Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
13
„Jochimke, Jochimke, hyde dt)!
Fange tot) dy, so hange tot) dt)!"
Diese Drohung toäre einmal beinahe in Erfüllung gegangen. Ein Raubritter lauerte Joachim mit seinen Knechten in der Nähe von Berlin auf. Zum Glück wurde der Kurfürst von einem Bauer noch zu rechter Zeit vorder Gefahr gewarnt. Einige schnell aus der Stadt beorderte Reiter überfielen die Wegelagerer und nahmen sie gefangen. Sie wurden sofort gehängt. Unter solch kräftigem und strengem Regiment ließ das Raubwesen bald nach.
c. Er errichtet das Kammergericht. 1516. — Unter diesem standen auch Grafen, Ritter und Fürsten, und der Kurfürst, der sich den Aussprüchen des Gerichts selbst unterwarf, hatte aufs Strengste befohlen, jederzeit ein unparteiisches Urtheil zu sällen. Vorher solle man aber immer erst versuchen, ob die Sache, um die man sich stritt, nicht auf friedlichem Wege ausgemacht werden könne. Auch eine allgemeine Städteordnung und die Einführung gleicher Maße und Gewichte ist sein weises Werk.
cl. Die Universität Frankfurt ft. O. wird 1506 eingeweiht. zu der sein Vorgänger den Grund gelegt hat.
e. Der Reformation gegenüber verhielt er sich feindlich. — Der strenge Joachim mochte es nicht leiden, daß ein armer Mönch so vielen weltlichen Fürsten und geistlichen Herren, zu denen besonders der Erzbischof Albrecht von Magdeburg, sein Bruder, gehörte, Strafpredigten hielt. Die Erbitterung gegen Luther wuchs, als er sah, wie die Studenten die Universität Frankfurt, die ihm so sehr am Herzen lag, verließen, nach Wittenberg eilten und dort Luther's gewaltige Lehre anhörten. Noch höher stieg sein Zorn, als er die mancherlei Verirrungen sah, welche durch die mißverstandenen Worte Luthers hervorgingen, als die Burgen der Ritter in den Bauernkriegen von den Flammen verzehrt wurden, und als die Wiedertäufer ihr schmachvolles Wesen trieben.
f. Joachim s Strenge gegen seine Gemahlin Elisabeth. — Sie war eine Frau von großem Verstände und hoher Bildung und gewann das lautere Evangelium, welches Luther predigte, lieb. Als ihr strenger Gemahl einst verreist war, konnte sie dem Drange ihres Herzens nicht länger widerstehen und ließ sich das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen. Joachim erfuhr es und drohte ihr mit Gefängniß und Einmauerung. Es blieb daher der frommen Elisabeth nichts übrig, als sich durch eilige Flucht zu retten. In einer kalten Märznacht verließ sie in Bauerukleider gehüllt auf einem ganz gewöhnlichen Wagen die Stadt Berlin. Sie floh zu ihrem Bruder, dem Kurfürsten Johann dem Beständigen von Sachsen, der ihr das Schloß Lichtenbnrg an der Elbe in der Nähe von Wittenberg zum
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Joachim Joachim Albrecht_von_Magdeburg Albrecht Joachim_s Elisabeth Joachim Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Wittenberg Berlin Sachsen Schloß_Lichtenbnrg Wittenberg
15
für die Rechtspflege; Gerichte (hohe und niedere).
6) Anstalten für die Sicherung und Vertheidig ung
des Landes: Heere, Festungen, Zeughäuser. 7) Anstalten
für den Handel: Börsen, Licente. 8) Wohlthatige
Anstalten: Armen-, Krankenhäuser, Hospitäler, Lazare-
the, Stifter, Blindeninstitute re.
Für das gemeine Wesen müssen mancherlei Ausgaben
gemacht werden z. B. zur Besoldung cder>Beamten, Sold
fürs Heer, zu Straßen- und Kanal-Bauten rc. Diese
werden aus den öffentlichen Einkünften bestritten,
welche durch Abgaben der Unterthanen entstehen. (Ge-
werbesteuer, Vermögenssteuer, Accise rc.)
