’V
I
Iii. Die neuere Geschichte.
1492 1815.
Scholastik. — Humanismus. Dante. Boccaccio. Petrarca. 1300(?). Flavio Gioja. B. Schwarz. I.gutenberg 1450. Marco Polo. Prinz Heinrich d.seefahrer in P. f 1460.
1486 Bartholomäus Diaz entdeckt b. Vorgeb. b. g. H.
1492 Granaba erobert. Chr. Kolumbus entdeckt Amerika.
4 Reisen. 1) Gnanahani. S. Domingo. Cuba. 2) Kl. Antillen. Jamaica. 3) Trinibab. Orinoko. 4) Honburas. — A. Vespncci.
1498 Basco da Gama entdeckt beit Seeweg nach Ostindien.
Kalikut. Diu. Goa. — Ormus. Malakka. - Sunba-inseln. — China. Japan. — Almeiba. Albuquerque. Camoens. Die Lusiabeu.
1500 Cabral entbecft Brasilien.
1513 Balboa erttbedt beit Stillen Ocean.
1519 1521 F. Magellan umschifft bte Erbe.
1521 Cortez erobert Mexiko. Moutezuma. Guatimozin.
Azteken. Tlaskaner.
1531 Pizarro erobert Peru. Die Inkas.
Buchbruckerhmst. Humanismus. Mebict. 1453. Kopernikus. Kepler. Der Gregorianische Kalenber (1582). Astrologie. Alchimie. Hexenprozesse.
Renaissance. Lionarbo ba Vinci. Michel Angeld. Raphael. Correggio. Tizian. — Heibelberger Schloß. Holzschnitt. Kupferstich. A. Dürer. H. Holbeiu. (Toten-tanz. H.). L. Cranach. — Kunsthanbwerk.
Pulver. Donnerbüchsen. Handbüchsen. Landsknechte. — Städte. Welser. Fugger. Kochbücher. Schützenseste. Papagoye. — Philippine Welser. Barbara Uttmann.
1493—1519 Maximilian I. „Der letzte Ritter." Thenerbank.
Weißkuuig. Der ewige Lanbsrieben. Das Reichskammergericht (Frairkfnrt, Speier, Wetzlar). Die 10 Kreise. Thnrn itnb Taxis. Post.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
40
und Frieden.
7. Abgestürzt in den Htpen. wie ist das Unglück ent-
standen? Natur der Nlpen. Gefahren beim Nufstieg. Glet-
scherspalten. wie konnte die Nachricht so schnell hierher
kommen? was wird mit dem Toten geschehen?
8. Bilder in der Zeitung, wie entsteht ein solches Ne-
klamebild? holzschnittechnik und Zinkographie, wie ent-
steht eine ganze Zeitung? Berichterstatter an allen Lcken der
Welt. Telegramme. Nusschnitte aus anderen Zeitungen,
wie es im vruckersaal aussieht. Das Setzen. Der Metteur.
Die Korrektur. Die große Schnelldruckpresse. Das Falzen
des Papiers. Das Nbzählen der Nummern. Die Nusträgerin.
9. Der Dom wird restauriert, wer bezahlt das Geld,
warum muß er restauriert werden? Der Zahn der Zeit,
wer hat den Dom gebaut? was war damals für eine Zeit?
wie es im Gottesdienst hergeht, welches sind die ältesten
Häuser in der Stadt ? Seit wann sind sie gebaut worden?
Nltertümlichkeiten in der Stadt.
10. Der Reisende Sven hedin ist zurückgekehrt, wo ist
er gewesen? was hat er alles gesehen, erlebt? Seine
erste große Forschungsreise in Nsien. Nndere Entdeckungs-
reisen, z. B. durch Nfrika. warum ist es so gefährlich und
schwierig nach dem Nordpol zu kommen? was für Gefahren
sind da zu überwinden?
l l. Eine Leiche ist in der Weser gefunden, wie ist sie
herausgenommen worden? Wiederbelebungsversuche an Er-
trunkenen. Das Leichengas. warum mag die Frau in den
Tod gegangen sein? Der Unsinn des Selbstmordes. Es kann
auch ein Unglücksfall sein. Nllerlei Vorsichtsmaßregeln.
12. Bombenattentat in Lodz, was ist Lodz? wir lernen
eine Stadt finden im großen Ntlas von Nndree. wir suchen
im Nealienbuch etwas zu lesen über Lodz. Finden nichts.
