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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 153

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 158 — Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind — nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els, Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl- reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar- see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal- Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee. Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin- den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch- lande aber sind weite Flächen mit Gletschern und ewigem Schnee bedeckt. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in Schweden Ackerbau und Viehzucht, in Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei 51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge- Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ? trocknet, Stockfisch genannt). Von großer Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In- dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb- haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000 Seeschiffe, darunter 960 Dampfer). V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.

2. Erdkunde - S. 159

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 159 — gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen (am Kaspischen Meere). Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In- dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be- deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen- Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug. Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge- langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker, Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt- liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein- geführt werden. V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein- wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B. Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von 5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un- geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner. d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt- bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland: 1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen und den südrussischen Kolonien); 2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);

3. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

4. Erdkunde - S. 190

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 190 — Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor. Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau- kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil- lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen. Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere. Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen- land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle. Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan. Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und Kokaud (82 000 E.). Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft. Nordasien. Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein- genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt. An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa; dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west- liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte Verbrecher und dereu Nachkommen. Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem

5. Freiburger Lesebuch - S. 49

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 49 — 2i. Jsus frciburgs Ecidcnstagcn im Jahre 1713. Als am 11. Juni 1698 die Franzosen Frciburg verließen, worin sie zwei Jahrzehnte lang als Herren geschaltet und gewaltet hatten, da atmeten die Bürger erleichtert aus. Sie waren österreichisch wie zuvor und wünschten sich unter kaiserlichem Schutz nichts sehnlicher als einen immerwährenden Frieden. Aber es geschah damals unter den Großen dieser Welt, daß sie aus wachsender Ländersucht das Wohl der Völker aufs Spiel setzten. Im Jahre 17]3 war abermals Krieg, weil Frankreich nicht leiden wollte, daß die deutsche und die spanische Krone aus einem Habsburger Haupte vereinigt sei, wie es unter Kaiser Karl dem Fünften gewesen war. Auch die Schrecknisse der neuen Staatenhändel verbreiteten sich über den doch so oft schwer heimgesuchten Breisgau, und als man den 26. September 1713 schrieb, waren die Freiburger nicht viel besser d'ran als ein Mänslein in der Falle. Denn vor den Toren der Stadt stand Marschall Villars, ein französischer Feldherr, mit 150000 Mann; verteidigt aber wurde Frei bürg nur von 10000 österreichischen Kriegern, die allerdings einen Helden zum Führer hatten: den Feldmarschalleutuant Amadeus Ferdinand v. Harsch Man braucht kein großer Rechenkünstler zu sein, um herauszubekommen, aus welcher Seite die Übermacht lag — bei Franzmännern oder Österreichern. Nun war unser Freiburg damals rings von Mauern jmd Bollwerken umgeben, und drei starke Schlösser sahen trutzig vom Schloßberg herunter, seit Frankreich die Stadt nach Plänen seines Kriegsbaumeisters Vauban in eine Festung ersten Ranges verwandelt hatte. Aber die Belagerer ließen jetzt durch elsässische Baue«! die Wasserleitung abgraben, schoben ihre Lausgräben immer weiter vor und fingen am 5. Oktober an, die Festung zu beschießen. Die öster- reichischen Kanonen blieben die Antwort nicht schuldig, und hüben und drüben mehrten sich die Verluste. Aber auch die Erbitterung wuchs aus beiden Seiten, und immer heißer wurde um die äußeren Befestigungswerke gerungen. Trotz allen Löwenmuts mußten die Verteidiger sich schließlich ans die innere Festung zurückziehen, und mit Zittern sahen die Freiburger nun dem 1. November entgegen, denn es hieß: Villars werde die Stadt erstürmen lassen. Was war dann das Schicksal der Bewohner, der kriegs- nngeübten Männer, der wehrlosen Frauen und Kinder? Der gefürchtete Tag erschien. In der Morgenfrühe kündigte der Feitungskommandant dem Rate an, daß er die Stadt nicht länger zu halten vermöge. Wenn er mit seinem schwachen Häuflein nach der oberen Festung am Schloßberg abgezogen sei — aber auf keinen Fall früher — möge die Bürgerschaft mit dem Feinde verhandeln. Kaum hatten nun die Kaiserlichen Freiburg verlassen, so entstand unter den Einwohnern allgemeine Verwirrung, (befangene Franzosen benützten den Augenblick, schlecht behütetem Gewahrsam zu entrinnen und liefen drohend umher. Die an den französischen Befehlshaber entsandten Boten konnten nicht nach außen 4

