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1. Unsere Heimat - S. 26

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 26 — Luise. Er war der zweite Sohn des Königspaares und konnte daher nicht darauf rechnen, einmal König zu werden. Darum erwählte er sich den militärischen Beruf und wurde mit Leib und Seele Soldat. Als aber sein Bruder, König Friedrich Wilhelm Iv. (nach dem unser Friedrich-Wilhelms-Platz benannt ist) starb und keine Kinder hinterließ, wurde Wilhelm I. König von Preußen (1861). Kaiser Wilhelm liebte die blaue Kornblume über alles. Als er einmal gefragt wurde, warum er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich noch klein war und meine liebe Mutter noch lebte, mußten wir einmal in dem Kriege, den Preußen mit dem Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich auf einem Feldwege, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des Wagens. Wir mußten einige Stunden warten, bis der Schmied das Rad geflickt hatte. Inzwischen suchte ich mit meinen Geschwistern Kornblumen, um uns die Zeit zu vertreiben. Die Mutter band einen hübschen Strauß daraus, aber bald liefen ihr die Tränen über die Wangen. Das schnitt mir tief ins Herz, und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn ich nun eine Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen. Darum habe ich die Kornblumen so lieb." Im Jahre 1871, als König Wilhelm I. schon fast 74 Jahre alt war, wurde er der erste deutsche Kaiser. Er hat ein sehr hohes Alter erreicht; noch 17 Jahre hat er die deutsche Kaiserkrone getragen. Seine letzten Lebensjahre wurden sehr getrübt, da sein einziger und geliebter Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, von einer sehr bösen Hals- krankheit heimgesucht wurde. Am 9. März 1888 ist Kaiser Wilhelm I. gestorben. Alle Deutschen betrauerten ihn tief. Da auch sein Sohn, Kaiser Friedrich Iii. noch in demselben Jahre starb, hat das Jahr 1888 drei deutsche Kaiser auf dem Thron gesehen. 16. Der Spendekirchhof. 1. Wir besuchen den Spendekirchhof. Das ist ein freier Platz zum Spielen und Turnen. Hier steht die Turnhalle für die Knaben- Mittelschule. Aber weshalb heißt der Platz „Spendekirchhof"? Wir sehen hier keine Kirche und kein Grabkreuz mehr; aber früher war hier eine Kirche, sie stand gleich rechts neben dem Haupteingange (durch das Torhäuschen); links davon haben sich noch Überreste eines Nebengebäudes, vielleicht einer Kapelle, erhalten. Von der Kirche ist nichts mehr vor- Händen; sie ist 1805 gänzlich abgebrochen. Der Platz hinter der Kirche bis an die Stadtmauer hin ist lange Zeit (bis 1855) als Friedhof für die Kirchengemeinden St. Nikolai und St. Blasii benutzt. Ehe der Platz zu einem Spiel- und Turnplatz eingerichtet wurde, waren noch die Gräber zu sehen, und auf vielen standen noch Grabsteine mit Inschriften.

