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1. Dichtung des Mittelalters - S. 80

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
80 Dritte Periode, von 1150—1300. Da sprach der alte Hildebrand: „Es kommt ihr nicht zu gut, Daß sie ihn erschlagen. Was man mir auch thut, Ob er mich selbst auch brachte in angstvolle Not, Dennoch will ich rächen des kühnen Tronjerhelden Tod." Hildebrand im Zorne zü Kriemhilden sprang, Er schlug der Kön'gin einen schweren Schwertesschwang. Wohl schmerzten solche Dienste von Hildebranden sie; Was konnt' es ihr helfen, daß sie so jämmerlich schrie? Da lag am Boden aller zum Tod Bestimmten Leib. In Stücke war gehauen das edle Königsweib. Dietrich hob und Etzel da zu weinen an; Sie beklagten innig so manchen Freund und Lehensmann. Da war Ehr' und Herrlichkeit erlegen vor dem Tod. Die Leute hatten alle Jammer nur und Not. Mit Leide war beendet König Etzels Fest, Wie immer Leid die Freude zurück am letzten Ende läßt. Ich kann Euch nicht berichten, was nachher geschah, Als daß man Frau'n und Ritter bitter weinen sah, Dazu die Edelknechte, um lieber Freunde Tod. Hier hat die Mär ein Ende: das ist der Nibelungen Not. (Bartsch ) Das Nibelungenlied ist die beste und großartigste Dichtung, welche die mittelalterliche Poesie geschaffen. Wenn es an Formenschönheit auch hinter anderen bedeutsamen Werken zurückstehen mag, „die Groß- artigkeit des Inhalts, der Reichtum der Erfindung, die echt poetische Auffassung und Darstellung, der treffliche Plan und der rasche Gang der Begebenheiten, die scharfe Zeichnung und überraschende Mannigfaltig- keit der Charaktere, die Tiefe und Wahrheit der Gefühle, die kunstreiche Verbindung und Abwechselung heiterer, rührender und furchtbarer Scenen, die Anmut der Gleichnisse und 'vieles andere geben dem Nibelungenliede einen unbestreitbaren Vorzug vor allen Dichtungen der höfischen Epiker und stellen es den besten Epen zur Seite, die deu Ruhm anderer Völker bilden". Scharf charakterisierende, echt deutsche Züge verleihen dem Liede den Typus der Nationalität: so zunächst der Gedanke, daß Leid aus Freude folge, ein Gedanke, welcher als Grundtou wie das Naturleben, so das mit diesem in engster Verbindung stehende altgermanische Leben durchzieht; sodann ist es der Zug der unüberwindlichen Heldenkrast und der kühnen Todesverachtung, die, so ganz dem deutschen Volke eigen, auch das ganze Lied auszeichnet: die Heldenkraft, welche das stolze Römerreich zertrümmerte, durchzieht auch das Nibelungenlied in der un-