6. Freiburger Lesebuch - S. 132

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
erkennen kann. Man muß sich nun kein romantisches Herrenschloß vorstellen mit schimmernden Zinnen und Türmen; sondern trotzig und klotzig mit dicken Mauern, die aus dem Felsen wie seinesgleichen herauswuchsen, mit engen Fenstern und steilen Hohlziegeldächern stand die Burg drohend und finster auf ihrer Höhe. In diesen engen Mauern war kein angenehmes Leben. Wohl waren die Herren von Falkenstein überall im Breisgau begütert seit jener Zeit her, wo Cuono de Falchensteina das Zähringische Kloster St. Peter reich beschenkte; aber sie waren ein zahlreiches Geschlecht. Auf der engen Burg Falkenstein, zu der allerdings noch ein auf einem Felskopf errichteter Turm „Bubenstein“ gehörte, saßen zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts die Brüder Wernher, Dietrich und Künlin und ihre Vettern Hans, Thomas und Jakob mit ihren Leuten. Es ging wohl oft schmal her bei diesen Edelleuten. Durch die kostspieligen Kreuzzüge und das andauernde Fehdewesen waren sie vielfach in Schulden geraten. Und wenn dann die reichen Kaufleute das Dreisamtal hinauf- oder herabgezogen kamen mit gefüllten Wagen und hochbeladenen Saumtieren, da regte sich gewiß der Neid in den Herzen der ritterlichen Herren, denen doch von ihren Lehnsherren die oberste Gewalt in die Hand gegeben war, und die Wehr und Waffen zur Hand hatten, um Gewalt ausüben zu können. Sie sagten sich: die Kaufleute erheben durch ihren Handelsnutzen einen hohen Zoll von uns allen, sie ziehen durch unser Gebiet: so sollen sie uns auch zollen. Und so erhoben sie Zoll von den Kaufleuten und Wanderern, und wollten die ihn nicht gutwillig geben, so nahmen sie ihnen ihr Gut ab und warfen sie ins Gefängnis, bis sie sich durch schweres Lösegeld lösten. Vergeblich warnte die Stadt Freiburg. Im Jahre 1314 hatte sie im Verein mit andern Machthabern die dem Freiburger Geschlechte der Kolman gehörige Wilde Schneeburg bei Oberried wegen ähnlicher Räubereien zerstört. Nachdem auf Veranlassung des Edelknechts Klein-Künlin von Falkenstein dessen Knecht Weltin von Wittental in seinem eigenen Hause erschlagen worden war, wurde noch Hans Schneider, ein Freiburger Hintersasse, gefangen und vom höchsten Punkt der Burg Falkenstein herabgestürzt. Seine kranke Frau suchte die modernde Leiche an der Felshalde und ließ sie bei der St. Oswaldkapelle begraben. Nun aber ging Freiburg vor, mit ihm viele rechtliche Edelleute. Im Jänner 1390 ward die uneinnehmbar scheinende Felsburg erobert und zerstört. Mehrere Knechte wurden aufs Rad geflochten, die Falkensteiner selbst schwer bestraft. Ihr Geschlecht verfiel von da an und ist im 16. Jahrhundert erloschen. Die Burg durfte nicht wieder aufgebaut werden, und so ist sie bis auf geringe Mauerreste verschwunden und dräut nicht mehr von ihrem hohen Fels herab. Erfreulicheres als die Geschichte weiß die Sage von Falkenstein zu erzählen. Kuno von Falkenstein war ohne Kinder. Als er einst, betrübt darüber) im Walde ging, gesellte sich ein unbekannter Jäger zu ihm, der ihm zahlreiche Nachkommen versprach, wenn er sich ihm verschreiben wolle. Aber Kuno erkannte in ihm den Teufel und verscheuchte ihn durchs Kreuz. Er beschloß nun in seiner Betrübnis eine Kreuzfahrt ins heilige Land. Von

