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1. Erdkunde - S. 153

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 158 — Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind — nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els, Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl- reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar- see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal- Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee. Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin- den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch- lande aber sind weite Flächen mit Gletschern und ewigem Schnee bedeckt. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in Schweden Ackerbau und Viehzucht, in Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei 51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge- Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ? trocknet, Stockfisch genannt). Von großer Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In- dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb- haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000 Seeschiffe, darunter 960 Dampfer). V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.

2. Erdkunde - S. 159

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 159 — gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen (am Kaspischen Meere). Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In- dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be- deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen- Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug. Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge- langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker, Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt- liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein- geführt werden. V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein- wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B. Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von 5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un- geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner. d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt- bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland: 1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen und den südrussischen Kolonien); 2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);

3. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

4. Erdkunde - S. 190

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 190 — Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor. Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau- kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil- lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen. Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere. Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen- land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle. Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan. Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und Kokaud (82 000 E.). Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft. Nordasien. Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein- genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt. An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa; dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west- liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte Verbrecher und dereu Nachkommen. Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 132

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
132 Das heilige römische Reich deutscher Nation. als welcher er Gregor Vii. heißt. Gregor mußte die Reformation voll- enden, die seine Vorgänger angefangen hatten; ihm blieb der schwie- rigste Theil des Werkes Vorbehalten, die allgemeine Durchführung der kirchlichen Verordnungen, nachdem diese vorerst nur in Rom und seinem politischen Gebiete sowie in einzelnen Gegenden Italiens vor sich gegan- gen war. Durch Dekrete hätte Gregor nie das Kirchengesetz durch- führen können, denn wenn Geistliche und Laien ihn nicht hörten, wie sollte er seine Verordnungen geltend machen? Er war allerdings ein ausgezeichneter Politiker, aber gerade deßwegen wußte er am besten, welch vielfältigem und heftigem Widerstande seine Reformation begegnen werde, und in dieser Rücksicht hätte er sie aufgeben müssen. Gregor unternahm sie dennoch, denn er vertraute auf den höheren Schutz, wel- cher der Kirche von ihrem Stifter verheißen ist, und auf die Refor- mation, die auf einem andern kirchlichen Gebiete vorangegangen war und der seinigen den Weg bereitet hatte. Auch die Klöster hatten viel- fach durch Simonie gelitten oder waren durch die Fülle ihres Besitzes zu einem weltlichen Leben verlockt worden. Dieser Ausartung arbeiteten aber Männer entgegen, in denen derselbe Geist fortlebte, welcher die Klöster in's Leben gerufen hatte, die der Welt ein neues Beispiel der Ent- sagung, der Andacht und der Arbeit für die höhere Bildung der Mensch- heit vor Augen stellten. Unter diesen nimmt das Kloster Klugny den ersten Rang ein, das 909 durch Abt Berno und Herzog Wilhelm den Frommen von Guyenne gegründet wurde. Es erneuerte die Strenge der Regel St. Benedikts, sein Ruhm durchdrang unter den Aebten Odo, Aymar und Majolus die ganze europäische Christenheit und rief in einem kurzen Zeiträume hunderte ähnlicher Stiftungen in's Leben. So mehr- ten sich wieder die Anstalten, aus denen allseitig gebildete ernste Geist- liche hervorgingen, wo die Jugend die Stätten frommer Erziehung und höheren Unterrichtes fand. Noch wichtiger vielleicht war die Einwir- kung der reformierten Klöster auf das Volk; der sittliche Ernst, das ent- haltsame und doch so thätige Leben gefiel ihm, es bekam wieder einen Maßstab für die Anforderungen, welche die Kirche an die Geistlichen stellt, und verlangte von ihnen, wenn auch nicht dieselben Opfer, so doch sichtbare Nacheiferung. Als daher Gregor die Verordnungen wegen der Priesterehe und der Simonie erneuerte, so traten der bessere Theil des Klerus, alle Klöster und das Volk alsbald auf seine Seite und diese sittliche Macht war es, welche jene Verordnungen durchführte, nachdem Gregor selbst als Flüchtling gestorben war. Daß dieser Kampf zu Hein- richs Verderben ausschlug, daran trug er selbst die Schuld, einmal durch sein Lasterleben, sodann durch seine Treulosigkeit, mit der er auch die besseren Gegner behandelte; dabei ist jedoch nicht zu leugnen, daß die Herren, welche in Deutschland für die Sache der Kirche zu streiten er-