2. Dichtung des Mittelalters - S. 154

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
154 Dritte Periode, von 1150—1300. Gebeut von hoher Zinne. Die ist am Hofe Kämmerin, Die sei der Schar Geleiterin, Die kann den Weg ihr weisen wohl, Die weiß wohl, wo sie suchen soll Der Minne Melodieen. Sie und die da mit ihr ziehen, Die mögen immer singen, Daß sie zu Freuden bringen Ihr Trauern und ihr sehnlich Klagen; Das geschehe noch in meinen Tagen! (Simrock.) Zum Ritter geschlagen, wird Tristan bald darauf von seinem Oheim Marke als Brautwerber nach Irland geschickt, um die schöne Königstochter Isolde für ihn zu gewinnen. Nachdem er mit glücklichem Erfolge seinen Auftrag vollführt und mit Isolde die Heimfahrt nach Kornewal angetreten, trinken beide, ohne es zu wissen, einen Liebestrank, den die Mutter Isoldens einer Kammerfrau gegeben für den schon alternden Marke und die junge Isolde, damit ihre Herzen in treuer Liebe vereinigt blieben. Die heftige Leidenschaft, die jetzt in beiden gegen ihren Willen entbrennt, ruft bald die höchste Seligkeit, bald die gedrückteste Stim- mung hervor. Auch als Isolde sich mit Marke vermählt hat, können sie von ihrer Liebe nicht lassen und hintergehen durch ein unwürdiges Gewebe von schmählichen Täuschungen denselben eine Zeitlang, bis sie entlarvt und in die Verbannung geschickt werden. Als endlich eine Aussöhnung mit Marke stattgefunden, zieht,Tristan auf Abenteuer aus und findet sich von einer zweiten Isolde in Liebe gebunden, ohne jedoch der ersten vergessen zu können. Hier bricht Gottfrieds Gedicht ab. Es hat später eine doppelte Fortsetzung gefunden, beide mit demselben Ausgange der Wiedervereinigung, der nochmaligen Trennung und des Todes der beiden Liebenden, auf deren Grabe eine Rose und eine Rebe ihre Zweige dicht ineinander schlingen. 8 18. Nachblüte und Verfall des Kunstepos, 1230—1300. Die übrigen epischen Dichter der ersten Blüteperiode bemühen sich den vier großen Vorbildern es nachzuthun, namentlich dem gepriesenen Gottfried, dessen Formgewandtheit und Klarheit der Darstellung sie zur Nacheiferung anfeuerte. Jedoch sind sie als Nachahmer wenig frei und selbständig und einer dichterischen, glücklich schaffenden Phantasie meistens mehr oder weniger bar. Bemerkenswert sind aus der großen Reihe dieser Dichter nur: Konrad Flecke, ein schwäbischer Ritter, der nach einer proven^alischen Erzählung die Kinderliebe von „Flore (Flos — Rose) und Blanscheslur" (Lilie), den sagenhaften Großeltern von Karl dem Großen, erzählt. Ihre Minne ist eine durch- aus reine, getragen von echt deutscher Treue. Rudolf von Ems (— Hohenems im österreichischen Vorarlberg), der, ein Lobredner Gottfrieds, nnr die Form nachahmt, sich aber von den weltlichen Grund- sätzen desselben ganz entfernt. Sein Ziel geht dahin, nicht so sehr zu unterhalten als zu erbauen. So sind seine Dichtungen, ähnlich denen Hartmanns, vielfach von christlichen Jdeeen durchzogen. „Der gute Gerhard", eine poetische Erzählung, predigt in der Geschichte eines Kölner Kaufmanns, welcher englische Ritter und eine norwegische Königstochter aus der Sklaverei der Heiden losgekauft und die Königs-

3. Abriß der Weltkunde - S. 9

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
9 kraft der Erde an ihr festgehalten, und wir selbst, ob wir stehen oder gehen, werden durch diesen Zug der unsicht- baren Kraft an der Erde festgehalten. Freilich empfinden wir diesen Zug nicht, aus dem ganz einfachen Grunde, weil dieser Zug immer fort wirkt und immer gleich stark ist. So empfindet z. B. auch keiner die Schwere seines Kopfes, weil er ihn immer trägt, und Gott den Leib zu diesem Tragen eingerichtet hat. Eben so wenig empfinden wir den Druck der Luft, obwohl wir eine sehr große Last tragen; kommen" wir aber auf einen sehr hohen Berg, auf welchem eine um so viel tausend Fuß kürzere Luftsäule auf uns drückt, als der Berg über dem Thale steht, aus welchem wir emporgestiegen sind, so empfinden wir die Verminderung des Druckes recht wohl. Ebenso verspüren wir es, wenn wir in den tiefen Schacht eines Bergwerks niederfahren, wo der Druck der Luft beträchtlicher ist als auf der Oberfläche. Wenn man also etwas nicht sieht oder empfindet, so darf man nicht gleich der Meinung sein, es sei gar nicht vorhanden. Man sagt gerne: Die Gelehrten sind nicht verlegen, sie brüten allerlei Gedanken aus und glauben dann selbst daran, verlangen aber noch dazu, daß auch andere Leute an diese Gedanken glauben sollen. So haben sie nun eine Anziehungskraft ausgedacht, von der kein Mensch etwas spürt, die kein Mensch noch gesehen hat, und doch soll man an diese Anziehungskraft glauben. Da kann man antworten: 1) Man sieht und spürt eben gar oft eine Sache nicht, weil man oft Augen hat und nicht sieht und Ohren hat und nicht hört. 2) Es gibt außer der Anziehungs- kraft der Erdkugel noch andere Anziehungskräfte, welche man lange genug auch nicht gesehen und gekannt hat. So weiß setzt jedermann, daß das Eisen und andere Me- talle den Blitz anziehen. Der Blitz hat doch gewiß eine furchtbare Gewalt und doch zieht ihn ein Eisendraht an und leitet ihn fort; die Anziehungskraft des Eisens muß also für den Blitz eine sehr starke sein. Dagegen hat der Magnet eine sehr starke Anziehungskraft für das Eisen, so daß man darüber erstaunen muß. Von diesen beiden Anziehungskräften hat man mehrere tausend Zahre nichts gewußt und doch sind sie da gewesen; — so ist es auch mit der Anziehungskraft der Erde. Man sieht übri- gens die Thätigkeit der Anziehungskraft der Erde oft

4. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 98

1882 - Mainz : Kirchheim
— 98 — ihre Schuld zur ewigen Verdammnis bestimmt. Zwingli leugnete die Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakramente. Es fand deshalb 1529 ein Religionsgespräch zwischen Lut hex und Zwingli in Marburg statt, das aber nicht zu dem erwünschten Vergleiche führte. Aus dem Reichstage zu Augsburg 1530 überreichten die Protestanten dem Kaiser ein von Melanchthon abgefaßtes Glaubensbekenntnis, die sogenannte Augsburger Confession. (gelehrte katholische Theologen widerlegten dieselbe; doch wurde eine Einigung nicht zu Stande gebracht. Da der Kaiser mit der Reichsacht drohte, traten die protestantischen Fürsten zusammen und bildeten den Schmal-kaldisch en Bund 1531. Die Häupter desselben waren: Friedrich der Beständige von Sachsen und Philipp der Großmütige von Hessen. Zwar wurde durch den Nürnberger Religionsfrieden 1532 eine augenblickliche Ruhe geschaffen, doch dauerte der innere Zwiespalt fort. Schon kurz nachher 1534 verübten die Wiedertäufer in Münster Gräuelthaten, wie sie nicht schändlicher gedacht werden können. Zwei Niederländer. Johann von Leyden ibockelsohn) und Johann Mathiesen gaben sich als Propheten aus; ihnen schloß sich der Prediger Rothmann an nebst Krechting und Knipperdolling. Johann von Leyden ließ sich sogar als König ausrufen. Endlich gelang es den Gutgesinnten, die Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Johann von Leyden, Krechting und Knipperdolling wurden hingerichtet, ihre Leichname aber zum abschreckenden Beispiele in eisernen Käsigen an dem Turme der Lambertus-kirche ausgehängt. Die Seeräubereien des berühmten Haireddinbarba-rossa nötigten Karl V., zwei Züge nach Afrika zu unternehmen. 1535 siegte die christliche Flotte unter dem kühnen Genuesen Andreas Doria über Haireddin. Viele Tausende von Christensklaven wurden befreit, Muley Hassan, der Beherrscher von Tunis, wieder in seine Rechte eingesetzt. Der zweite Zug Karls (1541) hatte nicht den gewünschten Erfolg. Stürme und Krankheiten nötigten den Kaiser zur schleunigen Rückkehr. In Deutschland wurden die Verhältnisse immer trauriger und drohender. Der Schmalkaldische Bund verweigerte es, Abgesandte auf das nach Trient zusammenberufene

5. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 102

1882 - Mainz : Kirchheim
— 102 - wurde. Aehnliches war in Braunan geschehen. Der dortige Abt ließ die von seinen protestantischen Unterthanen erbaute Kirche schließen. Die Böhmen erklärten die genannten Tatsachen als eine Verletzung des Majestätsbriefes. Sie stürmten das Schloß in Prag, stürzten den kaiserlichen Geheimschreiber F a-b rrcrus, sowie die kaiserlichen Räte Martinitz und S law ata aus den Fenstern der Burg in den Schloßgraben und gaben so das Signal znm Kampfe. I. Böhmisch-Pfälzischer Krieg 1618—1625. Mathias von Dhurix und Ernst von Mansfeld stellten sich an die Spitze der böhmischen Protestanten. Ehe der Kampf sich blutig austrug, starb der Kaiser Mathias 1619. Auf ihn folgte Ferdinand U. von 1619—1637. Er war ein Vetter des verstorbenen Kaisers. Da er ein eifriger Katholik war, haßten ihn die Böhmen noch mehr, als seinen Vorgänger. Sie riefen Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem Könige aus. // Ferdinand fand an Maximilian von Baiern einen wackeren Bundesgenossen; beide Übergaben den Oberbefehl über das katholische Heer dem tapfern Tilly. Johann T s e r k l a e s, Graf v. Tilly, war auf dem Schlosse seiner Ahnen in der Nähe von Lüttich 1559 geboren. Er erhielt durch die Jesuiten eine fromme wissenschaftliche Erziehung und bekundete seine katholische Ueberzeugung durch ein fittenreines Leben. In seinem Heere hielt er strenge Manns-zucht, war aber nicht grausam, wie seine Feinde ihm ungerechterweise vorwerfen. Seine Soldaten waren ihm aufrichtig zugethan. Pflicht und Gewissen, nicht aber Ehrgeiz und Eigennutz waren die Triebfedern feines Handelns. Wertvolle Geschenke schlug er aus oder legte sie auf den Altar der Mutter Gottes in Alt ö tting; seine Erhebung in den Fürstenstand wußte er zu hintertreiben. Dieser Held, der wie kein Zweiter in der Geschichte verleumdet worden, war Sieger in 36 Schlachten, wovon die erste bedeutende Schlacht am 8. November 1620 bei Prag auf dem weißen Berge geliefert wurde. Tilly rieb das böh-misch-pfälzische Heer fast gänzlich auf. F riedrich von der Pfalz, „der Winterkönig", mußte flüchten, feine Kurwürde ging an Maximilian von Baiern über. Ernst von Mansfeld setzte auf eigene Faust den Krieg fort. Er verwüstete die Pfalz, die Rhein- und Neckargegend bis zum Elsaß und gewann gegen Tilly die Schlacht

6. Die Neuzeit - S. 73

1884 - Mainz : Kirchheim
Aufruhr in Münster. 73 unterhandeln und ihnen volle Glaubensfreiheit zu gewähren. Damit aber war die Ruhe noch nicht hergestellt, im Gegenteil wurde diese bald wieder gestört, namentlich durch Weiber, welche in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen mit fliegenden Haaren und aufgelösten Kleidern unter Schreien und Heuleu, Lachen, Beten und Fluchen wie Wahnsinnige herumtobten, so daß viele Leute aus Schrecken die Stadt verließen, wogegen viele auswärtige Wiedertäufer in dieselbe zogen, zumal da Rottmann jedem, der sich einfinden würde, Zehnfachen Ersatz für das zu Haufe gelassene Gut versprochen hatte. So kam am Ende die Stadt ganz in die Hände der Wiedertäufer, und die Folge davon war, daß bei der neuen Ratswahl lauter „erleuchtete" Handwerker in den Rat kamen , der sofort den K nipp er d ollin g zum Bürgermeister wählte und auch die übrigen Ämter mit Glaubensgenossen besetzte. Sechs Tage darauf fand eine große Versammlung bewaffneter Wiedertäufer auf dem Rathause statt, wo der Prophet aus scheinbarem Schlase plötzlich auffahrend erklärte, man müsse die Ungläubigen, wofern sie sich nicht bekehren, aus der Stadt jagen, denn dies sei der Wille Gottes, und verbarg dabei nicht, auf was es zunächst abgesehen war, indem er ausrief: „Hinweg mit den Kindern Esaus, die Erbschaft gehört den Kindern Jakobs!" — Gesagt, gethan, die Neugläubigen fielen über die Altgläubigen her unter dem Gebrülle: „Heraus ihr Gottlosen!" und jagten ihrer einige Tausende unter Regen und Schneegestöber zum teil halbnackt mit Weib und Kind als Bettler ans der Stadt, welche sie sofort unter sich nach Landsmannschaften verteilten. Die Beine ans den geplünderten Kirchen und Klöstern, in welchen die Kunstdenkmäler und alle Druck- und Handschriften vernichtet wurden, wurde uebst der fahrenden Habe der Vertriebenen auf die Kanzlei zusammengebracht und den sieben von Matthys aufgestellten Diakonen zur Verwaltung und allmäligen Verteilung unter die Gläubigen übergeben. Als ein ehrlicher Schmied, Hubert Rutscher, dagegen murrte, wurde er sogleich von Matthys getötet, und zwei andere, welche gleichfalls murrten, wurden verhaftet. Darauf fügten sich alle dem neuen Gewaltregiment, das sich jedoch nur auf die Stadt Münster beschränken konnte, denn der Bischof hatte unterdes Hilfstruppen aus Cleve und Köln erhalten und mit denselben die Stadt ringsum eingeschlossen (im April und Mai 1534). Dieselbe war aber mit allen Kriegsbedürfnissen wohl versehen und die Bürgerschaft zur äußersten Verteidigung entschlossen. Matthys machte einer ver-

