Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen.
19
durch Branntweinbrennerei sind Nordhausen und Quedlinburg berühmt. — Von andern
Fabriken nennen wir solche für: Panzerplatten (Buckau), Tuche (Burg und Calbe). Kattun
(Eilenburg), Thonwaren und Porzellan (Neuhaldensleben, Ziesar, Buckau, Bitterfeld),
Papier (Kröllwitz, Calbe), Leder und Handschuhe (Halberstadt und Neuhaldensleben).
Eine so große Ergiebigkeit des Bodens und so reges Großgewerbe muß
notwendigerweise einen starken Handelsverkehr zur Folge haben.
Die Erzeugnisse gehen meistens aus der Provinz hinaus, wofür andere notwendige
Waren eingeführt werden. Hierunter sind zu nennen: Kolonialwaren aller Art, Tuche,
Leinwand, Seide, Kohlen aus Böhmen, Salz, Eisenwaren, Steinöl. Die Hauptmärkte
sind von alters her Magdeburg, Halle, Erfurt, welche durch ihre Lage zu dieser Bedeu-
tung schon in sehr srüher Zeit gelangten. Für Zucker und Zichorien ist Magdeburg der
Hauptmarkt in ganz Deutschland.
Die natürlichen Verkehrswege bilden von alters her die Elbe und die
Saale, dazu tritt das dichte Netz der Landstraßen und Eisenbahnen.
Jetzt durchschneiden eine Menge Eisenbahnlinien die Provinz in den verschie-
densten Richtungen; ihre Hauptknotenpunkte sind Stendal, Magdeburg, Halle. Die erste
Strecke wurde vor 50 Jahren (1839) zwischen Magdeburg und Schönebeck eröffnet. Es
giebt jetzt in der Provinz Sachsen 2077,25 km Eisenbahnen, also kommen bei 25249,97 qkm
Flächenraum 8,23 km auf 100 qkm Fläche und bei 2473533 Ew. 8,40 km aus 10000 Ew.,
während im Königreich Preußen, 6,72, im deutschen Reich 7,4 auf 100 qkm Fläche und
in elfterem 8,14, in letzterem 8,6 km auf 10000 Ew. fallen. Das Herzogtum Anhalt hat
247,57 km Eisenbahnen, also kommen bei 2347,35 qkm und 253959 Ew. 10,54 auf
100 qkm Fläche und 9,75 auf 10000 Ew.
Der Postverkehr wird geleitet von den Oberpostdirektionen zu Magdeburg (zu
der auch Anhalt gehört), Halle und Erfurt (die auch einen Teil der thüringischen Staaten
umfaßt).
In der Direktion Magdeburg kommt eine Postanstalt auf 27,4 qkm und 2444 Ew.;
eine Telegraphenanstalt aus 44,9 qkm und 3995 Ew.
In der Direktion Halle kommt eine Postanstalt auf 21,9 qkm und 2184 Ew.; eine
Telegraphenanstalt auf 46,2 qkm und 4615 Ew.
In der Direktion Erfurt kommt eine Postanstalt auf 24,2 qkm und 2441 Ew.; eine
Telegraphenanstalt auf 42 qkm und 4269 Ew.
4. Staatliche Einrichtungen.
A. Provinz Sachsen.
Die staatliche Verwaltung der Provinz wird geleitet vom Oberpräsidenten,
unter dem zunächst die Regierungspräsidenten die Leitung der Regierungsbezirke haben;
an der Spitze der Kreise stehen Landräte. Daneben Bezirksausschüsse und Kreisausschüsse.
Die nicht staatlichen Angelegenheiten (Straßenbau und Wohlthätigkeitsanstalten,
Kranken- und Erziehungswesen, wissenschaftliche Unternehmungen n. s. w.) werden vom
Provinzial-Landtag besorgt, der aus 116 Mitgliedern besteht. Dieser wählt den
Landesdirektor und den Provinzial-Ansschnß (15 Mitglieder). Die Altmark hat noch einen
eigenen Kommunal-Landtag zu Stendal.
Für die Rechtspflege sorgt das Oberlandesgericht zu Naumburg, Laudgerichte zu
2*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
6 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
(nach der Zählung vom Jahre 1885). Während der Größe nach also Sachsen
die 9. Stelle unter den preußischen Provinzen einnimmt, hat es seiner Ein-
wohnerzahl nach die 4. Stelle (Schlesien, Brandenburg mit Berlin und die
Rheinprovinz sind stärker bevölkert). Die Provinz, an deren Spitze ein Ober-
Präsident steht, zerfällt in die 3 R.-B. Magdeburg, Merseburg und Erfurt;
au der Spitze eines jeden steht ein Regiernngs-Präsident, die R.-B. zer-
fallen in Kreise unter der Verwaltung eines Landrats.
