Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
50
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz,
Oo^l'uiid Cu
emccjejl
■tei
arten
Wirtschaft}
<jebiuc/e.
Stalle
Schafe
Sctj weine
\Sdjeune
die aus der Börde stammen, hergestellt und mit Ziegeln gedeckt. Die
Gehöfte liegen nicht einzeln, sondern nebeneinander, so daß sie Straßen-
züge bilden.
b) Dichtigkeit der Bevölkerung, Städte. Die Magde-
burger Börde gehört zu den d i ch t b e v ö l k e r t st e n L a u d e s t e i l e n nicht
nur unserer Provinz, sondern auch unseres Vaterlandes. In der Börde
sind die Landstriche, in denen hauptsächlich Ackerbau getrieben wird, uicht so
dicht bevölkert (doch gibt es Bördedörfer von 3000—4000 Einwohnern)
als die Gegenden, in denen Industrie, Haudel und Verkehr
herrschen und in denen Lager von Kalisalzen und Kohlen vorhanden
sind'. Die meisten Menschen
^ ^ wohnen mithin da, wo sich die
ausgiebigsten Erwerbsquellen
sinden. Das ist der Fall am
westlichen User der Elbe,
au der Saale, Bode und Ohre.
In diesen Teilen liegen die größten
Siedlungen (Städteund Dörfer).
Die Zeichnung veranschaulicht uns,
wie die Eisenbahnen und Land-
straßen nach Magdeburg und auch
Schönebeck laufen, um die Erzeug-
nisse der Landwirtschaft mit den
Erzeugnissen der Industrie und
des Gewerbes auszutauschen. Da
das Fortschaffen der Waren auf
der Elbe billiger ist als auf den
Eisenbahnen, so wird man besonders
bei großen Ladungen den Wasser-
weg bevorzugen (Staßsurter Kali-
salze). Tausende von Menschen
verdienen durch die Schissahrt und den Schisfb an ihr tägliches
Brot. Auch die iu der Nähe Magdeburgs gelegenen Dörfer sind groß,
wie Barleben, Olvenstedt, Niederndodeleden, Groß-Ottersleben (7). Als
Maurer, Zimmerleute, Bauarbeiter und besonders Fabrikarbeiter sinden
diese Dorfbewohner in Magdeburg Beschäftigung. Da die Wohnungen
in diesen Vororten billiger sind als in der Stadt, so wohnen diese
Arbeiter in den benachbarten Dörfern und fahren abends und morgens
mit der Eisenbahn oder dem Fahrrad hin und zurück.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung in der Börde ist demnach
abhängig von der Fruchtbarkeit des Bodens, von den Boden-
schätzen des Erdinnern (Steinsalz, Kalisalze und Brankohlenlager), von
den Fabriken, die im Dienste der Industrie arbeiten, von den
Einrichtuugen, die dem Handel dienen, von der Lage zur Elbe
und dem Eisenbahnnetze.
/Jo r/sirasse,
Bauernhof in der Börde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
K. Geschichtliches. 11
Das Eigentum der Stadt bringt Geld ein (Pachte Miete). Außer-
dem sind die Einwohner verpflichtet, Steuern zu zahlen. Bon diesen
Einnahmen deckt der Magistrat alle Ausgaben der Stadt, z. B. sür
Bauten, Straßen und Gehälter.
Die Stadtverordneten haben bei vielen Dingen, z. B. überall, wo
Geld zu zahlen ist, dem Magistrate ihre Zustimmung zu erteilen. Sie
unterbreiten dem Magistrate die Wünsche und Beschwerden der Ein-
wohner. Manche Verwaltungsgeschäfte überträgt der Magistrat be-
sonderen Beamten. So überwacht die Baupolizei die Erbauung der
Häuser, der Brandmeister das Feuerlöschwesen, der Schulvorstand das
Schulwesen usw.
Für die Sicherheit und Ordnung bei Tag und Nacht sorgt die
Polizei. An ihrer Spitze steht in großen Städten der Königliche
Polizeipräsident, in kleineren der Bürgermeister als Polizei-
Verwalter. Bei gewissen Angelegenheiten, z. B. Brückenbauten und
Stadterweiterungen, kann die Stadtbehörde nicht allein handeln, sondern
bedarf der Zustimmung und Erlaubnis der höheren Behörde, die König-
liche Negieruug genannt wird. An ihrer Spitze steht der Regierungs-
Präsident.