7. Die Neuzeit - S. 53

1884 - Mainz : Kirchheim
Der Reichstag zu Worms. 53 Wort gefangen; ich kann und will nichts widerrufen. Gott helfe mir! Amen." Am 19. April überschickte der Kaiser den Ständen eine von ihm selbst verfaßte und eigenhändig in französischer und deutscher Sprache niedergeschriebene Schrift, worin er erklärte: er wolle, nach dem Vorbilde aller seiner Vorfahren, dem christlichen Glauben und der römischen Kirche treu und fest anhangen und mehr den heiligen Vätern glauben, die aus der ganzen Christenheit auf den Concilien versammelt gewesen, als diesem einen Mönch. Er bereue, daß er so lange zugesehen und nicht ernstlicher gegen ihn habe einschreiten lassen; von Stunde an solle Luther sich entfernen. „Das Wort, das Wir ihm gegeben," so schloß der Kaiser, „und das ihm zugesicherte freie Geleite wollen Wir halten. Sorgt dafür, daß er unangefochten dahin zurückkehre, woher er gekommen. Aber Wir verbieten, daß er seine so verderbliche Lehre dem Volke predige, damit er keinen Tumult unter demselben errege." — So reiste denn Luther, von 20 Rittern begleitet, am 26. April von Worms ab. Nach einer geheimen, mit dem Kurfürsten von Sachsen getroffenen Verabredung wurde er in dem thüringischen Amt Salzungen, in der Nähe von Eisenach, von einer Schar verkappter Reiter angehalten und anscheinend gewaltsam auf die Wartburg gebracht. Während er hier gegen die ersten Wirkungen der Reichsacht vollständig geschützt war, sprengten seine Anhänger, um die Aufregung nnter dem Volke zu erhöhen, das Gerücht aus, er sei unter Verletzung des kaiserlichen Geleites von seinen Feinden gefangen genommen und werde von ihnen unter grausamer Behandlung in Haft gehalten ; ja es wurde sogar behauptet, man habe seinen Leichnam in einem Bergstollen liegen sehen. Nach Luthers Abreise wurde zu Worms nochmals darüber beraten, welches Verfahren gegen Luther und sein Werk einzuhalten sei, und hierauf am 8. Mai ein Edikt erlassen, welches über ihn und seine Anhänger und Beschützer die Reichsacht aussprach und die Vernichtung seiner Schriften anordnete. Die Bekanntmachung dieses Ediktes blieb jedoch bis nach dem Ablauf der Zeit verschoben, für welche Luther freies Geleite erhalten hatte. Der Vollzug des Wormser Ediktes wurde dem aus 22 Mitgliedern bestehenden „Reichsregimente“ übertragen, das nach den itt den ersten Tagen des Wormser Reichstages zwischen dem Kaiser und den Fürsten getroffenen Vereinbarungen, unter dem Vorsitze des Erzherzogs Ferdinand die Reichsangelegenheiten leiten und seinen Sitz in Nürnberg haben sollte.

