126 Geschichte der neueren Zeit.
zu diesem Ende dienten die Heiraten der Kurfürsten Johann Georg und Joachim Friedrich mit Töchtern des letzten preußischen Herzogs. Nach des letzteren Tode vereinigte der für die brandenburgische 1608 Geschichte ungemein wichtige Kurfürst Johann Sigismund bis (1608—1619) das Herzogtum Preußen als polnisches Lehen 1619 m-lt &em Kurfürstentum. Erhielt so die Hohenzollernmacht einen großen Zuwachs im Osten, so faßte sie etwa um dieselbe Zeit auch 1614 festen Fuß im Westen Deutschlands: im Jahre 1614 kamen durch den Vertrag zu Xanten aus der Jülichscheu Erbschaft Cleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg.
1619 Nach der Regierung Georg Wilhelms (1619—1640), die bis dem Lande wegen des unheilvollen Einflusses des katholischen 1640 Ministers Schwarzenberg nicht zum Segen gereichte (schwankende Stellung im dreißigjährigen Kriege zwischen Kaiser und Gustav Adolf), gelangte auf den Thron:
§ 74. Friedrich Wilhelm I., der Große Kurfürst 1640—1688.
Durch diesen Herrscher wurde der Grund zu der künftigen Größe Brandenburg-Preußens gelegt. Das geschah sowohl durch eine thatkräftige und kluge äußere Politik als durch eine weitblickende Fürsorge für die innere Entwicklung des Landes.
a) Der w e st s ü l i s ch e F r i e d e ist eine der wichtigsten Epochen der brandenbnrgischen Geschichte — „Des Reiches Untergang, Preußens Aufgang!" — In demselben erhielt der Kurfürst die Souveräuetät als Reichsfürst, und sein Land wurde durch _ eine Reihe von Besitzungen vergrößert, die nicht sowohl durch ihren Wert an sich als dadurch wichtig waren, daß sie durch ihre Lage dem brandenbnrgischen Staate die Notwendigkeit beständigen Wachsens und daher angestrengtester Arbeit auferlegten: Hinterpommern, Magdeburg, Halberstadt, Minden, Kammin.
b) Durch eine geschickte Benutzung des polnifch-schwedi-sch eu Krieges wußte der Große Kurfürst sich von beiden Staaten die Anerkennung der Sonveränetät für das bis dahin von Polen zu Lehen erhaltene Herzogtum Preußen zu verschaffen (93er-
1660 träge zu Labiau und Wehlau; Friede zu Oliva 1660).
c) Gegenüber Ludwig Xiv. vertrat der große Kurfürst sowohl das nationale als das religiöse Interesse des protestantischen Deutschlands. Er warf sich zum Beschützer der von Ludwig überfallenen Niederlande auf, wurde aber, der Übermacht allein nicht
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§ 78. Friedrichs Staatsverwaltung. 135
a) In der ersten Teilung Polens (zwischen Rußland, Österreich und Preußen ohne eigentlichen Rechtsgrund vereinbart) erhielt Friedrich West Preußen (außer Danzig und Thorn), Großpolen bis zur Netze mit dem Netzedistrikt und das Bistum Ermeland. — Die späteren Teilungen Polens (zweite 1793, dritte 1795) brachten an Preußen: Danzig, Thorn, Gnesen, Posen, Kalisch, Warschau und den Landstrich zwischen Weichsel, Bug, Niemen.
b) Um den Vergrößerungsplänen Österreichs, welche besonders im Hinblick auf Bayern hervorgetreten waren in dem bayerischen Erbfolgekrieg, zu begegnen, schuf Friedrich im Jahre 1785 den sog. deut- 1785 schen Fürst eit 6 und (Sachsen, Brandenburg, Hannover und andere Reichsstände). Hierin lag der erste Ansatz zu der Führung, welche Preußen später den deutschen Staaten gegenüber einnahm.
Repetition. D. Die Entwicklnng Brandenburg-Preußens zum Großstaat.
§ 73. 1473 Unteilbarkeit der Kurlande und männliche Erbfolge festgesetzt in dem Hausgesetz des Albrecht Achilles. —
1539 Kurfürst Joachim Ii. tritt zum evangelischen Bekenntnis über.
1608—1619 Johann Si gismund vereinigt das Herzogtum Preußen als Polnischeslehen mit dem Kursürstentume. 1614 Cleve, Mark, Ravensberg kommen an Brandenburg.