Vcrschiedne Obrigkeiten: Schulzen sehen auf Ord-
nung in den Dorfschaften; sie heißen Dorfrichter oder
Friedensrichter, wenn sie zugleich Streitigkeiten zu
schlichten haben. In Städten heißt die Obrigkeit Magi-
strat. Einzelne Landgüter gehören Edelleuten (Män-
nern von Adel, Freiherrn, Baron-cn), Grafen
(Besitzern einer Grafschaft) rc. — Fürsten — Herzöge.
Die höchsten Herren auf Erden die Könige und Kai ser.
— Königreiche — Kaiserthümer. Preußen ist ein König-
reich. Die Kinder des Königs heißen Prinzen und Prin-
zessinnen, der älteste Prinz: Kronprinz. Die Stadt,
in welcher der König wohnt, heißt Residenzstadt;
die Stadt, welche der Sitz der obersten Regierung eines
Landes ist, heißt Hauptstadt. Sic ist auch gewöhnlich
die größeste und volkreichste. — Große Lander werden zur
leichtern Regierung und Uebersicht in kleinere Theile ge-
theilt: Provinzen, Regierungsbezirke, Kreise.
Ix. Größe verschiedncr Theile der heimathlichen
Gegend; — m essen. Langenmaaße (Schritt, Spanne,
Klafter — bestimmte: Fuß, Zoll, Linie, Ruthe, Faden
n 6fß., Meile); Flacbenmaaße (Quadratfuß, Q. Zoll,
O. Linie, Q. Ruthe, sz Meile — Morgen — Hufe);
Körper - oder Kubikmaaße (Kubikzoll, K.fuß rc.). — Man
kann Flachen durch kleine ähnliche Figuren darst eilen,
auftragen — verjüngterma aßstab — Winkel-
messer. — r.::..
Nunmehr geht man zum Entwürfe eines Grundrisses
oder einer kleinen Charte der umliegenden Gegend, etwa,
im Umkreise einer Meile. Man beschreibe auf der Tafel
einen großen Kreis (obcn N., links W., unten S. rc),
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
57
Preußen. Auch hier hatten sie manche Beschränkung zu
erfahren, weil sie Kriegsdienste und den Eid verweigern.
Friedrich H. sicherte ihnen den Schutz der Gesetze zu, wo-
gegen sie 5000 Rthlr. an das Kadettenhaus nach Kulm
zahlen.
Die Juden. Auch sie hatten in früherer Zeit manche
Bedrückungen zu leiden. Veit 1812 ist ihnen der Genuss
der bürgerlichen Rechte zugesichert. Es leben in Preußen
etwa 21000 Juden, a,n häufigsten in den Städten des süd-
lichen Pommerellens.
Die Philipponen, eine Sekte der russischen Kirche,
wandcrten, dort bedrückt, bei uns ein, und gründeten 1829
mit Krutinnerflnsse in Masuren eine Kolonie. 271 Mit-
glieder. Ordentliche, fleißige und mäßige 'Leute —
trinken keinen Branntwein. ; .
Die 3 igeu»er. Sie sind aus Asien nach Europa ge-
konnnen, und leben auch zum Theile in Preußen, 'beson-
ders in Litthauen. Sie haben sich der katholischen Kirche
angeschlossen, mögen aber nicht in festen Wohnsitzen leben.
Fast alle die genannten Einwanderer sprechen deutsch.
Plattdeutsch wird gesprochen in Pommerellen, den
Niederungen, Danzig, Samland, Natangen, Litthauen;
oberdeutsch in Pogcsanien, dem Oberlande und Erme-
lande. Die Gebildeten sprechen überall hochdeutsch.
Die deutsche Sprache breitet sich immer mehr auch in Lit-
thaucn und unter den Polen aus. In den Gegenden, wo
Deutsche und Litthauer, oder Deutsche und Polen Zusam-
menstößen, wird der- Gottesdienst in 2 Sprachen gehalten,
an einzelnen Orten gar in 3.