1. Der Regierungsbezirk Magdeburg hat! 11512,86 qkm mit
989716 Ew. — 859 auf 10 qkm — und zerfällt in 15 Kreise.
2 Der Regierungsbezirk Merseburg hat' 10207,06 qkm mit
1027228 Ew, — 1006 auf 10 qkm — und zerfällt in 17 Kreise.
3. Der Regierungsbezirk Erfurt hat! 3529,61 qkm mit 411379ew.
— 1166 auf 10 qkm — und zerfällt in 11 Greife.
Das Herzogtum Anhalt hatl 2294,36 qkm mit 248166 Ew. — 1080
auf 10 qkm —, übertrifft also die Provinz Sachsen sehr an Volksdichte. Es
zerfällt in 5 Kreise, an deren Spitze Kreisdirektoren stehen.
Ii. Landschaftskunde.
Die Provinz Sachsen ist von allen preußischen Provinzen die am meisten
zerrissene. Der nördliche Teil, welcher den R.-B. Magdeburg umfaßt, bildet
allerdings ein zusammenhängendes Ganze, aber er ist im S. durch das Her-
zogtum Anhalt vielfach eingezackt und hängt nur durch einen schmalen Streifen
(bei Aschersleben), der wiederum Anhalt in 2 große Teile scheidet, mit dem
R.-B. Merseburg zusammen. Ein Stück von Anhalt (Grafschaft Mühlingen)
liegt als Enklave^) im R.-B. Magdeburg, wogegen kleine preußische Gebietsteile
von Anhalt umschlossen sind. Auch eine Braunschweigische Enklave (Calvörde)
findet sich innerhalb dieses R.-B. Noch mehr fremde Gebietsteile umschließen
die beiden südlichen R.-B.: Teile von Weimar (Allstedt) und Schwarzburg-
Rudolstadt (Frankenhausen), sowie die Hauptmasse vou Schwarzburg-Souders-
hausen. Dafür liegen die Kreise Schleusiugeu und Ziegenrück gesondert weit
nach S. vorgeschoben.
Im W. werden die Provinz Sachsen und Anhalt vom Harz berührt.
Dieser ist ein in sich fest abgeschlossenes Massengebirge von etwa eiförmiger
Gestalt mit der größten Ausdehnung von N.w. nach S.o. (110 km); der
Querdurchmesser beträgt nur 30 km.
■sen, Jtappboile. Selke. mppra, jtusieoen.
Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben. (Nach R. Aßinann.)
Nach N.w. hin hat das Gebirge mehrere Vorstufen; es verflacht sich im
*) Exklave nennt man ein von der Hauptmasse eines Landes getrenntes, in einem
andern Staate liegendes Stück Land. Von jenem anderen Lande aus würde man es
als Enklave bezeichnen.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Landschaftskunde.
7
S.o. nach der Saale, während der S.w. gegen das Thüringische Hügelland
:md der N.o. gegen das Tiefland scharf abgeschnitten sind. Das Gebirge bildet
ein großes Hochland, dessen obere Platte sich allmählich in seiner ganzen Län-
genausdehnung von N.w. nach S.o. sehr beträchtlich senkt. Dieser Umstand
hat die gewöhnliche Scheidung in Ober- und Unterharz herbeigeführt, in-
dem das Gebiet westlich vom Brocken dem Oberharz (Flußgebiet der Weser;
Nadelholz überwiegend), östlich davon dem Unterharz (Flußgebiet der Elbe)
zugerechnet wird. Hier überwiegt das Laubholz. In dieses Hochlaud sind die
Thäler der Bäche tief eingeschnitten, während gewaltige Berge auf demselben
emporragen. Am höchsten ist der Bro cken (Blocksberg), nahe dem Nordrande
mit 1141 m über dem Meeresspiegel über die Grenze des Baumwuchses auf-
steigend, der höchste Berg Mitteldeutschlands; er bildet mit einigen kleineren
Bergen eine besondere Gruppe. Der Ramberg (Viktorshöhe) ebenfalls im
Unterharz, 537 m, besteht wie der Brocken aus Granit, während sonst das Ge-
birge meist aus Grauwacke besteht. Auch der Auersberg (Josephshöhe) ist
ein Granitkegel von 575 in Höhe.