1619—1640 Georg Wilhelm, seine schwankende Haltung im dreißigjährigen Kriege (Schwarzenberg).
§ 74. 1640—1688 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst;
im westfälischen Frieden erhält Brandenburg: Hinterpommern, Magdeburg, Halberstadt, Minden, Kammin. Durch geschickte Benutzung des schwedisch-polnischen Krieges erhielt der Große Kurfürst im Frieden zu Oliva die Souveränetät in Preußen 1660. — Die Schweden schlug er in der Schlacht bei Fehrbellin 1675. Gegen Ludwig Xiv. von dem Kaiser in Stich gelassen, mußte er im Frieden zu St. Germain 1679 seine Eroberungen (z. B. Vorpommern) wieder an die Schweden herausgeben. —
Im Innern entwickelt Friedrich Wilhelm eine segensreiche Thätigkeit: Sorge für das Heer (28000 Mann), für Industrie (Aufnahme der französischen Protestanten; französische Kolonie in Berlin) und Handel; für die Wissenschaft (Gründung der Universität Duisburg 1655).
§ 75. 1688 — 1713 Friedrich Iii. (I.) 18. Januar 1701:
Kurfürst Friedrich Iii. wird als Friedrich I. König in Preußen. —
Seine Prachtliebe. Ausschmückung Berlins. Pflege geistiger Interessen: Gesellschaft der Wissenschaften und Akademie der Künste in Berlin. Universität Halle. — Kurfürstin Sophie Charlotte und ihre Beziehungen zu Leibuiz.
1713— 1740 Friedrich Wilhelm I. Sparsame Hofhaltung. Ausschließlichkeit der militärischen Interessen (Leopold von Dessau, lange Kerle). — Tabakskollegium.
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64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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223
wurde aber vertrieben und an feiner Stelle ein katholischer Bischof ernannt.
3. Auch in Straßburg wurden die protestantischen Domherren verdrängt.
4. In Donauwörth war die Störung einer Prozession durch die Protestanten mit der Reichsacht bestraft worden.
5. Die Union, 1608, und die Liga, 1609. Der Sieg der Katholiken in Donauwörth veranlaßte die Protestanten znrn Abschlüsse eines Schutzbündnisses, der Union, deren Zweck die gemeinsame Verteidigung gegen einen Angriff war. Dieselbe kam 1608 zu Ahausen zu stände. Es traten ihr vorzugsweise die kalvinistischen- Fürsten und Städte des südwestlichen Deutschland bei. Ihr Haupt war Friedrich Iv. von der Pfalz, ihre Stütze Heinrich Iv. von Frankreich.
Als Gegenbund gründete Herzog Maximilian von Bayern 1609 zu München die katholische Liga, die vor der Union den Vorzug einer einheitlichen Oberleitung und bedeutenderer Mittel hatte.
6. Der Jülich - Klevische Erbfolgestreit. Beide Parteien in Deutschland standen in Waffen, und es fehlte nur der Anstoß zum Kriege. Diesen schien der folgende Streit herbeizuführen. Im Jahre 1609 war mit dem Tode des kinderlosen Herzogs Johann Wilhelm von Jülich, Kleve und Berg, dem auch Mark, Ravensberg und Ravenstein gehörten, eines der wichtigsten Reichsterritorien erledigt worden. Da das Land meist reformierte Bewohner hatte, so war es nicht ohne Bedeutung, ob ein katholischer oder protestantischer Fürst die Nachfolge erhielt. Es machten daraus Anspruch
a) der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg als Schwiegersohn der älteren, schon gestorbenen Schwester des Erblassers,
b) der Pfalzgraf Wolfgang von Neuburg (an der Donau) als Sohn der jüngeren, noch lebenden Schwester des verstorbenen Herzogs.
Um jeden Anspruch eines Dritten auszuschließen, vereinigten sich die beiden Prätendenten im Vertrage zu Dortmund, 1609, zur gemeinsamen Besitznahme des Erbes, während der Kaiser durch österreichische und spanische Truppen (von den Niederlanden aus) das Land als erlebigtes Lehen einziehen lassen wollte. Da brach aber zwischen dem Kurfürsten und dem Pfalzgrafen selbst ein Zwist aus. Wolfgang von Neuburg trat zur katholischen Kirche über und erlangte die Unter-
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Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Donauwörth Donauwörth Deutschland Frankreich Deutschland Kleve Ravensberg Donau Dortmund
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zu verhüten, indem er die Geschwister aus andere Weise entschädigte. Dadurch trug die Idee des Staates den Sieg über die familiären Ansprüche davon. Zugleich übernahm er in dem Minister von Dunkelmann einen Mann voll Entschlossenheit und Thatkraft.
