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121. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 80

1902 - Magdeburg : Creutz
80 Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland. die von O. eindrangen. Zu seiner Zeit brachten fromme Leute (Missionare) den Thüringern das Christentum, z. B. Kilian und Bonifatins. Kirchen und Klöster entstanden nun überall. Im Dorfe Helfta soll die älteste Kirche Thüringens liegen. In kirchlicher Beziehung gehörte Thüringen seitdem zu dem Erzbishune Mainz und dem Bistume Merseburg. Die deutschen Kaiser, z. B- Heinrich l. und Otto 1. hatten in Thüringen ihre Pfalzen (Memlebeu, Tilleda). Nach und nach zerfiel das Land in eine große Zahl kleinerer Länder, die teils unter Fürsten, teils uuter Herzögeu und Großherzögen standen. Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts gehört ein großes Stück von Thüringen zum Königreich Preußen, während der übrige Teil noch seine besonderen Regenten hat. Die günstige Lage Thüringens zwischen dem N. und S. nnseres Vaterlandes gab ihm seit alters eine große Bedeutung. Durch das Saaletal, über den Thürinyerwald und durch das Hörseltal führten Heerstraßen, an denen wichtige Handelsplätze entstanden, z. B. Erfnrt, Mühlhausen, Nordhausen, Merseburg, Halle. Gl Sagen» 1. Der verzauberte Kaiser. Ein ehrsamer Bergmann ging einmal am 3. Ostertage ans den Kifshäuser. Hier sah er einen steinalten Mönch mit schneeweißem Barte neben dem Wartturme sitzen. Als der Mönch den Bergmann bemerkte, trat er aus ihn zu und sprach: „Komin mit zu Kaiser Friedrich. Der Zwerg hat mir eben eine Springwurzel gebracht." Dem Bergmann bangte zwar ein wenig, aber der Mönch redete ihm freundlich zu. So gingen sie miteinander auf eiueu freien Platz. Hier zeichnete der Mönch einen großen Kreis und hieß deu Bergmann eintreten. Dann las er lant einige Gebete vor, schlug mit dem Stabe dreimal ans die Erde und rief: „Tue dich auf!" Da erzitterte der Berg und eiu dumpfes Getöse wurde Hörbar- Jetzt faßte der Möuch deu Bergmann bei der Hand, und beide sanken auf der Kreisfläche in die Tiefe. Nun waren sie in einem großen Gewölbe- Der Mönch schritt voran und der Berginann folgte- In einem Kreuzgange machte der^Mönch Halt und zündete 2 Fackeln an. Dann betete er wieder und öffnete mit der Spring- wurzel eine verschlossene Tür. Nun staudeu sie in einer prächtigen Kapelle. Der Boden war glatt wie Eis, die Decke und die Wände flimmerten beim Fackelscheine wie Gold und Edelstein. In der einen Ecke stand ein Altar und in der andern ein goldenes Taufbecken mit silbernem Fuße. Der Bergmann war von allein Glänze geblendet und wagte nicht weiterzugehen. Doch der Mönch winkte ihm, hieß ihn in der Mitte stehen bleiben und beide Fackelu halteu. Er selbst trat au eine Tür, die wie blankes Silber schimmerte. Nachdem er dreimal angeklopft hatte, that sich die Tür auf. Ju dem hellen Zimmer saß ans einem goldenen Throne der Kaiser Friedrich Barbarossa mit einer goldenen Krone ans dein Kopfe. Sein langer, roter Bart war dnrch den steinernen Tisch, der vor ihm stand, hindurch: gewachsen. Der Kaiser nickte mit dem Kopse, bewegte die Augenlider und winkte den Mönch zu sich. Den: Bergmann klopfte das Herz, als er den lieben Kaiser sah, von den: die Leute soviel Gutes erzählten. Es war der glücklichste Tag seines Lebens. Endlich kam der Mönch zurück, und sie gingen dem Eingange zu. Hier wurden sie wieder sanft emporgehoben. Beim Abschiede gab der Mönch dem braven Bergmanne zwei Stangen Gold und sagte: „Das schenkt Dir der Kaiser Barbarossa." Überglücklich eilte der Bergmann nach Hause und erzählte hier von seinem Erlebnis. 2. Der Kaiser Larbarossa und der gmige Kauer. Ein Bauer wollte eine Fnhre Getreide nach Nordhausen auf den Markt bringeil. Aber in der Gegend des Kiffhäusers blieb der Wagen im Schmutze stecken. Die matten Pferde konnten ihn nicht heranszieheu. Alles Schelten und

122. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 11

1906 - Cöthen : Schulze
— 11 — Gröbzig, an der Mulde: Stene (südlich von Dessau, jetzt wüst), Waldeser (heute Waldersee, beim Einflüsse der Pelze in die Mulde nördlich von Dessau, im Anfange des 14. Jahrhunderts durch Überschwemmungen zerstört», Suselitz (östlich von Waldeser), Kleutsch, Sollnitz, Lipene, in der Elbegegend: Dornburg, Reina (1325 durch Überschwemmungen zerstört, Trümmer bei niederem Wasserstande sichtbar), Kühnau (in der Nähe des heutigen Schlosses, nur noch die Umwallung vorhanden), Roßlau, Coswig, Zerbst, Lindau. Die Schlösser zu Dessau und Cöthen sind erst viel später (im 14. und 15. Jahrhundert) entstanden. 4. Heinrich I. genießt das Lob, nicht nach Rom gezogen zu sein, um sich dort vom Papste zum römischen Kaiser krönen zu lassen. Er tat recht daran, wenn er sich darauf beschränkte, in Deutschland den Frieden nach innen wie nach außen zu schützen. Denn die vielen Römerzüge vor ihm und nach ihm, die Tausenden und Abertausenden von deutschen Kriegern das Leben kosteten, haben unserm Vaterlande wenig Nutzen, wohl aber später Verderben gebracht, als der unheilvolle Kampf zwischen Kaiser und Papst entbrannte. Nicht im Süden, sondern im Osten lag das wichtigste Ziel deutscher Arbeit. König Heinrich hat, indem er die Unterwerfung der heidnischen Slaven begann, die Deutschen aus jenes hohe Ziel hingewiesen. Kein anderes Fürstenhaus hat dieses Ziel so treu und ruhmreich verfolgt, wie das Haus Anhalt. Sein Aufblühen ist mit der Zurückeroberung Ostdeutschlands auss engste verknüpft. Iii. Die Zurückeroberung Ostdeutschlands durch das Haus Änhalt. § 8. Die Wenden. 1. Seit der Völkerwanderung bewohnten slavische Völkerschaften das früher germanische Land östlich der Saale und Elbe. Die Slaven im heutigen Anhalt gehörten zu den Wenden und zwar meistens zu dem Stamme der Sorben. Die Fremdlinge waren sogar auch in das Land westlich der Saale vorgedrungen und hatten sich hier unter die germanische Bevölkerung gemischt. 2. Von den Deutschen unterschieden sich die Slaven durch eine mehr gedrungene, plumpe Gestalt, eine weniger weiße Haut, durch das breite Gesicht mit dunkelbraunen oder blauen Augen, großem Munde, platter Nase und durch ihr graublondes Haar. Sie waren nicht ohne Klugheit, Betriebsamkeit und Kunstfertigkeit. In kriegerischer Tüchtigkeit zeigten sie sich unseren germanischen Vorfahren nicht gewachsen. Mehr als die Abenteuer des Krieges liebten sie ein beschauliches Leben in Einfachheit und Genügsamkeit. Den Acker mußten die Knechte und die wenig geachteten Frauen bebauen. Gern suchten sie sich leicht bestellbaren Boden auf. Während die Germanen sich längst des eisernen Pfluges bedienten, gebrauchten die Slaven noch immer den hölzernen Haken. Der freie Mann trieb am liebsten Jagd oder den mühelosen Fischsang. Daher lebten sie gern in wasserreichen Niederungen. Das östliche Anhalt mußte sie deshalb besonders anlocken. 3. Freie Selbständigkeit und abgesondertes Wohnen war nicht ihre Sache. Eng schlossen sie sich aneinander, Haus dicht an Haus. Ihre Dörfer zeigen oft eine hufeisenförmige Gestalt, wie noch heute z. B. Storkau,

123. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 34

1906 - Cöthen : Schulze
— 34 — -2-In demselben Frühjahre rückten Fürst Wolfgang und Kurfürst Johann Friedrich im Heere des Schmalkaldischen Bundes gegen den Kaiser in das katholische Süddeutschland hinein. Sie wurden aber durch den hinterlistigen Einfall des Herzogs Moritz von Sachsen gezwungen, in die Heimat zurückzukehren. Während der Kurfürst Moritzens Land eroberte zwang Fürst Wolfgang Aschersleben, das um 1325 widerrechtlich an das Bistum Halberstadt gekommen war (S. 23), zur Huldigung, leider aber nur auf wenige Monate. Denn mit starker Heeresmacht zog nun der Kaiser heran In der Schlacht bei Mühlberg ward Kurfürst Johann Friedrich am 24r. April 1547 geschlagen und gefangen genommen. Sein Kurfürstentum fiel an den Herzog Moritz. Nach tapferer Gegenwehr war Fürst Wolfgang aus der Schlacht entkommen. Er hatte früher einmal gesagt, „wenn es darauf ankäme, wolle er lieber einem die Stiefel putzen und auf Land und Leute verzichten, als daß er sollte eine andere Lehre anerkennen." Hierin wollte ihn der Herrgott nunmehr beim Worte nehmen . 3. Das Cöthener Fürstentum hatte der Kaiser seinem Oberstallmeister Grasen Ladron überwiesen. Dieser verbrannte Coswig, besetzte Göthen und zog nun ge- gen Bernburg, wohin sich Fürst Wolfgang zunächst geflüchtet hatte. Es war in der Nacht vor dem Einmärsche der Spanier, da standen die wackeren Bürger von Bernburg auf ihrem Marktplatze. Si0-18‘ Wolfgang, Fürst zu Anhalt. Obgleich sie alle bereit waren, für ihren Fürsten Gut und Blut zu opfern, hatte sich Derselbe doch entschlossen, zur Schonung seiner Untertanen die Stadt zu verlassen. Man erwartete, von einem schmerzgebeugten Manne Abschied nehmen zu müssen. Aber hochaufgerichtet ritt Wolfgang vom Schlosse herab. Als er über den Marktplatz kam, stimmte er, so wird erzählt, das Lutherlied an: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Die Bürger vergaßen ihre Abschieds- tränen und fielen in die herrliche Weise ein, daß hundertstimmig der Marktplatz widerhallte. Als die mächtigen Klänge verrauschten, war es ihnen, als hätten sie nicht einen Abschied, sondern ein Siegesfest erlebt. Der geflüchtete Fürst verbarg sich der Sage nach zunächst, als Müller verkleidet, in der Mühle von Chörau bei Aken. Danach wurde er von seiner Schwestertochter, der Äbtissin von Gernrode, aufgenommen. Auch in einem Gartenhause bei Aschersleben und in der Mühle von Warmsdorf soll er

124. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 49

1906 - Cöthen : Schulze
— 49 - des Gatten im Keime zu ersticken. Der Kaiser erhob sie in den Neichs-sürstenstand und verlieh ihren Nachkommen fürstliche Erbsolgerechte. In den ersten Jahren der Ehe hat sie ihren Gatten auf seinen Feldzügen begleitet und im Krankheitsfalle treu gepflegt. Später leitete sie in seiner Abwesenheit mit Umsicht die Verwaltung des Landes und die Erziehung der Kinder. § 25. Fürst Leopold und seine Preußen im Spanischen Erbfolgekriege. 1. Im Jahre 1701 begann der Spanische Erbfolgekrieg. Die als Kaiser regierenden Habsburger und König Ludwig Xiv. von Frankreich stritten sich dreizehn Jahre lang um den erledigten spanischen Königsthron. Viele europäische Staaten, auch das „Reich", nahmen an diesem Kriege teil. Galt es doch, das europäische Gleichgewicht zu begründen, nach welchem kein Staat auf Kosten der anderen eine zu große Übermacht erlangen darf. 2. Brandenburg-Preußen sandte ein besonders starkes Heer ins Feld. Am 18. Januar 1701 hatte sich der Kurfürst Friedrich von Brandenburg 1701 die preußische Königskrone aufs Haupt gesetzt. Der Kaiser versprach, der neuen Würde zur allseitigen Anerkennung zu verhelfen, wenn ihn der erste Preußenkönig Friedrich I. im Spanischen Erbfolgekriege mit einem namhaften Heere unterstütze. Fürst Leopold von Anhalt-Dessau bekam den Befehl, für diese höchst wichtigen europäischen und preußischen Fragen mit schneidigem Schwerte einzutreten. An der Spitze von 8000 für ihn begeisterten preußischen Grenadieren rückte er 1701 ins Feld, zunächst an den Niederrhein. Später kam er unter den Oberbefehl Prinz Eugens, „des edlen Ritters." Einen besseren Lehrmeister konnte sich der erst sieben-undzwanzigjährige Kriegsheld nicht wünschen. An des Prinzen Seite focht er als dessen bewährtester Ratgeber in mehreren glorreichen Schlachten. Stets entschieden seine Preußen den Sieg. So wurden 1704 durch die blutige Schlacht von Höchstädt die Franzosen aus Deutschland vertrieben. Prinz Eugen berichtete hierüber an den Kaiser: „Insonderheit muß ich dem Fürsten von Anhalt sein höchst verdientes Lob beilegen. Er hat seine Leute ins härteste Treffen geführt dergestalt, daß man ihm die Erlangung des vortrefflichen Sieges zu seinem unsterblichen Nachrühme zuzuschreiben hat." 1705 und 1706 wurde der Krieg in Norditalien geführt. Hier bewahrte Fürst Leopold das Heer des verwundeten Eugen in der unentschiedenen Schlacht von Cassano vor Schaden und Niederlage und hals den großen Sieg von Turin erringen. Wiederum sagt Prinz Eugens Bericht: „Der Fürst von Anhalt hat mit seinen Truppen abermals Wunder bewirkt. Ich kann es nicht leugnen, seine Truppen haben an Mut und Ordnung die meinigen weit übertroffen." Im Jahre 1709 nahm der Fürst auch an den letzten großen und siegreichen Kämpfen in den Niederlanden teil. 3. Weltberühmt kehrte Fürst Leopold 1712 aus dem zu Ende gehenden Kriege zurück. Die Übermacht Frankreichs war gebrochen, das europäische Gleichgewicht und die preußische Königswürde gesichert. Den Dank für seine großen Verdienste ließ ihm der Kaiser unter Verleihung des Titels „Durchlaucht" durch einen eigenen Abgesandten abstatten: „Der Fürst habe Lorenz-Günther, Anhalts ©efch’ih'e. .

125. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 50

1906 - Cöthen : Schulze
— 50 — durch unvergleichliche Treue und Ergebenheit einen unsterblichen Ruhm erlanget und oft und viele Male sehr ansehnliche Proben eines Heldenmutes gegeben, insonderheit mit Prinz Eugen löblichen Ratschlag allzeit gepflogen." Bereits früher (1703) war dem Fürsten die hohe Ehre zuteil geworden, als erster zum Ritter des höchsten preußischen Ordens vom „Schwarzen Adler" ernannt zu werden. Nunmehr (1712) belohnte König Friedrich I. seinen Vetter durch die höchste militärische Würde des Generalfeldmarschalls. 4. Im Volke wird das Andenken an Leopolds damalige Ruhmestaten noch heute mit Sang und Klang gefeiert. Als er Norditalien von den Franzosen befreien half, war er bei den feurigen Italienern der Held des Tages. Einstmals zog er mit seinen sieggewohnten Grenadieren in das Städtchen Casiano ein. Da hatte sich die dankesfreudige Bürgerschaft in Reihe und Glied aufgestellt und empfing ihn mit einem eigens dazu gesetzten Marsche. Das waren Klänge für fein Soldatenherz. Stramm, kühn, begeisternd wie preußische Siegesfanfaren, wurden sie fortan Fürst Leopolds Lieblingsmarsch. An der Spitze preußischer Regimenter auf Paradeplätzen und Schlachtfeldern immer und immer wieder gespielt, begeisterte schon damals der „Dessauer Marsch" alle Patrioten, die sich am Ruhmesglanze des preußischen Heeres erfreuten, ähnlich wie uns heute die „Wacht am Rhein", und jetzt, nach beinahe zweihundert Jahren, erhebt er noch ebenso das Herz jedes rechten deutschen Mannes. Mögen seine schmetternden Klänge im Vaterlande erschallen oder irgendwo draußen in der weiten Welt, immer wird in ihnen ein Stück ruhmreicher anhaltischer und deutscher Geschichte lebendig und zaubert uns die kernige Gestalt des Dessauer Kriegshelden vor die Seele. Besonders freudig aber wird jeder Anhaltiner tn die alte, liebe Weise einstimmen: „So leben wir, so leben wir, so leb'n wir alle Tage als die allertreusten Grenadier'. Hurra dem Fürsten Leopold! Er führt uns in den Krieg, zu Anhalts Ruhm und Ehren von Sieg zu Sieg." Jl-26. Fürst Leopolds Verdienst um das preußische Heerr 1. Groß waren die bereits errungenen Erfolge, und doch sollte das eigentliche Verdienst des Fürsten Leopold nun erst beginnen. Mit scharfem Soldatenblicke hatte er während des Spanischen Erbfolgekrieges bemerkt, wie viele Mängel den damaligen Heeren noch anhafteten, wie es da fehlte in der Ausrüstung und Ausbildung, vor allem in der Zucht der Truppen. Besonders schlimm stand es um die deutsche „Reichsarmee." Deutschland zerfiel damals in etwa 300 Staaten von meist ganz geringem Umfange. Jedes winzige Staatchen stellte seine eigenen Soldaten, manches bloß 2—4, aber alle in besonderer Uniform, mit verschiedenen Waffen, nach verschiedenen Kommandos ausgebildet. Auch bestand die Reichsarmee weniger aus Landeskindern als aus geworbenen Söldnern, oft aus allerlei Gesindel, dem alle kriegerischen Eigenschaften fehlten. Daher bot sie besonders in ihren Stadtsoldaten wahrhaft lächerliche Figuren und hat sich später den

126. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 67

1906 - Cöthen : Schulze
— 67 — vom Volke General Verdammt genannt. Jedes Haus war mit 5 bis 20 Mann belegt. Das bürgerliche Gewerbe lag brach. Die Preise der Lebensmittel waren unerschwinglich hoch. Viele hatten keinen Bissen Brot im Hause. Tausende von Verwundeten lagen in den Lazaretten. Ansteckende Krankheiten rissen z. B. in Dessau manchen Tag 10 bis 12 Einwohner hinweg. Wiederum opferte Herzog Franz sein ganzes Silberzeug. Mit blutendem Herzen und ratlos sah er das Elend. Mußte er doch folgendes kundgeben: „Die letzten Zeitläufte haben mich um die Mittel gebracht, den Wünschen meines Herzens zu folgen. Meinen Untertanen werde ich Dank wissen, wenn sie mich mit Bitten verschonen und meinem Herzen das schmerzliche Gefühl ersparen, eine Hilfe versagen zu müssen, die, wie ich nur zu gut weiß, wohl nie nötiger war als jetzt." Am 15. August war der Geburtstag Napoleons. Vandamme befahl, daß er schon am 10. August auch in Dessau durch Festgottesdienst begangen werde. Abends mußten alle Häuser illuminiert sein. Das kam die wackeren Bürger schwer an. Doch ein Trost war dabei: Am 10. August war ja der Geburtstag des guten Vaters Franz. Auf ihn bezogen alle Vaterlandsfreunde die erzwungenen Veranstaltungen. 5. Endlich, Milte Oktober 1813, zogen sich die Franzosen auf immer aus Anhalt zurück. Bereits im September war der Kronprinz von Schweden unter Glockengeläute und Jubelrufen in Zerbst eingerückt. Wenige Wochen später besetzte er, verbündet mit Kosaken, nach mancherlei Gefechten das verbarrikadierte Dessau. Neue Hoffnung erfüllte die Herzen, als General Blücher, der „Marschall Vorwärts", von Düben her auf seinem Marsche Anhalt berührte. Jeßnitz hatte die Ehre, ihn eine Nacht lang zu beherbergen. Einige Tage später, am 16. Oktober, verkündete dumpfer Geschützdonner, der von Süden kam, daß die Völkerschlacht bei Leipzig begonnen habe. Der 17- Oltober war ein Sonntag. In allen anhaltischen Gotteshäusern stiegen inbrünstige Gebete für die Rettung des Vaterlandes zum Lenker der Schlachten empor. Der 18. und 19. Oktober verging unter fortdauerndem Kanonendonner in bängster Erwartung. Wie furchtbar für Anhalt, wenn die Franzosen als Sieger zurückkehrten! Endlich am 20. Oktober kamen die ersten dunkeln Gerüchte von Napoleons Flucht. In der Nacht wurden sie zur herrlichen Gewißheit, und beim Morgengrauen des 21. Oktober verkündeten die Glocken von Turm zu Turm: „Der Herr hat Großes an uns getan." Früh um 6 Uhr bereits standen die Einwohner dicht gedrängt, Freudentränen im Auge, auf den Marktplätzen und sangen: „Nun danket alle Gott!" Dann öffneten sich die Kirchen zu feierlichem Dankgottesdienste. Vor sieben Jahren genau an demselben Tage war Napoleon als übermütiger Sieger in Dessau eingezogen. Welch eine Wendung durch Gottes Fügung! 6. Aber noch war der Erbfeind nicht ganz zu Boden geworfen. Jetzt hieß es: Alldeutschland nach Frankreich hinein! Nachdem sich Herzog Franz gänzlich vom Rheinbünde losgesagt hatte, verordnete er im Dezember 1813 die Bildung der anhaltischen Landwehr nach preußischem Vorbilde. Mit dem bereits vorhandenen Linienbataillon, das bisher in Mecklenburg und Hannover gefochten hatte und auch bei Theodor Körners Bestattung zugegen gewesen war, zu einem Regiments vereinigt, rückte das Landwehrbataillon 1814 über den Rhein. Zusammen etwa 1600 Mann stark, nahmen die Anhaltiner 1815 in den Niederlanden an den letzten Kämpfen gegen Napoleon teil, die ihn auf immer vernichten sollten. In einem Tagesbefehle hat Feldmarschall Blücher neben den Truppen anderer deutschen Fürsten auch die anhaltischen Bataillone lobend hervorgehoben: „Art die preußische Armee haben sich auch die anhaltischen Truppen angeschlossen. Sie haben 5*

127. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 83

1906 - Cöthen : Schulze
— 83 — Liebestätigkeit über unser ganzes Land ausgebreitet. Groß ist die Zahl von Veranstaltungen zur Unterstützung der Witwen und Waisen, der Armen und Schwachen, der Kranken und Siechen. Viele solcher milden Stiftungen verdanken Mitgliedern unsers Fürstenhauses ihre Entstehung. Die Herzogin Marie ist die Hohe Beschützerin der Marienschule, einer Kleinkinderbewahr-anstalt, in Dessau. Unter ihrem landesmütterlicken Schutze stehen auch die anhaltische Diakonissenanstalt zu Dessau sowie die Kinderheilstätte Herzogin Marie bei Oranienbaum, die sich die Aufgabe stellt, lungengefährdete Kinder vor der Lungenschwindsucht zu bewahren. Die Erbprinzessin Leopold nes das Elisabethhaus zu Dessau ins Leben, das alleinstehenden jungen Mädchen das Elternhaus ersetzen will. Mit der Anstalt ist eine Koch- und Haus-haltungsschule für die weibliche Arbeiterjugend verbunden. Reicher Segen ist jahrhundertelang von dem Throne der Glsl^anier auf unser liebes Ginhalt herabgeströmt. 9n dankbarer Ciebe hangen daher alle guten Gtnhaltiner an ihrem angestammten Herrscherhause. Sin festes I3and der Treue umschlingt (Inhalts *Oolh und seine Fürsten. So xvar's ■vorzeiten. So ist es heute, und so soll es bleiben immerdar! Fig. 41. Fürstlich anhaltisches Wappen aus dem vorigen Jahrhundert; die Unterschrift zu deutsch: Wer kennt nicht Gtsl^aniens Kuhmeszier, wer nicht des Geschlechtes Waffentaten, Tugenden und Helden? qyss becvs ascantfm,ge nxbült qvis ne^ciat Auma vibtvt k^yiro^. 6*

128. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 86

1906 - Cöthen : Schulze
— 86 — 2. Der Balkenschild mit dem Rautenkranze in der ersten Reihe bedeutet das Herzogtum Sachsen, der gekrönte goldene Adler im blauen Felde daneben die durch Albrecht Ii. von Sachsen-Wittenberg (S. 21) 1288 erworbene Psalz zu Sachsen. Der 3. Schild zeigt drei rote stilisierte Seerosenblätter (nicht Schröterhörner) im silbernen Felde und stellt das Wappen der Grafschaft Brehna dar, die ebenfalls unter Albrecht Ii. an das Herzogtum L-achsen gekommen war. Mit dem Herzogtums Engern hat dieses Wappen nichts zu tun. Die drei Schilder der obersten Reihe wurden erst 1689 als sogenannte Anspruchswappen ausgenommen. Das 4. und 12. Bild, ein schwarzer Bär im silbernen Felde, ans roten Mauerzinnen schreitend. Fig. 42. Das anhaltische Wappen. ist als das doppelt erscheinende Herrschaftszeichen der Stadt Bernburg zu betrachten. Der 5. und der 6. Schild, die beiden eigentlichen Stammwappen, sind bereits erwähnt. Feld 7 zeigt das Schachbrett der Grafschaft Ascharien oder Aschersleben. Dasselbe erscheint am Ende des 14. Jahrhunderts als Anspruchswappen der im Jahre 1315 verloren gegangenen Grafschaft (S. 23). Das gold und rot quadrierte 8. Feld bedeutet die Grafschaft Waldersee. Die goldenen Balken im (9.) blauen Felde sollen die Hohe ober Gau-Grafschaft Warmsdorf darstellen. Schild 10 zeigt einen weißen Adler im blauen Felde als Wappen der Grafschaft Muhlingen. Dann folgt das blutrote Feld Nr. 11 als Zeichen der Regalien oder Hoheitsrechte und zum Schlüsse der schon erwähnte Bernburger Bär.
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