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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 135

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Heinrichs Kamps um die Krone. 135 schen Großen erreicht: Deutschland war ein förmliches Wahlreich, die regierende Familie besaß kein Anrecht mehr auf die Krone. Dagegen setzte sich nun Heinrich mit aller Macht, und diese war so gering nicht, als seine Gegner geglaubt hatten. Unter den Fürsten selbst hielten die Feinde seiner Feinde zu ihm und diese vertheidigten nun das Königörecht ungefähr in derselben Weise, in welcher die meisten ihrer Gegner das Recht der Kirche verfochten; jeder Theil schaute nämlich, wie er am meisten gewinnen könnte, daher machte es den Herren auch kein Ge- wissen, ihre Parteistellung zu ändern, von Rudolfen zu Heinrichen und von Heinrichen zu Rudolfen überzugehen. So hielten in Schwaben selbst, dem Herzogthume Rudolfs, zu Heinrichen: die Bischöfe von Konstanz, Augsburg, Straßburg, Basel, die Aebte von St. Gallen und von der Reichenau; von den Grafengeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz- burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. In ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König; sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von diesem Erweiterung ihrer Rechte zu gewinnen; es war ja bereits die Politik von Heinrichs Groß- vater Konrad gewesen, sich der Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Im alten Alemannien ging Heinrich noch weiter; er bewaff- nete 12,000 Bauern und schickte sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold von Zähringen die gefangenen Bauern entmannen ließ. Die Bewaffnung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern Alemannien aber hatten sich die Bauern nicht hundert Jahre früher gegen die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur mit Mühe überwun- den worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem Kriege der Ge- meinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich ihn nicht voll- ständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristokratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur gelegenheitlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige den Bauern ge- genüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen. Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten von Melrichsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben Jahres die an der Elster unweit'zeitz; doch alle diese Schlachten hin-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
König Theodorich. Seine Macht und Staatsweisheit. 5 nahm er ein Drittheil der Ländereien in Anspruch, indem er eine förm- liche Theilung des Besitzes zwischen Römer und Gothen durchführte. Die Römer mußten dem Ackerbau, den Gewerben, dem Handel, der Kunst und Wissenschaft leben, während jene, auf Ackerbau und Vieh- zucht beschränkt, den Waffen treu bleiben und Italiens Heer und Land- wehr bilden sollten (also eine Kriegerkaste). Er selbst schätzte Kunst und Wissenschaft (er hatte als Geißel längere Zeit in Konstantinopel gelebt), unterstützte die Schulen in Rom und anderen Städten, verwandte große Summen auf die Erhaltung und Wiederherstellung der römischen Bau- werke, verschloß aber seinen Gothen den Zugang zu der höheren römi- schen Kultur, weil er glaubte, die Schulzucht und die Beschäftigung mit den Wissenschaften schwäche den kriegerischen Geist. Deßwegen waren seine Minister und Gesandten meistens Römer, so z. B. leitete Liberius die Vertheilung der für die Gothen bestimmten Grundstücke, Kassiodor, ein sehr reicher, gebildeter und strengkatholischer Geschäftsmann, war sein erster Minister und Reichskanzler. Die Civilgewalt in einer Provinz hatte der römische Praeses, die Militärgewalt ein Gothe (mit dem römischen Amtsnamen Dux oder dem vornehmeren Com68). Neben dem römischen Prae868 bestand eine eigene gothische Obrigkeit, welche in Streitigkeiten zwischen Gothen nach gothlschem Rechte richtete, in Streitigkeiten zwischen Gothen und Römern mit Zuziehung eines römischen Beamten nach eigens zu diesem Zwecke von Theodorich erlassenen Gesetzen entschied. Er unterwarf auch die Gothen der gleichen Besteuerung wie die Römer, so daß jenen einzig das Vorrecht des Kriegsdienstes blieb, um welches sie die unkriegerische römische Bevölkerung keineswegs beneidete. Obgleich Theodorich wie das ganze gothische Volk Arianer war (ohne Zweifel hatte dies der Einfluß arianischer oströmischer Kaiser, z. B. des Valens bewirkt), so kränkte er doch die kirchlichen Rechte der Katholiken nicht im mindesten, ehrte den Papst und nahm im Jahre 500 einen sechsmonatlichen, von Festen und Spenden verherrlichten Aufenthalt in Rom. Theodorichs Macht und Staatsweisheit. In seinen Beziehungen zu den anderen Herrschern bewies er eben so viele Klugheit als Festigkeit. Mit den königlichen Geschlechtern der Vandalen, Westgothen, Burgunder, Franken und Thüringer trat er in Blutsfreundschaft, den König der Heruler (diese hausten damals in Oberpannonien) nahm er in seinen Schutz auf und richtete sein Haupt- bestreben dahin, den Frieden zwischen den germanischen Reichen zu er- halten sowie Italien vor neuen Stürmen zu sichern. Die Vandalen traten ihm gutwillig Sicilien, Malta, Korsika und Sardinien ab, weil diese Inseln von der Natur zu Schutzwehren für die italienischen Küsten

