Ix. Klima, Pflanzen- und Tierwelt.
37
Genauere Angaben enthält folgende Tabelle, wobei die Angaben über Tem-
peratnr das Ergebnis einer 30 jährigen Beobachtung von 1861—1890 sind (Hann,
Handbuch der Klimatologie, Swttgart 1897), die Angaben über die Niederschläge
auf 10 jährigen Beobachtungen von 1892—1901 beruhen (Hellmann, Regenkarte
der Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover, Oldenburg usw., Berlin 1902).
Beobachtungsort Mittlere Temperatur 3,
In Celsius-Graden in mm
Januar Juli Jahr
Lübeck....... — 0,3 17,2 8 634
Neustadt...... — —■ — 645
Kiel........ 0,8 17 8,4 730
Schleswig...... 0,6 16,5 8 804
Flensburg...... 1,0 17,2 8,5 820
Apenrade ...... 0,8 16,6 8,1 760
Hadersleben . ... — — —- 690
Segeberg...... —- — 734
Neumünster..... — 0,3 16,9 7,9 760
Altona....... 0,1 17,1 8,3 703
Meldorf....... 0,1 17 8,2 784
Husum....... — — 796
Tondern...... — — -—- 760
List auf Sylt . . . | 602
Keitum auf Sylt . . ! Westerland auf Sylt ) 0,8 16,5 8,3 655
700
Helgoland...... 1,6 16,5 8,6 727
2. Die Pflanzenwelt.
Die Pflanzenwelt hängt ebensosehr vom Klima wie von der Bodenbe-
schassenheit ab. Überwiegend klimatisch bedingt ist der große Reichtum an saftigen
Wiesen und prächtigen Getreidefeldern im 0 und W, ebenso die Seltenheit der
Wälder in der Mitte und im W des Landes; aber auch die Dreiteilung der Bodenarten
spiegelt sich in der Verschiedenheit der Pflanzenwelt des 0, der Mitte und des W
der Provinz wider.
a) In dem waldreichen 0 des Landes ist nächst der Buche (Rotbuche) die
Eiche am meisten verbreitet, sie kommt besouders am Rande des Waldes oder an
Lichtungen vor, wo sie Luft und Licht zur freien Entwicklung findet, im dichten
Buchenschatten dagegen kann sie nicht gedeihen. Neben den genannten Bäumen
finden sich hier und da Weißbuche, Ulme, Bergahorn, Esche, Vogelbeerbaum, Kirsche,
Birn- und Apfelbaum und an sumpfigen Stellen Weide und Erle. Linde und
Pappel dienen neben der Ulme häufig als Alleebäume; die Birke kommt als Wald-
bäum selten (Schwarzenbek) vor. Die Nadelhölzer wachsen in dem fruchtbaren
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Hellmann
Extrahierte Ortsnamen: Hann Schleswig-Holstein Hannover Oldenburg Berlin Celsius-Graden Flensburg Segeberg Altona Husum Helgoland Schwarzenbek
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treiben.
49
Wasserspiegels betrügt 32 m, der Sohle 22 m; an den Ausweichestellen und oberhalb
und unterhalb der Schleusen ist sie größer. Die Tiefe beträgt aus der Scheitelstrecke
2,5 m, von der Büssaner Schleuse an bis zur Mündung und ebenso bei Lauenburg
3,5 m wegen des schwankenden Wasser-
standes von Trave und Elbe, sonst 2 in.
Der Kanal ist so angelegt, daß er leicht
vertieft und bis auf 27,3 in Sohlenbreite
verbreitert werden kann. An beiden
Seiten Leinpfade.
Eisenbahnbrücken bei Genin, Berken-
thin, Grambek, Büchen und Daldorf.
Die Baukosten betrugen bis 1907:
23 Mill. Mark, von denen Preußen, ein-
schließlich eines Beitrags des Kreises
Herzogtum Lauenburg von 600000 Mark,
ein Drittel, 71/2 Mill. Mark, beisteuerte.
Die Unterhaltungskosten betrugen 1907:
183000 Mark. Im Jahre 1908 passierten
den Kanal 2800 Schiffe mit einer Trag-
sähigkeit von 850 000 Tonnen. Er wurde
eröffnet am 16. Juni 1900.
