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Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
— 190 —
Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein
wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum
Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor.
Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau-
kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil-
lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen
die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen.
Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine
Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am
Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu
sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere.
Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen-
land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur
einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit
aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle.
Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist
die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan.
Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und
Kokaud (82 000 E.).
Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen
Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft.
Nordasien.
Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein-
genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt.
An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa;
dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west-
liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die
Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die
einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die
europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte
Verbrecher und dereu Nachkommen.
Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz
und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Kaukasus Tiflis Baku Taschkent Samarkand Buchara Nordasien Nordasien Sibirien Sibirien Europa Sibiriens
— 224
arbeitung von Metallen, Baumwolle, Tabak, Papier, Glas u. s. w.
hervorragend ist.
Auch der Handel ist ganz bedeutend. Der Binnenhandel ist
durch die natürlichen Verhältnisse sehr begünstigt. Die große Wasser-
straße des Mississippi-Missouri verbindet nicht bloß den Norden der
Union, sondern auch den Abhang des Felsengebirges (im Westen)
wie den des Alleghanygebirges (im Osten) mit dem mexicanischen
Busen. Zudem durchziehen Kanäle die Ebenen, weit voneinander
entfernte Gegenden vereinigend. Die kanadischen Seen z. B. sind
durch schiffbare Kanüle sowohl mit dem Mississippi wie auch mit
dem Atlantischen Ocean (dnrch den Hudson) verbunden. — Äußerst
ausgebreitet ist das Eisenbahnnetz, welches schon eine Länge von
300 000 km hat (d. i. sechsmal mehr als das deutsche). Die groß-
artigsten Bahnen sind die 4 pacisischen, so genannt, weil sie von
der Ostseite Amerikas zum Pacisischen, d. i. Stillen Ocean führen.
Noch bedeutender als der Binnenhandel ist der auswärtige
Handel. Die Handelsflotte der Vereinigten Staaten zählte im Jahre
1898 über 22 700 Seeschiffe, davon mehr als 6700 Dampfschiffe,
und wird an Größe nur von der britischen übertroffen. Die wichtigsten
Ausfuhrartikel sind: Baumwolle (im Jahre 1898 im Werte von
uugefähr 970 Mill. Mark), Getreide und Mehl (vornehmlich Weizen
und Mais), Speck, Schmalz, Schinken, Schweinefleisch, Rindvieh und
Rindfleisch, Petroleum (für mehr als 260 Mill. Mark) und Tabak.
In kurzer Zeit sind die Vereinigten Staaten unter sämtlichen
Ländern der Neuen Welt das bevölkertste, reichste und mäch-
tigste geworden. Diese Blüte verdanken sie nicht bloß dem Boden-
reichtum und der glücklichen Lage ihres Gebietes, sondern besonders
den europäischen Einwanderern, welche, oft freilich nur vou der
Not getrieben, unter den schwierigsten Verhältnissen mit bewnnderns-
werter Kraft und Ausdauer die Hilfsquellen des Landes erschlossen
und ausbeuteten. Aber auch heute noch ist Entbehrung und mühe-
volle Arbeit in den weitaus zahlreichsten Fällen das Los der ein-
gewanderten Europäer, um so mehr, als besonders die östlichen Staaten
der Union von einem allzugroßen Einwanderungsstrom überschwemmt
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
172
50. Der Luftdruck.
Die Luft ist unsichtbar und 800 mal leichter, als das Waffer, und den-
noch übt sie einen gewaltigen Druck aus. Wenn du an einem vollen, festver-
spundeten Fasse den Zapfen am Boden herausnimmst, so läuft die Flüssigkeit
sehr langsam oder gar nicht durch die Oessnung des Zapfens, falls oben der
Spund nicht herausgenommen oder gelüftet ist. Hat man ein Trinkglas mit
genau abgeschliffenem Rande; verdünnt man die Luft darin, indem man das
Glas eine Zeit lang über eine Lichtflamme hält, und setzt es dann schnell mit
dem Rande, folglich in umgekehrter Lage, auf die Hand: so steht das Glas,
besonders wenn die Hand etwas feucht geworden ist, so fest auf derselben, daß
es nicht leicht wieder abzunehmen ist. Der Druck der äußern Luft preßt es
nämlich so fest an die Hand, weil vom Innern des Glases kein gleicher Gegen-
druck stattfindet.