3. Geschichte des Mittelalters - S. 150

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
150 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Reichenau; von den Grafcngeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz- burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. Die deutschen Städte. Die alemannischen Bauern. Zn ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König; sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von diesem Erweiterung ihrer Rechte sich urkunden zu lassen; es war ja be- reits die Politik von Heinrichs Großvater Konrad gewesen, sich der Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Zm alten Alemannien ging Heinrich noch weiter; er bewaffnete 12,000 Bauern und schickte sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold von Zähringen die gefangenen Bauern verstümmeln ließ. Die Bewaff- nung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern Alemannien aber hatten sich die Bauern kaum hundert Jahre früher gegen die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur mit Mühe überwunden worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem Kriege der Gemeinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich ihn nicht vollständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristo- kratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur ge- legentlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige den Bauern gegenüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen. Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten bei Mel- richsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben Jahres die an der Elster unweit Zeitz; doch alle diese Schlachten hin- derten ihn nur an seinen Unternehmungen gegen Norddeutschland, beug- ten ihn aber nicht, denn in Schwaben und am Rhein behauptete er die Oberhand. Ueberspannung der päpstlichen Ansprüche. An der Elster blieb der Gegenkönig Rudolf, nachdem ihn kaum vorher der Papst anerkannt hatte. Die Anerkennung geschah in einer Weise (mit der auch andere Handlungen des Papstes übereinstimmten), daß daraus hervorging, er wolle das deutsche Königreich zu einem päpst- lichen Lehen machen, wie es Neapel, Dalmatien, und Kroatien bereits

4. Geschichte des Mittelalters - S. 75

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Karl als Regent. 75 Das Heerwesen beaufsichtigte in jedem Gaue der Graf. Karl stellte also den urdeutschen Heerbann wieder her, eine bedeutende Last für die Freien; doch ist der Vorwurf ein ganz unbegründeter, als habe er da- durch die minder begüterten Freien zu Grunde gerichtet. Denn vor wie nach Karl waren Kriege an der Tagesordnung, denen sich die Freien nicht entziehen konnten, wie diese auch später, nachdem sie zu Dienst- leuten geworden waren, in das Feld ziehen mußten, freilich nicht mehr für Kaiser und Reich, sondern in die unaufhörlichen Kriege und Fehden ihrer Herren. Doch wird schon nach Karl geklagt, daß die Grafen ein- zelne Freie zum Auszuge nöthigten, wenn sie die Reihe nicht getroffen hätte und andere übergingen, von denen sie Geschenke erhalten hatten. In Gränzbezirke (Marken), welche dem Feinde abgenommen waren, setzte er Markgrafen (marelliones, auch duces limitis genannt, weil ihr Gebiet mehrfach größer war, als das der andern Grafen), welche mit den Kolonisten die Gränzwache hielten. Gerechtigkeitspflege. Es war für Karl eine Hauptsorge, daß in seinem Reiche jedem sein Recht werde. Denn es geschah gar oft, daß der Stärkere den Schwä- cheren unterdrückte. Der reiche Herr z. B., der viele Knechte hatte, trieb sein Vieh auf die Weide des Nachbars, oder wehrte ihm, in dem Walde zu jagen, Holz zu fällen, die Schweine zur Eichelmast zu treiben u. s. w. Wie häufig solche Unbilden armen Freien mögen angethan worden sein, können wir daraus schließen, daß in den Urkunden der Klöster eine Menge dergleichen Beschwerden und Schiedssprüche Vorkom- men, und doch waren die Stifte in dem Genüsse ihrer Rechte durch den Glauben jener Zeit viel sicherer. Solche Klagen kamen auch zu Ohren des Kaisers, und er that, was er konnte, um das Recht zu schirmen; auf vielen Reichstagen ermahnte er ernst und drohend und erließ Ver- ordnungen gegen den Mißbrauch der Gewalt. Die Pfalzgrafen (Pfalzen, vom lateinischen palatium, hießen die kaiserlichen Burgen in den verschiedenen Gegenden des Reichs) verwal- teten nicht bloß das kaiserliche Einkommen aus dem zu einer Pfalz ge- hörigen Bezirke, sondern sie vertraten auch den Kaiser als obersten Richter und bildeten also eine Art höherer Instanz. Er erwählte auch Männer, denen er sein ganzes Vertrauen schenkte, und schickte sie in die verschie- denen Gaue, um die Gerichte zu beaufsichtigen, und den Gewaltthätig- keiten zu steuern; dieses waren die sogenannten Sendboten (misst do- minici). Sie hielten Gauversammlungen (placita), bei denen Bischöfe, Aebte, Grafen und alle Beamten zu erscheinen hatten und sich vertreten lassen mußten. Da wurden die Klagen des Volkes gehört, die Amts- führung der Magistrate untersucht, Ungerechtigkeiten bestraft, überhaupt

