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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 153

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 158 — Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind — nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els, Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl- reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar- see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal- Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee. Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin- den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch- lande aber sind weite Flächen mit Gletschern und ewigem Schnee bedeckt. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in Schweden Ackerbau und Viehzucht, in Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei 51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge- Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ? trocknet, Stockfisch genannt). Von großer Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In- dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb- haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000 Seeschiffe, darunter 960 Dampfer). V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.

2. Erdkunde - S. 159

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 159 — gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen (am Kaspischen Meere). Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In- dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be- deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen- Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug. Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge- langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker, Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt- liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein- geführt werden. V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein- wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B. Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von 5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un- geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner. d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt- bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland: 1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen und den südrussischen Kolonien); 2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);

3. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

4. Erdkunde - S. 190

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 190 — Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor. Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau- kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil- lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen. Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere. Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen- land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle. Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan. Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und Kokaud (82 000 E.). Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft. Nordasien. Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein- genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt. An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa; dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west- liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte Verbrecher und dereu Nachkommen. Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem

5. Freiburger Lesebuch - S. 42

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 42 — wälder hielten das Dreisamtal und die benachbarten Berge besetzt, die Obermarkgräfler lagerten auf dem Felde bei St. Georgen, die Niedermarkgräfler am Mooswald hinab und die Ortenauer beim Dorfe Zähringen. So war Freiburg eng umschlossen. Die Bauern drohten, die Stadt dem Boden gleichzumachen. Die Stadt war ganz auf sich selbst angewiesen, von der Regierung war keine Hilfe zu erwarten. Aber Rat und Gemeinde verloren den Mut nicht. Man teilte die waffenfähigen Bürger nach den Zünften in zwölf Haufen, welche die Türme und Stadtmauern zu verteidigen hatten. Die Universität stellte drei Rotten, die Adeligen bildeten eine Reiterei von 50 Mann. Den Oberbefehl führte nach dem Herkommen der Obristmeister der Zünfte. Diese Verteidigungskräfte waren freilich gegen die Macht des Feindes sehr gering, und der wichtigste Punkt, der Schloßberg, der die Stadt beherrscht, konnte nur sehr schwach besetzt werden. Nachdem die Schwarzwälder die Burg Wiesneck eingenommen hatten, gruben sie der Stadt das Wasser zu den Brunnen und Mühlen ab, besetzten die Kartause und bestiegen von da die Höhe des Schloßbergs. Es war ein schöner Maiabend; die Herren vom Adel saßen, wie gewöhnlich, auf dem Münsterplatz vor ihrem Gesellschaftsbaus zum Ritter, dem heutigen erzbischöflichen Palais, als plötzlich vom Schloßberg her etliche hundert Schüsse aus Hakenbüchsen verkündeten, daß das feste Blockhaus, das auf der heutigen Ludwigshöhe stand, von den Bauern genommen sei. Sogleich wurde Sturm geschlagen, und die Bürgerschaft blieb die Nacht hindurch unter Waffen. Die Bauern aber zogen schweres Geschütz den Berg hinauf und beschossen damit am folgenden Tag die Stadt und sogar den Münsterturm, den sie dem Kirchzartner Turme gleichzumachen drohten. Die Reiterei versuchte einen Ausfall, aber kaum vor dem Tore angelangt, mußte sie sich wieder zurückziehen, wobei ein Herr von Falkenstein durch eine Kanonenkugel getötet wurde. Auch im Innern der Stadt drohte Gefahr. Ein Teil der Einwohnerschaft erklärte sich für die „gerechte Sache“ der Bauern, und man mußte wahrnehmen, daß sogar die Stadtwachen allerlei Treulosigkeiten begingen. Es blieb daher der Stadt nichts übrig als mit den Bauern in Unterhandlungen zu treten. Diese verlangten, daß Freiburg Mitglied des großen Bauernbundes werde, das übliche Herdstattgeld, nämlich wöchentlich zwei Kreuzer vom Hause, entrichte, vier Falkonetlein an Geschützen abtrete und ein Verehrgeld von 3000 Gulden gebe. Dafür behielt Freiburg die Obrigkeit des Hauses Österreich, und allen Einwohnern wurde Sicherheit ihres Leibs und Guts verheißen. Am 23. Mai wurde der Eid geleistet, mit dem sich Freiburg in die Brüderschaft der Bauern begab, ohne zu wissen, daß Herzog Anton von Lothringen bereits am 17. Mai bei Bergzabern 14000 Bauern geschlagen hatte und im Begriff war, auch über die andern Haufen des Landes herzufallen und nach ihrer Vernichtung über den Rhein zu gehen. Mit der Macht der Aufständischen war es damit rasch zu Ende. Im Juli erlitten die Bauern bei Steißlingen (in der Nähe von Radolfzell) eine

