22. Deutschlands Zustand nach dem 30jährigen Krieg. 57
nur ein großer, sondern der größte Teil seiner Bewohner umfam, ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß sich das verworfenste Gesindel Europas ein Menschenalter lang auf dem blutgetränkten Boden Deutschlands herumtrieb, sengend, plündernd, mordend, allen Lastern frönend und vorher nie gekannte Grausamkeiten ausübend. Städte und ganze Landstriche waren verödet*). In der Gegend von Freising standen ganze Dörfer leer. „Innerhalb ganzer Quadratmeilen befanden sich in manchen Gegenden kein Pferd, feine Kuh, fein eßbares Tier, aber Bären, Wölfe in großer Anzahl; fein Fruchtbaum, fein Haus: Dickicht und Waldbäume standen auf Grund und Boden, welchen noch vor drei Jahrzehnten die Pflugschar durchzog;" ebenso in andern Gegenden Deutschlands. Das Schwert, der Hunger, Krankheit und Seuchen hatten Deutschlands Bevölkerung von etwa 16 Millionen auf ungefähr 4 Millionen gebracht.
c. Verwilderung.
Zn all' dem kommt noch, daß die den Krieg überlebenden Menschen geistig und sittlich verkommen, verwildert waren. Der Hunger hatte so überhand genommen, daß die Verstorbenen verzehrt, ja daß die Kinder von ihren Eltern geschlachtet und gegessen wurden. Ganze Banden bildeten sich, die auf Menschen Jagd machten, um ihr Leben zu fristen.
d. Landwirtschaft.
Daraus ergibt sich, welch' großen Rückgang die Landwirtschaft nehmen mußte. Ans blühenden Gärten und wohlangebauten Gegenden waren traurige Wüsteneien, waren Wälder geworden. Mangel an Menschen, Vieh und Getreide ließ erst allmählich eine Besserung zu. Nicht selten mußten Weiber und Kinder den Pflug ziehen.
6. Gewerbe.
Ebenso hatte das deutsche Gewerbe gelitten. Die Wollweberei blühte vor dem Kriege jahrhundertelang und brachte
*) Augsburg hatte vor dem Kriege gegen 90 000 Einwohner, nach demselben noch 6000; Berlin sank von etlun 25 000 ebenfalls auf 6000. Sachsen verlor von 1631—1632 etwa 1 Million Menschen; die Psalz sank von V2 Million aus 50000; Böhmen verlor etwa 2v2 Million.
ß**
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TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europas Deutschlands Deutschlands Deutschlands Berlin Sachsen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— m —
bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt.
Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen.
Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen:
„(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn."
In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen:
„Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten.
Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden".
Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.
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— 65 —
5. Von Fürth nach Nürnberg kommt man auf der Staats-
st x a jj e, mit der Staatsbahn, der Lndwigsbahn, der
Straßenbahn und dem Kanal.
a) Verkehr — Verkehrsmittel.
b) Zahlreiche guteverkehrswege begünstigen den Handel.
C. Anwendung (und zur Konzentration).
1 ü b n n g s f r a g e n und Aufgaben: Mit der Zeit ändert
sich das Aussehen der Ortschaften (Nachweis I) — Kirchenschmuck in
alter Zeit. — Welchen Nutzen hatte der Neichswald für die Nürn-
berger früher, welchen jetzt? u. s. w.
2. Naturkunde: Die Biene.
3. Lesebuch: „Der Bauernknabe in der Stadt" von Castelli.
4. Aufsatz:
a) D e r S ch u s s e r b u b e v o n Nürnberg.
b) Die Kuniguudeulinde.
c) Eppelein von Gailingen.
ä) Der N n ß k a s p a r.
Ein Bauer, der durch Nahrungssorgen zum Trunk und an den
Bettelstab gekommen war, schlief einst in einer kalten Silvesternacht
am Biberg ein und wäre da sicher erfroren, wenn ihn nicht ein Mann
in Jägertracht aus dem Schlaf gerüttelt hätte. Ihm erzählte er sein
ganzes Elend und der Jäger zeigte sich bereit ihm zu helfen, aber
nnter der Bedingung, daß er Schweigen beobachte. Das versprach
nun der Bauer und vermaß sich sogar zu schwöreu, er wolle des
Tenfels werden, wenn er auch nur ein Sterbenswörtlein davon er-
zähle. Der Jäger hieß ihn nun heimgehen und in der nächsten
Mitternacht solle er von seinem Nußbaum Nüsse pflücken, die sich
alle in Gold verwandeln würden Das konnte der Bauer nicht
glauben. Der Jäger war aber im Augenblick verschwunden und mit
ihm des Bauern Rausch, dem jetzt die ganze Sache recht seltsam vor-
kam. In der folgenden Nacht wollte er doch den Versuch machen,
ob sich das angeratene Mittel bewähre. Und wirklich, er konnte es
nicht glanben: Die Nüsse, die er pflückte, waren von lauterem Golde!
