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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 90

1895 - Leipzig : Voigtländer
90 4. Die Wiedertufer zu Mnster. Die Ruhe wurde gestrt durch die Aus- schweifuugen der Wiedertufer zu Mnster (1535); deren Haupt, der Schneider Johann (Bockelson) von Leiden, verbte als König von Zion" mit seinem Helfershelfer Knipperdolling die wildesten Greuel, welche erst durch die Eroberung der Stadt unter-drckt wurden. 4- 58. (119.) Grndung der reformierten Kirche. 1. Zwingli in Zrich. In der Schw eiz war bereits 1518 Ulrich Zwingli (geb. 1484), Pfarrer zu Zrich, als Reformator aufgetreten. Er predigte, wie Luther, zunchst gegen den Ablahandel, ging jedoch in seinem Widerspruche gegen die bisherige Kirchenlehre noch weiter, als der mitten-bergische Reformator: alles, was nicht aus der heiligen Schrift zu erweisen sei, msse getilgt werden. Von Luther wich er namentlich in der Abendmahls-lehre ab, und das Religionsgesprch zu Marburg (1529) konnte eine Einigung beider Männer nicht herbeifhren, da Luther mit groer Ent-schiedenheit an seiner Ansicht festhielt. So schieden sich die Anhnger der Reformation in Lutheraner und Reformierte. Mehrere Schweizer Kantone, namentlich Zrich, Basel, Bern, nahmen die reformierte Lehre an. Zwischen ihnen und den katholisch gebliebenen Kantonen, den fnf Orten Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug und Luzern, entstand offener Krieg, und Zwingli fiel in der Schlacht bei Kappel 1531. Doch blieb sein Werk bestehen, und die reformierte Lehre breitete sich bald noch weiter aus, namentlich durch die Wirksamkeit Calvins. 2. Calvin in Gens. Johann Calvin war ein Franzose von Geburt (geb. 1509 zu Noyon in der Picardie). Da er als Religionsneuerer Frank-reich verlassen mute, kam er nach der Stadt Gens, wo er eine hchst erfolg-reiche reformatorische Thtigkeit entfaltete. Er bildete Zwinglis Lehre eigen-tmlich weiter aus und gab der reformierten Kirche durch neue Ordnungen festen Halt und groe Lebenskraft. Hatte die lutherische Kirche Haupt-schlich das nrdliche Deutschland in Besitz genommen, so wurde die resor-mierte Lehre in Westdeutschland vorherrschend und sand bald Eingang in den Niederlanden, in Frankreich, England und Schottland. ^ 59. (119.) Bekmpfung der Reformation. Susgang Karls V 1. Karl gegen die Seeruber; die zwei letzten Kriege gegen Franz I. Die Reformation konnte sich zu dieser Zeit um so ungestrter ausbreiten, weil der Kaiser fort-whrend durch uere Kriege sowohl gegen die Trken als auch wieder gegen Franz I. beschftigt war. Die Trken bedrohten nicht nur von Ungarn aus das Deutsche Reich; sie machten auch durch Raubzge zur See, namentlich von Nord-Afrika aus, das Mittellndische Meer unsicher. Der Kaiser unternahm daher einen Zug gegen

2. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 163

1891 - Leipzig : Voigtländer
163 Lehre an. Zwischen ihnen und den katholisch gebliebenen Kantonen (den fnf Orten Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug und Luzern) entstand offener Krieg, und Zwingli fiel in der Schlacht bei Kappel 1531; 1531 doch blieb sein Werk bestehen, und die reformierte Lehre breitete sich bald noch weiter aus, namentlich durch die Wirksamkeit Johann Calvins. Ein Franzose von Geburt (geb. 1509 zu Noyon in der Picardie), kam dieser hochbegabte und sittenstrenge Mann, da er als Religions-neuerer Frankreich verlassen mute, nach der Stadt Gens, wo er eine hchst erfolgreiche reformatorische Thtigkeit entfaltete. Er bildete Zwinglis Lehre eigentmlich weiter aus und gab der reformierten Kirche durch neue Ordnungen festen Halt und groe Lebenskraft. Hatte die lutherische Kirche hauptschlich das nrdliche Deutschland in Besitz genommen, so wurde die reformierte Lehre in Westdeutschland vor-herrschend und sand bald Eingang in den Niederlanden, in Frankreich, England und Schottland. 6. Heinrich Till, von England. Anfnge der anglikanischen Kirche. In England herrschte seit 1485 das Hans Tndor, das mit Heinrich Vii. zum Throne gelangt war. Dessen Sohn und Nachfolger Heinrich Viii. (seit 1509) fhrte eine grausame Willkrherrschaft. Anfangs verteidigte er in einer Schrift gegen Luther die katholische Lehre und erhielt dafr vom Papste den Ehrentitel Verteidiger des Glaubens". Als aber spter der Papst sich weigerte, ihn von seiner Gemahlin (Katharina von Aragonien, Tante Kaiser Karls V.) zu scheiden sagte sich der König von demselben los, vermhlte sich mit Anna Boleyn und er-klrte sich zum Oberhaupte der englischen Kirche. Mit groer Willkr traf er nun kirchliche Anordnungen, hob die Klster auf und schrieb seinen Unterthanen Glau-bensartikel vor; Widerstrebende Katholiken wie Protestanten wurden hinge-richtet. Von seinen sechs Frauen lie Heinrich zwei, unter ihnen Anna Boleyn, enthaupten. Heinrich Viii. hatte die englische Kirche nur vom ppstlichen Stuhle getrennt, aber noch keineswegs eine Reformation eingefhrt. Dies geschah erst unter seinem Sohn und Nachfolger Eduard Vi. Unter dieser Regierung wurde (namentlich durch den Erzbischos Cranmer von Canterbury) der Grund zu der a n g -likanischen Kirche gelegt. 7. Karl gegen die Seeruber; die zwei letzten Kriege gegen Franz I. Die Reformation konnte sich zu dieser Zeit um so ungestrter ausbreiten, weil der Kaiser fortwhrend durch uere Kriege sowohl gegen die Trken als auch wieder gegen Franz I. beschftigt war. Die Trken bedrohten nicht nur von Ungarn aus das Deutsche Reich; sie machten auch durch Raubzge zur See, namentlich von Nord-Afrika aus, das Mittellndische Meer unsicher. Der Kaiser unternahm daher einen Zug gegen Tunis. Er eroberte Tunis und befreite daselbst der 20 000 Christen-sklaven. Aber nun mute er sich wieder gegen Franz I. wenden, der nochmals versuchte, Mailand zurckzugewinnen. Durch den dritten Krieg mit Franz I. ntigte er diesen nochmals, von Mailand abzulassen. Darauf machte der Kaiser noch einen Zug gegen die Seeruber in Algier, der aber infolge schwerer Strme und Regengss e verunglckte. Darauf kam es zum vierten Krieg mit Franzi. 11*