Im Jahre 1650 hat ein Naturforscher, Namens Otto v. Guerike in
Magdeburg, eine Maschine erfunden, mittelst der man ein Gefäß ganz luftleer
machen kann, und die man eine Luftpumpe nennt. Er lieferte von der
Gewalt des Luftdruckes folgenden stauuenswerthen Beweis. Zwei kupferne
Halbkugeln, deren jede mit einem großen Ringe versehen war, ließ er mit den
Rändern genau auf einander passen und dann durch einen Hahn, der an einer
der Halbkugeln sich befand, mittelst einer Luftpumpe die Luft vollständig her-
auspumpen. Hierauf schloß er schnell den Hahn, daß keine Luft wieder hinein-
dringen konnte. Die beiden Halbkugeln wurden nun so fest an einander ge-
drückt, daß als man an die Ringe jeder Halbkugel Pferde spannte, 14 Pferde
nicht im Stande waren, dieselben auseinander zu reißen. — Wenn du aus
einem hohlen Schlüssel die Lust saugst, so bleibt er an den Lippen hängen. —
Wer die hohlen Schröpfköpfe ansetzen will, treibt erst die Luft aus denselben
durch's Erwärmen am Lichte heraus.
51. Das Wetterglas oder das Barometer.
Mancher hat sein Wetterglas im Stüblein hangen, nicht erst seit gestern,
sondern schon lang her, und er weiß doch nicht recht, wie's damit zugeht.
Darum wollen wir das Ding einmal näher besehen.
Ein gewöhnliches Wetterglas hat eine lange Röhre, die unten umgebogen
und hier mit einem Kölblein versehen ist, das an der Spitze eine kleine Oeff-
uung hat. In diesem Behülterchen sammelt sich das Quecksilber. Man meint
sonst, wo nichts Anderes ist, da sei doch wenigstens Luft. Aber oben in der
langen Röhre, wo das Quecksilber aufhört, bis ganz oben, wo die Röhre endet
und zugeschmolzen ist, da ist keine Lust, sondern Nichts, offenbar Nichts. Dies
wird schon daran erkannt: Wenn man das Wetterglas in eine schiefe Richtung
bringt, als wollte man es umlegen, so fährt das Quecksilber durch den leeren
Raum hinauf bis an das Ende der Röhre, und man hört einen schwachen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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— 182 —
Otto: Ja, das ist schon recht; wenn ich aber eine Birne oder einen
Apfel oder Brod in die Sonne oder in die Hitze bringe, so vertrocknen sie ja.
Das ist doch keine Ausdehnung!
Gustav: Ja, da hast du Recht. Da weiß ich Nichts darauf zu sagen;
da hört meine Weisheit auf. Wir werden einmal nachlesen müssen. Halt! da
steht: „Wenn tropfbare Flüssigkeiten der Wärme ausgesetzt werden, so gehen
mit der Wärme einzelne Theilchen der Flüssigkeiten mit in die Luft; dies nennt
man verdampfen und verdünnen."
Otto: Aber Birnen, Aepfel u. s. w. sind doch keine Flüssigkeiten!
Gustav: Es ist aber Flüssigkeit darin, der Saft; der verdunstet also,
und so muß immer weniger von der Birne, dem Apfel u. s. w. übrig bleiben.
Otto: Nun, Gustav, das hätte ich Alles so ziemlich verstanden. Du
lasest aber vorher: „Ein andrer Stoff, den man Elektricität nennt." Was ist
das für ein Stofs?
Gustav: Wollen es einmal lesen. „In einigen Körpern," steht hier,
„findet sich die Fähigkeit, beim Reiben mit Wolle Funken zu erzeugen und
andere Körper anzuziehen. Man fand diese Eigenschaft zuerst beim Bernstein,
und da er im Griechischen Elektron heißt, so nannte man diese Kraft die
elektrische. Derselbe Otto von Guerike, der die Luftpumpe erfunden hat, hat
auch ein Reibezeug erfunden, durch welches man elektrische Funken erzeugen
und auf andere Körper überleiten kann; man nennt diese Vorrichtung eine
Elektrisirmaschine." Weißt du wohl, Otto, daß der Himmel zuweilen eine
große Elektrisirmaschine ist?
