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fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms]]
Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
27
Vierte Fahrt 1502—1504. Vergeblicher Versuch einer Durch-
fahrt nach Ostindien.
Nach dem Tode Jsabellas (1504) von Ferdinand kalt be-
handelt, starb Columbus in Dürftigkeit 1506.
Eroberung Mexicos durch Ferdinand Cortez von 1519—1521 ;
Entdeckung des Seewegs in den stillen Ocean und erste Erdum-
seglung durch Ferdinand Magellans*) 1520; Entdeckung Perus
durch Franz Pizarro 1526, Eroberung seit 1531.
4. Durch die Verbindung mit dem Hause Habsburg
und durch die i t a l i e n i sch e n Kriege. •— Alle Kinder des Königs-
hauses starben bei Lebzeiten ihrer Eltern außer der dem Wahnsinn ver
fallenen Johanna; Ferdinand übernimmt nach seines Schwieger-
sohnes Philipps des Schönen Tod die Regentschaft in Castilien
für den jungen Karl, auf den nach des Großvaters Tod (1516)
die Krone der vereinigten Reiche übergeht.
B. Ursprung der reformierten Kirche in der Zchweh.
1. Die deutsch-schweizerische Reformation durch
Huldrich (Ulrich) Zwingli aus Wildcnhaus (1481—1531), der, in
Basel humanistisch und theologisch gebildet, zu Glarus, Kloster Einsiedcln, daun
in Zürich als Pfarrer thntig war und Neujahr 1519 zur Reformation der
Kirche aufrief.
Sein Auftreten gegen den Ablaßprediger Samson; sein Gegen-
satz zu Luther in der Abendmahlslehre, Religionsgespräch zu Mar-
bllrg 1529. Verbindung der kirchlichen mit politischer Oppositivli,
die sich besonders gegen die Söldnerverträge mit dem Ausland
richtet. — Spaltung der deutschen Schweiz in zwei feindliche
Lager: Zürich, Appenzell, Basel (Oekolampadins), Bern, St.
Gallen, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Graubünden nach zunl
Theil heftigen Kümpfen reformiert; die Waldstätte Schwyz, Uri,
Unterwalden, Zug und Luzern katholisch. Schlacht bei Cappel
1531, in der Zürich geschlagen wurde, Zwingli fiel. 1531
2. Die französisch-schweizerische Reformation durch
Johann Calvin (1509—1564) aus Nopon in der Picardie, Jurist und
Thcolog, wegen seiner Hinneigung zur Reformation ans Frankreich flüchtig 1534,
giebt in Basel dic institutio Lnristiaime religionis heraus 1536. Nach Wan-
derungen in Italien und Frankreich von seinem Landsmann Farel in dem schon
zum Theil reformierten Genf festgchalten. Dorthin wach dreijährigem Exil (in
Straßburg 1539 — 1541) zurückgekehrt, übt er in der städtischen Republik eine
*) Der Name eigentlich geschrieben Magalhaes, ausgesprochen etwa wie
Magaliängs,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Columbus Ferdinand_Cortez Ferdinand Ferdinand_Magellans* Ferdinand Franz_Pizarro Franz Johanna Ferdinand Philipps Karl Karl Ulrich)_Zwingli Cappel Zwingli Johann_Calvin_( Johann
223
Durch den Riß nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Ties unter den Wassern
Das grünende Feld. H ch i l l e r.
5. Fr an kr e i ch *). — P ari s.
Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter
und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen
Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr-
liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht-
bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß
Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles,
wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge-
müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das
Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei-
gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle;
besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt-
lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube
spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in
der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält
es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb
wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den
Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur
Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau
und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß-
ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn
die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die
schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen
Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden
größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig-
keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten
vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die
Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und
kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f.
Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen
nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln
eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei
uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl.
200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke
*) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rheins Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreich Kaufläden_Calcutta's Frankreich Deutschland Nizza
292
und überhaupt bedeutet Flötzen oder Flößen ein Aussetzen durch's Wasser, was
offenbar jene Gebirge hervorgebracht hat. Diese Gebirge enthalten zwar nicht
so viele Erze, als die Urgebirge, doch an manchen Orten einen sehr kupferrei-
chen Schiefer, auch etwas Blei und Galmei und sehr viel Eisen.
