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Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
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205
die Erfinder dem Ballon geben, damit er die Luft besser durchschneide, hat
keinen grossen Wert.
2. Dem Erfinder verkümmert sein grübelndes, unruhig strebendes
Gedankenleben vielfach die Freuden der Gegenwart, gewährt ihm aber auch
grosse Genüsse; ja es bereitet mitunter vielleicht die reinsten und erhebendsten
Freuden, deren der Mensch fähig ist. Wenn ein dem Geiste bisher nur
dunkel vorschwebendes Naturgesetz plötzlich klar hervortritt, wenn das fehlende
Glied einer Gedankenkette sich glücklich einfügt, so gewährt dies dem Er-
finder das erhebende Gefühl eines errungenen geistigen Sieges, welches ihn
für alle Mühen des Kampfes reichlich entschädigt. Freilich dauert der Freuden-
taumel in der Regel nicht lange. Die Selbstkritik findet gewöhnlich bald
einen dunkel gebliebenen Punkt auf, der die Erfindung zweifelhaft macht
oder sie wenigstens eng begrenzt, oder sie führt zu der Erkenntnis, dass man
nur Altbekanntes im neuen Gewände gefunden hat. Hat aber die strenge
Selbstkritik einen gesunden Kern übrig gelassen, so beginnt erst die schwere
Arbeit der Ausbildung und Durchführung der Erfindung und dann der
Kampf für ihre Einführung in das praktische Leben, in dem die meisten
schliesslich zu Grunde gehen.
Leider aber wirken die Beispiele mit glücklichem Erfolge sehr anreizend
und haben ein Heer von Erfindern anwachsen lassen, welche ohne die nötigen
Kenntnisse und ohne Selbstkritik sich meist zu ihrem eigenen Verderben aufs
Entdecken und Erfinden legen. Ich habe es stets als eine Pflicht betrachtet,
solche verblendete Erfinder von dem gefährlichen Wege abzuwenden, den sie
betreten hatten; meine Bemühungen haben jedoch nur selten Erfolg gehabt,
und nur gänzliches Misslingen und bitterste, selbstverschuldete Not bringt
solche Erfinder bisweilen zur Erkenntnis ihres Irrtums.
3. Nicht selten machen Erfinder die Anmeldung ihrer Erfindung zur
Patentierung davon abhängig, dass ihr Patent-Anwalt ihnen vorher deren
Neuheit und Patentfähigkeit verbürge. Um diesem Anliegen gewissen-
haft zu entsprechen, müsste der Patent-Anwalt Tausende von in- und aus-
ländischen Patenten durchstudieren, was so erhebliche Zeit, Mühe und
Kosten verursacht, dass die Anmeldung der Erfindung sich wohlfeiler
stellt. Auch könnte es sich ereignen, dass das Patentamt eine von dem
Anwalt als neu bezeichnete Erfindung als bekannt nachweist, und ebenso
könnte eine vom Anwalt für nicht patentfähig befundene Erfindung vom
Patentamt für patentfähig erachtet werden.
Ferner kommt es vor, dass Erfinder, ehe sie Patente nachsuchen, vom
Anwalt ein massgebendes Urteil über den praktischen Wert ihrer Erfindung
und eine gewisse Bürgschaft dafür verlangen. Darüber muss jedoch der Er-
finder selbst am besten Bescheid wissen, sonst „erfinde“ er lieber nicht! Ein
endgültiges Urteil kann jedoch erst die Praxis ergeben. Häufig haben sich
Erfindungen, die viel versprachen, nicht bewährt, während andere, die erst
unbeachtet blieben, später ihren Siegeszug durch die Welt hielten.
Für den Erfolg einer Erfindung sind auch die persönlichen Eigenschaften
des Erfinders von grosser Wichtigkeit. Ist der Erfinder geschäftlich tüchtig
und rührig, weiss er, besonders für das Ausland, tüchtige Vertreter zu
gewinnen, so wird er wahrscheinlich mit einer weniger guten Erfindung mehr
Glück haben, als ein anderer, dem diese Eigenschaften abgehen, mit einer
wertvollen. In der Regel lohnt es sich nicht, Patente auf Kraft- oder Arbeits-
maschinen in solchen Ländern zu nehmen, die industriell noch wenig ent-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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286
doppelter Grund vor: das ziemlich weiche Aluminium besitzt nicht
eine so grosse Widerstandskraft wie der Stahl und bricht leicht; ferner:
man hat zwar kürzlich ein Verfahren gefunden, um Aluminium
zu löten; aber dieses Lötmittel entspricht noch nicht dem praktischen
Bedürfnis, indem die Bindung nicht fest und widerstandsfähig genug
ist. Bei der hoch entwickelten Technik unserer Zeit ist jedoch zu
hoffen, dass diese Schwierigkeit überwunden wird und das leichteste
der Metalle, wie auch seine Legierungen, noch einmal eine grosse
Bedeutung haben werden. Nach dem „Buch der Erfindungen“.
*193. Pulver und Dynamit.
