Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Allgemeine Landeskunde.
1. Lage, Grenzen und Grötze.
Für viele, ja für die meisten Menschen ist die Heimat der einzige Platz
ihrer Arbeit, und darum ist es für jeden Menschen notwendig, daß er seine
Heimat genau kennen lernt.
Die Kunde nun, welche über die nähere Heimat etwas Genaueres mit-
teilt, nennt man Heimatkunde. Unsere engere Heimat sind die Kreise
Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben. Diese Kreise gehören zu
dem Regierungsbezirk Magdeburg, welcher wieder ein Teil der Provinz
Sachsen ist. Dieselbe ist wiederum eine von den zwölf Provinzen des
preußischen Staates. Der preußische Staat ist ein Bestandteil eines größeren
Reiches, nämlich des Deutschen Reiches. Zu demselben gehören 26 Staaten,
von denen das Königreich Preußen der größte Staat ist.
Die Kreise Aschersleben. Calbe, Oschersleben und Wanzleben bilden den
südlichen und südöstlichen Teil des Regierungsbezirks Magdeburg. Die
Grenzen sind int Osten und Nordosten die Elbe, im Norden der Stadtkreis
Magdeburg, der Kreis Wolmirstedt und Neuhaldensleben, im Westeu eiu
Teil des Herzogtums Braunschweig und der Kreis Halberstadt, im Süden
das Herzogtum Braunschweig, das Herzogtum Anhalt, der Regierungsbezirk
Merseburg (Mausselder Seekreis) und dann wieder das Herzogtum Anhalt.
Das herzoglich auhaltische Amt Mühlingen, bestehend aus den beiden Dörfern
Groß- und Klein-Mühlingen, wird vom Kreise Calbe umschlossen; außerdem
liegt innerhalb des Kreises Oschersleben das herzoglich anhaltische Amt Als-
leben, bestehend aus den Ortschaften Groß- und Klein-Alsleben und Aliken-
dorf. Der Flächeninhalt der Kreise beträgt 2024,06 Quadratkilometer.
2. Bodengestalkung.
Der Bodeu, welchen die Kreise einnehmen, ist im Südwesten und Südeu
gebirgig, wenigstens doch hügelig, denn der Harz mit seinen Ausläufern durch-
zieht das Land; dagegen gehört der nördliche und nordöstliche Teil zufolge
seiner Bodenbilduug zur norddeutschen Tiefebene.
Der Name „Harz" bedeutet Waldgebirge: die Römer nannten das
Gebirge Silva. Hercyna. Er ist das höchste Gebirge Norddeutschlands und
steigt inselartig aus dem Hügellande zwischen den Flüssen Leine und Saale
auf. Der Harz ist ein länglich rundes Massengebirge. Seine größte Aus-
dehnung hat er von Nordwesten nach Südosten. Man teilt den Harz ein
in Oberharz und Unterharz. Der Oberharz ist der höhere und rauhere
Teil des Gebirges; er ist vorherrschend mit duukleu Fichten bewachsen. Der
höchste Berg des Oberharzes und zugleich des ganzen Harzgebirges ist der
Brocken. Derselbe wurde vou den Alten „Blocksberg" genannt; er erreicht
eine Höhe von 1140 m. Der Unterharz ist der niedere Teil des Gebirges,
und auf ihm trifft man vorwiegend Laubholzwaldungen an. Die Buche ist
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Vodengestaltung. 7
Schnaufen von Bodos Roß und das gellende Lachen des Unholdes. In verzweifelter
Entschlossenheit gab sie dem Rosse die Sporen; einen Augenblick zauderte das edle Tier,
dann aber bäumte es sich hoch empor, sprang über den tiefen Abgrund in herrlichem
Sprunge und fchlug jenseits seinen beerzten Huf tief iu das harte Gestein. Die
schwere, goldene Königskrone fiel der Königstochter vom Haupte hinab in die Tiefe,
die Jungfrau aber selber war gerettet und streichelte den Hals ihres edlen Rosses.
Das Roß des Riesen aber erreichte beim Sprunge den jenseitigen Felsen nicht,
sondern stürzte mit dem Unholde in die Tiefe. Hier verwandelte sich Bodo in einen
Hexentanzplatz. Roßtrappefelsen.
Hund und bewacht als solcher die der Prinzessin entfallene Krone, so daß Taucher
vergeblich nach derselben suchen. Nach dem Riesen Bodo hat der Fluß den
Namen Bode.
