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1. Neuere Geschichte - S. 19

1869 - Mainz : Kunze
19 fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet, inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen, aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532 dem Bunde der Protestanten beitraten. Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre, dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531 ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen. Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533. Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532 Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con- cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit 1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält 1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor- mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund. Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten den Ausbruch des Religionskrieges auf. Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu- ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan- gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung) gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533 auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem) 1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt 2*

2. Neuere Geschichte - S. 27

1869 - Mainz : Kunze
27 Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch- fahrt nach Ostindien. Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be- handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506. Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ; Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum- seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531. 4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs- hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger- sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516) die Krone der vereinigten Reiche übergeht. B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh. 1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der Kirche aufrief. Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen- satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar- bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli, die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St. Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel 1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531 2. Die französisch-schweizerische Reformation durch Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534, giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan- derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine *) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie Magaliängs,

3. Theil 2 - S. 223

1864 - Mainz : Kirchheim
223 Durch den Riß nur der Wolken Erblickt er die Welt, Ties unter den Wassern Das grünende Feld. H ch i l l e r. 5. Fr an kr e i ch *). — P ari s. Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr- liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht- bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles, wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge- müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei- gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle; besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt- lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß- ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig- keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f. Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's. Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl. 200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke *) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.

4. Theil 2 - S. 292

1864 - Mainz : Kirchheim
292 und überhaupt bedeutet Flötzen oder Flößen ein Aussetzen durch's Wasser, was offenbar jene Gebirge hervorgebracht hat. Diese Gebirge enthalten zwar nicht so viele Erze, als die Urgebirge, doch an manchen Orten einen sehr kupferrei- chen Schiefer, auch etwas Blei und Galmei und sehr viel Eisen. Den losen Sand, Lehm und Töpferthon, die in unseren Ebenen liegen, und woraus auch die Hügel bestehen, die man da sieht, nennt man auf ge- schwemmtes Land. Da findet man außer dem Lehme und Töpserthone und außer Braunkohlen nicht viel Besonderes. Ueber allen diesen Gebirgsar- tcn liegt dann die Damm- und Gartenerde. 45. Das Innere der Erde. Tief ist der Mensch freilich noch nicht in die feste Erdrinde eingedrungen, die er bewohnt. Denn obgleich die tiefsten Berg- schächte in Tyrol und Böhmen über 3000 Fuss hinunter in die Erde gehen, so ist es doch, wie gar Nichts zu rechnen, gegen die Dicke unseres Erdkörpers, von seiner Oberfläche bis zu seinem Mittel- punkte. Denn diese Dicke beträgt über 10 Millionen Ellen. Dagegen ist die Höhe, auf welche der Mensch hier auf seiner lieben Erdober- fläche aus feinen Thälern und Ebenen hinaufgestiegen ist, schon un- gleich beträchtlicher; denn der schöne Ortlesberg in Tyrol ist über 12,000 Fuss, der (jhimborasso in Amerika 20,000 Fuss und das H i mal a y a- Ge birge in Asien 26,000 Fuss hoch. Wenn man nun Alles das, was die Menschen bei ihrem Hinun- tergraben in die Tiefe beobachteten, zusammennimmt und dann mit dem vergleicht, was die Naturforscher beim Hinaufsteigen auf die höchsten Berge gefunden haben, so hat man Alles beisammen, was wir über den Bau des festen Erdkörpers bis jetzt wissen. Dies be- steht ungefähr in Folgendem : \ „Tief unter der Erdoberfläche, auf der wir wohnen, scheint es grosse Höhlen zu geben, die wohl meistens mit Wasser ausgefüllt fein mögen. Denn bei grossen Erdbeben, wie sie zuweilen in Asien und auch bei uns in Europa und Amerika zugleich waren, hat sieh die Erschütterung öfters fast zu nämlicher Zeit über eine Strecke von mehreren tausend Meilen , z. B. im Jahre 1755 von Lissabon bis hinüber nach Amerika verbreitet. In der Tiefe der Erde muss aber auch, wenigstens an manchen Orten, Feuer oder sonst eine Ursache sein, welche grosse Wärme um sich her verbreitet. Denn wenn man in manche Bergschächte in England, die zum Theile unter den Meeresgrund hinabreichen, und auch in einige Bergschächte des sächsische n Erzgebirges hinuntersteigt, findet man da nicht bloss die gewöhnliche Wärme, welche die Keller im Winter haben, und die nur daher kommt, dass

5. Theil 2 - S. 118

1864 - Mainz : Kirchheim
118 5. Die Olive. Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament- lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume. Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge- sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün- ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be- nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch- artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht, namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge- nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb- lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens- blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu- fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste, lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt. Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht

6. Mancherlei für Jung und Alt - S. 493

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
493 Als die deutschen Kaiser nach Italien kamen, stellten sie die welt- berühmte Abtei unter ihren unmittelbaren Schutz, und so oft auch die Könige in Unteritalien wechselten, so blieb es doch sür die meisten Her- kommen, Monte Cassino in Ehren zu halten. Fort und fort mehrte sich sein Schatz an Gütern und Vorrechten. In den letzten Jahrhunderten erhielt die Abtei auch wieder ähnliche Besucher wie damals, als der Berg unter Apollos Schutze stand. Die Mönche sollten Balsame aus dem heiligen Lande haben; zahllose Kranke pilgerten herbei, mit ihnen auch gebildete und wohlhabende Männer, welchen das angenehme Wohnen aus dieser Höhe gefiel, in kerngesunder Luft, bei herrlicher Aussicht und unter gastlichen Männern höherer Bildung, wie die Benediktiner es waren. An Wissenschaft, insbesondere an hohem Verdienst in Geschichtsforschung, ist Monte Cassino auch in der neuesten Zeit nicht arm geworden. Als die langobardischen Könige zuerst herankamen, mußten die Mönche vor der Wut und Zerstörung fliehen. Fast anderthalbhnndert Jahre blieb der Berg einsam: dann bezogen die Benediktiner doch ihr Cassino wieder. Monte Cassino bildet noch immer eine kleine Stadt sür sich allein. Man steht auf den ersten Blick, ihrer Bürger Thätigkeit umfaßte vieler- lei, was zur Wohlfahrt und Veredlung der Menschen diente. Soviel neugeweißte Gebäude und Säle man sieht, überall blickt doch noch ur- altes historisches Gemäuer durch, überall wittert eine Luft, die erfüllt ist von Erinnerungen aus einer langen Kelle von Jahrhunderten. Der Geschichtsforscher findet nirgends ein schöneres kleines Paradies. Denn über den Köstlichkeiten alter Pergamente glänzt das lichte Himmelblau, und kommt er heraus aus den hohen lustigen Büchersäleu, so strömt ihm erquickend die reine und würzige Luft entgegen. Immer neu aber und anregend und großartig ist die Aussicht. Wohin man blickt, in die Tiefe und auf die umringenden Berge, überall haften historische Andenken. Da unten zu den Füßen des Benediktinerberges, in San Germano, schloß Kaiser Friedrich Ii. seinen Frieden mit dem Papste: aber hinter jenen Bergen ziehen die Thäler, wo der letzte Hohenstaufe, der letzte Anjou, der letzte Aragonier, ein Habsburg, ein Murat und ein Bourbon das Königreich verlor. Mit wieviel Blut sind die alten Heeresstraßen zum Südreiche schon getränkt! Wie oft, wie unersättlich wälzte sich Raub und Kriegs- wut über diese Länder und riß die Blüten nieder vor der Ernte! Franz v. Löher. Sis übers Jahr. Rasch ist die Spanne Zeit vergangen, Ein neuer Abschnitt bricht heran, Da schauen wir mit Lust und Bangen, Auf die zurückgelegte Bahn.

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 472

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
472 tiefer hinab, um das Fangseil in seiner ganzen Länge von 120 Meter aus dem Nachen heraushängen zu lassen, damit es von einem der vorüber- sahrenden Schisse ergriffen und festgehalten werde: ein Gedanke, der ebenso schnell, wie er gefaßt worden, als unausführbar wieder aufge- geben wird. Endlich um ll3/4 Uhr kommt von Osten her eine französische Cor- vette in Sicht. Gott sei Dank, sie löst einen Notschuß; der Ballon ist bemerkt worden. Signale erscheinen an den Nahens Nolier öffnet das Ventil des Ballons, und letzterer sinkt fast bis zum Meeresspiegel herunter; aber umsonst! Während der kurzen Frist von drei Minuten, welche das Herabsteigen in Anspruch genommen, ist der Ballon so weit fortgetrieben, daß ihn eine Entfernung von acht Kilometer von dem Schiffe trennt. Dumpfe Verzweiflung bemächtigt sich der Reisenden. Sie müssen wieder hinauf in die eisigen Lüfte, und da ihnen nur noch zwei Ballast- säcke geblieben, so opfern sie einen Sack Privatdepeschen von 60 Kilo- gramm Gewicht. Der Ballon steigt 3700 Meter hoch. Ein grauer Nebel legt sich gleich einer festen Masse um die Gondel; die Reisenden starren vor Kälte; Haar, Bart und Augenbrauen gleichen Eisklumpen. Die armen Tauben stattern ängstlich im Käsig umher. Einer der Leidens- gefährten giebt ihnen seine Decke. Inzwischen bemüht sich Rotier, das Ventil am untern Ballonende, dem bekannten „Anhängsel", vollständig zu schließen, weil das ausströmende Gas sich zu Krystallen verdichtet und als feiner stechender Schnee in den Nachen herabfällt; auch gelingt es ihm, aber sofort bläht das eingeschlossene Gas den Ballon übermächtig auf, und die schwache Hülle droht unter der ungeheuren Spannung zu bersten. Der „Anhang" muß mit taufend Mühen wieder geöffnet werden, die Eiskrystalle des Gases dringen stechender und in immer dichteren Massen auf die Schutzlosen ein. Allmählich versiegt diesen der letzte Rest der Kraft und Hoffnung. Der Tod scheint unvermeidlich, und um seine Qualen zu kürzen, beschließen sie, den Ballon zu zersprengen und, mit dem letzten Seufzer nach der Heimat, nach Weib und Kind auf den Lippen, zu sterben. Aber es gelingt ihnen nicht, Feuer anzuzünden; sie sind ge- zwungen, sich wieder mit dem Ballon zu beschäftigen, der nun mit großer Schnelligkeit hinabsinkt. Da plötzlich, kaum 30 Meter über der Meeresfläche, bemerken sie den Wipfel einer Tanne, welcher durch den Nebel aus einer dichten Schneehülle hervortaucht. „Land! Land!" Unmittelbar darauf stößt der Nachen in die Schneemaffen; Rotier ist mit einem Sprunge hinaus, der andere aber verwickelt sich in die Ankertaue, und der Ballon, um einen 1 1 Rah — Segelstange.