§.22. C v n f e s s i o n.
Etwa % der Einwohner gehören zur evangelischen
Kirche, V« zur katholischen. Im Landestheile östlich der
Weichsel sind Litthauen, Masuren, Natangen, das Bart-
nerland, Samland, das deutsche und polnische Oberland
fast ganz evangelisch; das Ermeland, Kulmerland, die Ge-
gend um Stnhm fast ganz katholisch. In Pommercllen ist
der größere Theil katholisch, namentlich die Mitte des
Landes, während im S. und S. W. viele Evangelische
leben. Ueberhaupt sind die Striche, welche unter polni-
scher Herrschaft gestanden haben, meist katholisch.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_H. Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Kulm Masuren Asien Europa Litthauen Danzig Polen Masuren
416 Zehnter Abschnitt. Die wichtigsten Ereignisse rc. von 1815—1871.
Vom Schlachtfelde hielten bedeckte, eigentümlich gebaute Wagen; auch sie trugen an dem Verdeck, weithin sichtbar, ein rotes Kreuz auf weißem Grunde. In den Dörfern und Ortschaften, die in der Nähe des Schlachtfeldes lagen, sah man auf gelten, Scheunen und Wohnhäusern oft eine weiße Fahne wehen, in welcher ebenfalls das rote Kreuz leuchtete. Was hatte diefes Kreuz zu bedeuten? Es war das Zeichen der Schonung für Freund und Feind. Es wurde von allen Personen getragen, welche sich im Felde der schweren Aufgabe gewidmet hatten, die Verwundeten zu heilen, zu pflegen, zu trösten, von den Ärzten, Krankenträgern, Krankenpflegern und Feldgeistlichen. Auch alle Gerätschaften, die dem menschenfreundlichen Zwecke dienten, alle Gebäude, die den Kranken und Verwundeten Obdach boten, waren durch das rote Kreuz gezeichnet.
Im Jahre 1864 hatten nämlich die meisten europäischen Staaten zu Genf eine Vereinbarung für den Kriegsfall getroffen, welche die Genfer Konvention genannt wird. Nach derselben sind alle Feldlazarette und Militärhospitäler, die Kranke und Verwundete enthalten, neutral; es darf von keiner der kriegführenden Völker auf sie geschossen werden. Sie dürfen nicht zerstört werden; denn Freund und Feind wird in ihnen verpflegt und geheilt. Alle Ärzte und Wärter, die zu ihnen gehören, alle die, welche die Verwundeten transportieren, und alle Feldgeistlichen sind unantastbar und dürfen nicht gefangen genommen werden. Vorräte, Nahrungsmittel, Verbandzeug und Heilmittel, welche für die Lazarette herbeigeführt werden, darf der Feind nicht als Beute wegführen. Als Kennzeichen für alles, was zur Krankenpflege und zum Dienst der barmherzigen Liebe im Kriege gehört, wurde von allen Völkern, welche der Genfer Konvention: beitraten, das rote Kreuz im weißen Felde angenommen.
b) Die Sorge für die Verwundeten.
Als das deutsche Heer in den Krieg zog, war bereits für die Heilung und Pflege der Verwundeten und Kranken im voraus aufs beste Vorsorge getroffen. Ein Heer von Ärzten begleitete die deutsche Armee. Sie waren den einzelnen Truppenteilen zugeteilt und standen unter dem Generalarzt Dr. Grimm. Aber ihre Zahl reichte bald nicht aus, und viele Civilärzte, im ganzen 2000, zogen mit in den Krieg, um ihre Kraft und ihre Kunst dem Vaterlande auf den Schlachtfeldern und in den Lazaretten zu widmen. Sie erhielten bald reichlich Arbeit; denn nicht nur die zahlreichen Schlachten und Gefechte füllten die Lazarette, sondern auch ansteckende Krankheiten, Typhus und Ruhr obenan, forderten ihre Opfer. Besonders groß war die Zahl solcher Kranken in der Einschließungsarmee vor Metz, die monatelang auf den mit Blut gedüngten Schlachtfeldern in schlechter Herbstwitterung bei mangelhaftem Obdach aushalten mußte.