2. Unsere Heimat - S. 4

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
_ 4 — 1. Von der Heimat und den Dingen in der Heimat wollen wir reden. Die Heimat ist für einen Menschen der Ort, wo er geboren ist, wo er seine Jugend verlebt hat. Wenn ihr bei euren Eltern, bei euren Geschwistern weilt, seid ihr daheim. Das Haus, in dem ihr mit Vater und Mutter zusammen wohnt, ist euer Vaterhaus oder euer Heim. Jedes Kind ist am liebsten daheim. Aber manchmal muß es doch für einige Zeit das Vaterhaus verlassen. Vielleicht besucht es seine Ver- wandten, oder es geht in eine Sommerfrische, ins Gebirge oder an die See. Gewiß kommt ihm dann bei der Abreise das Lied in den Sinn: „Nun ade, du mein lieb Heimatland!" Muß es lange an dem fremden Orte bleiben, so bekommt es wohl Heimweh wie Hänsel und Gretel. Dann wird es traurig und denkt nur immer an die Heimat und an die Lieben daheim. Und wie glücklich ist es, wenn es die Heimreise antreten kann und endlich wieder heimkehrt. Ja, die Heimat ist jedem Menschen der liebste Ort. 2. Viele Menschen verlassen ihre Heimat und suchen anderswo ihren Lebensunterhalt. Die Beamten werden versetzt, manchmal öfter hintereinander und kommen in verschiedene Gegenden. Dann finden sie dort, wo sie wohnen, eine neue Heimat, und bald fühlen sie sich auch hier ganz heimisch. Viele von euren Eltern werden in Nordhausen ihre neue Heimat gefunden haben; ihr aber, die ihr hier geboren seid oder doch eure Jugend verlebt, habt hier eure erste, richtige Heimat, ihr seid hier einheimisch; Nordhausen ist eure Heimatstadt. Manche Menschen wandern in der Welt umher und haben nirgends eine Heimat; sie sind heimatlos, denkt z. B. an die Zigeuner, auch an die fahrenden Künstler oder an die Landstreicher. Sie sind gewiß zu bedauern. Wie glück- lich ist doch der, der noch sagen kann: ich gehe nach Hause! Wie traurig mag es aber wohl für den sein, der sagen muß: ich habe keine Heimat mehr! 3. Die Heimat kennt ihr alle, aber ihr kennt sie noch nicht ge- nan; es gibt vieles in der Heimat, was ihr noch nicht kennt. Am besten kennt ihr das Haus, wo ihr wohnt, euer Elternhaus; denn dort seid ihr die meiste Zeit. Aber nach dem Elternhaus ist die Schule der Ort, wo ihr den größten Teil des Tages zubringt. Darum soll die Schule eure zweite Heimat sein; hier sollt ihr euch ebenso heimisch fühlen wie daheim. Deshalb müßt ihr auch die Schule und ihre Um- gebung genau kennen lernen. Aber auch die wichtigsten Straßen, Plätze, Häuser, Denkmäler und Anlagen eurer Heimatstadt müßt ihr kennen und von den Bewohnern und ihrer Beschäftigung müßt ihr erzählen können. Ebenso soll euch die Umgebung der Stadt bekannt werden. Was man weiß, von dem hat man Kunde; darum heißt die Unterrichts- stunde, in der wir die Heimat kennen lernen, Heimatkunde.

3. Unsere Heimat - S. 6

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 6 — dreht. Das ist die Windfahne. Manchmal sind darunter noch vier feststehende Arme, die genau nach den Himmelsrichtungen zeigen und mit den Buchstaben 0, S, W, N" versehen sind. Von dem Winde hängt meist das Wetter ab; deshalb heißt die Fahne auch Wetter- fahne. Häufig ist sie wie ein Hahn geformt; an dem haben die Menschen von jeher ihre Freude gehabt. Sie haben ihn sich lebendig gedacht, ganz so wie ein Hahn aus dem Hofe, ja sogar menschliche Sprache und menschliches Empfinden haben sie ihm beigelegt. So läßt der Dichter einen solchen Turmhahn sprechen: „Hundert und dreizehn Jahr ich stand auf dem Kirchturm ein guter Hahn, als ein Zierat und Wetterfahn. In Sturm und Wind und Regennacht Hab ich allein das Dorf bewacht. Manch falber Blitz hat mich gestreift, auch manchen lieben Sommertag, da man gern Schatten haben mag, hat mir die Sonne unverwandt auf meinen goldigen Leib gebrannt. So ward ich schwarz für Alter ganz und weg ist aller Glitz und Glanz." 3. Zeichnet man die vier Haupt- und die vier Nebenhimmels- richtnngen auf, so bilden die Linien einen achtstrahligen Stern. Das ist eine Windrose. 4. Wir zeichnen die Windrose auf die wagerecht liegende Wand- tafel (die obere Kante ist nach Norden gerichtet). Wenn die Tasel wieder aufgerichtet ist, sehen wir: Nach oben ist auf der Tafel Norden, nach unten ist Süden, nach rechts ist Osten und nach links Westen. 5. Eine Wetterfahne zeichnen, aus Papier schneiden, aus Ton formen! 6. Beobachten der Windrichtung an der Wetterfahne und am Rauche! Das Zurechtfinden in einer Gegend oder das Bestimmen der Lage eines Gegenstandes nach den Himmelsrichtungen heißt orien- tieren (Orient 1= Osten). 4. Unser Schulhalls. 1. Das 'Haus, in dem ihr mit euren Eltern wohnt, ist ein Wohnhaus. Zum Bewohnen ist es besonders eingerichtet. Das Haus, in dem wir uns jeden Wochentag versammeln, ist ein Schulhaus. Dazu ist es besonders gebaut. Wenn wir durch die Haustür in das Schul- haus treten, kommen wir in den Flur oder den Gang (Korridor). An dem Gang liegen die Klassenzimmer. Meßt die Länge und Breite des Ganges! Stellt die Zahl der Klassenzimmer auf diesem Gange fest!