Nahe dem Nordrande des Harzes zieht sich von Blankenburg über
Weddersleben nach Balleustedt eiu aus Quadersandsteinen aufgebauter Wall,
welcher an manchen Stellen eine Höhe von 250 m erreicht. Dieser Gebirgs-
wall ist durch große Lücken unterbrochen; er wird die Teufelsmauer genannt.
Die Sage erzählt: Der Teufel wollte einmal die Welt mit dem Herrn Christus
teilen; dieser sollte den Harz, er aber wollte das Flachland nehmen, und um die
Grenze besser kenntlich zu machen, wollte er eine Mauer dahin bauen. Der Herr
war damit zusriedeu, sagte aber, vor dem ersten Hahnenschrei müßte alles fertig sein.
Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein
Stein. Gerade als er den herbei trug, um ihn einzusetzen, krähte der Hahn. Nun
warf der Teufel unmutig die Quadersteine umher, wie sie noch liegen, und so ist die
Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben.
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8 Allgemeine Landeskunde.
Von den erwähnten Ausläufern des Harzes sind es hauptsächlich zwei,
welche die Kreise mit ihren Erhebungen durchziehen, nämlich der Hny und
der Hakel.
Der Huy, ein mit herrlichem Laubwald bewachsener Höhenzug, erhebt
sich dreiviertel Stunde westlich Ihm Schwanebeck, zieht sich anfangs schmal,
dann breiter werdend von Osten nach Westen, wo sich zuletzt die Breite
wieder verringert, und läuft in einer schmalen Zunge südlich vou Baders-
leben aus. Derselbe trägt aus seinem nördlichen Abhänge das ehemalige
Kloster „Hnysburg", jetzt Domäne oder Staatsgut, welches weithin sichtbar
ist. Die Länge des Gebirgszuges beträgt etwa 20 km, die größte Breite
6 km. Drei Warten krönen den Höhenzug, im Osten die Eilenstedter oder
Paulkopswarte, in der Mitte die Sargstedter Warte über Sargstedt und im
Westen die Hakenthalswarte.
Die Daneilshöhle.
Am nördlichen Abhange des Berges, welcher das Kloster Hupsburg trägt,
findet sich eine von Menschenhand in den Fels gehauene Höhle von beträchtlichem
Umfange, welche aus zwei Abteilungen, einem Wohnraum und einem Pferdestall
besteht. In dieser Höhle hauste der Räuber Daneel oder Daneil. Von hier aus
unternahm er seine Raubzüge bis tief in den Harz hinein. Auch hatte er alle Wege
im weiten Umkreise um feine Höhle mit verborgenen Drahtschlingen umgeben, die
mit Glöckchen in der Höhle in Verbindung standen. Sobald ein Wanderer nun an
solche Drahtschlinge stieß, ertönte ein Glöckchen in der Höhle, und der Räuber wußte
sofort, wo sich feine Beute befaud.
Der Schlupfwinkel des Räubers blieb lange Zeit unentdeckt, da er bei seinen
Raubzügen seinein Pferde die Hufe verkehrt unterschlug, um so die Spur von seiner
Höhle abzulenken. Einst verirrte sich ein Bauermädchen beim Haselnußpflücken und
geriet in die Drahtschlingen. Der Räuber schleppte sie in seine Höhle, woselbst sie
ihm den Haushalt führen mußte; er zwang sie zum Schwur, ihn nicht zu verraten.
Nach sechs Jahren gestattete er ihr zum erftenmale, wieder einmal in die Stadt zu
gehen, um für sich Kleider zu kaufen. Sie machte sich in der Frühe des Morgens
auf den Weg. In der Stadt angekommen, waren die Laden noch geschlossen. Da
kniete sie vor der Rolandssäule nieder und schüttete dieser unter Schluchzen und
Thränen ihr Herz aus. Ihre Worte hörte ein Gerichtsdiener, der des Weges kam.
Der führte sie zu dem Schöffen, und nachdem drei Priester sie ihres Eides entbunden
hatten, verriet sie den Schlupfwinkel des Räubers. Die Höhle desselben wurde am
nächsten Tage umstellt. Da der Eingang durch eiserue Thüren verschlossen war,
mußten Zimmerleute und Maurer ein Loch von oben in den Felsen hauen. Hier
hinein goß man solange heißes Wasser, bis der Räuber eleudiglich verbrannte.