Es starben dort in den Monaten September und Oktober am Typhus und an der Ruhr 2157 Mann.
Neben den Ärzten, welche ihr Beruf auf den Kriegsschauplatz führte, hatten sich auch viele Männer und Frauen freiwillig dem edlen Werke der Krankenpflege gewidmet. Allen voran rüstete sich der Johanniter-Orden, das ist eine Verbindung vornehmer Männer von Adel, welche Hospitäler einrichteten und unterhielten. Mehr als 500 solcher Herren zogen freiwillig zur
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Der deutsch-französ. Krieg 1870/71. § 91. Liebesthätigkeit im Kriege. 417
Pflege der Verwundeten selbst mit aus, und 1100 Betten stellten sie in ihren Krankenhäusern für Verwundete bereit. Mit der Oberleitung aller Kräfte, welche sich freiwillig dem Dienst der Verwundeten und Kranken widmeten, war der Fürst Heinrich Xi. von Pleß betraut.
Für Liebesdienste an Verwundeten und Kranken ganz besonders begabt und thätig waren die Frauen. Schon am 18. Juli 1870 forderte die Königin Angusta von Preußen dieselben zur Mitarbeit auf mit den Worten:
„Das Vaterland erwartet, daß alle Frauen bereit sind, ihre Pflicht zu thun."
Sehr viele folgten diesem Rufe und zeigten, was aufopfernde Liebe gerade im weiblichen Geschlecht zu wirken vermag. Namentlich die evangelischen Diakonissen und die katholischen barmherzigen Schwestern wandelten unter den Verwundeten und Kranken wie Engel des Friedens. Überall trösteten und erquickten sie mit freundlichen Worten und hilfreichen Händen. Wie freuten sich die in Schmerzen Daliegenden, wenn sie von ihnen so geschickt, so zart und liebevoll behandelt wurden!
c) Liebesthätigkeit daheim.
Aber nicht alle konnten, wie diese, auf die Schlachtfelder und in die Lazarette eilen. Auch die Daheimbleibenden wollten etwas thun, um die Verwundeten zu heilen, die Kranken zu pflegen und zu erquicken, die Gesunden zu stärken. Jede kleine Stadt, ja manches Dorf hatte seinen Frauenverein. Da saßen Frauen, Jungfrauen, selbst Kinder und zupften Charpie, die man in die Wunden legt. Andere schnitten aus alter, weicher Leinwand Verbandzeug, oder nähten aus Flanell warme Leibbinden für die Soldaten, die in den naffen Tagen des Herbstes und in der Kälte des Winters draußen im Felde liegen mußten. Haufenweis wurden auch wollene Strümpfe, welche die fleißigen Hände der Mädchen gestrickt hatten, an die Sammelstellen abgeschickt. In vielen deutschen Städten waren Lazarette gegründet, in welchen die aus Frankreich heimgeführten Verwundeten geheilt und verpflegt wurden. Wenn es nämlich möglich war, suchte man die Verwundeten und Kranken aus Frankreich, wo dieselben ohnehin sich häuften, nach Deutschland zu schaffen und möglichst zu verteilen. Man hatte zum Fortschaffen derselben sogenannte Sanitäts-Züge auf der Eisenbahn eingerichtet. Statt der Sitze waren in den Eisenbahnwagen derselben bequeme Lagerstätten angebracht. Sämtliche Wagen waren heizbar, der Zug enthielt einen Küchenwagen, einen Wagen für die Ärzte und eine kleine Apotheke. Alle Wagen waren mit einander verbunden, so daß die Ärzte auch während der Fahrt die Verwundeten und Kranken besuchen und für ihre Heilung und Pflege sorgen konnten. Jeder Zug enthielt durchschnittlich 200 Betten. Im ganzen sind mit solchen Sanitätszügen 164 Fahrten während des Krieges gemacht und 36 426 Mann in ihnen nach Deutschland befördert worden. (Generalstabswerk U. Teil, Band 3, S. 1508.)
