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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 138

1878 - Mainz : Kunze
— 138 - gehört habe, zog abermals unverrichteter Sache von Deutschlands Grenze ab. Ein großes türkisches Reitercorps wurde jedoch meist durch die Tapferkeit Sebastian Schertlins vollständig aufgerieben. Zwei Jahre später gewann der vertriebene würtembergische Herzog Ulrich dnrch die Unterstützung des hessischen Philipp sein Land wieder und führte es der neuen Lehre zu (1534). Ueberhaupt regte es sich jetzt aller Orten, sogar in den geistlichen Gebieten, mächtig gegen Rom, und trotz eines katholischen Gegenbundes schien Aussicht vorhanden zu sein, daß ganz Deutschland sich vom Papste abwandte, wenn nicht grobe Unordnungen iu Münster eine Gegenströmung begünstigt hätten. Dort hatten sich 1534 niederländische Wiedertäufer eingenistet, den Bischof vertrieben, die Besonnenen überwältigt und predigten mit solcher Schamlosigkeit die Lehren der Gütergemeinschaft und Vielweiberei, daß ihr Christentum nur als ein Zerrbild erschien. Zu ihrer Vernichtung verbanden sich daher Fürsten beider Bekenntnisse und erreichten durch blutigen Kamps, daß nicht blos den Ausschreitungen der Reformation sondern ihrer Ausbreitung selbst für eine Zeitlang ein Ende gemacht wurde. In der Schweiz war etwas später als Luther Ulrich Zwingli, nachdem er schon früher gegen das Reislaufen und und den übertriebenen Mariencultus gepredigt, ebenfalls gegen den Ablaß aufgetreten und hatte besonders in Zürich viele Anhänger gewonnen. Seine Lehre stimmte irrt Wesentlichen mit der des deutschen Reformators überein, entfernte sich indessen in Bezug aufdas heilige Abendmahl noch weiter vom katholischen Dogma. Vergebens hatte der unermüdliche hessische Landgraf auch hierin durch ein Religionsgespräch zu Marburg eine Einigung zu erzielen gesucht; sie war an der Hartnäckigkeit Luthers, der allerdings durch verschiedene Schwarmgeister bittere Erfahrungen gemacht hatte, gescheitert. Auch nach dem Tode Zwinglis, der 1531 gegen die katholisch verbliebenen Urkantone in der Schlacht bei Kappel gefallen war, setzte man die Unionsverhandlungen fort und erreichte wenigstens, besonders seit der Franzose Calvin in Genf die Führung der schweizerischen Reformierten übernommen hatte, gegenseitige Duldung. Luther hatte seit dem Wormser Reichstage mehr im Stillen sein Werk unablässig gefördert. Im Jahre 1534 war seine Bibelübersetzung beendigt worden, die noch heute als Zeugnis ' tiefer ^Frömmigkeit, hingebenden Fleißes und wunderbarer

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 432

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Die neue Zeit. rische Lehre bekennen dürfen, protestierten sie zngleich dagegen, daß sie diejenigen von ihren Unterthanen, welche bei der alten Lehre bleiben wollten, ungestört lassen sollten. Insbesondere erklärten sie, sie könnten nie zugeben, daß ihre Unterthanen die Messe anhörten. Sie verlangten also Freiheit für sich und zugleich das Recht, gegen die katholischen Unterthanen Gewalt anwenden zu dürfen. Fortan mußte sich die Religion der Unterthanen nach der Religion des Landesherrn richten, und ein Religionswechsel des Fürsten zog jedesmal einen gewaltsamen Religionswechsel der Unterthanen nach sich. So mußten z. B. in der Pfalz die Unterthanen in kurzer Zeit viermal die Religion wechseln, zuerst lutherisch, dann reformiert, dann wieder lutherisch und wieder reformiert werden, je nachdem die gebietenden Herren lutherisch ober reformiert waren. Wo aber ein katholischer Fürst die katholische Kirche wieberherftellte, ba schrie man über Glaubenszwang und Gewissenstyrannei. 8 158. Die Reformation tu der Schweiz. 437) Zu gleicher Zeit mit Luther hatte Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, die Heilige Schrift als die alleinige Quelle des Glaubens erklärt und war deshalb mit feinem Bischöfe in Streit geraten. Aber der Große Rat in Zürich nahm sich seiner an, und unter dessen Schutze wurden nicht nur dieselben Neuerungen eingeführt, wie in Sachsen, sondern Zwingli ging noch weiter als Luther. Er leugnete sowohl das Opfer der heiligen Messe als auch die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente, welche Luther noch neben dem 33roje znließ. Das Brot und der Wein waren ihm nichts als Sinnbilder, welche nur das Fleisch und Blut Christi bedeuten und an Christi Tod bloß erinnern sollten. Darüber geriet er mit Luther in Streit, der „die Sakrameutierer", wie er Zwingli und seine Anhänger nannte, für „Erzteufel" erklärte. Jeder erblickte in dem andern den Antichrist, und beide überschütteten einander mit denselben Schmähungen, mit denen sie Papst und Bischöfe überhäuften. Wie in Sachsen, so wurde auch iu Zürich die neue Lehre mit Gewalt eingeführt. Die Klöster und die Ehelosigkeit der Priester wurden aufgehoben, und das Abendmahl unter beiden Gestalten, und zwar mit gewöhnlichem Brote, ausgeteilt. Das Beispiel Zürichs, welches die Kirchengüter und die kostbaren Kirchengerätschaften einzog, und die evangelische Freiheit, welche weder Fasten noch guter Werke bedurfte, wirkte auch auf andere Kantone. Basel und Bern ahmten Zürich zuerst nach und verfuhren mit gleicher Gewaltthätigkeit gegen die, welche der alten Kirche treu bleiben wollten. Es entstand ein Krieg zwischen Zürich und Bern und den katholischen Kantonen,

