22
Karthager.
^lassungen? und auf den Inseln des persischen Meerbusens: Tyros,
Arados. Araber dienen ihnen als Matrosen.
Die Maaren und Produkte der von ihnen besuchten Länder tauschen
sie theils gegen einander, theils gegen die Erzeugnisse ihrer eigenen
Industrie um , und so gewinnen sie durch ihren S e e h a n d e l in
Spanien: Silber, Gold, Eisen, Blei und Südfrüchte; auf den Kassite-
riden: Zinn; au den Küsten der Ostsee, der Mündung des Eridanos
(Rhenus? Padus?): Bernstein (Elektron); an den Küsten des arabi-
schen Meerbusens (Ophir — Südland?): Gold, Elfenbein, Ebenholz,
Weihrauch; auf den, persischen Meerbusen von Vorder - Indien und der
Insel Taprobane (Ieilon): Gewürze, Zimmt re.
Ihr Landhandel durch Karawanen erstreckt sich: nach Palästina:
Waizen, Rosinen, Oel, Balsam; nach Aegypten: Getraide, baumwollene
und gestickte Zeuge; nach Syrier: Wein und Wolle; nach Babylon
über Palmyra: Webereien; Arabien: Gewürze und Ranchwerk; Persien
bis ins Innere von Asien: Zimmt, Elfenbein, Ebenholz; und über
Armenien nach Vorder- und Nord-Asien: Kupfer, Pferde, Sklaven rc.
* Ihre zahlreichen Fabriken und Mannfacturen bestehen in
Purpnrfärbereien (aus dem Safte der Seemnscheln), Webereien (die
beste Leinwand von Sidon), Glas (Sand, nitrum, im kleinen Flusse
Belos), Spielsachen, Bearbeitung des Bernsteins, Elfenbeins, Goldes
und anderer Metalle.
Ihre Haupterfindungen sind: Schiffbau, Buchstabenschrift
(durch Taaut? Kadmos bringt sie nach Vöotien?), Rechenkunst,
Astronomie rc.
Religion: Vielgötterei nnt Menschenopfern, — Vergötterung
der Heroen und Naturkräfte: Herakles (sein Tempel in Alttyros, seine
Wanderungen), Baal (Sonne oder Himmel, Kronos), Kabircn und
Patäkcn, (Schutzgötter der Schiffe, Laren), Dagon und Derketo
(Fischgottheiten) rc. Priester der einzelnen Götter.
§. 9.
Karthager (Karchedonier).
I. Von der Entstehung des Staates bis zum An-
fänge des fyrakufanifchen Krieges, von 888 bis
480 v. Eh. G.
^ Unsicherheit der wenigen Nachrichten. Schnelles
Aufblühen des jugendlichen Staates. Kolonien führen
zu Eroberungen.
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» '
28 Di e d e r.
v.c.g. Nabonedos (^abynetos) weigert sich, den Bezwinger
536. Mediens, Kyros von Persien, anzucrkenncn, und wird
von ihm bei der Eroberung Babylon's gefangen genommen,—
Babylonien persische Provinz.
Die Religion der Babylonier ist vorzüglich Verehrung der
Himmelskörper: Bel (Sonne), Mylikta (Venns) rc.; vergötterte
Heroen; Opfer mit Weihrauch, auch Menschenopfer (dem glühenden
Moloch); Tempel. — Die chaldäischen Priester (Magier) allein im
Besitze der Weisheit: Sternkunde, Traumdeutung, Mathematik rc.
Von Künsten werden gerühmt ihre Gold - und Silber-Stickereien,
Webereien (Gewänder) und Purpurfärbereien rc. Daher das V o l k in
der letzteren Zeit unkriegerisch, verweichlicht, prachtliebend und üppig.