Gibt es noch andere Bücher? Ja, Lexikon, da kann man alles
finden. Buch Bomben? was ist eine Bombe? wir lesen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
144
auch nur das neue Testament abzuschreiben; wie geringe
konnte also dieß Vervielfältigen der Bücher auch nur
ausfallen, wie wenige Bücher waren also zu haben,
und diese kosteten, der vielen darauf verwendeten Zeit
und Mühe wegen, viel Geld. Es war daher nicht zu be-
wundern, daß man die Erlernung des Lesens und also auch
des Schreibens für ganz überflüssig hielt, da es nur so
wenige Mittel gab, es zu üben und anzuwenden. Selbst
Könige und Kaiser waren nicht im Besitze dieser, jetzt dem
Geringsten im Volke bekannten, Fertigkeit; auch nicht
einmal alle Geistliche ivaren damit vertraut, und die Ausü-
bung derselben blieb also allein einem kleinen Kreise von Männern
überlassen, die schon deswegen zu den gelehrten Leuten gezahlt
wurden. Dazu kann man aber nicht alle Mönche rechnen,
deren sich viele mit Abschreiben der Bücher in ihren ein-
samen Klöstern beschäftigten, und dadurch sich viel Geld
verdienten. Die meisten von ihnen zeichneten nur, ohne
daß sie das Geschriebene verstanden, die Schriftzüge nach,
und dadurch entstand nun der Uebelstand, daß diese unwis-
senden Leute oft Fehler machten, wodurch manche Mißverständ-
nisse entstanden. Diese Abschriften wurden auf Pergament
geschrieben, worauf man, vor Erfindung des Papiers aus
Leinenlumpen, (wie man glaubt, auch eine deutsche Erfin-
dung,) allgemein schrieb. Fehlte es ihnen nun an Pergament,
so nahmen sie oft eine schon beschriebene Pergamentrolle,
verwischten die darauf befindlichen Schriften, und beschrieben
das Pergament aufs neue. So ist wohl manches Werk
des Alterthums ganz oder theilweise untergegangen. Als
den Erfinder der Buchdruckerkunst nennt rnan allgemein
Johann Gutenberg, geb. in Mainz um das Zahr 1400.
Da man schon verstand Gemälde in Holz zu schneiden,
diese zu schwärzen, und dann abzudrucken, so mag dieß
wohl Gutenberg auf den Gedanken gebracht haben, es mit
den Buchstaben eben so machen. Er schnitt daher die
ganze Seite eines Buches in eine Holztafel ein, lind druckte
diese ab; damit war aber noch nicht viel gewonnen; es muß-
ten zu einem Buche eben so viele Holztafeln geschnitten wer-
den, als das Buch Seiten hatte, und dann konnte man
doch auch immer nur dieses eine Buch damit abdrucken.
Diese Unvollkommenheit seiner Erfindung sah Gutenberg,
der diesen ersten Versuch in Strasburg gemacht hatte, wohl
ein, und dachte daran derselben abzuhelfen. Er kehrte aber
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Extrahierte Personennamen: Johann_Gutenberg Johann Gutenberg Gutenberg
143
wenden kann. Wie schwer ward es z. B. nicht vor der
Erfindung der Buchdruckerkunst, die Lehren der christlichen
Religion zu verbreiten. Fast blieb kein anderes Mittel dazu
übrig, als die mündliche Belehrung, wozu, zum Theil aus
demselben Grunde, nur wenige fähig waren. Als aber die
Brbel, worin die Lehren der christlichen Religion enthalten
sind, gedruckt werden konnte, da ward es leicht, sie zu ver-
breiten, und Millionen wurden durch das Wort Gottes er-
leuchtet und getröstet. Die Erfindung dieser Kunst ist daher
in der Hand der göttlichen Vorsehung eins der Mittel ge-
worden, um dadurch eine neue Zeit vorzubereiten, und die
Menschheit in ihrer Fortbàng eine Stufe höher zu führen.
