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ihre Schuld zur ewigen Verdammnis bestimmt. Zwingli leugnete die Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakramente. Es fand deshalb 1529 ein Religionsgespräch zwischen Lut hex und Zwingli in Marburg statt, das aber nicht zu dem erwünschten Vergleiche führte.
Aus dem Reichstage zu Augsburg 1530 überreichten die Protestanten dem Kaiser ein von Melanchthon abgefaßtes Glaubensbekenntnis, die sogenannte Augsburger Confession. (gelehrte katholische Theologen widerlegten dieselbe; doch wurde eine Einigung nicht zu Stande gebracht.
Da der Kaiser mit der Reichsacht drohte, traten die protestantischen Fürsten zusammen und bildeten den Schmal-kaldisch en Bund 1531.
Die Häupter desselben waren:
Friedrich der Beständige von Sachsen und Philipp der Großmütige von Hessen. Zwar wurde durch den Nürnberger Religionsfrieden 1532 eine augenblickliche Ruhe geschaffen, doch dauerte der innere Zwiespalt fort.
Schon kurz nachher 1534 verübten die Wiedertäufer in Münster Gräuelthaten, wie sie nicht schändlicher gedacht werden können. Zwei Niederländer. Johann von Leyden ibockelsohn) und Johann Mathiesen gaben sich als Propheten aus; ihnen schloß sich der Prediger Rothmann an nebst Krechting und Knipperdolling. Johann von Leyden ließ sich sogar als König ausrufen. Endlich gelang es den Gutgesinnten, die Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Johann von Leyden, Krechting und Knipperdolling wurden hingerichtet, ihre Leichname aber zum abschreckenden Beispiele in eisernen Käsigen an dem Turme der Lambertus-kirche ausgehängt.
Die Seeräubereien des berühmten Haireddinbarba-rossa nötigten Karl V., zwei Züge nach Afrika zu unternehmen. 1535 siegte die christliche Flotte unter dem kühnen Genuesen Andreas Doria über Haireddin. Viele Tausende von Christensklaven wurden befreit, Muley Hassan, der Beherrscher von Tunis, wieder in seine Rechte eingesetzt. Der zweite Zug Karls (1541) hatte nicht den gewünschten Erfolg. Stürme und Krankheiten nötigten den Kaiser zur schleunigen Rückkehr.
In Deutschland wurden die Verhältnisse immer trauriger und drohender. Der Schmalkaldische Bund verweigerte es, Abgesandte auf das nach Trient zusammenberufene
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Melanchthon Friedrich Philipp_der_Großmütige Philipp Johann Johann_Mathiesen Johann Rothmann Johann Johann_von_Leyden Johann Karl_V. Karl_V. Andreas_Doria Christensklaven Muley_Hassan Karls
Extrahierte Ortsnamen: Christi Marburg Sachsen Hessen Afrika Tunis Karls Deutschland
Aufruhr in Münster. 73
unterhandeln und ihnen volle Glaubensfreiheit zu gewähren. Damit aber war die Ruhe noch nicht hergestellt, im Gegenteil wurde diese bald wieder gestört, namentlich durch Weiber, welche in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen mit fliegenden Haaren und aufgelösten Kleidern unter Schreien und Heuleu, Lachen, Beten und Fluchen wie Wahnsinnige herumtobten, so daß viele Leute aus Schrecken die Stadt verließen, wogegen viele auswärtige Wiedertäufer in dieselbe zogen, zumal da Rottmann jedem, der sich einfinden würde, Zehnfachen Ersatz für das zu Haufe gelassene Gut versprochen hatte. So kam am Ende die Stadt ganz in die Hände der Wiedertäufer, und die Folge davon war, daß bei der neuen Ratswahl lauter „erleuchtete" Handwerker in den Rat kamen , der sofort den K nipp er d ollin g zum Bürgermeister wählte und auch die übrigen Ämter mit Glaubensgenossen besetzte.