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 519

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 190. Die Schweiz. 519 Dienste und zwar in den französischen Religionskriegen sogar Schweizer gegen Schweizer. 524) Auch die Sekten verursachten in den Schweizer Kantonen, welche sich von der Kirche getrennt hatten, Unordnungen und fanden blutige Unterdrückung. Besonders waren es die Wiedertäufer, welche sich von Walds Hut aus über die Schweiz verbreiteten. Auch der Bauernkrieg fand in der Schweiz feine traurige Fortsetzung. Die von Luzern abhäugigeu Eutlibucher und die zu Bern gehörigen Emmenthal er thaten sich zusammen, um ihre alten Rechte zu wahren, welche sie vou den Städten verletzt glaubten. Zn Snmiswald im Bernischen stifteten sieden Bund aller Bauern. Aber Bern 1653. und Luzern erhielten Hilfe von Zürich, und bei Wohlen-schwyl am Zürcher See wurdeu die Bauern geschlagen. Die Patrizier, welche mit den Schweizerbauern nicht besser umgegangen waren als die deutschen Herren mit den ihrigen, übertrafen die letztem nach Unterdrückung des Aufstandes noch in der Grausamkeit. Unter den andern innern Streitigkeiten ist noch der Toggenbnrger Handel hervorzuheben, der mit dem Frieden^-von Baden endete, in welchem der Abt von St. Gallen die E. Rechte der Toggenbnrger Bauernschaft anerkennen mußte. Anmerkungen. 1. Matthäus Schinn er, Bischof von Sitten und päpstlicher Legat in der Schweiz, hatte den Eidgenossen, die vorher im Solde der Franzosen gekämpft hatten, ein fünfjähriges Bündnis mit dem Papste vorgeschlagen. Da die Schweizer für ihre den Franzosen geleisteten Dienste nicht mehr so reichlich wie früher belohnt, ja öfters beschimpft wurden, so beschlossen sie, sich vom französischen Heere zu trennen und sich auf die Seite des Papstes und des Kaisers zu schlagen. Als sie aber später mit Frankreich den ewigen Bund geschlossen hatten und die katholischen Kantone Hilfstruppen nach Frankreich sandten, so eilten aus den protestantischen Kantonen viele den Hugenotten gegen die Ligue zu Hilfe; auch fanden viele vertriebene Hugenotten Aufnahme in der reformierten Schweiz. 2. Ein großes Verdienst um die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Schweiz hatte der heilige Karl von Borromäo, Kardinal und Erzbischof von Mailand. Er brachte den Goldenen oder Borromäischen Bund zu stände, in welchem die Kantone Luzeru, Uri, Schwyz, Uuterwalden, Zug, Solothurn, Freiburg und Wallis sich zu Luzern auf ewige Zeiten zum katholischen Glauben verpflichteten (1586). 3. Der Anführer der Schweizerbauern war Nikolaus Leuenberg, ein Bauer aus Schönholz im Kanton Bern. Er ließ sich keinerlei Gewaltthätigkeit zu schulden kommen und suchte stets zu vermitteln; auch ging die Regierung von Bern einen Vertrag mit ihm ein, wodurch die Streitigkeiten zwischen Land und Stadt beigelegt werden sollten. Wäh-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 195