Der südliche von beiden genannten Ausläufern des Harzes, der Hakel,
teilt sich wieder in zwei Teile. Der eine dieser Höhenzüge, welcher die
Richtung nach Bernbnrg verfolgt, erreicht bei Köchstedt seine höchste Erhebung
und tritt westlich von Löderbnrg in den Kreis Calbe ein; er verläßt den-
selben südlich von der Bode. Auf dem höchsten Punkte dieses Höhenzuges
stand früher eine Burg, die Dumburg, von welcher die Reste noch heute zu
sehen sind. Die Chroniken erzählen, daß die Burg 1367 in dem Besitze
der Herren von Knesebeck gewesen sei, die von hier aus magdeburgisches Gut
geraubt hatten. Deshalb verbanden sich der Erzbischos Dietrich von Magdc-
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Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Bodengestaltung. 9
bürg und die Bürger von Halberstadt, Quedlinburg und Oschersleben zu
einem Zuge gegen sie. Die Dumburg wurde erobert und zerstört. Jetzt
befindet sich daselbst ein nur im Sommer bewohntes Gasthaus mit Aus-
sichtstnrm, von welchem man eine herrliche Aussicht nach Halberstadt, Qnedlin-
bürg und zum Harze hin hat.
Der andere Höhenzug zieht sich von Groß-Wanzleben über Sülldorf
und Schönebeck nach Barby. Ein Berg dieses Höhenzuges ist der Hümmels-
berg bei Schönebeck. Diese beiden Höhenzüge werden durch einen andern,
der vou Südosten nach Nordwesten läuft, verbunden; derselbe erreicht seine
größte Erhebung im Wartenberg nördlich von Calbe an der Saale und
endet iu einem einzelstehenden Berge, dem Krähen- oder Weinberg bei Zens.
Bemerkenswerte Erhebungen befinden sich noch südlich von Quedlinburg, die
sogenannten Sewecker Berge und Heide-Berge zwischen Wegeleben und
Quedlinburg. Zwischen diese Ausläufer schiebt sich die norddeutsche Tief-
ebene, welche aber nicht etwa eine ebene Fläche zeigt, sondern dnrch viele
wellenförmige Erhebungen und Senkungen und durch Flußniederungen reiche
Abwechslungen bietet.
Die Dumburg.
Die Dumburg liegt zwischen Hedersleben und Adersleben. Von ihr singt der
Dichter: „Seht hin, wo einst die Feste stand mit ihren stolzen Türmen, trotzt einsam
nur noch eine Wand der Zeit und ihren Stürmen." Mit Schauder naht der Wan-
derer den Trümmern der Burg, Grausen erfaßt ihn, wenn ihn in dieser Gegend
die Nacht überfällt. Denn wenn die Sonne untergegangen ist, und er den Boden
der Burg betritt, so hört er in der Tiefe dumpfes Ächzen und Kettengeklirr, und um
Mitternacht sieht er im Mondschein die Geister der alten Nittel. In langem, feier-
lichem Zuge steigen zwölf große, weiße Gestalten aus den Felsentrümmern hervor,
einen großen, offenen Sarg tragend, den sie auf den Hof hinsetzen, um dann zu ver-
schwinden. — Lange Zeit hausten in der Dumburg Raubritter, welche die vorbei-
ziehenden Kaufleute und Wanderer erschlugen und beraubten. Die geraubten Schätze
von Gold, Silber und Edelstein liegen noch jetzt unter den Trümmern der Dumburg.
— Ein armer Holzhauer belauschte einst beim Fällen eines Baumes einen Mönch,
der durch eine verborgene Thür in die unterirdischen Gewölbe der Dumburg gelangte.
Am folgenden Tage folgte der Holzhauer durch dieselbe Thür und entdeckte im Innern
der Burg unermeßliche Reichtümer. Er nahm davon einige Goldstücke, und als er
sich entfernte, rief ihm eine Stimme aus dem Gewölbe nach: „Komm wieder!" Zum
zweiten und dritten male ging der Holzhauer in die Burg und nahm sich ungestört
beträchtliche Reichtümer mit nach Haus. Davon gab er der Kirche und den Armen
zwei Zehnteile. Als er sich von seinem Nachbar, einem Geizhals, einen Scheffel lieh,
um sein Gold darin zu messen, erfuhr dieser von den in der Burg verborgenen
Schätzen. Sofort machte sich der Geizhals mit Esel und Wagen auf den Weg, um
Säcke voll Goldes zu holen. Er gelangte durch ein Zaubersprüchlein auch durch die
verborgene Thür und füllte seine Säcke. Doch als er den letzten Sack fast gefüllt
hatte, stürzten die Geister der Höhle auf ihn und erwürgten ihn.
hakelnberg.
