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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 153

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 158 — Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind — nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els, Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl- reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar- see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal- Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee. Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin- den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch- lande aber sind weite Flächen mit Gletschern und ewigem Schnee bedeckt. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in Schweden Ackerbau und Viehzucht, in Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei 51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge- Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ? trocknet, Stockfisch genannt). Von großer Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In- dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb- haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000 Seeschiffe, darunter 960 Dampfer). V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.

2. Erdkunde - S. 159

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 159 — gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen (am Kaspischen Meere). Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In- dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be- deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen- Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug. Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge- langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker, Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt- liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein- geführt werden. V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein- wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B. Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von 5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un- geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner. d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt- bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland: 1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen und den südrussischen Kolonien); 2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);

3. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

4. Erdkunde - S. 190

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 190 — Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor. Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau- kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil- lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen. Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere. Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen- land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle. Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan. Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und Kokaud (82 000 E.). Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft. Nordasien. Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein- genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt. An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa; dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west- liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte Verbrecher und dereu Nachkommen. Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem

5. Freiburger Lesebuch - S. 49

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 49 — 2i. Jsus frciburgs Ecidcnstagcn im Jahre 1713. Als am 11. Juni 1698 die Franzosen Frciburg verließen, worin sie zwei Jahrzehnte lang als Herren geschaltet und gewaltet hatten, da atmeten die Bürger erleichtert aus. Sie waren österreichisch wie zuvor und wünschten sich unter kaiserlichem Schutz nichts sehnlicher als einen immerwährenden Frieden. Aber es geschah damals unter den Großen dieser Welt, daß sie aus wachsender Ländersucht das Wohl der Völker aufs Spiel setzten. Im Jahre 17]3 war abermals Krieg, weil Frankreich nicht leiden wollte, daß die deutsche und die spanische Krone aus einem Habsburger Haupte vereinigt sei, wie es unter Kaiser Karl dem Fünften gewesen war. Auch die Schrecknisse der neuen Staatenhändel verbreiteten sich über den doch so oft schwer heimgesuchten Breisgau, und als man den 26. September 1713 schrieb, waren die Freiburger nicht viel besser d'ran als ein Mänslein in der Falle. Denn vor den Toren der Stadt stand Marschall Villars, ein französischer Feldherr, mit 150000 Mann; verteidigt aber wurde Frei bürg nur von 10000 österreichischen Kriegern, die allerdings einen Helden zum Führer hatten: den Feldmarschalleutuant Amadeus Ferdinand v. Harsch Man braucht kein großer Rechenkünstler zu sein, um herauszubekommen, aus welcher Seite die Übermacht lag — bei Franzmännern oder Österreichern. Nun war unser Freiburg damals rings von Mauern jmd Bollwerken umgeben, und drei starke Schlösser sahen trutzig vom Schloßberg herunter, seit Frankreich die Stadt nach Plänen seines Kriegsbaumeisters Vauban in eine Festung ersten Ranges verwandelt hatte. Aber die Belagerer ließen jetzt durch elsässische Baue«! die Wasserleitung abgraben, schoben ihre Lausgräben immer weiter vor und fingen am 5. Oktober an, die Festung zu beschießen. Die öster- reichischen Kanonen blieben die Antwort nicht schuldig, und hüben und drüben mehrten sich die Verluste. Aber auch die Erbitterung wuchs aus beiden Seiten, und immer heißer wurde um die äußeren Befestigungswerke gerungen. Trotz allen Löwenmuts mußten die Verteidiger sich schließlich ans die innere Festung zurückziehen, und mit Zittern sahen die Freiburger nun dem 1. November entgegen, denn es hieß: Villars werde die Stadt erstürmen lassen. Was war dann das Schicksal der Bewohner, der kriegs- nngeübten Männer, der wehrlosen Frauen und Kinder? Der gefürchtete Tag erschien. In der Morgenfrühe kündigte der Feitungskommandant dem Rate an, daß er die Stadt nicht länger zu halten vermöge. Wenn er mit seinem schwachen Häuflein nach der oberen Festung am Schloßberg abgezogen sei — aber auf keinen Fall früher — möge die Bürgerschaft mit dem Feinde verhandeln. Kaum hatten nun die Kaiserlichen Freiburg verlassen, so entstand unter den Einwohnern allgemeine Verwirrung, (befangene Franzosen benützten den Augenblick, schlecht behütetem Gewahrsam zu entrinnen und liefen drohend umher. Die an den französischen Befehlshaber entsandten Boten konnten nicht nach außen 4

