Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 2

1883 - Berlin : Oehmigke
— 2 — wunden und getötet, seine Ratgeber aber fielen lebendig in die Hände der Deutschen. Diese stachen ihnen die Augen aus, rissen ihnen die Zungen heraus und ließen sie aus dem Schlachtfelde hülslos liegen. Dennoch wissen dieselben Schriftsteller einzelne Sitten, besonders die Gastfreiheit der Slaven zu rühmen, und aus den einzelnen Zügen, welche beiläufig erzählt werden, ergiebt sich, daß ihre Kultur keine unbedeutende gewesen sein kann. Sie trieben Ackerbau und waren darin er-sahrener, als die Deutschen, denn sie wurden selbst von diesen als Kolonisten begehrt; sie ernteten Gerste, Roggen, Weizen, Mohn, Obst, Hans, Flachs; sie bucken Brot, braueten Bier und Met; sie züchteten das Schaf, das. Schwein, das Rind und trieben ausgedehnte Bienenzucht. Der Fischsaug lockte zu Ansiedelungen an See und Fluß; der Häring war bereits Handelsartikel. Aus dem Eisen, welches man von auswärts bezog, wurden Geräte des Krieges wie des Friedens geschmiedet, aus Flachs und Wolle gröbere Gewänder bereitet, während man feinere aus Sachsen bezog. Man baute Häuser aus Holz, aber auch aus Stein; man hatte prachtvolle Tempel, welche mit den Bildern der Götzen geschmückt waren. Die Priester wenigstens, wie ans den Inschriften der Tempel zu schließen ist, waren der Schrift kundig. Die Wenden verstanden das Schiff zu zimmern und befuhren den Fluß wie das Meer. Ein derartiger Verkehr, auf Gewerbe und Handel gegründet, setzt Städte voraus, welche im Wendenlande auch als in größerer Zahl vorhanden bezeugt werden. So Meseritz, Posen, Gnesen, Danzig, Stettin und Kolberg. Besonders bemerkenswert erschien den Geschichtsschreibern die Stadt Jummeta an einem Mündungsstrome der Oder gelegen. „Diese Stadt," sagt Helmold in seiner Geschichte der Slaven, „bot den Barbaren und Griechen einen sehr gerühmten Mittelpunkt des Verkehrs, war reich durch die Waren aller Nationen, besaß alle möglichen Annehmlichkeiten und Seltenheiten. Auch die Sachsen erhielten Erlaubnis, dort zu wohnen, nur durften sie sich nicht als Christen bekennen; denn bis zum Untergänge der Stadt waren alle Bewohner im heidnischen Irrglauben besangen.

2. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 3

1883 - Berlin : Oehmigke
— 3 — Übrigens war, was Sitten und Gastlichkeit anlangt, kein ehrenwerteres und gutherzigeres Volk zu finden. Diese so wohlbegüterte Stadt soll ein König der Dünen, mit einer sehr großen Flotte heransegelnd, von Grund ans zerstört haben. Noch sind von jener alten Stadt Überreste vorhanden".*) Den Handel der Wenden bezeugen zahlreiche arabische Münzen, welche iu ihrem Lande gesunden wurden, meist vor dem Jahre 1012 geprägt. Wie nordwärts nach Skandinavien, ging der Handel ostwärts nach Rußland und westwärts nach Deutschland. An der Spitze des wendischen Staates stand meist - ein erblicher Fürst; ihm zur Seite ein einflußreicher, mit reichem Grundbesitze ausgestatteter Adel, der in großen Landtagen versammelt wurde. Die übrige Bevölkerung war zwar im Besitze des Waffenrechtes und ging bewaffnet mitten im Frieden, aber sie war nicht ganz frei; hörig war der Bauer, hörig auch der Städter. Gastfreiheit übten die Wenden in ausgiebigstem Maße. „Denn," sagt Helmold, „in Bewirtung der Gäste sind alle eines Sinnes und gleich eifrig, so daß niemand um gastliche Ausnahme zu bitten braucht. Was sie durch Ackerbau, Fischerei oder Jagd erwerben, geben sie alles mit vollen Händen hin, und preisen den als den Tapfersten, der der Verschwenderischste ist, weshalb viele durch die Sucht, hierin Aussehen zu erregen, zu Diebstahl und Raub sich verleiten lassen. Diese Verbrechen kommen bei ihnen jedenfalls häufig vor, denn man entschuldigt sie, indem man sie mit dem Streben nach Gastlichkeit bemäntelt. Denn nach den Gebräuchen der Slaven muß man, was man in der Nacht gestohlen hat, am andern Morgen unter seine Gastfreunde verteilen. Wenn aber einer, was jedoch sehr selten vorkommt, einem Fremden Aufnahme verweigert zu haben, überführt wird, bessert Haus und Habe darf man niederbrennen, und alle stimmen in der Ansicht überein, daß sie sagen, der, welcher sich nicht scheue, einem Fremden Brot zu versagen, sei verrufen und gemein und verdiene, von allen geschmäht zu

3. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 18

1883 - Berlin : Oehmigke
— 18 — Bischof diesen Bericht, „diese bemerkenswerte Veränderung nicht allein von den Heiden, sondern auch von Christen gepriesen." Mit einem Ruck war die deutsche Herrschaft von den Schultern der Wenden geworfen. Wohl haben die folgenden Kaiser es au Versuchen nicht fehlen lassen, sie wieder herzustellen. Sie fielen fruchtlos aus. Wir erfahren bei der Erzählung dieser Begebenheiten die merkwürdige Thatsache, daß auch heidnische Deutsche unter den Wenden wohnten und mit ihnen gegen ihre christlichen Stammgenossen fochten. Es waren das offenbar diejenigen, welche dem Strome der Völkerwanderung nicht gefolgt, sondern in ihrer Heimat zurückgeblieben waren. Der gemeinsame Haß gegen das Christentum verband sie mit den Wenden zum gemeinsamen Kampfe gegen ihre christlichen Stammgenossen. Es erinnert diese Niederlage der Deutschen lebhaft an diejenige, welche einst die Römer unter Varus von den Germanen empfingen. 7. Pritnslav und Petrissa. Länger als ein und ein halbes Jahrhundert schaute der siegreiche Triglaff von dem Berge vor der alten Stadt Brandenburg in das wiedereroberte Havelland hinab, so lange blieben Deutschtum und Christentum aus den Gegenden zwischen Elbe und Oder ausgeschlossen. Aber auf die Dauer kaun sich ein ungebildetes Volk neben einem Kulturvolke nicht behaupten, und in Frieden vollzieht sich der Prozeß seiner Auflösung meist sicherer, als unter dem Geräusche der Waffen. So gewann auch die deutsche, überlegene Kultur ihren Einfluß auf das Wendenland, und das Christentum auf den Glauben der Bewohner. In dem wendischen Volke erstarb allmählich der Glaube an seine Götter; durch Missionäre, welche sich in das x

4. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 24

1883 - Berlin : Oehmigke
— 24 — einen Salzvorrat eintauschen zu können. Wie dieser Fischer bargen zahlreiche Wenden ihr bedauernswertes Dasein in menschenleerer Einöde, denn ihr Schicksal war, fielen sie den fanatischen Feinden in die Hände, der Tod oder noch Schlimmeres. Denn gegen gefangene Slavenfamilien verfuhr man mit unmenschlicher Härte; man riß das Kind von der Mutter los und schleppte jenes dorthin, diese hierhin in die Gefangenschaft. Ein solches Bild sah der milde Bischof in Stettin und wandte sich entsetzt ab. Das Los dieser Unglücklichen war ein so allgemeines, daß mau es zu Vergleichungen heranzog. „Wie eine gefangene Slavenfamilie," so klagt der Bischof Thietmar von Merseburg, „werden die Güter der Kirche veräußert, wie eine gefangene Slavenfamilie, die, angeklagt, durch Richterfpruch verkauft und zerstreut wird." Die sehr gelichtete wendische Bevölkerung des Havellandes war zum teil verkommen und verwildert; es gab Räuberbanden, deren Pribislav schwer hatte Herr werden können. In solchem Elende verschwand dem Reste der wendischen Bevölkerung auch der Glaube an die Macht seiner Götter, die Zuversicht seines Herzens. Kaum mochte dem armen Wenden das Leben noch lebenswert erscheinen, denn wo fand er einen Halt in all den Nöten, die ihn umgaben? Bei einem Teile des Volkes brach sich die siegreiche Macht des Christentums auch ohne äußere Gewalt Bahn, und es ist glaublich, was von einem andern berichtet wird, daß er in einen Nihilismus versank, der in dem Sahe resignierte: „Mit dem Tode ist alles aus, und der ist besser als das Leben!" Das Wendentum brachte dem großen Anhaltiner keine Gefahr mehr; er durfte dasselbe fein kümmerliches Dasein weiter fristen lassen, aber er schob aller Orten den Keil deutscher Kolonisation zwischen seine Reste. Helmold berichtet: „Damals stand das östliche Slavenland unter dem Markgrafen Adalbert, welcher den Beinamen „der Bär" führte. Er wurde durch Gottes Gnade in bezug auf die Ausdehnung feines Besitztumes auf das umfassendste gefördert. Denn er unterjochte das ganze Land der Brizanen,

5. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 25

1883 - Berlin : Oehmigke
— 25 — der Stoderaner und vieler Völker, welche an der Havel und Elbe wohnten und zügelte die Aussätzigen unter ihnen. Zuletzt, da die Slaven allmählich verschwanden, schickte er nach Utrecht und den Rheingegenden, ferner zu denen, die am Oceane wohnen, und von der Gewalt des Meeres zu leiden hatten, nämlich an die Holländer, Seeländer und Flamländer und zog von dort gar viele Ansiedler herbei, die er in den Städten und Flecken der Slaven wohnen ließ. Durch die herbeigekommenen Fremdlinge wurden auch die Bistümer Havelberg und Brandenburg sehr gehoben, weil die Kirchen sich mehrten und die Zehnten zu einem großen Ertrage hervorwuchsen. Aber auch das südliche Elbufer begannen von der Zeit an die Holländer Zn bewohnen; sie besaßen von der Stadt Soltwedel an alles Sumpf- und Äckerland mit vielen Städten und Flecken bis zum Böhmerwalde hin." — Sind auch zahlreiche Holländer in unsern Landen angesiedelt worden, so darf man doch nicht annehmen, daß die Kolonisten ausschließlich oder auch nur zum größeren Teile jenem Volke angehört haben. Der größte Teil der Ansiedler kam aus dem benachbarten Sachsen, ein anderer aus Franken und andern deutschen Territorien. Es lockte aber das Versprechen des Eigentums und besonders das der persönlichen Freiheit fleißige Ackerbauer herbei, denen der schon entwickelte Feudalismus in der alten Heimat die Freude an der Arbeit verdorben halte und denen dort Grund und Boden schwer zu erwerben war. Mit dem Landmann kam der deutsche Handwerker wie der Kaufmann. So entstand das deutsche Dorf. Eine Fläche Landes mit Äckern, Wäldern, Wiesen, Weiden, Gewässern von einer bestimmten Hufenzahl wurde einem Unternehmer übergeben mit dem Aufträge, dieselbe unter eine Anzahl von Bauern zu verteilen. Ausgesondert wurden von vorne herein einzelne Husen für die Kirche und den Pfarrer, für den Unternehmer, welcher als Lehnsmann des Landesherrn die Polizei übte, als Schulze dem Dorfgerichte verfaß und die landesherrlichen Gefälle einsammelte und abführte. Diese be- *) Helmold I, 88. Sein Geschichtswerk reicht bis 1170.
   bis 5 von 5
5 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 5 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 15
1 13
2 10
3 49
4 34
5 77
6 0
7 92
8 0
9 20
10 82
11 1
12 0
13 37
14 0
15 1
16 26
17 0
18 5
19 25
20 0
21 2
22 5
23 0
24 16
25 5
26 12
27 36
28 6
29 9
30 10
31 0
32 1
33 5
34 6
35 0
36 60
37 149
38 73
39 22
40 7
41 0
42 3
43 12
44 0
45 28
46 32
47 65
48 6
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 2
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 3
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 1
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 1
71 2
72 2
73 0
74 0
75 0
76 0
77 1
78 0
79 1
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 3
93 0
94 1
95 2
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 3
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 1
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 1
100 1
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 1
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 3
128 0
129 0
130 0
131 0
132 0
133 1
134 0
135 0
136 1
137 1
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 2
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 0
176 0
177 2
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 1
184 0
185 1
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0