Eine Zeitlang hat noch eine zweite
Verbindung zwischen Trave und Elbe be-
standen. Ein Kanal verband die Beste,
die in Oldesloe in die Trave fließt, mit
der Alster, er wurde 1529 vollendet,
mußte aber bald wegen Mangel an Wasser
aufgegeben werden.
2. Der Kaifer-Wilhelm-Kanal,
dessen Grundstein am 3. Juni 1887 noch
von Kaiser Wilhelm I. gelegt wurde, ist
am 21. Juni 1895 unter Beteiligung von
Kriegsschiffen aller Länder eröffnet wor-
den. Er ist an die Stelle des schleswig-
holsteinischen oder Eiderkanals getreten.
Dieser ältere Kanal wurde von 1777 bis
1784 gebaut, begann an der Kieler Förde
bei Holtenau, benutzte im 0 den kleinen
Grenzfluß, die Levensau, im W zum
Teil das Bett der Eider und endigte im
Schirnauer See, östlich von Rendsburg.
Er war 33 km lang, 31/2 m tief und führte
durch 3 Schleusen zur Scheitelhöhe des
Flemhuder Sees und wieder in 3 Schleusen
Scholz-Doormann, Landeskunde von Schleswig-Holstein und Lübeck.
c
es
E
E
>e-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Lauenburg Genin Oldesloe Holtenau Schirnauer_See Rendsburg Schleswig-Holstein
X. Die Bevölkerung, ihr Leben und Treiben.
51
abwärts. Der neue Kanal beginnt ebenfalls bei Holtenau und verfolgt die Linie
des alten Kanals, dessen Krümmungen er abschneidet. Er benutzt dann die Ober-
eiderfeen, den Schiruaner und den Audorser See, verläßt diesen See oberhalb
Rendsburg, umzieht im 3 Rendsburg und geht dann der Eider parallel bis Witten-
bergen. Von da geht er durch das Reitmoor und das Tal der Gieselau, durchschneidet
bei Grünental die Wasserscheide zwischen Eider und Elbe und tritt ins Tal der Holstenau
ein, eines rechten Nebenflusses der Stör. Vou Burg i. D. an nimmt er seinen Lauf
durch die Ostecke des Kudeusees und durch die Elbmarsch und mündet bei der Ort-
schaft Brunsbüttelerhafen, 3 km von Brunsbüttel entfernt, in die Elbe. — Der Kanal
hat eine Länge von 98,65 km, eine Spiegelbreite von 64 m, eine Sohlenbreite
von 22 m, eine Tiefe von 9 m. Schleusen sind nur an den beiden Enden bei Holstenau
und Brunsbüttel. Bei Rendsburg ist die Untereider durch eine Schleuse abgeschlossen.
Die Baukosten betrugen 156 Mill. Mark. — Er wird in etwa 10 Stunden durch-
fahren. Das Wasser ist schwach salzhaltig. Er ist fischreich und dient als Laichstätte
für den Hering.
Der Hauptzweck des Kanals ist, jederzeit eine Vereinigung der in der Ostsee
und Nordsee stationierten Kriegsschiffe zu ermöglichen. Daneben dient er dem
Handel, indem er den Weg zwischen den beiden Meeren wesentlich abkürzt und
gefahrloser macht.
Den Kaifer-Wilhelm-Kanal haben benutzt:
Im Rechnungsjahr Dampfer Segler und Schleppschiffe Gesamtzahl der Schiffe Registertonnen
1906 15 705 18482 34187 6 045 963
1907 15851 18774 34625 6326710
1908 15029 19092 34121 6012178
Da die Breite und Tiefe des Kanals und die Größe der Schleusen nicht mehr
ausreicht für die Kriegsschiffe neuester Bauart, hat sich eine Vergrößerung des
Kanals als nötig erwiesen.