Jetzt war plötzlich das Ende aller Sorgen und Not gekommen. Er
verkaufte nach und nach feine Nüsse bei einem Goldschmied in Nürn-
berg, bezahlte feine Schulden, ward ein reicher Mann und lebte Herr-
lich und in Freuden. Die Nachbarn, die ihm neidisch waren, hätten
nur zu gern gewußt, woher der Kaspar all das Geld bekomme Aber
er log ihnen vor, er habe eine große Elbfchaft gemacht. Mit seinem
Weibe war er indes nicht so leichten Kanfes fertig; diese wollte es
um jeden Preis erfahren. Und endlich war der Kaspar so uuvor-
sichtig seinen Schwnr zu vergessen und seinem Weib, um nur Ruhe
Geographie von Bayern. ?
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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— 42 —
und Not hindurchzwängen können. Immer stehen hier Schutzleute auf
Posten um den Verkehr zu überwachen und zu regeln.
Zusammenfassung: Gassen und Häuser zu Nürnberg.
6) Die engen Gassen sühren uns auf große Plätze, wo Obst-
und Gemüsehändler, Eier- und Butterfrau ihre Ware» au den Manu
zu bringen suchen; wir sind auf dem Haupt- und Ob st markt.
Lauge Gaffen bildend, stehen hier Hunderte vou Tifcheu, Kisteu,
Körben und Säcken; tauseudweis, zentnerweis sind hier alle
Sorten von Obst, Südfrüchten und Gemüse aufgespeichert. Niesen-
große Schirme schützen die Hökerinnen (Marktweiber) samt ihren
Waren vor Sonnenhitze und Regen. Leute jedes Staudes und Alters
ziehen die Marktgassen auf und ab, kreuz und quer. Vom frühen
Morgen bis zum späten Abeud wird hier gehaudelt und verkauft.
Lauge schaueu wir dem bunten Markttreiben zu und schreiten
dann weiter. Neue Straßen und Gassen und Plätze öffnen sich
nuseru Blicken; sie wollen gar kein Ende nehmen. Neue Läden prahlen
mit ihren hübschen Waren. Denkmäler aus Erz und Stein mit
sinnigen Inschriften wollen uus Geschichteu aus alter Zeit erzähleil;
schöne Brunnen mit springenden Wassern, mächtige Kirchen mit
kühnen Doppeltürmen und altersgrauen Steinfigureu laden uns znm
Betr achten und Bewundern ein. Doch wir haben für heute genug gesehen.
Zusammenfassung: Auf dem Haupt markt und auf
dem Ob st markt.
Was haben wir vor dem Ende uusrer Waudrung noch
gesehen? Schöne Brunnen, Denkmäler und Kirchen.
Hauptzusammenfassung:
1. Leben und Treiben auf Nürnbergs Gaffen, Straßen
und Plätzen.
2. Die Pegnitz.
3. Welche Bauwerke Nürnbergs find uns aufgefallen?
4. Nürnberg ist eine alte Stadt. Was gibt hier-
von Zeugnis?
3. Nürnbergs stolze Baudenkmäler.
Auf uusrer Waudrung durch Nürnberg sind wir vielen schönen
Bauwerken aus dem alten Nürnberg begegnet. Was wißt Ihr noch
davon? Alte Stadtmauer — Tor — Türme — Stadtgraben —
Burg — altertümliche Häuser u. s. w. — Siehe Ergebnisse der letzten
Besprechung!
Heute besuchen w i r die schönsten B a n w e r k e ans
dem alten Nürnberg.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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165. Die Krammetsvogel und der Dohnenstrich.
359
quer durch's Kartoffelfeld, über Berg
und Thal, hinein in den dunkel-wunder-
vollen Wald.
Doch nicht lange, da umhüllt uns
rings dichter Nebel, welcher jeden Um-
blick bis auf wenige Schritte raubt und
dann als feiner Staubregen herabrieselt.