4. Unsere Heimat - S. 7

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 7 — 2. Unser Schulhaus hat mehrere Stockwerke oder Geschosse. Wenn wir in das Schulhaus eintreten, kommen wir ins Erdgeschoß. Hier liegen gewöhnlich die Klassenzimmer für die untersten Klassen. Steigen wir eine Treppe hoch, so gelangen wir in den ersten Stock. Auch hier finden wir wieder Klassenzimmer. Wie viel? In größeren Schulen führt von hier eine Treppe in das zweite Stockwerk, wo wir wieder mehrere Klassenzimmer antreffen. Die letzte Treppe bringt uns auf den Boden, wo wir das Dach sehen können. 3. Außer den Klassenzimmern hat unser Schulhaus ein Rektor-, ein Lehrer-, ein Lehrerinnenzimmer, eine nzeichensaal, ein Physikzimmer, mehrere Lehrmittelzimmer und einen Saal (Aula). Von dem Erd- geschoß führt eine Treppe hinab in das Kellergeschoß; hier ist gewöhn- lieh die Wohnung des Schuldieners und die Heizungsanlage; auch werden dort Kohlen und Holz aufbewahrt. 4. Das Schulhaus wird von zwei Längs- und zwei Querwänden begrenzt. Von den beiden Längsseiten nennt man die Vorderseite auch die Front, die entgegengesetzte Seite heißt die Hinterseite. Die beiden schmalen Seiten nennt man auch die Giebelseiten. Gebt die Lage der Wände nach den Himmelsrichtungen an! Meßt die Länge und Breite des Schulhauses! Zeichnet die Giebelseite usw. des Schulhauses! Nach welcher Himmelsgegend sehen wir durch die Fenster unserer Klasse? In welche Klassen scheint die Sonne? Bestimmt die Lage der Aula, des Rektorzimmers! ö. Unser Schulhof. 1. Neben dem Schulhause ist der Schulhof. Er hat eine ....eckige Form. Er liegt auf der (Süd-) feite des Schulhauses. Gib die Grenzen nach den Himmelsrichtungen an! (Im N grenzt er an ... usw.) Aus dem Schulhof halten wir uns in den Pausen auf und spielen. Der Schulhof ist mit Kies bestreut. Meßt die Länge und Breite des Schulhofes! 2. Wenn es im Sommer lange nicht geregnet hat, wird der Kies aus dem Schulhofe sehr trocken. Beim Gehen, Laufen und Spielen wirbelt dann der Staub wie Wolken in die Höhe. Das Einatmen des Staubes ist aber schädlich für die Gesundheit. Darum wird der Schulhof dann vor den Pausen besprengt. Der Schuldieuer holt einen Schlauch herbei und schraubt ihn an die Wasserleitung. Wenn diese nun angedreht wird, spritzt das Wasser aus dem Schlauch heraus und befeuchtet den Boden. 3. Damit die Kinder sich an heißen und schwülen Tagen an einem Trunk kühlen Wassers erfrischen können, ist auf dem Schulhofe