Überschreiten wir von dem S.o.-Abhänge des Harzes ans die fruchtbare
Thalebene der Helme, die goldene Aue, so kommen wir in das aus Trias
(Buntfandstein, Muschelkalk, Keuper) bestehende Thüringische Hügelland,
eine wellenförmige Senkung zwischen Harz und Thüringer Wald. Den nord-
westlichen Teil bildet die rauhe Hochplatte des Eichsfeldes, welches der
waldreiche Düu in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt zerlegt. Vom
Eichsfelde aus laufen 5 Höhenzüge mit einer Durchschnittshöhe von 162 bis
227 m, unter sich und mit dem Harz und Thüringer Walde parallel bis zur
Saale, welche bald eine festgeschlossene Kette bilden, bald nur einen losen
Zusammenhang haben und vielfach von Flüssen durchbrochen sind. Die be-
dentendsten dieser Züge sind der von Mühlhausen ausgehende, 470 in errei-
chende Hainich, der bei Erfurt der Steiger (345 rn) heißt. Die Hainleite
zwischen Wipper und Helbe, über 30 km lang und bis 461 m ansteigend,
nimmt nach dem Durchbruch der Unstrnt (Sachsenburger Pforte) den Namen
die Schmücke (326 m) an und heißt später die Finne (470 m) bis zur Saale
bei Naumburg. Der dem Harz am nächsten liegende Zug, die Windlaite, hat
feine höchste Erhebung im Kisfhäufer (470 m). Zwischen diesen Höhen-
zügen find Mulden und Becken, mit Lehm und humusreichem Schlamm bedeckt,
eingesenkt, von denen das thüringische Zentralbecken nördlich von Erfurt am
Zusammenfluß der Gera und Unstrnt das bedeutendste ist. Erfurt verdankt
der Lage in dieser weiten fruchtbaren Niederung zum großen Teil seine Be-
deutung als Hauptort von Thüringen. Außerdem sind noch besonders frucht-
bar die Unstrnt-Niederung bei Artern und die goldene Aue an der Helme.
In den S.o.-Zipfel der Provinz, den Kreis Zeitz, sendet das sächsische
Bergland seine letzten Ausläufer.
Das ganze Gebiet östlich der Saale und nördlich vom Harz gehört dem
Tieflande an, welches, wie der meist nach N.w. gerichtete Lauf der Flüsse
beweist, sich in dieser Richtung senkt. Aus diesem ragen nur vereinzelte kleine
Erhebungen hervor, wie die Porphyrfelfen an der Saale bei Halle (135 in),
die Höhen bei Wettin (174 m), am höchsten der Petersberg bei Halle (240 in
Seehöhe). Auf dem rechten Elbufer zieht ein Teil des Südlichen Land-
rückens, der rauhe i ud wasserarme Rücken des Flä-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
26
Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau.
Eimelrod und Höringhausen im Waldeckscheu. Die sechs außerhalb des
Hauptlaudes liegenden Gebietsteile machen etwa ^ des Ganzen aus. Schmal-
kalden liegt etwa 25 km, Rinteln 55 km entfernt. Das Hauptland liegt
zwischen 49° 58' und 51° 40' u. Br. und zwischen 25" 14' und 27° 54'
ö. F. (= 7° 34' und 10° 14' ö. Gr.). Der nördlichste Punkt der Graf-
schast Schaumburg hat 52" 58' Breite, der östlichste der Herrschast Schmal-
kalden 28° 24' Länge (= 10° 44' ö. Gr.).
3. Im N. grenzt Hessen-Nassau an die Rgbz. Minden und Hildesheim,
im O. an den Rgbz, Erfurt, das Großherzogtum Sachseu-Weimar-Eisenach
und den bayrischen Bezirk Unterfranken, im S. an denselben und die dann-
städtischen Provinzen Starkenburg und Rheinhessen, im W. an die Rgbz.
Koblenz, Arnsberg und das Fürstentum Waldeck.
4. Der Regierungsbezirk Kassel bildet die Figur eiues Füllhorns, aus
welchem Waldeck herausfällt, der Regierungsbezirk Wiesbaden ein uuregel-
mäßiges Viereck.
5. Die nördlichste Stadt des Landes überhaupt, Sachsenhagen im
Kreis Rinteln, ist von der südlichsten etwa 290 km, die östlichste, Stein-
bach-Hallenberg im Kreis Schmalkalden, 215 km von der westlichsten ent-
ferut Ein rüstiger Fußgänger geht in einer Stunde 5 km. Bei den Ent-
sernuugen der Luftlinie sind noch etwa 5°/0 in gebirgigen Gegenden für die
Unebenheiten des Bodens in Berechnung zu bringen. Berechne die Ent-
fernnng nach Wegstunden!
Hefsen-Nassan umsaßt 15 700qkm, das Königreich Preußeu 348437 qkm,
das Deutsche Reich 540483 qkm. Vergleiche!
6. Der Vogelsberg ist die mächtigste Basaltmasse der Erde. Auch in
der Rhön, im Meißner, Habichtswald und Westerwald treten gewaltige Basalt-
massen zutage. Die glüheud flüssige Basaltmasse hob und ergoß sich in
breiter Masse (wie im Vogelsberg) oder erstarrte in spitzen Kuppen (wie in
den anderen genannten Gebirgen). Sandstein und Muschelkalk wurden
von der Basaltmasse gehoben und durchbrochen, sie liegen daher geneigt an
den Abhängen oder am Fuß der Gebirge.