Den losen Sand, Lehm und Töpferthon, die in unseren Ebenen liegen,
und woraus auch die Hügel bestehen, die man da sieht, nennt man auf ge-
schwemmtes Land. Da findet man außer dem Lehme und Töpserthone
und außer Braunkohlen nicht viel Besonderes. Ueber allen diesen Gebirgsar-
tcn liegt dann die Damm- und Gartenerde.
45. Das Innere der Erde.
Tief ist der Mensch freilich noch nicht in die feste Erdrinde
eingedrungen, die er bewohnt. Denn obgleich die tiefsten Berg-
schächte in Tyrol und Böhmen über 3000 Fuss hinunter in die
Erde gehen, so ist es doch, wie gar Nichts zu rechnen, gegen die Dicke
unseres Erdkörpers, von seiner Oberfläche bis zu seinem Mittel-
punkte. Denn diese Dicke beträgt über 10 Millionen Ellen. Dagegen
ist die Höhe, auf welche der Mensch hier auf seiner lieben Erdober-
fläche aus feinen Thälern und Ebenen hinaufgestiegen ist, schon un-
gleich beträchtlicher; denn der schöne Ortlesberg in Tyrol ist
über 12,000 Fuss, der (jhimborasso in Amerika 20,000 Fuss und
das H i mal a y a- Ge birge in Asien 26,000 Fuss hoch.
Wenn man nun Alles das, was die Menschen bei ihrem Hinun-
tergraben in die Tiefe beobachteten, zusammennimmt und dann mit
dem vergleicht, was die Naturforscher beim Hinaufsteigen auf die
höchsten Berge gefunden haben, so hat man Alles beisammen, was
wir über den Bau des festen Erdkörpers bis jetzt wissen. Dies be-
steht ungefähr in Folgendem : \
„Tief unter der Erdoberfläche, auf der wir wohnen, scheint es
grosse Höhlen zu geben, die wohl meistens mit Wasser ausgefüllt
fein mögen. Denn bei grossen Erdbeben, wie sie zuweilen in Asien
und auch bei uns in Europa und Amerika zugleich waren, hat sieh
die Erschütterung öfters fast zu nämlicher Zeit über eine Strecke
von mehreren tausend Meilen , z. B. im Jahre 1755 von Lissabon
bis hinüber nach Amerika verbreitet.
In der Tiefe der Erde muss aber auch, wenigstens an manchen
Orten, Feuer oder sonst eine Ursache sein, welche grosse Wärme um
sich her verbreitet. Denn wenn man in manche Bergschächte in
England, die zum Theile unter den Meeresgrund hinabreichen,
und auch in einige Bergschächte des sächsische n Erzgebirges
hinuntersteigt, findet man da nicht bloss die gewöhnliche Wärme,
welche die Keller im Winter haben, und die nur daher kommt, dass
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Tyrol Tyrol Amerika Asien Asien Europa Amerika Lissabon Amerika England
118
5. Die Olive.
Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament-
lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume.
Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge-
sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün-
ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas
Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be-
nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch-
artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die
Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem
Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen
Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht,
namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten
spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde
der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt
aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein
Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er
unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber
sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge-
nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb-
lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken
sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust
des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina
nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der
Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn
ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und
Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens-
blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen
ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu-
fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus
dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in
seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste,
lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl
zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter
seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis
zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des
Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt.
Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin
Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle
Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven
Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte
auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
493
Als die deutschen Kaiser nach Italien kamen, stellten sie die welt-
berühmte Abtei unter ihren unmittelbaren Schutz, und so oft auch die
Könige in Unteritalien wechselten, so blieb es doch sür die meisten Her-
kommen, Monte Cassino in Ehren zu halten. Fort und fort mehrte sich
sein Schatz an Gütern und Vorrechten. In den letzten Jahrhunderten
erhielt die Abtei auch wieder ähnliche Besucher wie damals, als der
Berg unter Apollos Schutze stand. Die Mönche sollten Balsame aus
dem heiligen Lande haben; zahllose Kranke pilgerten herbei, mit ihnen
auch gebildete und wohlhabende Männer, welchen das angenehme Wohnen
aus dieser Höhe gefiel, in kerngesunder Luft, bei herrlicher Aussicht und
unter gastlichen Männern höherer Bildung, wie die Benediktiner es waren.