5. Unsere Heimat - S. 35

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 35 — aufgeworfenen Damm begleitet. Neben dem Mühlgraben liegen hier Gärtnereien, die das Wasser zum Begießen der Pflanzen aus ihm ent- nehmen. Dann fließt er an der Rotleinmühle vorbei. Das war die erste Mühle, die er trieb. Heute ist die Müllerei hier eingestellt. Den Namen hat sie vielleicht von dem Lehm, der hier zutage tritt und das Wasser bei Regenwetter rötlich färbt. Die dabeiliegende Wiese ist zu einem Spielplatz eingerichtet, und im Winter wird das Wasser darauf geleitet, damit dort eine Eisbahn entsteht. Bei der Rotleinmühle ist von dem Mühlgraben wieder der Kunstgraben abgeleitet, der kurz vor der Altendörfer Kirche die Oberkunst speist (f. S. 33) und sich dann bei der Schärfgasse wieder mit dem Mühlgraben vereinigt. 3. Andere Mühlen, die von dem Mühlgraben getrieben werden, sind: die Rosenmühle in der Rosengasse, die Kaisermühle auf dem Mühl- Hof unter der Elisabethstraße, die Kuttelmühle am Lohmarkt, die Martini- mühle auf dem Schackenhof und die Klostermühle an der Martinistraße. Doch haben diese Mühlen neben der Wasserkraft auch noch Dampf- oder andere Maschinen, die sie treiben, wenn der Mühlgraben kein Wasser hat, wenn er z. B. gereinigt oder abgeschlagen wird. 4. Vom Altendorf aus fließt der Mühlgraben an der Wiedigs- bürg vorbei; diese Straße hat wahrscheinlich von den Weiden, die hier früher auf dem feuchten Boden gestanden haben mögen, ihren Namen. Auch die Weidenstraße hat davon ihre Benennung. Dann fließt der Mühlgraben über den Lohmarkt; hier wohnen Lohgerber, im Mühlgraben waschen sie die Tierfelle (beobachte an einem Wochentage hier die Arbeiten der Gerber!). Auch Färbereien liegen am Mühlgraben. (Warum?) An vielen Stellen fließt der Mühlgraben unter Straßen, Häusern und Höfen hindurch, so daß man ihn auf weiten Strecken gar nicht sieht, z. B. in der Neustadt. 22. Der Frauenberg. 1. Der Frauenberg gehört dem alten Stadtteil an. Das sieht man schon an den Häusern; sie sind meist klein, und die Straßen find winklig. Das größte Gebäude hier ist die Kirche; sie ist Maria, der Mutter Jesu, geweiht. Daher hat der Berg auch seinen Namen, denn mit der „Frau" ist Maria gemeint. Die Frauenbergerkirche ist von allen Nordhäuser Kirchen wohl die älteste, und nach ihrer Wieder- Herstellung (im Jahre 1912) ist sie auch die schönste. 2. Mit der Frauenbergerkirche war in früheren Zeiten ein Nonnen- kloster verbunden. An der Südseite der Kirche kann man noch die Ansätze des Kreuzganges sehen, der sich hier ähnlich wie beim Dom an die Kirche anlegte. Der Kreuzgang ist nicht mehr vorhanden; aber die andern Klostergebäude sind zum größten Teil noch erhalten. Das Haupt- gebüude heißt noch jetzt „das Kloster" und dient armen alten Frauen 3*