Otto: Du scherzest wohl?
Gustav: Nein, nein! Dein Vater hat den Himmel selbst einmal so ge-
nannt, nämlich als ein Gewitter am Himniel stand. Sobald man eine Elektrisir-
maschine berührt, sagte er, wenn sie geladen ist, dann fährt ein Funke auf uns
über, und wir empfinden einen zuckenden Schlag. Eben so, wenn eine Wolke
mit elektrischen Stoffen (welches bei großer Hitze zu geschehen pflegt) geladen
ist, und sie kommt mit andern Dingen in der Lust, die sie anziehen, in Berüh-
rung, so entsteht der Blitz.
Otto: Eine so große Maschine muß freilich einen fürchterlichen Funken
und Schlag geben. Woher man nur das Alles weiß?
Gustav: Durch Nachdenken arnd Erfahrung. Gott denkt vor, indem
er es uns erleben läßt, und wir denken es ihm nun nach; sind wir doch nach
seinem Ebenbilde geschaffen.
58. D a s F e u e r.
Wohlthätig ist des Feuers Macht, Doch furchtbar wird die Himmelskrast,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Und was er bildet, was er schafft, Einhertritt auf der eignen Spur,
Das dankt er dieser Himmelskraft; Die freie Tochter der Natur.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Otto Gustav Gustav Otto Gustav Gustav Otto Gustav Gustav Gustav Gustav Otto Otto Otto Gustav Gustav Otto Gustav Gustav
48 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
einbegriffen. Dieser Frieden ist deßhalb gemacht worden, um „der
löblichen Nation endlichen bevorstehenden Untergang zu verhüten und
damit man desto eher zu freundlicher christlicher Vergleichung der spal-
tigen Religion gelangen möge; er soll aber auch dann fortdauern, wenn
die gedachte Vergleichung durch die Wege des Generalkoncils, des Na-
tionalkoncils oder Kolloquiums nicht zu Stande käme." Beide Theile
verbinden sich auch für die Zukunft, keinem gegen diesen Frieden Han-
delnden beizustehen, sondern vielmehr dem Angegriffenen zu Hilfe zu
kommen. Ein Artikel des Friedens lautete, daß die Geistlichen, welche
von der alten Religion abtreten, ihrer Aemter und Pfründen verlustig
werden. Mit diesem Vorbehalte (reservatum eeelesiastioum) wollten
die Katholiken Vorbeugen, daß es nicht irgend einem Prälaten beikomme,
durch den Uebertritt zu den Protestanten das Stiftsland zu einem welt-
lichen und erblichen Fürstenthume zu machen; die andere Partei prote-
stierte aber gegen diesen Artikel und sprach damit aus, daß sie ihn auch
nicht zu halten gesonnen sei, womit der ewige Religionsfrieden zu einem
zeitweiligen Waffenstillstände heruntergesetzt war, um so mehr, da auch
der Papst den Vertrag verwarf. Indessen war er doch eine Pause, und
wir dürfen daher fragen, wer durch die Reformation und den Augs-
burger Frieden gewonnen habe? Diejenigen, denen es mit dem Glauben
an Luthers Lehre Ernst war, durften sich freuen, daß diese Lehre nun
durch ein Reichsgesetz den früheren Gesetzen gegen die Häretiker entrückt
war und ihre Bekenner die gleiche politische Berechtigung mit den Ka-
tholiken errungen hatten; für sie war der Frieden ein Sieg. Doch nur
ein halber; denn nun waren die Landesherren in ihren Gebieten auch
Papst und Bischof. Die Hofprediger und Professoren der Landesuniver-
sität bestimmten die Glaubensnorm und den Kult, in letzter Instanz der
Fürst selbst, und wer sich nun einem fürstlich-protestantischen Dogma oder
sonstiger religiöser Anordnung nicht unterwerfen wollte, der war Ketzer
und Rebell in einer Person; die Geschichte wird Belege hiezu liefern.