Wenn wir gelesen haben, daß in den verflossenen Zeiträumen
die Deutschen vorzüglich auf die Ausbildung ihres Körpers
sahen, und nur die Uebungen und Beschäftigungen trieben,
welche die Stärke und Gewandtheit desselben erhöhen sollten,
sonst aber roh und unwissend blieben, so ward es nun bald
anders. Die Lust an Krieg und Fehden verlor sich, die
Beschäftigung mit den Wissenschaften nahm aber zu, und
ward dem Lande eben so heilsam, wie jenes ihm verderblich
geworden war. Zwar können auch durch die Buchdrucker-
kunst Irrthümer, falsche und verderbliche Lehren weit ver-
breitet, und dadurch manches Unheil gestiftet werden, aber,
weil dieselben gerade durch diese Kunst öffentlich ans Tages-
licht kommen, so fehlt es theils nicht an Widerlegern, die
auf die Schändlichkeit dieser Lehren hinweisen, und davor
warnen, theils ist der Irrthum und das Böse in ihnen so
detltlich zu erkennen, daß jeder Vernünftige sich vor ihnen
hüten wird. Besser ist es also, daß auch dieß zur allgemeinen
Kenntniß kommt, als daß es im Verborgenen bleibt, wo es
gleich giftigen Pflanzen, die auch nur an dunklen Orten wachsen,
desto gewisser schadet. Es gereicht daher Deutschland zum
Ruhme, daß, neben so manchem Guten und Großen, das
es hervorbrachte, auch diese edle Kunst in seinen Gränzen
erfunden ward, und so in Deutschland ein Licht angezündet
ward, das allen Erdbewohnern strahlen sollte.
Vor der Erfindung der Buchdruckerkunst konnte man
die vorhandenen Schriften nur durch Abschreiben verviel-
fältigen; das ist aber jetzt noch sehr mühsam und zeitrau-
bend, wie viel mehr damals, als man die Buchstaben noch
mit weit größerer Mühe mehr malte, als schrieb. Wie viel
Zeit ging nicht darüber hin, nur einmal die Bibel, oder
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Deutschland
145
noch vorher, ehe ihm dieß gelungen war, nach seiner Vater-
stadt Mainz zurück, und hier schnitt er zuerst die Buchsta-
den einzeln, setzte diese zusammen, und nahm sie wieder
auseinander, um mit denselben ein anderes Buch 311 drucken.
Diese Erfindung der beweglichen Lettern oder Buchsta-
den ist die eigentliche Erfindung der Buchdruckerkunst;
sie ist wahrscheinlich in den Jahren 1436 oder 1438 gesche-
hen, so daß diese herrlicke Kunst nun schon seit vier Jahr-
hunderten geübt wird. Guttenberg, dem es an Vermögen
zu den noch kostspieligen Versuchen, die er zur Vervollkomm-
nung seiner Erfindung machen mußte, fehlte, verband sich
in Mainz mit einem reichen Goldarbeiter, Zohann Fust,
der wiederum Peter Schiffer zum Gehülfen annahm,
und alle drei arbeiteten nun gemeinschaftlich an der Ver-
besserung der Erfindung. Guttenberg hatte seine Lettern
zuerst aus Holz geschnitten, dann aus Blei, und zuletzt
aus Zinn' verfertigt. Alle diese Stoffe waren aber nicht
passend; hölzerne Lettern zerbrachen zu leicht, bleierne bogen
sich, und die zinnernen waren zu scharf. Da erfanden Fust
und Schösser die aus einer Mischung von Metall bestehenden
gegossenen Lettern; auch verbesserte Schösser die Druckerpresse,
und so kam 1455 das erste mit diesen Lettern gedruckte
Werk, eine lateinische Bibel, ztl Stande. Guttenberg, der
dem Fust die gemachten Ausgaben nicht wieder erstatten
konnte, mußte demselben die Druckerei überlassen, die
Fust und Schösser noch mehr verbesserten, und so die
Vuchdruckerkunst immermehr ausbildeten. Guttenberg er-
hielt indessen auch durch die Unterstützung eines wohlha-
benden Freundes eine Drtickerei wieder, aus welcher eben-
falls größere Werke- hervorgingen. Das ganze Verfahren
wurde vor den erstaunten Zeitgenossen als ein großes Ge-
heimniß verborgen; diese konnten gar nicht begreifen, wie
es möglich sei ganze Bücher so schnell und immer ganz
gleich zu vervielfältigen, und viele hielten daher das Ganze
sür ein Zauberwerk. Besonders suchten die Mönche, die
jetzt nicht soviel durch Abschreiben verdienen konnten, die
neue Erfindung dadurch zu verdächtigen, daß sie dieselbe für
ein Werk des Satans ausgaben, allein es gelang ihnen doch
nicht die Fortschritte des menschlichen Geistes zu hemmen,
denn seit 1462 wurden in mehreren Städten Deutschlands
Druckereien angelegt, und so verbreitete sich diese wohlthätige
Straus Äindcrfr. 2tcr Th.