Der Handel geht über Medien, Baktrien, Persien durch Karawanen
bis Indien, zur See über den persischen Dnsen nach Arabien (von hier
Räucherwerk, Gewürze rc.), Indien, Taprobane (Elfenbein, Zimmt,
Perlen rc.); eben sö auf dem Euphrat westwärts nach Vorder - Asien.
-1 - • ■ ^
§. 12.
Meder.
* Medien steht, gleichwie Babylonien, frühe unter
assyrischen Satrapen, bis es sich unter Kyarares mit der
Zerstörung Ninive'6 606 v. Ch. G. unabhängig macht,
und 550 v. Ch. G. durch Kyros an Persien übergeht.
821. Arbakes unabhängig, König von Medien und Assyrien;
aber seine Nachfolger schnell wieder Assyrien unterworfen, bis
gegen 711 v. Ch.
700. Desokes vereint und beherrscht die sechs medischen
Stamme, — seine Burg mit sieben Mauern in Ekbatana,
Gerechtigkeitspflege rc.
647. Phraortes fällt in der Schlacht bei Ragau gegen den
assyrischen Nabuchodonosor.
625. Kyarares erobert Vorder-Asien bis zum Halys, schlägt
die Assyrier; muß aber vor den einbrechenden Scythen zurück-
606. weichen; darauf erobert und zerstört er, verbunden mit Nabo-
polasar Ninive und unterwirft sich Assyrien; er vertreibt
die Scythen aus Vorder-Asien, bezwingt die Pariher, kämpft
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Die sog. Colonialbest'tzungen der Chinesen. Japan. 39
lichen Tribut in Pferden, Kameelen, Schafen und andern Thieren
oder deren Häuten entrichten, wogegen sie aber Geschenke erhalten,
damit sie in Unterwürfigkeit bleiben. Das Land ist eine Hochebene,
der es fast ganz an Holz und Wasser fehlt, die Mitte derselben
nimmt die Wüste Gobi (s. S. 36) ein.
Iv. Das westliche Centralasien (Jli).
Sowohl am Nord- als unmittelbar am Südfuße des Himmels-
gebirges (Thian-Schau) liegt eine Reihe von Handelsstädten,
die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts als Grenzprovinzen
dem chinesischen Reiche einverleibt wurden.
Unter den Handelsstädten am Südfuße, welche nicht durch Ort-
schaften und Dörfer mit einander verbunden sind, ist die prächtigste ganz
im W. Kaschghar (80,000 E.).
Die nordwestliche Grenzmark des chinesischen Reiches ist das
Dsungaren-Land (Songarei).
V. Tibet oder das südliche Centralasien.
Die Nordseite des Himalapa nimmt die erhabenste (13,000
bis 1-4,000' hohe) Plateaulandschaft der Erde, Tibet, ein, mit
L'hassa, der Residenz des Dalai-Lama, des geistlichen Oberhauptes
der Tibetaner.
Die Thierwelt des Hochlandes wird gegen die Kälte des Klimas
durch ein ungewöhnlich dichtes Haar geschützt, namentlich liefert die Be-
kleidung des tibetanischen Schafes den Stoff zu den berühmten Geweben,
die von Kaschmir aus in den Handel kommen.
Außer den genannten Ländern rechnen die Chinesen noch zu ihrem
Reiche im Osten das Königreich Korea und im Westen das Königreich
Ladakh am obern Indus; beide Reiche zahlen einen Tribut an den
chinesischen Kaiser, find aber durch ihre Lage zugleich einem zweiten
Herrn tributpflichtig, nämlich Korea den Japanern, Ladakh den Afghanen.
Auch die Beherrscher Cochin-Chinas erhalten vom Hofe zu
Peking ihre Belehnung.
§. 29. '
Das Jnselreich Japan.