Dies ist so recht das Bild des Herbstes
— das trostlose, weithin Alles um-
hüllende Grau des Nebels, dazu der
einförmige Regen und all überall die
die lautloseste, gleichsam trauernde Stille,
welche kaum hier und da von einem
Lockton vorüberziehender Vögel unter-
brochen wird.
Wir wandern weiter, dem Dickicht
vorbei, bis zu den innerhalb des Wald-
saumes sich hinziehenden Höhen. Hier
finden wir das, was wir suchen, den
mit vieler Umsicht und Ortskenntniß
vom Jäger angelegten Dohnenstieg oder
Dohnenstrich, den Fangort der geschätzten
Krammetsvögel. Die Dohnen sind
einfache, zu beiden Seiten eines Fuß-
steiges in kurzen Zwischenräumen und
in der Höhe von etwa drei Fuß ange-
brachte Fangwerkzeuge, in denen ver-
mittelst starker Pferdehaarschlingen und
eines Büschels lockender rother Eberesch-
beeren die armen Arglosen dem Tode
und der Küche der Leckermäuler über-
liefert werden. — Gleich vornan hängen,
schon todt, steif und starr, eine Anzahl
Weindrosseln, welche wir an dem
Roth der inneren Flügel erkennen. Wahr-
scheinlich sind sie heute ganz früh hungrig
und ermattet hier eingetroffen und haben
gleich willkommene Nahrung, doch auch
den Tod gefunden.
Sie hängen fast in einer Reihe, hier
und da auch zwei in derselben Dohne
neben einander. Es ist merkwürdig, daß
sich die armen Thierchen nicht durch das
Beispiel ihrer Gefährten belehren lassen.
Der eine fängt sich, merkt es erst dann,
wenn er weiter fliegen will, daß er das
Todesband am Halse hat, flattert nun
einige male im Todeskampf hin und
her und hängt dann schlaff und ruhig
herunter; einige Augenblicke später
kommt ein anderer, durch das Geflat-
ter aufgescheucht, wieder herbei, setzt
sich ruhig neben den Todten, frißt und
würgt sich die Schlinge ebenfalls um
den Hals. Ja, alte Jäger wollen be-
obachtet haben, daß die armen Wesen
arglos und einfältig genug seien, um
mit den tödtlichen Haaren zu spielen
und sie sich absichtlich umzuschlingen.
Es macht einen eigenthümlichen Ein-
druck, wenn man die schönen Vögel so
reihenweise, steif und doch im Tode noch
so zierlich, dahängen sieht.
2. Die Weindrossel ist einer der
nur vorüberziehenden Gäste, welche im
hohen Norden, bei uns nur höchst selten,
nistet. Sie singt gar nicht, sondern
läßt nur zuweilen einen wenig melodi-
schen Locklaut hören. Ihren Namen
hat sie wohl daher, weil sie im Spät-
sommer und Herbst in großen Schaaren
in den Weinbergen sich einfindet, wo
sie aber wirklich nicht den großen Scha-
den anrichtet, dessen man sie beschuldigt,
da ihre Hauptnahrung kleine Beeren
und schädliche Insekten sind, welch letz-
terer Umstand den Verlust einer bei-
läufig verspeisten Weinbeere doch gewiß
vollständig ausgleichen dürfte.
Um eine Ecke biegend, laufen wir
schnell hinzu, denn vor uns flattert
schreiend ein Gefangener noch lebendig
in der Schlinge. Behutsam ausgelöst,
haben wir einen unserer lieblichsten
Frühlingssänger, die Singdrossel,
in der Hand. Sie unterscheidet sich von
der vorigen dadurch, daß ihre innere
Flügelwand statt roth gelb ist. Sonst
hat sie dasselbe olivenbraune Kleid an,
welches auf dem Rücken fast schwarz,
dagegen an der Brust, dem Halse und
Bauche gelblichweiß und mit großen
rostbraunen Punkten übersäet ist. Sie
nistet meistens im Wachholdergebüsch,
und legt in ein großes, wie bei allen
Droffelarten mit Thon oder Lehm aus-
gemauertes, künstliches Nest 4—6 hell-
grüne, dunkelbraun punktirte Eier. Sie
stellt die größte Anzahl zu den Krammets-
vögeln, unter welcher Bezeichnung man
eigentlich alle die in den Dohnen ge-
fangenen Vögel versteht, doch oft aus-
schließlich auch nur diese Drossel meint.