K. Geschichtliches.
Woher hat unser Heimalort seinen Rainen? Was bedeutet dieser? Was
ist über die Gründung unseres Wohnortes bekannt? Welche Sagen knüpfen sich
daran? Welche Zeugen der Vorzeit sind noch vorhanden? Welchen Zwecken dienten
diese? Welche geschichtliche Ereignisse knüpfen sich an unsern Ort? Welche be-
rühmten Männer sind hier geboren oder haben hier gewohnt? Wodurch haben
sie sich ausgezeichnet? Wie ist hier ihr Andenken geehrt?
Iii. Kreis: Wa»drr»»gk» i» die »Wk Umgtliung.
a) Kodenformen.
Nach welcher Himmelsgegend ist der Boden eben? Welche Höhen lernten
wir kennen? Wie liegen sie zum Heimatorte? Nenne einzeln liegende Erhöhungen
(Hiigel, Berg)! Wo bilden die Erhöbungen Gruppen? (Hngelreihe.) Name?
Hobe in m? Wie ist ihr Boden beschaffen? Wie macht der Mensch diese Höhen
nutzbar?
Welche Täler sind in der Umgebung? Welche verschiedenen Bodensormen
lernten wir also ans unseren Wanderungen kennen? Wie bezeichnet man auf der
Karte einen Hügel, einen Berg, einen Höhenzug, einen Abhang usw.? Entwirf
eine Karte von der nächsten Umgebung, die die Bodensormen zeigt! (Wand-
Lasel, Buch.)
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
64
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
die aus der Börde stammen, hergestellt und mit Ziegeln gedeckt. Die
Gehöfte liegen nicht einzeln, sondern nebeneinander, so daß sie Straßen-
züge bilden.
b) Dichtigkeit der Bevölkerung, Städte. Die Magde-
burger Börde gehört zu den dichtbevölkertsten Landesteilen nicht
nur unserer Provinz, sondern auch unseres Vaterlandes. In der Börde
sind die Landstriche, in denen hauptsächlich Ackerbau getrieben wird, nicht so
dicht bevölkert (doch gibt es Bördedörfer von 3000—4000 Einwohnern)
als die Gegenden, in denen Industrie, Handel und Verkehr
herrschen und in denen Lager von Kalisalzen und Kohlen vorhanden
sind. Die meisten Menschen
wohnen mithin da, wo sich die
ausgiebigsten Erwerbsquellen
sinden. Das ist der Fall am
westlichen User der Elbe,
an der Saale, Bode und Ohre.
In diesen Teilen liegen die größten
Siedlungen (Städteund Dörfer).
Die Zeichnung veranschaulicht uns,
wie die Eisenbahnen und Land-
straßen nach Magdeburg und auch
Schönebeck laufen, um die Erzeug-
niffe der Landwirtschaft mit den
Erzeugnissen der Industrie und
des Gewerbes auszutauschen. Da
das Fortschaffen der Waren auf
der Elbe billiger ist als auf den
Eisenbahnen, so wird man besonders
bei großen Ladungen den Wasser-
w e g bevorzugen (Staßfurter Kali-
falze). Tausende von Menschen
verdienen durch die Schiffahrt und den Schiffbau ihr tägliches
Brot. Auch die in der Nähe Magdeburgs gelegenen Dörfer sind groß,
wie Barleben, Olvenstedt, Niederndodeleben, Groß-Ottersleben (7). Als
Maurer, Zimmerleute, Bauarbeiter und besonders Fabrikarbeiter sinden
diese Dorfbewohner in Magdeburg Beschäftigung. Da die Wohnungen
in diesen Vororten billiger sind als in der Stadt, so wohnen diese
Arbeiter in den benachbarten Dörfern und fahren abends und morgens
mit der Eisenbahn oder dem Fahrrad hin und zurück.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung in der Börde ist demnach
abhängig von der Fruchtbarkeit des Bodens, von den Boden-
schätzen des Erdinnern (Steinsalz, Kalisalze und Braunkohlenlager), von
den Fabriken, die im Dienste der Industrie arbeiten, von den
Einrichtungen, die dem Handel dienen, von der Lage zur Elbe
und dem Eisenbahnnetze.
Oö^l-und Ge muß e(j arten
Wirbcfjafh- <jel<iuc/e. Slulle Schafe 5c!j weine \Scl-jeuhe m.t \Bu/r(Tmne)\
Eunjcryrube Scl]u./n>en für lyüjtti. tan ehr tfoscfytnen Mrtscj/afts- oehäuc/e Tufferhcjen. Ställe ftr Pferje Oelsen Ki'lbrr.