Das mittelrheinische Schiefergebirge, das sich vom Taunus über den
Rhein, die Lahn, die mittlere Eder bis zur Diemel erstreckt, weist hauptsäch-
lich Grauwacke auf. Basaltkuppen, Bimsstein, Tuff und die vielen Mineral-
quellen beweisen ebenfalls die Bildung der Erdoberfläche durch vulkanische
Tätigkeit. Zusammenstellung der wichtigsten Berghöhen:
Große Wasferkuppe .... 950 m
(Kreuzberg)..............930 „
Jufelsberg.......915 „
Großer Feldberg..........880 „
Kleiner Feldberg..........830 „
Milseburg................833 „
Altkönig................800 „
(Taufstein)................772 „
Meißner................750 „
Fuchskaute..............660 „
Salzburger Kopf..........655 „
Hohelohr................655 m
Bilstein..................640 „
Knüllköpfchen............632 „
Hohegras................600 „
Montabaurer Höhe .... 550 „
Trompeter................540 „
Rossert.........516 „
Platte..................500 „
Staufen................450 „
Niederwald..............340 „
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Allgemeine Übersicht.
3
ruht, und nur Hausfrauen, Greise, Greisinnen und kleine Kinder bleiben daheim. Die
Mäher und Wenderinnen, welche weit entfernt vom heimischen Herde auf den luftigen
Höhen arbeiten, errichten sich weithin leuchtende, niedrige Leinwandzelte, welche sich wie
ein militärisches Lager ausnehmen. In diesen Zelten übernachten sie, meist drei bis
vier an der Zahl, auf aufgestapeltem Heu oder suchen darin Unterkunft bei schlechtem
Wetter. Am Morgen, Mittag und Abend sieht man flinke Jungfrauen, bunt bemalte
Kötzen (Tragkörbe) auf dem Rücken, leichtfüßig die Berge hinaufeilen, um den Heu-
machern Speise und Trank zu bringen. Von welcher Bedeutung diese Ernte für den
Rhöner ist, geht daraus hervor, daß 3—4 Tausend Menschen zu gleicher Zeit sich an
ihr beteiligen. Nach der Heuernte geht es zum „Schniet" (Getreideschnitt) und nach
demselben mit dem Dreschflegel zur Scheune.
Die Vorderrhön, die sich an der Hanne und Ulster ausdehnt, ist ein aus
zahlreichen Kuppen bestehendes, freundliches Bergland mit schönen Waldungen und
fruchtbaren Tälern. Der höchste Berg der Vorderrhön ist die Milseburg <833 m),
wegen ihrer Gestalt vom Volke „Heufuder" und „Totenlade" genannt*). Nah dabei
ist die Steinwand oder Teufelsmauer, eine säulenartig zerklüftete Felsmasse,
die wie eine Wand aufsteigt.
Die anf der Rhön entspringenden Gewässer fließen zur Fulda (Haune), zur Werra
(Ulster) und zum Main (Kinzig). (Siehe Bild S. 45.)
Der Vogelsberg.
Er erhebt sich dem Rhöngebirge gegenüber auf der linken Seite der Fulda.
Seine Hauptmasse liegt im Großherzogtum Hessen-Darmstadt, aber seine Aus-
lauf er ragen in unsere Provinz hinein. Er breitet sich nach allen Seiten
hin strahlenförmig aus. Seiu höchster Punkt ist der Taufstein (772 in).
Auf demselben liegt ein großer, ausgehöhlter Stein, den Bonifatius als Taufbecken
benutzt haben soll. Das Gebirge ist sehr quellenreich. Das Wasser von etwa 140
Quellen wird gesammelt und in einer mächtigen Röhrenleitung der Stadt Frankfurt
zugeführt. Die Gewässer fließen nach allen Richtungen der Windrose zur Fulda, zum
Main und zur Lahn. Auf der Höhe ist es sehr rauh, der Volkswitz sagt, man mache
„das letzte Ofenfeuer einen Tag vor Johannis und das erste einen Tag nach Johannis".
Der Westabfall nach der Wetterau und der Südabfall nach dem Kinzig- und Maintal
sind milder. Da die Ernte in diesen Tälern einige Wochen früher eintritt als im Vogels-
berg, so gehen viele Leute vom Gebirge ins Tal zur Arbeit. Bedeutend ist die Vieh-
zucht (Vogelsberger Rindvieh, Schafes. Mineralquellen finden sich in Salz-
schlirs. Durch den „Landrücken" ist der Vogelsberg mit der Rhön verbunden.
Das Hessische Berg- und Hügelland.
a. Zwischen Fulda und Werra. An die Vorderrhön schließt sich
nördlich der Seulingswald, auch Süllingswald genannt.
Er ist eine große Waldstrecke voll mächtiger Buchbäume, voll tiefer, einsamer
Schluchten und stiller Waldwiesen, in denen man nichts hört als das Hacken des
Spechtes und das Schreien des Hähers, ehedem besonders reich an Wildbret, zumal
voller Hirsche und Wildschweine, welche da von niemand gestört wurden als einmal im
Jahre von den hessischen Landgrafen, welche im Spätsommer im alten Schlosse Friede-
wald ihr Hoflager zu nehmen und von dort aus große Schweinehatzen anzustellen
pflegten 3).
Nördlich vom Seulingswald liegt das Richelsdorfer Gebirge.