1. ,,Ler hat das Pulver nicht erfunden!“ Das wird oft und leicht
gesagt; viel schwieriger aber ist es, anzugeben, wer denn eigentlich
der Erfinder des Pulvers ist. — Ei, hat es denn nicht der deutsche Mönch
Berthold Schwarz zu Freiburg im Breisgau im Jahre 1320 eigentlich
entdeckt, als er mit Holzkohle, Salpeter und Schwefel alchemistische
Versuche (s. Nr. 189) anstellte, wobei die Mischung in seinem Mörser
sich entzündete und den Stampfer emporschleuderte? — Wohl, das
ist früher geglaubt und in den Schulen gelehrt worden; aber später
hat man nachgewiesen, dass der wissbegierige Mönch wahrscheinlich
gar nicht gelebt hat, trotzdem er in Freiburg durch ein Denkmal
verewigt ist. Die Engländer haben behauptet, dass die Erfindung des
Pulvers schon 100 Jahre früher durch den Dominikanermönch Roger
Baco gemacht sei; aber auch ihnen ist dieser Ruhm durch die Forschung
entrissen worden. Am wahrscheinlichsten ist es, dass das Pulver schon
vor der christlichen Zeitrechnung in China oder Ostasien hergestellt
wurde. Dort befinden sich viele Salpeterlager. An vielen Stellen
wittert der Salpeter aus dem Boden aus, und es ist wohl denkbar,
dass man schon früh die leichte Entzündbarkeit des Salpeters mittels
glühender Kohle beobachtet hat. Später mischte man Salpeter und
Kohle untereinander und fügte den als leicht brennbar bekannten
Schwefel hinzu. Mit Schiesspulver gefüllte Raketen sind den indischen
Völkern seit undenklichen Zeiten bekannt gewesen. Aus der Mitte
des 8. Jahrhunderts ist ein Buch vorhanden (über ignium — das Buch
der entzündbaren Mischungen), in dem eine Mischung, bestehend aus
1 Teil Schwefel, 2 Teilen Kohle und 6 Teilen Salpeter, angegeben
wird. Zur Gewinnung der Pulverkohle wird bereits das Weidenholz
empfohlen*). Der Engländer Roger Baco (1214—1294) erwähnt in
seinen alchemistischen Schriften die sprengende Kraft des Pulvers als
etwas Bekanntes, und im Anfang des 14. Jahrhunderts wurden die
ersten Geschütze im Belagerungskriege angewandt. Zu Ende des 14.
Jahrhunderts gab es in Deutschland schon Pulvermacher und Kanonen-
giessereien; aber erst zur Zeit des 30 jährigen Krieges wurde das Schiess-
pulver als Sprengstoff benutzt.
Ursprünglich wurden die Bestandteile des Pulvers mit der Hand
zerkleinert und gemengt und das Pulver in Mehlform angewandt.
Später lernte man die zur Herstellung erforderlichen Stoffe in Stampf-
*) Das für das Deutsche Reich hergestellte Pulver enthält 1 Teil Schwefel, 1,6 Teile
Kohle und 7,4 Teile Salpeter.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
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langt, daß man mit ihrer Hilfe Abdrücke von Gegenständen erhalten kann
(f- Fig- 48). Ans diesem Grunde verdankt ihr besonders die Bnchdrnckerkunst
eine wesentliche Förderung. Holzschnitte werden jetzt ans galvanischem Wege
nachgebildet und dann durch Buchdruck vervielfältigt. Da sich die Holzstöcke
beim Drucken allmählich abnutzen, so nimmt man von ihnen galvanische Ab-
drucke, sogenannte Galvanos oder Cliches, die man statt der Holzstöcke in
die Druckmaschine einsetzt*). Ebenso kann man von Kupfer- und Stahlstich-
Platten Galvanos anfertigen und alsdann die Stiche durch Buchdruck verviel-
fältigen, wodurch die Werke der Kunst zu billigen Preisen den weitesten
Kreisen zugänglich gemacht werden (s. Nr. 67). Nach r?. Höpfner.
Aufg. Gieb an, was du von der Erfindung der Buchdruckerkunst weißt!
*213. Telegraph, Telephon und Mikrophon.
1. In alter Zeit konnten wichtige Nachrichten nur durch Boten,
Schnellläufer und Feuerzeichen übermittelt werden. Die eigentliche
Telegraphie oder Fernschreibkunst jedoch verdankt dem Franzosen
Chappe (1789) ihre Entstehung. Er war der Erfinder des optischen
Telegraphen (s. Nr. 157), der bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts
im Gebrauch war. Heutzutage findet die optische Telegraphie noch
beim Eisenbahnbetrieb in Form von Signalmasten und Signallaternen
und bei der Marine in Form von Flaggensignalen Anwendung, hat
Fig. 49. Telegraphie (Schema).