10
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Erfindung nach allen Seiten. Johann Guttenbcrg wurde
gegen das Ende seines Lebens in den Adelstand erhoben; er
starb 1468.
16.
Die Reformation oder Kirchenverbefferung.
a.
Wenn jemand noch zweifeln könnte, daß die Begebenheiten,
die unter den Menschen sich zutragen, so wohl in ihrem
Wesen, wie in ihrer Rcihefolge, ein Werk der alles weise
ordnenden göttlichen Vorsehung wäre, den könnte man auch
darauf hinweisen, wie nothwendig es war, daß die Erfin-
dung der Buchdruckerkunst der Reformation voranging. Wollte
man auch zugeben, die letztgenannte Begebenheit hatte auch
ohne die Buchdruckerkunst sich ereignet, wogegen sich übrigens
noch manches einwenden ließ, so ist das doch gewiß und
unbczweifclt, sie würde nicht so schnell, nicht so allgemein,
nicht so vollkommen geschehen sein. Gott wollte aber es
nicht langer zulassen, daß Aberglaube und Unwissenheit die
Religion Christi verunstalte, und das Licht derselben von der
Finsterniß verdtmkelt werde, daher veranstaltete er vorsorglich,
daß vorher eine Kunst bekannt ward, welche eins der kräftig-
sten und wirksamsten Mittel zur Verbesserung der Kirche
ward. So wie nun diese herrliche Erfindung, wie im vori-
gen Abschnitt gezeigt worden, Deutschland zum Ruhm gereicht,
so gereicht es unserm Vaterlande zu nicht minderm Ruhme,
daß in demselben die Kirchcnverbesserung zu Stande kam, ' daß
eine Anzahl edler deutscher Männer aus allen Standen sich dazu
kräftig vereinigten, aus welchen vor allen aber Luther hervor-
ragt, der wie einst Herrmann die Deutschen vom Joche der Rö-
mer befreite, den größten Theil Deutschlands von dem noch
weit schlimmeren und schmählicheren Joche geistiger Knecht-
schaft befreite.
Das Wort Reformation heißt, wie auch die Ueber-
schrift dieses Abschnittes sagt, Kirche «Verbesserung;
also war sie nicht eine Religionsanderung oder Verbesserung,
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Extrahierte Personennamen: Johann_Guttenbcrg Johann Herrmann
Extrahierte Ortsnamen: Christi Deutschland Deutschlands
82
Die Anwendung der Dämpfe auf die Schifffahrt lag nun nicht mehr fern.
Obgleich schon 1543 ein Spanischer Kapitain Blasco de Garah dem Kaiser Karl V.
vorschlug, ein Schiff zu bauen, das sich gegen Wind und Fluthen bewegen könne,
und im Hafen von Barcelona einen Versuch machte, wobei das Schiff, an welchem
man einen großen Kessel mit kochendem Wasser und an jeder Seite zwei Schaufel-
räder bemerkte, in jeder Richtung bewegt werden konnte, so kam die Sache doch
nicht zur Ausführung und gerieth in Vergessenheit. Spätere Versuche schienen
keine Aussicht auf praktische Ausführbarkeit zu geben, bis Robert Fulton (geboren
1767 in Pennsylvanien von unbemittelten Aeltern und in England sich der Mechanik
widmend) lebhaft von dem Gedanken ergriffen wurde, die Dampfmaschinen zur
Fortbewegung der Schiffe zu benutzen. In Paris, wohin ihn der Amerikanische
Gesandte hatte kommen lassen, machte er den ersten Versuch mit einem Dampfboote
aus der Seine; allein man versprach sich davon keinen großen Erfolg, und Napoleon
wies seine Anträge ab, obgleich bei dessen Landungs-Projekten in England eine
solche Erfindung von unzuberechnenden Folgen gewesen wäre. Auch in England
fand sie keinen Anklang; daher ging er nach Amerika zurück, machte dort 1808 einen
Versuch, der ihm nichts als den Spott seiner Landsleute einbrachte. Als aber
das erste Dampfschiff Clermont von Newyork nach Albany den Hudson hinauffuhr
und, weil mit Holz geheizt wurde, ein Funkenmeer aus dem Schornstein sprühte,
und das Schiff, wie von einem innern Instinkte getrieben, gegen den Strom
schwamm und seinen Pfad mit Feuer beleuchtete, gerieth zuerst Alles in Schrecken;
die Regierung seines Vaterlands konnte sich von der Wichtigkeit dieser Erfindung über-
zeugen und ertheilte ihm ein Patent, d. h. einen Vorrechtbrief, während einer ge-
wissen Anzahl von Jahren die Dampfschifffahrt auf den großen Strömen allein be-
treiben zu dürfen. Aber arm, ging es ihm wie Gutenberg, er verlor den Vortheil
der Erfindung an Andere, weil er, durch Geldverlegenheit gezwungen, sein Privi-
legium für die mehrsten Amerikanischen Flüsse um geringe Preise verkaufen mußte.