8. Die Neuzeit - S. 172

1884 - Mainz : Kirchheim
172 Dreißigjähriger Krieg. Restitutionsedikt. Arnim die Belagerung auf und Zog am 1. August 1628 ab nachdem 10,800 Mann Fußtruppen und 1200 Reiter den feindlichen Kugeln und der Ungunst der Witterung erlegen waren Der Krieg mit Dänemark hatte inzwischen fortgedauert , aoer aus eine sonderbare Weise. Es verlor ans dem festen Lande alle Plätze, die es hatte, hingegen landeten die dänischen Truppen bald da, bald dort. — Waldstein hatte sich Zwar Zurrt Admiral des ozeanischen und baltischen Meeres ernennen lassen, aber der Kaiser halte seilte Schiffe; ein Ende dieses Krieges war also nicht abzusehen, ^.illp und Waldstein rieten beide dem Kaiser zum Frieden mit Dänemark. Zu Lübeck wurde derselbe 1629 auf sehr einfache Bedingungen geschlossen. Der König erhielt seine verlorenen Landschaften und Städte wieder zurück und versprach dagegen, sich künftig in die Angelegenheiten Deutschlands nicht anders zu mischen, als sich für einen Herzog von Holstein gebührt. Wie die protestantischen Fürsten, wo sie die Übermacht hatten, diese dazu benützten, ihre Religion für die Zukunft durch die Verstärkung aller Kräfte zu sichern, so benützte jetzt der Kaiser seine Übermacht, um der katholischen Religion das Übergewicht in Deutschland zu verschaffen. Er erließ am 6. März 1629 das bekannte Restitutionsedikt, worin bestimmt wurde, daß die Protestanten alle Klöster und geistlichen Güter, welche sie seit dem Passaner Vertrage widerrechtlich in Besitz genommen, zurückerstatten sollten. Zu gleicher Zeit wurde die Erklärung gegeben, daß die Protestanten das Gebiet der katholischen Stände verlassen müßten, und daß der Religionsfriede nur allein die Verwandten der katholischen Religion und die der 1530 übergebenen Augsburgischen Konfession angehe, alle anderen Lehren und Sekten aber davon ausgeschlossen und verboten, auch nicht geduldet werden sollten. Die Aufregung unter den Protestanten war außerordentlich und erregte, wie vorauszusehen war, große Unzufriedenheit; aber Zu ihrer Verteidigung fehlten ihnen sowohl Rechtsgründe als materielle Kräfte; die Furcht vor den kaiserlichen und ligistischen Waffen war zu groß, der Boden zitterte unter ihren Füßen, wo Waldstein und Tilly einherschritten. Es wagte daher von protestantischer Seite niemand Widerstand. Inzwischen erhoben sich aber immer lautere Klagen über die Bedrückungen und furchtbaren Greuel, welche die Waldsteinschen Soldaten verübten, über die Erpressungen seiner Feldherren, vor allem aber über die despotische Willkür Waldsteins selbst. Allent-

9. Die Neuzeit - S. 190

1884 - Mainz : Kirchheim
190 Dreißigjähriger Krieg. Oxenstierna. Tode Gustav Adolfs gingen alle seine Pläne, die er in Bezug auf Deutschland gehegt, ins Grab. 6. Fortsetzung des schwedischen Krieges. Waldsteins Tod. Der Tod Gustav Adolfs veranlaßte eine große Bewegung unter den protestantischen Fürsten. Sie hielten hänfige Zusammenkünfte um Zu beraten, was nun ferner zu thun sei. Einige dachten an den Frieden. Der Kanzler Oxenst ier n a aber, der jetzt die schwedischen Angelegenheiten leitete, hielt ihnen vor, sich enger aneinander anzuschließen, und, wie er sagte, die unterdrückten Stände wieder herzustellen, die Gesetze des Reiches zu rächen, auch damit der Krone Schwedens die gerechte Entschädigung werde, was freilich für ihn die Hauptsache war, nicht einzeln Frieden zu schließen. Bernhard von Weimar drang darauf mit einem großen Teile der Truppen in Franken vor. Er nahm Bamberg, rückte auf die Donau zu, und im März des Jahres 1633 fiel er in Bayern ein und befestigte Nürnberg. Auch Eichstädt, die Stiftung des hl. Bouifacius, siel in Bernhards Hände, der auch Ingolstadt dem Ranbe hinzuzufügen gedachte. Aber das gelang nicht. Im November nahm er jedoch Regensburg und Straubing, ging über die Isar, Wald stein entgegen, und als dieser sich nach Böhmen zurückzog, legte er seine Truppen in die Winterquartiere. Inzwischen begann Waldstein ein verdächtiges Spiel. Der Verlust - der Schlacht bei Lützen hatte ihn aufs äußerste gekränkt , und er schrieb denselben dem schlechten Verhalten mehrerer Offiziere und Truppenteile zu. Die ersteren ließ er der Feldflncht beschuldigen und zu Prag vor ein Kriegsgericht stellen und enthaupten. Auch mehrere gemeine Reiter wurden gehenkt und mehr als fünfzig Namen abwesender Offiziere als ehrlos an den Galgen geschlagen (1633). Waldstein hatte zwar durch neue Werbungen seine Verluste wieder ersetzt, und man erwartete jetzt von ihm ein entscheidendes Auftreten, aber sein Benehmen wurde seit der Sützener Schlacht immer zweideutiger und verdächtiger. Wie das Gerücht ging, suchte er mit den Schweden unter der Bedingung Frieden zu schließen, daß er selbst zum Könige von Böhmen gewählt, der Kurfürst von der Pfalz wieder eingesetzt und ihm statt Mecklenburg und Sagau und des rückständigen Soldes Mähren übertragen würde. Den Verbannten sollte die Rückkehr und den Protestanten freie Religionsübnng gestattet sein. Zugleich sollten ihm alle Heere übergeben werden, mit denen er den Kaiser zur