7. Freiburger Lesebuch - S. 111

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 111 — auf sein neues Schloß ob Freiburg, damals dem schönsten in deutschen Landen, und überließ Zähringen seinen Dienstmannen. Nach dem Aussterben der Herzöge fiel Zähringen ans Reich zurück und bildete lange den Gegenstand erbitterten Streites zwischen den Kaisern und den Haupterben der Zähringer, den Grafen von Freiburg. Zweimal ward in dieser Fehde die Burg zerstört, aber wieder aufgebaut; zuletzt auf Kosten der Stadt Freiburg in den Jahren 1281 und 1282. Dieser Zeit gehören die jetzt noch vorhandenen Überreste an. Um 1296 kamen die Grafen von Freiburg in den Besitz der Burg, die sie dann mit dem Dorf und weiterer Zubehör 1327 an den Freiburger Schultheiß Schnewlin Bernlapp um 303 Mark Silber verkauften. In der Familie der Schnewlin Bernlapp verblieb die Burg mit Ausnahme eines 1422 an den Markgrafen Bernhard von Baden vergabten Viertels bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts. Dann ging sie als Gauerbenburg, wobei auch die Stadt Freiburg ein Sechstel besaß, durch viele Hände. Die herrlichen Tage, die sie unter den Zähringern gesehen und die sich dann vorübergehend unter den Schnewlin Bernlapp wiederholt hatten, nahmen ein trauriges Ende, als im Mai 1525 die aufrührerischen Bauern mit Feuer und Schwert über sie herfielen und alles bis auf den heute noch standhaft in die Lüfte ragenden Rundturm dem Erdboden gleichmachten. Im Jahre 1805 kam die Ruine mit dem umliegenden Wald an die Krone Baden. Der Schatz, der nach dem Glauben des Volkes im Innern der Burg verborgen liegt, und nach dem früher viel gegraben wurde, ist bildlich zu verstehen, nämlich so, daß die Geschichte und Größe des Hauses Zähringen und Landes Baden von hier ihren Anfang genommen haben. Peter P. Albert. 52. St. Ottilien. Eine Stunde von Freiburg entfernt liegt am Südabhang des Roßkopfes in friedlicher Waldeinsamkeit der vielbesuchte Wallfahrtsort St. Ottilien. Aus dem Felsen unter dem anmutigen Kirchlein entspringt eine Quelle. Ihrem Wasser schreibt der Volksglaube von altersher eine heilsame Wirkung bei Augenleiden zu. Die Sage erzählt hierüber folgendes: Auf dem Odilienberg im Elsaß erhob sich einst da, wo jetzt das Kloster steht, das stolze Schloß Hohenburg. Hier lebte um die Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. Geburt der gestrenge Herzog Sittich mit seiner gottesfürchtigcn und mildtätigen Gemahlin Bereswinda. Zu ihrem großen Kummer war ihre Ehe lauge kinderlos. Endlich nach Jahr und Tag wurde ihnen von Gott ein Kindlein geschenkt. Aber es war ein gar schwaches Mädchen und dazu uoch blind. Darüber geriet der Herzog in großen Zorn und befahl, das unschuldige Kind zu töten. Vergebens suchte ihn Bereswinda zu besänftigen; er blieb unerbittlich. Da ließ sie das