Die letzten Jahre seines Lebens beschäftigte er sich mit dem Bau einer Kriegs-
Dampf-Fregatte von 145 Fuß Länge und 55 Fuß Breite, starb aber wenige Tage
vorder Vollendung unter Nahrungssorgen und im Unmuthe, seiner Familie eine
Schuldenlast von 100000 Dollars hinterlassen zu müssen.
Da die Dampfmaschinen auf diesen Schiffen eine größere Kraft ausüben
müssen, so sind sie auch bedeutender. In der Mitte angebracht, setzen sie durch
zwei Cylinder zu beiden Seiten die Schaufelräder, ähnlich den Mühlenrädern der
unterschlächtigen Wassermühlen, in gleichmäßige Bewegung. Statt der frühern
Wattschen Balanciers wendet man jetzt Cylinder an, welche sich pendelartig um
Zapfen bewegen, wodurch an Raum und Kraft gewonnen wird. Statt der Schau-
felräder benutzt man auch ein schraubenförmiges Rad am hintern Theile des Schiffs
(die Archimedische Schraube), welche, durch die Maschine umgedreht, das Schiff im
Wasser gleichsam fortschragbt. Dies sind die sogenannten Schraubendampfschiffe.
Bald versuchte man sich mit diesen Schiffen auf dem Meer und wagte sich end-
lich auch über den Ocean. Der Sirius, ein Dampfschiff von 320 Pferdekrasten,
und der Great Western, ein eisernes Schraubendampfschiff von 500 Pferdekräften
und zugleich zum Segeln eingerichtet, gingen 1838 von Bristol nach Newyork, wo
letzteres in 16 Tagen anlangte; ein noch größeres, Great-Britain, arbeitet mit
1000 Pferdekrasten, so daß Europa mit Amerika jetzt in wohlfeilerer und regel-
mäßigerer Verbindung steht als früher Deutschland mit England. Von Calcutta
bis Älerandrien fährt man in 25 Tagen. Auf den großen Strömen und Seen
Nordamerikas fahren jetzt kolossale Dampfschiffe mit mehrern Stockwerken und
Sälen, welche, Abends mit Gas erleuchtet, durch die ganze Länge des Schiffs gehen,
wo mehrere hundert Menschen bequem tanzen können.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Kapitain_Blasco Karl_V. Karl_V. Robert_Fulton Napoleon Gutenberg
Extrahierte Ortsnamen: Barcelona Pennsylvanien England Paris England England Amerika Clermont Newyork Albany Wattschen_Balanciers Bristol Newyork Great-Britain Europa Amerika Deutschland England Calcutta Nordamerikas
122
änderung der foctasert Verhältnisse: das Ritterwesen verschwand vor dem Soldaten-
thum; die körperliche Tapferkeit wich der zermalmenden Kraft der Kanonenkugeln;
die Tourniere, die Kreuzzüge hörten auf und der hochgeborne Mann war genöthigt,
seine Auszeichnung in den Werken des Geistes zu suchen. So drängte Alles von
Innen und Außen nach Besserung, nach Ausbildung jener Anlagen, durch die der
Mensch seinem Schöpfer näher steht; so drängt? Alles nach Reform. — Da ward
Johannes Gutenkerg gekoren, da ward die Typographie erfunden. —
Nicht genug. Während noch die neue Erfindung ein Geheimniß weniger Män-
ner in Mainz war, bereitete der waltende Geist der Geschichte im äußersten Süd-
osten von Europa ihr eine Nahrung, so kräftig und gediegen, daß ste noch jetzt die
Grundlage aller wissenschaftlichen Bildung ist. Am 29. Mai 1453 eroberte Maho-
med Ii. Konstantinopel und verfolgte Künste und Wissenschaften mit Feuer und
Schwert. Die griechischen Gelehrten, welche fast allein die Werke der alten Classt-
ker besaßen, flohen vor dem blutigen Halbmond und trugen die Schätze ihrer
Wissenschaft nach Italien und dem südlichen Deutschland. Ein gleich wichtiger
Beitrag zur Eristenz der jungen Presse und zur Verbreitung der Cultur. — Sech-
zig Jahre später waren die Folgen aller dieser Veränderungen gereist: aus der
Erfindung des Schießpulvers, aus der Flucht der griechischen Gelehrten nach dem
Occidente, vorzüglich aber aus der Erfindung des Buchdrucks resultirte eine totale
Kirchenreform.