Das Kaiserthum Japan, welches zum Osten Asiens eine
ähnliche Stellung einnimmt, wie Großbritannien zum europäischen
Festlande, besteht aus drei großen Inseln: Nipon, Kiu-siu und
Sikok, und aus einer Menge (3500?) kleiner Inseln. Auch rech-
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Extrahierte Ortsnamen: Japan W._Kaschghar_( Tibet Tibet Kaschmir Korea Ladakh Korea Ladakh Peking Japan Japan Asiens
14
Urgeschichte.
Stämme, die Letten, die Staven, die Germanen, die Celten hierher ge-
hören, während von den Iberern noch mittelst ihrer im Baskischen fort-
lebenden Sprache, ob sie indo-germanisch sind, zu bestimmen bleibt, von
den ursprünglich über das nach ihnen benannte Land, namentlich tief
in Kleinasten hineinreichenden Thraciern und von den um die pontischeu
und kaspischen Gestade und Flüsse wohnenden Scytheu selbst die kauka-
sische Abkunft zweifelhaft ist, endlich die Völker finnischen Stammes,
wozu ungeachtet ihrer in kaukasische Form und Farbe übergegangenen
Körper die Madscharcn gehören, zur mongolischen Race gerechnet werden
müssen. Die Lücke in der indo-germanischen Kette füllen theils die
semitischen Völker der Araber, Hebräer, Phönicier und Aramäer, bis au
den südlichen Fuß des armenischen Hochlandes reichend, theils Völker
räthselhaften Ursprungs, die von Norden her sich keilförmig eingedrängt
haben, Armenier, Assyrer, Nordchaldäer und Stämme im Kaukasus,
zwischen denen inselartig noch einzelne in der Sprache sich als indo-
germanisch ausweisende Stämme, wie die Kurden auf den Grenzen Ar-
meniens und der Tigrisniederung und die Osseten an der Südseite des
mittleren Kaukasus, auftauchen. Außer den beiden großen Familien der
Semiten und Jndogermanen sind noch kaukasischer Art die Bewohner
des nördlichen Afrikas bis zu der setzt ausgestorbenen Urbevölkerung
der im vierzehnten Jahrhundert von den Spaniern entdeckten kanarischen
Inseln. Unter diesen waren die Aegppter, wie ihr Land durch seine
Lage und Natur sich an Asien anschließt und deßhalb oft ausdrücklich
dazu gerechnet worden ist, in das Leben der ältesten asiatischen Völker
verwachsen. Auch dieses Volk ist durch die Sprachforschung, die den
Hauptschlüssel zur Urgeschichte der Völker und die Grundlage der Ethno-
graphie bildet, aus der Einsamkeit, in der es sich den übrigen früh
thätigen Gliederit der Menschheit gegenüber zu befinden schien, befreit und
mit Semiten und Jndogermanen in diejenige Verbindung gesetzt, die
nach seiner an den Mumien beobachteten Körperbildung, wie nach der
von ihm in der Geschichte eingenommenen Stellung zu vermuthen war.