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 473

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
I — 473 — so beträchtlichen Teil seines Gewichtes erleichtert, steigt von neuem in die Höhe. Mit schneller Geistesgegenwart packt Nolier das Fangseil, und sich mit seiner ganzen Last anhängend, vermag er den Lauf des Ballons für Sekunden zu verzögern. Deschamps benutzt diese kostbaren Augen- blicke. Auch er schwingt sich aus dem Nachen und stürzt von 20 bis 25 Meter Höhe hinunter in den Schnee, — sie sind gerettet! gerettet! Wer wollte beschreiben, was sich nicht beschreiben läßt: nach der unendlichen Not das unendliche Glück der Gefährten! Sich stumm die Hände drückend, standen sie da, standen wieder auf dem Boden der mütterlichen Erde. Der Ballon freilich und die Tauben schienen verloren zu sein. Es war am Freitag den 25. November, halb 3 Uhr Nachmittags. 15 Stunden hatten die beiden Männer in einem elenden Weidenkorbe zwischen Leben und Tod geschwebt, und nur ein Wunder hatte das Unab- wendbare von ihnen abgewendet. Aber wo befanden sie sich? Wohin sollten sie ihre irren Schritte richten? Welcher Empfang wartete ihrer? Das waren die nächsten Fragen, und freilich waren dieselben nur zu geeignet, ihre dankbare Freude wiederum in die düsterste Sorge zu ver- kehren. Ohne Lebensmittel, ohne wärmere Kleider — denn selbst ihre Decken hatte der Ballon mit fortgeführt — in einem eisigen Klima, aus unwirtschaftlichen schneebedeckten Bergen, wo jede Spur des Lebens er- loschen zu sein schien, sahen sie sich in der That nur anderen und kaum geringeren Schrecken preisgegeben. Sie versuchen von den steilen Höhen herunterzusteigen; hier über Gletscherfelder, dort an Abgründen hinunter- gleitend, stürzen sie bald in tiefe Eisspalten, bald sinken sie bis an die Brust in Schneelöcher hinein. Sie forschen nach allen Seiten, sie rufen, sie horchen. Aber nirgends eine Antwort oder ein lebendes Wesen. Nur ein einziges Mal glauben sie in der Ferne eines Wolfes ansichtig geworden zu sein. Endlich, nach langen Täuschungen und Mühen, entdeckt Rolier die Spuren von Schlitten, welche sich nach Süden hinziehen; sie folgen dem glückverheißenden Zeichen und erreichen nach mehrstündiger Wanderung, während ihr Schuhwerk in Fetzen um die erstarrten und blutenden Füße hängt, eine halbverfallene Hütte, deren Eingang von Schneewänden fast völlig versperrt ist. Gerettet zum zweitenmale! Sie werfen sich auf den Boden der Hütte nieder, sie graben sich in die schützende Schneedecke ein und versuchen zu ruhen. Aber die unge- heure Aufregung läßt sie die Wohlthat des Schlafes nur kümmerlich schmecken; auf Stunden trauriger Lethargie folgen andere eines von Fieberschauern und wilden Träumen unterbrochenen Schlummers, bis endlich der Morgen des neuen Tages die Schiffbrüchigen von ihrem Lager emportreibt.
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