B B'= Batterien; M M'= Elektromagnete; ab, a'b' — Schlüssel; Pp' — in die Erde
versenkte Metallplatten zur Rückleituüg des Stroms. Links ist ab niedergedrückt
und daher die Batterie (B) geschlossen. Richtung des Stroms: bll'a'm'p'pmb.
aber die Nachteile, dass sie nur auf kleinere Entfernungen brauchbar
ist und bei ungünstiger Witterung gänzlich versagt. Erst durch die
Anwendung des Elektromagnetismus war es möglich, die Telegraphie
so zu gestalten, dass sie nach jeder Seite hin praktisch verwendbar
wurde.
Bringt man über einem Elektromagneten (s. Nr. 211) einen durch
eine elastische Feder festgehaltenen Anker an, so wird letzterer, wenn
der galvanische Strom geschlossen ist, angezogen, während er beim
*) Die Abbildungen dieses Buches sind aus diese Weise hergestellt worden.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
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Kraft seiner Hand wirken liess. Reichte der Faustschlag für eine
beabsichtigte Wirkung nicht aus, so griff der Mensch zu einer künst-
lichen hölzernen oder eisernen Faust und schwang nun in seiner
Hand ein neues Werkzeug, den Hammer. So erfand er künstliche
Gliedmassen, welche seinen natürlichen, aber unzulänglichen Gliedern
zu Hilfe kamen. Seine Hand muss die Werkzeuge handhaben; sie
ist die treibende Kraft, durch welche die künstlichen Gliedmassen in
Thätigkeit gesetzt werden. Allein der Mensch sann weiter auf Mittel,
welche auch die Anstrengung seiner Hand verringerten oder nahezu
ganz entbehrlich machten. Zu diesem Zwecke musste er für das
künstliche Werkzeug eine treibende Kraft finden und beides miteinander
in Verbindung bringen. So entstanden Maschinen. Der Hammer des
Schmieds ersetzt dessen Faust, muss aber von der Hand gefasst und
von den Armen geführt werden. Das durch Wasser getriebene Hammer-
werk ist jedoch eine Maschine; die Kraft des Armes wird durch die
Wasserkraft ersetzt, die Faust durch den Hammerkopf und die führende
Hand durch die mechanische Verbindung zwischen dem vom Wasser
bewegten Rade und dem Hammer. Die Arbeit des Menschen beschränkt
sich darauf, dass der Maschine der zu verarbeitende Stoff herbeigeschafft,
die Maschine in Thätigkeit gesetzt und der verarbeitete Stoff wegge-
schafft wird. Die Arbeit des Menschen ist demnach nichts weiter als eine
„Bedienung“ der Maschine, welche indessen nicht die Verarbeitung
der Stoffe für bestimmte Zwecke selbständig vornehmen kann, weil
dazu verständige Überlegung erforderlich ist. Die Nähmaschine ist
eigentlich nur eine halbe Maschine. Die Nadel ersetzt den bohren-
den Finger; die treibende Kraft aber liegt in der Drehbewegung der
Hand oder in der Trittbewegung der Füsse. Die mechanische Ver-
bindung zwischen Nadel und treibender Kraft ist vorhanden; aber
erst wenn letztere durch eine andere Kraft, etwa durch Dampfkraft,
ersetzt wird, ist die Nähmaschine im vollen Sinne des Wortes eine
Maschine.
2. Die Erfindung von Maschinen hat stets wesentliche Verände-
rungen in den Arbeits- und Erwerbsverhältnissen der Menschen her-
vorgerufen. Wenn eine Maschine hundert Handarbeiter ersetzt, so
kommen diese dadurch um ihre Beschäftigung und müssen sich eine
neue suchen. Darin liegt der Grund, dass neu eingeführte Maschinen
meist mit feindseligen Blicken betrachtet, die Erfinder von der
arbeitenden Menge sogar wütend verfolgt wurden. Durch die Erfin-
dung der Buchdruckerkunst wurden viele Abschreiber brotlos; die
ersten mechanischen Spinn- und Webmaschinen wurden sogar von
der wütenden Menge zerstört. Dennoch fuhren die Menschen fort,
mehr und mehr die Handarbeit durch Maschinenarbeit zu ersetzen,
ein seltsamer Widerspruch, der sich jedoch mit der Zeit von selbst löste.
Was der Maschinenarbeit zum Siege über die Handarbeit verhalt,
war in erster Linie nicht etwa die Einsicht der Handarbeiter, sondern
die Kauflust der Menge. Wodurch aber wurde diese Kauflust her-
vorgerufen? Mit Hilfe der Maschinen werden in kurzer Zeit grosse
Mengen von Waren hergestellt. Die Schnellpresse ermöglicht z. B.,
dass 10 Setzer und 5 Drucker so viel liefern, wie früher mehr als
200000 Abschreiber. Eine Baumwollenspinnerei, welche 750 Arbeiter
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
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Kein Mensch ahnte damals, daß zwei Wochen später Frankreich uns den
Krieg erklären, und noch viel weniger, daß zwei Monate später das Schloß
Wilhelmshöhe poriibergehend eine „Napoleonshöhe" werden würde. Hatte es
sich doch diesen Spitznamen am Anfange des Jahrhunderts sieben Jahre lang
gefallen lassen müssen, als Hieronymus, der Oheim des dritten Napoleon, als
„König Lustik" hier seine Gelage hielt. Am allerwenigsten aber hätte man
geglaubt, daß wenige Jahre später in Wilhelinshöhe die beiden Enkel des greisen
Kaisers Wilhelm I. wohnen würden, um auf dem Kasseler Gymnasium ernste
Studien zu treiben. Was ist aus der früheren Residenzstadt Kassel geworden!