5. Geschichte des Mittelalters - S. 360

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
360 Europa der dominierende Erdiheil. legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National- wohlstand zu ruinieren. Europa der dominierende Erdtheil. Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Europa ver- mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europäischer Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner asiatischen Macht mehr unterliegen können. Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern, daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen, wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 18l 3 an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an- dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30 Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen. Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei- den, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung, der Luxus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilcn kamen die ver- schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa uild fanden Eingang in die Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien, Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten; die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig, aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un- glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. -

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 88

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
88 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. stand sich daher in jener Zeit wohl von selbst, daß er sich am Klerus er- holte und deßwegen zum „Evangelium" griff; aber er that es mit äußer- ster Behutsamkeit, denn er mißtraute dem Adel, der die Königsmacht nicht gehoben sehen wollte, und den Bauern, welche dem alten Glauben treu waren. Zuerst ließ er das „Evangelium" nur da und dort verkün- den, sorgte für eine Bibelübersetzung in das Schwedische und erst 1526 ließ er in Upsala disputieren. Den Hauptschlag führte er auf dem Reichstage von Westeräs 1527. Er erklärte, daß er nicht mehr König sein wolle; er habe genug gethan für das Land und wolle sein Vermögen nicht vollends ruinieren, denn die Krone habe keine Einkünfte, aber Ausgaben genug; auch Thränen standen ihm zu Gebote, als die Bürger und Bauern ihn baten, er möchte die Last der Königswürde noch länger tragen. Er aber entgegnete, daß er Bürger und Bauern nicht höher besteuern dürfe (von Besteuerung des Adels war keine Rede) und daß der Krone nur zu helfen sei, wenn ihr von dem großen Gute der Geistlichkeit nachgebessert werde. Als Bauern und Bürger dergestalt lediglich die Wahl zwischen neuen Steuern oder der Abdankung des Königs vor sich sahen, auf welche unfehlbar die alte Adelswirthschaft mit Dänenherrschaft und Bürgerkriegen gefolgt wäre, opferten sie die geistlichen Herren, welche sich um so weniger ernstlich zu wehren getrau- ten, als sie Christian Ii. unterstützt hatten. Den Herren vom Adel, welchen eine Abdankung des Königs, wenn sie je daran glaubten, nicht halb so leid, als den Bürgern und Bauern gewesen wäre, hielt er einen Köder vor: sie sollten die Kirchengüter, welche ihre Ahnen einst gestiftet hätten, wieder an sich nehmen, sofern sie ihre Ansprüche Nachweisen könn- ten. Dies wirkte; die Herren griffen zu und nahmen so viel an sich, daß der König ihnen spater wieder das meiste entreißen mußte und den Termin der Vergabung auf 1453 setzte; was seit dieser Zeit an die Kirche gestiftet worden war, das allein blieb den Adeligen. Gustav ließ bei seiner Reformation eine Art von Bischöfen bestehen, gab ihnen jedoch Konsistorien bei und machte sie von der Krone abhängig, so daß ein solcher Bischof sich von einem deutschen Superintendenten außer dem alten Namen nur dadurch unterschied, daß er ein Neichsstand war und auf dem Reichstage neben dem Adel saß. Daß die katholische Religion aufs strengste, bei Landesausweisung, verboten wurde, versteht sich von selbst (erst 1857 schlug der König den Reichsständen die Abschaffung der Landesverweisung vor); einige unfügsame Geistliche wurden hinge- richtet. Den Lübeckern bezahlte Gustav seine Schulden mit Kirchen- glocken, und zum Danke für ihre Unterstützung entzog er den Hanseaten ihre Handelsvortheile in Schweden und legte ihnen Zölle auf, während er den schwedischen Handel entfesselte; ebenso schloß er zu Schwedens Vortheil, aber zum großen Schaden der Hanseaten, einen Handelsver-