1878 - Mainz : Kunze
$0it der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung rc. 195 Beschlossen, Constanz mit Hülfe des Herzogs Friedrich von Oesterreich zu -erlassen und sich dem Beschlusse des Concils zu entziehen. Um jeden »U st-llte sich Johann Xxiii, als ob er krank fei. »=«, M in- 9"U,"tl '*>” b-suchte, fand er ihn auf dem Bette lieqen ” '6 S‘¥ es unserm heiligen Vater?« fragte er ihn. „„Sehr schlecht, m 9anj gelahmt; ich kann die Luft von Constanz nicht vertragen"" entgegnete Johann. Einige Tage nachher gab Herzog Friedrich ein großartiges Turnier Johann saß am Fenster im erzbischöflichen Palaste und benutzte den gnnst,gen Augenblick, da alles Bol, aus der Stadt sich entfernt hatte, um 7ach Schafft eines Reitknechts zu entfliehen. Er gelangte unerkannt „» ,„w, , ^ ^^sen, welches dem Herzog Friedrich gehörte und ein Asyl mit*be§ m°und f' f be§ ^pstes erregte allgemeine Bestürzung; nur Sieg-Frl^°°n fr u e steh, an Friedrich von Oesterreich seinen Zorn kühlen m 5defterrei*-°nfnln' ffberte augenblicklich die 8 alten Orte der Eidgenossenschaft us die habsburgischen Güter des Herzogs, welchen er in die Reichsacht Tirf zunehmen und für alle Zeiten zu behalten. Die Eidgenossen kl??? ^rcht zweimal sagen, sondern griffen eiligst zu. Uri allem schloß sich von diesem Kriege aus, indem es erklärte, die Eidgenoffen hatten noch Frieden mit Oesterreich. mal f!C Erch-uverfammlung forderte den Papst Johann Xxiii. zwei- I.h--n f, innen 14 Tagen sich zu stellen, und da der Papst die Frist ff»’ ult“ l v "Eeud-te sie folgenden Spruch: „Balthasar Coffa 1 a r,rl ' n ien päpstlichen Stuhl bestieg) hat sich und Stuhles unwürdig gemacht; er ist ein verstockter Sünder und -,n Urheber der Kirchenspaltung". Kurz darauf ward Johann oe-angen nud ms Schloß Gottleuben am Bodensee eingesperrt, weil er s-m- Absetzung für ungültig erklärt hatte. Er blieb 5 Jahre in Haft n saß zu -tzt auf dem Schlosse in Heidelberg; mit 30,000 Goldguldeu »kaufte er sich die Freiheit wieder. Gregok"ximreiwm?'Tsf f Und ^«-ihrige $l5 1 X ;.' E'g ab; Benedtet Xiii. ward abgesetzt, sprach aber “>™> »». 2en7a ans "7 ^»"g °on einem Schloff- in dem Königmd, von nel,r4,T 7 ff bk äanic W°lt, bis er in einem Alter ■— v. Z K ? f5 f (1424). Die erst- Aufgabe d-r Concils war h,mn,t gelost; nach Siegmunds Ansicht sollt- nun die Verbesserung R tkon-n ”°Zrmcn ’”lrben».”Cin dem widersprachen die andern ationen Nachdem man den Diakonus Otto von Colonna welcher ertöten Ltte" rltt r””1” ^ “uf bcn Päpstlichen Stuhl 6 ^a“e- tetc b'°s-r unter einem herrlichen Vorwand- das Concil