10. Diese Völker begegnen uns an der Schwelle ihrer Geschichte
schon mit einem mehr oder minder bestimmten, jedenfalls mit einem
unterscheidenden Gepräge, welches einerseits zum Beweise dient, wie
vieles sich in der vorgeschichtlichen Zeit mit ihnen zugetragen haben
müsse und anderseits auf die Nolle, welche sie nach dem Zeugniß der
Geschichte gespielt haben, hinweist. Wenn die Eigenthümlichkeiten der
Völker in den Eigenthümlichkeiten der Stämme, durch deren Erweiterung
sie sich gebildet, ihre Wurzel haben und unter dem Einflüsse der geo-
graphischen Verhältnisse, in die sie eingetreten sind, sich entwickeln, so
kommen doch als ein drittes die ersten Thaten, wie bei Einzelnen, so
bei Völkern hinzu, um die Richtung der Thätigkeit zu bestimmen. Diese
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Gang und Gliederung der vorchristlichen Geschichte. Zz
deren die Völker regierbar sind, wird in Ermangelung der Religion durch
eine auf Erhaltung des leiblichen Daseins der Einzelnen und des ganzen
mechanisch zusammengesetzten und geleiteten Staates berechnete Sitten-
lehre geübt, deren bedeutsamste Vorschriften sich an den Namen des um das
Jahr 500 vor Ehr. Geb. zu setzenden Confucius knüpfen. Ihr ist die
Idee von Menschenwürde, von einer Pflicht der Reinigung und einem
Berufe zu geistiger Erhebung fremd, und ihr Ziel ist die Erhaltung des
Gleichgewichts im Staate, um dessentwillen sie auf pünktliche Erfüllung
der für öffentliches und häusliches Leben vorgeschriebenen täglichen Ob-
liegenheiten dringt, mechanischen Ceremoniendienst und geistlose Pedan-
terei pflegt und von den Bedingungen des gesitteten Lebens nur die
Pflege des Ackerbaues und des Rechtes mit ihrer Sorge erreicht. Ob-
gleich das Volk daher eine geschichtliche Literatur besitzt, bewegt dieselbe
sich in einem Kreise, in welchem sich keine für andere Völker lehrreichen
Erscheinungen ergeben, keine, deren Andenken in dein Volke Kräfte höhe-
rer Art zu wecken vermöchte. Die Sprache selbst trägt dazu bei, den
Geist des Volkes an Erhebung zu hindern, da sie mit ihren an Zahl
beschränkten und durch Verschiedenheit der Betonung vervielfachten
Wörtern so mühselig zu handhaben ist, daß selbst bei dem engen Jdeen-
kreise des Volkes die Fertigkeit in ihrem Gebrauche den Gelehrten
ausmacht.
6. Indem daher die Uebersicht der Weltgeschichte sich bei gegebenem
Anlasse flüchtige Blicke auf Indien und China zu werfen beschränken
muß, erwartet sie von den auf Erforschung der Sprache und Alterthü-
mer dieser Länder gerichteten Bemühungen noch manchen Aufschluß über
den Gang der ursprünglichen Völkertrennung und die Ausbildung ihrer
Geistesrichtungen, beginnt aber ihren eigentlichen Lauf mit Betrachtung
der Völker des südwestlichen Asiens, die Aegyptier eingeschlossen, die
unter der Herrschaft eines unter ihnen, der Perser, im Laufe der Zeit
zu einer Einheit verknüpft werden. Die ersten Schauplätze sind die
Ebenen großer Ströme, auf welchen sich die äußeren Voraussetzungen
geordneten Lebens am leichtesten erfüllen. Babylonier und Aegpptier
erreichen in der den Völkern des Heidenthumö eigenthümlichen, die Kräfte
des Volkes auszehrenden und dessen Untergang herbeiführenden Einseitig-
keit hohe Stufen äußerer Wohlfahrt, wie es eine fernere und dunklere
Kunde auch von den Bewohnern der Ebenen am Orus und am Jarartes,
am Indus und am Ganges, am gelben und am blauen Flusse meldet. Da-
durch werden ihre Länder Ziel der Wanderung und Eroberung für Völker
der Gebirge und der Steppen, die nach dem Grade der ihnen eigenen Fä-
higkeit und Empfänglichkeit für längere oder kürzere Zeit neue Ord-
nungen der Dinge gründen. So erscheinen Assyrier, Meder, Perser so
von Außen in den Kreis jenes ältesten Völkerlebens eindringend, scythi-
Kiesel, Weltgeschichte, l. Z
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Indien China Asiens Jarartes Weltgeschichte
Die Babylonier und die Assyrier.
39
Laufe seiner Geschichte kenntlich bleibt, verwischen zu können. Die ge-
ringe Festigkeit, welche der Herrschaft solcher in geordnete Staaten ein-
gedrungenen Nomaden eigen zu sein pflegt, mag den Uebergang des
Landes unter die Herrschaft desjenigen Volkes erleichtert haben, dessen
Könige Berosus die sechste Dynastie Babyloniens nennt, der Assyrier,
mit deren Geschichte die der Chaldäer sich jetzt verflicht.