In der letzten kurfürstlichen Zeit hatte sie 36000 Einwohner, und jetzt zählt
sie mit den Bororten an 100000!
Wahrlich, der preußische Adler, von dem man glaubte, er werde das lieb-
liche Hessenkind zerfleischen, hat sich in einen ritterlichen Prinzen verwandelt,
der den Zauberschlummer verscheuchte und die Gebannte in ein frisches, schaffens-
freudiges Leben zurückführte! Nach Karl Braun.
*227. Das Bergische Land und seine Industrie.
1. Während im Osten des preußischen Staates die Landwirtschaft vor-
herrscht, hat von dem Westen, besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts, die Industrie Besitz ergriffen, und „der industrielle Westen" ist ein
stehender Ausdruck geworden. Kohle und Eisen sind die Wahrzeichen des
Ruhr- und des Saargebiets; Aachen und seine Umgebung sind bekannt durch
Tuch-, Nadel- und Glasfabrikation; München-Gladbach ist ein wichtiger
Mittelpunkt der Tuchweberei und Baumwollenindustrie, und Krefelds Seiden-
industrie ist weltbekannt. Ein eigenartiges Gemisch jedoch bietet die Industrie
des Bergischen Landes dar, da sich hier fast sämtliche Industriezweige des
Westens zusammengefunden haben. Ursprünglich wurde im Bergischen Lande
nach Eisenerz gegraben, und schon ums Jahr 1120 begünstigte Kaiser Hein-
rich Ii. hier den Bergbau, während man im Ruhrgebiet erst ums Jahr 1300
nach Steinkohlen grub. Zur Gewinnung des reinen Metalls lieferten die
bergischen Wälder die Kohlen. Allmählich aber zerstörte der Hüttenbetrieb
den Waldbestand des Landes; die entholzten Höhen wurden besiedelt, und
man begann Eisen zu schmieden. Die Solinger Schwertklinge erlangte schon
um die Mitte des 13. Jahrhunderts große Vollkommenheit und Ruf, und
noch heute versteht man ihr eine solche Härte zu geben, daß sie Eisen durch-
haut, und eine solche Biegsamkeit, daß man sie als Leibgurt gebrauchen
könnte. Jetzt werden in Solingen und seiner Umgebung Schneidewerkzeuge
für alle nur denkbaren Zwecke und Berufsarten hergestellt. In eigenen Werk-
stätten verfertigen die Arbeiter die einzelnen Teile von Messern, Gabeln, Degen,
Scheren u. dgl. und verkaufen sie an die Fabrikherreu, welche sie schleifen
und zusammensetzen lassen.
Schaut man von dem hochgelegenen Solingen nach Osten, so erblickt
man die auf dem Ende eines Bergrückens liegende gewerbthätige Stadt Rem-
scheid. Zwischen beiden Städten zieht sich das Thal der Wupper hin, welche das
Bergische Land durchfließt. Zwar ist sie ein kleiner Zufluß, aber doch einer
der wichtigsten Nebenflüsse des Rheins. Die Länge ihres Laufs beträgt kaum
100 km; dennoch ist sie unter allen Gewässern wohl dasjenige, welches am
meisten arbeiten muß. Durch ein enges Thal, das sich dann und wann zu
einem Kessel mit breiterer Sohle erweitert, fließt sie in raschem Laufe zwischen
hohen, grünen Bergen hin. Den geräumigsten dieser Kessel füllen die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Hieronymus Napoleon Wilhelm_I. Karl_Braun Karl
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für diesen Zweig der Arbeiterfürsorge in Deutschland täglich rund 1 Million
Mark aufgewendet. Eine gleich umfassende und reichliche Fürsorge für die
Arbeiter findet sich in keinem andern Staate; erst in den letzten Jahren
haben einzelne Negierungen angefangen die deutschen socialpolitischen Gesetze
teilweise nachzuahmen.
So liefert unsere Arbeiter-Gesetzgebung einen neuen glänzenden Beweis,
daß die Herrscher aus dem Hohenzollernhause nicht nur ein scharfes Schwert
gegen die Feinde ihres Landes führen, sondern auch in stiller, nachhaltiger
Friedensarbeit bemüht sind, Glück und Zufriedenheit in ihrem Volke zu ver-
tu eiten. Hermann.
*263. Eine mittelalterliche Gerichtsverhandlung.
„Zwei Schwerter liess Gott auf Erden, zu beschirmen die Christenheit.