Eilen wir jetzt zu unserm Erfinder. Henne G u d i n b e r g oder I o h a n n e s
Gutenberg zum Gensfleisch ward zu Ende des vierzehnten oder zu Anfang
des fünfzehnten Jahrhunderts zu Mainz geboren. Er stammte von väterlicher Seite
aus der alten Patricierfamilie der G ensfleisch, und seine mütterliche Stammlinie
war das Dynastengeschlecht zum Thurm. Die Mutter Gutenbergs hatte ihrem
Gatten den Hof zum Gudinberg als Morgengabe mitgebracht, und durch Ver-
einigung dieser Namen erhielt der Erfinder des Buchdrucks den seinigen: Guten-
berg zum Gens fleisch.
Seine Erziehung erhielt er höchst wahrscheinlich durch einen Hausgeistlichen
oder Kinderpfaffen, dem nach damaliger Sitte in den Häusern der Adeligen die Er-
ziehung und der Unterricht der Kinder oblag.
Im Jahre 1420 mußte er mit seiner Familie die Vaterstadt verlassen. Politische
Reibungen zwischen dem Adel- und Bürgerstande des gewerbreichen Mainz zwangen
die Patricier zur Auswanderung. Wohin Gutenbergs Familie sich wendete, ist nicht
gewiß ermittelt; auch ist über sein Leben und Wirken in den nächsten vierzehn Jah-
ren nichts bekannt. Erft 1434 finden wir ihn zu Straßburg wieder, wo er zu den
adeligen Einwohnern, Constabler genannt, gezählt ward.
Die Erfindung der Buchdruckerkunst.
Zu Mainz auf einsamer Stube, da saß ein ernster Mann,
Durchwachte lange Nächte und sann, und sann, und sann;
Geheimnißvolles Treiben bei trübem Lampenschein —
Sicher will es mich gemahnen — er möcht' ein Zaubrer sein! —
Manch' wunderliches Werkzeug, geheimnißvoll verwahrt,
Manch' fabelhaft Geräthe von nie geseh'ner Art,
Viel seltsam winz'ge Stäblein, die stellt er hin und her —
Was wär' des Mannes Treiben, wenn's Zauberei nicht wär' ?