2. Nach der heiligen Schrift ist der assyrische Staat durch eine
von Babylonien aus gegründete Ansiedelung an der Ostseite des oberen
Tigris entstanden, der auch die große Königsstadt Ninive, oberhalb der
Mündung des großen Zab an der Ostseite des Tigris gelegen, ihren
Ursprung verdankt. Dieser Staat, dessen Bevölkerung man sich als aus
semitischen und iranischen Bestandtheilen erwachsen denken muß, ist durch
Eroberungen zu einer ausgebreiteten Herrschaft in den an einander
grenzenden iranischen und semitischen Theilen von Asien gelangt und die
Lage der Stadt Ninive entspricht recht deutlich dem Bedürfnisse einer nach
diesen beiden Seiten hin zu behauptenden Herrschaft. Das am Orus
und am Jarartes gelegene Baktrien, Theile des Hochlandes von Iran,
die Ebenen des Euphrat und des Tigris haben Bestandtheile desselben aus-
gemacht und manchen Spuren zufolge hat sich sein Einfluß bis tief nach
Kleinasien hinein verbreitet, ehe die Völker an den Küsten des Mittelmeeres
von ihm berührt wurden. An die Spitze desselben stellen griechische
Nachrichten Ninus und seine Frau und Nachfolgerin Semiramis, und
berichten von dem ersteren Kämpfe in Baktrien, Armenien und Medien,
von der letzteren große, wahrscheinlich sagenhaft so weit ausgedehnte
Eroberungszüge nach Indien, Aethiopien und Libyen. Beide gehören
zu den mythischen Wesen, unter welchen ursprünglich vergötterte Natur-
kräste verstanden waren, auf welche aber im Laufe der Zeit die Sage
die Thaten des ihnen dienenden Volkes übertrug, bis sie sich in mensch-
liche Herrscher umdeuteten. Die Königin Semiramis, gleich andern
Gebilden heidnischen Götterglaubenö Sittenlosigkeit und Grausamkeit
mit Thatkraft und Heldenthum vereinend, deutet als Tochter der syri-
schen Göttin Derketo, die, wie die Tochter die Tauben, so ihrerseits den
Fisch zum Sinnbilde hat, auf einen weit durch das vordere Asien ver-
breiteten Götzendienst und vielleicht läßt sich die Sage von ihrem durch
ihren aufrührerischen Sohn Ninyas veranlaßten Verschwinden als my-
thische Erinnerung einer Umwälzung ansehen, durch welche eine mit
jenem Götzendienste zusammenhängende priesterliche Regierung einer auf
Kriegsmacht beruhenden Herrschaft weichen mußte. Eine Reihe von
dreißig Königen, sämmtlich von Ninyas abstammend und nach der Mutter
der Semiramis die Derketaden genannt, folgte, gleich Ninyas weibisch,
weichlich, in Unthätigkeit und Sittenlosigkeit versunken. Der letzte von
ihnen ist Sardanapal, der einem Aufstande der empörten Meder und
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Gang und Gliederung der vorchristlichen Geschichte. 29
Ebenen des Indus so gnt, wie nördlich davon in den Ebenen des
Orus oder, wenn man wegen dereinstiger Ausdehnung des persischen
Reiches nach Norden die Grenze weiter stecken will, des Iarartes, eine
Welt, mit welcher alle die im Lause der vorchristlichen Zeit in die Ge-
schichte eingetretenen Völker in keiner Verbindung stehen, eine Welt,
welche außerhalb der Weltgeschichte liegt. Zwar waltet zwischen dem
Norden und dem Osten Asiens ein großer Unterschied ob, indem der
Norden keine höhere Gesittung auf seinem Boden hat entstehen sehen,
der Osten dagegen Völker aufweist, welche frühzeitig die Grundlagen ge-
selliger Ordnung bei sich ausgebildet und in kunstreich gegliederten Staats-
gebäuden bewahrt haben. Doch wenn der Norden nur zuweilen zum
Schrecken des Südens seine unstet schweifenden Horden ausgesandt hat,
ist der Osten, ungeachtet mancher bei seinen Bewohnern entwickelten
Fähigkeit und mancher Versuche, die Räthsel des Lebens zu erklären,
einerseits auf einer in vorgeschichtlicher Zeit erreichten Stufe fteheu ge-
blieben und anderseits über das Gebiet, in welchem er seine eigenthüm-
lichen, früher Erstarrung verfallenen Lebensformen geschaffen, nie hinaus-
gegangen, um mit andern Völkern in eine Wechselbeziehung zu treten.