Hier wurde früher in Bergwerken Kupferschiefer und Kobalt gegraben, jetzt wird
nur noch Schwerspat gewonnen.
1) St. Gangolfsbrunnen. H. H. S. 22.
2) Bauernleben auf dem hohen Vogelsberg. H. H. S. 75.
3) Das Nadelöhr im Seulingswald. Il-El S. 78.
1*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Allgemeine Übersicht.
9
gehörigen Abfluß. So ist die Nässe die schlimmste Feindin des Westerwaldes; sie ist
die Hauptursache seines rauhen Klimas und verdirbt in regnerischen Sommern die
Früchte des Feldes. Dann verfaulen die Kartoffeln in dem fetten, feuchten Boden,
und das Getreide, soviel dessen in der Nähe aufkommt, wird nicht reif. Man hat daher
Entwässerungsgräben angelegt, hat, um die Gewalt der Winde zu brechen, hier
und da Schutzhecken gepflanzt, aber diese Versuche haben noch nicht hinreichenden Erfolg
gehabt. Was am meisten auf dem Westerwald gebaut wird^ ist Haser, Gerste, Flachs
und die verschiedenen Rübenarten zur Fütterung des Viehs; das Hauptnahrungsmittel
der Menschen aber ist die Kartoffel, die in trockenen Jahren vorzüglich gedeiht. Die
Kirschen brauchen, wie der Volkswitz sagt, auf dem hohen Westerwalds zwei Jahre zu
ihrer Reife, im ersten Jahr werden sie auf der einen Seite rot und im zweiten auf
der anderen. Was aber die Oberfläche dem Menschen versagt, gibt ihm das Innere
der Berge, dazu ist der Westerwälder genügsam und zufrieden. Er wird nicht leicht
zum Bettler. Sein rauhes Klima kräftigt und stählt seinen Leib, und der Kampf mit
dem Leben schärft seine geistigen Kräfte. Der berühmte Feldherr Moritz von Oranien
pflegte zu sagen: „Ein Westerwälder ist mir lieber als zwei andere."
Die unteren Lagen des Westerwaldes, besonders an der mittleren
Lahn und an der Dill, sind fruchtbare Gegenden. Der südwestliche Teil
des Westerwaldes heißt die Montabaurer Höhen, auch das „Kannen-
bäckerländchen."
Hier verfertigt mau irdene Kannen, die Mineralwasserkrüge, Wasserröhren, ja
selbst 1 in hohe Töpfe für Fleisch, Butter und Sauerkraut, aber auch feinere Trink-
krüge und kleine Figuren. Man baut hier auch viel Hopfen. Der Westerwald ist
reich an Braunkohlen und Eisen.
Die Ausläufer des Westerwaldes erstrecken sich bis zur obereu Lahn;
bei Marburg erhebt sich der D amm el s berg mit dem Marburg er
Schloßberg.
d. Ebenen.
Der Rheingau.
Südlich vom Rheingaugebirge breitet sich der Rheingau aus, die
schönste und fruchtbarste Gegend von ganz Deutschland. Er erstreckt sich
zwischen Biebrich und Rüdesheim in der Länge von sechs Stunden.
Der Rhein fließt anf dieser Strecke sanft und ruhig dahin und bildet eine
große Zahl von Inseln oder Auen. Diese sind mit Buschwerk und hohen
Bäumen bewachsen und bilden eine Zierde des Stromes. Am rechten
Rheinufer reiht sich Ort an Ort. Dazwischen liegen Gärten und iu den-
selben Sommerhäuser, Wallsahrtskapelleu, Winzerhäuschen. Die gegen das
Gebirge sich sanft erhebenden Hügel sind mit Reben bepflanzt. Hier ge-
deihen die edelsten aller Weine: der Rüdesheim er, Aßmannsh äuser,
Johannisberger, Geisenheimer, Marko brunner, Gräsenberger,
Rauenthaler n. a. Ein Verslein sagt: „Rheingau — Weingau, Rheiuleut
— Weinlent, Rheinwein — fein Wein".
Ende August und im Ansauge des Septembers bereitet nian die Fässer zur Auf-
nähme des neuen Weines zu, und die Weinberge werden geschlossen. Niemand darf
mehr hinein, und Flurschützen bewachen sie. Wenn im Anfange des Oktobers die
Trauben genießbar werden, wird den Eigentümern erlaubt, an zwei Nachmittagen in
der Woche ihre Weinberge zu betreten und Traubeu zum Essen abzuschneiden. Endlich
wird öffentlich durch die Ausrufer bekannt gemacht, daß die allgemeine Weinlese be-
ginnt. Nun wandern mit Tagesgrauen die Leser und Leserinnen hinaus in die Wein-
berge, Männer folgen mit Wagen, die mit Bütten, Traubenmühlen, Ladefässern beladen
sind. Das Einsammeln der Trauben beginnt. Jede Leserin hat ein scharfes Messer
und einen Blecheimer. Ist dieser gefüllt, so kommt der Träger mit seiner Bütte auf
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Oranien Schloßberg Marko_brunner August