Dem Papste ist gesetzt das geistliche, dem Kaiser das weltliche.“ So beginnt
der Sachsenspiegel, das älteste deutsche Rechtsbuch, das von dem anhaitischen
Ritter von Repkow zu Anfang des 13. Jahrhunderts niedergeschrieben worden
war und in einigen deutschen Gauen jahrhundertelang in Geltung blieb.
Die Stadt Lüneburg besass von diesem Buche eine kostbare Pergament-Hand-
schrift mit schweren Silberbeschlägen. Die grosse Schrift zeigte die Vollendung
der mittelalterlichen Schreibkunst. Der köstlichste Schmuck des Buches aber
waren die prächtigen Malereien auf allen Blättern, von denen keines dem
andern gleich war: ranken- und blumenreiche Randverzierungen mit Tierge-
stalten, golddurchwobene Anfangsbuchstaben mit ihrem bunten Zierat, der
halbe Seiten bedeckte, Darstellungen aus Geschichte und Legende, die ganze
Seiten einnahmen.
Dieses Buch lag aufgeschlagen in der Gerichtslaube des Rathauses zu
Lüneburg auf einem Tische, hinter dem auf hohem Stuhle der Schultheifs
Herr von Elebek sass, um mit dem weltlichen Schwerte des Kaisers Gericht
zu halten nach altem Sachsenrecht. Es war aufgeschlagen beim 14. Kapitel
des zweiten Buches, wo geschrieben steht: „Alle Mörder und alle, die den
Pflug, Mühlen, Kirchen oder Kirchhöfe berauben, Verräter, Mordbrenner oder
die deren Auftrag vollziehen, die soll man alle radebrechen.“
Auf einer Bank zur Rechten des Schultheissen sassen die Schöffen, auf
der andern Seite die Ratsherren, sofern sie nicht als Zeugen berufen waren.
Auch Geschlechterherren und die Amtsmeister verschiedener Handwerke waren
zugegen, im ganzen weit über hundert Männer, die mit tiefernsten Gesichtern
dem Anfang des Gerichts entgegensahen. Die rechte Zeit, gerechtes Ding
(Gericht) zu hegen, war gekommen; denn es war hoch am Tag, und die all-
sehende Sonne schien. Der Richter bedeckte das Haupt, zog mit der behand-
schuhten Rechten sein Schwert aus der Scheide und legte es quer über den
offenen Sachsenspiegel; dann gebot er Frieden bei dem Halse und verbot
Dingflucht und Unlust. Auf seinen Wink führte der Fronbote, die von
reisigen Knechten bewachten Gefangenen und Angeklagten herein. Der
abgesetzte Bürgermeister Dalenborg und seine Spiessgesellen schritten bleich
und schlotternden Ganges einher (s. Nr. 109). Nach ihnen erschienen die
Amtsmeister, die unter Dalenborg im Rate gesessen hatten. Sie schienen
furchtlos und ruhig; denn sie waren sich keiner Schuld bewusst; nur hatten
sie sich von Dalenborg und seinen Genossen bei Seite schieben lassen, statt
thätigen Anteil am Regiment zu verlangen und durch Wachsamkeit und
Rechtschaffenheit Verrat, Betrug und Mord zu verhüten. Dennoch schämten
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Ritter_von_Repkow Elebek Bürgermeister_Dalenborg
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Urkunden und das Siegel der Zunft, desgleichen die von der Obrigkeit
gegebenen Ordnungen * wurden in der „Lade“ aufbewahrt. Dieselbe
befand sich gewöhnlich in dem Gasthause oder der Herberge der Zunft.
Hier versammelten sich die Zunftgenossen an bestimmten Tagen, um
„vor offener Lade“ ihre Angelegenheiten zu besprechen und zu ordnen.
So waren alle Verhältnisse der Zunft aufs sorgfältigste geregelt.
Die Zunftgenossen bildeten eine politische und auch militärisch geschlossene
Körperschaft. Sie konnte den Kampf aufnehmen mit den bisher bevor-
zugten alten Geschlechtern, den Patriziern. Und aus diesen Kämpfen
gingen allenthalben die Zünfte als Sieger hervor: sie errangen sich das
Hecht, an der Regierung und Verwaltung der Stadt teilnehmen zu
dürfen, ja bald waren sie die eigentlichen Herren.
Nun füllten sich die deutschen Städte mit geschickten Meistern aller
Handwerke, durch deren Hände sich bald alles in Stadt und Land besser
und schöner gestaltete.