Wie freudig waren die Verwundeten und Kranken, wenn sie wieder im lieben Vaterlande waren! Alle Schmerzen ertrugen sie hier viel leichter. An vielen Orten in Deutschland wurden Baracken zur Unterbringung der Verwundeten gebaut. In Berlin z. B. erhob sich eine kleine Stadt aus solchen; 1500 Betten waren darin aufgestellt und die Räume mit ganz vorzüglichen Einrichtungen für Lüftung, Wasserversorgung, Reinigung, Beleuchtung, Heizung u. dgl. versehen. —
Hoffrnann's Geschichtsunterricht. 27
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Xi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Deutschland Deutschland Deutschland Berlin
393
Hohentwiel den Gehorsam, weil er dem Herzog gleich anfangs das Wort ge-
geben hatte, die ihm anvertraute Feste bis auf den letzten Blutstropfen zu ver-
theidigen und selbst die herzoglichen Befehle zur Uebergabe nicht zu achten.
Endlich beschloß er sogar ein besonderes Bündniß mit dem Herzog Bernhard
von Weimar und trat als Oberst in dessen Dienste, um so zum Worthalten
genöthigt zu sein; denn er konnte wohl wissen, daß er dadurch dem Herzog den
besten Dienst erweise, wenn er die Festung auf keine Bedingung ausliefere. Er
machte kühne Ausfälle und Streifzüge in die Nachbarschaft, auf denen er ent-
weder bedrängte Orte befreite, oder die bedrohten Erntefelder schützte, oder-
reiche Beute davon trug, die er auf seine Burg hinaufführen ließ. Sein Tisch
war immer offen für Kranke, Verwundete und Arme. Als sein Feldprediger
gestorben war, so erbat er stch angelegentlich vom Herzog wieder einen Geist-
lichen und brachte ihn unter großer Gefahr mitten durch den Feind hindurch
auf die Burg; denn er war von Herzen gottesfürchtig, hielt die evangelische
Lehre sehr werth, und man sagte, daß er seine Feinde weit mehr durchs Gebet,
als durchs Schwert bezwinge. So lange er keinen Geistlichen hatte, so ging
der fromme Held selbst an den Betten der Kranken umher, um ihnen den Trost
des göttlichen Wortes zu bringen, und las in der Kirche seinen Kriegern selbst
eine Predigt vor.
Mitten unter den Schrecken der Belagerung erbaute er auf der Burg eine
neue Kirche. Dem Herzog Eberhard sandte er in seiner Geldnoth durch einen
als Bettler verkleideten Soldaten einen ausgehöhlten, dicken Knotenstock, der
mit Geld gefüllt war. Im Jahr 1643 rückte er einsmals des Nachts in aller
Stille vor Ueberlingen am Bodensee, hieb das Thor ein und überfiel die Wache
am Spieltisch. Ohne Schwertstreich bemächtigte er sich der Stadt mit ihren
reichen Vorräthen aller Art. Man bot ihm eine große Summe Geldes; er-
schlug sie aus; denn diesmal stund sein Sinn nach etwas Anderem: es fehlte
ihm in seiner neuerbauten Kirche nur noch eine Orgel. Diese ließ er sich von
einem Kloster in der Stadt geben und zog damit ab. Seine Kriegszucht war
streng; er duldete bei seinen Kriegern keine Ausschweifung, keine Bedrückung
des friedlichen Bürgers, kein Fluchen und Schwören. Als nun der Herzog in
alle seine Rechte und in den ungeschmälerten Besitz des Landes wieder einge-
setzt war, da übergab ihm Widerhold die unbezwungene Feste am 4. Juli 1650
viel fester und besser versehen, als er sie übernommen hatte. Er starb als
Obervogt von Kirchheim und Besitzer des Ritterguts Neidlingen, Ochsenwang
und Randeck, von seinem Fürsten geehrt, vom Vaterland in dankbarstem An-
denken behalten. Sein Vermögen hat er zu gemeinnützigen Zwecken, zur Un-
terstützung von Studirenden, Armen, Kirchen und Schulen vermacht. Auf
seinem Grabmal in Kirchheim steht:
Der Commandant von Hohentwiel,
Fest, w'ie sein Fels der niemals fiel,
Des Fürsten Schild, des Feindes Tort,
Der Künste Freund, des Armen Hort,
Ein Bürger, Held und Christ, wie Gold —
So schläft hier Konrad Wiberholb.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard
von_Weimar Eberhard Kirchheim Konrad_Wiberholb Konrad
133
§• 72.
