it.", seine Habe den Armen und verbreitete durch ausgesandte Laienprediger bq Evangelium in der Landessprache. Die Waldenser mehrten sich

12. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart mit Einschluß der wichtigsten Kapitel aus der allgemeinen Weltgeschichte und mit Belehrungen aus der Staatskunde - S. 67

1910 - Leipzig : Voigtländer
48. Hfisches Leben und Rittertum. 67 gegen die Waldenser und Albigenser, religise Sekten in Sdfrank- kazge reich; so wurden die Stedinger an der unteren Weser als Ketzer durch einen Kreuzzug des Erzbischofs von Bremen vernichtet. Gegen heim-liche Ketzer gebrauchte man die Inquisition, ein Glaubensgericht, Jnqumon das zur Aufsuchung und Bestrafung der Irrglubigen eingesetzt wurde. Die Inquisition kam besonders in Spanien und Portugal zur An-Wendung. In Deutschland konnte sie nicht festen Fu fassen; Kon-rad von Marburg, der Beichtvater der heiligen Elisabeth, wurde zwar vom Papste Lum Inquisitor von Deutschland ernannt, aber bald in der Nhe seiner Vaterstadt erschlagen. 2. Begrndung neuer Mnchsorden. Eine krftige Fr-derung fand die ppstliche Macht durch zahlreiche neue Mnchsorden. Mnchs-Von den allmhlich erschlafften Benediktinern schieden sich zuerst die orben Kluniazenser (36,3) durch eine strengere Ordensregel ab. In den Waldtlern von Burgund gaben sich die Cisterzienser strenger Einfachheit und fleiigem Landbau hin. Die grte Bedeutung aber gewannen die unter Innocenz Iii. entstandenen Bettelorden der Fr an- Bettelorden ziskaner (von dem Italiener Franz von Assisi begrndet) und der Dominikaner (von dem Spanier Dominikus gestiftet), die von milden Gaben lebten und sich der Seelsorge, Predigt und Wissenschaft widmeten. Alle diese Orden grndeten zahlreiche Klster und wur-den gleichsam das Kriegsheer der Ppste; den Dominikanern insbe-sondere wurde die Ausbung der Inquisition anvertraut. 48. Hfisches Leben und Rittertum. 1. Hfisches Leben. Das Leben am Kaiserhofe wurde Ka?/rhf immer glnzender; die grte Pracht entfaltete sich am Hofe der Hohenstaufen. An festlichen Tagen erschienen Tausende von Gsten; bei den glnzenden Reichstagen, die Friedrich I. 1184 und Friedrich Ii. 1235 zu Mainz abhielten, konnte die Stadt die Menge der Geladenen nicht fassen, so da viele vor den Toren ihr Lager aufschlagen muten. Die Hfe der Fürsten wurden Abbilder des Kaiserhofes. Erz- Frstenhfe bischfe und Bischfe lebten ganz wie Herzge und Grafen; sie ver-sahen nicht nur ihr geistliches Amt, sondern ritten auch bewaffnet zu Jagd und Krieg hinaus. 2. Tas Rittertum. Der Reiterdienst galt seit den Tagen Nntte"-König Heinrichs I. fr ehrenvoller als der Kriegsdienst zu Fu, weil standes nur die Vermgenden zu Ro in den Streit ziehen konnten. Die Be-rittenen bildeten nunmehr den Kern der Heere und bald einen be- 5*

13. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 88

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
88 Die deutsche Katscrzeit 919 — 1250. klassischem Boden zur Seite, während die V e n e t i a n e r weite Festlandstrecken und Inseln, drei Achtel des Reiches, besetzten. Diese ernteten die eigentlichen Vorteile des Kreuzzuges; sie wurden die Herren des Levantehandels. Das lateinische Kaisertum dagegen bestand nur bis 1261, wo es von den Griechen gestürzt wurde. Minder. ©m Ausfluß der starken religiösen Erregung der Zeit war auch der Kinderkreuzzug, der von einem südfranzösischen Hirtenknaben angeführt wurde und schon in Marseille und anderen Häfen damit endete, daß zahllose Kinder umkamen oder in die Hand von Sklavenhändlern fielen. Wie Innocenz Iii. die allmählich erlöschende Kreuzzugsbegeisterung von neuem zu entfachen suchte, so war er auch bestrebt, die sich in manchen Kreisen regenden Zweifel an der Wahrheit der kirchlichen Lehre Inquisition, mit Feuer und Schwert auszurotten. Er ist der Begründer der Inquisition zur Vernichtung der Ketzer (Katharer, d. h. die Reinen). Albigenser- Sr hat den furchtbaren A l b i g e n s e r k r i e g ins Leben gerufen, einen Kreuzzug gegen die nach der Stadt Albi benannten Albigenser und die von dem Lyoner Kaufmann Petrus Waldus begründeten Waldenser, welche beide ein apostolisch reines, in Armut und strenger Äskese geführtes Leben anstrebten. Zwanzig Jahre lang hat dieser Krieg Südfrankreich verheert; eines seiner Ergebnisse war eine bedeutende Machterweiterung der französischen Krone. Unter Innocenz sind auch, jedoch ohne seine Veranlassung, die beiden Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner entstanden und von Franziskaner, seinem Nachfolger Honorius Iii. bestätigt worden. Franzvonassisi (in Umbrien), eine der liebenswertesten Gestalten des Mittelalters, war ein Kaufmannssohn; nach einer leichtsinnigen Jugend verzichtete er auf Hab und Gut, widmete sich der Kranken- und Armenpflege und stiftete einen Orden (fratres minores, Minoriten), dessen Regel deshalb viel strenger war als die der übrigen Orden, weil der Verzicht auf irdischen Besitz nicht nur dem einzelnen Mönch, sondern dem Orden selbst vor-Dominikaner. geschrieben wurde. In derselben Zeit stiftete der Spanier Dominikus den Dominikanerorden, der ebenfalls das Gelübde der Armut streng durchführte und seine Hauptaufgabe in der volkstümlichen Predigt (daher fratres praedieatores, Predigermönche), in Beichthören und in der Bekämpfung der Ketzerei fand, weshalb er später besonders in der In-Augustiner, quisition tätig war. Beiden Orden trat bald der der Augustiner-e r e m i t e n zur Seite, in dem später Luther den Frieden der Seele

14. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 74

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
74 Die deutsche Kaiserzeit 919—1250, iqtdnifcsc 6ründeten ein lateinisches Kaisertum, das dem Grafen Balduin Kaisertum, von Flandern übertragen wurde; ihm trat ein Königreich Thessa-lonich, ein Herzogtum Athen, ein Fürstentum Achaja und viele Grafschaften und Baronien abendländischer Ritter auf klassischem Boden zur Seite, während die Venetianer weite Festlandstrecken und Inseln, drei Achtel des Reiches, besetzten. Das lateinische Kaisertum bestand bis 1261, wo es von den Griechen gestürzt wurde; aber die Reste der lateinischen Herrschaft im Orient sind erst von den Osmanen vernichtet worden. Kinder- (Ejn Ausfluß der starken religiösen Erregung der Zeit war reuzzug. au(^ j)er Kinderkreuzzug, der von einem südfranzösischen Hirtenknaben angeführt wurde und schon in Marseille und anderen Häfen damit endete, daß zahllose Kinder umkamen oder in die Hand von Sklavenhändlern fielen. Wie Innocenz Tii. die allmählich erlöschende Kreuzzugsbegeisterung von neuem zu entfachen suchte, so war er auch bestrebt, die sich in manchen Kreisen regenden Zweifel an der Wahrheit der kirchlichen Lehre mit Feuer und Schwert auszurotten. Er ist der Be-Jnquisition. gründer der Inquisition zur Vernichtung der Ketzer (Katharer, Albigenser- d. h. die Reinen). Er hat den furchtbaren Albigenserkrieg ins ncs' Leben gerufen, einen Kreuzzug gegen die nach der Stadt Albi benannten Albigenser und die von dem Lyoner Kaufmann Petrus Waldus begründeten Waldenser, welche beide ein apostolisch reines, in Armut und strenger Askese geführtes Leben anstrebten. Zwanzig Jahre lang hat dieser Krieg Südfrankreich verheert; eines seiner Ergebnisse war eine bedeutende Machterweiterung der französischen Krone. Unter Innocenz sind auch, jedoch ohne seine Veranlassung, die beiden Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner entstanden und von seinem Nachfolger Honorius Iii. bestätigt worden. Franziskaner. Franz von Assisi (in Umbrien), eine der liebenswertesten Gestalten des Mittelalters, war ein Kaufmannssohn; nach einer leichtsinnigen Jugend verzichtete er auf Hab und Gut, widmete sich der Kranken-und Armenpflege und stiftete einen Orden (fratres minores, Mino-riten), dessen Regel deshalb viel strenger war als die der übrigen Orden, weil der Verzicht auf irdischen Besitz nicht nur dem einzelnen Mönch, sondern dem Orden selbst vorgeschrieben wurde. In Dominikaner, derselben Zeit stiftete der Spanier Dominikus den Dominikanerorden, der ebenfalls das Gelübde der Armut streng durchführte und seine Hauptaufgabe in der volkstümlichen Predigt (daher fratres praedicatores, Predigermönche) und in der Bekämpfung der Ketzerei fand, weshalb er später besonders in der Inquisition thätig war. Augustiner. Beiden Orden trat bald der der Augustiner er emiten zur Seite, in dem später Luther den Frieden der Seele suchte. Die Bedeu-

15. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 201

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 27. § 149. Die Waldenser. 201 St. Vicior zu Paris Lehrer war) eine christliche Wissenschaft zu gründen. Alle diese verschiedenen Richtungen gingen im Anfang des 13. Jahrhunderts von Frankreich aus und fanden in Deutschland Eingang, wo die evangelischen Predigten des Mönchs Berthold viele tausende von Hörern fanden; auch die Predigten Johann Taulers und die Schriften Heinrich Susos, zweier tiefsinniger Mystiker, waren von Einfluß. Doch erhielt die scholastische, durch die einseitige Herrschaft des Begriffs allmählich vom lebendigen glauben ablenkende Richtung eine größere Verbreitung. Einen ' tiefgreifenden Einfluß auf die scholastische Theologie hatten der Dominikaner Thomas v. Aguino und der Franziskaner Duns Scotus und ihre Anhänger, die Thomisten und Scotisten. In der Kirche selbst trat die Einfachheit des Evangeliums mehr und mehr in Hintergrund, und der Wandel im Geiste zeigte sich immer seltener. Obgleich manche Päpste und Bischöfe den angerissenen Miß-bräuchen in der Kirche und im geistlichen Stande durch kräftige Maßregeln zu steuern suchten, so war doch die Lehre des Evangeliums durch mannigfache Mißbräuche (insbesondere durch eine bis zum Übermaß gesteigerte Verehrung der Heiligen und Reliquien) mehr und mehr getrübt worden, der Gottesdienst zu einem toten Werk herabgesunken und das innere Glaubensleben und die christliche Sittenzucht durch das verweltlichte Leben eines großen Teiles der Geistlichkeit in großen Verfall geraten. Verwilderung mancher Bischöfe im Kriegsleben, Raub und Mord, Rechtlosigkeit, Fehden, Vergewaltigung, Unzucht in Folge des Cölibats war allgemein. Eine streng gegenkirchliche Richtung nahm die Lehre des Arnold von Brescia, der das Papsttum abschaffen und den Kirchenstaat in eine weltliche Republik verwandeln wollte, indem er zugleich aus Einfachheit der Sitten drang und dem Papste wie jedem Geistlichen alles Eigentumsrecht und jedweden Anspruch auf Einfluß in weltlichen Dingen absprach. Sein Versuch scheiterte; Friedrich Barbarossa, der in ihm nur den Rebellen sah, lieferte ihn dem Papst Hadrian Iv aus, der ihn verbrennen ließ. (118.) In mancher Beziehung mit ihm übereinstimmend strebten die Waldenser in einer Zeit, wo das tiefere christliche Glaubensleben und der evangelische Wandel im Geist durch die Gleichstellung menschlicher Satzungen mit den Forderungen des göttlichen Worts und durch das sittenlose und verweltlichte Leben eines Teils der Geistlichkeit immer mehr in Abnahme kam,,, auf ein reines Apostelchristentum zurückzugehen; sie legten durch ihre Übereinstimmung mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis und durch einen streng sittlichen Wandel ein ernstes Zeugnis gegen die in der Kirche überhand nehmende Verweltlichung ab. Der Gründer dieser Sekte war Petrus Waldus (Pierre de Vaud), ein reicher Kaufmann zu Lyon, der im Jahr 1180 sein Vermögen den Armen überließ und das Evangelium in der romanischen Landessprache verkündigte. Nachdem, er mit seinen Anhängern auf dem Konzil zuverona ll83 exkommuniziert war, schieden die Waldenser förmlich aus der Kirche aus, von der sie fortan als Ketzer bezeichnet und verfolgt wurden. Etwa um dieselbe Zeit trat im südwestlichen Frankreich die kirchliche Sekte der Albigenser auf (benannt nach der Stadt Albt)), deren Irrlehren durch die Jnquisitionsgerichte der Dominikaner und später durch einen Kreuzzug, welchen Papst Innocenz Iii gegen sie predigte, bekämpft und nach schrecklichen (den sog. Albigenser-) Kriegen völlig

16. Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 30

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
30 Die deutsche Kaiserzeit. 9191250. rung x) von neuem zu entfachen suchte, so war er auch bestrebt, die sich in manchen Kreisen regenden Zweifel an der Wahrheit der kirchlichen Lehre mit Feuer und Schwert auszurotten. Er ist der Begrnder der Inquisition Inquisition zur Vernichtung der Ketzer (Katharer, d. h. die Reinen)^) Unter Innocenz sind auch, jedoch ohne seine Veranlassung, die beiden Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner ent-Franziskaner standen und von seinem Nachfolger besttigt worden. Franz von Assisi (in Umbrien), eine der liebenswertesten Gestalten des Mittelalters, war ein Kaufmannssohn; nach einer leichtsinnigen Jugend verzichtete er auf Hab und Gut, widmete sich der Kranken- und Armen-pflege und stiftete einen Orden (fratres minores, Minoriten), dessen Regel deshalb viel strenger war als die der brigen Orden, weil der Verzicht auf irdischen Besitz nicht nur dem einzelnen Mnch, sondern dem Orden selbst vorgeschrieben wurde. In derselben Zeit grndete der Dominikaner Spanier Dominikus den Dominikanerorden, der ebenfalls das Ge-lbde der Armut streng durchfhrte und seine Hauptaufgabe in der volkstmlichen Predigt (daher fratres praedicatores, Predigermnche) und in der Bekmpfung der Ketzerei fand, weshalb er spter besonders in der Inquisition ttig war. Beiden Orden trat bald der der Augustiner A u g u st i n e r e r e In i t e n zur Seite, in dem spter Luther den Frieden der Seele suchte. Die Bedeutung der Bettelorden 3) besteht darin, da durch sie die Predigt eine groe Bedeutung im Gottesdienst gewonnen hat, und da sie, wie sie sich denn mitten ins Volksleben stellten, mit groem Erfolge bestrebt waren, die Massen fr die kirchlichen Ideen zu gewinnen; sie waren es auch, die sich besonders der Wissenschaft zuwandten, und auf den Universitten, die in den nchsten Jahrhunderten entstanden, bekleideten Bettelmnche die Mehrzahl der Professuren. 1) Eine traurige Verirrung war der Kinderkreuzzug (1212), der von einem sdfranzsischen Hirtenknaben angefhrt wurde und schon in Marseille und anderen Hfen damit endete, da zahllose Kinder umkamen oder in die Hand von Sklavenhndlern fielen. *2) Der furchtbare Albigenferkrieg, der zwanzig Jahre lang Sdfrankreich verheert hat, war ein Kreuzzug gegen die nach der Stadt Albi benannten Albigenser und die von dem Lyoner Kaufmann Petrus Waldus begrndeten Waldenser, welche beide ein apostolisch reines, in Armut und ftrenger Askese gefhrtes Leben anstrebten. 3) Die Geschichte der Mnchsorden knpft sich an die Namen 1. der Benediktiner, gegrndet 529 von Benedikt von Nursia, 2. der Kluniazenser (Cluni, 10. Jahrh.), 3. der Cisterzienser und Kartuser Citeaux und Char-treuse, um 1100), 4. der Bettelmnche (13. Jahrh.), 5. der Jesuiten (16. Jahrh.).