Durch das blühende Gewerbe wurde Deutschland auch im 13., 14.
und 15. Jahrhundert der Mittelpunkt des Welthandels. Dadurch wurde
aber das deutsche Volk selbst aus der anfänglichen Beschränktheit und
Unwissenheit zu Bildung und Reichtum emporgehoben. — Aus dem
Handwerksstande hatten sich auch die Künste herausgebildet; es gab in
jener Zeit in ganz Deutschland eine ausserordentliche Menge Meister in
allen Fächern der Kunst, namentlich in der Bildhauerkunst (Skulptur)
und Malerei. Die Holzschnitzkunst wurde im 14., die Kupferstecherkunst
im 15. Jahrhundert erfunden; Kunst und Handwerk waren damals auf
das Innigste verbunden; die Künstler waren Handwerker und die Hand-
werker Künstler. — Nicht weniger anerkannt war die Erfindungsgabe
der Deutschen im ganzen Umfange der Mechanik. Man liess ihnen willig
den Ruhm, die Taschenuhren, Feuergewehre, Mühlwerke, Glas-
malerei, Kupferstecherei, Holzschneidekunst, den Diamant-
schliff, die Orgel und viele andere Instrumente erfunden oder wenigstens
wesentlich verbessert zu haben. Die ruhmreichste Erfindung aber, die
jemals ein Deutscher auf mechanischem Gebiete gemacht, war die von
dem Mainzer Bürger Johannes, genannt Gutenberg, um 1440 er-
fundene Kunst des Büch er drucks.
Dabei durchwehte den Handwerksstand ein geistig reges Leben, das in
den Meister- und Singschulen seine Nahrung fand und manches dichterische
Talent hervorrief. Wer hat noch nicht von dem geistreichen Schuster
und Meistersinger Hans Sachs in Nürnberg gehört?
So entwickelte sich am Ende des Mittelalters der Gewerbestand zu
einer hohen Blüte; er hatte das Rittertum nicht nur überlebt, sondern
war auch zu Ansehen und Macht gelangt. Nach verschiedenen.
07. Lebensgang eines Znnftliandwerlrers ans der
„guten alten Zeit".
In festgesetzten Formen bewegte sich das Leben des Znnsthandwerkers.
Der Knabe unterwarf sich bei einem Meister des zum Lebensberuf erwählten
Handwerks einer drei- bis vierwöchentlichen Probezeit. Fiel diese zur
Zufriedenheit beider Teile ans, so erfolgte vor dem Beginn der eigentlichen
Lehrzeit die Aufnahme des Lehrlings in die Zunft. Diese Ausnahme, das
Schürmann u. Wtndmöller, L.chr- u. Leseb. f. Fortbildung^ u. Gewerbesch. I. 8. 6
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Gutenberg Hans_Sachs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Nürnberg
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212
er nicht Mittel genug, um ein Patent darauf zu nehmen, und es kam ihm
ein anderer zuvor, der nun den Nutzen aus dieser Erfindung ziehen konnte.
Glücklicher war er mit seiner zweiten Erfindung, welche in Gasthöfen
und Bankhäusern während der Börsenstunden auf endlosem, sich selbst ab-
wickelndem Papierstreifen in gedruckten Lettern die Kurse telegraphisch
meldet. Für diesen Apparat erwarb er sich das Patentrecht und damit
seinen ersten Ruhm als Erfinder. Infolgedessen gab er seine Stellung
auf und traf mit der West-Union-Gesellschaft ein Abkommen für praktisch-
wissenschaftliche Arbeiten, welches der Gesellschaft bis heute das erste Ver-
wertungsrecht auf alle magnetischen und elektrischen Erfindungen Edisons,
sowie ihm selbst die für seine Experimente nötigen Mittel sichert. Nun
richtete er sich in New-Aork ein 'großes Laboratorium ein, das er später
aufs Land, nach dem schon genannten Menlo Park, verlegte. Von dort
aus verbreitete sich der Ruf in alle Welt, daß Edison ein Mann sei, der
nie schlafen gehe, ohne eine Erfindung gemacht zu haben. So viel ist
sicher, daß er der fruchtbarste Erfinder unserer Zeit ist, und die Zahl
der Erfindungen, auf welche er ein Patent erhalten hat, beläuft sich auf mehr
als 400. Eine deutliche und vollständige, wenn auch nur kurze Beschreibung
aller wichtigern Erfindungen Edisons würde ein ganzes Buch füllen.
Nahm doch die Ausstellung Edisons auf der Pariser Weltausstellung im
Jahre 1890 nicht weniger als 675 gm in Anspruch.
Im Jahre 1890 machte Edison eine Reise nach Europa. Er wurde
in Paris und in Berlin mit den höchsten Ehrenbezeigungen von den ersten
Vertretern der Wissenschaft empfangen. Bei dem Festmahl, welches ihm
zu Ehren der berühmte Elektrotechniker Werner Siemens in Berlin ver-
anstaltete, führte Edison selbst seinen verbesserten Phonographen vor.