So liegen Indien und China seitwärts des Weges, auf welchem die
Weltgeschichte von Volk zu Volk wandert, um Altes zur Bildung von
Neuem verwendend und Völker in der Berührung mit andern kräftigend
durch die vorchristliche Zeit hindurchzuschreiten.
4. Indien ist zur Zeit, als die Seefahrten der europäischen Völker
in die weite Ferne begannen, gewissermaßen erst entdeckt worden und
hat seitdem den gelehrten Bemühungen der Europäer die Geheimnisse
seiner uralten und bis zu hoher Vollendung ausgebildeten alten Sprache,
des Sanskrit, seiner pantheiftischen in vielfachen Schriften niedergelegten
und in seltsamen Gebräuchen sich wirksam erweisenden Religion, einer
festgegründeten, das Volk strenge abstufenden Kastenverfassung erschlossen.
Schon waren die ursprünglichen Zustände des Landes durch die moham-
medanische Eroberung gestört und das Sanskrit, das schon seit dem
siebenten Jahrhundert vor Christus abzusterben begonnen hatte, nur in
den Schriften fortdauernd, vor neueren von ihm abgeleiteten Sprachen
aus dem Leben gewichen, aber noch lebte in einer Menge von Ein-
richtungen der ursprüngliche Geist des Volkes und diente zur lebendigen
Erläuterung der aus seinen Büchern stammenden Kunde von seiner ur-
sprünglichen Eigenthümlichkeit. Ein Land der Wunder war Indien für
die Phantasie der ältesten Völker schon gewesen, der Handel hatte es
von ältester Zeit her der kostbaren Naturerzeugnisse wegen ausgesucht
und eine dunkle Kunde von seinem Reichthum über die Länder des
Westens verbreitet. Die Geschichten alter Eroberungszüge waren von
der ausschmückenden Sage bis in das fabelhafte Land ausgedehnt wor-
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Indien China Indien Indien
48
Die Aegyptier.
medische Mauer, welche sich eine Strecke nördlich vom Naarmalka zwischen
Euphrat und Tigris hinzog, damals entstanden sei. Auf Nebukad-
nezars Herrschergröße folgte der Wahnsinn, in welchem er sieben Jahre
lang in thierischer Dumpfheit lebte, während deren seine Gemahlin re-
gierte. Vor seinem Tode kehrte die Besinnung wieder und er pries
den König des Himmels, weil seine Werke wahr und seine Wege Ge-
richte sind und er die in Uebermnth Wandelnden erniedrigen kann.
Nach Nebukadnezar wiederholen sich für das babylonische Reich die Er-
scheinungen, welche dem Ende des assyrischen vorausgingen. Unter
schwachen und schwelgerischen Fürsten schwand die Kraft des Reiches
und dasselbe ward Fremden zur Beute. Es folgten seit 561 in raschem
Wechsel Evilmerodach, Neriglissar, Laborosoarchod und Nabonadius oder
Labynetus, der biblische Belsazar. Die medisch- Persische Macht ver-
schlang das Reich der Chaldäer und das südwestliche Asien erhielt neue
Beherrscher.