8. Freiburger Lesebuch - S. 42

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 42 — wälder hielten das Dreisamtal und die benachbarten Berge besetzt, die Obermarkgräfler lagerten auf dem Felde bei St. Georgen, die Niedermarkgräfler am Mooswald hinab und die Ortenauer beim Dorfe Zähringen. So war Freiburg eng umschlossen. Die Bauern drohten, die Stadt dem Boden gleichzumachen. Die Stadt war ganz auf sich selbst angewiesen, von der Regierung war keine Hilfe zu erwarten. Aber Rat und Gemeinde verloren den Mut nicht. Man teilte die waffenfähigen Bürger nach den Zünften in zwölf Haufen, welche die Türme und Stadtmauern zu verteidigen hatten. Die Universität stellte drei Rotten, die Adeligen bildeten eine Reiterei von 50 Mann. Den Oberbefehl führte nach dem Herkommen der Obristmeister der Zünfte. Diese Verteidigungskräfte waren freilich gegen die Macht des Feindes sehr gering, und der wichtigste Punkt, der Schloßberg, der die Stadt beherrscht, konnte nur sehr schwach besetzt werden. Nachdem die Schwarzwälder die Burg Wiesneck eingenommen hatten, gruben sie der Stadt das Wasser zu den Brunnen und Mühlen ab, besetzten die Kartause und bestiegen von da die Höhe des Schloßbergs. Es war ein schöner Maiabend; die Herren vom Adel saßen, wie gewöhnlich, auf dem Münsterplatz vor ihrem Gesellschaftsbaus zum Ritter, dem heutigen erzbischöflichen Palais, als plötzlich vom Schloßberg her etliche hundert Schüsse aus Hakenbüchsen verkündeten, daß das feste Blockhaus, das auf der heutigen Ludwigshöhe stand, von den Bauern genommen sei. Sogleich wurde Sturm geschlagen, und die Bürgerschaft blieb die Nacht hindurch unter Waffen. Die Bauern aber zogen schweres Geschütz den Berg hinauf und beschossen damit am folgenden Tag die Stadt und sogar den Münsterturm, den sie dem Kirchzartner Turme gleichzumachen drohten. Die Reiterei versuchte einen Ausfall, aber kaum vor dem Tore angelangt, mußte sie sich wieder zurückziehen, wobei ein Herr von Falkenstein durch eine Kanonenkugel getötet wurde. Auch im Innern der Stadt drohte Gefahr. Ein Teil der Einwohnerschaft erklärte sich für die „gerechte Sache“ der Bauern, und man mußte wahrnehmen, daß sogar die Stadtwachen allerlei Treulosigkeiten begingen. Es blieb daher der Stadt nichts übrig als mit den Bauern in Unterhandlungen zu treten. Diese verlangten, daß Freiburg Mitglied des großen Bauernbundes werde, das übliche Herdstattgeld, nämlich wöchentlich zwei Kreuzer vom Hause, entrichte, vier Falkonetlein an Geschützen abtrete und ein Verehrgeld von 3000 Gulden gebe. Dafür behielt Freiburg die Obrigkeit des Hauses Österreich, und allen Einwohnern wurde Sicherheit ihres Leibs und Guts verheißen. Am 23. Mai wurde der Eid geleistet, mit dem sich Freiburg in die Brüderschaft der Bauern begab, ohne zu wissen, daß Herzog Anton von Lothringen bereits am 17. Mai bei Bergzabern 14000 Bauern geschlagen hatte und im Begriff war, auch über die andern Haufen des Landes herzufallen und nach ihrer Vernichtung über den Rhein zu gehen. Mit der Macht der Aufständischen war es damit rasch zu Ende. Im Juli erlitten die Bauern bei Steißlingen (in der Nähe von Radolfzell) eine

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 275

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Tiberius und Kajus Gracchus. 275 Hause zu Aemtern gelangte; ein solcher (homo novus) galt ihnen als kecker Eindringling. Ohnedies konnte ein armer Mann kaum mehr zu Aemtern gelangen; seit dem ersten punischen Kriege mußten die Aedilen die Festspiele selbst bezahlen und da die Kosten sich sehr hoch beliefen, so war für alle weniger Begüterte eine Schranke vor den Staatsämtern aufgerichtet. Die Nobiles aus den plebejischen Familien kümmerten sich so wenig um das licinische Ackergesetz als die aus den patricischen, sie okkupierten wie diese und kauften die kleinen Güter zusammen, um daraus ein großes Familiengut zu bilden. In Rom stehen also nicht mehr Patricier und Plebejer einander gegenüber, sondern das gemeine und arme Volk den reichen Familien der Nobiles. Armes Volk gab es nach den großen Kriegen in Nom so gut als vor denselben, ja noch mehr, denn die Kriegsbeute macht den gemeinen Soldaten nie reich, wohl aber verschwenderisch, und wenn er aus einem vieljährigen Kriegsleben zurückkommt, so befreundet er sich selten mehr mit den Geschäften des Landbaues und der Werkstätte. Das gemeine Volk hatte sich aber verändert wie das vornehme; der gemeine Soldat hatte in Asien und Griechenland gelernt wie der Feldherr, und er trat ungerne in das armselige Plebejerleben zurück. Er hielt sich lieber in der Stadt auf als auf dem Lande, und in die Stadt strömten auch diejenigen, die ihr kleines Gut verkauften oder verloren, denn in der Stadt gab es Verdienst, gab es Versammlungen, Festspiele und — Spenden. Die Herren nämlich, welche Aemter suchten , erhielten dieselben durch das Stimmenmehr der Bürgerschaft, und von dieser bildete das gemeine Volk einen beträchtlichen Theil; diesem machte man nun Geschenke, theilte Geld oder Lebensmittel aus oder bereitete ihm Freude durch Schauspiele nach seinem Geschmacke. Und gerade bei der müßigen Bevölkerung der Stadt griff der Gedanke die tiefsten Wurzeln, daß der Römer zu etwas Besserem da sei, als daß er den Karst und das Grabscheit zur Hand nehme, wenn er eben das Schwert weggelegt habe. Das ging noch an, so lange man mit den hartnäckigen Sabinern und Galliern kämpfte und auf italienischem Boden stand, aber seit alle Länder ringsum zinsbar wurden, schien es dem gemeinen Manne billig, daß er auf Kosten der eroberten Welt erhalten werde und die Unterworfenen für ihn ar- beiteten. So verlangte das gemeine Volk seinen Antheil an der großen Beute und um so heftiger, je mehr es den Reichthum und die Pracht der Vornehmen anschwellen sah; je mehr diese die alte einfache Sitte verließen, um so weniger hielt auch das Volk in der Stadt an derselben fest, denn das Beispiel der Vornehmen reißt die Gemeinen immer mit sich fort, und wenn sie ihnen nicht nachmachen können, so greifen Un- zufriedenheit, Neid und Zorn um sich. Das gemeine Volk war damit nicht zufrieden, wenn es bald von dieser, bald von jener vornehmen 18*