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 134

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
134 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands:c. schlug sie bei Mergentheim in einstündiger Schlacht und jagte sie wie aufgescheuchtes Wild vor sich her. Nun erhielt der „große" Kon de den Oberbefehl und griff Mercy am 3. August 1645 auf dem Ries bei Allersheim an; er wurde zurückgeschlagen, aber in demselben Augen- blicke auch Mercy erschossen. Johann von Werth zersprengte zu gleicher Zeit die französische Reiterei und die Schlacht war für die Franzosen verloren; da warf sich das hessische Fußvolk auf das bayerische, das keine Oberbefehlshaber hatte, und zwang es zum Rückzuge. Damit können sich nun die Deutschen trösten, daß sie nicht von den Franzosen unter dem großen Konde geschlagen worden sind, sondern von den eigenen Landsleuten! Die Franzosen waren aber immer so vernünftig, nur da- für zu sorgen, daß die Deutschen Hiebe bekamen, ob „deutsche Hiebe" oder französische, thut bei ihnen nichts zur Sache. Im Jahre 1646 unterhandelte auch der alte Kurfürst Mar von Bayern über seinen Frieden mit Frankreich; er hatte den Krieg gegen dasselbe nur mit halbem Herzen geführt und Mercy und Werth so viel als möglich gehindert, einen Schlag zu führen; als sie aber den Fran- zosen dennoch die blutige Niederlage bei Freiburg beibrachten, entschul- digte sich Mar förmlich bei dem französischen Hofe für die Ungeschicklich- keit seiner Generale. Johann von Werth war wie Pappenheim kaiserlich und deutsch gesinnt und wollte das bayerische Heer unter die kaiserlichen Fahnen führen, was ihm jedoch nicht gelang; der Kurfürst setzte 10,000 Thaler auf seinen Kopf, der Kaiser dagegen erklärte ihn durch ein Ma- nifest als des Reichs Getreuen. Im Winter desselben Jahres brach Wrangel nach Oberschwaben auf, plünderte Ravensburg und Leutkirch und besiegte die Algaier Bauern, die wie die oben: Schwarzwälder während des elenden Raubkrieges viel- mäl zu den Waffen gegriffen und Schweden und Franzosen zu Hunder- ten todtgeschlagen hatten. Er erstürmte im Dezember die Klause bei Bregenz und eroberte in diesem Städtlein einige Millionen an Geld und Gut, das aus Schwaben dahin geflüchtet worden war; einige tau- send Bauern fanden hier den Tod. Lindau, das er gleichfalls angriff, konnte er nicht erobern. Am 14.März 1647 schloß Mar von Bayern einen Separatwaffenstillstand mit den Schweden und Franzosen, so daß sich der Krieg wieder nach Mitteldeutschland zog. Der Kaiser erhielt einen tüchtigen General in dem alten Mel an- der von Holzapfel, einem Hessen; so lange dieser glauben konnte, es handle sich um den protestantischen Glauben, schlug er sich wacker gegen die Truppen der Liga und des Kaisers; als er aber sehen mußte, daß der ganze Krieg nur mehr für die Franzosen und Schweden und die Vergrößerung einiger kleinen Herrschaften und für länderlose deutsche Prinzen geführt werde, kündigte er der Landgräfln Amalia von Hes-