Jhijfa/jrt
Uofjn Ijaus
florfstfasse.
Bauernhof in der Börde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
8 Ii. Kreis: Wanderungen im Heimatorte.
Bäcker Stiefel, dieser aber liefert ihm Eßware; beide bedürfen wieder des
Kaufmanns, des Schneiders und des Arztes. Ein Mensch ist des andern
Stütze und Hilfe. Verrichtet er seine Arbeit, sein Werk hauptsächlich mit
der Hand, so heißt er ein Handwerker (Glaser, Drechsler, Klempner).
— Nach unseren Hauptbedürfnissen gibt es Handwerker, die sür unsere
Nahrung, solche, die für unsere Kleidung und solche, die sür unsere
Wohnung sorgen.
In unserem Orte sind viele Handwerker tätig, und jeder sucht etwas
Gutes zu schaffen. Oft leisten dem Handwerksmeister (furz Meister)
Gesellen und Lehrlinge Hilse bei seiner Arbeit in der Werkstatt. Es gibt
in unserem Heimatorte aber auch große Werkstätten, in denen viele
Arbeiter und Maschinen tätig sind. Hier werden Gegenstände in großen
Mengen hergestellt. Oft find diese Arbeitsstätten durch gewaltige Schorn-
steine schon von ferne zu erkennen. Sie heißen Fabriken, die Arbeiter
Fabrikarbeiter und die Besitzer Fabrikanten. Nennt Dinge, die
hier angefertigt werden! Ein Ort, der viele Fabriten hat, heißt ein
Fabrikort (Fabrikstadt).
In jedem Haushalte finden sich auch Dinge, die nicht aus der
Heimat stammen, z. B. Kaffee, Kakao, Rosinen, Reis, Pfeffer und Zitronen.
Diese Waren lassen sich manche Leute auf dem Wasserwege und der
Eisenbahn in großen Mengen aus fremden Ländern kommen. Solche
Leute heißen Kaufleute, und ihre Arbeit wird Handel genannt. Die
Kaufleute sind entweder Groß- oder Kleinhändler. Erstere verkaufen ihre
Wareu nur in größeren Mengen an andere Kaufleute. Die Kleinhändler
verabfolgen sie aber in kleinen Posten an die Lente, die sie ver-
brauchen. Die Handeltreibenden, die mit ihren Waren in Stadt und
Dorf von Haus zu Haus ziehen, heißen Hausierer. Mit welchen
Gegenständen wird in unserm Orte besondere Handel getrieben? Viele
Waren sind von auswärts hierher gebracht. Die meisten Handels-
gegenstände holen wir von —. Ein Ort, in dem allerlei Waren in
großen Mengen gekauft und verkauft werden, heißt ein Handelsort
(eine Handelsstadt). Post, Telegraph und Telephon bringen den Groß-
kaufleuten täglich aus der Nähe und Ferne Bestelltingen auf Waren;
täglich kommen aber auch viele Fremde zu ihnen, um einzukaufen oder
Waren anzubieten. Große Hotels gebeu ihnen Unterkunft und sorgen
für ihr leibliches Wohl.
Alle Menfchen, die für die körperlichen Bedürfnisse der Bewohner
sorgen, bilden den Nährstand. Zu ihm gehören die meisten Bewohner
eines Ortes. — Andere Personen beschäftigen sich mit der Erziehung
und Belehrung der Jugend und der Seelsorge der Bewohner unferes
Heimatortes, z. B. die Lehrer und die Prediger. Sie bilden den Lehr-
stand. Die Eltern schicken ihre Kinder zur Schule, damit sie sich allerlei
für das Leben nützliche Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen. Eltern und
Lehrer geben sich große Mühe, um die Kinder zu guten Menschen zu er-
ziehen. Haben die Kinder die Schule verlassen, so hört ihr Lernen nicht
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— m —
zogener Geschütze und verschiedene Munitionswagen der Hannoveraner init sich. Da es nicht möglich mar, alle diese Truppenmassen in der Stadt unterzubringen, so lagerte ein großer Teil auf den Wiesen vor der Stadt und ihre Musikchöre lockten gar viele unserer Bewohner dahin. Gestern, Montag, den \6.f zogen dieselben weiter und außer den Nachzüglern, die vereinzelt noch durchkommen, werden wir wohl vorderhand von weiteren Durchmärschen verschont bleiben.
Die Zahl der sämtlichen hier durchpassierten Truppen beläuft sich nach uns gemachten Mitteilungen auf die Summe von 35 ooo Mann.