Die Kirche, sofern sie in und mit dem Staate ist.
Neben und mit und in der politischen Gesellschaft oder dem
Staate besteht diejenige Gesellschaft, welche von den Menschen,
sofern sie eine bestimmte, geoffenbarte Lehre von Gott und seiner
Verehrung annehmen und darauf die Art und Weise ihres äu-
ßern Gottesdienstes gründen, gebildet wird. Dies ist die Kirche.
Die Kirche hat ihre besondere Verfaffung, welche man die kirch-
liche nennt. Ihre Diener und Beamten heißen Kirchendiener,
Kicchenbeamte und bilden zusammen die Geistlichkeit oder
Klerisei. Sie theilt sich in verschiedene Synoden, Su-
perintendenturen oder Dekanate Es können in einem
Lande mehrere siechen, nämlich kirchliche Gesellschaften, sein,
z. B. die evangelische, die katholische Kirche, aber diejenige ist die
herrschende, zu welcher sich die meisten Bürger des Staates be-
kennen, und die von der Regierung als solche anerkannt ist; alle
andern sind nur geduldete (die altlutherische, deutschkatholische
und eben so auch die jüdische Religionsgesellschaft). Es giebt
Haupt- und Neben- (in größeren Städten), Mutter- und Toch-
ter- (Filial-) Kirchen (d. h. kirchliche Gebäude oder auch Kirchen-
gemeinden). Die Beamten der Kirche sind einander auf ähnliche
Weise untergeordnet, wie die Staatsdiener. Es giebt Ober- und
Unter-Kirchenbeamte. In den verschiedenen Ländern und Kirchen
haben sie verschiedene Namen.
Welche Kirche ist bei uns die herrschende? — Welche andere
Kirchen giebt es noch? — Welche Titel und Würden haben bei
uns die Beamten der Kirche? — Wie nennt man den obersten
Geistlichen in unserer Provinz? rc.
§. 73.
Dildliche Darstellung eines Landes.
Während des bisherigen Unterrichts in der Weltkunde muffen
die Schüler so weit im Zeichnen und in der Formenlehre ge-
kommen sein, daß sie eine einfache Landkarte, welche der Lehrer
ihnen an der Wandtafel vorzeichnet, auf ihren Schiefertafeln
nachzeichnen können. Selbst ohne besondern Zeichenunterricht
muffen sie hierzu befähigt sein, wenn sie die Berge, Gebirge,
Flüsse rc. gehörig nachgezeichnet haben, die der Lehrer während
des früheren Unterrichts in der Weltbünde vorzeichnete. Damit
die Schüler eine Landkarte verstehen, wird in ungefähren Um-
riffen die Heimath an die Tafel gezeichnet. Dazu ist eine Karte
des heimathlichen Kreises nöthig. Besitzt der Lehrer eine solche
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Friedrich Wilhelm I.
41
der Kandidat. Der König lachte und bestellte den Kandidaten aufs Schloß. Dort wurde noch eine Prüfung mit ihm vorgenommen, und als er dieselbe gut bestand, erhielt er eine einträgliche Pfarre.