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 1

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Buch. Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. Der Islam erobert Asten und Afrika und bedroht das christliche Europa. Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö- mische Bevölkerung (Romani, Provinciales) herrschen, so ist für das Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsncht und Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm kennen als den kriegerischen. Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osten her in der ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die finnischen Stämme der Ungarn und die west- türkischen der Awaren (die bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen rc. gedrängt werden. Die Bulgaren, wahr- scheinlich ein Mischvolk aus Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen Reichs, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber) zu kämpfen hat und sich wenigstens der Auf- gabe gewachsen zeigt, den von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß abzuwehren. Zm Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch die Vereinigung der meisten ger- manischen Stämme, die gleichzeitig in die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche den Kampf mit barbarischen Heiden und fanatischen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Europas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittel- alter, rettet und schützt. Bumüller, Gesch. t>. Mittelalters. 1

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 55

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
St. Bonifaclus, der Apostel Deutschlands. 55 er, einem Ansuchen des Herzogs Odilo folgend, die kirchlichen Verhält- nisse Bayerns, indem er es in die vier Diöcesen Salzburg, Passau, Regensburg und Freising eintheilte und würdige Bischöfe einsetzte. 741 stiftete er die Bisthümer Würzburg, Büraburg und Erfurt (von denen später das erste an Paderborn, das andere an Mainz fiel), 745 das zu Eichstädt. 742 fand das erste deutsche Nationalkoncil (wahrscheinlich zu Frankfurt a. M.) statt, 743 ein Koncil zu Liftinä (bei Kambray), 744 eines zu Soissons, die von ihm geleitet heilsame Beschlüsse faßten. 743 gründete sein Freund und Schüler St. Sturm, ein Bayer, das Kloster Hersfeld, er selbst tief im Urwalde Buchonia, wo ihm Karlmann einen Raum von 4000 Schritten in die Länge und Breite angewiesen hatte, das Kloster Fulda, das für Mitteldeutschlands Kultur so bedeutend wurde. Dieses sein Lieblingsstift hatte St. Bonifacius als den Ort ausersehen, wo er die letzten Jahre seines Lebens, nur wenige meinte er, wenn der gebrechliche Leib dem apostolischen Dienste nicht mehr genüge, in Ruhe zubringen wollte. 747 wurde er Erzbischof von Mainz, Primas für Deutschland, päpstlicher Legat in Gallien und Germanien, salbte 752 Pipin zu Soissons als König der Franken, übergab den erzbischöf- lichen Stuhl seinem Schüler Lullus, den er mit Zustimmung des Papstes selbst zu seinem Nachfolger erwählt hatte und wanderte 753 als Missio- när nach Friesland um dessen Bekehrung zu vollenden. Hier fand er bei Dokkum den 5. Juni 755 mit 52 Gefährten den Tod unter den Streichen einer Heidenschaar; die christlichen Friesen, die um ihn waren, hätten ihn bis zum letzten Blutstropfen vertheidigt, er wollte aber nicht, daß andere für ihn sterben sollten und empfing stehend und betend die tödtliche Wunde. St. Bonifacius war nicht allein dadurch der Wohlthäter unserer Nation, daß er sie der Finsterniß des Heidenthums entriß, heidnischen Aberglauben bei den Neubekehrten durch weise Verordnungen bekämpfte, Klöster und Bisthümer stiftete, die deutschen Stifte in den lebendigsten Verkehr mit dem päpstlichen Stuhle brachte und dadurch in jener Zeit, wo es an Häresieen so wenig fehlte als an nationaler Feindseligkeit, das Bewußtsein der kirchlichen Einheit bei den Völkern diesseits der Alpen befestigte, sondern er wirkte auch den Uebelständen kräftig ent- gegen, welche in der abendländischen Kirche viel Unheil anrichteten. Viele Klöster waren reich an Land und Leuten geworden, wie be- reits oben erzählt ist; sie waren die Universitäten jener Zeit, die Se- minarien für Priester und Missionäre, die einzigen Institute, in welchen die vornehme Jugend höhere Bildung erhalten konnte, die Asyle für solche, welche des weltlichen Treibens überdrüssig waren oder sich an demselben nie betheiligen wollten; sie pflegten die Künste, sie übten end- lich die Pflicht der Wohlthätigkeit im weitesten Umfange — hätten sie