Dieses Instrument zeichnet hineingesprochene oder -gesungene Worte aufs
genaueste auf und ist im stände, dieselben jederzeit nachzusprechen. Am
25. September 1890 wurde der Phonograph auch der kaiserlichen Familie
zu Potsdam vorgeführt. Der Kaiser bekundete ein lebhaftes Interesse an
der merkwürdigen Erfindung und richtete eingehende Fragen an Herrn
Wangemann, den Vertreter Edisons. Später ließ er seine Söhne mit
dem Phonographen bekannt machen. Auf Wunsch der Kaiserin wurde
ein neuer Cylinder für die Prinzen eingesetzt, und der Kronprinz sang
mit fester Stimme „Heil dir im Siegerkranz"; weniger sicher trug dann
Prinz Eitel Fritz das Lied „Ich hatt' einen Kameraden" vor. Dem
Prinzen Adalbert schien die Sache sehr gelegen zu kommen, denn er rief
ohne sich zu besinnen, laut und jubelnd in das Sprachrohr: „Papa, ich
möchte gern einen Pony haben." Zur Freude der Kaiserin wiederholte
der Apparat diese Worte mit überraschender Treue. Anfang November
wurde der Phonograph auch dem Kaiser Franz Joseph I. von Österreich
vorgeführt, den es ganz besonders freute, unter den Leistungen desselben
auch ein Lied zu hören, das Fürst Bismarck hineingesungen hatte.
Trotz seines großen Ruhmes ist Edison stets ein einfacher und schlichter
Mann geblieben. Zu seiner Lebensgefährtin erkor er sich eine Arbeiterin,
deren gute Eigenschaften und vortrefflichen Charakter er kennen gelernt
hatte. Mit ihr führt er ein glückliches Familienleben als musterhafter
Gatte und Vater. Die Sonntagsfeier hält er auf das gewissenhafteste und
widmet sich an diesem Tage gänzlich seiner Familie; alle wissenschaftlichen
und geschäftlichen Angelegenheiten ruhen an diesem Tage.
Nach Ritter von Urbanitzky.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Edison Edison Werner_Siemens Edison Wangemann Fritz Franz_Joseph_I._von_Österreich Franz Edison Ritter_von_Urbanitzky
Extrahierte Ortsnamen: New-Aork Pariser_Weltausstellung Europa Paris Berlin Berlin Potsdam
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
134
98. Das Bapier und seine Bereitung.
In früheren Zeiten schrieben die Menschen ans große Blätter von
Pflanzen oder auf Rinden- oder Holztafeln, später auf Pergament, das
aus Tierhäuten bereitet wurde. Damals wurde jedoch nicht so viel ge-
schrieben als heutzutage, auch wurden keine Bücher gedruckt; denn die
Buchdruckerkunst wurde erst im 15. Jahrhundert erfunden. Eigentliches
Papier haben zuerst die Chinesen gemacht, und sie benutzten dazu Baum-
wolle oder Seide. In Europa verfertigte man Leineupapier nicht früher
als im 13. und 14. Jahrhundert. In Nürnberg wurde im Jahre 1390
eine Papiermühle angelegt. Gegenwärtig wird überall Papier in un-
glaublicher Menge verfertigt, und es ist dies auch notwendig, da fast
jedermann lesen und bei uns in Deutschland auch schreiben kann.
Das Papier wird aus Lumpen oder alten Lappen von Leinwand,
Hanf-, Baunnvollen- ltub Wvlleuzeugen gemacht. Das feinste und beste
bekomnlt man von leinenen Lumpen, das stärkste von Hanf, woraus z. B.
das Papier für Banknoten und Papiergeld verfertigt wird. Aus wollenen
Lumpen erhält man nur graues Fließpapier und schlechten Pappdeckel.
Bei dem ungeheuer gesteigerten Verbrauch von Papier verwendet man in
neuerer Zeit, da die nötigen Lumpen nicht mehr in genügender Menge
beschafft werden können, in sehr ausgedehnter Weise das Holz zur Papier-
erzeugung. Die Ehre, eine Maschine erdacht zu haben, mit welcher der
„Holzstoff" hierfür bereitet wird, gebührt dem Deutschen Heinrich Völter
in Heidenheim.
In den Papiermühlen werden die Lumpen zuerst sortiert, dann in
kleine Stücke zerschnitten, mit starker Kalklauge gekocht und hierauf in
eigenen Maschinell, den sogenannten Holländern oder Stoffmühlen, gewaschen
und gemahlen, so daß eine ans sehr kurzen Fasern bestehende dünnfliissige
Masse entsteht. Diese wird mittelst Chlor oder Chlorkalk gebleicht und
unter dem Zusatz von Wasser und bisweilen etwas Pottasche voll neuem
genlahlen. Die Pottasche bient dazu, das Chlor zu zerstören, weil dieses
der Haltbarkeit des Papiers nachteilig sein würde. Auf solche Weise ist
allmählich ein äußerst dünner Brei entstauben, aus welchen! nun das
Papier auf zweierlei Weise bereitet wird, entlveder mit der Hand oder
mittels Maschinen.
Bei Verfertigung des Handpapiers hat man ein aus feinen Messing-
drähten geflochtenes Sieb von der Form und Große des Papierbogens
mit einem abnehmbaren Rahmen. Mit diesem Sieb schöpft der Arbeiter
aus einer großen Biitte, in der sich das sogenannte Papierzeng befindet.