So finden wir nach und nach noch
eine beträchtliche Anzahl ihrer Schwestern,
die meisten schon todt und steif, durch
ein schnelles Ende ihrer Qual befreit;
doch leider zeigt sich uns auch ein Bild
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TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
54
I. Erzählungen.
34. Der Unzufriedene.
(Parabel.)
In einem schattigen Thälchen, nicht
weit von der Heerstraße, war eine Baum-
schule angelegt. Ein schöneres Plätzchen
hätte auch Niemand dazu finden können.
Die jungen Pflänzlinge erfreuten sich der
Morgensonne, während ein naher, stark
bewaldeter Berg Nachmittags erquicken-
den Schatten gab. Von der Landstraße
war das Thal gerade weit genug ent-
fernt, um vor lästigem Staube gesichert
zu sein, und seine Seitenwände schützten
die jungen Bäumchen vor scharfen Winden.
Es war ein fröhliches Leben in der
Baumschule. Junge Pappeln, Kirschen-
und Apfelbäume, Kastanien-, Ahorn-,
Pflaumen- und Nnßbänme, alle wuchsen
in geregelten Reihen munter empor und
sahen so frisch und kräftig aus, daß
jeder Wanderer überrascht stehen blieb
und die liebliche Pflanzung mit Freuden
betrachtete.
Nur ein Kirschbäumchen war mit
seiner Stellung nicht zufrieden. „Ach,"
seufzte es oft, „wie eng und gedrückt
stehe ich doch hier, nach keiner Seite
hin habe ich Aussicht ins Freie! Und
lebt man einmal ein bischen auf, macht
man sich nur ein klein wenig breit, so
kommt flugs der Gärtner mit seinem
scharfen Messer und schneidet Einem die
besten Zweige vom Stamme herunter,
daß man laut aufschreien möchte. Und
wenn er nicht an mir herumschneidet,
so hackt er mir doch an den Wurzeln,
daß ich über und über erzittere, oder er
schnürt mich so fest an einen Pfahl, daß
mir das Blut stocken möchte und ich mich
nach keiner Seite hin frei bewegen kann."
So seufzte und klagte das Bäumchen
oft und wünschte nichts sehnlicher, als
endlich aus dem Thale erlöst zu sein
und an die Heerstraße versetzt zu wer-
den, wo mehr Freiheit herrschte, wo die
großen Bäume standen und ihm öfters
zuzuwinken schienen.
Dieser Wunsch sollte auch bald er-
füllt werden; denn eines Tages kam der
Gärtner, säuberte den Boden um das
Bäumchen, hob es mit einigen kräftigen
Spatenstichen aus der Erde und trug
es vorsichtig hinauf an die Heerstraße.
Hier wartete seiner schon eine Vertie-
fung, in welche es alsbald eingesetzt und
mit Erde umschüttet wurde, die der
Gärtner festtrat. Dann schlug er einen
Pfahl ein, band es daran fest, gab ihm
noch einmal zu trinken und ging seines
Weges. Das Alles kam so schnell und
plötzlich, daß das Bäumchen gar nicht
recht wußte, wie ihm geschah und seinen
Jugendgefährten nicht einmal Lebewohl
sagen konnte.
Ob's unser Kirschbäumchen nun wirk-
lich besser hatte; — ob es nun recht
zufrieden war? Anfangs und nachdem
das bischen Heimweh vorüber, schien es
so, und das Bäumchen wuchs zusehends
und machte sich recht breit und schaute
mit stolzem Selbstgefühle ins Thal hinab
auf seine Jugendgenossen. Aber nach
einigen Wochen umwölbte sich der Him-
mel, ein heftiger Wind erhob sich mit
Regenschauer begleitet, und hätte unser
Kirschbäumchen nicht den Stab zur Seite
gehabt, so würde es ihm schlimm er-
gangen sein. Aber auch dieses Beistan-
des sollte es sich nicht lange mehr freuen,
denn eines Abends spät kam ein die-
bischer Mensch, schnitt die Weiden, mit
denen das Bäumchen festgebunden war,
hastig durch, riß den Pfahl aus der
Erde und lief damit rasch von dannen.