Es heißt der Wahrheit in das Angesicht schlagen, wenn man be-
hauptet, in dem ganzen großen Streite sei die Religion die einzige
Triebfeder gewesen. Die Bauern griffen nach dem „Evangelium", weil
sie mit demselben frei werden wollten, es war in ihrer Hand eine Waffe
gegen ihre Herren, und als Luther sein Evangelium ihnen dazu nicht
herleihen wollte, machten sie ihr eigenes. Sie fanden dabei den Unter-
gang oder noch härteren Druck; im besten Falle änderte sich ihre Stel-
lung nicht; unter katholischen Herren mußten sie katholisch bleiben, unter
protestantischen protestantisch werden, denn die Auswanderung war trotz
des Augsburger Artikels so viel als unmöglich.
Die Städte waren der neuen Lehre am meisten angehangen; sie
beseitigten durch sie die Klöster und nahmen ihr Gut, sie besetzten nun
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Die Reformation in Schottland. Maria Stuart.
73
geleitet wurden, das Uebergewicht durch französische Hilfstruppen, und
während in England die Katholiken rechtlos waren, traf in Schottland
Tod, Kerker oder Verbannung die Prediger und Anhänger der neuen
Lehre. Diese waren in der Wahl ihrer Mittel nicht verlegen; der Auf-
ruhr galt ohnehin als erlaubt, wenn er gegen eine sog. papiftische Obrig-
keit gerichtet war, der schottische Reformator Knor belobte ihn aber noch
ausdrücklich, und als der Kardinal Bethune durch eine Schaar Meuchel-
mörder in seinem Hause umgebracht wurde, pries Knor diese That als
eine Gott wohlgefällige. Dies brachte ihn 19 Monate auf die Galeeren
und nach seiner Strafzeit wanderte er in der Schweiz und Deutschland
umher und kam auch nach England; 1556 verfaßte er seinen „ersten
Trompetenstoß gegen das monströse Weiberregiment," eine Aufruhr-
predigt gegen die Regentin, denn die Uebertragung obrigkeitlicher Würde
an ein Weib ist nach ihm gegen die Natur, gegen die Bibel und eine
wahre Verspottung Gottes. Diese Grundsätze konnten der strengmonar-
chischen Elisabeth nicht gefallen, und Knor wanderte 1559 nach Schott-
land , wo der Adel gegen die Regentin in offener Rebellion war. Er
schloß sich dem Adel an und stiftete gegen die „Götzendiener" die Kon-
gregation Christi, die besonders gegen Klöster und Kirchen wüthete und
nach dreijährigem Kampfe (die Regentin starb im zweiten Jahre) mit
englischer Hilfe vollständig siegte (1561); durch Parlamentsbeschluß
wurden der kalvinische Glaube und die kalvinische Kirchenordnung ein-
geführt, der „römische Götzendienst" (der Besuch der Messe) aber bei
hoher Strafe verboten; auf dem dritten Rückfalle stand der Tod! Bi-
bliotheken, Kunstwerke, Klöster und Kirchen wurden verwüstet, und was
stehen blieb, zu dem Dienste des neuen Kultus hergerichtet. Die Kloster-
güter erhielt größtentheils der Adel, weil er sie im Kampfe gegen die
Krone verdient zu haben schien. Dieser Adel rief nun die 18jährige Wittwe
des Königs Franz Ii. von Frankreich, Maria Stuart, auf den er-
ledigten Thron von Schottland (1562). Sie folgte diesem Rufe, wei-
gerte sich aber zu wiederholtenmalen den von ihrer Base Elisabeth vor-
gelegten Vertrag, durch den sie der englischen Krone entsagen sollte, zu
unterzeichnen. Die Folge war die Feindschaft der englischen Königin,
die in Marien eine Nebenbuhlerin um die englische Krone und ein
Werkzeug in der Hand der katholischen Mächte erblickte; dieser Feindschaft
aber war Maria keineswegs gewachsen. Sie heirathete als Königin
(1565) den ihr verwandten protestantischen Lord Darnley und dies
gab Veranlassung zu einem Aufstande der presbpterianischen Fanatiker, der
aber unterdrückt wurde. Bald jedoch begann das Unheil im eigenen
Hause; Darnley war ein ehrgeiziger, dabei roher und dem Trünke er-
gebener Mann, der mit seiner Stellung als Königin-Gemahl nicht zu-
frieden war und wirklicher König sein wollte. Darein willigte Maria
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_Stuart Maria Knor Franz_Ii Franz Maria_Stuart Maria Elisabeth Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Schottland England Schottland Deutschland England Gottes Schott- Christi Frankreich Schottland
92 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re.
