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1. Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck - S. uncounted

1894 - Breslau : Hirt
Vorwort des Verfassers. Die Heimatkunde Westfalens und der angrenzenden Fürstentümer Lippe und Waldeck ist so angelegt, daß sie zunächst zur Ergänzung der Schm- geographie von E. von Seydlitz dienen soll; sie kann aber auch als Ergänzung jedes anderen Lehrbuches der Geographie benutzt werden. Für die untere Stufe wird der Lehrer vielfach auswählend und erklärend einzutreten haben; Schüler der Mittel- und Oberklassen werden selbständig der Anlage folgen können. Von der Beigabe einer Karte ist vorläufig Abstand genommen, weil eine größere Wandkarte Westfalens in allen Elementar- und höheren Schulen vorhanden ist. und kleinere Provinzialkarten teils sehr billig zu haben, teils den meisten Atlanten beigegeben sind. Zugleich aber ist die Heimatkunde, was Bodengestaltung, Bodenerzeugnisse, kulturgeschichtliche Übersicht und politisch-statistisches Material anbetrifft, nicht nur als ein Ergänzungsbüchlein in Schuler- und'lehrerhand gedacht, sondern auch als ein kurz orientierender Wegweiser für Freunde der deutschen Landes- künde überhaupt, d?r westfälischen insbesondere. Es sei auch bemerkt, daß bei den. Abschnitten über die Bod:.lgestaltung, Bewässerung :c. Westfalens die Gebiete der Fürstentümer Lippe und Waldeck schon nut eingeschlossen sind, so daß bei dem besonderen Abschnitte über die letzteren die politisch-statistischen Nachweisungen genügen. Die beigegebenen, für Westfalen typischen Abbildungen dürften den Wert des Büchleins erhöhen. Für freundliche Mitteilung etwaiger Ausstellungen und Wünsche wird Verfasser dankbar sein. Vorbemerkungen des Verlegers. eydlitzsche Geographie hat bereits in mehr als 900000 Verbreitung gefunden, verhältnismäßig wenig bekannt ist dieselbe t in der Provinz Westfalen geblieben. Ich glaube indes der sdruck geben zu dürfen, daß die vorliegende Landeskunde*), deren begreiflicherweise große Opfer erfordert hat, die Aufmerksamkeit tn Lehrerkreise noch mehr auf den „Seydlitz" selbst hinlenken wird, rren Lehrern, welche dies Werk noch nicht kennen sollten, stelle Exemplar derjenigen Ausgabe mit Landeskunde unberechnet zur ne zu, welche zur etwaigen Einführung in Aussicht genommen Ausgabe A ist für untere, die Ausgaben B und C sind für höhere Klassen bestimmt. Über die neue Ausgabe Ii in 6 Heften eite 3 des Umschlags nachlesen. Landeskunde wird auf Verlangen mit den Ausgaben A und B des „Seydlitz" zusammengebunden geliefert; die Preise stellen sich alsdann wie folgt: Ausgabe A gebunden 1,45 Jl\ Ausgabe B gebunden 2,90 Jl. Einzelpreis der Landeskunde kartoniert 50

2. Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck - S. 46

1894 - Breslau : Hirt
Bückcliurgerm. Äückedurger. Bückeburger Tracht. — Sächsisches Haus. Sächsisches Haus mit Strohdach.

3. Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck - S. 1

1894 - Breslau : Hirt
| <3teorg-£ckert-!nstittrt für irttemationale Päd&flo&lache H/^hsc; Schulbuch Borsch ung * Zantralb^Q-t Braunschwoig „ . Dortmund, O.n ^9, schuiducnbibiimmk Heimatkunden. 8sfcs Ergänzungen zu der Schulgeographie von E. v. Sey^ Ä/W — (...... Landeskunde / der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg- Lippe und Waldeck Ausgeschieden von Dr (f©f 14bfdorjt]Ön80feff0r am Gymnasium zu Münst Wt Hu/ Inhalt. Seite I. Allgemeines.............. 1 Ii. Bodengestalt.............. 2 Iii. Flüsse................. 7 Iv. Klima und Bodenerzeugnisse....... 9 V. Geschichtliche Entwicklung........13 Seite Vi. Verwaltung und Rechtspflege.....19 Vii. Ortschastskunde............22 vm. Tabellen...............28 Ix. Die Fürstentümer Lippe, Schaumburg- Lippe, Waldeck............34 Bilder-Anhang............37 I. Allgemeines. Lage, Größe, Lcvölkcrung. Westfalen, im allgemeinen das Land zwischen Rhein und Weser, in der Zeit des alten Reiches auch das Fürstbistum Osnabrück einbegreifend, erstreckt sich als preußische Provinz seit 1815 in nördlicher Breite von Grad bis 521/2, in östlicher Länge von 6^/z bis Greenwich (spr. Grinnitsch). Die Provinz grenzt im Südwesten an die Rheinprovinz, im Nordwesten an Holland, berührt aber an keinem Punkte den Rheinstrom. Grenz- länder im Norden sind die Provinz Hannover, im Nordosten das Fürsten- tum Lippe-Schaumburg, im Osten das Fürstentum Lippe (Detmold), Teile von Hannover und Braunschweig, im Südosten die Provinz Hessen- Nassau und das Fürstentum Waldeck. Westfalen ist an Flächeninhalt größer als Schleswig-Holstein und Hesseu-Nassau, jedoch kleiner als jede der neun übrigen Provinzen des preußi- fchen Staates. Der Flächeninhalt von 20203 qkm — 2 020 381 ha verteilt sich aus an- nähernd 8330 qkm Pslugland (Acker), 1570 qkm Wiesenland, 50(50 qkm Holzungen und 4643 qkm teils ganz unfruchtbares, teils der Aufforstung und Urbarmachung entgegengehendes Ödland! Heide, Bruch, Moor, Wald- bloße, Fels. Nach der Volkszählung von 1800 betrug die Einwohnerzahl 2428661, worunter 1 152 873 Evangelische, 1250 744 Katholiken, 19143 Israeliten, 5001 andern Bekenntnissen Angehörende. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Bevölkerung durch Zuwanderung, Mischung, gewaltsame Verdrängung große Veränderungen erfahren. (S. Geschichtliches.) Seit dem 4. Jahrh. Wormstall, Landeskunde von Westfalen. 1

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 3

1900 - Minden i. W. : Volkening
Wie prangt im grünen Lindenkranz, Der schönen Hauptstadt alter Glanz! Da zog nach dreißigjähr'gem Strauß Die Taube wit dem Oelzweig aus Vom Rathausgiebel hoch ins Blau Durch Deutschland über Berg und Au. O Münsterland, Westsalenland, Ich grüße dich, mein Heimatland! Westfalenvolk, du frei Geschlecht, Ihr starken Männer, schlicht und echt, Ihr milden Frauen, treu und zart, Die ihr bewahrt die deutsche Art Auf roter Erde weitem Rund, Ich grüß' euch all' aus Herzensgrund. Tu trautes Land, Westfalenland, O schirm dich Gott, mein Heimatland! Joseph W o r m st a l l. 3. Der Name „Westfalen". Nachdem im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Sachsen aus der cimbrischen Halbinsel aufgebrochen waren und sich nach Süden, andere germanische Stämme besiegend und mit ihnen sich vereinigend ausgebreitet hatten, finden wir bei ihnen seit etwa 800 n. Chr. 4 je nach den Wohnsitzen benannte Gruppen: die Nordelbinger, nördlich von der Elbe, die Ostfalen östlich von der Leine nach der Elbe zu, die Engern, Anger- oder Wiesenbewohner in einem breiten Striche an beiden Ufern der Weser, die Westfalen zwischen Weser und Niederrhein. Falen wird gar verschieden er- klärt. Einige denken an Falen = Fohlen, dem springenden Pferde in des alten Herzogs Wittekinds Wappen und in dem des Herzog- tums Vraunschweig. Andere leiten von Vandalen ab, nehmen Be- zug auf den Grenzpfahl, oder bringen es mit dem fahlen — blonden Haaren, die jetzt noch fo häufig bei den Bewohnern sich finden, oder mit Phol — dem Lichtgotte Baldnr in Verbindung. Die

