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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 147

1878 - Mainz : Kunze
— 147 — fortdauernden politischen und religiösen Verschwörungen ein Ende zu machen hoffte. Schiller als Dichter hat sie freilich idealer dargestellt, als es sich mit der Wahrheit der Geschichte verträgt. Uebrigens veranlaßte das an Maria vollzogene Blnturtheil Philipp von Spanien, der überall als Kämpe des alten Glaubens aufzutreten für seine Pflicht hielt, zu einem großartigen Rachezug (1588); als aber von seiner stolzen Armada nur armselige Trümmer heimkehrten, tröstete er den unglücklichen Befehlshaber Medina Sidonia und sich selber damit, daß er nicht von Menschen sondern von Gott besiegt sei. Unter Elisabeths Regierung dichtete der größte englische Dichter William Shakespeare seine Dramen, deren Stoffe hauptsächlich der Geschichte seines Landes entlehnt sind. Zur Zeit als Kaiser Matthias seinem Vetter Ferdinand in Ungarn ine Huldigung der Stände verschaffte, ließ der Abt zu Braunau die protestantische Kirche seines Ortes schließen, der Prager Erzbischof sogar eine neugebaute in Klostergrab niederreißen. Da nun die böhmischen Stände sich über diese vermeintliche Verletzung des Majestätsbriefes beschwerten, erhielten sie vom Kaiser einen Verweis. Aber der Graf Matthias von Thuru rückte mit vielen Unzufriedenen auf das Prager Rathhaus und ließ zwei besonders verhaßte katholische Statthalter, die man als Urheber jener ungnädigen Antwort ansah, Martinitz und Slavata, sammt dem Schreiber Fabricius nach altböhmischer Sitte zum Fenster hinauswerfen. Dieser Fenstersturz ist die Veraulassuug des dreißigjährigen Kriegs. Man theilt denselben in vier Abschnitte ein: 1) die böhmisch-psälzische Periode 1618—1625. 2) die dänische Periode 1625—1629. 3) die schwedische Periode 1630—1635. 4) die schwedisch-sranzösische Periode 1635—1648. Thnrn rückte sofort auf Wien los und verband sich mit den dortigen zahlreichen Protestanten, doch vermochten diese Ferdinand zu feinen Zugeständnissen zu bewegen. Da um diese Zeit der den Böhmen von der Union zu Hilfe gesandte Ernst von Mansfeld eine Schlappe erlitt, so mußte Thurn in die Heimat zurückkehren. Bald starb Matthias (1619), und anstatt des katholischen * Ferdinand, der fast allgemein als Kaiser Anerkennung fand (1620—1637), wählten die Böhmen das Haupt der Union, den 10*

2. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 138

1878 - Mainz : Kunze
— 138 - gehört habe, zog abermals unverrichteter Sache von Deutschlands Grenze ab. Ein großes türkisches Reitercorps wurde jedoch meist durch die Tapferkeit Sebastian Schertlins vollständig aufgerieben. Zwei Jahre später gewann der vertriebene würtembergische Herzog Ulrich dnrch die Unterstützung des hessischen Philipp sein Land wieder und führte es der neuen Lehre zu (1534). Ueberhaupt regte es sich jetzt aller Orten, sogar in den geistlichen Gebieten, mächtig gegen Rom, und trotz eines katholischen Gegenbundes schien Aussicht vorhanden zu sein, daß ganz Deutschland sich vom Papste abwandte, wenn nicht grobe Unordnungen iu Münster eine Gegenströmung begünstigt hätten. Dort hatten sich 1534 niederländische Wiedertäufer eingenistet, den Bischof vertrieben, die Besonnenen überwältigt und predigten mit solcher Schamlosigkeit die Lehren der Gütergemeinschaft und Vielweiberei, daß ihr Christentum nur als ein Zerrbild erschien. Zu ihrer Vernichtung verbanden sich daher Fürsten beider Bekenntnisse und erreichten durch blutigen Kamps, daß nicht blos den Ausschreitungen der Reformation sondern ihrer Ausbreitung selbst für eine Zeitlang ein Ende gemacht wurde. In der Schweiz war etwas später als Luther Ulrich Zwingli, nachdem er schon früher gegen das Reislaufen und und den übertriebenen Mariencultus gepredigt, ebenfalls gegen den Ablaß aufgetreten und hatte besonders in Zürich viele Anhänger gewonnen. Seine Lehre stimmte irrt Wesentlichen mit der des deutschen Reformators überein, entfernte sich indessen in Bezug aufdas heilige Abendmahl noch weiter vom katholischen Dogma. Vergebens hatte der unermüdliche hessische Landgraf auch hierin durch ein Religionsgespräch zu Marburg eine Einigung zu erzielen gesucht; sie war an der Hartnäckigkeit Luthers, der allerdings durch verschiedene Schwarmgeister bittere Erfahrungen gemacht hatte, gescheitert. Auch nach dem Tode Zwinglis, der 1531 gegen die katholisch verbliebenen Urkantone in der Schlacht bei Kappel gefallen war, setzte man die Unionsverhandlungen fort und erreichte wenigstens, besonders seit der Franzose Calvin in Genf die Führung der schweizerischen Reformierten übernommen hatte, gegenseitige Duldung. Luther hatte seit dem Wormser Reichstage mehr im Stillen sein Werk unablässig gefördert. Im Jahre 1534 war seine Bibelübersetzung beendigt worden, die noch heute als Zeugnis ' tiefer ^Frömmigkeit, hingebenden Fleißes und wunderbarer

3. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 158

1878 - Mainz : Kunze
— 158 - Vumfcy Änsbach und Baireuth beherrscht hatte, war durch feine in vielen Fehden bewährte Kriegstüchtigkeit so berühmt geworden, daß man ihm den Namen Achilles zuerkannte. Er fetzte die Unteilbarkeit der Marken fest und mehrte den territorialen Bestand des Landes durch das schlesische Herzogtum Krossen. Sein Hof in dem fränkischen Kadolz-bürg überstrahlte an Glanz den kaiserlichen, verschlang aber große Geldsummen. 4. I oh ann (1486- 1499), fein Sohn, erhielt wegen feiner Fertigkeit in der lateinischen Sprache den Namen Cicero, veranlaßte aber durch Steuerdruck eine Empörung der Städte, die blutig unterdrückt wurde. 5. Joachim Nestor (1499—1535), nicht minder gelehrt wie der Vater, stiftete 1506 die Universität Frankfurt an der Oder, bestrafte anfv strengste die Raubritter, welche deshalb eine Verschwörung gegen fein Leben anzettelten, gründete das Berliner Kammergericht und zeigte sich mehr bürgerfreundlich als feine Vorfahren. Der Reformation war er entschieden abgeneigt, einmal weil der erste Angriff das Ablaßunwesen Pm Ziele hatte, an welchem sein Bruder Albrecht von Mainz stark betheiligt war, dann weil feine Universität Frankfurt sofort für Tetzel gegen die Wittenberger Partei ergriff. Endlich mag auch die Kehrseite der Kirchenverbesserung, der Unfug der Wiebertäuser und Kommunisten, ihn in seinem Widerstände bestärkt haben. Seine Gemahlin Elisabeth,' welche sich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt hatte reichen lassen, mußte sich vor feinem Zorn außer Landes begeben und verkehrte seitdem viel mit Luther. _ 6. Von seinen Söhnen hatte der jüngere Johann der Achilleischen Konstitution zuwider die Neumark mit Küftrin als selbständiges Gebiet erhalten und trat sofort dem fchmalfalbifchen Bunde bei, fein Land dem evangelischen Glauben eröffnend. Der ältere, Kurfürst Joachim Ii. (1535 1573), verfuhr lauer und langsamer, so daß der Hof und Berlin erst nach vier Jahren übertraten. Im Ganzen nahm das Reformieren in Branbenburg einen friedlichen Verlauf, auch wurden die Kirchengüter 3um großen Theil für Schulen verwandt. Im schmalkaldifchen Kriege blieb der Kurfürst neutral; sein Protest gegen Philipps Gefangennahme wurde nicht berücksichtigt. Schon bald nach seiner Thronbesteigung hatte er mit den Landesherrn von Liegnitz, Wohlan und Brieg einen Vertrag geschlossen, wonach diese Gebiete beim Aussterben ihrer Regentenhäufer an Branbenburg fallen sollten. Obgleich berselbe vom späteren böhmischen König, bent Kaiser Ferdinand I., als Herzog von Schlesien, als ungültig umgestoßen würde, ist er boch später zum Rechtstitel für die Erwerbung eines großen Theils von Schlesien geworben. Auch zur Besitznahme Preußens traf Joachim schort die Einleitung, inbem er sich nach Albrechts I. (1525—1568) Tode, der nur einen schwachsinnigen •Sohn hinterließ, als nächster Verwandter von Polen die Mitbelehnung