6. Unsere Heimat - S. 9

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
mit einer Feder oder einem Strohhalm im Schnabel über den Hof nach ihrem Nest fliegen sehen. Sie sind während des ganzen Jahres ständige Gäste auf dem Schulhof. 3. Zu den regelmäßigen Gästen gehören auch die Tauben. Sie zählen zu den Großen und Vornehmen des gefiederten Volks. Ehr- erbietig und scheu weichen ihnen die Kleinen aus, und selbst der freche Sperling hüpft einen Schritt zur Seite, wenn die Taube kommt. Diese scheint das auch für ganz selbstverständlich zu halten; denn sie nickt beständig mit dem Kopfe, während sie dahinschreitet. Daß die Tauben gute Flieger sind, sehen wir, wenn sie in schnellem Fluge über den Schulhof dahinziehen. 4. Zu den vornehmen und seltenen Gästen gehört der Rabe. Im Herbst und Winter sitzt er häufig auf den hohen Bäumen in der Nähe der Schule. Hin und wieder erscheint er auch auf dem Schul- Hofe. Wie ein Weiser schreitet er ernst und würdig dahin. Sobald er ein verdächtiges Geräusch vernimmt, oder wenn jemand über den Hof kommt, hebt er das Haupt und eilt mit kräftigem Flügelschlag davon. Manche Leute haben einen gezähmten Raben. Er ist sehr gelehrig und macht viel Spaß. In seinen Manieren und Bewegungen ist „Hans Huckebein" so drollig, daß man über ihn lachen muß. 5. Ein schmucker Vogel auf dem Schulhof ist der Buchfink. Meist sitzt er aus den Bäumen, doch kommt er auch herunter und sucht sich Brotkrumen. Im Winter sind nur einzelne Männchen bei uns. Sie sehen schön bunt aus: Auf dem aschblauen Kopfe hat er ein schwarzes Käpplein; er trägt einen braunen, am Saume weiß bebänderten Rock, der vor der Brust offen ist, so daß man die rote Weste sehen kann. Das Weibchen trägt ein einfaches Kleid. Im Winter ist das Männ- chen stumm, es scheint traurig zu sein, daß alle seine Lieben davon- geflogen sind nach wärmeren Ländern. Wenn aber der Frühling kommt und ein weicher Märzwind in der noch dichtbelaubten Krone des jungen Eichbaumes flüstert, so daß die alten goldbraunen Blätter erschreckt zur Erde fallen, dann kehrt das Finkenweibchen zurück. Jubelnd wird es von dem Männchen empfangen; fröhlich schmettert es durch die kahlen Zweige in die linde Frühlingsluft hinaus: „Ziziziwillwillwill zespeuzia"! Und wenn wir den Finkenschlag auf dem Schulhof hören, wissen wir: nun ist der Frühling da! 6. Als Wintergast erscheint auch manchmal die Haubenlerche. Sie hat eine Federhaube auf dem Kopf. Mit zierlichen Schritten trippelt sie aus dem Hofe umher und sucht nach einem Krümchen Brot. Aus den Bäumen des Schulhofes sieht man im Winter auch häufig die flinken Meisen hernmsurren. Sie sehen schön blau, gelb und grün aus. Eifrig suchen sie in den Spalten der Baumrinde nach Insekten und Jnsekteneiern; doch leiden sie im harten Winter oft bittere Not, und wer in dieser Zeit ein Stückchen Fleisch oder Speck vor die Fenster hängt, kann sicher darauf rechnen, daß sich bald eine Meise einstellt.

