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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 57

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
22. Deutschlands Zustand nach dem 30jährigen Krieg. 57 nur ein großer, sondern der größte Teil seiner Bewohner umfam, ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß sich das verworfenste Gesindel Europas ein Menschenalter lang auf dem blutgetränkten Boden Deutschlands herumtrieb, sengend, plündernd, mordend, allen Lastern frönend und vorher nie gekannte Grausamkeiten ausübend. Städte und ganze Landstriche waren verödet*). In der Gegend von Freising standen ganze Dörfer leer. „Innerhalb ganzer Quadratmeilen befanden sich in manchen Gegenden kein Pferd, feine Kuh, fein eßbares Tier, aber Bären, Wölfe in großer Anzahl; fein Fruchtbaum, fein Haus: Dickicht und Waldbäume standen auf Grund und Boden, welchen noch vor drei Jahrzehnten die Pflugschar durchzog;" ebenso in andern Gegenden Deutschlands. Das Schwert, der Hunger, Krankheit und Seuchen hatten Deutschlands Bevölkerung von etwa 16 Millionen auf ungefähr 4 Millionen gebracht. c. Verwilderung. Zn all' dem kommt noch, daß die den Krieg überlebenden Menschen geistig und sittlich verkommen, verwildert waren. Der Hunger hatte so überhand genommen, daß die Verstorbenen verzehrt, ja daß die Kinder von ihren Eltern geschlachtet und gegessen wurden. Ganze Banden bildeten sich, die auf Menschen Jagd machten, um ihr Leben zu fristen. d. Landwirtschaft. Daraus ergibt sich, welch' großen Rückgang die Landwirtschaft nehmen mußte. Ans blühenden Gärten und wohlangebauten Gegenden waren traurige Wüsteneien, waren Wälder geworden. Mangel an Menschen, Vieh und Getreide ließ erst allmählich eine Besserung zu. Nicht selten mußten Weiber und Kinder den Pflug ziehen. 6. Gewerbe. Ebenso hatte das deutsche Gewerbe gelitten. Die Wollweberei blühte vor dem Kriege jahrhundertelang und brachte *) Augsburg hatte vor dem Kriege gegen 90 000 Einwohner, nach demselben noch 6000; Berlin sank von etlun 25 000 ebenfalls auf 6000. Sachsen verlor von 1631—1632 etwa 1 Million Menschen; die Psalz sank von V2 Million aus 50000; Böhmen verlor etwa 2v2 Million. ß**

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 111

1914 - München : Oldenbourg
— m — bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt. Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen. Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen: „(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn." In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen: „Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten. Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden". Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.

3. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 359

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
165. Die Krammetsvogel und der Dohnenstrich. 359 quer durch's Kartoffelfeld, über Berg und Thal, hinein in den dunkel-wunder- vollen Wald. Doch nicht lange, da umhüllt uns rings dichter Nebel, welcher jeden Um- blick bis auf wenige Schritte raubt und dann als feiner Staubregen herabrieselt. Dies ist so recht das Bild des Herbstes — das trostlose, weithin Alles um- hüllende Grau des Nebels, dazu der einförmige Regen und all überall die die lautloseste, gleichsam trauernde Stille, welche kaum hier und da von einem Lockton vorüberziehender Vögel unter- brochen wird. Wir wandern weiter, dem Dickicht vorbei, bis zu den innerhalb des Wald- saumes sich hinziehenden Höhen. Hier finden wir das, was wir suchen, den mit vieler Umsicht und Ortskenntniß vom Jäger angelegten Dohnenstieg oder Dohnenstrich, den Fangort der geschätzten Krammetsvögel. Die Dohnen sind einfache, zu beiden Seiten eines Fuß- steiges in kurzen Zwischenräumen und in der Höhe von etwa drei Fuß ange- brachte Fangwerkzeuge, in denen ver- mittelst starker Pferdehaarschlingen und eines Büschels lockender rother Eberesch- beeren die armen Arglosen dem Tode und der Küche der Leckermäuler über- liefert werden. — Gleich vornan hängen, schon todt, steif und starr, eine Anzahl Weindrosseln, welche wir an dem Roth der inneren Flügel erkennen. Wahr- scheinlich sind sie heute ganz früh hungrig und ermattet hier eingetroffen und haben gleich willkommene Nahrung, doch auch den Tod gefunden. Sie hängen fast in einer Reihe, hier und da auch zwei in derselben Dohne neben einander. Es ist merkwürdig, daß sich die armen Thierchen nicht durch das Beispiel ihrer Gefährten belehren lassen. Der eine fängt sich, merkt es erst dann, wenn er weiter fliegen will, daß er das Todesband am Halse hat, flattert nun einige male im Todeskampf hin und her und hängt dann schlaff und ruhig herunter; einige Augenblicke später kommt ein anderer, durch das Geflat- ter aufgescheucht, wieder herbei, setzt sich ruhig neben den Todten, frißt und würgt sich die Schlinge ebenfalls um den Hals. Ja, alte Jäger wollen be- obachtet haben, daß die armen Wesen arglos und einfältig genug seien, um mit den tödtlichen Haaren zu spielen und sie sich absichtlich umzuschlingen. Es macht einen eigenthümlichen Ein- druck, wenn man die schönen Vögel so reihenweise, steif und doch im Tode noch so zierlich, dahängen sieht. 2. Die Weindrossel ist einer der nur vorüberziehenden Gäste, welche im hohen Norden, bei uns nur höchst selten, nistet. Sie singt gar nicht, sondern läßt nur zuweilen einen wenig melodi- schen Locklaut hören. Ihren Namen hat sie wohl daher, weil sie im Spät- sommer und Herbst in großen Schaaren in den Weinbergen sich einfindet, wo sie aber wirklich nicht den großen Scha- den anrichtet, dessen man sie beschuldigt, da ihre Hauptnahrung kleine Beeren und schädliche Insekten sind, welch letz- terer Umstand den Verlust einer bei- läufig verspeisten Weinbeere doch gewiß vollständig ausgleichen dürfte. Um eine Ecke biegend, laufen wir schnell hinzu, denn vor uns flattert schreiend ein Gefangener noch lebendig in der Schlinge. Behutsam ausgelöst, haben wir einen unserer lieblichsten Frühlingssänger, die Singdrossel, in der Hand. Sie unterscheidet sich von der vorigen dadurch, daß ihre innere Flügelwand statt roth gelb ist. Sonst hat sie dasselbe olivenbraune Kleid an, welches auf dem Rücken fast schwarz, dagegen an der Brust, dem Halse und Bauche gelblichweiß und mit großen rostbraunen Punkten übersäet ist. Sie nistet meistens im Wachholdergebüsch, und legt in ein großes, wie bei allen Droffelarten mit Thon oder Lehm aus- gemauertes, künstliches Nest 4—6 hell- grüne, dunkelbraun punktirte Eier. Sie stellt die größte Anzahl zu den Krammets- vögeln, unter welcher Bezeichnung man eigentlich alle die in den Dohnen ge- fangenen Vögel versteht, doch oft aus- schließlich auch nur diese Drossel meint. So finden wir nach und nach noch eine beträchtliche Anzahl ihrer Schwestern, die meisten schon todt und steif, durch ein schnelles Ende ihrer Qual befreit; doch leider zeigt sich uns auch ein Bild

4. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 54

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
54 I. Erzählungen. 34. Der Unzufriedene. (Parabel.) In einem schattigen Thälchen, nicht weit von der Heerstraße, war eine Baum- schule angelegt. Ein schöneres Plätzchen hätte auch Niemand dazu finden können. Die jungen Pflänzlinge erfreuten sich der Morgensonne, während ein naher, stark bewaldeter Berg Nachmittags erquicken- den Schatten gab. Von der Landstraße war das Thal gerade weit genug ent- fernt, um vor lästigem Staube gesichert zu sein, und seine Seitenwände schützten die jungen Bäumchen vor scharfen Winden. Es war ein fröhliches Leben in der Baumschule. Junge Pappeln, Kirschen- und Apfelbäume, Kastanien-, Ahorn-, Pflaumen- und Nnßbänme, alle wuchsen in geregelten Reihen munter empor und sahen so frisch und kräftig aus, daß jeder Wanderer überrascht stehen blieb und die liebliche Pflanzung mit Freuden betrachtete. Nur ein Kirschbäumchen war mit seiner Stellung nicht zufrieden. „Ach," seufzte es oft, „wie eng und gedrückt stehe ich doch hier, nach keiner Seite hin habe ich Aussicht ins Freie! Und lebt man einmal ein bischen auf, macht man sich nur ein klein wenig breit, so kommt flugs der Gärtner mit seinem scharfen Messer und schneidet Einem die besten Zweige vom Stamme herunter, daß man laut aufschreien möchte. Und wenn er nicht an mir herumschneidet, so hackt er mir doch an den Wurzeln, daß ich über und über erzittere, oder er schnürt mich so fest an einen Pfahl, daß mir das Blut stocken möchte und ich mich nach keiner Seite hin frei bewegen kann." So seufzte und klagte das Bäumchen oft und wünschte nichts sehnlicher, als endlich aus dem Thale erlöst zu sein und an die Heerstraße versetzt zu wer- den, wo mehr Freiheit herrschte, wo die großen Bäume standen und ihm öfters zuzuwinken schienen. Dieser Wunsch sollte auch bald er- füllt werden; denn eines Tages kam der Gärtner, säuberte den Boden um das Bäumchen, hob es mit einigen kräftigen Spatenstichen aus der Erde und trug es vorsichtig hinauf an die Heerstraße. Hier wartete seiner schon eine Vertie- fung, in welche es alsbald eingesetzt und mit Erde umschüttet wurde, die der Gärtner festtrat. Dann schlug er einen Pfahl ein, band es daran fest, gab ihm noch einmal zu trinken und ging seines Weges. Das Alles kam so schnell und plötzlich, daß das Bäumchen gar nicht recht wußte, wie ihm geschah und seinen Jugendgefährten nicht einmal Lebewohl sagen konnte. Ob's unser Kirschbäumchen nun wirk- lich besser hatte; — ob es nun recht zufrieden war? Anfangs und nachdem das bischen Heimweh vorüber, schien es so, und das Bäumchen wuchs zusehends und machte sich recht breit und schaute mit stolzem Selbstgefühle ins Thal hinab auf seine Jugendgenossen. Aber nach einigen Wochen umwölbte sich der Him- mel, ein heftiger Wind erhob sich mit Regenschauer begleitet, und hätte unser Kirschbäumchen nicht den Stab zur Seite gehabt, so würde es ihm schlimm er- gangen sein. Aber auch dieses Beistan- des sollte es sich nicht lange mehr freuen, denn eines Abends spät kam ein die- bischer Mensch, schnitt die Weiden, mit denen das Bäumchen festgebunden war, hastig durch, riß den Pfahl aus der Erde und lief damit rasch von dannen. Nun hatte das Bäumchen keinen Schutz mehr und war öfters in großer Gefahr, vom Sturme gebrochen zu werden. End- lich legte sich dieser, aber bald kamen neue Leiden. Wochenlang brannte die Sonne vom wolkenlosen Himmel herab, unser Bäumchen verschmachtete fast vor Durst, aber mehr noch plagte es der Staub, den jeder Luftzug oder Wagen und jede Viehheerde aufwirbelte, der sich ihm dann auf alle Blätter und Zweige setzte, ihm den Athem erschwerte und einen großen Theil seiner Blüthen er- stickte. Auch dieses Leid wurde über- standen, denn endlich kam ein erfrischen- der Regen, wusch den Staub hinweg und stärkte unser Bäumchen so, daß es wieder wachsen und Früchte ansetzen

