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Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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— 190 —
Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein
wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum
Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor.
Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau-
kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil-
lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen
die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen.
Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine
Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am
Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu
sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere.
Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen-
land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur
einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit
aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle.
Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist
die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan.
Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und
Kokaud (82 000 E.).
Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen
Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft.
Nordasien.
Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein-
genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt.
An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa;
dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west-
liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die
Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die
einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die
europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte
Verbrecher und dereu Nachkommen.
Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz
und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem
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Extrahierte Ortsnamen: Kaukasus Tiflis Baku Taschkent Samarkand Buchara Nordasien Nordasien Sibirien Sibirien Europa Sibiriens
Landstände zu beobachten. Was werden wohl die Landstände gewesen sein? — Landtag, Reichstag.
So ähnlich. „Stände!" — Die Adligen (wenigstens früher), die Bürger und die Bauern.
Die Bauern waren damals in den meisten Ländern ohne Vertretung. — Beurteilung der landständischen Vertretung.
Wie wollte es der Kurfürst haben? — Wechselseitige Verwendung der Beamten, wie er es für gut fand; und nur ihm sollten sie Treue schwören.
Zusammenfassung.
Überschrift: Der Beamten-Streit.
Mit der Verwendung der Steuern war es ähnlich. — Die Steuern sollten nur zum Besten des Landes verwendet werden, in dem sie erhoben worden waren. (Ausführung)
Was war des Kurfürsten Meinung? — Er wollte die Steuern verwenden ohne Rücksicht auf die Quellen, aus denen sie flössen, z. B. Steuern aus den rheinischen Ländern für Preußen u. s. w., so daß die Steuerkraft des ganzen Staates unter Umständen dem einzelnen Lande zu gute kam (kostspielige Arbeiten, Heer u. f. w.).
Daran wollten ihn nun die Landstände verhindern. Wie konnten sie das? — (Es ist an die früher, etwa bei einer Wahl, besprochene Thätigkeit unserer Landtage, des Reichstags zu erinnern.) Sie verweigerten die Steuern.
Nun brauchte aber der Kurfürst viel Geld. — Für das Heer.
Da wollte Friedrich Wilhelm Bodenerzeugnisse und Kaufmannswaren besteuern. Man nannte diese Steuer „Accise". — Besprechung; indirekte Steuer.
Warum hielt der Kurfürst diese Steuer für geeigneter? — Da brauchte er nicht die Bewilligung der Stände.
Die Steuer war aber auch gerechter, denn bei der „Kopf- und Grundsteuer" waren die Adligen, in deren Händen doch die großen Güter waren, fast steuerfrei. — Bei der Accife wurden alle Stände gleichmäßig betroffen.
Was sagten aber die Stände zu der neuen Steuer? — Sie wollten von der Accise nichts wissen, denn der Kurfürst war dann nicht mehr vonihnen abhängig.
Der Eigennutz spaltete aber die Stände. — Die Bürger waren schließlich für die Accise, brauchten sie doch nicht mehr allein mit den Bauern die Steuerlast zu tragen; die Adligen aber blieben erbitterte Gegner, sie wurden ja obendrein nun auch besteuert. Die Bauern waren natürlich am meisten zufriedengestellt.
Der Kurfürst kehrte sich nicht an den Widerspruch des Adels und führte die Accise ein.
Zusammenfassung. Überschrift: Die Accije.
Zusammenfassung des ganzen Abschnitts.
Überschrift: Staatseinheit.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Bodenerzeugnisse Friedrich Wilhelm
— 15 —
Wie werden sich die Evangelischen verhalten haben? — Die Schwachen traten über, die Starken wanderten aus.
Aber Ludwig verbot die Auswanderung bei Galeerenstrafe. Warum? — Er verlor Unterthanen, Arbeiter, Steuerzahler, Kapital u. s. w.
Was werden da die Evangelischen gethan haben, die nicht übertreten wollten? — Heimliche Flucht. (Viele werden gefangen genommen und kommen auf die Galeeren: Märtyrer.)
Wohin? — In die benachbarten evangelischen Länder: Holland, Schweiz, England, die evangelischen Länder Deutschlands, z. B. Hessen-Kassel, und besonders Brandenburg.
Friedrich Wilhelm äußerte, daß er es einmal schwer vor Gott zu verantworten haben würde, wenn er der beabsichtigten Ausrottung des reinen Evangeliums gleichgiltig zusehen wollte.
Das Potsdameredikt wird gelesen (Wiedergabe des Hauptsächlichen).
Disposition: 1. Veranlassung zu dem Edikt; 2. die Wege in des Kurfürsten Staaten; 3. die zur Niederlassung geeigneten Orte; 4. zollfreie Einwanderung ; 5. Begünstigungen bei der Ansiedelung und Anlage von Geschäften; 6. Rechtspflege; 7. Gottesdienst; 8. Aufnahme der Adligen; 9. Ausschließung der Katholiken; 10. Beistand der Behörden.