Sechs Tage darauf fand eine große Versammlung bewaffneter Wiedertäufer auf dem Rathause statt, wo der Prophet aus scheinbarem Schlase plötzlich auffahrend erklärte, man müsse die Ungläubigen, wofern sie sich nicht bekehren, aus der Stadt jagen, denn dies sei der Wille Gottes, und verbarg dabei nicht, auf was es zunächst abgesehen war, indem er ausrief: „Hinweg mit den Kindern Esaus, die Erbschaft gehört den Kindern Jakobs!" — Gesagt, gethan, die Neugläubigen fielen über die Altgläubigen her unter dem Gebrülle: „Heraus ihr Gottlosen!" und
jagten ihrer einige Tausende unter Regen und Schneegestöber zum teil halbnackt mit Weib und Kind als Bettler ans der Stadt, welche sie sofort unter sich nach Landsmannschaften verteilten. Die Beine ans den geplünderten Kirchen und Klöstern, in welchen die Kunstdenkmäler und alle Druck- und Handschriften vernichtet wurden, wurde uebst der fahrenden Habe der Vertriebenen auf die Kanzlei zusammengebracht und den sieben von Matthys aufgestellten Diakonen zur Verwaltung und allmäligen Verteilung unter die Gläubigen übergeben. Als ein ehrlicher Schmied, Hubert Rutscher, dagegen murrte, wurde er sogleich von Matthys getötet, und zwei andere, welche gleichfalls murrten, wurden verhaftet. Darauf fügten sich alle dem neuen Gewaltregiment, das sich jedoch nur auf die Stadt Münster beschränken konnte, denn der Bischof hatte unterdes Hilfstruppen aus Cleve und Köln erhalten und mit denselben die Stadt ringsum eingeschlossen (im April und Mai 1534). Dieselbe war aber mit allen Kriegsbedürfnissen wohl versehen und die Bürgerschaft zur äußersten Verteidigung entschlossen. Matthys machte einer ver-
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255
rungspflanzen. Die europäischen Ansiedler haben aber Getreide-,
Obst- und Weinbau mit dem günstigsten Erfolge eingeführt. Seit
neuerer Zeit werden noch Zuckerrohr und Baumwollstaude gepflanzt.
— Auch die Tierwelt ist einförmig und arm an Arten. Die
wenigen einheimischen Säugetiere gehören zumeist den Beuteltieren
an, von denen das Känguruh am bekanntesten ist. Mannig-
faltiger ist die Vogelwelt (verschiedene Papageien, der schwarze
Schwan, der Emu, „australischer Strauß" genannt, u. s. w.).
Im ganzen zeigen die einheimische Tier- und Pflanzenwelt Australiens
einen eigenartigen, von dem der andern Kontinente abweichenden
Charakter. — Nunmehr sind sämtliche europäischen Haustiere (wie
auch viele Singvögel) eingebürgert und haben sich außerordentlich
schnell vermehrt, so daß jetzt schon Viehzucht die Haupt-
beschäftigung der Eingewanderten bildet. Von größter Bedeutung
ist die Schafzucht. 1885 wurde um mehr als 400 Millionen
Mark Wolle nach Europa ausgeführt. Außerdem ist besonders
die Rindviehzucht von Wichtigkeit. Das Fleisch wird gesalzen
und konserviert in den Handel gebracht, in neuester Zeit auch
mit günstigem Erfolge in gefrorenem Zustande. — Die Land-
wirtschaft ist auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt.
Unter den Erzeugnissen bildet Weizen einen wichtigen Ausfuhr-
artikel. — Von großer Bedeutung ist der Bergbau. Australien
hat sehr ergiebige Goldlager, welche 1851 entdeckt wurden und seit-
her mit abwechselndem Erfolge ausgebeutet werden. (Im Jahre 1885
über 400 Millionen Mark Ertrag.) Von anderen Mineralien sind
zu nennen: Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei und Steinkohlen. —
Die Industrie hebt sich zwar allmählich, doch muß zur Zeit noch
der größte Teil des Bedarfes aus Europa eingeführt werden. —
Der Handel hat in den letzten Jahrzehnten einen ganz erstaun-
lichen Aufschwung genommen. Die jährliche Ausfuhr hatte in den
letzten Jahren einen Durchschnittswert von 1000 Millionen Mark,
die Einfuhr von 1300 Millionen Mark. — Der Binnenverkehr
hingegen ist durch die Bodeuverhältnisse wie auch durch den Mangel
schiffbarer Flüsse sehr erschwert. Als großartiges Unternehmen darf
die Errichtung eines Telegraphen gelten, welcher von Adelaide quer
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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M
— 170 —
Edelsteine und schöne Marmorarten. Auch hat Rußland mächtige,
noch wenig benützte Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen
(letztere am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch weit hinter der westeuropäischen zurück. Von Be-
deutung ist nur die Baumwollen-, Wollen- und Leinenweberei, die
Lederfabrikation (Juchten) und Branntweinbrennerei. In neuerer
Zeit geschieht sehr viel zur Hebung der Industrie.