5. Geschichte des Mittelalters - S. 185

1878 - Mainz : Kunze
Shm der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung rc. derte redete sie voll Verachtung also an: „Frau, es ist schlechter Gottesdienst, wer unschuldiges Blut vergießt und aus dem Raube ftlofter stiftet. Gott hat Gefallen an Güte und Erbarmung." Albrechts Nachfolger, Heinrich Vii., bestätigte die Rechte der Eid-Heim-ich vn. genosjen. Vergeblich suchten Albrechts Söhne, Leopold und ^riedrick mftätiat die 1315 d. genossen zu züchtigen und ihren Bun! zu wjej ^ Äs, erlitten der Morgarten eine entschiedene Niederlage und mußten Frieden schließen. Der Bund der Eidgenossen erweiterte sich seitdem und schon 1353 gehörten 8 Orte zu ihm, nämlich Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern Zürich, Glarus, Zug und Bern. Diese Vereinigung der acht alten Orte widerstand 1386 dem Angriffe des Herzogs Leopold von Oesterreich der ein Enkel Albrechts I. war, in der Schlacht bei Sem- und diese pach, wo Arnold Struthan von Winkelried sich für die Eidgenossen in toiberftei>en bett Tod stürzte, nachdem er ihnen Weib und Kind empfohlen hatte. 9“ ;ej°9 J6? Und bte Slüte der österreichischen Ritterschaft waren ®ab§burfc todt geblieben. sprach. §■ 35. Das tfeiiffle Äeidi unter isen £u{em6utgem 1308 1437. 1- Heinrich Vii. (1308—1313). Todwolltendie Kurfürsten nicht zum dritten Mule Bie ^ «Wen Macht der Habsburger ein Ueberaewicht ver- Kurftiiiicn traten' 17 ^'7 ^?i«ung nicht in gutem Andenken stand, und raten zu e.ner Borberathung auf dem Königsstuhl») zu Rens- zu- oberkalb /.°nd ,n Rens- am linken Rheinuser, e.ne halbe Stunde oberhalb der Lahnmundung, und war eine Art tunbet ©teinbühne mit Sjw*», welche 40 Ellen im Umkreise maß und von Spitzbogen getragen wurde. Hier pflegten die rheinischen Fürsten zu wichtigen Berathungen und nun auch zu Kvnigswahlen zusammen zu fommen. , . ^ Mcnje Wtu9 ^r kluge Erzbischof von Mainz den Grafen l"mn«=itettf,Ur9- mwt ®tubet bcä ^bischvfz von Trier war. zum R .chsoberhaupt vor. Die ordentliche Wahl sa„d bald darauf nämliz'n »at ' “w 6einti^8 Til «folgte noch i>w vn. ch -jähre zu Aachen. Heinrich ¥11. (1308 — 1313) war ein ®aifa «2£ ®™funfrotf' Sinne und grvßern Ansehen. >«. Sketch nach ferner Thronbesteigung bestätigte er der Eidgenossen Rechte verhängte über die Mörder Albrechts die Reichsacht und ließ denselben r 6eite feme§ Gegners, Adolfs von Nassau, im Dorne zu Speiet to^rtetge"«1?”66 $8”8 Bii6ci" Iv" von Preußen

6. Geschichte des Mittelalters - S. 179

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung re. 179 und indem sie sich zu Elisabeth wandte, erhob sie sich und sprach: „Möge Euch Gott niemals ähnlichen Jammer senden!" Albrecht hatte als Herzog streng und willkürlich gehandelt, er that Albrechts dies auch als Kaiser. Sein ganzes Streben war darauf gerichtet, sich ®^eai2t“nb und sein Haus groß zu machen und Deutschland in eine unumschränkte, in der Familie Habsburg erbliche Monarchie zu verwandeln. Sein harter Charakter, den der Verlust eines Auges auch äußerlich verrieth, ist hinlänglich durch den kleinen Zug gezeichnet, daß er nicht selten zur bloßen Kurzweil durch die Saatfelder ritt. §• 34. Die inifmimg tser Ullgeiwjseimast. 1. Wilhelm Tell und Albrechts Vögte.*) Seit Carl dem Großen gehörte ein Theil der heutigen Schweiz Das Verhätt-zum deutschen Reich; Kaiser Heinrich Iv. hatte diesen dem Herzog 's a“en Berthold von Zähringen und seinen Nachkommen verliehen (1097). "teutschen" Als diese 1218 ausstarben, kam das Land wieder an das Reich, mdi>- und Landgrafen verwalteten die Hoheitsrechte desselben. Kaiser Friedrich Ii. löste die Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden, welche zu Zürich und zum Aargau gehörten, von der Landgrafschaft und erhob sie, da sie sich durch treue Dienste dem Kaiser verpflichtet hatten, zu unmittelbaren Reichsländern. Zur Zeit des Interregnums hatten die drei Ländchen den Grafen von Habsburg zu ihrem Schirmvogt erwählt, und dieser bestätigte ihnen nachher als deutscher Kaiser die erlangten Freiheiten und Rechte. Adolf von Nassau hatte dasselbe gethan. Als aber 1298 Albrecht I. die Kaiserkrone errang, schickten die Waldstätte Boten an ihn, auf daß ihre Freiheit abermals bestätigt werde. Allein Albrecht erklärte, er gedenke ihnen nächstens eine Veränderung ihres Albrechts Ab-Zustandes antragen zu lassen. Darüber erschracken die Waldstätte gar^jj sehr; denn Albrechts Herrschsucht und Ländergier waren ihnen wohl Waldstätte. bekannt. Kurz hierauf ließ Albrecht den freien Leuten der Waldstätte seinen Gruß entbieten und antragen, sie sollten den Schirm des Reichs gegen den ewigen Schutz Oesterreichs vertauschen. Aus Besorgnis vor der wachsenden Macht des Hauses Habsburg entgegneten die Waldstätte, sie wünschten wie ihre Altvordern beim Reiche zu verbleiben, und sie ■•) Die Geschichte von der Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft, obgleich einer einheimischen Chronik entnommen, kann nur als Sage gelten. Namentlich macht die Episode vom Tell, die anderswo ähnlich auftaucht, keinen Anspruch aus Glaubwürdigkeit. Zum Verständnis von Schillers Drama „Tell" möge indes dieser Abschnitt seine Stelle behalten. 12*