6. Freiburger Lesebuch - S. 42

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 42 — wälder hielten das Dreisamtal und die benachbarten Berge besetzt, die Obermarkgräfler lagerten auf dem Felde bei St. Georgen, die Niedermarkgräfler am Mooswald hinab und die Ortenauer beim Dorfe Zähringen. So war Freiburg eng umschlossen. Die Bauern drohten, die Stadt dem Boden gleichzumachen. Die Stadt war ganz auf sich selbst angewiesen, von der Regierung war keine Hilfe zu erwarten. Aber Rat und Gemeinde verloren den Mut nicht. Man teilte die waffenfähigen Bürger nach den Zünften in zwölf Haufen, welche die Türme und Stadtmauern zu verteidigen hatten. Die Universität stellte drei Rotten, die Adeligen bildeten eine Reiterei von 50 Mann. Den Oberbefehl führte nach dem Herkommen der Obristmeister der Zünfte. Diese Verteidigungskräfte waren freilich gegen die Macht des Feindes sehr gering, und der wichtigste Punkt, der Schloßberg, der die Stadt beherrscht, konnte nur sehr schwach besetzt werden. Nachdem die Schwarzwälder die Burg Wiesneck eingenommen hatten, gruben sie der Stadt das Wasser zu den Brunnen und Mühlen ab, besetzten die Kartause und bestiegen von da die Höhe des Schloßbergs. Es war ein schöner Maiabend; die Herren vom Adel saßen, wie gewöhnlich, auf dem Münsterplatz vor ihrem Gesellschaftsbaus zum Ritter, dem heutigen erzbischöflichen Palais, als plötzlich vom Schloßberg her etliche hundert Schüsse aus Hakenbüchsen verkündeten, daß das feste Blockhaus, das auf der heutigen Ludwigshöhe stand, von den Bauern genommen sei. Sogleich wurde Sturm geschlagen, und die Bürgerschaft blieb die Nacht hindurch unter Waffen. Die Bauern aber zogen schweres Geschütz den Berg hinauf und beschossen damit am folgenden Tag die Stadt und sogar den Münsterturm, den sie dem Kirchzartner Turme gleichzumachen drohten. Die Reiterei versuchte einen Ausfall, aber kaum vor dem Tore angelangt, mußte sie sich wieder zurückziehen, wobei ein Herr von Falkenstein durch eine Kanonenkugel getötet wurde. Auch im Innern der Stadt drohte Gefahr. Ein Teil der Einwohnerschaft erklärte sich für die „gerechte Sache“ der Bauern, und man mußte wahrnehmen, daß sogar die Stadtwachen allerlei Treulosigkeiten begingen. Es blieb daher der Stadt nichts übrig als mit den Bauern in Unterhandlungen zu treten. Diese verlangten, daß Freiburg Mitglied des großen Bauernbundes werde, das übliche Herdstattgeld, nämlich wöchentlich zwei Kreuzer vom Hause, entrichte, vier Falkonetlein an Geschützen abtrete und ein Verehrgeld von 3000 Gulden gebe. Dafür behielt Freiburg die Obrigkeit des Hauses Österreich, und allen Einwohnern wurde Sicherheit ihres Leibs und Guts verheißen. Am 23. Mai wurde der Eid geleistet, mit dem sich Freiburg in die Brüderschaft der Bauern begab, ohne zu wissen, daß Herzog Anton von Lothringen bereits am 17. Mai bei Bergzabern 14000 Bauern geschlagen hatte und im Begriff war, auch über die andern Haufen des Landes herzufallen und nach ihrer Vernichtung über den Rhein zu gehen. Mit der Macht der Aufständischen war es damit rasch zu Ende. Im Juli erlitten die Bauern bei Steißlingen (in der Nähe von Radolfzell) eine