deutung, welche noch der katholischen Kirche anhingen, und ihre Eintracht
unumgänglich nothwendig, wenn die Protestanten die kleineren Terri-
torien nicht Stück für Stück wegholen sollten. Ferdinand richtete seine
Bemühung besonders darauf, daß, so viel an ihm lag, die Disciplin
bei dem katholischen Klerus seiner Lande wieder hergestellt werde und
griff deßwegen kräftig ein, wo das Kirchenregiment nicht helfen wollte.
Auf sein Ansuchen arbeitete der große Kanisius den Katechismus aus,
welcher zur katholischen Bildung des Heranwachsenden Alters unschätzbare
Dienste geleistet hat. Selbst die Protestanten können Ferdinand nicht
beschuldigen, daß er die Artikel des Neligionsfriedens irgendwie ver-
letzte oder verletzen half, er mußte es vielmehr zugeben, daß die Prote-
stanten sich das eine und anderemal über das reservatum eoelesiasti-
eum wegsetzten; denn bei ihnen galten immer nur die Artikel, welche
ihnen günstig waren, von den andern, welche die Katholiken in ihrem
Besitze schützen sollten, nahmen sie nur dann Kunde, wenn sie gerade
mußten. Diese ungerechte Eigenmächtigkeit hatte ihren Grund in der
Meinung der Protestanten, daß sie beträchtlich höher ständen als die
Katholiken, so daß die gleiche Berechtigung zwischen ihnen und den
Katholiken ein gegen sie verübtes Unrecht wäre, daher das Geschrei,
wenn sie in ihren Bereich zurückgewiesen wurden, und die augenblickliche
Erneuerung ihrer Eingriffe, sobald der Augenblick günstig schien, wobei
sie immer von der Pflicht für das Evangelium sprachen, damit diesem
kein Eintrag geschehe (im Verfolge der Erzählung werden die bedeutend-
sten Fälle angeführt). Die protestantischen Theologen konnten sich aber
nicht über eine gemeinsame Glaubenslehre einigen und geriethen heftig
aneinander; sie stritten sich grollend über die Gnadenwahl, über die
Erbsünde, ob nur das „Evangelium" oder auch das alte Gesetz gepredigt
werden solle, über das Abendmahl u. s. w. Im Jahre 1580 kam das
Konkordienwerk zu Stande, das aber nicht alle protestantischen Stände
Unterzeichneten; in diesem wurde aufgestellt, daß das Evangelium allein
Seligkeit schaffe, die Predigt des alten Gesetzes aber förderlich sei zur
Zucht, Belehrung und Abhaltung von Sünde; gute Werke folgen aus
dem Glauben, sind aber nicht nothwendig zur Seligkeit; der Leib Christi
ist allgegenwärtig u. s. w.; schließlich wird die Lehre Kalvins verdammt.
Mit dieser Konkordienformel wurde die Zahl der symbolischen Bücher
der Protestanten vervollständigt; sie ist gewissermaßen das protestantische
Tridentinum.
Ferdinand I. starb den 25. Juli 1564 und ermahnte in seinem Te-
stamente seine Söhne zum treuen Festhalten an der katholischen Kirche,
indem er sie auf die Früchte hinwies, welche die Reformation bisher
getragen habe: fortwährende Empörung, Verhöhnung der Sakramente,
Unterdrückung der Katholiken, während die Protestanten sede Freiheit
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Ferdinand_I.