4. Bodengestalt.
3
4. Bodengestalt.
Nach seiner Oberflächenform gehört Hessen-Nassau der Mitteldeutschen Ge-
birgsschwelle an, die das Übergangsglied zwischen der Norddeutschen Tiefebene
und dem Süddeutschen Gebirgsland bildet, und zwar nimmt Hessen den
mittleren Teil der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle, Nassau da-
gegen einen Teil ihres Westflügels, des Rheinischen Schiefer-
gebirges, ein. Wenn auch Hessen und Nassau in staatlicher Hinsicht zu
Gruihdgebuye I I Tertiär \semeeuper §3=^Musche/Jeauo Yjij±Abunisandstetrv
I T I Basali
1. Geologischer Durchschnitt durch Hessen. 12^fach überhöht.
einer Einheit verbunden sind, so bilden sie doch in geographischer Beziehung
zwei grundverschiedene Länderteile (Länderindividuen). Dasselbe gilt von
Schmalkalden, das dem Thüringer Walde, und von der Grafschaft
Schaumburg, die dem Weserbergland angehört.
B. Hessen.
I. Das Land als Ganzes.
1. Aufbau und Einteilung.
Charakter der hessischen Landschaft. Hessen wird von dem Hessischen
Berg- und Hügelland eingenommen- dieses erstreckt sich von 0 nach W
zwischen dem Thüringer Walde und dem Rheinischen Schiefergebirge und von
8 nach N vom Main bis zur Oberweser bei Karlshafen in einer Breite von
etwa 100 km.
Die ursprüngliche etwa 300 — 400 m hohe Plateaulandschaft ist einerseits
durch zahllose Flußtäler zerschnitten und durch beckenförmige Einsenkungen
zerfurcht, anderseits ist sie wie übersät mit Basaltkuppen, die einst als
feuerflüssiges Gestein am Rande jener Spalten empordrangen. Die hessische
Landschaft ist so das unregelmäßigste Gebilde unter allen deutschen
Mittelgebirgen.
Die Senken. Bei aller Regellosigkeit können wir doch drei große nord-
südlich gerichtete Senkungsfelder unterscheiden:
1. die sog. Hessische Senke, die als natürliche Fortsetzung der Ober-
rheinischen Tiefebene durch die Wetterau auf Cassel zu zieht,
2. die Mittelhessische Senke längs der Täler von Kinzig und Fulda,
3. die Werrasenke.
i*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
2. Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Landoberfläche. — 3. Das Flußnetz. 5
Neuzeit. Aber erst in der Neuzeit der Erdgeschichte, und zwar in der
Tertiärzeit, erhielt Hessen sein heutiges Gesicht. Die bis dahin
einförmige Plateaulandschaft wurde von zahlreichen Gräben und Brüchen durch-
setzt- darunter bildete die größte Grabenversenkung die Hessische
Senke, die natürliche Fortsetzung des Oberrheinischen Grabens, so daß eine
kurze Zeit ein Meeresarm über Hannover — Cassel - Treysa - Frankfurt — Basel
das europäische Nordmeer mit dem Mittelländischen Meere verband. Lande
und Tone sind die Rückstände dieses Meeresarmes wie von Süßwasserseen;
sie sind vor allem an diese große Einbruchszone gebunden, während sie bei
ihrer leichten Ierstörbarkeit in den höheren Teilen wieder abgetragen oder
nur da erhalten geblieben sind, wo sie durch eine darüber gelagerte Lavadecke
vor der Zerstörung geschützt blieben, so am Meißner. Mit den Einbrüchen
gingen nämlich Hand in Hand gewaltige vulkanische Ausbrüche, indem
aus den Bruchspalten die feuerflüssige Lava empordrang. So entstand an der
Hessischen Senke das größte Basaltgebirge von ganz Europa, der Vogelsberg,
der staatlich allerdings zum größten Teil zu Hessen-Darmstadt gehört, weiter
nordwärts das Knüllgebirge, die Eruptivkegel des Habichts- und Reinhards-
waldes, ferner zwischen Werra und Fulda die Rhön und der Meißner.
Das ganze Hessenland ist wie übersät von diesen vulkanischen
Bergkegeln, die meistens aus Basalten, aber auch wie in der Rhön aus
Phonolith und Trachyt bestehen. Bald ragen sie in der Form von spitzen
Kegeln, bald von sanft gerundeten Kuppen und Domen über die sie umgebende
Plateaulandschaft empor und verleihen erst der Landschaft, besonders wenn sie
mit Burg oder Kloster gekrönt sind, ihren malerischen Reiz. Die flache, von Seen
erfüllte Mulde der Hessischen Senke war zur Tertiärzeit von tropischen Urwäldern
bedeckt, von deren reichem Holzmaterial die heutigen Braunkohlen zurückblieben.