Zur Besprechung würden kommen: die Wege von Frankreich nach Brandenburg; Kleve, Mark, Ravensberg (die früher erwähnten Länder des Kurfürsten im westlichen Deutschland): die Gesandten (Geschäftsträger, Agenten); daß die Resugies und der Kurfürst reformiert waren; das außerordentliche Entgegenkommen des Kurfürsten (kein Ort wird vorgeschrieben, kein Eingangszoll verlangt, leere Häuser werden angeboten, dann Lieferungen von Holz und anderen Dingen, Befreiung von Steuern und Einquartierung (Ausnahme: die Accise), freies Land, freie Wohnung auf vier Jahre, das Bürgerrecht und alle anderen Rechte ohne Lasten, jede mögliche Unterstützung bei Anlage von Fabriken, z. B. Geld; ebenso sollen die einwandernden Bauern unterstützt werden: die Adligen sollen Hofämter und Offizierstellen erhalten; die Einwandernden sollen sich eigne Richter wählen (Friedensrichter), ihre Religion völlig frei ausüben und in jeder Hinsicht des Schutzes der Behörden versichert sein); ferner die Art der Fabriken; Tuch- und Hut-Fabriken (bisher hatte man diese Waren aus Frankreich bezogen!); die Ausschließung der Katholiken; die frühere Einwanderung der Schweizer; die Verbreitung des Edikts nach Frankreich in Hunderten von in französischer Sprache gedruckten Exemplaren; die Freude und Dankbarkeit der Reformierten (im ganzen folgten etwa 20000 der Einladung, französische Kolonie in Berlin); die Erbitterung Ludwig Xiv. und endlich auch das Datum (29. Oktober alten, 8. November neuen Stils) sowie die sich widersprechende Rechtschreibung und die Sprachmengerei, die wie in dem Edikt, so überhaupt damals in Deutschland üblich war.
Ilb. Vertiefende Betrachtung.
Wie zeigte sich der Kurfürst, als Ludwig Xiv. seine reformierten Unterthanen zum katholischen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Holland Schweiz England Deutschlands Hessen-Kassel Brandenburg Frankreich Brandenburg Ravensberg Deutschland Frankreich Frankreich Berlin Deutschland
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich_der_Große Friedrich Gotzkowsky
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 42 —
wälder hielten das Dreisamtal und die benachbarten Berge besetzt, die Obermarkgräfler lagerten auf dem Felde bei St. Georgen, die Niedermarkgräfler am Mooswald hinab und die Ortenauer beim Dorfe Zähringen. So war Freiburg eng umschlossen. Die Bauern drohten, die Stadt dem Boden gleichzumachen. Die Stadt war ganz auf sich selbst angewiesen, von der Regierung war keine Hilfe zu erwarten. Aber Rat und Gemeinde verloren den Mut nicht. Man teilte die waffenfähigen Bürger nach den Zünften in zwölf Haufen, welche die Türme und Stadtmauern zu verteidigen hatten. Die Universität stellte drei Rotten, die Adeligen bildeten eine Reiterei von 50 Mann. Den Oberbefehl führte nach dem Herkommen der Obristmeister der Zünfte. Diese Verteidigungskräfte waren freilich gegen die Macht des Feindes sehr gering, und der wichtigste Punkt, der Schloßberg, der die Stadt beherrscht, konnte nur sehr schwach besetzt werden.
Nachdem die Schwarzwälder die Burg Wiesneck eingenommen hatten, gruben sie der Stadt das Wasser zu den Brunnen und Mühlen ab, besetzten die Kartause und bestiegen von da die Höhe des Schloßbergs.
Es war ein schöner Maiabend; die Herren vom Adel saßen, wie gewöhnlich, auf dem Münsterplatz vor ihrem Gesellschaftsbaus zum Ritter, dem heutigen erzbischöflichen Palais, als plötzlich vom Schloßberg her etliche hundert Schüsse aus Hakenbüchsen verkündeten, daß das feste Blockhaus, das auf der heutigen Ludwigshöhe stand, von den Bauern genommen sei. Sogleich wurde Sturm geschlagen, und die Bürgerschaft blieb die Nacht hindurch unter Waffen. Die Bauern aber zogen schweres Geschütz den Berg hinauf und beschossen damit am folgenden Tag die Stadt und sogar den Münsterturm, den sie dem Kirchzartner Turme gleichzumachen drohten. Die Reiterei versuchte einen Ausfall, aber kaum vor dem Tore angelangt, mußte sie sich wieder zurückziehen, wobei ein Herr von Falkenstein durch eine Kanonenkugel getötet wurde.
Auch im Innern der Stadt drohte Gefahr. Ein Teil der Einwohnerschaft erklärte sich für die „gerechte Sache“ der Bauern, und man mußte wahrnehmen, daß sogar die Stadtwachen allerlei Treulosigkeiten begingen. Es blieb daher der Stadt nichts übrig als mit den Bauern in Unterhandlungen zu treten. Diese verlangten, daß Freiburg Mitglied des großen Bauernbundes werde, das übliche Herdstattgeld, nämlich wöchentlich zwei Kreuzer vom Hause, entrichte, vier Falkonetlein an Geschützen abtrete und ein Verehrgeld von 3000 Gulden gebe. Dafür behielt Freiburg die Obrigkeit des Hauses Österreich, und allen Einwohnern wurde Sicherheit ihres Leibs und Guts verheißen.