13. Bei Laufach und Aschaffenburg.
In heißer Sonnenglut hatte die preußische Division Göben am \3. )uli den Spessart überschritten und ihre Reiterei stieß bei Hain, am Fuße der Wasserscheide, die von Nord nach Süd durch das Gebirge verläuft, nachmittags 2 Uhr auf eine Schwadron hessischer Reiterei. Das kurze Reiterscharmützel war die (Einleitung zu einem blutigen Gefechte. Der hessische Divisionsgeneral hatte nach dem Rückzüge seiner vorgeschobenen Abteilungen den Befehl erteilt, Fühlung mit den Preußen zu halten; hierauf war er, da er an kein Gefecht dachte, nach Aschaffenburg zurückgekehrt. Inzwischen war die preußische Brigade Wrangel bei Laufach eingetroffen und wollte hier ein Lager beziehen. Als man den Anmarsch der Hessen von Hösbach her bemerkte, besetzten zwei Bataillone in aller (Eile das kleine Dorf Frohnhofen. (Ein Bataillon rückte zwischen Frohnhofen und dem Bischlingsberge, ein weiteres im Wiesengrunde und am Waldsaum an der Bahn in Stellung.
Gegen diese das enge Tal vollständig schließende Linie marschierte das erste hessische Regiment mit großer (Entschlossenheit. )n einer (Entfernung von \50 Schritten vor dem Dorfe erhielt es aber so verheerendes Feuer aus den Zündnadelgewehren der Gegner, daß es bis zu den Weiberhöfen zurückging. (Ein zweiter Angriff nahm denselben Perlauf. Das Regiment trat gegen 7 Uhr den Marsch nach Aschaffenburg an. (Eine hessische Batterie hinderte durch heftiges Feuern das Nachdringen der preußen.
Nach 7 Uhr hatte die zweite hessische Brigade die Weiberhöfe erreicht und ging in raschem Marsche gegen Frohnhofen vor. 300 Schritte vor der Ortschaft bildeten die Regimenter 3 und H Kompagniekolonnen und warfen sich im Sturmschritt mit lautem Hurra auf den Dorfeingang. (Ein furchtbares Feuer schlug ihnen entgegen. Trotz alledem setzte sich ein kleiner Teil an der von einem Zaun umgebenen Kegelbahn fest, um die sich ein mörderischer Kampf entspann. Die Hessen mußten zurück, als die Preußen angriffsweise vorgingen. \2 hessische Offiziere und {65 Soldaten deckten als Tote das blutige Feld, 2h Offiziere und 383 Mannschaften waren verwundet. )n mehreren Gräbern an der Kegelbahn und im freien Felde ruhen die Tapferen. Der Derlust der Preußen betrug nur einen
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Ortsnamen: Aschaffenburg Nord Aschaffenburg Hessen Hösbach Waldsaum Aschaffenburg Hessen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— *34 —
Erregt harrten die Bauern der Dinge, die da kommen sollten. Da erschien eine kleine französische Abteilung unter einem Major irrt Dorf um zu fouragierert. während die Mannschaft wartete, ging der Schultheiß mit dem Offizier in den Erthalschen £?of, wo sich das gemeindliche Baser-magazin befand. Indessen scheinen die Soldaten die Däuser plündernd durchsucht zu haben. Die von den vorhergegangenen Drangsalen erbitterten Bauern fielen über die piürtderer her, töteten einige und trieben die anderen in die Flucht gen Hammelburg zu. Auf ihrem Rückzug statteten die Franzosen der Kessenmühle einen Besuch ab. Deren Bewohner flohen in größter Hast den Berg hinan und waren bald im Nebel verschwunden. In der Überstürzung aber vergaßen die Müllersleute, ihre beiden Knaben von 5 und 7 fahren mitzunehmen. Die Franzosen schlugen in der Mühle alles zusammen, schnitten die Betten auf, streuten die Federn umher und eigneten sich Geld und Wertsachen an. Den beiden Kindern jedoch taten sie nichts zuleide. Die Soldaten nahmen die Kleinen mit nach Z?ammelburg und übergaben sie einem dortigen Bürger.