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 603

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V und die Kirchentrennung in Deutschland. 603 jetzt noch bei dem Reichskammergericht über Religionssachen schwebenden Rechtsstreitigkeiten nachgeben. Hier wurde ihm zugleich noch Anderes abgedrungen. Der Landgraf Philipp hatte kurz vorher, von König Franz durch Geld unterstützt, ein Heer gerüstet und mit Gewalt den Vertriebenen Herzog Ulrich, der zum Protestantismus übergetreten war, in sein Land wieder eingesetzt, was um so leichter gelungen war, als der schwäbische Bund sich im Jahre vorher aufgelöst hatte. Dieser Gewaltthat mußte Ferdinand, der noch auf dem Reichstag zu Augsburg die förmliche Belehnung mit Würtemberg empfangen hatte, seine Be- stätigung ertheilen. Wie der Protestantismus nun einen Stützpunkt im Süden Deutschlands gefunden, breitete er sich auch im Norden aus, wo er im Jahre 1539 Brandenburg durch Joachims I. Sohn Joachim Ii» und das Herzogthum Georgs durch dessen Bruder Heinrich gewann. Unter solchen Umständen erhielt das Schmalkaldner Bündniß immer mehr Kraft. In dasselbe waren auch die vier der Zwinglischen Lehre anhängeuden Reichsstädte in Oberdeutschland ausgenommen worden, und um die Verbindung fester zu knüpfen, wurde in der sogenannten Witten- berger Concordie ein Ausdruck für die Abendmahlslehre gefunden, in welchem die beiden protestantischen Parteien, ungeachtet die Verschieden- heit in dieser Beziehung nicht aufhörte, sich einigten. Dagegen sprach man von protestantischer Seite die Trennung von den Katholiken, als Clemens' Vh. Nachfolger Paul Iii. (1534 bis 1549) ein Concil nach Mantua ausschrieb, recht scharf durch die von Luther verfaßten Schmal- kaldner Artikel aus, nachdem man die Theilnahme an dem Concil ver- weigert hatte. Indessen hatte die religiöse Bewegung auch zu einer großen Störung des Friedens geführt. In Münster hatte der Protestan- tismus allmälig Eingang gefunden, und als er sich im Besitze eines Theiles der Stadt befand, erstreckten sich hieher die Einwirkungen der wiedertäuferischen Secte, die in den nahen Niederlanden heimisch ge- worden war. Ihre Sendlinge rissen das ohnehin schon aufgeregte Münster in einen Strudel von Schwärmerei und Gewaltthat, indem sie mit Verkündigungen eines nahenden Gottesreiches viel Volk aus der Umgegend in die Stadt lockten und mit Hülfe desselben alle Gewalt in ihre Hände brachten. Ein Schneider, Johann Bockhold aus Leyden, der göttliche Offenbarungen zu erhalten vorgab, trat an die Spitze der Bewegung, erklärte sich für den König des neuen Reiches, das unter Vernichtung aller Fürsten über den Erdkreis verbreitet werden sollte, und ließ alle Greuel entmenschter Thorheit und Wuth in der Stadt walten. Der Bischof von Münster, der früher mit den Protestanten einen Vertrag hatte eingehen müssen, war jedoch mit Truppen zur Eroberung der Stadt augerückt, und der Hunger riß in derselben ein. Als nun die wegen der würtembergischen Angelegenheit begonnene Fehde
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