Folgende Veränderungen treten ein:
Neben den Schleusen in Holtenau und Brunsbüttel von 150 m Länge, 25 m
Breite und 9,5 m Tiefe werden je 2 neue gebaut von 330 m Länge, 45 m Breite
und 13,77 m Tiefe. Die Tiefe des Kanals wird von 9 m auf 11 m, die Sohlenbreite
von 22 m auf 44 m, die Spiegelbreite von 64 m auf 102 m gebracht. Kurven
johen abgeflacht werden. Dazu ist auf 2 Stellen zwischen Holtenau und Levensau
und zwischen dem Audorser und Schirnauer See ein Durchstich erforderlich. Aus-
weichestellen werden vergrößert. Statt der beiden Eifenbahn-Drehbrücken bei
Rendsburg und Taterpfahl an der Marschbahn werden Hochbrücken gebaut, wie sie
bei Levensau (Abb. 24) und Grünental existieren. Statt der Pontonbrücke bei
Holtenau wird ebenfalls eine Hochbrücke gebaut. Die Kosten sind auf 223 Mill.
Mark veranschlagt.
4*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
52
Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
Xi. Staatliche Einrichtungen.
Seit 1867 bildet Schleswig-Holstein eine Provinz des preußischen Staates.
Seit 1876 gehört das frühere Herzogtum Lauenburg zur Provinz, seit 1890 die
Insel Helgoland (Kreis Süderdithmarschen). Seit der Einverleibung 1867
gilt in Schleswig-Holstein die im Jahre 1850 von König Friedrich Wilhelm Iv.
verliehene preußische Verfassung. Die preußische Städteorduuug hat nicht
für unsere Provinz Gültigkeit. Magistrat und Stadtverordnete werden in öffeut-
licher, allgemeiner und direkter Wahl von allen wahlberechtigten Bürgern gewählt.
Ins Herrenhaus senden die Städte Altona, Kiel und Flensburg und
die Universität Kiel je einen Vertreter, andere Mitglieder werden vom Könige
berufen. Von den 443 durch indirekte Wahl aus 5 Jahre gewählten Mitgliedern
des Preußischen Abgeordnetenhauses stellt die Provinz 19. Von den 397
durch allgemeine, gleiche, geheime, direkte Wahl auf 5 Jahre gewählten Mitgliedern
des Deutschen Reichstages fallen 10 auf die Provinz.
Die Provinz bildet den Regierungsbezirk Schleswig.
Die staatliche Leitung der Provinz liegt in den Händen des Oberpräfi-
denten, des Regierungsbezirks bei der Regierung, an deren Spitze der
Regierungspräsident steht. Außer den 5 Stadtkreisen: Flensburg, Kiel, Neu-
Münster, Altona, Wandsbek, 20 Landkreise, davon 9 in Schleswig, 11 in Holstein.
(Die Namen s. S. 6 und 73—76.)
Zur Mitwirkung bei den Geschäften der Verwaltung besteht für die Provinz
der Provinzialrat, für den Regierungsbezirk der Bezirksausschuß, für den
Kreis der Kreisausschuß. Als Verwaltungsgerichte fungieren die Kreis- bzw.
Stadtausschüsse, der Bezirksausschuß und das Oberverwaltungsgericht
in Berlin.
Mancherlei innere Angelegenheiten unterstehen nicht den königlichen Be-
Hörden, sondern sind der Provinz zur Selbstverwaltung überlassen. Dazu ge-
hören: Das Land - Armenwesen mit der Besserungsanstalt in Glückstadt, der
Irrenanstalt bei Schleswig, der Pflegeanstalt bei Neustadt, der Taubstummenanstalt
in Schleswig, der Blindenanstalt in Kiel, das Wegebauwesen, die Landesbrand-
kafse, Fürsorge für Erziehung verwahrloster Kinder, die Strasanstal-
ten, Heidekultur und das ganze Versicherungswesen, wie es sich aus den
sozialpolitischen Gesetzen entwickelt hat. Der Kreis Herzogtum Lauenburg nimmt in
manchen Beziehungen eine Ausnahmestellung ein. Die Geschäfte führt das Landes-
direktorat mit dem Landeshauptmann an der Spitze, gewählt vou dem Pro-
vinziallandtag, der anderseits zu seiner Vertretung den Provinzialausschuß
wählt. Sitz der Verwaltung ist Kiel. Die 63 Abgeordneten zum Provinzial-
landtag werden in den Landkreisen von dem Kreistage, in den Stadtkreisen von
Magistrat und Stadtverordnetenkollegium in gemeinschaftlicher Sitzung gewählt.