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 101

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Ungarn. Arpad. 101 getrieben; 973 blieb er gegen die Petschenegen, die vom Ural in die Steppen vom unteren Don bis zur unteren Donau vorgedrungen waren und die Ungarn westwärts getrieben hatten. Sein Sohn Wladimir I., der Große oder Apostelgleiche (973 — 1015), erkämpfte sich gegen seine Brüder die Alleinherrschaft, bekriegte das byzantinische Reich, schloß aber mit demselben Frieden und heirathete die griechische Prinzessin Anna; 988 ließ er sich zu Kiew taufen und führte das Christenthum im ganzen Reiche ein. Er rief auch Gelehrte und Künstler herbei, baute Kirchen und Klöster, lebte aber wie ein türkischer Chan in Vielweiberei und be- wies dadurch, daß Rußland der Barbarei noch keineswegs entrissen war. Sein Reich war das größte in Europa; das germanische Element war aber bereits in dem slavischen aufgegangen, was daraus erhellt, daß Wladimir das Slowenische als allgemeine Kirchensprache einführte. Er theilte Rußland unter seine zwölf Söhne; der Großfürst Jaroslaw wie- derholte die Theilung 1054, und nun dauerte sie einige Jahrhunderte fort, was die russische Macht, die in ihren Anfängen so furchtbar aufge- treten war, dermaßen schwächte, daß sie auf die Geschicke Europas im Mittelalter keinen bedeutenden Einfluß mehr ausübte; auch die Keime der von Wladimir gepflanzten Bildung wurden noch im 12. Jahrhun- derte durch die Mongolen beinahe vernichtet. Die Ungarn. Arpad (888-9v7). Mit den Ungarn trafen die Russen unter Igor zusammen, der sie zurückwarf, worauf sie ihre Raubzüge fast ausschließlich gegen Westen richteten. Das finnisch-türkische Volk der Ungarn hatte sich allmälig am Ural herunter an den Dniepr in das Reich der Chazaren gezogen und wurde von den türkischen Petschenegen gedrängt, worauf es in sieben Stämmen, denen sich der fremde der Maghyaren, nach welchem sich das ganze Volk nannte, angeschlossen hatte, um die Mitte des 9. Jahrhun- derts in Pannonien einbrach, welches damals die Bulgaren beherrschten, und sich des ganzen Landes von der Raab bis zur Aluta bemächtigte. Sein König Arpad (die von ihm stammende Dynastie der Arpaden er- losch 1301) verband sich mit dem Kaiser Arnulf und zertrümmerte das großmährische Reich Swatopluks. Dadurch wurden die Ungarn die östlichen Nachbarn Deutschlands, und als sie nach Arnulfs Tode die herrschende Anarchie sahen, versuchten sie alsbald einen Naubzug, und als dieser vortrefflich gelang, kamen sie fast jedes Jahr regelmäßig wieder und verwüsteten Deutschland bis Bremen, Basel und Metz; ebenso wenig verschonten sie Oberitalien, wo sie 900 an der Brenta das Heer Be- rengars von Friaul aufrieben. Man nannte sie damals Hunnen, weil sie denselben an Wildheit und Häßlichkeit ungefähr gleich waren und wie jene nur zu Pferde fochten. Wie alle Wilden und Halbwilden be-

9. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Buch Das Ehristenthnm unter den Germanen und Slaven. Der Islam erobert Asien und Afrika und bedroht das christliche Europa. Die Franken. Obwohl die Provinzen des abendländischen römischen Reiches von germanischen Stämmen besetzt sind, welche über die übriggebliebene rö- mische Bevölkerung (Komgni, ?rovincial68) herrschen, so ist für das Abendland doch noch keine ruhige Zeit gekommen. Denn außerdem, daß noch Wanderungen einzelner germanischer Stämme (der Angelsachsen und Longobarden) folgen, bekriegen auch die ansässigen sich selbst fast unaufhörlich, theils aus ererbtem Stammhaß, theils aus Raubsucht und Kampflust, da germanische Könige und Völker noch keinen andern Ruhm kennen, als den kriegerischen. Andererseits folgen den germanischen Völkern im Osten her in der ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen Meere die slavischen Völker, während diese selbst im Rücken von dem Ural her durch die finnischen Stämme der Ungarn und die wefttürkischen der Awaren (die bereits zwischen Don und Wolga lagern), Kumanen, Petschenegen rc. gedrängt werden. Die Bulgaren, wahrscheinlich ein Mischvolk aus Slaven und Türken, sind von der Kama an das schwarze Meer und in das untere Dacien gewandert, gefährliche Feinde des byzantinischen Reiches, das zugleich in Asien gegen Perser und Saracenen (Araber) zu kämpfen hat und sich wenigstens der Aufgabe gewachsen zeigt, den von Arabien gegen den christlichen Südosten Europas gerichteten Stoß abzuwehren. 2m Herzen Europas gründen endlich die katholischen Franken durch die Vereinigung der meisten germanischen Stämme, die gleichzeitig in die Gemeinschaft der Kirche eingeführt werden, eine Großmacht, welche den Kampf mit germanischen und nichtgermanischen Heiden und fanati- schen Moslemin siegreich besteht und dadurch die nächste Zukunft Euro- pas, die Blüte der christlich-germanischen Kultur im Mittelalter, rettet und schützt. Lumüller, Mittelalter. 1