17. Geschichtliches Lesebuch - S. 77

1909 - Hamburg : Boysen
— 77 — orden. Auch er war ein strenger Asket. Ganze Nächte brachte er in der Kirche zu und schlief, wenn ihn der Schlaf übermannte, auf den harten Steinen des Altars. Auch er starb auf dem Boden liegend, mit Asche bedeckt, in einem härenen Gewände, mit einer eisernen Kette umgürtet. Aber während uns Franziskus an ein flammendes Herz erinnert, das sich im Dienste einer schwärmerischen Liebe selbst verzehrt, spricht aus den Zügen des Dominikus die herbe Strenge des Glaubensrichters. Auf wiederholten Reisen durch das südliche Frankreich fiel ihm schwer das Umsichgreifen der Ketzerei auf das Herz, und er bemühte sich, die Abgefallenen wieder zur Kirche zurückzuführen, io Jahre lang arbeitete er unverdrossen als Reiseprediger und Ketzerbekehrer im südlichen Frankreich. Als darauf Simon von Montfort mit Kriegsmacht gegen die Albigenser, eine Ketzergemeinschaft ebenda, zu Felde zog, schloß sich Dominikus dem Heere als Prediger an. Als Lohn für seine Dienste um die Kirche wurde auch ihm die Ehre zu teil, einen Orden stiften zu dürfen. So entstand der Dominikanerorden. Armut, Fasten, Stillschweigen wurden in der neuen Regel besonders betont. Kurz vor seinem Tode belegte Dominikus denjenigen mit seinem Fluche, der es wagen würde, dem Orden Einkünfte und Güter zu verschaffen. Auch die Dominikaner sollten ihren Lebensunterhalt erbetteln. Die Hauptaufgabe des Ordens sollte sein, theologische Erkenntnis zu verbreiten und über die Rechtgläubigkeit der Christenheit zu wachen. Daher wurden die Dominikaner auch die eifrigsten Förderer und Träger der Inquisition. (Konrad von Marburg.) Mit Hilfe der Bettelorden hat sich die Kirche im 13. Jahrhundert auf der Höhe ihrer Herrschaft erhalten. Die Franziskaner stiegen hinab zu den kleinen Leuten; sie hatten ein Auge für die Leiden der Armen, für die Klagen der Armen ein Ohr. Sie lebten mit dem Volke, sie predigten ihm in seiner Sprache und brachten ihm verständlichen Trost. So kettete die Kirche durch die Franziskaner die Gemüter ihrer Gläubigen fester an sich. Und zugleich gelang es ihr, durch die Dominikaner eine Zeitlang der ketzerischen Bewegungen Herr zu werden, welche sich überall zeigten. Mit Zorneseifer griffen die Dominikaner die ketzerischen Vereine des 13. Jahrhunderts an und überwanden sie. Daher wurden die Bettelorden von den Päpsten aufs reichste mit Vorrechten ausgestattet. Aber rasch verweltlichten auch sie, und am Ausgange des Mittelalters galten die Bettelmönche durchweg als roh, unwissend, abergläubisch und träge. (Nach Freytag, Hagenbach, Harnack, Sybel.)

18. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 122

1894 - Paderborn : Schöningh
/ — 122 — Knaben annehmen, um sie für den Eintritt ins Kloster zu erziehen. Viele Eltern übergaben ihm aber auch solche Knaben zur Erziehung, welche nicht für das Kloster bestimmt waren, und so wurden die Benediktinerklöfter zugleich auch Unterrichts- und Erziehungsanstalten. Die in das Kloster Eintretenden (Novizen), welche eine Probezeit (Noviziat) durchzumachen hatten, mußten bei der Aufnahme versprechen, im Kloster zu bleiben, auf jedes Eigentum zu verzichten, die Keuschheit zu bewahren und den Obern unbedingten Gehorsam zu leisten.7 Der Benediktinerorden verbreitete sich über die ganze Erde; aus ihm gingen 24 Päpste und über 50000 Heilige hervor. b) Die geistlicken Äitteronlen entstanden zur Zeit der Kreuzzüge. Siehe oben S. 107 f. c) Die Franziskaner. Der Franziskanerorden wurde vom hl. Franziskus von Assissi im Jahre 1212 gestiftet. Franziskus war der Sohn eines reichen Kaufmanns in Unteritalien? Aus Liebe zu Gott verzichtete er mit Freuden aus sein bedeutendes Vermögen und nannte nur ein kleines Kirchlein, das er wieder herstellte, sein Eigentum (portiuncula). Mit eindringlichen Worten predigte er Buße, und zahlreiche Bekehrungen fanden statt. Er gewann viele Genossen und durchpilgerte mit ihnen, Buße predigend, das Land. Die wirkungsvollste Predigt war die Armut und Selbstentäußerung dieser Mönche. Hatte der Benediktinerorden auch seinen Mitgliedern die Armut zur Pflicht gemacht, so durften doch die Klöster als solche Reichtümer besitzen. Auch dieses gestattete Franziskus in seinem Orden nicht. Die Mönche sollten sich aller irdischen Güter entäußern und nur von den täglichen Almosen der Gläubigen leben;9 auch die Klöster durften keinerlei Güter besitzen, und was sie von den Almosen zum eigenen Unterhalt nicht brauchten, sollte an Arme verteilt werden.10 Nicht lange nach dem Tode des von Papst Gregor Ix. heilig gesprochenen Stifters zählte der Orden schon bei 8000 Klöster mit 200000 Mitgliedern.11 d) Die Dominikaner. Während der Franziskanerorden namentlich das Feuer W christlichen Liebe im Volke pflegen sollte, hatte der Dominikanerorden die lindere Aufgabe, das Licht des Glaubens zu verbreiten und den Jrrleh^ er^D^Mutreten, von denen die Kirche damals in Deutschland, Frankreich, England, Italien und Spanien verheert wurde. Dominikus," der Stifter des Owtts, durchzog predigend diese Gegenden. Um die mächtige Hilfe der von ihm hochverehrten Gottesmutter zu gewinnen, führte er das Rosenkranzgebet ein. Gott segnete das Werk des Dominikaner- oder Predigerordens mit reichem Erfolg: Taufende wurden wieder zur Kirche zurückgeführt. Auch dieser Orden verbreitete sich bald über die ganze Christenheit.1^ e) Die lefuiten. Viel später als die genannten entstand der Jesuitenorden oder der Orden der Gesellschaft Jesu. Derselbe wurde von einem

19. Das Mittelalter - S. 168

1881 - Paderborn : Schöningh
— 168 -~ 1208 von dem gottbegeisterten Franz von Assisi gegründeten Franziskaner- oder Minoritenorden die Bestätigung. Beide Orden setzten sich zum Zwecke durch Predigt, Religionsunterricht und Anleitung zu einem bussfertigen Leben besonders auf das niedere Volk zu wirken. Der Dominikanerorden fand bald ein ergiebiges Feld seiner Thätigkeit in den Kriegen gegen die Waldenser und Albigenser. Die Sekte der Waldenser, von Petrus Waldus (Valdes) 1170 zu Lyon gestiftet, wandte ihre Angriffe vorzugsweise gegen den äussern Besitzstand der Kirche, während die Albigenser (nach der Stadt Albi, ihrem Hauptsitze, benannt) jeden äussern Gottesdienst und die ganze äusserliche Erscheinung der Kirche verwarfen und durch ihre Verachtung göttlicher und menschlicher Gesetze für Staat und Kirche gefährlich waren. Innocenz beauftragte daher den Cistercienser- und den Dominikanerorden, durch Ermahnungen, Religionsgespräche und nötigenfalls durch Strafen zur Ausrottung der Ketzerei zu wirken. Da alle friedlichen Mittel bei den vom Grafen Raimund Vi. von Toulouse kräftig unterstützten Ketzern sich als unwirksam erwiesen, so wurde auf Betrieb des Papstes ein Kreuzzug gegen sie gepredigt, und der französische König Philipp August schickte ein Kreuzheer unter Anführung des thatkräftigen, aber habsüchtigen Grafen Simon von Montfort gegen sie. Aber erst nach einem zwanzigjährigen, überaus greuelvollen Kriege (1209—29), welcher das ehemals blühende Land, den Sitz der Troubadourpoesie, auf viele Jahre hin verwüstete, wurde die Irrlehre unterdrückt. Auf dem 4. Lateranconcil zu Born 1215 erhielt Graf Raimund seine Besitzungen in der Provence zurück, musste aber auf seine übrigen Güter verzichten. Freilich eroberte er den grössten Teil derselben wieder, aber sein Sohn Raimund Vii. büsste im Kriege gegen Ludwig Viii. und Ix. das Gewonnene wieder ein und musste in einem Frieden 1229 seine Besitzungen zum grössten Teil an die Krone Frankreich und die Kirche abtreten. Um die Irrlehre für immer auszurotten, gründete Gregor Ix. 1229 zu Toulouse und an anderen Orten Inquisitionstribunale, deren Beisitzer hauptsächlich dem Dominikanerorden angehörten. Diese zogen die der Ketzerei Bezichtigten zur Untersuchung und überlieferten die als schuldig Befundenen dem Arme der weltlichen Gerechtigkeit. Namentlich seit im J. 1252 den weltlichen Richtern die Anwendung der Folter zur Erpressung von Aussagen gestattet war, trieben bei den Anklagen auch Habsucht und andere unlautere Beweggründe ihr Spiel. Die Inquisition bestand, von der Staatsregierung unterstützt, in Frankreich bis 1772.

20. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Jahre 1648 - S. 65

1902 - Leipzig : Voigtländer
27. Heinrich Vi., Philipp von Schwaben und Otto Iv. Innocenz Iii. Bettelorden. 65 Sohnes auf Sizilien zu verzichten, ward er als Pfaffenknig" in Mainz gekrnt. Als Otto sich mit seinem Oheim Johann ohne Land von England verbndete, trat Friedrich auf Seite des mit Johann verfeindeten Philipp August von Frankreich. Dieser blieb (1214) in der Schlacht bei Bonvines in Flandern siegreich; dadurch verlor Otto allen Einflu in Deutschland, und Friedrich ward 1215 in Aachen (nochmals) gekrnt. 3* Jnnoeenz Iii. Die Bettelorden. Unter Innocenz Iii. Hhepunkt 11981216, erlangte das Papsttum die grte Mach tslle.^/^^ Auf den beiden ersten Hochschulen der damaligen Zeit, in Paris unter (Theologie) und Bologna (Rechtswissenschaft) vorgebildet, nahm^^is' Innocenz Gregors Vii. Plne wieder auf; die ppstliche Gewalt verglich er der Sonne, die knigliche dem Monde; beide Schwerter seien von Gott dem Papste verliehen, und dieser berlasse das weltliche dem Könige. England mit dem Interdikt belegt , Portugal, 2ira- @tejge in gouieu und Ungarn erkannten die Lehnshoheit des Papstes an: die Europa Theokratie war also wenigstens zum Teil verwirklicht. Um sie vllig durchzufhren, suchte Innocenz die gegen die Verweltlichung der Kirche eifernden Ketzer (= die Reinen, Katharer) auf jede Weise zu Ketzer unterdrcken; er veranlate den sog. Kreuzzug gegen diealbigenser und Waldenser in Sdfrankreich*) und ordnete auf dem Lateran- Lateran-konzile 1215, das der Ausdruck des hierarchischen Absolutismus war, ton3it 1215 die allgemeine Durchfhrung der Inquisition an, eines Glaubens- snqutfttto gerichtes zur Bestrasuug der Ketzer. Wie der Papst als Stellvertreter Gottes (vicarius dei) der allen Priestern, so sollten diese der allen Laien stehen, denen der Kelch beim Abendmahl entzogen ward und die Pflicht der Beichte oblag. Eine feste Sttze seiner Macht und gewissermaen ein stehendes Heer im Kampfe gegen die Staufer ge-wann das Papsttum in den neugegrndeten Bettelorden der Franziskaner der edle Franz von Assisi (in Umbrien) machte^att^anet die Armut dem Orden selbst zur Pflicht und der nach ihrem Vor-Dominikaner bilde vom Spanier Dominikus gestifteten Dominikaner. Beide wirkten, einheitlich organisiert (der General" hatte in Rom seinen Sitz), besonders durch volkstmliche Predigt und Seelsorge in *) Seitdem ist dies Sitz der religisen Opposition geblieben, zur Zeit der Troubadours wie während der Hugenottenkmpfe. Noch jetzt ist der Protestantismus vor allem im Sden Frankreichs verbreitet. Grundri der Geschichte. Iv. 5