V.
Die Aegyptier.
1. Der Zusammenstoß des assyrisch-babylonischen Reiches mit dein
ägyptischen lenkt auf dem Schauplatze der ältesten Geschichte die Be-
trachtung von dem äußersten Nordosten nach dem äußersten Südwesten
in ein Land, welches, obgleich immer ein Grenzland der gebildeten Welt
geblieben, doch unter den ersten von der Bildung in Besitz genommen
worden ist. Darf auch Baktrien, das Land, welchem die ältesten der
bis in das südwestliche Asien hinein fortgepsianzten Einflüsse entstammen,
hinsichtlich des Alters seiner ersten staatlichen und religiösen Einrichtun-
gen mit Aegypten wetteifern, so haben bei dem Wechsel der Herrschaften
in Asien jene von Nordosten kommenden Einflüsse sich wie Wellen eines
Flusses in einem fremden Flusse verloren, während der Fluß der tflgyp-
tischen Bildung mit unvermischten Fluten aus geheimnißvoller Quelle
hohen Alterthums bis zu der Zeit herabrinnt, wo Aegypten mit Asien
in Wechselwirkung tritt. Sowohl das hohe Alter ägyptischer Bildung
als die lange Dauer ihrer Unvermischtheit erklärt sich aus der dem Lande
von Natur eigenen Abgeschlossenheit und aus der Bestimmtheit, mit
welcher dessen Beschaffenheit auf die Festsetzung der Lebensbedingungen
wirkte. Im Norden an der Meerseite war das Land nicht, wie die be-
nachbarte phönicische Küste, reich an Buchten und Häfen, gestattete viel-
mehr mit seiner an Sümpfen und Lagunen reichen, flachen Küste, die
sich fortwährend durch die Anschlämmungen des Stromes in's Meer
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Nebukadnezar
Extrahierte Ortsnamen: Asien Baktrien Asien Asien Asien
— 98 —
ihre Schuld zur ewigen Verdammnis bestimmt. Zwingli leugnete die Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakramente. Es fand deshalb 1529 ein Religionsgespräch zwischen Lut hex und Zwingli in Marburg statt, das aber nicht zu dem erwünschten Vergleiche führte.
Aus dem Reichstage zu Augsburg 1530 überreichten die Protestanten dem Kaiser ein von Melanchthon abgefaßtes Glaubensbekenntnis, die sogenannte Augsburger Confession. (gelehrte katholische Theologen widerlegten dieselbe; doch wurde eine Einigung nicht zu Stande gebracht.
Da der Kaiser mit der Reichsacht drohte, traten die protestantischen Fürsten zusammen und bildeten den Schmal-kaldisch en Bund 1531.
Die Häupter desselben waren:
Friedrich der Beständige von Sachsen und Philipp der Großmütige von Hessen. Zwar wurde durch den Nürnberger Religionsfrieden 1532 eine augenblickliche Ruhe geschaffen, doch dauerte der innere Zwiespalt fort.
Schon kurz nachher 1534 verübten die Wiedertäufer in Münster Gräuelthaten, wie sie nicht schändlicher gedacht werden können. Zwei Niederländer. Johann von Leyden ibockelsohn) und Johann Mathiesen gaben sich als Propheten aus; ihnen schloß sich der Prediger Rothmann an nebst Krechting und Knipperdolling. Johann von Leyden ließ sich sogar als König ausrufen. Endlich gelang es den Gutgesinnten, die Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Johann von Leyden, Krechting und Knipperdolling wurden hingerichtet, ihre Leichname aber zum abschreckenden Beispiele in eisernen Käsigen an dem Turme der Lambertus-kirche ausgehängt.