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 432

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Die neue Zeit. rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei. 8 158. Die Reformation tu der Schweiz. 437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 496

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
496 Die neue Zeit. welche die Überzeugung des andern ehrt, sondern die Gleichgültigkeit, die da sagt: „Glaubt, was ihr wollt, und zahlt, was ihr sollt." Zu den Männern, die unheilvoll auf Friedrich wirkten, gehörten Voltaire und d 'Ale mb er t. Voltaire hielt sich lange am preußischen Hofe auf und war sogar preußischer Kammerherr. Friedrich konnte sich von dem Einflüsse dieses Mannes selbst dann noch nicht losmachen, als er ihm sogar wichtige Papiere entwendet und sich damit aus dem Staube gemacht hatte. 4. Friedrich Ii. hatte eine Prinzessin von Braunschweig, Elisabeth, gegen seine Neigung ehelichen müssen. Er und seine Gattin sahen sich wenig, und ihre Ehe blieb auch kinderlos. Dies und seine Jugenderziehung entfremdeten ihn den edlem und sanftem Gefühlen, und Härte und Willkür blieben deshalb immer ein Grundzua in Friedrichs Charakter. § 183. Joseph Ii. (1765—1790.) 499) Schon im ersten Jahre der Thronbesteigung Josephs als deutscher Kaiser gab der Tod Augusts Iii., des Kurfürsten vou Sachsen und Königs von Polen, Veranlassung zur Einmischung in die Verhältnisse und zur gewaltsamen Teilung Polens. Da Joseph nicht mehr daran dachte, die Ansprüche auf Schlesien zu erneuern, so blieb der Friede erhalten, und selbst der sogen, bayrische Erbfolgekrieg (oder einjährige Krieg) verlief ohne irgend eine Waffenthat. Nach dem Tode 1777.des kinderlosen Maximilian Joseph nahm Österreich den größten Teil Bayerns in Anspruch. Preußeu dagegen, welches die Vergrößerung Österreichs nicht dulden wollte, bewog den nächsten Verwandten, den Kurfürsten Theodor von der Pfalz, beim Reichstage dagegen zu protestieren und rückte zur Repressalie (Gegenvergeltung) in Böhmen ein. Doch kam es zu keinem Zusammenstoß, da alle Mächte dem Kriege abhold waren und Friedrich Ii. in seinem Alter den Kampf mit dem jüngern Gegner scheute. Nachdem man sich eine Zeitlang bewaffnet gegenübergestanden, wurde der Friede von Tefchen geschlossen, in welchem Kurfürst Theodor die Erbfolge in Bayern, Österreich aber das Jnnviertel erhielt. Später wollte Joseph an Theodor die Niederlande, welche er sich abgeneigt gemacht hatte, gegen Bayern abtreten, aber Friedrich trat auch hier durch die 1785.Stiftung des deutschen Fürstenbundes in den Weg. Derselbe machte sich zur Aufgabe, die einzelnen Reichsstände gegen unbillige Zumutungen zu schützen. Bald darauf ließ Joseph Ii. E. sich in einen Krieg mit den Türken ein, in welchem er sich als