Der Handel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Hanf, Flachs, Holz, Talg, Wolle,
Rindvieh, Schweine, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast
sämtliche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a. Obwohl das europäische Rußland 87l/2 Millionen
Einwohner zählt, so ist es doch unter allen europäischen Län-
dern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn auf 1 qkm
treffen nur 16 Meuschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es ans seinem Flächenraum von
fast 5 390000 qkm ungefähr 460 Millionen Einwohner haben;
aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen
sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangel, der Deutsch-
land an Größe weit übertrifft, nur etwa 300000 Bewohner. —
Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands, be-
sonders in der industriereichen Gegend um Moskau. — Nur zehn
Städte des ungeheuren Reiches haben mehr als 100000 Ein-
wohner.
b. Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands ebenso große Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit wie
in derjenigen Österreich-Ungarns und der Türkei. Doch ist in
Rußland der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß
ihm mehr als 3/4 der Gesamtbevölkerung angehören. Unter den
verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen
(65 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen
(8 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
Hl
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Moskau Polen Rußland
173
Fig. 27. Der Kreml zu Moskau.
nales Heiligtum der Nüssen. — Charkow (160000 Einwohner)
hat blühenden Handel, besonders mit Pferden und Wolle. Jähr-
lich vier große Messen. Universität.
3. Süd- oder Neurußland, das ehemals türkische Gebiet am
Schwarzen Meere. Kischinew (130000 Einwohner) wichtiger
Getreidemarkt. — Odessa unweit der Mündung des Dnjestr
(217 000 Einwohner) mit einem den größten Seeschiffen zugänglichen
Hafen, ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen
Meere, Stapelplatz und Hauptausfuhrort für Getreide. Universität.
— Sewastopol auf der Halbinsel Krim ist durch die Belage-
rung 1854—1855 bekannt. — Taganrog am Asowschen Meere
(63 000 Einwohner) verliert infolge zunehmender Versandung seines
Hafens immer mehr seine Bedeutung als hervorragender Getreide-
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179
der Aralsee, in den die Doppelflüsse Amu-Darja (Opus) und Sir-
Darja (Jaxartes) münden; der Balchaschsee mit dem Jli, der
Lop-Nor mit dem Tarim und das Tote Meer mit dem Jordan.
Iv. Klima und Produkte. Asien hat an der heißen, der
gemäßigten und der kalten Zone Anteil; doch gehören der
Gesamtfläche zur gemäßigten Zone.
In der Polarzone herrscht außerordentlich strenge und anhal-
tende Kälte, welche nicht nur durch die nördliche Lage, sondern auch
dadurch verursacht wird, daß das Gebiet in weiter Ausdehnung
offen am Eismeere liegt, dessen rauhen Winden es preisgegeben ist. —
Die gemäßigte Zone zeigt fast durchweg kontinentales Klima. Auf
den kurzen, glühend heißen Sommer folgt fast unvermittelt ein
langer, sehr strenger Winter. Im Durchschnitte ist diese Zone
kälter wie in Europa. — In der heißen Zone haben die westlichen
Länder sehr trockenes, die östlichen hingegen feuchtes Klima. Die
größte Hitze herrscht in Arabien.
Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und
Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öden Tun-
dras im Norden kaum von Moosen und Flechten bedeckt sind, und
nur noch wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen
vermögen, erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Süden des Erd-
teiles üppige Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen,
Reis, Thee, Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere
Gewürze, mancherlei Arznei- und Färbekräuter haben hier ihre
Heimat. Zahlreiche Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens.
In den mächtigen Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel,
Affen und Schlangen; kreischende Papageien und andere farben-
reiche Vögel schaukeln sich auf den Zweigen der Bäume; im Dickicht
des Schilfes lauert der Königstiger; Sümpfe und Ströme sind
von häßlichen Krokodilen, Salamandern und Schildkröten bewohnt;
der Indische Ocean birgt die kostbare Perle.
V. Bevölkerung.
a- Zahl. Asien hat auf einem Flächenraum von 45 Mil-
lionen qkm über 830 Millionen Einwohner, also mehr als
die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amu-Darja Jordan Europa Asiens Asiens Indische_Ocean
Schweiz. — Das Geschichtliche.