Durch Schütteln desselben läuft das Wasser nach unten ab, die Fasern
dagegen bleiben auf dem Drahtsieb znsnmmengefilzt liegen. Ein zweiter
Arbeiter stürzt den nassen Bogen auf ein Stück glatten Filzes. . Wenn
eine gewisse Anzahl solcher mit Bogen belegten Filzstiicke aufeinander
gehäuft ist, so kommen diese unter eine starke Presse, um das Wasser
herauszupressen, worauf die Bogen einzeln herausgenommen, auf den
Speicher gebracht und hier lvie Wäsche aufgehängt und getrocknet werden.
Das zunl Schreiben, Zeichnen, Malen, zu Tapeten ll. dgl. bestimmte Papier
wird alsdann in dünnes Leimwasser getaucht und wieder getrocknet, gepreßt
und geglättet. Durch diese Behandlung verhütet man das sogenannte
Fließen. Ungeleimtes Papier ist nur als Lösch- und Druckpapier brauchbar,
und auch letzteres wird jetzt häufig geleimt. Alles Handpapier hat uu-
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
375
Strafbestimmungen. Wer die vorgeschriebene Anmeldung eines
steuer-pflichtigen Gewerbes unterläßt, verfällt in eine dem doppelten Betrage
der einjährigen Steuer gleiche Geldstrafe. Daneben ist die vorenthaltene
Steuer zu entrichten. Die Festsetzung der Nachsteuer steht der Regierung
Zn, gegen deren Entscheidung nur Beschwerde an den Finanzminister zu-
lässig ist. Mit Geldstrafe bis zu 300 Alk. wird jeder bestraft, welcher der
zuständigen Behörde die verlangte Auskunft über Ertrag seines Gewerbes,
Höhe der Betriebsmittel u. s. w. wissentlich unvollständig oder unrichtig
angiebt, oder den zuständigen Personen die Einsicht in seine gewerblichen
Anlagen oder Vorräte veriveigert. Teilweise »ach Schanze.
204. Patent-, Muster- und Markenschutz.
Zur Hebung und Förderung der Industrie und des Handels, sowie
Zum Schutze derselben dient der Patent-, Muster und Markenschutz. Will
der Erfinder einer technischen Neuerilng oder Verbesserung seine Erfindung
zur alleinigen gewerbsmäßigen Ausnutzung schützen, so hat er sich wegen
Erteilung eines Patents an das Patentamt in Berlin gu wenden. Zugleich
mit dieser Amneldnng sind auch die erforderlichen Zeichnungen, Modelle
und Probestücke und außerdem noch 20 Mark für die Kosten des Verfahrens
einzusenden. Nach geschehener Prüfung wird dem Erfinder gegen eine
Gebühr von 30 Mark ein Patent erteilt. Dies hat zur Folge, daß niemand
berechtigt ist, ohne Erlaubnis des Patentinhabers den Gegenstand der
Erfindung gewerbsmäßig herzustellen, in Verkehr zu bringen oder feilzu-
halten. Wer wissentlich eine Erfindung in Benutzung nimmt, wird mit
Geldstrafe bis zu 5000 Mark oder mit Gefängnis bis zu einem Jahre
bestraft. Das Patent erlischt erst nach 15 Jahren, wenn der Inhaber
außer den 30 Mark für das erste Jahr, 50 Mark für das zweite Jahr
und in jedenl folgenden Jahr je 50 Mark mehr bezahlt. Die Patente
iverden in ein iffsentlich geführtes Register eingetragen und durch den
Reichsanzeiger uitb das Patentblatt zur Kenntnis gebracht. Bevor jedoch
seitens des Patentanits über die Erteilung eines Patents Beschluß gefaßt
wird, erfolgt eine öffentliche Bekanntmachung, damit sich derjenige meldet,
der etwa Einspruch gegen die Erfindung zu erheben hat. In ähnlicher
Weise, wie die Werke der Wissenschaft und Kunst werden nach Vorgang
der übrigen Industriestaaten auch neue und eigentümliche Muster und
Modelle vor Nachbildung geschützt. Der Schutz wird nach Wahl des
Antragstellers auf 1 bis 3, ausnahmsweise bis ans höchstens 15 Jahre
gewährt. Doch genießt er nur dann den Schutz, wenn er das Muster-
oder Modell zur Eintragung in das Musterregister angemeldet hat. Gleich-
zeitig rnit der Anmeldung ist eine Nach- oder Abbildung des Modells lntb
eine Gebühr von 15 Mark für jedes angemeldete Modell einzusenden.
Neben den Geschmacksmustern ist auch den Gebrauchsmustern ein
besonderer Schutz geworden. Die Frist desselben dauert 3 Jahre. Das
Verfahren findet bei dem Patentamt statt.
Auch in Bezug auf die in: geschäftlichen Verkehr üblichen Warenzeichen
(Marken) ist das Deutsche Reich deni Beispiele anderer Staaten gefolgt.
Es kann nämlich jeder, wer in seinem Geschäftsbetriebe zur Unterscheidung
seiner Waren von den Waren anderer eines Warenzeichens (einer Marke)
sich bedienen will, dieses zur Eintragung in die Zeichenrolle annielden.
Die Anmeldung einer Marke hat schriftlich unter Bezeichnung des Geschäfts-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]