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 158

1868 - Mainz : Kunze
158 Zweite Periode der neueren Geschichte. Karl Xii. rückt ins In- nere von Rußland und wird bei Pultawatotal geschlagen 1709. Karl flieht in die Türkei, erhält Hülfe vom Sultan an dem mühsamen Bau in morastigem Boden; viele erlagen dem Sumpfsieber und den übermäßigen Strapazen. Da man anfangs nur hölzerne Häuser baute, so konnte die Stadt schon im zweiten Jahre nach der Gründung bewohnt und befestigt werden. Die Versuche der Schweden, den Bau zu stören, blieben erfolglos. Da erschien (1708) Karl nach seinem Abzüge aus Sachsen aus russischem Gebiet, nachdem er die unwegsamsten Moräste unter Entbehrungen aller Art mit seinen Truppen durchwatet hatte. Er gedachte zuerst graden Weges auf Moskau loszugehen, um sich im Herzen Rußlands festzusetzen, allein der Plan des ehrgeizigen Kosaken-Hetmans Mazeppa brachte ihn hiervon wieder ab. Dieser war bisher dem Czaren zinsbar gewesen und hoffte nun mit Karls Beistand sich in den unumschränkten Besitz der Ukraine *), seines Gebietes, zu setzen. Er bot Karl X!k. ein Hülfscorps und Le- bensmittel an, wenn er ihm die Ukraine verschaffe. Karl ging auf diesen Vorschlag ein und brach nach der Ukraine auf, ohne seine frischen Truppen abzuwarten, welche ihm der tapfere General Löwenhaupt zu- führte. Peter der Große griff dieselben an, als sie über den Dniepr gegangen waren, und trieb sie nach argen Verlusten vor sich her, bis sie sich mit Karl vereinigten. Die Nachricht, daß der Czar mit einem ungeheuren'heere herannahe, hatten Mazeppas Bemühungen, das Volk der Ukraine aufzuwiegeln, gänzlich vereitelt. Noch wäre es Zeit für Karl gewesen, umzukehren, aber Karl mochte nichts unternehmen, was einer Flucht ähnlich sah, und marschirte auf Pultawa los. Wegen Mangel an Geschütz konnte er jedoch nichts ausrichten; er verlor noch obendrein die polnischen Hülfstruppen, welche zum Feinde übergingen, und erhielt bei einem Ausfalle der russischen Besatzung einen gefähr- lichen Schuß durch den Knöchel des linken Fußes. Zu allem Unglück erschien noch Peter der Große mit 65,000 Mann. Jetzt kam es zur unglücklichen Schlacht bei Pultawa, in welcher General Löwenhaupt mit 16,000 Mann das Gewehr strecken mußte und Karls Armee sich auflöste. Karl überschritt nach dieser Niederlage die türkische Grenze und bewog den Sultan, den Russen den Krieg zu erklären. Sobald diese in die Moldau einrückten, traten ihnen 200,000 Türken entgegen und umzingelten sie. Peter der Große sah den Augenblick herankommen, wo er mit seinen Truppen entweder verhungern oder sich ergeben muffe. Aus dieser Noth befreite ihn seine Gemahlin Katharina, eine kluge Frau, welche eine Leibeigene gewesen und durch ihre Schönheit, sowie *) Die Ukraine ist eine Landschaft in Rußland links am Dniepr; ihre be- deutenste Stadt ist Charkow.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 156

