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1. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 98

1882 - Mainz : Kirchheim
— 98 — ihre Schuld zur ewigen Verdammnis bestimmt. Zwingli leugnete die Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakramente. Es fand deshalb 1529 ein Religionsgespräch zwischen Lut hex und Zwingli in Marburg statt, das aber nicht zu dem erwünschten Vergleiche führte. Aus dem Reichstage zu Augsburg 1530 überreichten die Protestanten dem Kaiser ein von Melanchthon abgefaßtes Glaubensbekenntnis, die sogenannte Augsburger Confession. (gelehrte katholische Theologen widerlegten dieselbe; doch wurde eine Einigung nicht zu Stande gebracht. Da der Kaiser mit der Reichsacht drohte, traten die protestantischen Fürsten zusammen und bildeten den Schmal-kaldisch en Bund 1531. Die Häupter desselben waren: Friedrich der Beständige von Sachsen und Philipp der Großmütige von Hessen. Zwar wurde durch den Nürnberger Religionsfrieden 1532 eine augenblickliche Ruhe geschaffen, doch dauerte der innere Zwiespalt fort. Schon kurz nachher 1534 verübten die Wiedertäufer in Münster Gräuelthaten, wie sie nicht schändlicher gedacht werden können. Zwei Niederländer. Johann von Leyden ibockelsohn) und Johann Mathiesen gaben sich als Propheten aus; ihnen schloß sich der Prediger Rothmann an nebst Krechting und Knipperdolling. Johann von Leyden ließ sich sogar als König ausrufen. Endlich gelang es den Gutgesinnten, die Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Johann von Leyden, Krechting und Knipperdolling wurden hingerichtet, ihre Leichname aber zum abschreckenden Beispiele in eisernen Käsigen an dem Turme der Lambertus-kirche ausgehängt. Die Seeräubereien des berühmten Haireddinbarba-rossa nötigten Karl V., zwei Züge nach Afrika zu unternehmen. 1535 siegte die christliche Flotte unter dem kühnen Genuesen Andreas Doria über Haireddin. Viele Tausende von Christensklaven wurden befreit, Muley Hassan, der Beherrscher von Tunis, wieder in seine Rechte eingesetzt. Der zweite Zug Karls (1541) hatte nicht den gewünschten Erfolg. Stürme und Krankheiten nötigten den Kaiser zur schleunigen Rückkehr. In Deutschland wurden die Verhältnisse immer trauriger und drohender. Der Schmalkaldische Bund verweigerte es, Abgesandte auf das nach Trient zusammenberufene