Der Zauber ist gelungen, die Welt hat ihn verspürt,
Und Wunder über Wunder sind längst durch ihn vollführt
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Gutenkerg
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Europa Konstantinopel Italien Deutschland Gutenberg Mainz Gutenbergs Gudinberg Adel- Mainz Gutenbergs Mainz
125
aus einmal die sofortige Rückzahlung aller ihm vorgeschossenen Summen mit Zin-
sen und Zinseszinsen, zusammen 2026 Fl. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß
der Erfinder nicht im Stande war, diesem Ansinnen Genüge zu leisten. Fust ver-
klagte ihn daher am 9. November 1465, und da nach seiner eigenen Aeußerung das
Gericht ihm durch die Finger sehen mußte, so bekam er trotz des Erfinders guter
Sache Recht und pfändete sich an der ersten und berühmtesten Druckerei der Welt,
so wie an den Druckwerken, dem vorhandenen Material und Allem, was ihm in die
Hände kam. Er wollte den großen Mann durchaus mittellos und entmuthigt
wissen, deshalb ließ er ihm nichts, und so mußte Gutenberg abermals vom hohen
Ziele zurücktreten, nachdem er es schon errungen; so mußte er auf das Resultat sei-
nes ganzen Lebens durch Fusts schnöde Falschheit verzichten! —
Hier endet die Erstndungsgeschichte der Typographie. Der Erfinder fand
bald einen Freund in dem vr. und Syndicus Humery, der ihm eine neue Druckerei
anschaffte, aus welcher 1460 das berühmte Catholicon hervorging, während 1457
von Fust und Schöffer das prachtvolle und als Druckwerk bis jetzt nicht erreichte
Psalterium geliefert war. Kriegerische Ereignisse unterbrachen aber bereits 1462
im October die Thätigkeit beider Offizinen, deren Arbeiter über Europa sich ver-
breiteten. Gutenberg erhielt 1465 vom Kurfürsten Adolph eine Pension als Hof-
cavalier für geleistete (politische) Dienste. Er folgte ihm nach Eltville und starb
schon im Spätjahre 1467 oder Anfang 1468 kaum gekannt oder schnell vergessen.
Fust war 1466 in Paris ein Opfer der Pest geworden; Peter Schöffer, die
Früchte von Gutenbergs Mühen erntend, gelangte zu hohem Reichthum und An-
sehen. Er starb 1503.
Außer diesen Männern muß auch bei dem kürzesten Abriß der Erfindungs-
geschichte Albrecht Pfister erwähnt werden, der vor 1460 in Bamberg mehrere
bekannte Werke druckte und höchst wahrscheinlich einer der ersten Gehülfen Guten-
bergs in Mainz gewesen ist. 1462 verschwindet er, ohne daß eine Spur von ihm
wieder anzutreffen wäre.
Gutenbergs Erfindung fand bald Aufnahme in allen europäischen Staaten, be-
sonders die Geistlichkeit nahm sich derselben freundlich an. Sein Gedächtniß aber
war beinahe vertilgt. Prahlerische Anmaßung von Schöffers Nachkommen ver-
schwieg geflissentlich des Mannes Ruhm und Größe und eignete sie ihrer Familie
zu. So kam es, daß bei den ersten Jubelfesten Gutenbergs kaum gedacht wurde;
so kam es, daß man sein Andenken mit beleidigenden Ungereimtheiten beschmutzte,
bis endlich der Geist der Wahrheit durchdrang und in und durch seine eigene Er-
findung seinen Ruhm in voller Glorie herstellte. Da ward sein Name Losungs-
wort der fortschreitenden Cultur; da eilte man, ihm Denkmale zu bauen, ihm, der
sich Millionen Denkmale in allen Büchern gesetzt hat.
14. Peter Bischer und die Erzgießkunst.
Die Kunst bleibt Kunst! Wer sie nicht durchgedacht,
Der darf sich keinen Künstler nennen;
Hier hilft das Tappen nichts; eh' man was Gutes macht,
Muß man es erst recht sicher kennen.
v. Goethe.
Man würde wohl sehr irren, wenn man behaupten wollte: der Gewerbetrei-
bende dürfte die Sonnenhöhe der Kunstfertigkeit nicht ersteigen und solle nur in
dem Thäte des Alltäglichen sich bewegen. Die Kunst, ein Streben, das Schöne in
vollendeten Formen darzustellen, kann das Herz so Mancher durchdringen, in denen
ein höherer Geist lebt, daß sie in ihr Wirken und Schaffen diesen Geist legen, um
ihren Leistungen den Stempel der höhern Vollendung aufzudrücken, und wo dies
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sich sehr emporhob, sondern auch durch die Gemeinnützigkeit dieser schönen Kunst,
ihre leichte und ausgebreitete Anwendung dem allgemeinen Wohle große Vortheile
zuwandte. Durch seine hochschatzbare Erfindung ist so Vieles dem Volke zugäng-
lich geworden, das früher nur Eigenthum der Reichen und Vornehmen war, und
für die Bildung des Geschmacks ein wesentlicher Fortschritt begünstigt worden.