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 228

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
228 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc. mahl; unter den unzufriedenen Großen war bald eine Partei gebildet und für Geld und Branntwein schrieen die Gardesoldaten bereitwillig: cs lebe die Kaiserin! Peter verlor Besinnung und Muth, folgte dem Rathe des alten Münnich, mit den treugebliebenen Truppen nach Pe- tersburg zu marschieren, aus Verzagtheit nicht, sondern entfloh. Er wurde eingesangen, machte aber jetzt keinen Versuch die Soldaten auch nur durch ein Wort an ihre Pflicht zu ermahnen; da diese aber von selbst reumüthig wurden und die neue Kaiserin darüber in Furcht gerieth, so wurde Peter zuerst in Branntwein Gift gegeben; da er es merkte und laut schrie, erwürgte man ihn mit dem Halstuche (1762). Als aber dennoch sich eine Partei Unzufriedener zu bilden schien und diese den Prinzen Iwan, den Großneffen Peters I., zum Kaiser erheben konnten, so wurde dieser in der Festung Schlüsselburg gefangen gehaltene Prinz ermordet. Seitdem regierte Katharina Rußland 34 Jahre mit Kraft und Glanz, indem sie sich genau an den von Peter dem Großen vorgezeich- neten Weg hielt. Sie legte neue Straßen und Kanäle an, verschönerte St. Petersburg durch kolossale Bauten, zog Ausländer nach Rußland, beförderte Handel und Fabrikation und begünstigte die Wissenschaften, obwohl letztere in Rußland noch keinen Boden hatten. Wie Friedrich der Große liebte sie besonders die französischen Philosophen, beschenkte sie reichlich, und diese posaunten dafür den Ruhm der „nordischen Semira- mis" in alle Welt aus; alles was Katharina auf dem Papiere für Schulen, Institute, Gesetzgebung u. s. w. that, das wurde als wirklich geschehen angerühmt und Europa zur Bewunderung empfohlen. Für die leibeigenen Bauern that sie aber auch nicht einmal zum Scheine etwas, weil sie den Adel fürchtete, der ihr durch eine solche Neuerung Todfeind geworden wäre. Dagegen wurde sie allen ihren Nachbarn durch Waffen und Ränke furchtbar und durch die Eroberungen während ihrer Regierung nahm die Macht Rußlands noch mehr zu als unter Peter dem Großen und schritt nach jeder Richtung, gegen Polen, Schwe- den und die Türkei vor. Dissidenten und Konföderierte in Polen. Erste Thnlung Polens (1772). Polen, das schon Peter der Große zur russischen Beute auser- sehen hatte, war seit langer Zeit dem Verderben entgegengereift, und hier war es der Adel, der die Schuld auf sich lud. Diese Herren (man zählte 120,000 adelige Familien) waren eigentlich das, was man die polnische Nation oder Republik nannte. Es gab keinen freien Bauern- stand; die Adeligen hatten auf ihren Gütern je nach der Größe ihres Besitzes Hunderte, Tausende und Hunderttausende von Leibeigenen, welche

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 97

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rudolf Ii. 97 Gegenreformation durchführten, wozu sie die Widerspenstigkeit ihrer an- dersgläubigen Unterthanen und der alles Maß überschreitende Trotz der Stände genöthigt hätte, auch wenn sie minder eifrige Katholiken gewesen wären; und was thaten sie anders, als was ihnen die Neichsgesetze er- laubten und was die Protestanten fortwährend ausübten? Dennoch gab dies den Vorwand zu dem protestantischen Bündnisse, der sog. Union, die auf Betreiben des Pfälzers Friedrich Iv. im Jahre 1608 ge- schlossen wurde. Es traten bei: Pfalz, Hessen-Kassel, Anhalt, Wirtenberg, Baden-Durlach, Pfalz-Neuburg, die Bran- denburger in Franken und in der Mark, sowie 15 Reichsstädte. Dieser Bund war nichts anderes als ein Werk Heinrichs Iv. von Frankreich und wäre der erste Rheinbund geworden, wenn der Dolch Ravaillaks Heinrich nicht aus dem Wege geräumt hätte; denn Frie- drichs Oheim (der während dessen Minderjährigkeit Vormund war und die Pfalz zum Kalvinismus zwang), Kasimir, hatte den Hugenotten in Frankreich mehr als einmal deutsche Söldnerheere zugeführt und stand im innigsten Bunde mit Frankreich, dessen Pensionär er war; ebenso war schon Herzog Christoph von Wirtenberg mit Frankreich alliiert und empfing Subsidien; zu gleicher Zeit bemühten sich die Holländer (sie sperrten gerade den Rhein) in Deutschland ein Feuer anzuschüren, um Spanien jeder Unterstützung von Seite der deutschen Habsburger zu berauben; die Bisthümer am Main und Rhein waren zur Säkularisa- tion bestimmt und ihre künftigen Fürsten aus den Häusern der Union bereits bestimmt. Der Grund der Union war also keineswegs die Religionsgefahr der Protestanten, sondern die französische Politik, welche Habsburg stürzen wollte. Die Fäden waren viel weiter gesponnen; sie reichten von Paris über Böhmen und Mähren bis Ungarn und Sieben- bürgen und hatten ihren östlichen Knoten in Konstantinopel. Dies zeigte sich 1606, als Rudolf Ii. den siebenbürgischen Ständen in ihrem Re- sormationswerke Einhalt thun wollte; augenblicklich griff der siebenbür- gische Fürst Stephan Botschkai zu den Waffen und drang bis Mähren vor, und wollte Rudolf kein Türkenheer in Oesterreich haben, so mußte er im Wiener Frieden den Ungarn und Siebenbürgern ihre Forderungen bewilligen. Der Jülichsche Erbfolgestreit schien den Ausbruch eines all- gemeinen Krieges herbeizuführen. Den 25. März 1609 starb der letzte (katholische) Herzog Johann Wilhelm, Herr von Jülich, Kleve, Berg, Mark und Ravensberg, und als die nächstberechtigten Erbansprecher traten der Kurfürst Sigismund von Brandenburg und Wolf- gang Wilhelm von Pfalz-Neuburg auf. Sie besetzten (als posse- dierende Fürsten) das Erbe und als der Kaiser bis zur rechtlich erfolgten Entscheidung dasselbe zu seinen Händen nehmen wollte, setzte Heinrich Iv. Bumrnler, Neue Zeit. m