Am 23. Mai wurde der Eid geleistet, mit dem sich Freiburg in die Brüderschaft der Bauern begab, ohne zu wissen, daß Herzog Anton von Lothringen bereits am 17. Mai bei Bergzabern 14000 Bauern geschlagen hatte und im Begriff war, auch über die andern Haufen des Landes herzufallen und nach ihrer Vernichtung über den Rhein zu gehen.
Mit der Macht der Aufständischen war es damit rasch zu Ende. Im Juli erlitten die Bauern bei Steißlingen (in der Nähe von Radolfzell) eine
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TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
— 6 -
1533-1535
1545-15g3
1546
1546-154"
1547
2. Die Wiedertäufer in Münster.
1) Feindschaft zwischen bern Bischöfe und bcn Bürgern; Verbreitung lutherischer Lehren durch Bernhard Rothmanu-Eimnischnng der Wiedertäufer.
2) Häupter der Wiedertäufer: Johann Bockelsohu von Leyden, Matthisen / Heinrich Rulle, Bernhard Knipperd ol l ing.
3) Johann von Leyden, König von Zion. Schreckens-j Herrschaft unter ihm, Krechting und Knipperdolling.
4) Einnahme der Stadt durch Wirich bou Daun. — Bestra-fung der Übelthäter durch den Fürstbischof Franz von Waldeck.
3. Tie wachsende Feindschaft zwischen dem Kaiser und den Fürsten.
1) Weitere Ausbreitung der Reformation, ermöglicht durch Karls Kriege mit den Franzosen und mit den Türken.
2) Nutzlose Reichstage und Religio ns ge spräche zur Beilegung des Streites.
3) Konzil zu Trient; die Protestanten weigern sich teil-zuuehmen.
4) Reichstag zu Regensburg; Fernbleiben des Kurfürsten Johann Friedrich von Lachsen und des Landgrafen Philipp von Hessen. — Rüstungen des Kaisers gegen sie.
5) Kuthers Tod zu Eisleben (15. Febr.) und feierliche Beisetzung zu Wittenberg.
4. Der schmalkaldische Krieg.
1) Angriff des Kriegshanptinanns Sebastian Schärt-lin von Bnrtenbach ans Füssen: Rückzug der Kaiserlichen nach Regensburg.
2) Schärtlins Zug gegen Innsbruck durch die Erhebung der Tiroler vereitelt.
3) Niederwerfung der süddeutschen Bundesglieder (Würt-einberg, Augsburg, Itlm, Straßburg) durch Karl V.
4) Herzog Moritz von Sachsen übernimmt die Voll-ziehung der Acht gegen seine Verwandten und Glaubensgenossen.
5) Schlacht bei Mühlberg (24. April); Niederlage und Gefangennahme des Kurfürsten Johann Friedrich.
6) Übertragung der sächsischen Kurwürde und der kurfürstlichen Länder an Moritz von Sachsen.
7) Gefangennahme des Landgrafen Philipp von Hessen.
5. Ende der Religionsstreitigkeiten.
1) Karls Bemühungen um einen friedlichen Ausgleich trotz der Vernichtung des fchmalfaldifchen Bundes.
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_Rothmanu-Eimnischnng Johann_Bockelsohu_von_Leyden Johann Heinrich_Rulle Heinrich Bernhard_Knipperd Johann_von_Leyden Johann König_von_Zion Franz_von_Waldeck Franz Karls Johann_Friedrich_von_Lachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Sebastian_Schärt-lin_von_Bnrtenbach Karl_V. Karl_V. Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz_von_Sachsen Philipp_von_Hessen Philipp Karls
Extrahierte Ortsnamen: Matthisen Daun Karls Eisleben Wittenberg Regensburg Würt-einberg Augsburg Straßburg Mühlberg Karls
360
Europa der dominierende Erdiheil.
legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National-
wohlstand zu ruinieren.
Europa der dominierende Erdtheil.
Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas
beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Europa ver-
mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in
unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und
damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue
Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung
in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und
Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europäischer
Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer
neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig
wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner
asiatischen Macht mehr unterliegen können.
Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum
reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße
eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern,
daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der
die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den
Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen,
wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 18l 3
an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel
von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an-
dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach
Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30
Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen.
Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei-
den, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung,
der Luxus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch
neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilcn kamen die ver-
schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa uild fanden Eingang in die
Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien,
Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich
kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den
Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten;
die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines
mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig,
aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un-
glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit
die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. -
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Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Ostindien Amerikas Europas Europa Nordamerika Asiens Amerikas Afrikas Europa Amerika Ostindien Europa Amerika Europa Amerika Amerika Asien Afrika Europa Europa