In der nun folgenden Eiszeit wurde das so geschaffene Landschaftsbild
nicht mehr wesentlich verändert, da Hessen eisfrei blieb- nur in den Tälern
und an den Hängen wurde hier und da Löß abgelagert, jener feine gelbliche
Lehm von außerordentlicher Fruchtbarkeit. Auch die Neubildungen unserer
Zeit, die man als Alluvium (Anschwemmung) bezeichnet, also Kies-, Sand-
und Lehmablagerungen, sind an die Flußläufe gebunden. "
3. Das Flugnetz.
Mangel eines einheitlichen Stromsystems. Der Regellosigkeit im Aufbau
Hessens entsprechend fehlt eine Einheitlichkeit in den Grundlinien des Fluß-
netzes, d. h. die große Lebensader eines Stromes, der Hessen hydrographisch
so zusammenfaßt wie der Rhein die benachbarte Rheinprovinz, die Elbe die
Provinz Sachsen oder die Oder Schlesien. Die zahlreichen fließenden
Gewässer Hessens gehören zwei Stromgebieten an, dem der Weser
und dem des Rheins, so daß drei Viertel des Landes zur Weser, ein
Viertel zum Rhein entwässert werden. Die Wasserscheide zwischen beiden
Strömen verläuft in einer ziemlich geraden Linie vom Ederkopfe nach 0 zum
Hainagebirge südwestlich von Bad Wildungen, von hier nach Sw über das Gilser-
gebirge nach dem Taufstein im Vogelsberg, von da nach 30 und weiterhin
nach 0 über den Landrücken nach der Wasserkuppe in der Rhön. Ed erkopf
und Taufstein bilden besonders ausgeprägte Wasserscheiden zwi-
schen Weser und Rhein.
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6. Die Bevölkerung.
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geschlossenen Dorfanlage zurück: bald finden wir das sog. Haufendorf, das
auf die Bildung regelmäßiger Straßen und Plätze keine Rücksicht nimmt,
bald das fortgeschrittene Straßendorf, in dem zu beiden Seiten der Straße
die Gehöfte dicht nebeneinander liegen.
Wohnhaus. In der Bauart des Wohnhauses spiegelt sich bei der Land-
bevölkerung deutlich ihre Abkunft wider: in den Gebieten mit hessisch-
thüringischer Bevölkerung trifft man das fränkische Bauernhaus, in denen
mit niedersächsischer Bevölkerung das niedersächsische Bauernhaus. In
diesem sind Wohnräume, Ställe, Fruchtspeicher unter einem Dache unter-
gebracht, dessen Giebel das uralte Wahrzeichen der Sachsen, die beiden Pferde-
köpfe, schmücken; auf der „Großen Diele" (Tenne) mit dem Herd im Hinter-
grund spielt sich das ganze Wirtschaftsleben ab. Das fränkische Bauern-
haus, aus Fach- oder Flechtwerk errichtet, ist zweistöckig und hat abgetrennte
Ställe und Scheunen, alle diese Gebäude umrahmen einen viereckigen Hof.
Eine kleine Abart bildet das thüringische Bauernhaus, bei dem der
Hof oft durch eine hohe, starke Mauer gegen die Straße abgeschlossen ist.
Bevölkerungsdichte. Die Bevölkerungsdichte eines Landes hängt
vor allem von seiner Fruchtbarkeit oder seinen inneren Bodenschätzen ab. Da
40°/0 von Hessens Boden mit Wald bedeckt und bei dem Vorwiegen des
Buntsandsteins Fruchtbarkeit wie Bodenschätze gering sind, so gehört Hessen
zu den dünner bevölkerten Gegenden unseres Vaterlandes, seine
Bevölkerungsdichte steht mit 100 Menschen auf 1 qkrn unter dem Durchschnitt
des Preußischen Staates, in dem 115 auf 1 qkrn wohnen. Die Bevölkerung
Hessens drängt nach den Hohlformen des Landes, den durch fruchtbares
Flußschwemmland wie milderes Klima ausgezeichneten Talebenen, so daß diese
Gegenden zuweilen sogar die durchschnittliche Bevölkerungsdichte Preußens
übertreffen, d. h. dicht bevölkert sind, so der Landkreis Hanau mit
192 Einwohnern auf 1 qkm, der Landkreis Cassel mit 120 Einwohnern
auf 1 qkrn. Wegen seiner reichen inneren Bodenschätze gehört ferner der
Kreis Schmalkalden mit 160 Einwohnern auf 1 qkm zu den dichtbevölkerten
Gebieten. Im allgemeinen aber weisen die Gebirgsgegenden mit größerer
Meereshöhe und rauherem Klima, größerer Waldbedeckung und steinigem
Boden die dünnste Bevölkerung auf, so der Kreis Frankenberg mit
45 Einwohnern auf 1 qkm, der Kreis Hünfeld mit 52 Einwohnern. Die
mittlere Volksdichte Hessens haben Kreise wie Marburg, Fulda.