Hans von Hakelnberg war Oberjägermeister in Braunschweig. Er war ein
leidenschaftlicher Aäger und ritt das wildeste Pferd. Einst hatte er einen Eber erlegt.
Beim Zerlegen des Wildes nahm Hakelnberg den Kops des Tieres in die Höhe, aber
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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8. Staatliche Einrichtungen, Kirchen- und Schulwesen. 27
den 4 Kreisen giebt, schließen sich der kirchlichen Einteilung in Ephorien an.
Die Kreisschulinspektionen gliedern sich in Lokalschulinspektionen, die sich
wiederum deu kirchlichen Parochien anschließen.
Zn Adersleben, Badersleben, Hamersleben, Huysbnrg, Hadmersleben,
Marienstuhl bei Egeln, Mayendorf und Staßsnrt bestehen römisch-katholische
Pfarrkirchen; außerdem befinden sich in den Orten Wanzleben, Oschersleben
und Calbe a. S. Missionskirchen, zu denen die Katholiken der umliegenden
Ortschaften eiugepfarrt sind. Ferner haben die Landgemeinden Bahrendorf,
Groß-Ottersleben, Wolmirsleben und Atzendorf noch Lokale für Missions-
gottesdienst. Sämtliche katholische Kirchen gehören zum bischöflichen Kommis-
sariat Magdeburg, Bistum Paderborn.
Für jüdische Einwohner sind die Kreise in Synagogengemeindebezirke
eingeteilt.
An Bilduugsaustalten besitzen die 4 Kreise:
2 Gymnasien zu Aschersleben und Quedlinburg,
1 Lehrerseminar zu Barby,
2 Präparandenanstalten zu Barby und Quedlinburg,
1 Lehrerinnenseminar zu Gnadau,
1 Ackerbauschule zu Badersleben,
I Landwirtschaftliche Winterschule zu Quedlinburg.
Für deu Unterricht der Blinden wird in der Blindenanstalt zu Barby
gesorgt, und die Rettungsanstalt in Neinstedt nimmt sich der sittlich verwahr-
losten Kinder an.
Ii. Hrtskunde,
Kreis Äschersleben.
A. Allgemeines.
Der Kreis liegt im Süden des Regierungsbezirks; er bildet eine sehr
unregelmäßige Figur. Seine Grenzen sind im Norden die Kreise Wanz-
leben, Oschersleben und Halberstadt, im Westen das Herzogtum Braunschweig,
im Süden das Herzogtum Anhalt und der Regierungsbezirk Merseburg, im
Osten wiederum das Herzogtum Anhalt. Seine Größe beträgt 8,02 Quadrat-
meilen mit 80 863 Einwohnern.
Die Oberfläche des Kreises ist nur westlich von Aschersleben und nord-
östlich von Quedlinburg zwischen der Selke und Bode eben, sonst fast überall
bergig. Im Süden liegt ein Teil des Vorderharzes innerhalb des Kreises,
hier die Roßtrappe, der Ramberg, der hohe Kopf, die Teufelsmauer. Nord-
östlich begrenzt der Hakelwald den Kreis, und ansehnliche Höhen ziehen von
dort in der Richtung nach Winningen und Aschersleben hin. Zwischen den
Dörfern Gatersleben, Nachterstedt, Friedrichsaue, Wilsleben und der Stadt
Aschersleben erstreckt sich eine tiesliegende, durch Abzugsgräben entwässerte
Fläche, der Gatersleber See genannt, welche Wiesen und Ackerland, auch be-
trächtliche Torfgräbereieu enthält. (Siehe Gatersleben.)
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Kreis Aschersleben. 33
1477 mußte sie die Oberhoheit von Kursachsen anerkennen. 1085 fand zu Quedlinburg
eine Synode statt, auf welcher der Bann über Heinrich Iv. erneuert wurde; 1207
schlössen die Könige Philipp und Otto Iv. zu Quedlinburg einen Waffenstillstand.