Die Vertretung der Kreise bildet der Kreistag. Die Abgeordneten zum
Kreistag werden gesondert von den 3 Wahlbezirken der Städte, des Großgrund-
besitzes und der Landgemeinden gewählt. Sie wühlen aus ihrer Mitte den Kreis-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Helgoland Süderdithmarschen Schleswig-Holstein Kiel Flensburg Schleswig Flensburg Kiel Altona Wandsbek Schleswig Holstein Berlin Glückstadt Schleswig Schleswig Kiel Herzogtum_Lauenburg Kiel
66
Landeskunde der Freien und Hansestadt Lübeck,
Aus 3 Teilen, der herzoglichen Stadt iin N um die Burg, der bischöflichen
im S um den Dom und der bürgerlichen Stadt in der Mitte um den Markt ist die
Stadt zusammengewachsen und hat sich erst allmählich über den ganzen Hügel aus-
gedehnt. Zwei Plätze, der Koberg (Geibelplatz) iin N und der Klingenberg im 8,
bezeichnen den Übergang von der Kaufmannsstadt zu den beiden anderen Teilen.
Eine Straße, die man jetzt in dem Straßenzuge Große Altefähre, Geibelplatz, Königs-
straße, Mühlenstraße zu erkennen glaubt, durchzog mit Vermeidung der Höhe die
Halbinsel und führte bei der jetzigen Mühlenbrücke über die Wakenitz nach Mecklenburg
hinein.
Die Kaufmannsstadt erstreckte sich von der Trave zur Wakenitz. Auf der Höhe,
aber näher der wichtigeren Trave, wurde der Markt angelegt. Ihn berührte die
Breitestraße, die von dem Geibelplatz ziemlich steil ansteigt und auf dem höchsten
Rücken des Höhenzuges bis zum Klingenberg führt. Jetzt ist sie durch das Rathaus
und einige andere Häuser vom Markt getrennt. Der Marktplatz war früher viel größer
als jetzt, er umfaßte das ganze Viereck, das von der Breitenstraße, Schüsselbuden,
Holstenstraße und Mengstraße begrenzt wird. Auf ihm stand die Marienkirche
und das Rathaus. In neuester Zeil ist er durch den Bau des Reichspostgebäudes
noch verkleinert worden.
Von der Breitenstraße ziehen die Straßen nach W zur Trave, nach 0 zur Wakenitz
hinunter. Unter den Namen der zur Trave hinabführenden Straßen findet sich ost
die Bezeichnung Grube, diese Straßen führen gleich von ihrem Beginn ziemlich
steil hinab. Andere Namen sind wieder, wie in anderen alten Städten, von dem
Handwerk entlehnt, das wohl früher besonders in diesen Straßen ausgeübt wurde.
Deu Verkehr uach außen vermittelten 3 Tore, das Mühlentor, das Burgtor
und das Holstentor (Abb. 28); ein viertes, das Hüxtertor, führte nur ans Ufer der
Wakenitz. Sie bestanden aus mehreren hintereinander liegenden Türmen. Erhalten
sind das Burgtor und das innere der 3 Holstentore mit der lateinischen Inschrift:
Concordia domi, foris pax (Eintracht int Innern, draußen Frieden) und 8. ?.
Q. L. (Senatus Populusque Lubecensis, Senat und Volk Lübecks).
Von den Bauten fallen zunächst ins Auge die Kirchen mit ihren hochragenden
Tünnen, die aus dem 12.—14. Jahrhundert stammen und Zeugnis ablegen von dein
damaligen Wohlstand der Stadt. Es sind von 8 nach N der Dom, die Ägidien-
kirche, die Petrikirche, die Marienkirche und die Jakobikirche.
Der Dom, 1173 von Heinrich dem Löwen gegründet, mit zwei 120m hohen
Türmen, zeigt in seinen ältesten Teilen den romanischen Stil, in den Anbauten
den Übergangsstil des 13. Jahrhunderts. Er war die Bischofskirche Lübecks; in seiner
Umgebung der Bischofshof und Wohnungen für die Domherren, die 1803 in den
Besitz der Stadt übergingen. Die protestantischen Bischöfe wohnten in Eutin.