2. Das Mittelalter - S. 264

1884 - Mainz : Kirchheim
264 Häusliche Einrichtung. von buntem Leder, deren Spitzen zuerst sich etwas in die Höhe hoben und dann wie der Kamm eines Truthahns herabhingen. Es war Rittertracht, aber vergeblich wollte der Rat für bte Bürger nur geringe Länge der Schnäbel zulassen. In den Städten wurden besonders die Rats- und Schösse nt rächten reicher, und bald wurde die prächtige Tuch- oder Sammetschaube, mit Fuchspelz gefüttert, und die goldene Kette Mode der Ratsherren. In Mainz gingen jedoch die Frauen reicher Bürger schon am Ansange des 13. Jahrhunderts mit langen Schleppen zur Kirche, trotz des geistlichen Fluchs über den Pfauenschweif, „den Tauz-platz der Teufelcheit," trotz des schlagenden Grundes, „daß, wenn die Franen solcher Schwänze bedürften, die Natur sie mit etwas der Art versehen haben würde/' In dem dnrch Handel schnell emporblnhenden Breslau gebot der Rat um 1370, daß keine Bürgerfrau eine Haube tragen solle, die über eine halbe Elle groß sei, und weuu sie ein Schleppkleid trüge, so sollte sie nicht nur Streife zahlen, sondern es sollte ihr die Schleppe aus dem Rathause beschnitten werden. Mit goldgestickten Kleidern, teurem Pelzwerk, goldenen Ketten und Gürteln, Perlen und Edelsteinen prunkte der Reichtum in den Städten trotz scharfer Klei-derordnungen, und selbst Bauersfrauen trugen Mützen und Halskoller von Sammet, Atlas und schwerer Seide. Schon wird geklagt, daß Dienstboten ihren ganzen Lohn ans prunkende Kleider verschwenden. Während man im Hanse in der Regel noch sarg lebte, wurde bet Fe st gelogen unglaublicher Auswand, Verschwendung und Völlerei getrieben, nicht nur bei Kindtaufen und Hochzeiten, fouderu auch bei Begräbnissen, und das verursachte beschränkende Verordnungen des wohlweisen Rates. In Brannschweig duldet derselbe bei einer Hochzeit (am Ende des 13. Jahrh.) nicht mehr als 12 Schüsseln, „so lieb einem ein Pfund Pfennige," und erlaubte drei Spielleute der Stadt; der Breslauer Rat gestattete 24 Schüsseln von jedem Gauge und zu jeder Schüssel vier Personen, also 96 Hochzeitgäste, dazu vier Spielleute. Die Freuden des Gaumens bildeten die Grundlage aller Geselligkeit, aber die gute Küche des Mittelalters würde uns unerträglich sein wegen der übergroßen Vorliebe jener Zeit für starkes Gewürz; denn es wurden außer den heimischen Küchenkräutern und dem milden Sasran die indischen Gewürze in unglaublichen Massen verbraucht, und zu den Geschenken der Stadt an vornehme Gönner gehörten deshalb auch Pseffer, Zimmet, Näglein und Muskatnuß. Diese Ga st spenden der Urväterzeit, ein schönes Zeichen eines freundlichen Herzens und achtungsvoller

3. Das Mittelalter - S. 257

1884 - Mainz : Kirchheim
Zunftwesen. 257 Stadtherr oder dessen Vogt von ihnen wie von Leibeigenen und Hörigen auf dem Lande das beste Stück des Nachlasses von Hausrat, Vieh oder Kleidung aus der Erbmasse entnehmen durfte. Doch schon im 11. Jarhnndert werden kaiserliche Städte von diesen Lasten durch kaiserliche Gu ade abriefe befreit, da sie als Verteidiger bedrängter Kaiser, wie z.b. die Worrn-f e r unter Heinrich Iv., die Erkenntlichkeit derselben gewinnen. So erhält auch Spei er von Heinrich Y. einen Gnadenbrief, der die gegenwärtigen oder zukünftigen hörigen Stadtbewohner, mögen sie kommen, woher sie wollen, von dem Rechte des Best-hanptes befreit, und einen andern, der die Stadt in Anerkennung standhafter Treu von Zöllen (z. B. Pfeffer, den die Handelsschiffe abgeben mußten), Baunpfennig (Strafgeld), Schatzpfennig (Vermögenssteuer) von Naturalverpflegnngs - und Transportpflicht frei macht und der Stadt Gerichts- und Münzrecht verbürgt. Diesem Beispiel folgten viele andere nicht bloß von Seiten der Kaiser, sondern auch von geistlichen und weltlichen Stadtherren, und wo dies nicht freiwillig geschah, wurde es von den erstarkenden Städten ertrotzt. 2. Zunftwesen der Handwerker. An Stelle der vielen kleinen Verkaufsbuden, die feit dem 9. und 10. Jahrhundert cm die Kirchen, besonders an Wallfahrtsorten, sowie an Hofburgen sich anschlössen und der zuströmeudeu Menge nicht nur Reliquien und Heiligenbilder, sondern auch Gegenstände der Leibesnahrung und Bekleidung feil boten, traten zunächst leicht aus Holz errichtete Hallen, bald aber in reichen Städten solide, mit Geschmack aus festen Steinen erbaute, meist gewölbte Kauf- oder Gilde hallen, Legehäuser, Lauben; sie waren um so mehr Bedürfnis, weil in den älteren Städten die Zahl namentlich der geräumigen Häuser gering war. In den einzelnen Abschlägen derselben schlug der kleine Gewerbtrei-bende seine „Bänke" auf, so daß die Läden oder Bänke der gleichartigen^Waaren neben einander in einer gemeinschaftlichen Halle ihre Stelle fanden; es entstanden Brotbänke, Fleischbänke, Wein ^ und Bierbänke, Leder - und Schuhbäuke. Diese Sänke wurden bald in den Familien der Inhaber erblich, sowohl nach dem Herkommen, das zum Erbrecht führte, als auch gegen Geldzahlung der Gewerbsgenoffeu an die Obrigkeit, welche diesen das Recht durch Verbriefung sicherte; so in Köln am Ende des 12., in Breslau am Anfange des 14. Jahrhunderts. Früh-Zeitig hatten die Fleischer einen V e r e in i g nn g s p u n k t in §o ff mann, Weltgeschichte Ii. 17

