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Erste Periode der neueren Geschichte.
daß die Gattinnen gelehrter Männer unglücklich seien, auf vortreffliche
Art widerlegt. Von ihren zehn Kindern verdienen hier ihre Töchter
Juliane und Constanze erwähnt zu werden. Juliane erlernte schon
als dreijähriges Kind die lateinische Sprache und machte in kurzer Zeit
so bedeutende Fortschritte, daß ihr hochgelehrter Vater sehr erfreut war.
1504 begrüßte Juliane Peutinger, als sie erst vier Jahre zählte, den
Kaiser Maximilian mit einer lateinischen Rede. Als der Kaiser ihr
dankte und sie aufforderte, sich eine Gnade von ihm zu erbitten, ant-
wortete sie kindlich genug: „Schenke mir eine hübsche Tocken." Leider
starb Juliane noch als Kind eines plötzlichen Todes. Ihre Schwester
Constanze war eben so sein gebildet und wird von ihren Zeitgenossen
einstimmig als die schönste Jungfrau Augsburgs gepriesen. Auf Befehl
des Kaisers Maximilian bekränzte Constanze den edlen Ritter und Dichter
Ulrich von Hutten mit dem Lorbeer (S. 10). Diese Feierlichkeit machte
einen tiefen Eindruck auf den kühnen Helden und Gelehrten, wie auch
ein an Constanzens Vater gerichteter Brief meldet, und gab Veran-
lassung, daß Hutten nachher Constanze mehrfach zum Gegenstand seiner
Dichtungen wählte. Constanze vermählte sich 1525 mit einem Ge-
lehrten und starb 1546.
Phinppine Philippine Welser war in Augsburg 1530 geboren. Ihre Bil-
Eemahlindes düng, Schönheit und Liebenswürdigkeit machten sie bei Jedermann an-
Erzherzcgs genehm. Als Kaiser Karl V. wegen des Interims (S. 43) einen
Ferdinand, Reichstag in Augsburg hielt, lernte sie des Kaisers Neffe, der Erz-
herzog Ferdinand, der zweite Sohn des nachmaligen Kaisers Ferdinand l.
kennen, und gewann die Jungfrau so lieb, daß er sie zu ehelichen be-
schloß. 1550 empfing das schöne Paar den Segen der Kirche. Der
väterliche Segen und die Zustimmung des Oheims fehlten; denn ohne
Vorwissen der Seinen hatte sich Ferdinand trauen lassen. So glücklich
Ferdinand und Philippine mit einander lebten, so schwer lastete auf
ihnen der Zorn des Vaters. Da entschloß sich Philippine 1558 zu
einem kühnen Gang. Verkleidet begab sie sich zum König Ferdinand
nach Prag, überreichte ihm unerkannt eine Bittschrift und bat um Bei-
stand. Gerührt von ihrer Anmuth und ihrem Schicksale versprach er
ihr seine Verwendung bei dem hartherzigen Schwiegervater. Nun erst
wagte Philippine den Namen ihres Gemahls zu nennen. Ferdinand
war überrascht, söhnte sich mit seinen Kindern aus und erkannte die
Verbindung seines Sohnes an. Dreißig Jahre lebten Ferdinand und
Philippine in der glücklichsten Ehe, da starb 1580 Philippine zu
Innsbruck.
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Extrahierte Personennamen: Juliane Juliane Juliane_Peutinger Maximilian Maximilian Juliane Constanze Maximilian Maximilian Ulrich_von_Hutten Constanzens Phinppine_Philippine_Welser Jedermann Karl_V. Karl_V. Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand_l Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revulution. 157
mit 80,000 Mann in Esthland eingebrochen und belagerte Narwa.
Mit 9o00 Mann landete Karl in Liefland, rückte vor Narwa und
schlug daselbst das fast zehnfach überlegene Heer der Rüsten (1700).
Der König hatte sich so in die Hitze treiben lasten, daß er einen Stiefel
im Moraste stecken ließ und im Strumpfe heranstürmte. Unter Kano-
nendonner zog der junge Held in die Stadt ein; sein erster Gang
war in das Haus des Herrn, um Gott auf den Knien für seinen
Sieg zu danken. Peter der Große soll nach dieser Niederlage die
prophetischen Worte gesprochen haben: „Ich weiß wohl, daß uns die
Schweden noch oft schlagen werden, aber endlich müssen sie uns auch
siegen lehren."
Auch das sächsische Heer unterlag bei Riga. König August ver-
suchte insgeheim und öffentlich den Frieden zu erhalten; allein Karl
wies die Unterhandlungen zurück, und nach zwei neuen Siegen über
die Sachsen ließ er in Warschau den König August durch den polnischen
Reichstag absetzen und den Woiwoden Stanislaus Lesczinski zum Könige
ausrufen. August Ii. machte mit Hülfe der Russen Versuche, den pol-
nischen Thron wieder zu erlangen, allein Karl besiegte seine Gegner
abermals und beschloß, trotz aller Vorstellungen seiner Freunde und dem
ausdrücklichen Verbote des deutschen Kaisers, seinen Gegner' in Sachsen
anzugreifen. Er führte seinen Vorsatz aus, und als er in der Nähe
von Dresden erschien, bequemte sich August zum Frieden von Altran-
städt (1706), worin er für sich und seine Nachkommen auf den polni-
schen Thron verzichtete und dem Bunde mit Rußland entsagte.
Aus Karls Rückmarsch nach Polen traf eines Tages eine Ge-
sandtschaft schlesischer Protestanten bei ihm ein und bat um Schutz
ihres Gottesdienstes. Ein alter Bauer drängte sich an Karl heran
und wich nicht von ihm, bis ihm der König die Hand darauf gegeben
hatte, er werde ihnen die freie Ausübung ihres Gottesdienstes verschaffen.
Karl hielt Wort. Als er den Kaiser Joseph I. hierum anging, ge-
währte dieser bereitwillig das Gesuch und schrieb dem Papste, welcher
ihn darüber tadelte, daß er die eingezogenen Kirchen herausgegeben
habe, er sei noch glücklich gewesen, daß der König von Schweden nicht
auch seinen Uebertritt zur lutherischen Kirche begehrt habe; denn er
wisse nicht, was er alsdann gethan haben würde.
Fünf Jahre waren seit der Schlacht bei Narwa verflossen. Peter
der Große hatte die Abwesenheit seines Gegners vortrefflich benutzt,
Jngermannland, Liefland und Esthland genommen und am Ausflusse
der Newa (1703) den Grundstein zur neuen Hauptstadt des Reiches,
St. Petersburg, gelegt. 100,000 Leibeigene arbeiteten Tag und Nacht
u. August n.
vou Sachsen.
Karl seht den
König von
Polen ab
und zwingt
Sachsen zum
Frieden.
Die schlesi-
schen Prote-
stanten erhal-
ten Karls
Beistand.
Peter der
Große grün-
det St. Pe-
tersburg
1703.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl August Karl Karl August Stanislaus_Lesczinski August Karl Karl August Karls Karl Karl Karl Karl Peter
der_Große August Karl Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Esthland Liefland Schweden Riga Sachsen Warschau Sachsen Dresden Karls Polen Schweden Narwa Petersburg Sachsen Polen Sachsen Karls