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 240

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
240 Die Römer. mit sich, wo immer sie angelegt wurde, und ebenso das römische Recht. Der Kolonist war römischer Bürger, konnte aber von seinem Stimm- rechte in der Regel keinen Gebrauch machen; er bezahlte Kopfsteuer und Grundsteuer (der Staat hatte ihm von seinem Eigenthume verliehen, der Kolonist war demnach Lehensmann des Staates), wenn die Kolonie nicht ausdrücklich befreit war (das jus iialicum gewährte Befreiung von der Grundsteuer, das jus immunitatis gänzliche Steuerfreiheit), konnte aber nur dann römische Staatsämter begleiten, wenn er freien Grundbesitz in Italien hatte. Die Kolonieen waren ein Hauptmittel, durch welches das republikanische Rom seine Eroberungen festhielt und die Einwohner an römische Sprache, Sitte und römisches Recht gewöhnte. Kein Wunder, daß Fregellä die Samniter ärgerte; sie unterstützten da- her insgeheim kampanische Städte, z. B. Neapolis, welche den Römern Trotz boten, und diese erklärten den Krieg. Er wurde grimmig; Pa- pirius Kursor und Q. Fabius Marimus brachten den Sammlern blutige Niederlagen bei, aber 321 erlitten die Römer einen großen Unfall. Beide Konsuln drangen nämlich in das samnitische Gebirge vor, wurden jedoch von dem samnitischen Feldherrn Pontius in den Engpässen von Kaudium eingeschlossen. Die Römer suchten mit verzweifelter Anstrengung durch- zubrechen, sie opferten ihre besten Soldaten, allein sie mußten endlich den Kampf aufgeben und ihr Schicksal von den Samnitern abwarten. Pontius ließ seinen greisen Vater fragen, was er mit den eingeschlos- senen Römern anfangen solle und dieser ließ zurücksagen: „tödte alle!" Das schien dem Sohne zu hart, er fragte zum zweitenmale an; „laß sie alle ziehen," war die Antwort. Das gefiel dem Pontius abermal nicht und er wählte einen Mittelweg: die Konsuln beschworen einen Frieden, wodurch Rom seine Eroberungen in Kampanien aufgab; 600 Ritter blieben als Geisseln zurück, das Heer aber mußte durch den Ioch- galgen abziehen. Ein solcher Galgen bestand aus drei Lanzen, zwei waren in den Boden gesteckt und eine dritte quer übergebunden. Zuerst gingen die Konsuln und Hauptleute durch, dann folgte das ganze Heer Mann für Mann, halb nackt, niedergeschlagenen Blickes. (Im Mittel- alter ließen die Deutschen einen Feind, der sich auf Gnade ergeben hatte, in bloßem Hemde, mit einem Stabe in der Hand, abziehen.) Das war in Italien die größte Schmach, welche einem besiegten Heere angethan wer- den konnte, und so war noch kein römisches heimgekehrt! Spät Abends betraten die Schandbedeckten die Stadt, versteckten sich in ihre Häuser und keiner ließ sich sehen. Ueberall war Trauer, aller Schmuck wurde abgelegt, keine Gerichtssitzung mehr gehalten, die ganze Stadt schien ausgeftorben. Der Senat aber trat zusammen und erklärte den mit den Samnitern geschlossenen Frieden für ungiltig, weil die Konsuln ohne den Senat keinen Frieden abschließen könnten. Die unglücklichen Feldherrn