7. Unsere Heimat - S. 69

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 69 — leite auf ihrem ganzen Nordabhange. Beim Bahnhof Bleicherode nimmt sie von links her die Bode auf. Bald hinter Kleinfurra verläßt sie unsere engere Heimat; sie fließt an Sondershausen vorüber und mündet in die Uustrut. Ihr ganzer Lauf ist 88 km laug. 3. Das Wippertal hat nur eine geringe Breite; aber wegen seiner Fruchtbarkeit ist es dicht bevölkert. Von unserer Heimat liegen folgende Dörfer im Wippertal: Sollstedt, Ober- und Niedergebra, Ober- und Mitteldorf, Pustleben, Nohra, Wollersleben, Wolkramshausen, Rüxleben, Kleinfurra. Viele davon gehören zu den ältesten menschlichen Wohnorten' in unserer Gegend, so z. B. Ober- und Niedergebra, Nohra, Kleinfurra; auch die auf kleben endigenden Dorfnamen weisen auf ein hohes Alter hin. Der fruchtbare Boden des Wippertales lockte früh Ansiedler herbei; in den nahen Wäldern fanden sie Bau- und Brennholz in Fülle und in der Nähe des Flusses gutes Trinkwasser. So wurde das Tal schon in ältester Zeit bevölkert. Auch Straßen durchzogen es, die diese Gegend mit anderen verbanden und aus denen Händler dahinzogen, die Waren kauften und verkauften. So führte die Kasseler Straße von Nordhausen aus über den Schern von Pustleben ab der Länge nach durch das Wippertal. 4. Nicht bloß über der Erde ist das Wippertal reich gesegnet; auch im Innern birgt es große Schätze. Seit einigen Jahren wird im Wippertal Bergbau aus Kali betrieben. Kalibergwerke sind in Bleiche- rode, Sollstedt, Ludwigshall bei Wolkramshausen, in Hain und bei Immenrode unter der Feuerkuppe. Hier wird das Kali aus einer Tiefe von 600—800 in aus der Erde geholt. Das Kali ist eine Art Salz, das rötlich oder grau aussieht; es liegt in der Erde so fest und hart wie ein Fels und muß hier losgebrochen und losgesprengt werden. Es kommt in Lagern vor, die 10—60 und mehr Meter dick sind. Benutzt wird es hauptsächlich als Düngenntttel; ein Teil davon wird in Deutschland selbst gebraucht; eine große Menge geht aber nach Amerika, wo man noch kein Kali gefunden hat. Ferner werden in heimischen Fabriken aus dem Kali Waren hergestellt, die man im gewerblichen Leben braucht, z.b.bei der Wäscherei, Fäberei, Bleicherei, Seifensiederei, bei der Herstellung von Zündhölzern, Papier, Glas, Farben, Feuerwerkskörpern usw. — Durch die Kalibergwerke haben viele Leute in unserer Heimat einen guten Verdienst; daher kommt es auch, daß die Zahl der Einwohner in den Dörfern des Wippertales in den letzten Jahren zugenommen hat. 44. Der Kreis „Grafschaft Hohenstein". 1. Lage. _ Der^ größte Teil des Helme- und Wippertales bildet den Kreis „Grafschafthohenstein". Die Stadt Nordhausen gehört nicht mit zu diesem Kreise; sse bildet einen eigenen Stadtkreis. Früher gehörte