4. Die Neuzeit - S. 73

1884 - Mainz : Kirchheim
Aufruhr in Münster. 73 unterhandeln und ihnen volle Glaubensfreiheit zu gewähren. Damit aber war die Ruhe noch nicht hergestellt, im Gegenteil wurde diese bald wieder gestört, namentlich durch Weiber, welche in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen mit fliegenden Haaren und aufgelösten Kleidern unter Schreien und Heuleu, Lachen, Beten und Fluchen wie Wahnsinnige herumtobten, so daß viele Leute aus Schrecken die Stadt verließen, wogegen viele auswärtige Wiedertäufer in dieselbe zogen, zumal da Rottmann jedem, der sich einfinden würde, Zehnfachen Ersatz für das zu Haufe gelassene Gut versprochen hatte. So kam am Ende die Stadt ganz in die Hände der Wiedertäufer, und die Folge davon war, daß bei der neuen Ratswahl lauter „erleuchtete" Handwerker in den Rat kamen , der sofort den K nipp er d ollin g zum Bürgermeister wählte und auch die übrigen Ämter mit Glaubensgenossen besetzte. Sechs Tage darauf fand eine große Versammlung bewaffneter Wiedertäufer auf dem Rathause statt, wo der Prophet aus scheinbarem Schlase plötzlich auffahrend erklärte, man müsse die Ungläubigen, wofern sie sich nicht bekehren, aus der Stadt jagen, denn dies sei der Wille Gottes, und verbarg dabei nicht, auf was es zunächst abgesehen war, indem er ausrief: „Hinweg mit den Kindern Esaus, die Erbschaft gehört den Kindern Jakobs!" — Gesagt, gethan, die Neugläubigen fielen über die Altgläubigen her unter dem Gebrülle: „Heraus ihr Gottlosen!" und jagten ihrer einige Tausende unter Regen und Schneegestöber zum teil halbnackt mit Weib und Kind als Bettler ans der Stadt, welche sie sofort unter sich nach Landsmannschaften verteilten. Die Beine ans den geplünderten Kirchen und Klöstern, in welchen die Kunstdenkmäler und alle Druck- und Handschriften vernichtet wurden, wurde uebst der fahrenden Habe der Vertriebenen auf die Kanzlei zusammengebracht und den sieben von Matthys aufgestellten Diakonen zur Verwaltung und allmäligen Verteilung unter die Gläubigen übergeben. Als ein ehrlicher Schmied, Hubert Rutscher, dagegen murrte, wurde er sogleich von Matthys getötet, und zwei andere, welche gleichfalls murrten, wurden verhaftet. Darauf fügten sich alle dem neuen Gewaltregiment, das sich jedoch nur auf die Stadt Münster beschränken konnte, denn der Bischof hatte unterdes Hilfstruppen aus Cleve und Köln erhalten und mit denselben die Stadt ringsum eingeschlossen (im April und Mai 1534). Dieselbe war aber mit allen Kriegsbedürfnissen wohl versehen und die Bürgerschaft zur äußersten Verteidigung entschlossen. Matthys machte einer ver-