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 21

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 21 — Teutoburger Walde, unweit Tecklenburgs. Von Greven aus gelangt die Ems über Emsdetten nach Rheine. Sie gilt eigentlich schon von Greven aus für schiffbar, wird aber selten von großen Kähnen, sogenannten Pünten, von dort schon befahren; von Rheine ab sieht man diese häufiger. Unterhalb Rheine verläßt die Ems Westfalen und tritt in die Provinz Hannover ein. Wenn schon ihr Laus in Westfalen kein schneller ist und ihre Ufer wenig Schönes aufweisen können, so ist das in Hannover noch weniger der Fall. Zu beiden Seiten liegen große Torfmoore, die den Bewohnern nicht nur Torf zum Brennen, sondern mittels der Versenuug auch Ackerboden liefern müssen. Oberhalb der Stadt Lingen bei Ellbergen vereinigt sich die Jbbenbürener Aa, die in der Nähe von Tecklenburg entspringt, nebst ihrem Zuflüsse, der Hopstener Aa, die vom Nordrande der Schafberge kommt, mit der Ems. Über Lingen fließt die Ems nach Meppen, wo sie die Hase aufnimmt. Tiefe kommt von der Nordseite des Teutoburger Waldes, aus derselben Quelle, der die Else, der Nebenfluß der Werre im Wesergebiete, entstammt. An der Haase liegt die große und schöne Stadt Osnabrück. Von Meppen ab wird der Lauf der Ems zwar immer langsamer, aber ihr Bett auch immer breiter und tiefer, so daß sie größere Schiffe tragen kann. Das ist wichtig für den Handel der beiden Städte Papenburg und Leer, die weiter abwärts an der Ems liegen. Bei Leer, wo am rechten Ufer die Leda mündet, können die Seeschiffe bis an die Stadt fahren und ihre Waren vor den Fenstern der Handelshäuser ausladen. Weiter nördlich geht die Ems durch den Dollart in die Nordsee. Nahe am Dollart liegt die alte Handelsstadt Emden, die durch einen Kanal mit ihm verbunden ist. Wo jetzt sich der Tollart befindet, da war früher fruchtbares Land mit vielen Ortschaften. Vor 600 Jahren brach die Nordsee da herein und setzte die ganze Gegend unter Wasser. Hier liegt das Land überall so niedrig, daß man es durch große Dämme gegen das Meer schützen muß. Die Ems hat in den letzten Jahren für Westfalen dadurch eine größere Bedeutung gewonnen, daß ihr unterer, schiffbarer Lauf durch einen Kanal mit dem Kohlenbezirke Westfalens verbunden

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 92

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 92 — Augen und etue firme Faust; aber ein Schreiner braucht mehr. Ich habe mich einmal vom Hochmut verleiten lassen und wollte, wie Ihr es nennt, einen richtigen Schrank zuwege bringen, weil mir Hobel und Meißel und Reißschiene auch bei dem Zimmergewerk durch die Hände gegangen waren. Ich maß und zeichnete und schnitt die Hölzer zu; auf Fuß und Zoll hatte ich alles abgepaßt; aber als es nun an das Zusammenfügen und Leimen gehen sollte, war alles verkehrt. Tie Wände standen windschief und klafften, die Klappe vorn war zu groß und die Kasten für die Offnungen zu klein. Ihr könnt das Machwerk noch sehen; ich habe es auf der Flur stehen lassen, mich vor Versuchung künftig zu wahren; denn es thut dem Menschen immer gut, wenn er eine Erinnerung an seine Schwachheit vor Augen hat." In diesem Augenblicke ließ sich ein lustiges Wiehern aus dem Pferdestalle gegenüber vernehmen. Der Pferdehändler räusperte sich, schlug sich Feuer an, blies dem Receptor eine starke Dampswolke in das Gesicht, sah sehnsüchtig nach dem Stalle und dann gedankenvoll vor sich nieder. Hieraus nahm er den lackierten Hut vom Kopse, strich mit dem Arme über die Stirn und sagte: „Noch immer eine schwüle Witterung." — Dann schnallte er seine lederne Geldkatze vom Leibe, warf sie mit Getöse auf den Tisch, daß der Inhalt klang und klirrte, lösete die Riemen und zählte zwanzig blanke Gold- stücke hin, bei deren Anblick die Augen des Receptors zu funkeln anfingen, nach denen aber der alte Hofschulze gar nicht hinsah. „Hier ist das Geld !" ries der Pferdehändler, die Faust geballt auf den Tisch stemmend, „krieg' ich den Braunen dasür? Er ist nicht einen Heller mehr wert!" „Dann behaltet Euer Geld, damit Ihr nicht zu Schaden kommt!" versetzte der Hofschulze kaltblütig. „Sechsundzwanzig, wie ich gesagt habe, und keinen Stüber darunter. Ihr kennt mich nun die Jahre her, Herr Marx, und solltet daher wissen, daß das Tingen und Feilschen bei mir nichts verschlägt, weil ich nie von meiner Sprache abgehe. Ich begehre, was mir eine Sache wert ist, und schlage niemals vor, und so könnte kommen, wer da wollte, er kriegte den Braunen nicht unter sechsundzwanzig."