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 227

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
227 Schlacht bei Ampfing. Ludwigs Erwerbungen für sein Haus. Schlacht bei Ampfing (28. September 1322). Endlich maßen sich die beiden Thronbewerber in der großen Schlacht bei Ampfing; Friedrich nahm sie an, ohne seinen Bruder Leopold ab- zuwarten, der nur wenige Tagmärsche von ihm entfernt war. Sie blieb lange unentschieden, Friedrich selbst focht wie ein Held der Vor- zeit; durch eine in der Kriegsmanier jener Zeit gewöhnliche und doch fast immer gelingende List siegte Ludwigs Feldhauptmann Seifried Schweppermann; er sparte einen Hinterhalt, ließ ihn österreichische Farben tragen und griff das ermattete Heer im Rücken an. Oester- reichs Niederlage war vollständig; 1000 Adelige waren erschlagen, 1300 gefangen, darunter Friedrich selbst, Herzog Heinrich von Oesterreich und Heinrich von Kärnthen. Da entsagte nach einiger Zeit Friedrich der Kö- nigskrone für die Freiheit und gelobte auch seinen Bruder Leopold, der den Krieg noch immer fortsetzte, zum Frieden zu bewegen. Allein dieser und andere Gegner Ludwigs wollten von keinem Frieden etwas wissen, und Friedrich stellte sich wieder als Gefangener. Durch solchen Edel- muth gerührt, versöhnte sich Ludwig mit ihm und hätte ihn zum Mit- regenten angenommen, wenn die Einwilligung der Kurfürsten erfolgt wäre. Friedrich starb jedoch bald (1330); sein Bruder Leopold, ge- beugt durch das Unglück seines Hauses, war ihm schon 1326 vorange- gangen. Nachdem der Streit zwischen Habsburg und Wittelsbach sechs- zehn volle Zahre gedauert hatte, verständigte sich der von anderen Fein- den bedrängte Ludwig mit den österreichischen Herzogen Otto und Al- brecht. Ludwig versprach ihnen 20,000 Mark Silbers, da er aber (wie meistentheils) nicht hinreichend Geld hatte, so wies er ihnen die Reichs- städte Zürich, St. Gallen, Schaffhausen und Rheinfelden an, d. h. er überließ ihnen die Ausübung der königlichen Rechte über sie sowie das königliche Einkommen. Für Zürich legten aber die Eidgenossen Protest ein, und nun gab Ludwig dafür Neuburg hin und Breisach, das sich aber erst nach siebenwöchentlicher Belagerung fügte. Der Zorn der Reichsstädte über solche Verpfändung war gränzenlos; sie waren für Ludwigen ein- gestanden; nun verpfändete er sie an seine fürstlichen Gegner, sobald er sich mit diesen versöhnte, und daß er die Pfandschaft nie mehr einlösen werde, daß die Städte also fortan habsburgisch bleiben mußten, war jedem klar. In gleicher Weise verpfändete Ludwig die Reichsdörfer im Appenzell an den Abt von St. Gallen, dem dieser Gewinn mit der Zeit sehr schlecht ausschlug. Ludwigs Erwerbungen für sein Haus. Ludwig verstärkte seine Hausmacht bedeutend durch kluge und ge- waltthätige Benutzung seiner königlichen Macht. Die brandenburgische 15»