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 111

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Friedrichs Kämpen. Ill Braunschweig nach, den man mit dem Bisthum Halberstadt und einigen Stiften versorgt hatte; sein Wahlspruch war: „Gottes Freund und der Pfaffen Feind", und „alles für Gott und für sie" (diese „sie" war Elisabeth, des armen Pfälzers Gemahlin, eine stolze englische Prin- zessin). Eben hatte sich Markgraf Georg Friedrich von Baden- Durlach gegen seinen Vetter gerüstet, wandte aber nun seine Waffen gegen Tilly, wobei er jedoch die Klugheit hatte, vorher zu Gunsten seines Sohnes abzudanken. Unter solchen Aussichten wagte sich der ver- triebene Friedrich zu Mansfeld und im Frühjahre gingen sie bei Ger- mersheim über den Rhein. Am 27. April erfochten sie einen Vortheil über Tilly bei Wies loch, begingen aber die Thorheit sich zu trennen, während Tilly sich mit den Spaniern unter Kordova vereinigte. Am 6. Mai trafen sich die Heere bei Wimpfen; Tilly hatte jedem Sol- daten eine halbe Maß Wein reichen lassen, bevor das blutige Tagewerk begann. Nach einer mehrstündigen mörderischen Kanonade kamen Reiter und Fußvolk zum Schlagen; Tilly errang den vollkommensten Sieg und Markgraf Georg rettete sich mühsam aus der Gefahr der Gefangenschaft. Mansfeld warf sich in das Hessische, um sich mit Christian zu vereinigen, der sengend und brennend von der Weser über Fulda an den Main zog. Bei Höchst hatte er eine Brücke geschlagen; aber den 20. Juni wurde er von Tilly überfallen und verlor 12,000 Mann, weil der ligistische Feldherr kein Quartier zu geben befohlen hatte. Mit den Resten seines Heeres vereinigte er sich mit Mansfeld; dann zogen beide unverfolgt in den Elsaß, nach Lothringen, in die Champagne, überall plündernd und brennend, und warfen sich endlich, von den Spaniern verfolgt, in die Niederlande. Den 9. August trafen sie bei F le urns auf Kordova und schlugen sich mit Heldenmuth aber ungeheurem Verluste durch nach Hol- land, von wo sie nach England gingen. Tilly aber nahm unterdessen Mannheim, Frankenthal und Heidelberg, und schickte die berühmte Bi- bliothek der Universität nach Rom. Im Frühjahre 1623 brach Mansfeld aus Holland abermals in Deutschland ein, ebenso sein Kampf- und Schicksalsgenosse Christian von Braunschweig. Bereits begann sich in Norddeutschland die fremde Einmischung kund zu geben; König Christian Iv. von Däne- mark bearbeitete die Stände, besonders die städtischen, damit er als Hauptmann des niederländischen Kreises herbeigerufen werde, während die Herzoge von Braunschweig und der Landgraf von Hessenkassel ein sehr zweideutiges Spiel trieben. Hessenkassel besetzte Tilly und begün- stigte Hessendarmstadt zum tödtlichen Aerger des kasselschen Vetters. Dann rückte er in Westfalen ein und schlug Christian von Braunschweig abermals in einer mörderischen Schlacht, bei Stadtloo 6. August 1623, welche Christian gewagt hatte um seine Vereinigung mit Mansfeld zu
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