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 111

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 111 — tragen. Hier hat er sich von Herzen wohlgefühlt, so daß er später oft sagte: „Zu Wetter habe ich das Glück der Einsamkeit genossen. Ich hänge an der schönen Gegend mit Liebe." Tnrch andere Aufträge wurde er im folgenden Jahre diesem Kreise wieder entführt, kehrte jedoch 1788 zurück als Direktor der Kriegs- und Domänenkammern zu Kleve und Hamm, und besonders mit der Leitung des Fabrikwesens, dem Wasserbau au Rhein und Ruhr und dem Straßenbau beauftragt. Tas größte Verdienst, wel- ches er sich während seiner Wirksamkeit in Hamm erwarb, war die Vollendung der seit Jahren bereits in Angriff genommenen Schiffbarmachuug der Ruhr, um den Salzreichtum und die Kohlen der Mark den Niederlanden zuzuführen. Stein bereiste, bevor er Hand an das große Werk legte, Salinen in Süddeutschland, den Neckar und mehrere schiffbar gemachte Flüsse in Südfrankreich. Sogar an eine Verbindung von Ruhr und Lippe durch eine Wasser- straße dachte er. Außerdem sorgte Stein während seiner vierjähri- rigen Amtswirksamkeit für die Herstellung von 150 Kilometer neuer Chausseen in der Grafschaft Mark, wobei er das Werk mit fol- chem Eifer betrieb, daß er bisweilen bis zu 30 000 Mark aus eigenem Vermögen an Vorschüssen hergab. Er blieb bis zum November 1793 in Hamm und siedelte dann als Kammerpräsident nach Kleve über. Bald darauf wurde er Oberpräfideut derjenigen westfälischen Länder, die damals schon im Besitze Preußens waren. In dieser Stellung konnte er so ziemlich alles zur Ausführung bringen, was ihm zum Wohle der ihm anvertrauten Provinzen erforderlich schien. Tie trefflichen Eigenschaften seines Geistes und Herzens traten jetzt erst recht hervor. Sein klarer Verstand, seine Redlichkeit und Offenheit, selbst Königen und Fürsten gegenüber, seine nnermüd- liche Thätigkeit, seine Fürsorge für alle Unglückliche und Notleidende, seine wahre, ungefärbte Gottesfurcht gewannen die Herzen aller, die ihm untergeben waren, wenn er sie auch mit großer Strenge zu pünktlicher Pflichterfüllung anhielt. — In Hamm hielt er sich alljährlich einige Monate auf. In einem gewöhnlichen Reisewagen kam er an; aber sogleich hieß es in der ganzen Stadt: „Er ist

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 127

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 127 — Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor- haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben." So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun- schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei- gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide, die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben. Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen- grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf- genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge. Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 128