1383 fand in Quedlinburg ein Religionsgespräch zwischen den pfälzisch-sächsisch-
brandenburgischen und den braunschweigischen Geistlichen über die Abendmahlslehre
statt. 1802 kam die Stadt mit ihrem Gebiete an Preußen, unter dessen Schutz es
schon seit 1698 stand. 1803 wurde das Stift aufgehoben.
Das Schloß und die Schloßkirche liegen auf Quadersandsteinfelsen. Im ersteren
sind noch einige Zimmer, wie sie zur Zeit der Äbtissinnen waren. Hier erblickt man
die Gemälde der Kaiserin Katharina Ii., der Äbtissin Aurora von Königsmark und
viele andere. Eine herrliche Ausficht hat man aus einem Fenster des Schlosses nach
dem gegenüberliegenden Münzenberg, auf dem früher ein Benediktiner-Jungfrauen-
kloster stand. Die Schloßkirche birgt wertvolle Denkmäler mittelalterlicher Kunst. Die
von Heinrich I. gegründete und von ihm selbst zur Aufnahme seiner und seiner
Gemahlin Gebeine bestimmte Kirche wurde in ihrer jetzigen Gestalt erst von Otto Iv.
erbaut und 1021 eingeweiht. Zwei Verwandte ruhen neben dem großen, städte-
gründenden König, angeblich seine Gemahlin Mathilde und Ottos I- Tochter Mathilde.
Neben dem Grabe Heinrichs I. liegt die kleine Betkapelle, in welcher die Königin
Mathilde jahrelang den Verlust ihres Gatten beweinte. Unter der Kirche befindet
sich eine Fallthür; durch diese gelangt man in das Grabgewölbe der Aurora von
Königsmark. Diese, durch ihre Schönheit hoch gefeierte Äbtissin starb 1728. In der
Sakristei der Schloßkirche befinden sich viele wertvolle Reliquien, so ein Kasten mit
Elfenbeintafeln, auf welchen Begebenheiten aus der Geschichte des Heilaudes zu
sehen sind. (Der Kasten rührt von Heinrich I. her.) Dann erblickt man auch einen
Krug von der Hochzeit zu Kaua, von der Kaiserin Theophano, Gemahlin Kaiser
Ottos Ii-, hierher gebracht. Sehenswert ist ein in Gold und Edelstein prachtvoll
gebundenes Evangelienbuch.
In den Zeiten, als in Deutschland des Faustrecht herrschte und die Ritter an
den Straßen lauerteu und friedliche Kanfleute plünderten, da lebten auch die Bürger
Quedlinburgs iu steter Fehde mit den benachbarten Raubrittern. Einen Erzfeind
hatten dieselben namentlich an dem mächtigen Grafen Albert von Regenstein.
Seine Ländereien erstreckten sich bis an die Mauern Quedlinburgs, und der Über-
mut des stolzen Grafen kannte keine Grenzen. Endlich kam es am 7. Juli 1336 zu
einem blutigen Zusammentreffen. Die Reisige des Ritters wurden geschlagen, und
der flüchtige Graf geriet mit feinem Pferde in das benachbarte Hakelteich-Moor,
woselbst ihn die ergrimmten Bürger ergriffen und gefangen mit sich führten. Das
Gefängnis des unglücklichen Grafen war ein großer Kasten mit starken Fichten-
bohlen, mit eisernen Bänden wohlverwahrt; in diesem wurde der Graf angeschloffen.
Auf dem Boden des alten Rathauses kann man den Kasten heute noch in Augen-
schein nehmen. Schon war der Tag der Hinrichtung des Grafen anberaumt, und
schon breitete man das schwarze Tuch unter einem Baume neben der Landstraße
aus, woselbst sein Haupt fallen sollte, als es seinem Bruder Bernhard und den
übrigen Verwandten durch Unterhandlungen gelang, sein Leben zu retten und ihm,
freilich mit schweren Opfern, die Freiheit zu erwirken. Dies geschah am 20. März 1338.
