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1. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 98

1882 - Mainz : Kirchheim
— 98 — ihre Schuld zur ewigen Verdammnis bestimmt. Zwingli leugnete die Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakramente. Es fand deshalb 1529 ein Religionsgespräch zwischen Lut hex und Zwingli in Marburg statt, das aber nicht zu dem erwünschten Vergleiche führte. Aus dem Reichstage zu Augsburg 1530 überreichten die Protestanten dem Kaiser ein von Melanchthon abgefaßtes Glaubensbekenntnis, die sogenannte Augsburger Confession. (gelehrte katholische Theologen widerlegten dieselbe; doch wurde eine Einigung nicht zu Stande gebracht. Da der Kaiser mit der Reichsacht drohte, traten die protestantischen Fürsten zusammen und bildeten den Schmal-kaldisch en Bund 1531. Die Häupter desselben waren: Friedrich der Beständige von Sachsen und Philipp der Großmütige von Hessen. Zwar wurde durch den Nürnberger Religionsfrieden 1532 eine augenblickliche Ruhe geschaffen, doch dauerte der innere Zwiespalt fort. Schon kurz nachher 1534 verübten die Wiedertäufer in Münster Gräuelthaten, wie sie nicht schändlicher gedacht werden können. Zwei Niederländer. Johann von Leyden ibockelsohn) und Johann Mathiesen gaben sich als Propheten aus; ihnen schloß sich der Prediger Rothmann an nebst Krechting und Knipperdolling. Johann von Leyden ließ sich sogar als König ausrufen. Endlich gelang es den Gutgesinnten, die Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Johann von Leyden, Krechting und Knipperdolling wurden hingerichtet, ihre Leichname aber zum abschreckenden Beispiele in eisernen Käsigen an dem Turme der Lambertus-kirche ausgehängt. Die Seeräubereien des berühmten Haireddinbarba-rossa nötigten Karl V., zwei Züge nach Afrika zu unternehmen. 1535 siegte die christliche Flotte unter dem kühnen Genuesen Andreas Doria über Haireddin. Viele Tausende von Christensklaven wurden befreit, Muley Hassan, der Beherrscher von Tunis, wieder in seine Rechte eingesetzt. Der zweite Zug Karls (1541) hatte nicht den gewünschten Erfolg. Stürme und Krankheiten nötigten den Kaiser zur schleunigen Rückkehr. In Deutschland wurden die Verhältnisse immer trauriger und drohender. Der Schmalkaldische Bund verweigerte es, Abgesandte auf das nach Trient zusammenberufene