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 288

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
288 Deutschland und Italien sinken. gegen dessen Administration die Städte Köln, Bonn und Neuß (Nuys), sowie das ganze Domkapitel sich erhoben hatten. Karl zog vor Neuß, das der zum Administrator des Erzbisthums ernannte Hermann von Hessen mit nur 1500 Söldnern und der Bürgerschaft vom 29. Juli 1474 bis 28. Juni 1475 glorreich vertheidigte. Der Kaiser bot langsam ein Reichsheer auf und führte dasselbe in die Nähe des Feindes; Karl aber, der in 56 Stürmen seine besten Truppen verloren hatte, schloß mit dem Kaiser trügerischen Frieden, ebenso mit Ludwig von Frankreich (1475 im Sept.). Hierauf jagte er den Herzog Nenat von Lothringen aus dem Lande, der auf Ludwigs Xi. feierlich versprochene Hilfe vertrauend Karln den nicht lange vorher aufgezwungenen Vasallendienst aufgekündet hatte. Allein Ludwig Xi. betrog seinen Schützling, den Schweizern war der Weg zu weit, Nancy mußte sich ergeben und Nenat in die Schweiz flüchten. Jetzt wandte Karl sich gegen die Schweizer, gegen die er nicht ohne Grund rasend erbittert war. Wie die Schweizer an den Burgunder gehetzt werden. Die Schweizer waren dem Hause Oesterreich tief verhaßt und mit Recht, denn 1460 hatten sie dem Herzog Sigismund von Oesterreich mitten im Frieden Thurgau und bald darauf Napperswyl weggeuommen; auch im Jahre 1463 bekriegten sie Sigismunden muthwilliger Weise. Die österreichischen Fürsten suchten daher die Franzosen gegen die Schweizer zu benutzen wie im Jahre 1444, aber der König Ludwig Xi. war dafür viel zu klug. Jetzt wandten sie sich auf Ludwigs Rath an den Herzog von Burgund, der sich sehr bereitwillig zeigte und nicht ahnte, daß ihn Ludwig Xi. mit den Deutschen in Verwicklung und Feindschaft zu ver- stricken suche. Sigismund, der durch den Schweizerkrieg tief in Schul- den gerathen und ohnehin ein ganz schlechter Haushälter war, ver- pfändete 1469 seine Städte im Elsaß, im Breisgau und am Ober- rhein an Karln um 80,000 Gulden. Im Jahre 1472 kam wirklich ein Bund zwischen Karln und den Habsburgern gegen die Schweizer zu Stande, welche durch Unterhandlungen hingehalten wurden. Nun hätte aber Sigismund seine verpfändeten Landschaften und Städte, die ihn dringend um Wiedereinlösung aus der burgundischen Pfand- herrschaft baten, ehrenhalber gerne zurückgehabt, und verlangte hiezu Ludwigs, seines Freundes, gute Dienste; dieser wollte sich aber nicht mit Karln Überwerfen und bot alle seine Kunst auf um ihn mit Oesterreich und den Eidgenossen zu entzweien. Die Häupter der Eidgenossen, namentlich die bernischen Herren von Diesbach, hatte er mit Geld gewonnen, und auf ihr Zureden und auf des Königs Rath brachten Basel, Schlettftadt, Kolmar und Straßburg die 80,000

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 289

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Schweizer siegen bei Herikourt rc. 289 Gulden der Pfandsumme zusammen, die nun Sigismund dem Bur- gunder anbot. Dieser gerieth in großen Zorn, denn er wollte die Städte nicht wieder herausgeben, und erklärte, wenn Sigismund bezahle, nehme er die Einlösung des Pfandes an, aber nicht von anderen. Zu seinem Unsterne hatte er aber über die verpfändeten Städte einen Vogt, Peter von Hagenbach, gesetzt, der den Bürgern mit ausgesuchtem Hohne begegnete und sie durch Grausamkeit und Zügellosigkeit erbitterte. Als es nun verlautete, der Herzog Gigismund wolle die Pfandschaft aus- lösen und stehe mit den Eidgenossen in gutem Einvernehmen, da em- pörten sich die Bürger von Breisach, als sie der Vogt an einem Feier- tage zu Schanzarbeiten zwingen wollte, und nahmen ihn gefangen. Wirk- lich hatte Ludwig die Schweizer, deren Stolz der Vogt Hagenbach auf jede mögliche Weise empörte und denen Karls Eroberungsgelüste wohl- bekannt waren, mit dem Herzog Sigismund ausgesöhnt und am 30. März 1474 ein Bündniß zwischen Beiden zu Stande gebracht. Nun saßen die Abgesandten der Schweizer und der rheinischen Städte über den gefangenen Hagenbach zu Gericht, verurtheilten ihn zum Tode und ließen ihn enthaupten, obwohl er sich damit'vertheidigte, daß er nur im Aufträge seines Herrn gehandelt habe. Karl sollte zum Kriege gereizt werden, und die Eidgenossen, welche von dem Kaiser im Namen des Reiches zum Angriffe gegen Burgund aufgefordert wurden und mit wel- chen Ludwig ein Bündniß gegen Karln geschlossen hatte, griffen zuerst an, indem sie glaubten, sie würden mit dem Kaiser und dem Könige die burgundische Beute zu theilen haben. Der Absagebrief der Schweizer wurde am Dienstag vor Simon und Iudä 1474 ausgefertigt und ab- geschickt; sie beriefen sich in ihm einzig auf den Befehl des Kaisers; Karl empfing ihn knirschend vor Zorn; Bern, Bern! rief er und schwor dieser Stadt den Untergang, allen Schweizern aber furchtbare Rache. Die Schweizer siegen bei Herikourt (13. November 1474), werden von dem Kaiser und Könige von Frankreich im Stiche gelassen. Während Karl Neuß belagerte und das abgefallene Lothringen wieder eroberte, waren die Schweizer über den Jura in Hochburgund eingebrochen; sie raubten und brannten nach damaligem Kriegsgebrauche, eroberten manche Burg und ließen die Besatzungen über die Klinge springen. Als sie das feste Herikourt belagerten, kam der Graf von Nomont aus dem Hause Savoyen mit 18,000 Mann zum Entsätze; diesen jagten sie bei dem ersten Anlaufe in die Flucht und verfolgten ihn, bis ihnen der Athem ausging, wobei die Sieger nur fünf Mann verloren; durch die Winterkälte wurden sie wieder nach Hause getrieben. Das folgende Jahr verlief ohne bedeutende Kriegsereignisse; die Schweizer drangen an den Genfersee vor und brandschatzten die waadt- Bumüller, Gesch. d. Mittelalters.