8. Unsere Heimat - S. 48

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 48 — gelenkt hat. Schon im Jahre 1548 war ein Wilde hier Bürgermeister, in demselben Jahrhundert noch zwei Wilde, im 17. Jahrhundert wieder zwei, der letzte Bürgermeister Wilde starb im Jahre 1786. In der St. Nikolaikirche besinden sich Grabsteine der Familie mit dem Wilde- schen Wappen: ein Kranich mit einem Steine in der rechten Kralle und darüber zwei Rosen, auf dem Helme zwei Büfselhörner und drei Blumen auf einem Stengel. Oben vor dem Hölzchen steht ein alter Wartturm aus dem 15. Jahrhundert. Auf ihm war ein Wächter, der nach heranziehenden Feinden Umschau hielt. Einst standen um Nordhausen her noch mehr solcher Warttürme: auf dem Holungsbügel, auf dem Geiersberge, vo°r der Windlücke, auf dem Galgenberge (an der Hohenkreuzftraße hinter dem Judenfriedhof, wo später das Pulverhäuschen stand). Von allen diesen Warten ist nur der Turm bei Wildes Hölzchen übrig geblieben. Auch er drohte zu verfallen; da richtete ihn der Magistrat i. I. 1836 zu einem Aussichtsturm ein und stellte Tische und Bänke bei ihm auf. In einem an die Bürger gerichteten Aufrufe des Magistrates aus diesem Jahre heißt es: „Unsere nächste Umgebung mit ihren Bergen bietet dem Auge des sinnigen Naturfreundes soviel herrliche Ansichten dar, daß wir wohl in der Ferne oft ver- geblich schönere suchen. Diese oft schon von vielen gemachte Bemerkung und die romantische Aussicht auf der alten, halb verfallenen, in grauer Vorzeit erbauten Warte veranlagte uns, dieselbe für Freunde der Natur so umzugestalten, das; sie jedem ftilleu Beobachter das Bergungen gewähren wird, eine der schönsten Aussichten in uusere Umgegend zu genießen. Wir glauben erwarten zu dürfen, daß dieselbe von jetzt ab recht oft und zahlreich besucht werden wird. Bei dieser Einladung tut es uns jedoch leid, bemerken zu müssen, daß wir aus tristigen Gründen uicht uneingeschränkt alle Tage jedem den Zutritt in den Turm gestatte», vielmehr nur erlauben und anordnen können, daß der Besuch desselben, bei dazu geeigneter Witterung, bloß zweimal wöchentlich und zwar Sonntags und Donnerstags dem größeren Teil des Publikums nachgelassen werden kann. Jedem dagegen, der entweder einen eigenen Schlüssel dazu besitzt oder der noch einen solchen gegen Erlegung von 1 Thlr. 10 Sgr. zum Erhaltuugsfonds ankauft, stehet es für sich und seine Familie frei, zu jeder Zeit auf der Warte die Aussicht zu genießen. Indem wir dies hiermit öffentlich bekannt machen, erwarten wir zugleich auch, daß jeder Bürger und Einwohner diese neue Anlage als sein Miteigentum vor Frevel und Bosheit mit aller Sorge schützen wird." Im Laufe der Zeit war aber der Turm wieder so baufällig ge- worden, daß seine Besteigung lebensgefährlich wurde. Da ließ der Nord- Häuser Geschichtsverein im Jahre 1883 ihn ausbessern und mit einem Dache versehen. Besteigbar ist er aber nicht mehr. So steht der Turm nun heute noch. 4. Die Einsenkung zwischen den Höhen, in der die Gumpe dahin- fließt, heißt das Tal der Gumpe. Die Gumpe wird über den Mühl- graben geleitet, fließt durch den Park und dann in die Zorge. Die Stelle, wo sie sich in die Zorge ergießt, heißt die Mündung. Sie ist ein Nebenfluß der Zorge. Ihr Lauf ist etwa 2 km (25 Minuten) lang.

9. Unsere Heimat - S. 77

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 77 — nur noch eine schmale Lichtsichel zu sehen, die wie der erste Bogen des A aussieht: ©. Darauf ist der Mond wieder ganz dunkel; es ist wieder Neumond, und nun fängt der Mond von neuem an zu wachsen. So geht es in beständigem Wechsel alle 28 Tage. 4. Die Sterne. Die Sterne am Himmel sind so zahlreich, daß wir sie nicht zählen können. Sie siud nur nachts sichtbar; am Tage wird ihr Licht von dem Licht der Sonne überstrahlt. Viele Sterne haben sich so am Himmel aufgestellt, daß sie hübsche Figuren bilden. Solche Figuren heißen Sternbilder. Das bekannteste ist der große Bär, der auch der große Himmelswagen genannt wird. Zuweilen sieht man auch Sternschnuppen. Wer hat schon welche gesehen? Über das ganze dunkle Himmelsgewölbe mit seinen Sternen zieht sich ein hellerer breiter Streifen; wir nennen ihn Milchstraße. B. Geologische Bilder. 1. Die Gesteine im Jlfelder Tal. a) Grauwacke. 1. Wir gehen im Jlfelder Tal aufwärts bis zu den Steinbrüchen zwischen Netzkater und Eisfelder Talmühle. Hier werden Pflastersteine gebrochen. Sie sehen grau aus, sind feinkörnig, sandsteinartig und recht hart. Der Stein heißt Grauwacke. Die Grauwacke tritt, wie hier, meist in massigen Bänken auf, bildet im ganzen südlichen Harz das Grundgebirge und gehört zu den ältesten Gesteinsschichten. 2. Als weder der Harz, noch der Thüringer Wald, noch die da- zwischenliegenden Höhen vorhanden waren, bedeckte unsere Heimat wie den größten Teil Deutschlands ein Meer, das man das Urmeer nennt. Unter seinem blauen Spiegel erstreckte sich eben und ungegliedert der Meeresgrund. Aus weiter Ferne brachten Ströme Sand und Schlamm herbei; der Moder verwester Meerespflanzen vermischte sich damit und setzte sich auf dem Meeresgrund ab. Im Laufe der wohl nach Millionen Zählenden Jahre, die das Wasser auf der Erde stand, hatte es aber auch Teilchen der die Erdkruste bildenden Stoffe aufgelöst; diese in dem Wasser enthaltenen aufgelösten Grundstoffe des Gesteins drangen mit dem Seewasser in die kleinsten Poren der Schlammschichten und setzten darin zarte Niederschläge verkittender Mineralien ab. Bald wurde Kalk abgeschieden, bald Kieselsäure, bald Eisensalze. So wurden allmählich die weichen Schlammschichten verhärtet; aus lockeren Sandbänken bil-