Die Marienkirche, ebenfalls mit 2 Türmen, ein einheitlicher gotischer Backsteinbau,
um 1300 erbaut, verdankt ihre Entstehung dem Selbstgefühl der Kaufherren, die
im Wetteifer mit dem bischöflichen Dom ihrer Pfarrkirche auch den Schmuck zweier
Türme gaben. Höhe des Schiffes 38 V2 «1, der Türme 124 m. Sie war im Gegen-
fatz zu dem Dom die Kirche der Laien, der Bürger, besonders der Kanslente, bildete
auch deu Mittelpunkt des städtischen Verkehrs. Die Kirche ist reich an Kunstwerken:
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich
I. Allgemeine Übersicht.
3
Preußen wird in 12 Provinzen eingeteilt, von denen dem Flächeninhalt nach
Schlesien die größte, Schleswig-Holstein die zweitkleinste und Hessen-Nassau die
kleinste ist, die Rheiuproviuz am meisten, Schleswig-Holstein am wenigsten Ein-
wohner hat.
2. Die preußische Proviuz Schleswig-Holstein umfaßt die ehemaligen Herzog-
tümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Sie nimmt zusammen mit dem znm
Großherzogtum Oldenburg gehörigen Fürstentum Lübeck und den Gebieten der
Freien und Hansestädte Hamburg und Lübeck die südliche kleinere Hälfte der cimbrischen
Halbinsel ein, des am weitesten nach N sich erstreckenden Teiles des niederdeutschen
Tieflandes. Holstein mit Lauenburg ähnelt einem rechtwinkligen Dreiecke (Hypo-
tenuse an der Elbe und Nordsee), das in die Lücke zwischen Mecklenburg und Hannover
eingeschoben ist. Schleswig gleicht ungefähr einem Rechteck, das nüt der kürzeren
Seite an das Dreieck Holstein (an der untern Eider) angesügt ist. Eine natürliche
Grenze hat das meerumschlungene Land im 0 an der Ostsee oder dem Baltischen
Meere, im W an der Nordsee oder den: Deutschen Meere; das Land reicht
„Von der Woge, die sich bäumet
Längs dem Belt am Ostseestrand,
Bis zur Flut, die ruhlos schäumet
An der Düne flüchtigem Sand".
Von der Travemündung bis Lauenburg an der Elbe fehlt im 0 gegen das
zu Mecklenburg-Strelitz gehörige Fürstentum Ratzeburg und gegen Mecklenburg-
Schwerin eiue natürliche Grenze. Die Trave und weiterhin der Elbe—trave-
Kanal, der im Tal der Stecknitz und der Delvenan verläuft, zeigt wohl eine natür-
liche Grenzlinie an, die aber vom lübeckischen und lanenburgischen Gebiet nach 0
überschritten wird. Eiue weitere natürliche Grenze wird gebildet im N durch die
Königsau, im Sw durch die Elbe.
„Und wo an des Landes Marken
Sinnend blinkt die Königsau,
Und wo rauschend stolze Barken
Elbwgrts ziehn zum Holstengau."
Die Königsau bildet im N etwa in der Mitte der Halbinsel auf eine Strecke
von ungefähr 25 km die Grenze gegen Jütland, im W aber und 0 an der Nordsee
und an der Ostsee springt die Grenze nach 3 zurück, so daß im W die Stadt Ripen
(Ribe) südlich der Königsau zu Jütland gehört. Im 0 war seit langer Zeit die
Förde von Kolding die Grenze des Herzogtums Schleswig, in: Wiener Frieden
aber, 1864, wurde die Halbinsel Stenderup im S der Koldinger Förde bis zur Bucht
von Heilsminde, die jetzt im 0 die Grenze ist, gegen dänische, im Gebiet des Herzog-
tnms Schleswig gelegene Enklaven an Dänemark überlassen.
Im 80, in den Kreisen Stormarn und Lauenburg, werden mehrfach Teile,
die zu Hamburg, Lübeck und Mecklenburg-Strelitz gehören, von preußischem Gebiet
eingeschlossen.
3. Die Provinz liegt zwischen 531/2° und 55 V2° n. Br. und zwischen 81/3° und
liy30 östl. L. v. Gr. Genau hat der nördlichste Punkt an der Königsau 55° 28',
1*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
6
Bauernhäuser.