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 77

1905 - Leipzig : Voigtländer
auf Luthers Seite, und der Schuhmacher und Meistersänger Hans Sachs pries in seinen Gedichten das Werk des Reformators. / 8. Die Reichstage zu Speyer und Augsburg. Luthers Tod. Der Kaiser, der die Reformation verabscheute, war gegen ihre Ausbreitung machtlos; denn er war beständig in Kriege verwickelt, bi< ihn jahrelang von Deutschland fern hielten. Als er endlich einen V. Reichstag in Speyer (1529) abhalten ließ, auf dem die weitere Verbreitung der Reformation verboten wurde, da fühlten sich die Anhänger Luthers schon stark genug, daß sie dagegen offen protestierten, d. h. sich gegen jede Hemmung der evangelischen Lehre verwahrten. / Seitdem nannte man sie Protestanten. Ein Jahr darauf versammelte der Kaiser einen Reichstag in Augsburg (1530). Da schrieb Melanchthon einbüchlein, worin er das Ganze der reformatori-schen Lehre zusammenfaßte, und die evangelischen Fürsten überreichten dem Kaiser dieses Glaubensbekenntnis, die Augsburger Konfession. Der Kaiser aber verbot von neuem die Verbreitung der Reformation und schien wirklich gegen die Protestanten Gewalt brauchen zu wollen. Aber wiederum verhinderten den Kaiser Kriegsgefahren, die dem Reiche durch äußere Feinde drohten, zum Schwerte zu greifen. Luther sollte es nicht mehr erleben, daß es um seiner Lehre willen zum Kriege kam. Am 18. Februar 1546 starb er in seiner Geburtsstadt Eisleben, wohin er eine Reise gemacht hatte. Seine Leiche wurde nach Witteuberg gebracht und dort mit großer Feierlichkeit in der Schloßkirche bestattet. Melanchthon lebte noch 14 Jahre länger; dann erhielt er neben Luther sein Grab. 5$. Zwingli und Calvin. 1. Huldreich Zwingli in Zürich. Fast um dieselbe Zeit wie Luther trat auch in der Schweiz ein Reformator auf, Huldreich Zwingli, Pfarrer in der Stadt Zürich. Auch er wandte sich zuerst gegen den Ablaßhandel. Dann bemühte er sich wie Luther, die ganze Religion einzig auf die Bibel zu gründen. Auch seine Lehre hatte eine ungemeine Wirkung. Bald wurde in Zürich die Messe abgestellt und der Gottesdienst in deutscher Sprache gehalten, die Priesterehe gestattet, die Klöster aufgehoben, und alle Heiligenbilder aus der Kirche entfernt. In den meisten Punkten mit Luther einverstanden, wich Zwingli doch in der Lehre vom Abendmahls von ihm ab, und beide Reformatoren konnten

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 78

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 78 — sich darüber leider nicht einigen. So trennten sich ihre Anhänger in Lutheraner und in Reformierte, die Partei Zwinglis. Die reformierte Lehre verbreitete sich rasch über einen großen Teil der Schweiz. Da aber ein anderer Teil katholisch blieb, so entstand heftige Erbitterung, die endlich zum Kriege führte. Zwingli selbst zog als Feldprediger mit in die Schlacht. Er kam nicht wieder. In der Schlacht bei Kappel (1531) siegten die Katholiken. Zwingli wurde getötet. 2. Johann Calvin in Genf. Andre Männer setzten Zwinglis Werk sort. Unter diesen hat sich vor allen hervorgetan Johann Calvin. Er war in Frankreich geboren. Als er dort die reformierte Lehre verkündete, mußte er das Land verlassen. Er wirkte fortan in der Stadt Genf in der Schweiz. Der reformierten Kirche gab er treffliche Einrichtungen und machte Genf zu ihrem Mittelpunkt. Seine Lehre verbreitete sich in das benachbarte Frankreich, dann in die Niederlande, nach Schottland und in mehrere deutsche Länder. Dabei war dieser unermüdlich tätige Mann dem Leibe nach schwach und hinfällig sein Leben lang. Als er schon völlig abgezehrt auf dem Sterbebette lag, war sein Geist noch mit der Sorge für die Kirche beschäftigt. Er starb 1564,55 Jahre alt. y 35* Kaiser Karl V. 1. Karls Reich; Kriege mit Frankreich. Kaiser Karl V., der Gegner Luthers und der Reformation, war der mächtigste Herrscher seiner Zeit. Von seinem Großvater, dem ritterlichen Maximilian (I 1519), hatte er eine bedeutende Hausmacht geerbt. Außer dem Deutschenreiche besaß Karl V. Spanien, einen großen Teil von Italien und die unermeßlichen Länder in Amerika, die Kolumbus und die andern spanischen Seehelden entdeckt hatten. Man konnte von seinem Reiche sagen, daß in ihm die Sonne nicht untergehe. Aber bei all dieser Macht war er, wie wir gesehen haben, viele Jahre lang außer stände, die Ausbreitung der evangelischen Lehre in Deutschland zu verhindern. Denn es erhoben sich zwei Feinde gegen ihn, die ihm viel zu schaffen machten: der König Franz I. von Frankreich und der türkische Sultan. Namentlich mit jenem hatte Karl mehrere schwere Kriege in Italien und Frankreich zu führen. 2. Der schrnalkaldische Krieg (1546—1547). Als es endlich zum Frieden mit den auswärtigen Feinden gekommen war, kehrte der Kaiser, nicht lange nach Luthers Tode, seine Waffen gegen die Prote-

5. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 174

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
174 Neue Geschichte. Zwingli, geb. 1484 zu Wildhus im Toggenburg'schen, ein vielseitig gebildeter Mann, schon seit 1516 in evangelischem Sinne. Nach Zürich berufen (1518), trat er wie Luther gegen den Ablaßkram auf, den ein Sam-f0 u eben damals in der Schweiz aufschlug. Er faud Schutz beim Magistrat; der Ablaß wurde verboten. Nach mancherlei Kämpfen und Streitigkeiten wurden in Zürich 1524 die Messe, das Cölibat, das Beichtgeld, das Weihwasser, die letzte Oelung, die Frohnleichnamsprocession, kurz der ganze katholische Gottesdienst abgeschafft; sämmtliche Kircheubilder, selbst die Orgeln, würden entfernt. Zwingli heirathete eine adelige Witwe, Anna Reinhard, die ihm mehrere Kinder gebar. Leider war er mit Luther wegeu der Lehre vom H. Abendmahl im Zwiespalt; und es bildete sich in der Folge der Gegensatz zwischen Lutheranern und Reformirteu, der manche bittere Zwistigkeiten hervorrief. Die Reformation breitete sich in der Schweiz aus, und wurde namentlich von den Cantonen Bern, Basel, Appenzell, Glarus und Schafshansen begierig und rasch ausgenommen. Andere Cantone aber, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug blieben dem alten Glauben treu, sie folterten und tödteten die Evangelischen. Da sich nun auch politische Interessen in die Sache mischten, brach in der Schweiz der erste Religionskrieg aus, ein trauriges Vorspiel zu den späteren Kämpfen in allen Staaten Europa's. Plötzlich brachen 12,000 Mann der 5 Orte gegen Zürich los. 9. Okt. 1531, nur 700 Zürcher stellten sich ihnen bei Kappel entgegen; natürlich errangen die Katholiken den Sieg. Zwingli war als Feldprediger mit gezogen. Rührend war sein Abschied von der zärtlich liebenden Gattin, welche schauerliche Ahnungen hatte. „Werden wir uns wieder sehen?" rief sie zuletzt. „So der Herr will," sprach Zwingli gefaßt, „Sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte sie weiter. „Segen nach dunkler Nacht!" war feine Antwort. Damit riß er sich von den Semen

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 96

1875 - Braunschweig : Bruhn
- 96 — Sieben Fürsten und 15 Reichsstäude hatten die Protestatiou unterschrieben. (In diesem Jahre, 1529, schrieb Luther auch seinen großen und kleinen Katechismus. §. 5. Lwingli und Calvin. Gleichzeitig mit Luther trat in der Schwei; der Prediger Huldrich Zwingli auf. 1484 zu Wildhausen geboren, studierte er in Wien, war Lehrer in Basel, dann Prediger in Glarus, später zu Maria Einsiedeln. In Zürich begann er gegen den Ablass und die Reliquienverehrung zu predigen (1518) und wies, trotz der ihm angebotenen Ehrenstellen, rücksichtslos auf die Misbränche in der Kirche hin. 1522 führte Zwingli eine Kirchenordnuug in Zürich ein. Er verwarf die Messe und den Cölibat und heiratete selbst 1524. Sehr bald näherten sich die Wittenberger und Schweizer Reformatoren einander durch Briefe. Weil aber Zwingli über das heilige Abendmahl anderer Meinung war als Luther, so entstand ein Streit zwischen beiden Reformatoren und ein Gespräch, vom Landgrafen Philipp von Hessen (1529) veranlasst, führte zu keiner Einigung. Doch wurde beschlossen, dass über die streitigen Punkte nicht weiter gepredigt oder geschrieben werden sollte. Allein Luther regte den Streit wieder an, und so blieb die Abendmahlslehre der Trennungspunkt zwischen beiden Parteien bis heute, wo in Preußen wenigstens die unterte Kirche entstand. Indes brach zuerst in der Schweiz ein Religionskrieg aus, da die katholischen (Jantone gegen die reformierten feindlich auftraten. Im Jahre 1531 kam es am 11. October bei Kappel zum Gefechte, worin der edle Zwingli, der mit der bewaffneten Bürgerschaft ausgezogen war, sein Leben verlor. Dessenungeachtet wurde die Reformation in der Schweiz durch andere Männer fortgesetzt, besonders durch Johann Calvin, einen Franzosen, welcher seiner freisinnigen Lehre wegen Frankreich verlassen musste und im Jahre 1536 zum Prediger und Lehrer der Hochschule in Genf berufen wurde. Er lehrte im Geiste Zwingli's, war aber nicht so mild und duldsam gegen Andersdenkende wie dieser. So billigte er z. B. die Verbrennung des spanischen Arztes Michael Ser Veto, der die Dreieinigkeit leuguete und deshalb von dem Genfer Rathe als Ketzer ver-urtheilt wurde. Die beiden Sozini verbreiteten Serveto's Lehre in Polen und stifteten die Secte der Soziniauer oder Unitarier, welche bis auf den heutigen Tag in Siebenbürgen fortbesteht. Zwingli's und Calvins Anhänger wurden später die Reformierten genannt. §. 6. Die Reformation in England und Skandinavien. a. England. Seit 1509 regierte in England der König Heinrich Viii., ein grausamer, herrschsüchtiger Fürst. Derselbe schrieb anfangs gegen Luthe r ein Buch (die Vertheidigung der 7 Sakramente rc.), dafür erhielt er vom Papste in Rom den Titel eines Beschützers des Glaubens. Als aber der Papst seine-Ehescheidung von Katharina, seiner ersten Gemahlin, nicht erlauben wollte, trennte er sich von der römisch-katholischen Kirche und ließ sich vom Parlamente

7. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 114

1835 - Berlin : Trautwein
114 Vierte Periode. 1273 —1492. (1458—1461), von der Billigung des Geschehenen abgehalten, er ließ sich sogar bewegen, in den wiener Concordaten 1448 die früher» Anmaßungen des pabstlichen Hofes anzuerkennen, bewirkte durch Aufkündigung des Geleits 1449 die Auflösung des Con- cils, und die frühere Stellung des Pabstthums schien hergestellt. Den Schweizern, welche, von Siegmund beauftragt, fast alle helvetischen Besitzungen des geächteten Herzogs Friedrichs erobert hatten, suchte Friedrich dieselben im Bunde mit Zürich, welches über die toggenburgische Erbschaft mit den Eidsgenossen zerfallen, und mit Frankreich wieder zu entreißen; allein die Züricher wur- den 1448 an der Sil besiegt, die hcldenmüthige Aufopferung ei- ner Schweizerschaar bei S. Jacob an der Dirs (1443) gegen das vom Dauphin herbeigeführte große Söldnerheer (Armagnacs) bewog diesen zum Frieden, und Friedrich mußte den Eidsgenos- scn 1449 förmlich ihre Eroberungen bestätigen. Durch den Tod des jungen Ladislaus (1457) und seines Bruders Albrecht's (1463) erwarb er zwar ganz Oesterreich; allein vergeblich strebte er nach dem Besitze der Königreiche des erstern, er mußte Georg Podie- brad in Böhmen und Matthias Corvinus in Ungarn als König anerkennen und wurde vom letzter» sogar 1485 aus Wien ver- trieben. Die Vermählung seines (1486 zum römischen Könige gewählten) Sohnes Maximilians mit Maria von Burgund be- reitete dagegen die Macht seines Hauses vor*). *) Durch die zum Theil unbedeutende Persönlichkeit der Kaiser und ihr eigensüchtiges Streben, die Kaiserwürde nur zur Begründung oder Vergröße- rung einer Hausmacht zu benutzen, nahm die schon begonnene Auslösung des Reiches in viele einzelne Gebiete, welche jetzt immer mehr zu Ganzen in sich vereinigt wurden, zu, und die Landeshoheit bildete sich ungeachtet der auch gegen sie gerichteten Vereinigungen des Adels und der Städte weiter aus. Die Reichstage beschäftigten sich, aber selten mit durchgreisendein Erfolge, mit der Abfassung von Reichsgesetzen, Anordnungen über die Reichsjustiz und die Siche- rung des Landfriedens und einer Reform der Kriegsverfassung. Wohlstand und Macht der Städte, in welchen in dieser Periode fast durchgehende die Hand- werker und Kaufleute Theil an der Regierung erhielten und deren Abgeordnete zuerst von Rudolf von Habsburg bisweilen, später gewöhnlich, aber stets nach Gutbefinden der Kaiser, zu den Reichstagen berufen wurden, stiegen bedeutend, und die Blülhe des deutschen Städtewesens zeigt sich theils in den Städwver- bindungen des südlichen Deutschland's, besonders aber in der Hanse. Bereits gegen '1460 umfaßte sie 52 Städte (unter diesen Hamburg, Lübeck, Brenlen, Riga, Königsberg, Magdeburg, Hannover, Braunschweig und Amsterdam), und die Zahl derselben stieg, die verbündeten ungerechnet, später bis gegen 80. Sie theilce sich erst in drei, dann in vier Quartiere: das wendische mit dem Haupt- orte Lübeck, das westphälische mit Cöln, das sächsische mit Braunschweig und