5. Abriß der Sternkunde, Länder- und Völkerkunde, so wie der Geschichte der Völker - S. 122

1843 - München : Königl. Central-Schulbücherverl.
122 günstigsten Lagen, hat noch keinen Wein gezogen, der mit den besseren Weinen des alten Continents ei- nen Vergleich aushalten könnte. Die günstigsten Gegenden für das Gedeihen des Steinobstes (Aprikosen, Pflaumen, Kirschen) sind die zwischen dem 40. bis 65. Grad der Breite ge- legnen. Das Kernobst (Aepfel, Birnen) reift in Rußland noch jenseits dem 55. Grade gute Früchte. Der Wallnußbaum hat zwar seine Heimath in Arabien und Palästina, gedeiht aber noch sehr gut bis zum 52. Grad der Breite und selbst jenseits dieser Gränze; der Feigenbaum (im Freyen), so wie der Granatapfel bis zum 47.; der Oel- baum erscheint jenseits dem 45. Grade doch nur als ein Fremdling, welcher häufig den Gefahren der Winterkälte unterliegt. Die Menge der Arten der Hülsenfrüchte, z. B. Bohnen, Linsen, Erbsen, Lupinen, nimmt außerordentlich zu, je näher man dem Aequator kommt; namentlich ist die Roßbohne ein Haupt- nahrungsmittel der ärmern Volksklasse von Aegypten, doch baut man die gemeine Erbse in Europa bis zum 62. Grade der nördlichen Breite. Die Hauptmasse der Waldungen der nörd- lichen Halbkugel bilden die verschiedenen Arten der Fichten und Tannen. Die Gränze ihrer Ver- breitung reicht in den Ebenen etwa von dem 30. bis nahe an den 70. Grad der Breite. An dieser nördlichen Gränze (in Norwegen) erscheinen die Na- delholzbäume nur in verkrüppelter Form. Auf der südlichen Halbkugel treten andre Familien der Bäume

6. Naturgeschichte der Mineralien, Pflanzen und Thiere und insbesondere des Menschen - S. 29

1844 - München : Königl. Central-Schulbücherverl.
29 der Erde hervor; dann bringt jeder Monat andere Blumen, bis im Herbste die Zeitlosen erscheinen. In den Gärten sind die mancherley Primeln die ersten Frühlingsblumen. Wie die Rosen und Nel- ken ihre Zeit haben, so auch die übrigen Blumen. Es folgt vom Frühlinge an den Sommer über Blume auf Blume, bis in dem Herbste die Astern fast der letzte Schmuck des Gartens sind. Vor allen Gesträuchen in Wäldern prangt aer Seidelbast, der jedoch giftig ist, zuerst mit seinen rothen wohlriechenden Blüthen; auch die Hasel stan- den bringen sehr zeitig herabhängende, gelb bestaubte Blüthen hervor; in den Gärten blühen die Cornel- kirschen, auch Dirlitzen genannt, vor allen andern Bäumen mit schöner gelber Blüthe. Der Weinstock blühet später als diese, fast in der Zeit der Rosen. Von den Getreidarten reift eine nach der an- deren. Würden alle aus einmal reif, so fände man wedeb Hände noch Zeit genug, alle einzuärnten. So ist es mit Beeren und Baumfrüchten. Die Erd- beeren und Himbeeren werden zuerst reif, dann Kir- schen und Frühpflaumen, hierauf Birnen und Aepfel; die Weintrauben machen den Beschluß unter den ge- segneten Gaben des Jahres. Einige Pflanzen dauern nur ein Jahr und ver- gehen dann für immer; andere dauern zwey Jahre und tragen erst im zweyten Jahre Blüthen und Früchte; noch andere dauern mehrere, ja viele Jahre. Die kleinen Pflänzchen des Schimmels entstehen und vergehen in wenigen Stunden. Es gibt aber auch Bäume, die schon unsern Vorältern Schat- ten und Früchte gaben; man weiß sogar von Bäu- men, die über tausend Jahre alt werden. Pflanzen,