Der andere Kandidat war kein Berliner, kannte auch den König nicht, sondern ging mit demselben gemütlich plaudernd, ohne etwas zu ahnen, auf der Landstraße der Stadt zu. Unterwegs schüttete der redselige junge Mann sein ganzes Herz aus und klagte besonders, daß er keine Vettern beim Hofe habe, sonst wäre ihm eine Anstellung gewiß. Der König sprach dem Betrübten guten Mut ein und ließ sich, da seine Pfeife ausgegangen war, von dem Kandidaten Feuer geben. Dieser schien gut mit Stahl und Schwamm umgehen zu können, denn schon auf den ersten Schlag hatte er Feuer. „Bums", sagte er, „da hat der Herr Feuer/' „Nun", meinte der König, „wenn es mit dem Examen auch so bums! auf bums! geht, kann es dem Herrn nicht fehlen." Am nächsten Morgen wurde der Kandidat auf das Schloß geholt unter dem Vorwande, daß ihn sein Vetter zu sprechen wünsche. Der Kandidat war überrascht und neugierig zugleich, aber er erschrak, als ihm dort sein gestriger Begleiter als König entgegentrat und ihm erklärte, er wolle sein Vetter sein, wenn er seine Prüfung gut bestehe. Die Prüfung war soweit bestanden, als ihm der König noch aufgab, über einen vorgeschriebenen Text zu predigen. Der Kandidat betrat die Kanzel der Schloßkapelle, fand aber nur einen unbeschriebenen Zettel. Mit großer Geistesgegenwart half er sich jedoch, indem er dieses „Nichts" zum Ausgangspunkt seiner Predigt machte und darauf zu sprechen kam, daß aus „Nichts" Gott die Welt geschaffen habe, und nun die Herrlichkeit, Macht, Weisheit, Liebe und Barmherzigkeit Gottes pries, daß der König sehr gerührt wurde und sich dem Kandidaten gegenüber als rechter „Vetter" erwies.
10.
Der Herzog von Holstein, der mehrmals Gast im Tabaks-tollegium war, machte sich durch seine Anmaßung und sein hoch-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Gottes
233
diejenigen, welche sich gegen die gesetzlichen Vorschriften ver-
gehen, zur Bestrafung zu bringen. Verbrecher, welche eine schwe-
rere Strafe verdienen, werden den Gerichten überliefert. — Aus-
serdem aber hat die Bürgerschaft der Stadt eine Anzahl von Män-
nern erwählt, welche bei manchen städtischen Angelegenheiten um
ihre Einwilligung gefragt werden müssen, besonders bei allen
Geldangelegenheiten. Man nennt sie Stadtverordnete, und
alle zusammen bilden den Gemeinderath. So ist Alles wohl
geordnet, und wenn Jeder seine Pflicht erfüllt, so steht es wohl
in der Stadt.
2.
Viele Geistliche sind wieder einem hohem Geistlichen unter-
geordnet, der die obere Aufsicht über eine grosse Anzahl von
kirchlichen Gemeinden führt. Bei den Evangelischen ist es der
Superintendent, der selbst wieder unter dem (Konsistorium
steht. Das Consistorium ist eine Behörde, die durch mehrere
Consistorialräthe gebildet wird, welche an gewissen Tagen zusam-
menkommen, um das Wohl der kirchlichen Gemeinden zu berathen.
Bei den Katholiken führt der Bischof die Oberaufsicht über die
kirchlichen Gemeinden eines grossen Bezirkes. So sind auch
höhere Beamte eingesetzt, welche die Oberaufsicht über viele
Schulen führen, Schulinspectoren und Schulräthe , und
ebenso ist es in der Verwaltung der bürgerlichen Angelegen-
heiten. Mehrere Bürgermeister und Amtleute, deren Bezirke
aneinander stossen, sind dem Landrath untergeordnet, der nun
schon die obere Aufsicht über einen viel grossem Bezirk führt,
dem man den Namen Kreis gegeben hat, weil er manchmal in
seiner Form einem Kreise gleicht. Er umfasst 8, 10, ja wohl 12
und noch mehr Quadratmeilen. Eine Quadratmeile aber ist ein
grosses Viereck, welches eine Meile lang und eine Meile breit ist.