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 129

1855 - Heidelberg : Winter
§. 128. Fortschritte der Reformation in der Schweiz u. in Deutschland. 129 Da nun aber der Kaiser nichts destoweniger durch das Reichskam- mergericht gegen die Protestanten vorschreiten wollte, so schloßen die meisten Stände zur Vertheidigung ihrer Rechte und ihres Glaubens 1531 den s ch m a l k a l d i s ch e n Bund. Der Kaiser aber sah sich der drohenden Türkengefahr wegen genöthigt, mit den Protestanten 1532 den Nürnberger Religio ns frieden zu schließen, welcher ihnen jedoch keine völlige Sicherheit gab, weil die Zustimmung der Mehrheit der katholischen Stände fehlte. 4. Fortschritte der Reformation in der Schweiz und in Deutschland bis 1536. §. 128. In der Schweiz aber war der Haß der beiden Religions- parteien in offenen Krieg ausgebrochen. Die fünf kleinen katholischen Cantone (Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern und Zug) schloßen ein Bündniß mit Oesterreich, ja Unterwalden fiel mit den Waffen ins Ber- nische ein. Daher drang Zwingli auf Krieg gegen sie. Bern schlug da- gegen vor, den fünf katholischen Kantonen die Zufuhr abznschneiden. Darüber erbittert, sielen sie nun ins Züricher Gebiet ein und besiegten die Züricher bei Kappel 1531, wobei auch Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen war, erschlagen wurde. Doch konnte sein Werk nicht überwältigt werden. Denn dasselbe wurde von Johann Calvin auf-.' genommen, tiefer begründet und in Genf unter Beihilfe Farel's, Beza's und Viret's zur calv inifch-reform irten Co nf ess ion ausgebildet. 1536 Calvin (eigentlich Jean Cauloin) wurde 1509 in der Picardie geboren, studirtc zu Paris und widmete sich später der Rechtswissenschaft. Als er schon Doctor der Rechte war, fiel ihm eine Bibel in die Hand, deren Erforsckung ihn sehr anzog, so daß er das Griechische und Hebräische lernte, aber, von der französischen Regierung verfolgt, nach Basel fliehen mußte. Nach einem längeren Aufenthalt daselbst kam er nach Genf, wo er als Prediger und Professor der Theologie angestellt, aber von den sittenlosen Libertinern wegen seiner strengen Sittenzucht wieder vertrieben wurde. Doch schon nach drei Jah- ren wurde er zurückgerufen, und stellte in Kirche und Staat eine solche Ordnung in Gens her, daß diese Stadt die Mutterstadt des refor- mirten Glaubens wurde. Da sich Calvin in der Abendmahlslehre mehr der lutherischen Auffaffung näherte, so spalteten sich die Reformirten in zwei Parteien, Zwingli an er und Calvinisten, von welchen die letzteren allmälig die ersteren ganz über- wogen. In Deutschland hatte sich unterdessen der schmalkaldifche Bund erweitert und gestärkt, daß der Landgraf Philipp von Hessen es wagen konnte, den vom schwäbischen Bunde vertriebenen Herzog Ulrich von Leitfaden der Weltgeschichte. 9