7. Naturgeschichte der Mineralien, Pflanzen und Thiere und insbesondere des Menschen - S. 96

1844 - München : Königl. Central-Schulbücherverl.
96 nung. Eine solche Fliege legte nun diese Eyer und befestigte sie an einem Stiele. Allein wie macht sie das? Das scheint unbegreiflich. Es geht aber so Zu: Das Ey ist mit einem zähen Safte umgeben. Sobald der Saft des gelegten Eyes das Blatt be- rührt, hebt die Fliege das Ey mit dem Legstachel in die Höhe und zieht ein kleines Fädchen. Augen- blicklich wird das Fädchen hart, und das Ey schwebt nun an dem Stielchen in der Luft. Der Wind kann es hin und her wehen, aber nicht abknicken. Durch diese Einrichtung ist sehr weise für die Erhaltung des Eyes gesorgt. Die Jungen müssen von den Blattläusen leben. Wenn aber die Fliege unmittelbar ihre Eyer auf das Blatt legen wollte, so würde der klebrichte Honigsaft die Eyer leicht er- sticken. Legte hingegen die Fliege die Eyer, von den Blattläusen weit genug entfernt, um sie vor diesem Honigsafte zu sichern, so wäre die Reise dahin den zarten Jungen zu weit. Welche sinnreiche glückliche Auskunft fand nun die Fliege, oder vielmehr der weise Schöpfer der Fliege, um beyde Gefahren v zu vermeiden! — Wer muß nicht in solchen Kleinigkei- ten die große Weisheit des Schöpfers und seine milde Vorsorge für alle seine Geschöpfe bewundern! t „Bisher habe ich, sprach der Vater, bloß von einigen wenigen Insekten geredet, weil mir die No- senstöcke in unserm Garten eine so schöne Gelegenheit dazu gaben, und weil das Gesagte als eine Einler-

8. Naturgeschichte der Mineralien, Pflanzen und Thiere und insbesondere des Menschen - S. 145

1844 - München : Königl. Central-Schulbücherverl.
145 eine angenehme Musik? Um einzusehen, welche große Wohlthat das Gehör schon im gewöhnlichen Leben, und wie nöthig es bey dem Umgänge mit Menschen sey, dürfen wir nur bedenken, wie übel ein Gehör- loser daran sey! Welch ein wunderbares Mittel zur Bildung unsers Verstandes und Herzens das Ohr sey, wollen wir dann erwägen, wenn wir von der Sprache reden. 5. Die Nase dient uns nicht nur zum Ath- men; in ihr befindet sich auch der Sinn des Geru- ches. Das Innere der Nase ist so fein und zart beschaffen, daß wir damit die kleinen unsichtbaren Theilchen, die z. B. eine wohlriechende Blume aus- duftet, empfinden. Wir können damit die feinsten Gerüche von einander unterscheiden; auch mit ver- bundenen Augen könnten wir, wenn man uns eine Blume vor die Nase hielte, sogleich sagen: Das ist eine Rose, das ein Veilchen, das eine Nelke. Wohl- gerüche haben für uns etwas sehr Angenehmes, ja manche Wohlgerüche etwas Erquickendes und Stär- kendes. Indeß haben auch üble Gerüche ihr Gutes. Was übel riecht, z. B. manche giftige Blumen, faulende Speisen, die verdorbene Luft in unreinlichen Stuben, schaden auch der Gesundheit. Der Geruch warnet uns also, ja nöthigt uns, solche Dinge zu entfernen oder uns ferne davon zu halten. 6. Mit dem Munde nehmen wir Speise und Trank zu uns. Er ist dazu aus das weiseste und vollkommenste eingerichtet. Die Wangen bedecken die Mundhöhlung zu beyden Seiten sehr zierlich. Die Lippen dienen dazu, ihn leicht zu öffnen und zu schließen. Die Zähne, von schönem, glänzend weißem Lehr- u. Lesebuch. Ii. Abth. 10