2. Die Neuzeit - S. 73

1884 - Mainz : Kirchheim
Aufruhr in Münster. 73 unterhandeln und ihnen volle Glaubensfreiheit zu gewähren. Damit aber war die Ruhe noch nicht hergestellt, im Gegenteil wurde diese bald wieder gestört, namentlich durch Weiber, welche in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen mit fliegenden Haaren und aufgelösten Kleidern unter Schreien und Heuleu, Lachen, Beten und Fluchen wie Wahnsinnige herumtobten, so daß viele Leute aus Schrecken die Stadt verließen, wogegen viele auswärtige Wiedertäufer in dieselbe zogen, zumal da Rottmann jedem, der sich einfinden würde, Zehnfachen Ersatz für das zu Haufe gelassene Gut versprochen hatte. So kam am Ende die Stadt ganz in die Hände der Wiedertäufer, und die Folge davon war, daß bei der neuen Ratswahl lauter „erleuchtete" Handwerker in den Rat kamen , der sofort den K nipp er d ollin g zum Bürgermeister wählte und auch die übrigen Ämter mit Glaubensgenossen besetzte. Sechs Tage darauf fand eine große Versammlung bewaffneter Wiedertäufer auf dem Rathause statt, wo der Prophet aus scheinbarem Schlase plötzlich auffahrend erklärte, man müsse die Ungläubigen, wofern sie sich nicht bekehren, aus der Stadt jagen, denn dies sei der Wille Gottes, und verbarg dabei nicht, auf was es zunächst abgesehen war, indem er ausrief: „Hinweg mit den Kindern Esaus, die Erbschaft gehört den Kindern Jakobs!" — Gesagt, gethan, die Neugläubigen fielen über die Altgläubigen her unter dem Gebrülle: „Heraus ihr Gottlosen!" und jagten ihrer einige Tausende unter Regen und Schneegestöber zum teil halbnackt mit Weib und Kind als Bettler ans der Stadt, welche sie sofort unter sich nach Landsmannschaften verteilten. Die Beine ans den geplünderten Kirchen und Klöstern, in welchen die Kunstdenkmäler und alle Druck- und Handschriften vernichtet wurden, wurde uebst der fahrenden Habe der Vertriebenen auf die Kanzlei zusammengebracht und den sieben von Matthys aufgestellten Diakonen zur Verwaltung und allmäligen Verteilung unter die Gläubigen übergeben. Als ein ehrlicher Schmied, Hubert Rutscher, dagegen murrte, wurde er sogleich von Matthys getötet, und zwei andere, welche gleichfalls murrten, wurden verhaftet. Darauf fügten sich alle dem neuen Gewaltregiment, das sich jedoch nur auf die Stadt Münster beschränken konnte, denn der Bischof hatte unterdes Hilfstruppen aus Cleve und Köln erhalten und mit denselben die Stadt ringsum eingeschlossen (im April und Mai 1534). Dieselbe war aber mit allen Kriegsbedürfnissen wohl versehen und die Bürgerschaft zur äußersten Verteidigung entschlossen. Matthys machte einer ver-

3. Die neueste Zeit - S. 287

1886 - Mainz : Kirchheim
Die Pläne Rußlands. 287 mit seinen civilisatorischen Wirkungen erhoffen lasse. Aber um diesen friedlichen Handelsverkehr zu erzwingen, war denn doch 1868 der Krieg gegen Bochara nötig geworden, und unverkennbar lag es vor aller Augen, daß es für den Zaren gar nicht möglich sei, die selbstgesteckte Grenze von 1864 wirklich einzuhalten. Die Besorgnis Englands für sehte indischen Besitzungen nahm deshalb beständig zu, insbesondere seitdem 1873 Rußlaud genötigt schien, den General Kaufmann auch in Chiwa einrücken zu lassen. Dasselbe Schicksal erlitten in den nächsten Jahren Chokand und Bochara, und seitdem 1874 auch die Organisierung einer neuen Provinz, der transkaspischen, beschlossen worden, die südwärts bis an die persische Grenze reichte, bildeten die Steppen der Turkmanen, die unabhängigen Vasallenstaaten Afghanistans und das Plateau des Pamir die letzte Saniere gegen Afghanistan, wo England schlechterdings zum Kampfe bereit stehen mußte. Bald jedoch schien es, als ob der Zusammenstoß der beiden großen Mächte früher noch als in Centralasien an einem näher gelegenen und wichtigeren Punkte stattfinden werde. Die orientalische Frage war seit 1870 wieder in Fluß gekommen , und Rußland verzichtete nunmehr auf jene vorsichtige Zurückhaltung, die es ein halbes Menschenalter hindurch fast unausgesetzt beobachtet hatte. Mit dem glücklichen Ausgange der Londoner Konferenz, welche die schlimmsten Folgen des unglücklichen Krimkrieges beseitigte und Rußland seine volle militärische Unabhängigkeit im Schwarzen Meere zurückgab, trat es der Pforte gegenüber in eine ganz neue Stellung. Es hatte ihr den augenfälligen Beweis geliefert, daß fein Ansehen in Europa wieder hergestellt fei, daß England der Türkei Hilfe zu bringen nicht wage, Österreich es nicht wolle, Frankreich nicht sönne. Je enger sich dann in der Folge das intime Verhältnis des Zaren zu feinen beiden kaiserlichen Nachbarn ausbildete, um so mehr fühlte sich auch der Sultan angetrieben, sich mit Rufelanb ans einen guten Fuß zu stellen, und es bauerte nicht lange, so war General Ignatjeff der einflußreichste unter den frem-bett Gesandten am Bosporus. Daß er biefe vortreffliche Position nicht bazn benutzen würde, um das türkische Reich durch gute Ratschläge zu kräftigen, lag aus der Hand; aber es bedurfte boch in der That kaum seiner Nachhilfe, um den Verfall des morfchen Staatswesens, der mit Riesenschritten zunahm, zu beschleunigen. Sultan Abdnl Aziz war bei seiner Thronbesteigung (1861) mit großen Hoffnungen begrüßt worben, die sich aber