1868 - Mainz : Kunze
156 Zweite Periode der neueren Geschichte. Schwedens Macht an der Ostsee bringt ihm Feinde. Karl Xii. bc- siegt die Dänen und die Russen unter Peter dem Großen bei Narwa 1700 lernung der alten und neuen Sprachen. Da er sehr ehrgeizig war, so spornten ihn seine Erzieher zu großer Thätigkeit an. Mathematik war sein Lieblingsstudium. In allen ritterlichen Uebungen war er wohl- erfahren, gewandt und unerschrocken. Seine Tollkühnheit und sein Starrsinn haben ihn in manche verwickelte Lage gebracht. Er war dabei sehr verschlossen, suchte wenig Umgang und mied jugendliche Zerstreuungen und Vergnügungen. Bei seinem Regierungsantritte dehnte sich Schwedens Macht über Bremen, Wismar, Stralsund, Stettin, Riga und Reval, über Inger- mannland, Liefland, Esthland und einen Theil von Finnland aus. Die Stätte, aus welcher zu Anfang des 18. Jahrhunderts St. Peters- burg erbaut wurde, war damals noch eine sumpfige Niederung auf schwedischem Boden. Die ausgedehnte Herrschaft der Schweden au den Küsten der Ostsee war den Bewohnern des Binnenlandes höchst unangenehm, und bei Karls Xi. Tode glaubten Dänemark, Polen und Rußland den günstigen Augenblick benutzen zu müssen, um auf Kosten des schwedischen sechzehnjährigen Knaben, dessen Fähigkeiten gar sehr unterschätzt wurden, die eigene Herrschaft zu erweitern. Dänemark wollte Holstein und Schleswig wieder erobern, Polen für sich Liefland gewinnen und Rußland die Ostseeprovinzen am finnischen Golf sich sichern. Als Karl Xii. die Nachricht von den Rüstungen der Ver- bündeten erhielt, war sein Entschluß gefaßt. Der schwedische Reichs- rath war bestürzt und sprach von Unterhandlungen und Nachgiebigkeit; aber mit einer bewundernswürdigen Entschiedenheit drang der König auf eine Kriegserklärung. Er setzte sogleich nach der Insel Seeland über, landete im dichtesten Kugelregen und trieb die Dänen nach Kopenhagen. Der dänische König mußte sich zum Frieden von Traveu- dahl (1700) bequemen und sich verbindlich machen, dem Bunde gegen Schweden zu entsagen. So edel Karl sich gegen die Besiegten benahm, so uneigennützig schaltete er in Feindesland. Er hielt strenge Mannes- zucht und bezahlte Alles, was er zum Unterhalte seiner Truppen be- durfte. Im Lager übte er die fromme Sitte, Morgends und Abends seine Soldaten zum Gebete und Gottesdienst anzuhalten, dem er selbst mit großer Andacht beiwohnte. Inzwischen hatte August Ii., König von Polen und Kurfürst von Sachsen, welchem ein von Karl Xii. beleidigter liefländischer Edelmann, Reinhold von Patkul, hülfreich die Hand bot, einen Einfall in Liefland gemacht und Riga vergeblich belagert. Sobald Karl von seinem Feld- zuge aus Seeland heimgekehrt war, wollte er unverzüglich zum Entsätze von Riga schreiten, da ereilte ihn die Nachricht, Peter der Große sei