9. Naturgeschichte der Mineralien, Pflanzen und Thiere und insbesondere des Menschen - S. 3

1844 - München : Königl. Central-Schulbücherverl.
zarten Röhrchen, in denen der Saft auf und ab fließt, ziehen mit ihren Wurzeln und Blättern aus der Erde und aus der Lust Nahrung an sich, blühen und tragen fruchtbaren Samen, welken dann und sterben wieder dahin, wie wir denn von einem dürren Baume sagen: Er ist abgestorben. Jene zarten Röhr- chen, welche den Saft führen, so wie die Wurzeln, Blätter, Blüthen und Früchte nennt man die Or- gane der Pflanze und diese ist deßhalb, eben so wie das Thier, ein organischer Körper. 8. Die Thiere haben Leben' und Empfin- dung. Sie leben auf eine noch vollkommnere Art als die Pflanzen. Wie in den Pflanzen der Saft, läuft in ihren Adern das Blut um; sie sind erst klein, wachsen dann 'größer und sterben endlich wieder ab, wie die Pflanzen. Sie empfinden, sie haben Sinne, mit denen sie wahrnehmen, was um sie her vorgeht; sie sehen und hören, fühlen Hunger und Durst, Lust und Schmerz. Ja viele haben ein schärferes Ge- sicht, ein leiseres Gehör, und einen feineren Geruch, als der Mensch. Sogar etwas Aehnliches von Ver- stand kann man, wie ihr noch hören werdet, einigen von ihnen nicht ganz absprechen. 9. Die unermeßliche Menge von Mineralien, Pflanzen und Thieren ist an Vollkommenheit ihrer Eigenschaften sehr verschieden. Die Mineralien wer- den von den Pflanzen, und diese von den Thieren übertroffen. Ja unter Mineralien, Pflanzen und Thieren selbst nehmen wir eine Stufenfolge wahr. Es herrscht von dem Sandkorn bis zum Diamant, von dem kleinsten Moose bis zur Eiche, von der kaum sichtbaren Milbe bis zum Elephanten eine sehr

10. Naturgeschichte der Mineralien, Pflanzen und Thiere und insbesondere des Menschen - S. 98

1844 - München : Königl. Central-Schulbücherverl.
so würde euch dieß sehr Wunder nehmen, und ihr würdet es kaum glauben. 1. Die wunderbare Verwandlung, die mit den Schmetterlingen, wie' mit den meisten Insekten vor- geht, könnet ihr an dem gemeinen weißen Schmetter- ling, dem Ko h lw eißli n g, der den ganzen Frühling und Sommer über in allen Gärten umher fliegt, am leichtesten beobachten. Er klebt seine gelben Eyer, die kleinen Kegelchen gleichen, auf Kohl, und zwar, da- mit ihnen der Regen nicht schade, auf die untere Seite der Kohlblätter. Die Larven, die daraus kommen, und die man bey den Schmetterlingen Raupen nennt, sind anfangs kleine gelblich grüne Räupchen, die sehr gefrässig sind, und überaus schnell wachsen. Die er- wachsenen Raupen kriechen an Baumstämmen oder Mauern hoch empor, um sich einzupuppen. Das glätteste Glas der Fenster hält sie nicht auf. Wie sie aber da klettern können, fällt euch wohl nicht ein! — Sie spinnen, indem sie ihren Kopf beständig hin und her bewegen, kleine Fädchen an; diese dienen ihnen gleichsam zu einer Strickleiter. Aus der Puppe kommt endlich der Schmetterling, der nicht mehr von grünen Blättern, wie die Raupe, sondern von dem Safte der Blumen lebt; dazu dient ihm sein künstlicher Säug- rüssel, den er gerade ausstrecken, oder wie eine Uhr- feder zusammen rollen kann. Sein Auge ist, wie fast alle Insektenaugen, von denen ihr noch weiterhin hö- ren werdet, aus mehreren tausend Aeuglein zusam- men gesetzt. 2. Wenn wir einen solchen weißen Schmetterling fangen, so bleibt uns eine mehr oder weniger große Menge weißer Stäublein an den Fingern kleben.
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