10. Unsere Heimat - S. 86

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 86 — Rissen, an denen sich oft Partien ablösen. Das ist Löß oder gewöhnlich Lehm genannt. Der Löß besteht hauptsächlich ans Quarz und kohlen- saurem Kalk in feinster Zerteilung, er ist leicht zerreiblich und fühlt sich wie außerordentlich feinkörniger Sand an. Er ist ferner von zahllosen feinen Röhrchen durchsetzt, die ihn sehr porös machen. Die Röhrchen rühren von Gräsern her, die durch den Löß hindurchgewachsen und schließlich vermodert sind. Denn der Löß ist nicht im Wasser abgelagert, sondern hat sich auf dem Lande gebildet, indem der Wind zu einer Zeit, als unsere Heimat sehr trocken war und einer weiten Steppe glich, ungeheure Wolken von Staub und Sand über sie dahinjagte und den Lehm an geschützten Stellen, namentlich in Tälern und Hängen, auf- häufte. In dem Löß finden sich ganz kleine weiße Schnecken, noch kleiner als ein Stecknadelkopf. In dein ganzen Tale bis hinter Rüdigs- dorf ist in den Tälern und an den Berghängen zu beiden Seiten des Weges Löß abgelagert, ebenso findet er sich im Borntale und zwischen Nordhausen und Himmelgarten am Leimbacher Wege. Der Löß- oder Lehmboden zeichnet sich durch außerordentliche Fruchtbarkeit aus. C. Geschichtsbilder. 1. Die Besievelung unserer Heimat. 1. Angehörige verschiedener deutscher Stämme ließen sich nach und nach in unserer Heimat nieder. Südlich und nördlich vom Harze und westlich bis an die Weser wohnten die Cherusker; diese gingen später in dem Sachsenbunde auf. Vou Süden her drangen die Hermunduren vor, die ganz Thüringen einnahmen und später nach Vermischung mit anderen Stämmen, z. B. mit den Angeln, den Hauptbestandteil der Thüringer bildeten. Auf dem fruchtbaren Boden der Flußtäler ent- standen die ältesten Wohnorte, wie Lohr-a, Nohr-a, Trebr-a. Der End- buchstabe „a" ist eine Abkürzung von „aha" und bedeutet Wasser. Im Helme- und Zorgetal endigen die alten Ortsnamen durchweg auf „ingen" oder „nngen, wie Schiedungen, Bliedungen, Gratzungen, Pützlingen, Groß- und Klein-Wechsungen, Hörningen, Cleisingen. Vielfach sind diese Silben mit Personennamen verbunden und bedeuten alsdann, daß den Nach- kommen der betreffenden Person die Ansiedlung eigen war. Häufig er- scheinen sie auch in Verbindung mit Flußnamen, wie: Bodungen = die Ansiedlung oder das Eigentum an der Bode, oder: Haserungen = das Eigentum oder der Besitz an der Hafer. Im Wippertale endigen die alten Dorfnamen auf „leben": Pustleben, Wollersleben, Rüxleben; auch die
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