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 139

1873 - Heidelberg : Winter
Kap. 128. Calvin. Wiedertufer. Kriege Karls V. mit Franz I. 139 Zwingli's Werk aber nahm einige Zeit darauf Zohann Calvin auf und 1536 bildete es durch tiefere Begrndung in Genf mit Beihlfe Farel's, Beza's, Viret's zur calv inisch-reformirten Confefsion aus. Calvin, geb. 10. Juli 1509 zu Noyon in derpicardie, studirte zu Paris die Theologie, widmete sich aber nachher der Jurisprudenz und war schon Doctor der Rechte, als er das erste Mal eine Bibel in die Hand bekam. Um zu ihrem Verstndni zu gelangen, erlernte er das Griechische und Hebrische und hielt sich meist zu den Evangelischen, wehalb er von der franzsischen Regierung verfolgt wurde, so da er nach Basel floh, wo er seine Institution der christlichen Religion" schrieb. Nach Genf gekommen, wurde er dort Prediger und Professor der Theologie, aber wegen seines Dringens auf strenge Sittenzucht von Gegnern vertrieben. Drei Jahre darauf nach Genf zurck-gerufen, stellte er dort die zerfallene kirchliche und brgerliche Ordnung in einer Weise her, da Genf zu einem Musterstaat reformirter Zucht und Sitte erblhte und Tausende von Fremden aus allen Lndern herbeizog. Da sich Calvin in der Abendmahlslehre der lutherischen Fassung nherte, so zerfielen die Reformirten in eigent-liche Zwinglianer und in Calvi nisten, bis letztere das Uebergewicht bekamen. (2.) In Deutfchland hatte sich inzwischen der fchmalkaldifchebund erweitert und so gestrkt, da Landgraf Philipp es wagen konnte, den vom schwbischen Bunde wegen Landfriedensbruches vertriebenen Herzog Ulrich von Wrttemberg mit Waffengewalt durch seinen Sieg bei Laufen am Neckar 1534 in sein Land zurckzufhren, wo dann derselbe die von Johann Brenz begonnene Reformation durchfhrte. 1536 trat Pommern, 1539 Brandenburg, kurz darauf Sachsen der Reformation bei. Auch in Mnste^r hatte man nach Vertreibung des Bischofs die Augsburgische Confefsion angenommen. Bald aber zogen die sitten- und staatsgefhrlichen Wiede r-tufer (Anabaptisten) von den Niederlanden her nach Mnster und richteten dort durch den fanatischen Gcwandschneider (d. i. Tuchhndler) Johann von Leyden mittels Zerrttung aller sittlichen und brgerlichen Ordnung ein auf Gtergemeinschaft und Mehrweiberei gegrndetes theokratisches Regiment auf. Auch diesem grulichen Unwesen wurde durch die vereinigten Heere der Fürsten gesteuert. Die hartnckig vertheidigte Stadt wurde erobert und dem Bischfe zurckgegeben, der dann sogleich den Katholi-cismus wieder herstellte. 2, Die Kmpfe Habsbnrgs mit .Frankreich. (Histor. Atlas, taf. Xiii. Umri Ii. 52 und 53.) Kap. 129. Kriege mit Franz I. in Italien. (1.) Zeit dem Schlu des Wormser Reichstags (1521) bis zum Augsburger Reichstag (1530) war Kaiser Karl V. von Deutschland abwesend und groentheils durch Kriege mit Frankreich beschftigt gewesen. Noch unter Maximilian hatte der kriegslustige König Franz I. von Frankreich 1515 suh Mailands bemchtigt, und da Karl V. gleich nach seiner Krnung Deutschlands Ansprche auf Burgund geltend machte, so entspannen sich zwischen beiden Machthabern vier Kriege', von denen drei in Italien und der^vierte in Frankreich gefhrt wurde. Im ersten Kriege schlug des Kaisers Feldherr Pescra, besonders durch Georg von Frundsberg's deutsche Landsknechte, das fran-zsische Heer in Italien und gewann dadurch Mailand, so da es als Lehen wieder an Franz Sforza zurckgegeben werden konnte. Die Fran-zosen drangen zwar wieder in's Mailndische ein, muten aber nach dem