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

7. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 544

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
544 Die neue Zeit. (f 1543) kam zur Einsicht, daß die Sonne stillstehe und die Erde nebst allen andern Planeten eine doppelte Bewegung habe: um sich selbst und um die Sonne. Dieser Satz wurde zwar von dem Dänen Tycho de Brahe bestritten, aber von Johann Kepler und dem Pisaner Galilei, der auch die Gesetze der Pendelschwingungen auffand, in der Art nachgewiesen, daß das kopernikanische System zur allgemeinen Geltung gelangte. Otto von Guericke (f 1686) erfand die Luftpumpe, Torricelli (t 1647) das Barometer, der Holländer Drebbel (f 1634) das Thermometer. Isaak Newton (Njut'u) (f 1727) fand die Gesetze auf, nach welchen sich die Körper bewegen, und erklärte die Lehre vom Lichte. Die Möglichkeit, den Dampf zu verdichten, um ihn anstatt einer körperlichen Kraft zu benützen, war in Spanien, Italien und England entdeckt und angewendet worden, aber wieder in Vergessenheit geraten. Ende des siebzehnten Jahrhunderts wurden die Versuche wiederaufgenommen; aber der Schotte James Watt (Dschems Hott) (f 1819) brachte solche Verbesserungen an, daß man die Dampfmaschine als von ihm neuerfunden betrachten kann. Anmerkungen. 1. Lukas Kranach hieß eigentlich Meister Lukas Sünder von Kr an ach im bayrischen Oberfranken. Sein Fach war die Porträtmalerei und vorzüglich gelobt werden seine Madonnen. Seine besten Ölgemälde sind die zwischen 1520—1530 verfertigten. Er wurde in den Ritterstand erhoben, war einige Zeit Bürgermeister in Wittenberg und starb 1558 in Weimar. Sein zweiter Sohn, Lukas Kranach, war ebenfalls Bürgermeister in Wittenberg und starb ebenfalls zu Weimar. Hans Holbein der Jüngere malte eine Passion, für welche der Kurfürst Maximilian von Bayern vergeblich 30 000 Gulden bot. Sie befindet sich jetzt noch auf dem Rathause in Basel. Er war gebürtig von Augsburg, starb aber 1554 in London. 2. In Spanien war die Liebe zur Malerei im sechzehnten Jahrhundert in außergewöhnlicher Weise erwacht. Es gab drei verschiedene Malerschulen, die von Sevilla, von Madrid und von Valencia, welche gegenseitig miteinander wetteiferten, und 15—20 bedeutende Meister arbeiteten in den verschiedenen Schulen. Am Ende des siebzehnten Jahrhunderts sank die Kunst mit der Überhandnähme der politischen Wirren. 3. Die großartigsten Schöpfungen der Kirchenmusik sind unstreitig die Oratorien. Philipp von Neri, der Stifter der Priester der Kongregation vom Oratorium, ließ zuerst in seinem Oratorium biblische Begebenheiten mit Musik absingen. Sebastian Bach, Hofmusiker und Organist in Weimar, und Georg Friedrich Händel, ein Hallenser, bemächtigten sich dieser neuen musikalischen Darstellungsweise und verbanden damit dramatische Chöre. Merkwürdig ist, daß Händel in Deutschland zu Lebzeiten keinen Beifall fand und seinen Ruhm in Irland und England erwarb. Er starb auch in London. 4. Nikolaus Kopernik war geboren in Thorn, studierte in

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 462

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
462 Die neue Zeit. des Matthias Stelle regieren sollten. Den Oberbefehl über leis, die Truppen übertrugen sie dem Grafen T h u r n und suchten die Unterstützung der protestantischen Fürsten nach. 470) Während die Kaiserlichen Böhmen ^u erobern, die Protestanten dagegen mit Hilfe der Union, die den Grafen Ernst von Mansfeld mit Truppen gesandt hatte, sich unabhängig zu erhalten suchten, starb Matthias, und an seine Stelle als König von Böhmen trat der Erzherzog Ferdinand, welcher auch die ungarische Krone trug. Aber die böhmischen Aufrührer unter Thuru waren bis nach Wien gedrungen und hätten den König beinahe gefangengenommen. Da nun die Stände von Mähren, Schlesien und der Lausitz sich ebenfalls mit den aufständischen Böhmen verbanden, so erklärten diese den König Ferdinand aller seiner Rechte auf den böhmischen Thron für 27.Au-verlustig und boten dem Kurfürsten Friedrich V. von der i6i9. Pfalz die Krone an. Aber am Tage darauf wurde zu Frauk- 28.Au-furt Ferdinand auch als deutscher Kaiser erwählt. Ob- 1619. wohl alle Kurfürsten abrieten, war Friedrich V. doch schwach und eitel genug, die böhmische Krone anzunehmen, und wurde zu Prag mit großer Feierlichkeit gekrönt. Aber kaum ein Vierteljahr nach seiner Krönung erlitten seine Truppen am Weißen 8.No-Berge bei Prag eine Niederlage von den Truppen der Liga, öbe™= welche unter den Befehlen des Herzogs Maximilian von 1620. Bayern und seines Feldherrn Tilly für den rechtmäßigen König von Böhmen stritten. Zwar hätte Friedrich noch Hilfsmittel genug gehabt, aber entmutigt wich er aus Böhmen. Als spanische Truppen die Pfalz besetzten und sein Bundesgenosse Markgraf Georg Friedrich von Baden bei Wimpfen ge- 1622. schlagen wurde, floh derselbe nach Holland. Böhmen unterwarf sich, und ein strenges Gericht erging über die Direktoren, die sich vermessen hatten, den König Ferdinand abzusetzen. Anmerkungen. 1. Ferdinand I. (s. Nr. 467) hinterließ drei Söhne: den Kaiser Maximilian Ii. und die Erzherzoge Ferdinand und Karl, dem Steiermark, K ärnten und Krain zugefallen war. Söhne Maximilians Ii. sind die Kaiser Rudolf Ii. und Matthias. Ferdinand Ii. war ein Sohn des obengenannten Erzherzogs Karl, eines Binders von Maximilian Ii. Geboren 1578, studierte er mit dem Kurfürsten Maximilian von Bayern zu Ingolstadt und schloß dort mit ihm jene innige Freundschaft, die ihm dessen mächtige Hilfe als Haupt der Liga zusicherte. Da Kaiser Matthias kinderlos war, wurde Ferdinand 1617 znm Könige von Böhmen und 1618 zum Könige von Ungarn ernannt. 2. Der Majestätsbrief Rudolfs Ii. hatte nicht den Unterthanen der Bischöfe und Äbte, sondern nur den protestantischen Ständen und könig-