Die Seeräubereien des berühmten Haireddinbarba-rossa nötigten Karl V., zwei Züge nach Afrika zu unternehmen. 1535 siegte die christliche Flotte unter dem kühnen Genuesen Andreas Doria über Haireddin. Viele Tausende von Christensklaven wurden befreit, Muley Hassan, der Beherrscher von Tunis, wieder in seine Rechte eingesetzt. Der zweite Zug Karls (1541) hatte nicht den gewünschten Erfolg. Stürme und Krankheiten nötigten den Kaiser zur schleunigen Rückkehr.
In Deutschland wurden die Verhältnisse immer trauriger und drohender. Der Schmalkaldische Bund verweigerte es, Abgesandte auf das nach Trient zusammenberufene
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Melanchthon Friedrich Philipp_der_Großmütige Philipp Johann Johann_Mathiesen Johann Rothmann Johann Johann_von_Leyden Johann Karl_V. Karl_V. Andreas_Doria Christensklaven Muley_Hassan Karls
Extrahierte Ortsnamen: Christi Marburg Sachsen Hessen Afrika Tunis Karls Deutschland
Aufruhr in Münster. 73
unterhandeln und ihnen volle Glaubensfreiheit zu gewähren. Damit aber war die Ruhe noch nicht hergestellt, im Gegenteil wurde diese bald wieder gestört, namentlich durch Weiber, welche in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen mit fliegenden Haaren und aufgelösten Kleidern unter Schreien und Heuleu, Lachen, Beten und Fluchen wie Wahnsinnige herumtobten, so daß viele Leute aus Schrecken die Stadt verließen, wogegen viele auswärtige Wiedertäufer in dieselbe zogen, zumal da Rottmann jedem, der sich einfinden würde, Zehnfachen Ersatz für das zu Haufe gelassene Gut versprochen hatte. So kam am Ende die Stadt ganz in die Hände der Wiedertäufer, und die Folge davon war, daß bei der neuen Ratswahl lauter „erleuchtete" Handwerker in den Rat kamen , der sofort den K nipp er d ollin g zum Bürgermeister wählte und auch die übrigen Ämter mit Glaubensgenossen besetzte.
Sechs Tage darauf fand eine große Versammlung bewaffneter Wiedertäufer auf dem Rathause statt, wo der Prophet aus scheinbarem Schlase plötzlich auffahrend erklärte, man müsse die Ungläubigen, wofern sie sich nicht bekehren, aus der Stadt jagen, denn dies sei der Wille Gottes, und verbarg dabei nicht, auf was es zunächst abgesehen war, indem er ausrief: „Hinweg mit den Kindern Esaus, die Erbschaft gehört den Kindern Jakobs!" — Gesagt, gethan, die Neugläubigen fielen über die Altgläubigen her unter dem Gebrülle: „Heraus ihr Gottlosen!" und
jagten ihrer einige Tausende unter Regen und Schneegestöber zum teil halbnackt mit Weib und Kind als Bettler ans der Stadt, welche sie sofort unter sich nach Landsmannschaften verteilten. Die Beine ans den geplünderten Kirchen und Klöstern, in welchen die Kunstdenkmäler und alle Druck- und Handschriften vernichtet wurden, wurde uebst der fahrenden Habe der Vertriebenen auf die Kanzlei zusammengebracht und den sieben von Matthys aufgestellten Diakonen zur Verwaltung und allmäligen Verteilung unter die Gläubigen übergeben. Als ein ehrlicher Schmied, Hubert Rutscher, dagegen murrte, wurde er sogleich von Matthys getötet, und zwei andere, welche gleichfalls murrten, wurden verhaftet. Darauf fügten sich alle dem neuen Gewaltregiment, das sich jedoch nur auf die Stadt Münster beschränken konnte, denn der Bischof hatte unterdes Hilfstruppen aus Cleve und Köln erhalten und mit denselben die Stadt ringsum eingeschlossen (im April und Mai 1534). Dieselbe war aber mit allen Kriegsbedürfnissen wohl versehen und die Bürgerschaft zur äußersten Verteidigung entschlossen. Matthys machte einer ver-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]