5. Die Neuzeit - S. 158

1884 - Mainz : Kirchheim
158 Dreißigjähriger Krieg. Unruhen in Böhmen. gesetzlichen Boden zu verschaffen suchen würden. Ans diesem Streben ist zunächst und hauptsächlich der dreißigjährige Krieg hervorgegangen. L. Die böhmischen Unruhen. In den meisten österreichischen Erblanden halten die hohen Adelsfamilien freie Religionsübung erlangt. Die protestantischen Stände des Erzherzogtums Österreich hatten sie von Maximilian Ii. erzwungen, als er ihre Unterstützung gegen die Türken bedurfte; Erzherzog Matthias hatte sie den Protestanten von Ungarn und Mähren als Preis des Beistandes bewilligt, den sie ihm gegen seinen Bruder Rndols Ii. geleistet, als er von diesem die Abtretung jener Länder zu erzwingen suchte. Rndols Is. hatte seinem Beispiele folgen und den böhmischen Lehnsherren, die juit^ Abfall drohten, durch die Ausstellung des Majestätsbriefes im Jahre 1609 das gleiche Recht der freien Religionsübung bewilligen müssen. In dem Majestätsbriefe war den böhmischen Herren und Rittern, sowie Prag, Kuttenberg und anderen Städten der Bau von Kirchen auf ihren Gütern gewährt worden. Allein bald erhob sich ein Streit über die Auslegung desselben. Der Abt von Braunan ließ nämlich eine hier erbaute protestantische Kirche sperren, und der Erzbischof von Prag eine andere in Klostergrab bei Teplitz niederreißen, indem sie sich auf den Wortlaut des Majestätsbriefes stützten, in welchem zwar allen Unterthanen freie Religionsübung gestattet, das Recht des Kirchenbaues aber nur den drei höheren Ständen, d. i. Herren, Rittern und königlichen Städten, erlaubt sei. Kaiser Matthias wies die Beschwerde führenden Protestanten ab und erklärte sich für die buchstäbliche Auslegung des Majestätsbriefes, folglich, daß der Bau der erwähnten Kirchen hätte unterbleiben sollen. Den protestantischen Grundherren und Ständen Böhmens war hierdurch ein willkommener Vorwand zur offenen Rebellion gegeben. Sie forderten in fcharfeu Ausdrücken von dem Kaiser, daß er zu Gunsten ihrer „unterdrückten Glaubensbrüder" einschreite. Die protestantischen Geistlichen verkündeten von der Kanzel, man gehe damit um, den Majestätsbrief, die Religionsfreiheit und sonstige Vorrechte des Landes zu, vernichten. Die Erbitterung wuchs, als Matthias 1617 die Verwaltung von Böhmen zehn Statthaltern übertrug, deren sieben katholisch waren. Zugleich versammelten sich die Häupter der protestantischen Partei, an deren

6. Erdkunde - S. 170

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
M — 170 — Edelsteine und schöne Marmorarten. Auch hat Rußland mächtige, noch wenig benützte Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen (letztere am Kaspischen Meere). Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In- dustrie noch weit hinter der westeuropäischen zurück. Von Be- deutung ist nur die Baumwollen-, Wollen- und Leinenweberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Branntweinbrennerei. In neuerer Zeit geschieht sehr viel zur Hebung der Industrie. Der Handel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge- langen vornehmlich: Getreide, Hanf, Flachs, Holz, Talg, Wolle, Rindvieh, Schweine, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast sämtliche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein- geführt werden. V. a. Obwohl das europäische Rußland 87l/2 Millionen Einwohner zählt, so ist es doch unter allen europäischen Län- dern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn auf 1 qkm treffen nur 16 Meuschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B. Deutschland bewohnt, so müßte es ans seinem Flächenraum von fast 5 390000 qkm ungefähr 460 Millionen Einwohner haben; aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangel, der Deutsch- land an Größe weit übertrifft, nur etwa 300000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands, be- sonders in der industriereichen Gegend um Moskau. — Nur zehn Städte des ungeheuren Reiches haben mehr als 100000 Ein- wohner. b. Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung Rußlands ebenso große Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit wie in derjenigen Österreich-Ungarns und der Türkei. Doch ist in Rußland der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 3/4 der Gesamtbevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen (65 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen (8 Millionen). Außerdem leben in Rußland: Hl