A. Friedrich Iii. als Kurfürst, 1688—1701.
1. Seine Teilnahme an den europäischen Streitigkeiten.
a) Die europäischen Verhältnisse wurden damals von „der Verbindung Ludwigs Xiv. mit Jakob Ii. von England beherrscht. Da dieselbe eine Gefahr für Deutschland und die Niederlande in sich schloß, so unterstützte Friedrich trotz der verlockendsten Anerbieten von seiten Frankreichs die Expedition Wilhelms Iii., des Statthalters der Niederlande, nach England, durch die sich derselbe als Schwiegersohn Jakobs Ii. die Krone Großbritanniens erwarb, 1688. Auch den Kaiser und Spanien hatte der Kurfürst zur Zustimmung veranlaßt.
b) Gleichzeitig hatte Friedrich Gelegenheit, für Deutschland einzutreten, als Ludwig Xiv. die Ansprüche auf die erledigte Pfalz mit einer furchtbaren Verwüstung derselben durchzusetzen begann (der pfälzische Krieg, 1688—1697). Der Kurfürst sandte ein Heer an den Niederrhein, während die Reichstruppen sich gegen Mainz wandten. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser mit Holland, Spanien und England schloß (erste Koalition katholischer und protestantischer Fürsten gegen eine Macht), und trotz bedeutender Anstrengungen Brandenburgs brachte der Friede zu Ryswijk 1697 den Verbündeten keinen Gewinn, und er war nur als ein Waffenstillstand anzusehen.
e) Endlich stellte der Kurfürst dem Kaiser Hilfstruppen im Kriege gegen die Türken, 1683—1699, die, von Ludwig Xiv. angetrieben, unter dem Großvezier Kam Mustapha gegen Wien vorgerückt, von deni Polenkönige Johann Sobieski aber auf dem Kahlenberge zurückgeschlagen worden waren. Die Brandenburger kämpften in den Schlachten bei Salankemen und Zenta, welche die Entscheidung und den Frieden zu Karlowitz herbeiführten.
2. Die Erwerbung der Königskrone, 1701. Der Friede zu Ryswijk hatte, da die brandenbnrgifchen Gesandten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren, die Unzulänglichkeit der Stellung Brandenburgs hinlänglich bewiesen. Der Kurfürst schrieb diese Mängel
18*
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gleich stärkere Heer der Russen an der Küste von Livland und schlug es zurück. Anstatt aber diesen Sieg weiter zu verfolgen, wollte er vorher den schwächeren Polenkönig entthronen. Er besiegte die Polen in zwei Schlachten an der Düna und ein polnisch-sächsisches Heer bei Fraustadt. Hieraus suchte er August Ii. in seinem Erdreiche Sachsen aus und zwang ihn zum Frieden von Altranstädt, 1706. August verzichtete auf den polnischen Thron, den der Woiwode von Posen, Stanislaus Lesziuski, bestieg.
Ii. Die Wendung.
1. Krieg gegen Rußland. Inzwischen hatte Peter die russischen Eroberungen an der Ostseeküste erneuert und durch Gründung einer neuen Hauptstadt, Petersburg, befestigt, sowie sein Heer im kleinen Kriege eingeübt. Karl, der sich in der Aussicht, die Verbindung mit den Kosaken zu erreichen, zu einem Zuge in das südliche Rußland hatte verleiten lassen, geriet dort in furchtbare Not und wurde von dem herbeieilenden Peter unter den Mauern von Poltawa 1709 entscheidend geschlagen. Er flüchtete nach der Türkei.
2. Karl in der Türkei. Mit Erlaubnis des Sultans hatte sich Karl in Bender niedergelassen, wo er seine militärischen Übungen in gewohnter Weise fortsetzte. Er reizte die Pforte zu einem Kriege gegen Rußland, und der Zar mußte sich durch Abtretung Afows freien Abzug erkaufen. Des unruhigen Gastes endlich müde, ließ der Sultan fein Lager stürmen; doch erst der ihm in Schweden drohende Verlust der Regierungsgewalt veranlaßte ihn zu schleuniger Rückkehr in sein Land.