597
Unabhängigkeit, ist die schweizerische Eidgenossenschaft entstanden. Ihr
Beginn im Jahr 1308 war klein, doch wuchs sie in den nächsten Jahrhunderten
durch heldenmüthige Bekämpfung der Gegner und durch glückliche Erwerbungen
zu einem Bunde, der sich über die herrliche Alpenlaudschaft vom Hochgebirg bis
zum schwäbischen Rhein, und auf der Südseite bis zum italischen Lago maggiore
erstreckte. 'Sie rechnete sich anfangs noch zum deutschen Reiche, dem sie erst
durch den Krieg mit Kaiser Max I., der sie 1499 vergebens angriff, völlig ent-
fremdet wurde. 1648 im westfäl. Frieden galt sie als eigner europäischer Staat
und bestand aus folgenden Theilen: a) 13 (Santone, die theils städtische Ge-
biete waren, mehr und minder aristokratisch regiert von kleinem und großem
Rath, mit Bürgermeister oder Schultheiß an der Spitze, wie Zürich, Bern,
Luzern, Zug, Basel, Freiburg, Solothurn, Schafhausen; theils Län-
der, demokratisch regiert durch Landsgemeinden mit Landammanns an der
Spitze, wie Uri, Schwvz, Unterwalden, Glarus, Appenzell. >,) Schutz-
genossen oder zugewandte Orte, nämlich Abtei und Stadt St. Gallen,
Rhätien, Wallis, Biel, Genf, Fürstenthum Neuenburg, und Mühl-
hausen im Elsaß, o) Unterthauenlande oder eidgenössische Vogteien, die
von einigen Cantonen regiert wurden, nämlich ital. Vogteien südl. des Gott-
hard, Sarg ans und Rheinthal neben Voralberg, Baden nebst freien
Aemtern; Murten, Gransou. — So mancherlei regierende, regierte, be-
schützte und unterthänige Theile mußten auch mancherlei Rechtsame und große
Ungleichheit haben, und keineswegs war an eine feste innige Vereinigung der-
selben gedacht. Vielmehr hielt der Gegensatz von aristokrat. und demokrat. An-
forderungen nicht blos die Cantone, sondern auch die verschiedenen Volksklassen
in den Cantonen auseinander; wozu leider im Beginn des 16. Jahrh., da die
Reformationsidee nicht den ganzen Schweizerbund durchdringen konnte, noch ein
kirchlicher Gegensatz kam, der eben so heftigen innern Streit erregte und auch
im Frieden eben solche Absonderung und Verschiedenheit der geistigen Kultur
veranlaßte, wie in Deutschland. Jedoch fiel trotz der Entfremdung ihrer Theile
die Eidgenossenschaft nicht auseinander. Man hielt wenigstens am schweizerischen
Vaterlande, und so lange noch die innern Einrichtungen nicht veraltet waren,
wurden sie auch trotz ihrer Mängel nicht morsch. Aber im 17. und 18. Jahr-
hundert veralteten sie wirklich. Lange Ruhe, indem man bei großen Kriegen
mächtiger Nachbarn Neutralität behauptete, ließ die ehmalige politische Thätig-
keit, ohne die ein jedes Volk eigne Kraft und fremde Achtung verliert, allmählig
erstarren; das Hergebrachte ward ängstlich erhalten, nicht verbessert. — Unterdeß
wirkten die Ideen des 18. Jahrhunderts auch ans schweizerische Gelehrte und
Bürger. An der Literatur Deutschlands und Frankreichs Theil nehmend, zeich-
neten sich Albrecht Haller, Jselin, Bodmer, d'jvernois, Rousseau, Salomon
Gesner, Euler, Bernouilli, Lambert, Sulzer, Zurlauben, Zimmermann, Füeßli,
Mallet, Lavater, Salis, Pestalozzi, Johann Müller, Bonstetten u. a. aus; Vater-
landsfreunde stifteten eine gemeinnützige Gesellschaft zu Schinznach, und Ein-
sichten in das, was dem Volks- und Staatsleben dringend noth that, begannen
sich zu verbreiten. Doch ehe sie noch kräftig Wurzel fassen konnten, ward am
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Max_I. Max_I. Voralberg Albrecht_Haller Albrecht Bodmer Salomon
Gesner Euler Lambert Sulzer Zimmermann Lavater Pestalozzi Johann_Müller Johann
644
Königr. Schweden — Länder n. Städte.