Inzwischen kam der Major von der Besichtigung des Bafermagazirts zurück. Bei Baus Nr. 83 umringten ihn die wütenden Bauern. Der Offizier wollte die erregte Menge begütigen. (Einer der Bauern jedoch schlug ihn nieder, worauf der fanatisierte Bause das unglückliche Opfer der Volksjustiz zur „Tränk" schleifte, in die Cehulba warf und mit Mistgabeln so lange unter Wasser hielt, bis das letzte Todesröcheln verstummt war. Seiner Mutter habe er noch im letzten Augenblick gedacht, erzählten später die Leute, die den Aufschrei zu Gott „o mon Dien l“ nach ihrer Art deuteten. Sofort gingen nun (Eilboten in die Dörfer des oberen Thulbagrundes um die dortigen Bewohner zur Bilfe im Kampf gegen die Marodeure herbeizurufen. Bereitwillig sandten Obererthal, Cehulba, Frankenbrunn und Reit bewaffnete Mannschaft nach Untererthal. So verstärkt, erwarteten die Bauern in zuversichtlicher Stimmung die Ankunft weiterer Banden. Denen wollten sie schon zeigen, wie derbe Bauernfäuste Haus und Hos zu verteidigen wissen! Daß beinahe die ganze französische Armee nahte, davon hatten sie allerdings keine Ahnung.
Die verscheuchten Soldaten meldeten dem bereits in Bammelburg angelangten General Iourdan den Überfall in Untererthal.
Dieser sandte daraufhin eine starke Truppe um das Dorf zu stürmen und die Erschlagenen zu rächen.
Die bei Untererthal versammelten Landleute bemerkten die nahende Streitmacht der Feinde rechtzeitig. Aber immer noch in dem Wahn befangen, nur einen Sausen zuchtloses Gesindel vor sich zu haben, setzten sie sich energisch zur Wehr. Als jedoch die geschulten Soldaten entschlossen gegen die Verteidiger vorgingen, brach der Widerstand schnell zusammen. 3n wilder Flucht liefen die Bauern auseinander, nur darauf bedacht, das Leben zu retten. Die Franzosen schossen nieder, was ihnen vor die Flinte kam. Auf dem „Steinlich" versuchte ein mutiges Bäuflein nochmals
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— *5* —
Ml artn der Bataillone Ii und Iii des Regiments Würzburg schlugen sich durch und kamen in der Heimat an.
3. 3 n Sachsen J8j3. Die Würzburger Bataillone rückten im Frühjahr ^8*3 wieder ins Feld und beteiligten sich im verbände der Division Durutte an den Schlachten bei Großgörschen, Bautzen, Großbeeren und Dennewitz mit wechselndem Glücke, aber mit stets gleicher Tapferkeit. 3n einer Stärke von nur noch Hoo Streitern stand das Regiment in der großen Völkerschlacht am J8. Oktober vorwärts Reudnitz in den sogenannten Straßenhäusern als Reserve. In nächster Nähe gingen die zur Division gehörigen Sachsen zu den Verbündeten über, wodurch die Würzburger an einem entschiedenen Eingreifen in den Kampf gehindert waren.
Tags darauf befanden sich die Franken vor den in Linie aufgelösten Resten der Division Durutte in der Vorstadt Rosenthal auf einer von der pieijge und einem (Elstcrarme gebildeten Halbinsel. Angriffe feindlicher Schützenschwärme führten zu heftigen Gefechten. Dem dritten Ansturm mußten die Würzburger weichen. Sie zogen sich in die Gärten und wehrten sich hier drei Stunden hartnäckig, bis sie den Befehl erhielten, sich über die Elsterbrücke zurückzuziehen.
Bier drängte alles in bunter Verwirrung durcheinander. Die Teile des Regimentes wurden voneinander getrennt. Nur wenige Mannschaft gelangte noch über die Brücke; die vorzeitige Sprengung des Überganges brachte die weitaus größere Hälfte in Gefangenschaft. Der gerettete Rest zog mit Napoleons geschlagener Armee durch Thüringen. 3n Eisenach bat der Oberst, in Anbetracht der veränderten Stellung des Großherzogs von Würzburg das Heer verlassen zu dürfen. Napoleon genehmigte das Gesuch unter schmeichelhafter und ehrenvoller Anerkennung der geleisteten ausgezeichneten Dienste. Das schwache Häuflein wurde nach der Trennung von bewaffneten Gebirgsbewohnern gefangen genommen und dem Kosafengeneral platon> ausgeliefert, dem es mehrere Tage bis nach Schlüchtern folgen mußte. Da erschien ein bayerischer Offizier und überbrachte die Nachricht vom Übertritte des Großherzogs zu den Verbündeten. Das daraufhin freigelassene Regiment marschierte durch das Sinntal und kam am 3. November in einer Stärke von nur Ho Köpfen in Würz bürg an.