Alois Sennefelder wurde den 6. November 1771 zu Prag geboren. Sein Va-
ter war ein gerne gesehener Schauspieler, seine Mutter, Katharina, eine geborene
von Volk. Der Vater blieb nicht lange bei dem Hoftheater in Mannheim, wohin
er mit vortheilhafter Anstellung gekommen war, sondern ging in gleicher Eigenschaft
im Jahre 1778 nach München. Hier besuchte der junge Alois die deutschen und
lateinischen Schulen, auch das Gymnasium und Lyceum, und zeichnete sich überall
durch Talent und Fleiß aus, womit er gute Sitten und ein höfliches Betragen ver-
band, welches der sichere Paß für einen Jüngling zum Fortkommen in der Welt ist.
Man gab ihm eine Unterstützung von jährlich 120 fl., damit er die Hochschule zu
Ingolstadt beziehen könne, wo er sich den Rechtswissenschaften widmete. Auch hier
erwarb sich Senneselder wieder durch Fleiß und Sitte einen solchen Ruf, daß er in
den Zeugnissen über Rechts- und Kameralwissenschaften die Note „ausgezeichnet," in
den übrigen Gegenständen die erste erhielt. Da er in seiner Jugend viele Theater-
stücke sah und las, hatte er immer eine Vorliebe für diesen Zweig der Dichtkunst
und wagte auch in seinen Nebenstunden einige dramatische Dichtungen; so dichtete
er im Jahre 1789 auf die Karnevalszeit für seine Studienfreunde den „Mädchen-
kenner,^ ein Lustspiel, welches von den Studenten mit Beifall auf der Hofbühne
aufgeführt wurde und dem jungen Dichter 50 st. eintrug. Sein Vater starb 1792,
und der junge Senneselder befand sich in einer bösen Lage. Er faßte den Ent-
schluß, aus Mangel an Mitteln sich der dramatischen Kunst als Dichter und Schau-
spieler zu widmen, zu welch'letzterem er aber weniger Talent zeigte. Als er in
München nicht aufgenommen wurde, kam er in vieles Ungemach und faßte den
Entschluß, da er bei seinen erworbenen nicht unbedeutenden Kenntnissen für den
Augenblick keine andere Aussicht hatte, künftig als Schriftsteller sich zu nähren.
Der Gewinn eines zweiten Werkes ging durch die Verzögerung des Druckes ver-
loren. Dieser Vorfall, der ihn bitter täuschte, aber nicht entmuthigen konnte,
hatte großen Einfluß auf seine nachherige Erfindung. Senneselder besaß ein edles
Gemüth; er trug sich mit dem Gedanken, durch irgend eine nützliche Erfindung das
Schicksal seiner Mutter und Geschwister zu verbessern, ein Zug seines Herzens, der
als guten Sohn und gefühlvollen Bruder ihn gleich ehrt. Während er etwas
drucken ließ, fand er Gelegenheit, sich mit der Behandlung des Druckes bekannt
zu machen. Sorgfältig beobachtete er Alles — und dies mußte die Quelle seines
Ruhmes werden. Wie so Mancher geht an Vielem vorüber, das er sieht, aber
nicht stärker und aufmerksamer ins Auge faßt, obgleich es ihm bei Nachdenken we-
nigstens zu größerer Bildung, wo nicht zu seinem Fortkommen verhelfen könnte!
Sennefelder wollte etwas drucken, war aber von Geld ganz entblößt und kam nun
auf den Gedanken, sich die Druckerei selbst zu fertigen. Er machte viele Versuche,
und mehrere wären der Fortsetzung werth gewesen; allein sie scheiterten aus
Mangel an Werkzeugen und hinlänglicher Geschicklichkeit im Schriftstechen. Er
verfiel nun auf den Gedanken, seine Schriften in Kupfer zu ätzen, und übte sich auch
deshalb, in verkehrten Zügen zu schreiben. Den Aetzgrund und eine zum Decken
des Geätzten dienliche Flüssigkeit, sowie die Vortheile des Aetzens, fand er nach eini-
gen Versuchen, bei welchen ihm die während seiner Studien erlangten Kenntnisse in
der Chemie sehr zu Statten kamen; doch auch dieses mußte er wieder aufgeben,
weil das Abschleifen seiner einzigen Platte nach jeder Benutzung sehr mühsam war,
und diese zuletzt zu dünn wurde. Sennefelder verlor den Muth nicht und strebte
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