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 455

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 167. Die Religionskriege in Frankreich. 455 sich zuwenden, um die bestehenden Verhältnisse zu ändern, so war dies vorzüglich in Frankreich der Fall. Insbesondere seit unter der kurzen Regierung Franz' Ii. das Haus Guise hervorragenden Einfluß erhalten, suchten die jüngern Linien des Hauses Bourbon mit Hilfe der Calvinisten dem Königshanse Verlegenheiten zu bereiten. Obwohl aber die Calvinisten von Anfang an gewaltthätig auftraten, so neigte sich doch Katharina von Medicis, welche an der Stelle ihres minderjährigen Sohnes Karl Ix. regierte, eine Zeitlang auf ihre Seite. Infolgedessen erhielten die Protestanten durch ein Edikt freie Religionsübung E. außerhalb der Städte (in Dörfern und Schlössern). 463) Die fortwährenden Gewaltthätigkeiten und die gemeinen Beschimpfungen der katholischen Lehre, die sich die Calvinisten erlaubten, mußten aber bei den Katholiken Erbitterung erzeugen. Namentlich im Jahre 1561 traten die Hugenotten, wie sichisoi. die Calvinisten nannten, mit bewaffneter Hand auf, zerstörten planmäßig katholische Kirchen, mordeten die Priester und entheiligten die Gegenstände des Kultus. Im Jahre 1562 gab eine E. Schlägerei in Vassy, wobei sechzig Hugenotten das Leben verloren, den Calvinisten, die bereits unter den Waffen standen, einen scheinbaren Rechtfertigungsgrund. Es folgten neun blutige Religionskriege aufeinander, die reich an Greuelne— aller Art waren. Auf der Seite der Reformierten standen die Prinzen aus dem Hause Eondä-Bourbon, mit denen auch der Admiral Coligny verwandt war. Unter der Anführung Colignys hatten sich die Calvinisten zu einem förmlichen Heere organisiert, das sogar Festungen im Besitz hatte und nur des Winkes harrte, um gegen jeden loszuschlagen, der ihnen unbequem war. Der junge Karl Ix. war den Hugenotten günstig, da Coligny ihm 10 000 Mann Hilsstruppen gegen die Spanier angeboten hatte. Da stimmte Katharina von Medicis, welche die Condss jetzt ebensosehr wie vorher die Gnisen fürchtete, den König um und veranstaltete die schaudervolle Pariser Bluthochzeit (Bartholomäusnacht), in welcher zu Paris und in den folgenden Tagen in den Provinzen mehrere Tausend 24.Au-Protestanten niedergemacht wurden. 1572. 464) Im Verlaufe dieser unglückseligen Kämpfe gestand Heinrich Iii. nicht nur den Protestanten Religionsfreiheit zu, wie dies billig und recht war, sondern er verband sich auch mit denselben gegen den Herzog Heinrich von Guise, welcher eine Ligue gestiftet hatte, um die katholische Religion aufrechtzuerhalten. Der König ließ den Herzog sowohl als dessen Bruder, den Kardinal von Guise, ermordeu. Er unterlag jedoch

10. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 468

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
468 Die neue Zeit. Frieden nicht zugelassen und ihm Briefe an Bethlen Gabor aufgefangen hätte. Es war ihm so wenig um Religion zu thun, daß iu dem Vertrag. den er mit Richelieu schloß, ausdrücklich stimuliert wurde, die Religionsangelegenheiten sollten in Deutschland nach dep Reichs-gesetzcn geordnet werden. Aber gerade der Kaiser und die Liga waren es, welche die Reichsgesetze aufrecht erhalten wollten. Da Gustav Adolf eilt strenger Lutheraner war, so kamen im Verlause der Ereignisse mit den politischen freilich anch mehr und mehr die religiösen Beweggründe in das Spiel. Die protestantischen Fürsten waren anfangs wenig geneigt, mit Gustav Adolf in ein Bündnis zu treten, und schlossen sich ihm nur allmählich an. 2. Gustav Adolf schloß am 13. Juni 1631 zu Bärwalde mit Frankreich einen Vertrag auf fünf Jahre, gemäß welchem ihm letzteres zum Kriege mit Österreich eine Snbsidie von 400 000 Thalern jährlich versprach. 3. Das Domkapitel in Magdeburg hatte den Prinzen Christian Wilhelm von Brandenburg zum Administrator gewählt. Dieser setzte sich mit Gustav Adolf in Verbindung und bot ihm die Stadt als Waffenplatz an. Magdeburg war eiu wichtiger Punkt, aber der Schwedenkönig konnte ihm nicht zu Hilfe kommen, weil Brandenburg sich ihm nicht anschließen und Knrsachsen den Durchgang nicht gestatten wollte. So wenig erkannten diese Fürsten Gustav Adolf als den Retter der evangelischen Freiheit an. Nur dem Obersten von Falkenberg gelang es, sich mit einer kleinen Abteilung Schweden in die Stadt zu werfen und das Kommando zu übernehmen. Die Stadt war sehr fest und die Bürger kriegsgeübt. Schon Karl V. hatte unverrichteter Dinge vor Magdeburg abziehen müssen und ebenso Pappenheim, der zwei Jahre vor der Zerstörung im Aufträge Wallensteins die Stadt belagert hatte. Für Tilly war die Stadt ebenso wichtig, wie für Gustav Adolf, und darum wollte er die Stadt auch nicht erstürmen lassen, sondern stimmte in dem Kriegsrate, der noch mitternachts vordem Sturme abgehalten wurde, dagegen. Aber Pappenheim, welcher fürchtete, zum zweitenmale vergeblich abziehen zu müssen, drang mtt seiner Meinung durch. Er war es auch, der Magdeburg eroberte und die Erlaubnis zum Plündern gab, welche man den Soldaten nach damaligen: Kriegsrechte gewähren mußte, so oft sie stürmten. Der Oberst von Falkenberg hatte aber für den Fall der Eroberung alle Vorbereitungen getroffen, die Stadt iu Brand aufgehen zu lassen, damit sich Tilly in derselben nicht hatten könnte. Er schrieb schon vorher an seine Familie in Westfalen, daß man Magdeburg eher den Flammen als den Kaiserlichen preisgeben werde. Daß Tilly, wie Schiller erzählt, einigen ligistischen Offizieren, die ihn um Gnade für die Stadt baten, geantwortet haben soll: „Kommt in einer Stunde wieder; ich werde dann sehen, was ich thun werde. Der Soldat muß für seine Mühe und Arbeit auch etwas haben", ist ein Märchen. Als Tilly am dritten Tage seinen Einzug in die Stadt hielt, war er über ihr unglückseliges Geschick selbst tief gerührt und ließ denen, die sich in den Dom geflüchtet hatten und gerettet wurden, Brot geben, da sie zwei Tage nichts genoffen hatten. Übrigens hatte Tilly während der Belagerung die Einwohner dreimal aufgefordert, die Festung zu übergeben. Die Zerstörung Magdeburgs beraubte Tilly unermeßlicher Hilfsquellen, die ihm notwendig gewesen wären. 4. Nach dem Falle Magdeburgs wurde Tilly um die Fruchte ser-
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