4. Erdkunde - S. 170

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
M — 170 — Edelsteine und schöne Marmorarten. Auch hat Rußland mächtige, noch wenig benützte Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen (letztere am Kaspischen Meere). Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In- dustrie noch weit hinter der westeuropäischen zurück. Von Be- deutung ist nur die Baumwollen-, Wollen- und Leinenweberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Branntweinbrennerei. In neuerer Zeit geschieht sehr viel zur Hebung der Industrie. Der Handel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge- langen vornehmlich: Getreide, Hanf, Flachs, Holz, Talg, Wolle, Rindvieh, Schweine, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast sämtliche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein- geführt werden. V. a. Obwohl das europäische Rußland 87l/2 Millionen Einwohner zählt, so ist es doch unter allen europäischen Län- dern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn auf 1 qkm treffen nur 16 Meuschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B. Deutschland bewohnt, so müßte es ans seinem Flächenraum von fast 5 390000 qkm ungefähr 460 Millionen Einwohner haben; aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangel, der Deutsch- land an Größe weit übertrifft, nur etwa 300000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands, be- sonders in der industriereichen Gegend um Moskau. — Nur zehn Städte des ungeheuren Reiches haben mehr als 100000 Ein- wohner. b. Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung Rußlands ebenso große Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit wie in derjenigen Österreich-Ungarns und der Türkei. Doch ist in Rußland der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 3/4 der Gesamtbevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen (65 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen (8 Millionen). Außerdem leben in Rußland: Hl

5. Erdkunde - S. 173

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
173 Fig. 27. Der Kreml zu Moskau. nales Heiligtum der Nüssen. — Charkow (160000 Einwohner) hat blühenden Handel, besonders mit Pferden und Wolle. Jähr- lich vier große Messen. Universität. 3. Süd- oder Neurußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (130000 Einwohner) wichtiger Getreidemarkt. — Odessa unweit der Mündung des Dnjestr (217 000 Einwohner) mit einem den größten Seeschiffen zugänglichen Hafen, ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapelplatz und Hauptausfuhrort für Getreide. Universität. — Sewastopol auf der Halbinsel Krim ist durch die Belage- rung 1854—1855 bekannt. — Taganrog am Asowschen Meere (63 000 Einwohner) verliert infolge zunehmender Versandung seines Hafens immer mehr seine Bedeutung als hervorragender Getreide-