Nun hatte das Bäumchen keinen Schutz
mehr und war öfters in großer Gefahr,
vom Sturme gebrochen zu werden. End-
lich legte sich dieser, aber bald kamen
neue Leiden. Wochenlang brannte die
Sonne vom wolkenlosen Himmel herab,
unser Bäumchen verschmachtete fast vor
Durst, aber mehr noch plagte es der
Staub, den jeder Luftzug oder Wagen
und jede Viehheerde aufwirbelte, der sich
ihm dann auf alle Blätter und Zweige
setzte, ihm den Athem erschwerte und
einen großen Theil seiner Blüthen er-
stickte. Auch dieses Leid wurde über-
standen, denn endlich kam ein erfrischen-
der Regen, wusch den Staub hinweg
und stärkte unser Bäumchen so, daß es
wieder wachsen und Früchte ansetzen
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63
bemerkie trifte von menschen — bei jenen torfe grebt man torf
— es were ein sonderbarer Dinkel — wenn man den Dinkel
für eine gemeine speise hielte — ich kan dir sagen — das ich
das Arme dir dir und mager vor seiner stalldir liegen sah —
öle dreu feiner des Herrn waren dreu — faule dienfte leisten
schlechte feinste.
E.
11. feer knecht stelle die ege — nachdem er damit feie ge«
pflickten egger geebnet batte — in feie ecke der Scheine — es
ißt einigen infecklen eugen — das sie ihre eichen auf die blet-
ter der eichen legen — feie ehe meines bruderö war schon ge«
schloffen — ehe er mir davon schrieb — man mus feie sengen
ermanen — das sie sich ermahnen — an den etter unserer kub
zeugt sich eurer — die eile flog in eile davon — großeltern lie-
den ihre engel — feie engel im Himmel beschitzen uns Menschen.
F.
12. bessere dein fehlt — sonst selb es dir — wenn nicht
gute Witterung einfeit — welche unglicksfelle begegnen mir —
weil ich so oft fülle — heute werden auf ale fette die Kalbs-
fälle verkauft werden — feie feigen sind edle frichte — feige
menschen werden verachtet — feer man zeigte uns feine feusten
feiste — feer schloßer braucht die feile — das obst unterließt
feer feule — feer kaufman hat eine feule war.
13. eine ferse in den strumpf stricken ist leuchter — als
ferse machen — unsere Grosvetter verstanden auch schon feie
fever zu fihren — mein her veter ist ein groser — fetter Man
— ich habe mir fest vorqenomen — daö fest des haußeö mitzufeuern
— er füll auf feem eiße nieder — und vergos fiel blut —
zur feuer des namenslages wurde ein grofes feter angezündet.
14. mit flicken kann man feie fliege der fliegen nicht auf-
halten — auch feer söhn freite sich über feie freifee seines va-
ters — feer rohe krieger flucht auf der flucht über sein hartes
schicksal — feer knecht gab feen Pferden futler — und führte
dan ein fufeer Heu — junge Pferde nennt man fillen — diese
Nachrichten erfilen unsere Herzen mit tranrigkeil — und wir
füllen herzliches Mitleid darüber — daß in der fchlacht so vielle
unschuldige opser fühlen.
G.
15. die fremten Geste haben feie gebrattene ganz beinahe
gans aufgegesen — alö feie getrange verdeilt wurden — war
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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28
Uebungen über das Vorhergehende.
1. Suchet in folgenden Sätzen die Zeitwörter auf:
Die Sonne scheint. Der Bauln grünt. Das Feuer
brennt. Die Pflanzen wachsen. Die Pferde ziehen. Die
Fische schwimmen. Die Würmer kriechen. Die Schule ist
nützlich. Kleine Kinder sind schwach. Der Maurer deckt
das Dach. Der Schreiner hobelt Bretter. Die Fuhrleute
führen Steine. Der Landmann bearbeitet das Feld, be-
säet den Acker, schneidet und drischt das Getreide.
2. Sltzkt ¡¡ii folgenden Hauptwörtern ein passendes Zeitwort:
Der Hund —, das Pferd —, die Gans —, dieziege —,
der Frosch —, der Wagen —, das Geld —, die Kette —,
der Wind —, der Bach —, der Hahn —, der Vogel —, die
Maus —, der Lustige —, der Traurige —, der Schläfrige—,
der Sterbende —, der Weinende —.
3. Welche von folgenden Zeitwörteln sind regelmäßig, welche
unregelmäßig?
Lernen, weinen, lachen, schlagen, zanken, streiten, raufen,
lesen, hören, riechen, schmecken, sehen, liegen, lügen, kommen,
befehlen, trinken, rechnen, schreiben, stehen, glauben, gra-
den, bauen, singen, loben, theilen.
4. Drücket folgende Sätze in der leidenden Form aus:
Die Eltern lieben ihre Kinder. Der Lehrer lehrte das
Kind. Der Jäger hat den Hasen erschossen. Der Schü-
ler hatte geschrieben. Gott wird uns einst Alle richten.