Insel Oeland gegenüber, alle Slädte. Neu sind: die Festung Landskrona
am Snnd, und der Kriegshafen Karls kr ona mit 15000 E. Am südlichsten
liegt der Hafen Pstadtiu der Landschaft Schonen. — 3) Norrland erstreckt sich
bis zu der jetzt Rußland gehorchenden Stadt Tornea. 2500 Qm. mit nur
280000 Menschen, worunter die Hälfte finnischen Urstammes, obgleich schwedisch
redend. Gefle mit 9000(5. hübsche Stadt nahe der Mündung der Dal Elf.—
4) Lappland, nämlich das schwedische, denn in Norwegen und Rußland gibt's
auch Lappen oder Same. Fast 2000 Qm. mit nur 4000 Lappen und 7500 Co-
louisten. Rennthiere, Jagd, Fischerei, isländisch Moos und Waldbeeren dienen
zur Nahrung und Erhaltung der armen Bewohner. — Insel Gothland in der
Ostsee, wo Hauptstadt Wisby init 4000 E., im Mittelalter ein vorzüglicher
Handelplatz, der an 12000 wohlhabende Bürger, mehrentheils Deutsche, zählte.
Kleiner ist die Insel Oeland.
lf. Norwegen wird wie Dänemark in Stifte abgetheilt. Städte:
Christiania im Stift Aggerhuus, mit 28000 E. und einer Universität, Haupt-
stadt und Sitz des Storthings am tiefsten Winkel eines langen Fiords, der mit
Gebirg, Landhäusern und Dörfern umkränzt ist. Bergen, eben so groß, Seestadt
und Hauptplatz des Stockfisch- und Häringhaudels, nördlich vom Hardauger Fiord.
Drontheim nordwestlich des Dovresields, Krönungsstadt, mit Hafen und
14000 E. Kongsberg südwestl. von Christiania, bedeutendste Bergstadt, wo
auch Silber ausgebeutet wird. Röraas, großes Kupferbergwerk im rauhen
Quellbezirk des Glommen. — Der Handelplatz Hammerfest (400 Bew.) ist
der nördlichste bewohnte Platz, nabe dem Nordkap. — Die Lo foden Inseln mit
nackten Bergen, viel besucht wegen des reichen Fischfangs; im Süden davon der
Maelstrom, ein gefährlicher Strudel.
Außer Europa besitzt die Krone Schweden nur die Insel Barthélémy in
Westindien mit 16000 Bewohnern.
§. 10. Königreich Polen.
Es gibt zwar kein polnisches Königreich mehr; was man noch so nennt, ist
eine russische Provinz. Da aber die Selbständigkeit Polens erst vor kurzem völlig
aufgehört hat, so mag seiner Geschichte und seinem jetzigen Bestände ein
besonderer Paragraph gewidmet sein.
Die polnische Geschichte zerfällt in drei Abschnitte: I) Wachsthum und äußere
Größe unter den Häusern Piasts und Jagello's, bis 1572. — 2) Innere Zer-
rüttungen bis zum Untergange 1795. — 3) Versuche neuer Erhebung.
Die wendischen Völker östlich der Elbe mußten sich dem deutschen Reiche
unterwerfen; nur die Polen an der obern Oder, Wartha und Weichsel, wenn
gleich ihre Fürsten geraume Zeit bei den Kaisern zu Lehn gingen, erhielten sich
als selbständige Nation. Das christliche Priesterthum, das schon im 10. Jahr-
hundert bei ihnen Eingang fand, hatte sie vor dem Geschick ihrer nördlichen
Nachbarn der Preußen bewahrt, die dem deutschen Ritterorden und den Kreuz-
fahrern ihre Unabhängigkeit und eigenthümliche Sprache aufopfern mußten. Die
weiter rückwärts wohnenden Lithauer (oder obern Lithauer, wenn man die
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Lappland Norwegen Ostsee Christiania Drontheim Christiania Hammerfest Europa Schweden Westindien Polen Polens
651
Russisch es Reich. — Geschichte.
verbreiten können; allein die mogolische Macht erschlaffte. Des Tataren Timur
(oder Tamerlan) Eroberungen verdnnkelten die früheren der Familie Dschingis-
chans, und das Chanat Kaptschak (so hieß der nordwestl. vom caspischen
Meer errichtete Mogolenstaat, dem Rußland gehorchte) zerfiel in Trümmer.