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 320

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
320 Das Reich der Cäsaren. Kriege brachte Marcellus aus dem eroberten Syrakus eine Menge Kunst- werke nach Rom, und wenn der Zerstörer Korinths, Mummius, den Werth der Bilder aus Stein und Erz nicht besser zu tarircn wußte als ein marsischer oder umbrischer Soldat, so schickte er doch einen tüch- tigen Transport derselben nach Rom, wo es also Leute geben mußte, welche auf solche Sachen einen sehr hohen Werth legten. Es ist wirk- lich überraschend, wie schnell die gebildeten oder vornehmen Römer Kunst- freunde und Kunstkenner wurden; schon zur Zeit des Sulla gehörten Kunstwerke griechischer Meister zu den begehrtesten Schätzen, und Verres, der Erpresser in Sicilien, welchen Cicero anklagte, griff nach ihnen mit gleicher Gier wie nach den edeln Metallen. Durch die Statthalter in den griechischen Provinzen wurden vielleicht ebenso viele Meisterwerke den Eigenthümern weggeuommen oder abgezwungen, als durch Eroberung und Kauf nach Rom kamen. Denn eigentliche Künstler wurden die Römer nie; in den guten Zeiten der Republik nahm die Sorge für Staat und Stand Patricier und Plebejer in Krieg und Frieden, letztere auch die Anstrengung für ihr Hauswesen zu sehr in Anspruch, als daß sie mit der Kunst sich hätten befreunden können; zudem hatte keines der italienischen Völker, mit welchen die Römer zu thun bekamen, selbst die Tusker nicht ausgenommen, sich in jenen Richtungen so weit ent- wickelt, um den stahlharten politischen Geist der Römer dadurch zu mildern; sie lernten von den Tuskern wahrscheinlich in der Baukunst, welche durch ihren unmittelbaren Nutzen dem praktischen Römer'zusagte und die er großartig weiter bildete, ebenso in den Geschäften des Feld- baues, in welchen die Tusker Meister waren. Als durch die Schätze Asiens die römischen Patricier sich von der einfachen und strengen Lebens- weise ihrer Vorfahren abbringen ließen, so gewannen sie gleichzeitig Geschmack an der griechischen Kunst und eigneten sich deren Schätze an, wie sie die Neichthümer der Provinzen ausbeuteten. Vornehme Kunst- freunde und Kunstkenner gab es bald in Menge, aber der römische Adel erzeugte keine Künstler aus seiner Mitte (wie der Adel überhaupt nie; sein Element ist Krieg und Politik, und entzieht er sich diesen, so stirbt er ab), die römische Plebs wurde aber nur roher, begehrlicher und niederträchtiger; sie verachtete den Stand des Handwerkers, aus dem der Künstler erwächst, und suchte ihre Freude bei den Nennspielen, Thier- und Gladiatorenkämpfen u. s. w., für welche der Staat oder die Vornehmen sorgten. Das Meiste noch wirkte die griechische Kunst auf den Handwerkerstand in den Provinzen; die verschiedenen Geräthe, sowohl die zum Schmucke als die zu dem Bedarf und der Bequemlichkeit des Hauses gehörigen, wurden bei den Römern ebenso zweckmäßig als schön gearbeitet, wofür die Ausgrabungen in Pompeji das vollkommenste Zeugniß ablegen.
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