An Wissenschaft, insbesondere an hohem Verdienst in Geschichtsforschung,
ist Monte Cassino auch in der neuesten Zeit nicht arm geworden. Als
die langobardischen Könige zuerst herankamen, mußten die Mönche vor
der Wut und Zerstörung fliehen. Fast anderthalbhnndert Jahre blieb
der Berg einsam: dann bezogen die Benediktiner doch ihr Cassino wieder.
Monte Cassino bildet noch immer eine kleine Stadt sür sich allein.
Man steht auf den ersten Blick, ihrer Bürger Thätigkeit umfaßte vieler-
lei, was zur Wohlfahrt und Veredlung der Menschen diente. Soviel
neugeweißte Gebäude und Säle man sieht, überall blickt doch noch ur-
altes historisches Gemäuer durch, überall wittert eine Luft, die erfüllt ist
von Erinnerungen aus einer langen Kelle von Jahrhunderten. Der
Geschichtsforscher findet nirgends ein schöneres kleines Paradies. Denn
über den Köstlichkeiten alter Pergamente glänzt das lichte Himmelblau,
und kommt er heraus aus den hohen lustigen Büchersäleu, so strömt ihm
erquickend die reine und würzige Luft entgegen. Immer neu aber und
anregend und großartig ist die Aussicht. Wohin man blickt, in die Tiefe
und auf die umringenden Berge, überall haften historische Andenken. Da
unten zu den Füßen des Benediktinerberges, in San Germano, schloß
Kaiser Friedrich Ii. seinen Frieden mit dem Papste: aber hinter jenen Bergen
ziehen die Thäler, wo der letzte Hohenstaufe, der letzte Anjou, der letzte
Aragonier, ein Habsburg, ein Murat und ein Bourbon das Königreich
verlor. Mit wieviel Blut sind die alten Heeresstraßen zum Südreiche
schon getränkt! Wie oft, wie unersättlich wälzte sich Raub und Kriegs-
wut über diese Länder und riß die Blüten nieder vor der Ernte!
Franz v. Löher.
Sis übers Jahr.
Rasch ist die Spanne Zeit vergangen,
Ein neuer Abschnitt bricht heran,
Da schauen wir mit Lust und Bangen,
Auf die zurückgelegte Bahn.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Franz_v Franz
472
tiefer hinab, um das Fangseil in seiner ganzen Länge von 120 Meter
aus dem Nachen heraushängen zu lassen, damit es von einem der vorüber-
sahrenden Schisse ergriffen und festgehalten werde: ein Gedanke, der
ebenso schnell, wie er gefaßt worden, als unausführbar wieder aufge-
geben wird.
Endlich um ll3/4 Uhr kommt von Osten her eine französische Cor-
vette in Sicht. Gott sei Dank, sie löst einen Notschuß; der Ballon ist
bemerkt worden. Signale erscheinen an den Nahens Nolier öffnet das
Ventil des Ballons, und letzterer sinkt fast bis zum Meeresspiegel herunter;
aber umsonst! Während der kurzen Frist von drei Minuten, welche das
Herabsteigen in Anspruch genommen, ist der Ballon so weit fortgetrieben,
daß ihn eine Entfernung von acht Kilometer von dem Schiffe trennt.
Dumpfe Verzweiflung bemächtigt sich der Reisenden. Sie müssen
wieder hinauf in die eisigen Lüfte, und da ihnen nur noch zwei Ballast-
säcke geblieben, so opfern sie einen Sack Privatdepeschen von 60 Kilo-
gramm Gewicht. Der Ballon steigt 3700 Meter hoch. Ein grauer
Nebel legt sich gleich einer festen Masse um die Gondel; die Reisenden
starren vor Kälte; Haar, Bart und Augenbrauen gleichen Eisklumpen.
Die armen Tauben stattern ängstlich im Käsig umher. Einer der Leidens-
gefährten giebt ihnen seine Decke. Inzwischen bemüht sich Rotier, das
Ventil am untern Ballonende, dem bekannten „Anhängsel", vollständig
zu schließen, weil das ausströmende Gas sich zu Krystallen verdichtet und
als feiner stechender Schnee in den Nachen herabfällt; auch gelingt es
ihm, aber sofort bläht das eingeschlossene Gas den Ballon übermächtig
auf, und die schwache Hülle droht unter der ungeheuren Spannung zu
bersten. Der „Anhang" muß mit taufend Mühen wieder geöffnet werden,
die Eiskrystalle des Gases dringen stechender und in immer dichteren
Massen auf die Schutzlosen ein. Allmählich versiegt diesen der letzte Rest
der Kraft und Hoffnung. Der Tod scheint unvermeidlich, und um seine
Qualen zu kürzen, beschließen sie, den Ballon zu zersprengen und, mit
dem letzten Seufzer nach der Heimat, nach Weib und Kind auf den Lippen,
zu sterben. Aber es gelingt ihnen nicht, Feuer anzuzünden; sie sind ge-
zwungen, sich wieder mit dem Ballon zu beschäftigen, der nun mit großer
Schnelligkeit hinabsinkt.