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 138

1873 - Heidelberg : Winter
138 Kap. 127. Augsburg. Confession. Schmalkald. Bund. Nrnberger Religionsfrieden. Religionsgesprch in Marburg zu Stande (1528); allein Luther und Zwingli konnten sich in der Lehre vom h. Abendmahl nicht verstndigen, und so blieb die ver-hngnivolle Trennung der Protestanten in Lutheraner und Reformtrte bestehen. Kap. 127. Die Augsburgische Confession und der schmalkaldische Bund. (1.) Da man den Kaiser, der die Protestatio nicht angenommen hatte, gegen die evangelische Lehre immer strenger austreten sah, so beschlossen die protestantischen Stnde ffentlich barzuthun, da sie keine neue Kirche stiften, sondern nur die alte gereinigt Mieder herstellen wollten und ber-gaben zu dem Ende vor Kaiser und Reich am 25. Juni 1530 auf dem Reichs- 1530 tag zu Augsburg ihr Glaubensbekenntnis, das davon den Namen Augs-burgtfdje Confession erhielt. Sie war auf den Grund von dreizehn Artikeln Luthers in bereinstimmung mit der h. Schrift und mit den drei ltesten Kirchenbekenntnissen von Me-lanchthon auf's gewissenhafteste und mit sorgfltigster Erwgung in achtundzwanzig Artikeln abgefat und anfangs von dem Kurfrsten Johann und seinem Sohne Johann Friedrich von Sachsen, dem Markgrafen Georg von Branden-brg, den Herzgen Fra nz und Ernst von Lneburg, dem Landgrafen Philipp von Hessen, dem Fürsten Wolfgang von Anhalt und den Stdten Nrnberg und Reutlingen unterzeichnet. Nach ihrer Vorlesung fhlten sich die Protestanten ungemein gehoben. Der Kaiser lie zwar eine Eonsutation oder Widerlegung abfaffen, der aber die lutherischen Stnde eine Apologie entgegensetzten, welche gleich wie die Augustana mit zu den symbolischen Schriften der lutherischen Kirche gehrt. (2.) Weil nun der Kaiser den Protestanten die letzte Frist zur Rckkehr in den Schoo der katholischen Kirche stellte und ihnen im Proceweg (durch das Reichskammergericht) beizukommen suchte, so schloen 17 protestan- 1531 tische Stnbe den schmalkaldischen Bund 1531 zur Vertheibigung ihres Glaubens und ihrer Rechte. Allein der Kaiser sah sich genthigt, der wieber drohen-den Trkengefahr wegen, mit den protestantischen Stnden 1531 den Nrnberger 1531 Religionsfrieden zu schlieen, der zwar ein Zeit lang die feindliche Stimmung milderte, aber weil die Zustimmung der katholischen St nb e-mehrheit fehlte, den Protestanten noch keine Sicherheit gewhrte. In Folge dieses Friedens brach ein groes deutsches Heer gegen die in Ungarn vor-rckenden Trken auf, welche aber, berrascht von der Einigkeit der Deutschen, wieder den Rckzug antraten. Doch blieb Ungarn noch in ihren Hnden. Kap. 128. Weitere Fortschritte der Reformation in der Schweiz und in Deutschland bis 1536. (1.) Unterdessen war in der Schweiz der Ha der Religionsparteien zum Ausbruch gekommen. Da die fnf kleinen katholischen Cantone (Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zug) wider das eidgenssische Recht ein Bndni mit Oesterreich schloen, und Unterwalben mit den Waffen in's Bernische einfiel, so trieb Zwingli zum Krieg gegen biefe Fnf-orte; Bern aber schlug gegen Zwingli's Rath vor, ihnen die Zufuhr abzu-schneiben. Erbittert der biefe Sperre, fielen sie in's Zricher Gebiet ein und besiegten 1531 die unvorbereiteten Zrcher bei Kappel. Zwingli selbst, der als Feldprediger mit ausgezogen war, wurde erschlagen. Im barauf folgenben Frieden bekamen die Fnforte das Uebergewicht.
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