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 157

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revulution. 157 mit 80,000 Mann in Esthland eingebrochen und belagerte Narwa. Mit 9o00 Mann landete Karl in Liefland, rückte vor Narwa und schlug daselbst das fast zehnfach überlegene Heer der Rüsten (1700). Der König hatte sich so in die Hitze treiben lasten, daß er einen Stiefel im Moraste stecken ließ und im Strumpfe heranstürmte. Unter Kano- nendonner zog der junge Held in die Stadt ein; sein erster Gang war in das Haus des Herrn, um Gott auf den Knien für seinen Sieg zu danken. Peter der Große soll nach dieser Niederlage die prophetischen Worte gesprochen haben: „Ich weiß wohl, daß uns die Schweden noch oft schlagen werden, aber endlich müssen sie uns auch siegen lehren." Auch das sächsische Heer unterlag bei Riga. König August ver- suchte insgeheim und öffentlich den Frieden zu erhalten; allein Karl wies die Unterhandlungen zurück, und nach zwei neuen Siegen über die Sachsen ließ er in Warschau den König August durch den polnischen Reichstag absetzen und den Woiwoden Stanislaus Lesczinski zum Könige ausrufen. August Ii. machte mit Hülfe der Russen Versuche, den pol- nischen Thron wieder zu erlangen, allein Karl besiegte seine Gegner abermals und beschloß, trotz aller Vorstellungen seiner Freunde und dem ausdrücklichen Verbote des deutschen Kaisers, seinen Gegner' in Sachsen anzugreifen. Er führte seinen Vorsatz aus, und als er in der Nähe von Dresden erschien, bequemte sich August zum Frieden von Altran- städt (1706), worin er für sich und seine Nachkommen auf den polni- schen Thron verzichtete und dem Bunde mit Rußland entsagte. Aus Karls Rückmarsch nach Polen traf eines Tages eine Ge- sandtschaft schlesischer Protestanten bei ihm ein und bat um Schutz ihres Gottesdienstes. Ein alter Bauer drängte sich an Karl heran und wich nicht von ihm, bis ihm der König die Hand darauf gegeben hatte, er werde ihnen die freie Ausübung ihres Gottesdienstes verschaffen. Karl hielt Wort. Als er den Kaiser Joseph I. hierum anging, ge- währte dieser bereitwillig das Gesuch und schrieb dem Papste, welcher ihn darüber tadelte, daß er die eingezogenen Kirchen herausgegeben habe, er sei noch glücklich gewesen, daß der König von Schweden nicht auch seinen Uebertritt zur lutherischen Kirche begehrt habe; denn er wisse nicht, was er alsdann gethan haben würde. Fünf Jahre waren seit der Schlacht bei Narwa verflossen. Peter der Große hatte die Abwesenheit seines Gegners vortrefflich benutzt, Jngermannland, Liefland und Esthland genommen und am Ausflusse der Newa (1703) den Grundstein zur neuen Hauptstadt des Reiches, St. Petersburg, gelegt. 100,000 Leibeigene arbeiteten Tag und Nacht u. August n. vou Sachsen. Karl seht den König von Polen ab und zwingt Sachsen zum Frieden. Die schlesi- schen Prote- stanten erhal- ten Karls Beistand. Peter der Große grün- det St. Pe- tersburg 1703.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 165

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis znr ersten französischen Revolution. 165 zeigte großen Eifer für die griechische Kirche. Auf ihr Machtgebot entstanden neue Städte/ erschienen zahlreiche Colonisten aus dem Aus- lande, wurden Straßen und Canäle angelegt, den Städten größere Rechte eingeräumt, dem Adel feine Privilegien bestätigt. Man be- wunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im In- und Auslande; demnngeachtet zeigten sich auch Ruhestörer und Unzufriedene. Eines verunglückten Versuchs, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg ein- gekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gedacht wor- den (S. 104 Anmerk.). Gefährlicher war der Aufstand des Kosacken Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heer Kasan zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie Vandalen im eignen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verrathen und starb (1775) am Galgen. Dieser Aufstand hatte viele Städte und Dörfer in Aschenhausen verwandelt und vielen Tausenden das Leben gekostet. Katharinas Einstuß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung Polens und in dem Türkenkriege. In Allem stand ihr eine Schaar von Günstlingen und Rathgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen war jedenfalls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem Staate ein ungeheures Geld, verschwendete auf der einen, knauserte auf der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien. Seit 1776 lenkte er alle Unternehmungen. Auf eine wunderbare Weise suchte er seine Kaiserin über den Stand des Landes zu täuschen. 1787 beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen, ungeheure Viehheerdeu, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln soll- ten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welckw man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein.die ganze Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleiche» Comödie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zu- sammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über' den ganzen Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er trotz seiner Verschwendung 50 Millionen Rubel. Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge überhäufte sie mit Gunstbezeugungen, wie kein anderer Monarch je Pugatschew erregt einen gefährlichen Aufstand. Katharinas Günstling, Fürst Polem- kin. Charakter u. Verdienst Katharinas.
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