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 291

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das burgundische Erbe. 291 32,000 Mann stark, nahmen eine durch Gehölz gedeckte Stellung auf einer Anhöhe, und nun beriethen ihre Hauptleute nicht wie sie den Feind schlagen, sondern wie sie ihn vernichten könnten. Den einen Flügel führte der Edle von Hallwyl, ein Berner Bürger, das Mitteltreffen der Bürgermeister Hans Waldmann von Zürich, den anderen Flügel der greise Hertenstein aus Luzern. Es regnete am Morgen des 22. Juni mehrere Stunden lang; die Burgunder standen unterdessen auf der Ebene in Schlachtordnung, während die Schweizer auf der Anhöhe den Angriff vorbereiteten. Da kam der rechte Augenblick; die Sonne blickte aus den Wolken, Hallwyl schwang sein Schwert und rief: „Auf, Freunde, Gott will uns zum Siege leuchten!" Wohl schlug das Ge- schütz der Burgunder einige Hundert nieder, als die Schweizer aus dem Walde vordrangen, die andern liefen nur um so schneller auf dasselbe, nahmen es, drückten mit Macht auf den feindlichen Flügel und trieben ihn mit Stich und Hieb vor sich her. Unterdessen griff auch Wald- mann an, warf das Mitteltreffen, und das feindliche Heer würde nun gern sein Heil in der Flucht gesucht haben, wenn ihm Hertenstein die Straße nach Wisiisburg, den einzigen Weg nach Burgund, nicht ver- legt hätte. Der Herzog hatte vergebens die Ordnung herzustellen ge- sucht, sich vergebens mit der Reiterei auf den Feind geworfen, er mußte entfliehen und entkam mit wenigen Reitern. Ueber 20,000 Burgunder wurden erschlagen, 4000 schwere Reiter in den See gesprengt, in wel- chem Roß und Mann versanken. Später wurden die verblichenen Knochen in ein Beinhaus gesammelt und darauf die Inschrift gesetzt: „Das Heer des berühmten Herzogs Karl von Burgund hat von den Schweizern ver- nichtet dieses Denkmal hier von sich zurückgelassen." Dieses Beinhaus wurde 1798 von einer französischen Halbbrigade niedergebrannt. Karl verlor ob dieser neuen Niederlage fast den Verstand; Herzog Renat von Lothringen eroberte sein Erbe wieder, und da Karl über den „Buben" von Lothringen besonders erzürnt war, so raffte er ein neues Heer zusammen und belagerte im strengen Winter die Stadt Nancy. Herzog Renat war in die Schweiz entwichen und bat flehentlich um Hilfe, worauf 15,000 Schweizer unter Hans Waldmann nach Nancy zogen. Mit einem kaum so starken Heere, das durch Hunger und Kälte litt, wagte Karl dennoch die Schlacht^ er verlor sie und wurde auf der Flucht getödtet (7. Januar '1477). V, Y - tu ' . '-Zülr' sah) a.hä] .n mnd Das burgundische Erbe. Ssiibf, Niemanden erfreute der Tod des Herzogs mehr, als dessen Vetter, den König von Frankreich, der sich nun daran machte, ganz Burgund an sich zu reißen. In dieser Sache hatten die Schweizer ein entschei- 19*
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