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 128 — der Braunschweiger und zog den Waffenrock eines gefallenen Soldaten an, griff dann einige der auf dem Felde herumirrmdeni Pferde auf und verfolgte so die Spur der Wächter seines Herrn und befreite denselben unter dem Vorwande, ihn nach Celle bringen zu müssen. Trefflich war ihm seine List gelungen. In dem Dorfe Dankersen unweit Minden lebte Jürges Vater als ein schlichter Bauer mit seinem zweiten Sohne Hans. Seine Frau war ihm vor wenigen Jahren gestorben, und so hatte er eine Waise, namens Margaretha, zu sich genommen, die ihm durch ihren Fleiß und ihr fröhliches Wesen bald fo lieb wurde, als wäre sie seine eigene Tochter. Munter verrichtete sie des Tags über die schwersten Arbeiten und des Abends saß sie fleißig vor dem Spinnrad und sang dazu die traulichsten Weisen. Wohl war Hans von ihrem lieblichen Wesen entzückt und hätte sie gern zu seiner Haussrau erwählt, aber er wagte es nicht, diesem trefflichen Mädchen seine Liebe zu gestehen. Ter Vater hatte die erwachende Liebe seines Sohnes längst erkannt und sich vor- genommen, die Sache der Liebenden ins Reine zu bringen. Doch eine heimtückische Krankheit warf ihn aufs Lager und nach wenigen Monaten betteten ihn Sohn und Pflegetochter zur ewigen Ruhe. — Unl diese Zeit war es, als Jürge, von dem Bischof reich mit Land beschenkt, in sein Heimatsdorf Dankersen zurückkehrte. Durch Krieg und Schlachten war er ein rauher Mann geworden und trieb sich am liebsten in den Wäldern umher. Wohl hatte er Kunde von dem Tode des Vaters erhalten, aber den Bruder noch nicht besucht, den er haßte, da dieser stets der Lieblingssohn der Eltern gewesen. Einst, müde von den Anstren- gungen der Jagd heimkehrend, vernahm er aus dem elterlichen Haus eine volle, süße Stimme. Neugierig, wer die schöne Sängerin sei, schlich er näher und erblickte Margaretha; sie stand am Herde und bereitete Speise für seinen Bruder. Überwältigt von ihrer Anmut und Schönheit trat er näher, stürzte ihr zu Füßen und flehte um ihre Liebe. Aber zürnend wies sie ihn ob dieser Zudringlichkeit von sich. Stumm gehorchte er, indem er hoffte, später sich ihre Liebe zu erringen. Von nun an mied er die wüsten Zechgelage seiner

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 129

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 129 — Genossen und schlich oft träumend am Hause des Bruders vorüber, um die Holde erspähen zu können. Sein Groll gegen Hans wuchs jedoch täglich, er beneidete ihn, daß er die Geliebte sprechen konnte, und Rachepläne gegen den Bruder füllten sein Inneres. Endlich wollte er Gewißheit haben, und eines Tages in Abwesenheit seines Bruders harrte er auf sie, bis sie in den Garten trat; hier beschwur er Margaretha aufs neue und beteuerte ihr seine aufrichtige Liebe, aber vergebens; ängstlich stieß sie ihn von sich, floh in das Haus und vor dem Kruzifixe des Herrn betete sie um Erlösung von der Zudringlichkeit des wilden Jürgens. Als am Abend Hans heimkehrte, fand er die Geliebte in Thränen. Sie erzählte ihm alles und bat um seinen Schutz. Nun beichtete Hans, wie er sie seit ihrem Eintritt in das elterliche Haus geliebt habe, aber nicht gewagt, ihr seine Liebe zu gestehen, jetzt wolle er sie zu seiner Gattin nehmen und vor allem behüten. Ein Blick reiner Freude strahlte bei diesen Worten aus ihren Augen und fest umschlungen hielten sich die so Gefundenen. Doch inmitten dieses Glücks klirrte das Fenster, Wut in dem Antlitz schrie Jürge: „Ha, Schändliche, um des Milchbarts willen hast du mich ab- gewiesen?! Verderben über euch, und sollte es meine Seligkeit kosten!" — Hans verrichtete seine Arbeit jetzt mit einem Fleiß und einer Fröhlichkeit, die Gretchen lange nicht an ihm bemerkt hatte. Jürge suchte wieder die wilde Gesellschaft seiner Zechgenossen auf und ergab sich ganz der wilden Gier. Beide Brüder vermieden sich sorgfältig, denn anch Hans fürchtete den Jähzorn seines Bruders. So rückte der Hochzeitsmorgeu für Hans und Grete heran, Stattlich geschmückt standen die Leiterwagen vor der Thür, um das Brautpaar zur Kirche zu geleiten, die Burschen und Mädchen des Dorfes folgten als Brautjungfern und Brautknechte unter fröhlichem Lachen, und jeder freute sich über das hübsche Paar, dem das ganze Dorf viel Liebe schenkte. Kurz vor dem Eingang des Klosters er- schallte eine Stimme aus dem Gebüsch: „Die Rache ist reif, zwei Fliegen auf einen Schlag!" Die Burschen wollten den Frechen packen; doch sahen sie niemand, nur das Brautpaar ahnte den Schulze, Heimatskunde. 9
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197 11
198 3
199 78