Sofort erhob sich nach 2 Jahrhunderten das russische Großfürstenthum. Iwan
Wasiljewitsch machte sich 1480 frei, nahm Moskau zu seiner Residenz, er-
klärte das Reich für untheilbar, schickte sogar 1491 zum deutschen Reichstage
nach Frankfurt Gesandte (deren Wortführer italienisch sprach) und zeigte sich als
ein Fürst, der den Stamm Ruriks wieder mit Glanz umgab. Er kann für den
zweiten Gründer des russischen Reichs gelten.
Leider gab es in seinem Volke kein Elenient der Freiheit, keins der Kultur.
Schon die äußere Gestalt der Russen, die Züge des Gesichts, beurkundeten eine
kalmückisch - slawische Mischung. In Priestern und Mönchen zeigte sich weder
Neigung zu Studien noch Forschungssinn; kaum daß die Mehrheit von ihnen
lesen konnte. Schmutz, Roheit und knechtischer Sinn hielten jede geistige Anlage
in Banden. Kein freigesinnter Adel, wie in Polen, zügelte den Despotism; und
die einzigen Grundlagen der Bildung, nämlich die städtischen Einrichtungen zu
Nowgorod und Pleskow vernichtete man, sobald beide Republiken bezwungen
waren, gänzlich. Die Bürger wurden Leibeigene des Czaars, der überhaupt als
Herr über Leben, Ehre und Vermögen der Unterthanen betrachtet ward. Nur
die Nachkommenschaft ehmaliger Fürsten, und der Bojarenratb, behaupteten ge-
wisse erbadlige Vorrechte. Der Despot regierte mit Hülfe einiger 1000 Strelzi's
oder Strelitzen, als Beginn künftiger stehender Heere. Zum Kriege jedoch
mußten alle Knäsen und Bojaren mit ihren Knechten erscheinen.
Gefährlich für den Westen wäre übrigens dieser geistlose Staat, obwohl er
seit 1592 über Kasan und Astrakan und bald auch über Sibirien sich erstreckte,
nicht geworden, wenn nicht das mächtige Polen sich selbst durch wilde Factiouen
zerrüttet, und oer so tapfre Schwedeukönig Karl Xii. nicht auf's tollste die Kräfte
seiner Nation vergeudet, und ein günstiges Geschick nicht einen ausgezeichneten
Mann, Peter den Großen, auf den russischen Thron gebracht hätte.
Dieser Czaar, gleichsam der dritte Gründer des Reichs, gehört einer neuen
Regentensamilie an, dem Hause Romanow, das von 1613 bis 1730 herrschte.
Erst 17 Jahr alt, als er 1689 den Thron bestieg, zeigte er bald, welch' ein auf-
strebender Geist an die Spitze des Volks gekommen sei. Roh wie andre russische
Fürsten, war er voll Begier zu lernen, voll Talent zum Nachahmen, voll That-
kraft, seine Pläne auszuführen. In den 36 Jahren seiner Regierung wurden die
Russen auf's vielfachste angeregt, und durch Fremde, besonders Deutsche, zum
Nachahmen in Gewerken und mechanischen Künsten veranlaßt. Die empörerischen
Strelzi's mußten einer europäischen Garde, die Unordnung des wilden Aufgebots
einem geregelteren Kriegsheere weichen. Er selbst lernte den Dienst wie ein ge-
meiner Soldat, und den Schiffbau wie ein Zimmermann. Zuerst von Karl Xii.
bei Narwa 1700 besiegt, hatt' er endlich die Freude, wenn auch durch Uebermacht,
einen sieg über die Schweden (bei Pultawa 1709) zu erringen, und sein heißes
Verlangen nach Besitz an der Ostsee zu befriedigen. Lieflaud, Esthland, Inger-
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Extrahierte Personennamen: Iwan
Wasiljewitsch Stamm_Ruriks Karl_Xii Karl Peter Karl_Xii Karl
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Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige
Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland
58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener,
mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit
ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und
345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans
3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den
Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.)
noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der
römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten
2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und
Buddhisten 300000. —
Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement
Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle
so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an
Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren
konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große
Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus
Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind
Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt
ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See:
Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg,
Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill.
Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als
Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel
zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber,
Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6
Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da
man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und
Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und
gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum
Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im
Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt
als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks-
unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver-
größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse
Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften
darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew,
Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die
1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen
nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen
sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill.
Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]