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 320

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
320 Das Reich der Cäsaren. Kriege brachte Marcellus aus dem eroberten Syrakus eine Menge Kunst- werke nach Rom, und wenn der Zerstörer Korinths, Mummius, den Werth der Bilder aus Stein und Erz nicht besser zu tarircn wußte als ein marsischer oder umbrischer Soldat, so schickte er doch einen tüch- tigen Transport derselben nach Rom, wo es also Leute geben mußte, welche auf solche Sachen einen sehr hohen Werth legten. Es ist wirk- lich überraschend, wie schnell die gebildeten oder vornehmen Römer Kunst- freunde und Kunstkenner wurden; schon zur Zeit des Sulla gehörten Kunstwerke griechischer Meister zu den begehrtesten Schätzen, und Verres, der Erpresser in Sicilien, welchen Cicero anklagte, griff nach ihnen mit gleicher Gier wie nach den edeln Metallen. Durch die Statthalter in den griechischen Provinzen wurden vielleicht ebenso viele Meisterwerke den Eigenthümern weggeuommen oder abgezwungen, als durch Eroberung und Kauf nach Rom kamen. Denn eigentliche Künstler wurden die Römer nie; in den guten Zeiten der Republik nahm die Sorge für Staat und Stand Patricier und Plebejer in Krieg und Frieden, letztere auch die Anstrengung für ihr Hauswesen zu sehr in Anspruch, als daß sie mit der Kunst sich hätten befreunden können; zudem hatte keines der italienischen Völker, mit welchen die Römer zu thun bekamen, selbst die Tusker nicht ausgenommen, sich in jenen Richtungen so weit ent- wickelt, um den stahlharten politischen Geist der Römer dadurch zu mildern; sie lernten von den Tuskern wahrscheinlich in der Baukunst, welche durch ihren unmittelbaren Nutzen dem praktischen Römer'zusagte und die er großartig weiter bildete, ebenso in den Geschäften des Feld- baues, in welchen die Tusker Meister waren. Als durch die Schätze Asiens die römischen Patricier sich von der einfachen und strengen Lebens- weise ihrer Vorfahren abbringen ließen, so gewannen sie gleichzeitig Geschmack an der griechischen Kunst und eigneten sich deren Schätze an, wie sie die Neichthümer der Provinzen ausbeuteten. Vornehme Kunst- freunde und Kunstkenner gab es bald in Menge, aber der römische Adel erzeugte keine Künstler aus seiner Mitte (wie der Adel überhaupt nie; sein Element ist Krieg und Politik, und entzieht er sich diesen, so stirbt er ab), die römische Plebs wurde aber nur roher, begehrlicher und niederträchtiger; sie verachtete den Stand des Handwerkers, aus dem der Künstler erwächst, und suchte ihre Freude bei den Nennspielen, Thier- und Gladiatorenkämpfen u. s. w., für welche der Staat oder die Vornehmen sorgten. Das Meiste noch wirkte die griechische Kunst auf den Handwerkerstand in den Provinzen; die verschiedenen Geräthe, sowohl die zum Schmucke als die zu dem Bedarf und der Bequemlichkeit des Hauses gehörigen, wurden bei den Römern ebenso zweckmäßig als schön gearbeitet, wofür die Ausgrabungen in Pompeji das vollkommenste Zeugniß ablegen.

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 276

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
276 Die Römer. Familie eine Spende erhielt; es betrachtete dies als einen hingeworfenen Brocken von dem großen Schmause, der nach der Volksmeinung dem ganzen Volke gehörte, weil das Volk ihn mit dem Schwerte erobert habe, und wenn Tausende von dem Adel und den vornehmen Familien ernährt und unterstützt wurden, so gab es andere Tausende, welchen es nicht so gut ging; aber die einen wie die andern glaubten darauf An- spruch zu haben, daß der weltgebietende Staat jedem Bürger sicheres Brod verschaffe, und dies um so mehr, weil die vornehmen Familien Millionen und Millionen aus dem Staatsdienste zogen. Diese Unzu- friedenheit des Volkes mit seinem Zustande, dieser Zorn gegen die Vor- nehmen, von denen es sich beeinträchtigt glaubte; das wachsende Ver- derbniß bei der müßigen Volksmasse in der Stadt, in die sich Bürger aus allen Gegenden Italiens zusammendrängten; der zunehmende Stolz der Vornehmen bei zunehmender Habsucht und Verschwendung — dies alles überzeugte den Tiberius Sempronius Gracchus, daß Rom dem Verderben anheimfalle, wenn solchem Unwesen nicht bei Zeiten Einhalt gethan werde und das einzige Mittel glaubte er in der Erneuerung des licinischen Ackergesetzes zu finden. Tiberius Gracchus war ein Mann aus vornehmer Familie, durch seine Mutter Kornelia von dem ältern Scipio Asrikanus abstammend, durch seine Schwester Sempronia mit dem jüngern Afrikanus verschwägert: er hatte sich bei dem Sturme auf Karthago ausgezeichnet, war mit Mancinus gegen Rumantia gezogen und wäre von dem Senate, der den Vertrag des Mancinus nicht an- erkannte, beinahe den Numantinern ausgeliefert worden, was in seinem Herzen einen biitern Groll gegen den Senat zurückließ; dieser Groll mag ihn gegen die herrschenden Familien gestachelt haben, jedoch aner- kannten selbst seine Feinde, daß seine Absichten gut, wenn auch die Mittel verwerflich gewesen seien. Seine Anträge (als er 133 das Volkstribunat begleitete) lauteten dahin: 1) Kein römischer Bürger darf von dem Staatsacker mehr als 500 Jucharte besitzen; doch soll für jeden minderjährigen Sohn ein Mehrbesitz von 250 Iucharten erlaubt sein. 2) Die Aecker, welche von den mehr als das gesetzliche Maß Be- sitzenden herausgegeben werden, sollen in Stücken von höchstens zehn Jucharten unter die armen Bürger vertheilt werden. 3) Die, welche herausgeben müssen, sollen wegen ihres ungesetzlichen Besitzes nicht nur nicht gestraft, sondern vielmehr aus dem Staatsschätze entschädigt werden. 4) Die Aecker, welche auf diese Weise den armen Bürgern zufallen, dürfen nie von den Inhabern verkauft werden, und fallen an den Staat zurück, wenn sie dieselben nicht selbst anbauen wollen. So suchte Gracchus auf der einen Seite dem übergroßen Güterbesitz Schranken zu setzen und die müßige Stadlbevölkerung in kleine Landbauer zu ver- wandeln. wie die alten ehrenhaften Plebejer gewesen waren. Zur Aus-