6. Erdkunde - S. 179

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
179 der Aralsee, in den die Doppelflüsse Amu-Darja (Opus) und Sir- Darja (Jaxartes) münden; der Balchaschsee mit dem Jli, der Lop-Nor mit dem Tarim und das Tote Meer mit dem Jordan. Iv. Klima und Produkte. Asien hat an der heißen, der gemäßigten und der kalten Zone Anteil; doch gehören der Gesamtfläche zur gemäßigten Zone. In der Polarzone herrscht außerordentlich strenge und anhal- tende Kälte, welche nicht nur durch die nördliche Lage, sondern auch dadurch verursacht wird, daß das Gebiet in weiter Ausdehnung offen am Eismeere liegt, dessen rauhen Winden es preisgegeben ist. — Die gemäßigte Zone zeigt fast durchweg kontinentales Klima. Auf den kurzen, glühend heißen Sommer folgt fast unvermittelt ein langer, sehr strenger Winter. Im Durchschnitte ist diese Zone kälter wie in Europa. — In der heißen Zone haben die westlichen Länder sehr trockenes, die östlichen hingegen feuchtes Klima. Die größte Hitze herrscht in Arabien. Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öden Tun- dras im Norden kaum von Moosen und Flechten bedeckt sind, und nur noch wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen vermögen, erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Süden des Erd- teiles üppige Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen, Reis, Thee, Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere Gewürze, mancherlei Arznei- und Färbekräuter haben hier ihre Heimat. Zahlreiche Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens. In den mächtigen Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel, Affen und Schlangen; kreischende Papageien und andere farben- reiche Vögel schaukeln sich auf den Zweigen der Bäume; im Dickicht des Schilfes lauert der Königstiger; Sümpfe und Ströme sind von häßlichen Krokodilen, Salamandern und Schildkröten bewohnt; der Indische Ocean birgt die kostbare Perle. V. Bevölkerung. a- Zahl. Asien hat auf einem Flächenraum von 45 Mil- lionen qkm über 830 Millionen Einwohner, also mehr als die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich

7. Erdkunde - S. 183

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
183 im Osten vorgelagerte Tiefebene. An Größe wird China von Rußland und Großbritannien (mit den Kolonieen) übertroffen; aber der Bevölke- rungszahl nach ist es das erste Reich der Welt. Rach gewöhnlicher Annahme hat China über 400 Millionen Einwohner, das ist mehr als i/A der gesamten Menschheit. Doch ist die Bevölkerung sehr ungleich über den weiten Raum verteilt. Während die Nebenländer, obwohl sie 2/3 der Gesamtfläche einnehmen, nur etwa 20 Millionen Bewohner zählen, treffen auf das eigentliche China über 380 Millionen. Das eigentliche Khina, * von den Chinesen mit Stolz „das Reich der Mitte" genannt, breitet sich über den östlichen Abhang des hinterasiatischen Hoch- landes und über die chinesische Tiefebene aus. Das Land wird vom Hoangho und Jangtsekiang durchflossen. Ein weit ausgedehntes Kanalnetz verbindet dieses wasserreichste Strompaar Asiens (der be- rühmte Kaiserkanal hat eine Länge von 1200 km — der Länge des Rheins). — Das milde Klima, die Fruchtbarkeit des Bodens und die starke Bewässerung machen das eigentliche China zu eiuem der gesegnetsten Länder der Erde. Hauptbeschäftigung der Be- wohner ist die Landwirtschaft, welche mit größter Sorgfalt und Umsicht betrieben wird. In den nördlichen Provinzen werden vorzugsweise Getreide und Tabak gebaut, in den mittleren und südlichen dagegen Baumwolle, Zucker, Pfeffer und andere Gewürze, vor allem aber Thee und Reis. In den Gebirgsgegenden ge- deiht der für die Arzneikunde sehr wichtige Rhabarber. Nach zuverlässigen Meldungen hat China auch unermeßliche, bisher noch wenig ausgebeutete Lager von Eisenerz und Steinkohlen.— Die chinesische Industrie steht in mancher Hinsicht auf sehr hoher Stufe. Berühmt sind chinesische Porzellanwaren, Färbereien, Baum- wollen- und Seidenwebereien, Papiere, Lackwaren rc. (China ist die Heimat der Seidenraupe.) Der Handel Chinas ist bedeutend. Besonders lebhaft ist der Tauschhandel mit Rußland und Indien. Auch der Seehandel hat einen großen Aufschwung genommen, seit durch Vertrag viele Häfen den Ausländern geöffnet sind. Zur Ausfuhr gelangen Haupt-

8. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 599

1855 - Mainz : Kunze
Schweiz. — Das Geschichtliche. 597 Unabhängigkeit, ist die schweizerische Eidgenossenschaft entstanden. Ihr Beginn im Jahr 1308 war klein, doch wuchs sie in den nächsten Jahrhunderten durch heldenmüthige Bekämpfung der Gegner und durch glückliche Erwerbungen zu einem Bunde, der sich über die herrliche Alpenlaudschaft vom Hochgebirg bis zum schwäbischen Rhein, und auf der Südseite bis zum italischen Lago maggiore erstreckte. 'Sie rechnete sich anfangs noch zum deutschen Reiche, dem sie erst durch den Krieg mit Kaiser Max I., der sie 1499 vergebens angriff, völlig ent- fremdet wurde. 1648 im westfäl. Frieden galt sie als eigner europäischer Staat und bestand aus folgenden Theilen: a) 13 (Santone, die theils städtische Ge- biete waren, mehr und minder aristokratisch regiert von kleinem und großem Rath, mit Bürgermeister oder Schultheiß an der Spitze, wie Zürich, Bern, Luzern, Zug, Basel, Freiburg, Solothurn, Schafhausen; theils Län- der, demokratisch regiert durch Landsgemeinden mit Landammanns an der Spitze, wie Uri, Schwvz, Unterwalden, Glarus, Appenzell. >,) Schutz- genossen oder zugewandte Orte, nämlich Abtei und Stadt St. Gallen, Rhätien, Wallis, Biel, Genf, Fürstenthum Neuenburg, und Mühl- hausen im Elsaß, o) Unterthauenlande oder eidgenössische Vogteien, die von einigen Cantonen regiert wurden, nämlich ital. Vogteien südl. des Gott- hard, Sarg ans und Rheinthal neben Voralberg, Baden nebst freien Aemtern; Murten, Gransou. — So mancherlei regierende, regierte, be- schützte und unterthänige Theile mußten auch mancherlei Rechtsame und große Ungleichheit haben, und keineswegs war an eine feste innige Vereinigung der- selben gedacht. Vielmehr hielt der Gegensatz von aristokrat. und demokrat. An- forderungen nicht blos die Cantone, sondern auch die verschiedenen Volksklassen in den Cantonen auseinander; wozu leider im Beginn des 16. Jahrh., da die Reformationsidee nicht den ganzen Schweizerbund durchdringen konnte, noch ein kirchlicher Gegensatz kam, der eben so heftigen innern Streit erregte und auch im Frieden eben solche Absonderung und Verschiedenheit der geistigen Kultur veranlaßte, wie in Deutschland. Jedoch fiel trotz der Entfremdung ihrer Theile die Eidgenossenschaft nicht auseinander. Man hielt wenigstens am schweizerischen Vaterlande, und so lange noch die innern Einrichtungen nicht veraltet waren, wurden sie auch trotz ihrer Mängel nicht morsch. Aber im 17. und 18. Jahr- hundert veralteten sie wirklich. Lange Ruhe, indem man bei großen Kriegen mächtiger Nachbarn Neutralität behauptete, ließ die ehmalige politische Thätig- keit, ohne die ein jedes Volk eigne Kraft und fremde Achtung verliert, allmählig erstarren; das Hergebrachte ward ängstlich erhalten, nicht verbessert. — Unterdeß wirkten die Ideen des 18. Jahrhunderts auch ans schweizerische Gelehrte und Bürger. An der Literatur Deutschlands und Frankreichs Theil nehmend, zeich- neten sich Albrecht Haller, Jselin, Bodmer, d'jvernois, Rousseau, Salomon Gesner, Euler, Bernouilli, Lambert, Sulzer, Zurlauben, Zimmermann, Füeßli, Mallet, Lavater, Salis, Pestalozzi, Johann Müller, Bonstetten u. a. aus; Vater- landsfreunde stifteten eine gemeinnützige Gesellschaft zu Schinznach, und Ein- sichten in das, was dem Volks- und Staatsleben dringend noth that, begannen sich zu verbreiten. Doch ehe sie noch kräftig Wurzel fassen konnten, ward am

9. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 646

1855 - Mainz : Kunze
644 Königr. Schweden — Länder n. Städte. Insel Oeland gegenüber, alle Slädte. Neu sind: die Festung Landskrona am Snnd, und der Kriegshafen Karls kr ona mit 15000 E. Am südlichsten liegt der Hafen Pstadtiu der Landschaft Schonen. — 3) Norrland erstreckt sich bis zu der jetzt Rußland gehorchenden Stadt Tornea. 2500 Qm. mit nur 280000 Menschen, worunter die Hälfte finnischen Urstammes, obgleich schwedisch redend. Gefle mit 9000(5. hübsche Stadt nahe der Mündung der Dal Elf.— 4) Lappland, nämlich das schwedische, denn in Norwegen und Rußland gibt's auch Lappen oder Same. Fast 2000 Qm. mit nur 4000 Lappen und 7500 Co- louisten. Rennthiere, Jagd, Fischerei, isländisch Moos und Waldbeeren dienen zur Nahrung und Erhaltung der armen Bewohner. — Insel Gothland in der Ostsee, wo Hauptstadt Wisby init 4000 E., im Mittelalter ein vorzüglicher Handelplatz, der an 12000 wohlhabende Bürger, mehrentheils Deutsche, zählte. Kleiner ist die Insel Oeland. lf. Norwegen wird wie Dänemark in Stifte abgetheilt. Städte: Christiania im Stift Aggerhuus, mit 28000 E. und einer Universität, Haupt- stadt und Sitz des Storthings am tiefsten Winkel eines langen Fiords, der mit Gebirg, Landhäusern und Dörfern umkränzt ist. Bergen, eben so groß, Seestadt und Hauptplatz des Stockfisch- und Häringhaudels, nördlich vom Hardauger Fiord. Drontheim nordwestlich des Dovresields, Krönungsstadt, mit Hafen und 14000 E. Kongsberg südwestl. von Christiania, bedeutendste Bergstadt, wo auch Silber ausgebeutet wird. Röraas, großes Kupferbergwerk im rauhen Quellbezirk des Glommen. — Der Handelplatz Hammerfest (400 Bew.) ist der nördlichste bewohnte Platz, nabe dem Nordkap. — Die Lo foden Inseln mit nackten Bergen, viel besucht wegen des reichen Fischfangs; im Süden davon der Maelstrom, ein gefährlicher Strudel. Außer Europa besitzt die Krone Schweden nur die Insel Barthélémy in Westindien mit 16000 Bewohnern. §. 10. Königreich Polen. Es gibt zwar kein polnisches Königreich mehr; was man noch so nennt, ist eine russische Provinz. Da aber die Selbständigkeit Polens erst vor kurzem völlig aufgehört hat, so mag seiner Geschichte und seinem jetzigen Bestände ein besonderer Paragraph gewidmet sein. Die polnische Geschichte zerfällt in drei Abschnitte: I) Wachsthum und äußere Größe unter den Häusern Piasts und Jagello's, bis 1572. — 2) Innere Zer- rüttungen bis zum Untergange 1795. — 3) Versuche neuer Erhebung. Die wendischen Völker östlich der Elbe mußten sich dem deutschen Reiche unterwerfen; nur die Polen an der obern Oder, Wartha und Weichsel, wenn gleich ihre Fürsten geraume Zeit bei den Kaisern zu Lehn gingen, erhielten sich als selbständige Nation. Das christliche Priesterthum, das schon im 10. Jahr- hundert bei ihnen Eingang fand, hatte sie vor dem Geschick ihrer nördlichen Nachbarn der Preußen bewahrt, die dem deutschen Ritterorden und den Kreuz- fahrern ihre Unabhängigkeit und eigenthümliche Sprache aufopfern mußten. Die weiter rückwärts wohnenden Lithauer (oder obern Lithauer, wenn man die

10. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 653

1855 - Mainz : Kunze
651 Russisch es Reich. — Geschichte. verbreiten können; allein die mogolische Macht erschlaffte. Des Tataren Timur (oder Tamerlan) Eroberungen verdnnkelten die früheren der Familie Dschingis- chans, und das Chanat Kaptschak (so hieß der nordwestl. vom caspischen Meer errichtete Mogolenstaat, dem Rußland gehorchte) zerfiel in Trümmer. Sofort erhob sich nach 2 Jahrhunderten das russische Großfürstenthum. Iwan Wasiljewitsch machte sich 1480 frei, nahm Moskau zu seiner Residenz, er- klärte das Reich für untheilbar, schickte sogar 1491 zum deutschen Reichstage nach Frankfurt Gesandte (deren Wortführer italienisch sprach) und zeigte sich als ein Fürst, der den Stamm Ruriks wieder mit Glanz umgab. Er kann für den zweiten Gründer des russischen Reichs gelten. Leider gab es in seinem Volke kein Elenient der Freiheit, keins der Kultur. Schon die äußere Gestalt der Russen, die Züge des Gesichts, beurkundeten eine kalmückisch - slawische Mischung. In Priestern und Mönchen zeigte sich weder Neigung zu Studien noch Forschungssinn; kaum daß die Mehrheit von ihnen lesen konnte. Schmutz, Roheit und knechtischer Sinn hielten jede geistige Anlage in Banden. Kein freigesinnter Adel, wie in Polen, zügelte den Despotism; und die einzigen Grundlagen der Bildung, nämlich die städtischen Einrichtungen zu Nowgorod und Pleskow vernichtete man, sobald beide Republiken bezwungen waren, gänzlich. Die Bürger wurden Leibeigene des Czaars, der überhaupt als Herr über Leben, Ehre und Vermögen der Unterthanen betrachtet ward. Nur die Nachkommenschaft ehmaliger Fürsten, und der Bojarenratb, behaupteten ge- wisse erbadlige Vorrechte. Der Despot regierte mit Hülfe einiger 1000 Strelzi's oder Strelitzen, als Beginn künftiger stehender Heere. Zum Kriege jedoch mußten alle Knäsen und Bojaren mit ihren Knechten erscheinen. Gefährlich für den Westen wäre übrigens dieser geistlose Staat, obwohl er seit 1592 über Kasan und Astrakan und bald auch über Sibirien sich erstreckte, nicht geworden, wenn nicht das mächtige Polen sich selbst durch wilde Factiouen zerrüttet, und oer so tapfre Schwedeukönig Karl Xii. nicht auf's tollste die Kräfte seiner Nation vergeudet, und ein günstiges Geschick nicht einen ausgezeichneten Mann, Peter den Großen, auf den russischen Thron gebracht hätte. Dieser Czaar, gleichsam der dritte Gründer des Reichs, gehört einer neuen Regentensamilie an, dem Hause Romanow, das von 1613 bis 1730 herrschte. Erst 17 Jahr alt, als er 1689 den Thron bestieg, zeigte er bald, welch' ein auf- strebender Geist an die Spitze des Volks gekommen sei. Roh wie andre russische Fürsten, war er voll Begier zu lernen, voll Talent zum Nachahmen, voll That- kraft, seine Pläne auszuführen. In den 36 Jahren seiner Regierung wurden die Russen auf's vielfachste angeregt, und durch Fremde, besonders Deutsche, zum Nachahmen in Gewerken und mechanischen Künsten veranlaßt. Die empörerischen Strelzi's mußten einer europäischen Garde, die Unordnung des wilden Aufgebots einem geregelteren Kriegsheere weichen. Er selbst lernte den Dienst wie ein ge- meiner Soldat, und den Schiffbau wie ein Zimmermann. Zuerst von Karl Xii. bei Narwa 1700 besiegt, hatt' er endlich die Freude, wenn auch durch Uebermacht, einen sieg über die Schweden (bei Pultawa 1709) zu erringen, und sein heißes Verlangen nach Besitz an der Ostsee zu befriedigen. Lieflaud, Esthland, Inger-
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