7. Erdkunde - S. 173

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
173 Fig. 27. Der Kreml zu Moskau. nales Heiligtum der Nüssen. — Charkow (160000 Einwohner) hat blühenden Handel, besonders mit Pferden und Wolle. Jähr- lich vier große Messen. Universität. 3. Süd- oder Neurußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (130000 Einwohner) wichtiger Getreidemarkt. — Odessa unweit der Mündung des Dnjestr (217 000 Einwohner) mit einem den größten Seeschiffen zugänglichen Hafen, ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapelplatz und Hauptausfuhrort für Getreide. Universität. — Sewastopol auf der Halbinsel Krim ist durch die Belage- rung 1854—1855 bekannt. — Taganrog am Asowschen Meere (63 000 Einwohner) verliert infolge zunehmender Versandung seines Hafens immer mehr seine Bedeutung als hervorragender Getreide-

8. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 658

1855 - Mainz : Kunze
656 Russisches Reich. — Jetziger Bestand. Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland 58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener, mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und 345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans 3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.) noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten 2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und Buddhisten 300000. — Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See: Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg, Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill. Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber, Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6 Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks- unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver- größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew, Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die 1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill. Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-

9. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 206

1855 - Mainz : Kunze
204 Mittel-Europa. zwischen Schwaben- u. Baierland, in flacher Gegend, war ehmals die vornehmste Reichsstadt Schwabens und hat 40000 (£. Das von Elias Holl und andern Meistern ausgemalte Rathhaus soll das schönste Deutschlands sein, mit dem 52' hohen und 110' langen jetzt zur Gemäldegallerie dienenden Fürstensaal, der ohne Stützpfeiler und durch 52 Fenster erhellt ist. In der Kapellstube des bischöflichen Palastes wurde 1530 die Augsburgische Confession dem Kaiser übergeben. Ein Theil der Stadt mit eigner Kirche heißt die Fuggerei und wurde im 16. Jahrh, zu Wohnungen für arme Leute von 3 Brüdern Fugger erbaut. Diese Familie, in früherer Zeit mit Leinweberei, dann mit dem Handel beschäftigt, erwarb im Verlauf des 15. Jahrh, solche Reichthümer, daß die Kaiser des Reichs sich in Geldnöthen au sie wandten. Von Kaiser Max in den Adelstand, von Karl V. zur Grafenwürde erhoben, wurde später 1805 die eine Linie (von Babenhausen) sogar gefürstet. Als Karl V. einmal bei Anton Fugger einkehrte, zündete dieser, aus Artigkeit und um die Ehre des Besuchs wett zu machen, das Kaminfeuer mit einer kaiserlichen Schuldverschreibung an. Das Emporsteigen der Fugger ähnelt dem der Familie Medici zu Florenz; jetzt als mediatisirte Standesherrn in Baiern u. Wirtemberg besitzen sie noch Güter von 14 Qm. Die Augsburger Stadtgeschichte ist unterrichtend, wie die von Nürnberg. Köln, Strasburg und andern. Man sieht daraus, wie ein Bürgerstaud entsteht, nach Befreiungen strebt, sich der Obergewalt eines Herrn, geistlichen oder weltlichen, zu entledigen sucht, um ganz den Fürsten gleich blos den Kaiser über sich zu haben, und so die Reichsfreiheit erwirbt. Alsdann brechen, wie im alten Rom, Zwiste aus zwischen Patriziern und Plebejern, indem die letzteren, am Wissen und Wohl- stand Theil nehmend, auch an der Regierung des Gemeinwesens Antheil ver- langen. Kaum sind diese Zwiste zu Gunsten der Plebejer beigelegt, so zieht die Reformation, fast überall der Reichsbürgerschaft willkommen, neue Bewegungen im Innern und große Gefahren von Außen herbei. Augsburg kann solchen Ge- fahren wegen seiner zu südlichen Lage in Deutschland am wenigsten mit glück- lichem Erfolg widerstehen, und so wird die reiche herrliche Stadt in den Refor- mationskriegen mehrmals ihren Gegnern zur Beute. Karl V. zwingt ihr den Bischof und Patrizierherrschaft auf, und Moritz von Sachsen stellt Bürger- und Religionsfreiheit wieder her, die Karl V. dann von neuem vernichtet. Der Religionsfriede schafft zweifelhafte Ruhe. Endlich fährt der dreißigjährige Krieg so furchtbar über die Stadt hin, daß ihre Bevölkerung von 80000 bis auf 30000 Menschen herabsinkt. Katholiken und Protestanten erhalten zwar im westfälischen Frieden gleichen Antheil an der Rathswahl, aber der Wohlstand und die Be- deutung Augsburgs kommt nicht wieder auf die alte Höhe, ja im Jahr 1806 wird die schwäbische Reichsstadt ihrer Selbständigkeit beraubt und dem neuen Königreiche Baiern einverleibt. Die Ebene zwischen Wertach und Lech von Landsberg bis Augsburg, 10 Stunden lang, heißt das Lechfeld. Es ist geschichtlich berühmt, doch weniger weil 1633 der finstre Tilly besiegt und tödtlich verwundet von hier nach Ingol- stadt floh, als durch Otto des Großen Sieg am 10. Aug. 955. Das war ein Mann wie wenige auf dem Thron, seines großen Vaters würdig! Sein

10. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 233

1831 - Mainz : Kunze
255 als er zur Auöfütterung einer gewissen Anzahl Seidenwürmer gebraucht. Die Würmer kriechen nicht auf den Bäume« herum; er füttert sie in besondern Gemächern feines Hofs. Die gewonne- nen Kokons kocht er und verkauft sie in die Städte, wo sie durch Maschinen abgehaspelt werden. Die guten Sorten heißen Organsin und Tram; aus dem Abfall wird Floretseide gesponnen. Die Aecker und Wiesen sind mit Maulbeerbäumen eingefaßt. Man benutzt sie nebst den Ulmen zu Trägern des Weinstocks, den der Italiener gewöhnlich in graben Reihen zwischen jene Bäume pflanzt. Die Rebe rankt an ihnen auf und wird in Guirlanden von einem Baumgipfel zum andern gezogen; fürö Auge ein reizender Anblick. Nur behandelt man den Wein schlecht, so daß er dem Ausländer häufig widerlich schmeckt und sich nicht lange hält. Seide trägt viel ein. Eben so gibt man sich wenig Mühe, die Seide, dies reiche einheimische Produkt, selbst zu Waaren zu verarbeiten; man verkauft sie mehrcntheils in betriebsamere Länder. Der italische Landmann ist nicht Eigenthümer des Bodens, den er bebaut, er ist nur Maier oder Pächter oder blos Arbeiter; alles Land gehört reichen und vornehmen Gutsherrn. Als Pacht muß der Bauer die Hälfte der Erndte in Natura und die Hälfte des Wicsencrtrags in Geld zahlen. Dafür läßt ihm der Gutsherr auch das Vieh zur Benutzung. Solche Pacht ist auf vielen Bauer- höfen erblich. Es gibt Gutsherrn, die oft über 100 Maierhöfe neben ihren adligen Gütern und Schlössern besitzen, und in großen Städten oder an Fürstenhöfen den Ertrag verzehren. — Das Volk ist nicht mehr so tüchtig wie ehmals. Seine Blütezeit war vor drei und mehr Jahrhunderten, wo noch die Bürger- schaften vieler Städte unabhängig sich selbst regierten und ver- theidigten. Damals zog Gewerb und Handel Reichthümer herbei; da blühten alle Künste. Vorzügliche Dichter und Geschichtschreiber bildeten die italische Sprache zu großer Feinheit und Schönheit, und ihre Maler und Bildhauer wurden zuletzt Muster fürs übrige Europa. So ist es nicht mehr. — Es gibt verschiedene Regierungen im Pogebiet und au der Küste. Ein kleiner Theil des Landes am obern Tessin gehört zur Schweiz. Im Westen regiert der König von Sardinien-Piemont und im Osten über Lombardei und Venedig der östreichische Kaiser. Südlich des mittlern Po liegen die Herzogthümer Parma und Wodena, und den untern Po berührt der päpstliche Kirchenstaat.
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