Volkswirtschaft. Trotz der vorwiegend ungünstigen Bodenverhältnisse
nährt sich doch der größte Teil der hessischen Bevölkerung von der Land-
Wirtschaft, in erster Linie vom Ackerbau, etwa 40°/g der nutzbaren Boden-
fläche entfallen auf Äcker und Gärten. Der Ackerbau ist besonders hoch
entwickelt im Gebiet der Hessischen Senke und in den milden Flußtälern mit
gutem Schwemmboden, im Main-, Werra- und Kinzigtal; daher wiegt in den
Kreisen Hanau, Eschwege, Fritzlar und Wolfhagen das Ackerland im Land-
schaftsbilde vor, dasselbe Bild zeigt sich den Blicken im reichgesegneten
Wesertal. In diesen von der Natur bevorzugten Gegenden gedeiht die Zucker-
rübe, bei Eschwege sogar die Tabakpflanze, und in jüngerer Zeit hat sich
hier auch der früher vernachlässigte Obstbau zu hoher Blüte entwickelt; im
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B. Hessen. - Ii. Die einzelnen Landschaften.
das steil nach der Weser zu abfällt- dieser Steilabsturz wird etwas durch
die vorgelagerten „Vorberge" gemildert. Die höchsten Erhebungen werden
vom weißen Iura gebildet, so der Paschenberg (335 m) mit der vielbe-
suchten Paschenburg, zu deren Füßen auf einem Bergvorsprunge der Vorberge
die Schaumburg (Bild 25), das Stammschloß der Grafen von
Schaumburg, weithin sichtbar in das weite, schöne Wesertal schaut. Die
Durchschnittshöhe von 300 m behält die Weserkette in ihrem größten Verlauf
bei (die Luhdener Klippen bei Rinteln 299 m, die Lange Wand 320 m,
der Papenbrink 302 m), sie senkt sich dann auf westfälischem Boden nach
der Porta Westfalika zu, wo sie von der in die Norddeutsche Tiefebene
eintretenden Weser durchbrochen wird.
An dem östlichsten Punkte der Weserkette zweigt nach Nw der Süntel
ab mit der wildzerrissenen Felsenkuppe des Hohenstein (342 m); diesem par-
allel, durch das breite Auebachtal getrennt, läuft der Deister (383 m),
dessen nordwestliche Ausläufer bei dem Bade Nenndorf in die Grafschaft
hineinragen. Auch Süntel und Deister bestehen aus Iuraablagerungen und
tragen den herrlichsten Buchenwald. Die Bückeberge (360 m) dagegen, an
der Westseite des Kreises, sind Süßwasserablagerungen der Kreide-
zeit (Wealdenformation) und bergen bei Obernkirchen gute Kohlen und
vorzüglichen Sandstein.
So finden wir in der Grafschaft Schaumburg, wie selten nieder
auf so engem Räume, die größte Mannigfaltigkeit im Aufbau
des Bodens vereinigt: Keuper, Iura, Kreide und eiszeitliche Ablage-
rungen. Dem entspricht der Wechsel der Oberflächenformen der Landschaft,
die wie Schmalkalden zu den schönsten der Provinz gerechnet werden muß.
Das Wesertal. Mildes Klima, Fruchtbarkeit. Die Grafschaft nimmt
an dem milden Seeklima der Nordwestdeutschen Tiefebene teil- am mildesten
ist das Klima im Wesertal bei seiner geringen Meereshöhe von 50 - 60 m.
Das Wesertal hat zugleich neben der Gegend von Nenndorf den fruchtbarsten
Ackerboden, außerdem fette Weiden mit bedeutender Pferde- und Rindviehzucht.
Siedlungen. Inmitten einer wohlhabenden Landbevölkerung, die dem
kerntüchtigen Stamme der Niedersachsen angehört, hat sich hier die größte
Siedlung, die Kreishauptstadt Rinteln (5720 (Binw.), auf dem linken Weser-
ufer entwickelt, ursprünglich ein wichtiger Weserübergang, so daß die
Stadt mehrere Jahrhunderte Festung war. Von 1621 —1809 war Rinteln
Universität, an der als einer der ersten Lehrer Iosua Stegmann, der Dichter
des Liedes „Ach, bleib mit deiner Gnade", wirkte. Heute schiebt sich die
Entwicklung der Stadt immer mehr auf das rechte Weserufer, da hier die
Schienenwege laufen und auch ein größerer Hafen in neuerer Zeit gebaut ist.
Banz in dessen Nähe liegt das größte industrielle Unternehmen, eine Glas-
fabrik, die ihre Flaschen über See nach Amerika und Australien versendet.
Wie Rinteln an der äußeren Westecke, so liegt das Städtchen Hessisch-Ol-
dendorf (1951 Einw.) an der Ostecke des Kreises, es hat Schuhwaren-
fabriken und eine Zuckerrübenfabrik. Da das Wesertal wertvolle Tone hat,
so stellen größere Ziegeleien Bausteine her, die stromabwärts bis nach
Bremen verfrachtet werden.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Rinteln
Universität Iosua_Stegmann