3. Fortschritte der Verbündeten. Unterdessen hatten August Ii. von Sachsen und Friedrich Iv. von Dänemark den Frieden wieder gebrochen und ihr Bündnis erneuert. Unter Vermittelung der Seemächte wurde aber im „Haager Konzert" die Neutralität des deutschen Reiches festgestellt, und Preußen besetzte zur Sicherung der schwedischdeutschen Länder Stettin. Peter eroberte die schwedischen Ostseeprovinzen.
4. Karls Rückkehr und Tod. Nach seiner Rückkehr verlangte Karl die sofortige Herausgabe Stettins. Deshalb schloß sich Friedrich Wilhelm I. von Preußen feinen Feinden an, und die Schweden wurden gänzlich aus Deutschland vertrieben. Die letzten Kräfte der Nation verwandte Karl, um den Dänen Norwegen zu entreißen. Aber in den Laufgräben vor Friedrichshall traf ihn eine tödliche Kugel, 1718.
Trotz feiner hohen Befähigung als Feldherr und feiner persönlichen Tapferkeit hat Karl Xii. durch seinen Eigensinn und seine Leidenschaftlichkeit Schweden von seiner Großmachtstellung herabgestürzt.
Iii. Friede. Der schwedische Reichsrat, der mit Karls Schwester Ulrike Eleonora die Regierung führte, schloß nun den Frieden zu Stockholm, 1720.
1. Preußen gewann Stettin und Vorpommern zwischen Oder und Peene;
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Extrahierte Ortsnamen: Livland Sachsen Posen Petersburg Poltawa Schweden Sachsen Stettin Deutschland Norwegen Stockholm Stettin
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Albrecht Ii.; aber nach dem Tode dessen Sohnes, Ladislaus Posthumus, weigerten sich die Schlesier, namentlich die Stadt Breslau, Georg Podiebrad als König anzuerkennen, von dessen energischer Regierung man den Verlust mancher Freiheiten befürchtete.
Schlesien schloß sich daher an Ungarn an und fiel bei dem Tode Ludwigs Ii., 1526, an Österreich (siehe 11. 195).
Vierter Zeitraum.
Schlesien unter österreichischer Herrschaft, 1526—1740.
Während der Lehnsherrschaft Böhmens über Schlesien fielen bei dem Aussterben der einzelnen Piastenlinien allmählich fast sämtliche Fürstentümer der Krone Böhmen zu. Die Herzöge vou Liegnitz gewannen nebst einigen anderen Fürsten von seiten Ungarns das Recht, in Ermangelung männlicher Nachkommen ihre Länder testamentarisch auf andere zu übertragen. Deshalb hielt sich Herzog Friedrich von Liegnitz, Brieg und Schlau für berechtigt, mit Joachim Ii. von Brandenburg 1537 eine Erbverbrüderung zu schließen (siehe S. 253).
Die Zeit der Reformation und des dreißigjährigen Krieges brachte für Schlesien schwere Wirren, da die Herzöge der Reformation häufig nicht abgeneigt waren, die Kaiser aber Gegenbestrebungen geltend machten.
Übersicht: Erster schlesischer Krieg, 1740—1742.
Österreichischer Erbfolgekrieg, 1741—1748.
Zweiter schlesischer Krieg, 1744—1745.
A. Werankassung zu den schlesischen Kriegen.
a) Die Thronfolge Maria Theresias, welche Kaiser Karl Vi. durch die „pragmatische Sanktion" durchzusetzen sich bemüht hatte, wurde von Bayern, Sachsen, Spanien und Frankreich beanstandet. Da Preußen die „pragmatische Sanktion" nur unter der Bedingung, Berg zu erhalten, anerkannte, der Kaiser aber selbst diese Verbindlichkeiten gebrochen hatte, indem er Berg bei dem Aussterben der regierenden Linie (1738) an Pfalz-Sulz-bach gegeben, so glaubte Friedrich kein Bedenken tragen zu dürfen, sich den Feinden Maria Theresias anzuschließen und Ansprüche seines Hauses auf schlesische Gebiete, nämlich ans Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndors, geltend zu machen.
b) Die Ansprüche auf Liegnitz, Brieg und Wohlau gründen sich auf die von Joachim Ii. mit Friedrich Ii. von Liegnitz 1537 geschlossene Erbverbrüderung (siehe S. 253). Als im Jahre 1675 die Piastenlinie von Liegnitz ausstarb, zog Kaiser Leo-
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