30-, 40-, ja wohl 50,000 und noch mehr Menschen wohnen in einem
Kreise. Da müssen wohlthätige Einrichtungen für die Landwirth-
schaft und für allerlei Gewerbe getroffen werden; da müssen Land-
strassen angelegt werden, um den Verkehr zu befördern; da müs-
sen neue Schulhäuser erbaut werden, damit die Kinder besser
unterrichtet werden können; und um alle diese und noch viele
andere Angelegenheiten bekümmert sich der Landrath. Er selbst
aber steht wieder unter einer noch hohem Behörde, welche einen
aus vielen Kreisen zusammengesetzten Bezirk zu verwalten hat
und die eine Regierung genannt wird. Der Bezirk heisst
Regierungsbezirk. Eine Regierung aber besteht aus mehreren
Räthen, von denen jeder sein besonderes Fach zu bearbeiten hat.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
250
268. Vom Kaiser Karl.
1.
Kaiser Karl, der der Große genannt wird, war nicht bloß ein
gewaltiger Kriegsheld, sondern anch ein gar frommer Mann. Er
stiftete viele Kirchen und Schulen und setzte in allen Gegenden seines
großen Reiches Geistliche und Lehrer ein, die das Volk unterwiesen in
Gottes Wort und die Kinder im Lesen, Schreiben und nützlichen Kennt-
nissen unterrichteten. Auch in der Stadt Paris hatte er eine Schule
gegründet, in welche er nicht bloß die Söhne seiner obersten Hofbeam-
ten, sondern auch arme Kinder aufnehmen ließ. Als er einmal wieder
in diese Stadt kam, ging er selbst in die Schule, um zu sehen, ob flei-
ßig darin gelernt würde. Da fand er denn, daß die Söhne der Bür-
ger und Bauern die der Adeligen an Geschicklichkeit weit übertrafen.
Jene stellte er an seine rechte Seite und sprach zu ihnen: „Wohlan,
ihr Jünglinge, fahret so fort, wie ihr angefangen habt, so will ich euch
vor Andern werth halten. Ich will aus euch Stiftsherren, Bischöfe
und Päpste machen; ihr sollt über Land und Leute regieren!" Aber
die Ungeschickten stellte er an seine linke Seite und sprach: „Ihr Zärt-
linge, die ihr mit gekräuselten Haaren umhergeht und euch auf eurer
Eltern Reichthum verlasset, die ihr dem Müßiggänge nachhänget und
meinen Befehl nicht achtet, — ihr seid mir nicht gut genug; euch
sollen diese Armen vorgezogen werden! Doch wenn ihr es den Fleißi-
gen gleich thun werdet, will ich eures Standes wegen auch auf euch
sehen!"
2.
Kaiser Karl hielt nichts auf Flitterstaat und meinte, der Wolfs-
pelz stehe gut zu seiner kaiserlichen Majestät. Aber die Herren an
seinem Hofe hatten von wälschen Kaufleuten seidene Kleider gekauft
und gefielen sich gar wohl darin. Das verdroß den Kaiser, denn er
mochte das fremde Wesen nicht leiben. Eines Tages, als alle Hof-
leute wieder in der Hofburg versammelt waren, rief er den Knechten
hinaus: „Blaset in die Hörner, lasset die Hunde los, die Gäule
heraus! Wir wollen auf die Jagd!" Und voran im Wolfspelz der
Kaiser, die Herren im feinen Putze hinterher. So ging's im vollen
Jagen in den wilden Eichensorst hinein und in Einem fort durch Dick
und Dünn, über Steine und Hecken, daß bald hie und bald da an
den Dornen seidene Fetzen hängen blieben. Dabei kam ein Regen
vom Himmel, und die alten Eichen seufzten im Sturme, und die jun-
gen Herren auch. Aber der Kaiser that, als ob er es nicht-merke, und
erst als es Nacht war, ließ er zum Heimzug blasen. Er ritt zur Hof-
burg zurück, führte Alle in den Saal und schüttelte seinen Wolfspelz
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]