Da plötzlich, kaum 30 Meter über der Meeresfläche, bemerken sie
den Wipfel einer Tanne, welcher durch den Nebel aus einer dichten
Schneehülle hervortaucht. „Land! Land!" Unmittelbar darauf stößt der
Nachen in die Schneemaffen; Rotier ist mit einem Sprunge hinaus, der
andere aber verwickelt sich in die Ankertaue, und der Ballon, um einen 1
1 Rah — Segelstange.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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I
— 473 —
so beträchtlichen Teil seines Gewichtes erleichtert, steigt von neuem in die
Höhe. Mit schneller Geistesgegenwart packt Nolier das Fangseil, und
sich mit seiner ganzen Last anhängend, vermag er den Lauf des Ballons
für Sekunden zu verzögern. Deschamps benutzt diese kostbaren Augen-
blicke. Auch er schwingt sich aus dem Nachen und stürzt von 20 bis
25 Meter Höhe hinunter in den Schnee, — sie sind gerettet! gerettet!
Wer wollte beschreiben, was sich nicht beschreiben läßt: nach der
unendlichen Not das unendliche Glück der Gefährten! Sich stumm die
Hände drückend, standen sie da, standen wieder auf dem Boden der
mütterlichen Erde. Der Ballon freilich und die Tauben schienen verloren
zu sein.
Es war am Freitag den 25. November, halb 3 Uhr Nachmittags.
15 Stunden hatten die beiden Männer in einem elenden Weidenkorbe
zwischen Leben und Tod geschwebt, und nur ein Wunder hatte das Unab-
wendbare von ihnen abgewendet. Aber wo befanden sie sich? Wohin
sollten sie ihre irren Schritte richten? Welcher Empfang wartete ihrer?
Das waren die nächsten Fragen, und freilich waren dieselben nur zu
geeignet, ihre dankbare Freude wiederum in die düsterste Sorge zu ver-
kehren. Ohne Lebensmittel, ohne wärmere Kleider — denn selbst ihre
Decken hatte der Ballon mit fortgeführt — in einem eisigen Klima, aus
unwirtschaftlichen schneebedeckten Bergen, wo jede Spur des Lebens er-
loschen zu sein schien, sahen sie sich in der That nur anderen und kaum
geringeren Schrecken preisgegeben. Sie versuchen von den steilen Höhen
herunterzusteigen; hier über Gletscherfelder, dort an Abgründen hinunter-
gleitend, stürzen sie bald in tiefe Eisspalten, bald sinken sie bis an die
Brust in Schneelöcher hinein. Sie forschen nach allen Seiten, sie rufen,
sie horchen. Aber nirgends eine Antwort oder ein lebendes Wesen. Nur
ein einziges Mal glauben sie in der Ferne eines Wolfes ansichtig geworden
zu sein. Endlich, nach langen Täuschungen und Mühen, entdeckt Rolier
die Spuren von Schlitten, welche sich nach Süden hinziehen; sie folgen
dem glückverheißenden Zeichen und erreichen nach mehrstündiger Wanderung,
während ihr Schuhwerk in Fetzen um die erstarrten und blutenden Füße
hängt, eine halbverfallene Hütte, deren Eingang von Schneewänden fast
völlig versperrt ist. Gerettet zum zweitenmale!
Sie werfen sich auf den Boden der Hütte nieder, sie graben sich in
die schützende Schneedecke ein und versuchen zu ruhen. Aber die unge-
heure Aufregung läßt sie die Wohlthat des Schlafes nur kümmerlich
schmecken; auf Stunden trauriger Lethargie folgen andere eines von
Fieberschauern und wilden Träumen unterbrochenen Schlummers, bis
endlich der Morgen des neuen Tages die Schiffbrüchigen von ihrem Lager
emportreibt.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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