Ich bewundere das schone Gebäude. Wir hatten ihn ge-
fragt. Der Vater hat mir geschrieben.
5. Drücket folgende Sätze in der thätigen Form aus?
Das Kind wird von dem Lehrer gelobt. Der Sohn
wurde von dem Vater gewarnt. Der Verbrecher ist von
der Obrigkeit bestraft worden. Von dem Kaufmanne war
viel Geld bezahlt worden. Der Gute wird einst von Gott
belohnet werden. Die Bäume werden von dem Gärtner
veredelt. Ich wurde durch Krankheit im Schulbesuche gehindert.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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122
günstigsten Lagen, hat noch keinen Wein gezogen,
der mit den besseren Weinen des alten Continents ei-
nen Vergleich aushalten könnte.
Die günstigsten Gegenden für das Gedeihen des
Steinobstes (Aprikosen, Pflaumen, Kirschen) sind
die zwischen dem 40. bis 65. Grad der Breite ge-
legnen. Das Kernobst (Aepfel, Birnen) reift in
Rußland noch jenseits dem 55. Grade gute Früchte.
Der Wallnußbaum hat zwar seine Heimath in
Arabien und Palästina, gedeiht aber noch sehr gut
bis zum 52. Grad der Breite und selbst jenseits
dieser Gränze; der Feigenbaum (im Freyen), so
wie der Granatapfel bis zum 47.; der Oel-
baum erscheint jenseits dem 45. Grade doch nur
als ein Fremdling, welcher häufig den Gefahren der
Winterkälte unterliegt.
Die Menge der Arten der Hülsenfrüchte,
z. B. Bohnen, Linsen, Erbsen, Lupinen, nimmt
außerordentlich zu, je näher man dem Aequator
kommt; namentlich ist die Roßbohne ein Haupt-
nahrungsmittel der ärmern Volksklasse von Aegypten,
doch baut man die gemeine Erbse in Europa bis
zum 62. Grade der nördlichen Breite.
Die Hauptmasse der Waldungen der nörd-
lichen Halbkugel bilden die verschiedenen Arten der
Fichten und Tannen. Die Gränze ihrer Ver-
breitung reicht in den Ebenen etwa von dem 30.
bis nahe an den 70. Grad der Breite. An dieser
nördlichen Gränze (in Norwegen) erscheinen die Na-
delholzbäume nur in verkrüppelter Form. Auf der
südlichen Halbkugel treten andre Familien der Bäume
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der Erde hervor; dann bringt jeder Monat andere
Blumen, bis im Herbste die Zeitlosen erscheinen.
In den Gärten sind die mancherley Primeln die
ersten Frühlingsblumen. Wie die Rosen und Nel-
ken ihre Zeit haben, so auch die übrigen Blumen.
Es folgt vom Frühlinge an den Sommer über Blume
auf Blume, bis in dem Herbste die Astern fast der
letzte Schmuck des Gartens sind.
Vor allen Gesträuchen in Wäldern prangt aer
Seidelbast, der jedoch giftig ist, zuerst mit seinen
rothen wohlriechenden Blüthen; auch die Hasel stan-
den bringen sehr zeitig herabhängende, gelb bestaubte
Blüthen hervor; in den Gärten blühen die Cornel-
kirschen, auch Dirlitzen genannt, vor allen andern
Bäumen mit schöner gelber Blüthe. Der Weinstock
blühet später als diese, fast in der Zeit der Rosen.
Von den Getreidarten reift eine nach der an-
deren. Würden alle aus einmal reif, so fände man
wedeb Hände noch Zeit genug, alle einzuärnten.
So ist es mit Beeren und Baumfrüchten. Die Erd-
beeren und Himbeeren werden zuerst reif, dann Kir-
schen und Frühpflaumen, hierauf Birnen und Aepfel;
die Weintrauben machen den Beschluß unter den ge-
segneten Gaben des Jahres.
Einige Pflanzen dauern nur ein Jahr und ver-
gehen dann für immer; andere dauern zwey Jahre
und tragen erst im zweyten Jahre Blüthen und
Früchte; noch andere dauern mehrere, ja viele Jahre.
Die kleinen Pflänzchen des Schimmels entstehen
und vergehen in wenigen Stunden. Es gibt aber
auch Bäume, die schon unsern Vorältern Schat-
ten und Früchte gaben; man weiß sogar von Bäu-
men, die über tausend Jahre alt werden. Pflanzen,