10. Geschichte des Mittelalters - S. 83

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Theilungsvertrag zu Verdun. 83 -wollte Ludwig und Karl ihres Erbtheils berauben, zu welchem Zwecke er sich mit dem Aquitanier Pipin verband. Allein der Theil seines Heeres, welchen er gegen Karl den Kahlen an der Seine zurückließ, wurde von diesem geschlagen, und als er sich nun gegen Karl wandte, zersprengte Ludwig das von ihm zurückgelassene Heer in einer Schlacht auf dem Ries (schwäbische Ebene, von der Wernitz bewässert, an der Gränze zwischen Schwaben, Bayern und Franken) vollständig (Mai 841), ging bei Worms über den Rhein und vereinigte sich unweit Toul mit Karl dem Kahlen. Beide lieferten am 25. Juli bei Fontenaille (k'ontnnetum) unweit Aurerre Lotharn eine 14stündige Schlacht, in welcher dieser besiegt und der austrasische Heerbann fast aufgerieben wurde (40,000 Mann todt). Rur widerstrebend und auf günstige Zwi- schenfälle lauernd bequemte sich Lothar zu Unterhandlungen; er wiegelte sogar die Sachsen gegen Ludwig auf, indem er ihnen die Wiederher- stellung des Gesetzes ihrer Väter, wie es vor Karl dem Großen bestand, versprach und die Frilinge und Liten gegen die Edelinge hetzte, als ihm diese nicht mehr anhingen (Aufstand der Stellinga); ja er zog die normanischen Seeräuber herbei und räumte ihnen die Insel Walchern ein. Endlich sah er sich, weil die Völker des Krieges überdrüssig waren, dennoch zu einem Vergleiche mit seinen Brüdern genöthigt, der im August 843 zu Verden (Verdun) zu Stande kam. Lothar behielt mit dem Kaisertitel Italien, den südlichen Theil von Rhätien und Rorikum, von Helvetien die heutigen schweizerischen Kan- tone Wallis, Genf, Waadt, Freiburg, Neuenburg, Bern, Solothurn, Aargau jenseits der Aare, Basel; den Länderstreifen an der Rhone bis zum Genfersee, nordwärts den zwischen Saone, Maas und Schelde einerseits und dem Rhein andererseits; diesseits des Rheins noch Fries- land. Ludwig bekam Deutschland diesseits des Rheins, jenseits des- selben die Bisthümer Mainz, Worms und Speyer, den nordöstlichen Theil von Helvetien und Rhätien; Karl endlich den von Lothars Herr- schaft westlich gelegenen Theil des Reiches (Neustrien, Aquitanien, ein Stück von Burgund, die spanische Mark), mußte aber noch längere Zeit mit dem Aquitanier Pipin kämpfen. Daß diese Theilung wohl die Oberherrlichkeit des Kaisers Lothar über die königlichen Brüder aufhob, aber keineswegs die deutschen und romanischen Völker auseinander schied, ergibt der Augenschein, obwohl sich in der Folge der Theilung der Gegensatz zwischen deutsch und roma- nisch rascher entwickelte; auch lag dem Vertrage von 843 der Gedanke, Karls des Großen Reich dauernd in drei Reiche aufzulösen, nicht ent- fernt zu Grunde; es bestand vielmehr das Erbrecht der drei karolingi- schen Dynastieen im Falle des Aussterbens der einen oder andern fort, woraus wir neue Theiluugen, eine kurz dauernde Wiedervereinigung 6 *
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