11. Roter Hauberg in Eidelstedt.
(Phot. Theodor Möller, ftiel.)
12. Marschhof in Nordfriesland.
(Phot. Theodor Möller, Kiel.)
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb]]
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal.
Wasserscheide
zwischen Elbe und Eider
Grühthal
Mars chl an d
Moor-und Heideland
1:625,000 Maßstab für die L i
Die f rn chtba r e
Hü<5ellandscha.ft Ostholsteuis
1:1500 Älfür die Ilplien
Längendurchschnitt des ^aiser-Wilhelm-Kanals.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
60
Landeskunde der Freien und Hansestadt Lübeck.
B. Freie und Hansestadt Lübeck.
I. Lage, Grenzen, Gröhe, Einwohnerzahl.
Die Stadt Lübeck (Abb. 27)liegt unter 53°52' n. Br. und 10°4röstl. L. v. Gr.
Der längste Tag hat 17 Stunden. Die mittlere Ortszeit ist 17 Minuten hinter
der mitteleuropäischen Zeit zurück. Ein Längengrad hat 65,8 km.
Das Gebiet der Freien und Hansestadt Lübeck umfaßt rund 800 qkm,
genau 297,7 qkm, und hatte 1. Dezember 1905 105 857 Einw. Von den deutschen
Bundesstaaten hat Bremen (256 qkm) einen noch geringeren Flächeninhalt. An
Einwohnerzahl stehen das Großherzogtum Mecklenbnrg-Strelitz (103 000 E.) und die
deutschen Fürstentümer mit Ausnahme von Renß jüngerer Linie und Lippe-Detmold
hinter Lübeck zurück. Schaumbnrg-Lippe hat 45 000 E.
Von den Hansestädten hatte 1905 Hamburg 875 000, Bremen 263 000 E.
Der Staat Lübeck besteht aus dem Hauptteile, Stadt mit Umgebung (200 qkm),
und 9 getrennt liegenden, von fremdem Gebiet eingeschlossenen Landesteilen
(Enklaven), 100 qkm. Der Hauptteil erstreckt sich in der Längsrichtung von Sw
nach No an dem Unterlans der Trave von dem Dorfe Reeke bis Travemünde, 26 km
in der Luftlinie. Der südlichste Punkt liegt bei dem Dorfe Crummesse an dem Elbe—
Trave-Kanal, der nördlichste an dem Brodtener Ufer. Die Entfernung beider Punkte
beträgt 29 km. Von Schlutup abwärts bildet das rechte Ufer der Trave die Grenze,
doch gehört unmittelbar an der Mündung gegenüber Travemünde die Halbinsel
Priwall noch zum Lübecker Gebiet. Begrenzt wird der Hauptteil im 0 von Mecklen-
burg-Schwerin und dem zu Mecklenburg-Strelitz gehörenden Fürstentum Ratzeburg,
im S von Lauenburg, im Nw von Holstein (Kreis Stormarn) und dem olden-
burgischen Fürstentum Lübeck. Im No bildet auf eine kurze Strecke die Ostsee
die Grenze. Das Wasser der oberen Trave bis Oldesloe und der Untertrave ein-
schließlich der Dassower Bucht und eines Streifens am rechten mecklenburgischen
Ufer, ebenso die Wakenitz von ihrem Ausfluß aus dem Ratzeburger See nebst einem
Uferstreifen ist Eigentum des Lübecker Staates.
Von den Enklaven liegen Krumbek, Curau-Dissau und Malkendorf
im Nw des Hauptteils, innerhalb des Fürstentums Lübeck; Krumbek grenzt im
8 und W an holsteinisches Gebiet.
Die Enklave Utecht - Schattin im N0 des großen Ratzeburger Sees hängt
mit dem Hauptgebiet durch einen schmalen Uferstreifen an der Wakenitz zusammen.
Die übrigen 5 Enklaven Sierksrade-Düchelsdorf, Behlendorf westlich
von Ratzeburg, Nusse-Ritzerau, Schretstaken und Tramm liegen weiter süd-
lich, ganz von lauenburgifchem Gebiet eingeschlossen.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
I. Lage, Grenzen, Größe, Einwohnerzahl.
61
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