Das Bataillon zu Zttodlin und ein zur Besatzung von Torgau gestoßenes Ersatzbataillon, beide durch ansteckende Krankheiten furchtbar gelichtet, kehrten erst nach Monaten aus russischer Gefangenschaft heim.
Die Verleihung von ^5 Kreuzen der Ehrenlegion durch Napoleon bezeugte die unerschrockene Haltung der Frankensöhne in den Kämpfen des Jahres \8\3.
Mit Alldeutschlands Truppen marschierte auch das wiederhergestellte Regiment Würzburg im Frühjahr ^8^ nach Frankreich hinein. Es stand bei der Südarmee, kämpfte siegreich gegen den in Würzburg wohlbekannten
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Extrahierte Personennamen: Rosenthal Napoleons Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Bautzen Sachsen Eisenach Würzburg Torgau Frankreich Würzburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— ^87
Tot . .
Verwundet
8 Offiziere, 4 Unter off 3., 32 Mann
8 „ 27 „ 279 „
Vermißt........................—
Gestorben an Rrankbeiteri —
Vergeht der teuren Toten nicht!
18. Weihnachten vor Paris.
portt=2lmony, 25. Dezember. Gestern abend haben wir festlich und vergnügt Weihnachten gefeiert, wir kamen um 728 Uhr von Vorposten hierher; ich hatte schon feit einigen Tagen Blumen und Zieraten für den Christbaumschmuck gesammelt und einen Baum besorgen lassen, den wir dann nach der Heimkunft gemeinschaftlich herrichteten. B. hatte viel Zuckerzeug und Figuren geschickt bekommen, Apfel waren von den Marketendern gekauft, die Lichter lieferte mein Wachsstock und so gelang ■es uns, den Baum so reich und ftrahlenb auszustatten, als nur zu Hause einer aussehen mag. Leutnant F., ein Freunb unseres Hauptmanns, hatte Arak und Zucker nebst einem Schinken geliefert und so machten wir nach einem solennen Nachtmahl einen famosen Punsch aus Rotwein, Tee und Arak. Lin aus Bourg la reine mitgenommener roter Vorhang als Tischbecke, golbgeränberte Teller und feine Tassen zum Punsch gaben nebst sehr vielen Lichtern auf dem Tische ein äußerst feierliches Aussehen. Unsere erste Tasse würde im Strahl des Christbaumes auf unsere Familien und Freunbe in der Heimat geleert. Ls war vielleicht die merkwürdigste Weihnachten meines Lebens. Seit brei Tagen haben wir strenge Kälte und auch in unseren Wohnungen bavon zu leiben. Die Kantine erwärmen die Zimmer fast nicht und wir fitzen gegenwärtig alle vier in den Mänteln und die Mützen auf dem Kopf um den an den Kamin gerückten Tisch, so auf der einen Seite bratend, auf der anderen frierend. Gegenwärtig eine Nacht in den Laufgräben — brrr! Die Franzosen fahren fort, ihre unschädlichen Granaten zu werfen, auch nach Bourg la reine, und auch heute hört man von Zeit zu Zeit das dumpfe Dröhnen. Gestern schickten sie auch eine in den Garten des Hauses, in welchem mein Zug und ich lagen, wo sie einige unvorsichtig sich zeigende Soldaten bemerkt hatten, aber ohne (Erfolg. Das )ahr 70 geht zu Lnde und die darin errungenen Lorbeeren der deutschen Heere müssen, wie es scheint, noch durch neue Blutströme befestigt werden. Das neue )ahr aber steigt aus biefen ftrahlenb und groß für das Deutsche Reich empor, wir Soldaten freuen uns mit dem üatertanb über den herrlichen Umschwung der Dinge, würbig der großen Dpfer!
2tntony, \2. Januar. Am 6. nachmittags machten wir, mit dem Tubus bewaffnet, einen Spaziergang; auf jedem Aussicht gewährenden Punkte standen Massen von Soldaten und freuten sich der Beschießung. Am 7. zogen wir in ziemlichem Schmutz auf äußerste Vorposten in unsere so sehr beliebten Gärten; ich kam mit meinem Zug über Nacht hinunter in den Laufgraben an der Bievre. Die Mannschaft ist dabei die ganze Nacht im Freien. )mmer drei bis vier Mann stehen beisammen, von der nächsten Gruppe \o— 5 Schritte entfernt; davor steht eine Mache,
19, Vor Paris (1871).
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Arak Bourg Christbaumes Bourg Paris