9. Bd. 2 - S. 268

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
268 Erstes Kñp. Bürgerlicher Zustand. strenge erzogen. Bescheidenheit, Mäßigkeit, Ordnungsliebe, Benüzung der Zeit wurden durch Lehre und Uebung eingeschärft; auch fehlten die gymnastischen Erercitien nicht. Der künftige Bürger sollte zu Allem tauglich werden, seinem Vaterlande gleich gut im Kriege und im Frieden dienen. Man suchte dem Charakter Würde, der Seele Festigkeit zu geben, und nährte den Römcrsinn durch die Vor- haltung vaterländischer Beispiele. In späterer: Zeiten kam noch die wissenschaftliche Bildung hinzu; doch wurde sie niemals die Hauptsache. §. 23. Sklavenrecht. Lebensweise. Empörend, wie bei keinem anderenvolke — einzig das spartani- schc ausgenommen—war bei den Römern das Sklavenrecht. Ja in Sparta, wo man die Heloten als Staatseigenthum betrachtete, fand neben der öffentlichen die Privattyrannei weniger Raum. In Rom waren die Sklaven und Sklavenkinder unbedingtes Privat- cigenthum der Herren, durch's Gesez ausdrücklich als „Sachen» erklärt, die man nach Belieben behandeln und mißhandeln möge. Diese Rechtlosigkeit der Sklaven währte ohne Einschränkung bis auf die Zeiten der Kaiser, welche, eifersüchtig auf die höchste Macht, wenigstens das Leben der Knechte unter den Schuz des Gesezes stellten. Indessen gab es immer viele Herren, welche die Sklaven mild behandelten. Das Interesse mochte bei Einigen bewirken, was bei Anderen die Großmuth. Auch kommen viele Freilassungen vor, und die Nachkommen der Freigelassenen vermischten sich allmälig mit den römischen Bürgern. Schon in den ersten Zeiten gab es sehr viele Knechte; aber der Lurus vermehrte ihre Zahl ungeheuer. Die häusliche Bedienung (*), die eitle Pracht, der Feldbau und die Gewerbe erheischten solche Menge. Man hat ausgezeichnet, daß ein Senator (Cäcilins Claudius) deren über 4000 seinen Erben Hintertassen (**). Auch gab cs öffent- liche Sklaven, für gemeine Arbeiten, zur Bemannung der Ruder- bänke u. s. w. Zur Rechtlosigkeit der Sklaven gesellte sich noch mannig- faltige gesezliche Schmach und in vielen Fällen eine ganz unmenschliche Mißhandlung. Nicht nur Sklavenkriege — mehr noch die Verschlechte- rung des römischen Volkes durch die Ansteckung der lasterhaften und verworfenen Knechte (wie hätten also behandelte Menschen nicht alle (*) Für die geringfügigsten Dienste batte man eigene Sklaven, wie die Nanien cuhicularii, tonsorcs, vestispici, perfusores, unctores, lecticarii, cursores, structorcs, carptores, dirilitores, janitorcs, atrienses und viele andere zeigen. Actores, dispensatores, incdici, cliirurgi, amanuenses, u. Ñ. waren die stöberen Knech!e. (**) In den Zeiten der Kaiser wurde die Zahl noch vermehrt. Sltstenäus versichert, daß v i elerömer seiner Zelt zehn, ja zwanzig tausend Sklaven besaßen.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 360

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
360 Europa der dominierende Erdiheil. legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National- wohlstand zu ruinieren. Europa der dominierende Erdtheil. Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Europa ver- mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europäischer Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner asiatischen Macht mehr unterliegen können. Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern, daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen, wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 18l 3 an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an- dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30 Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen. Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei- den, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung, der Luxus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilcn kamen die ver- schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa uild fanden Eingang in die Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien, Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten; die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig, aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un- glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. -
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