Der Graf mußte nicht nur den Ramberg — die jetzige Stadtforst — an den Magistrat
der Altstadt abtreten, sondern auch die Gersdorfsche und die Lauenburg mit allem
Zubehör der Stadt überliefern und überdies die beschädigten Stadtmauern ausbauen
und mit sieben neuen Türmen versehen. Diese Türme auf der Abendseite der Stadt
sind noch vorhanden und verleihen der Stadt ein recht stattliches Aussehen. —
Friedliche Zeiteu kamen, und die Segnungen derselben wurden auch der Stadt
Quedlinburg zu teil. Die Reformation fand schon 1539 Eingang, und mehrere
Lehrmann u. Müller, Heimatkunde. Z
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Philipp Otto Katharina_Ii Äbtissin_Aurora_von_Königsmark Heinrich_I. Otto Mathilde Ottos Mathilde Heinrichs_I. Heinrich_I. Theophano Ottos Albert_von_Regenstein Bernhard
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Geschlecht (WdK): koedukativ
34 Ortskunde.
gelehrte und berühmte Männer sind aus Quedlinburg hervorgegangen, wie Klopstock,
der berühmte Sänger des Messias, Karl Ritter und der Turnvater Gnths Muths'
Die Geburtshäuser derselben sind hente noch vorhanden. In dem herrlichen Brühl-
Wäldchen findet man die Büste Klopstocks und das Denkmal des berühmten Geo-
graphen Karl Ritter.
Die Gründung Quedlinburgs.
Kaiser Heinrich Iii., welcher zu Goslar residierte, hatte eiu bildschönes Töchter-
lein, welches jedoch das Unglück hatte, den Zorn des Vaters aus sich zu laden, so
daß derselbe befahl, sie hinzurichten. Die Räte legten sich jedoch ins Mittel und
baten den Kaiser für sie um Gnade. Da sagte er endlich: Nun ia, wenn sie inner-
halb acht Tagen ein Altartuch für den Dom fertig schaffe, wie er es wünsche, so
wolle er sie wieder in Gnaden annehmen. Die Prinzessin konnte aber über alle
Maßen schön weben und sticken, und als der Kaiser nun gesagt, wie das Altartuch
sein sollte, so machte sie sich sofort an die Arbeil. Das Muster war aber so
schwierig, daß eine fleißige geübte Stickerin wohl ein Jahr daran zu thuu hatte. Da
nun die Arbeit sehr langsam von statten ging, so rief sie die Mutter Gottes um
Hilfe an, aber diese kam nicht. In ihrer Verzweiflung rief sie endlich den Bösen
an. Dieser stellte sich sofort ein und versprach seine Hilfe, wenn sie ihm ihre Seele
verschreiben wolle. Darauf wollte die Prinzessin aber nicht eingehen. Der Böse
machte nun den Vorschlag, er wolle das Altartuch unter der Bedingung zur rechten
Zeit fertig stellen, daß. wenn er in der letzten Nacht zwischen elf und zwölf Uhr sie
wachend autreffe, so wolle er ihre Seele nicht haben, schliefe sie aber, so müßte sie
sein werden. Ja, antwortete sie, damit wäre sie zufrieden. Das Altai'tnch wuchs
uuu unter ihren Händen zusehends und ward wuuderschön. Als nun die letzte Nacht
vor dem Ablieferungstermine herankam und das Tuch beinahe fertig war, da konnte
sich die Prinzessin vor Müdigkeit gar nicht halten und schlief ein. Die Prinzessin
aber hatte ein kleines Hündchen, welches den Namen Quedel führte und die
Prinzessin nie verließ. Auch in dieser verhängnisvollen Nacht lag das Hündchen auf
ihrem Schöße und war munter, während sie schlief. Zwischen elf und zwölf Uhr
trappte der Böse über den Vorsaal und wollte eben die Thür zum Arbeitszimmer
der Prinzessin öffnen, als das muntere Hündchen durch lautes Bellen die Prinzessin
erweckte. Als nun der Teufel die Prinzessin wachend antraf, ward er sehr wütend,
ergriff das Hündchen und schmetterte es gegen den Boden, daß es auf der Stelle
starb. Der Teufel aber verschwaud und kam nicht wieder. Zum ewigen Gedächtnis
an diese Begebenheit ließ die Königstochter ein Kloster bauen, welches sie dem Hünd-
lein zu Ehren Quedlinburg nannte. Das wachsame Hündlein aber wurde auf deu
Befehl der Prinzessin einbalsamiert und nach ihrem Tode neben sie in den Sarg
gelegt. _
Noch heute zeigt man in einer kleinen Kapelle zu Goslar ein Frauenbild nut
einem Hündlein in einem Sarge liegend. Auch das Altartuch wurde vor Jahren
im alten Dome noch vorgezeigt.
Die Nikolaikirche in (Quedlinburg.
Die mit zwei hohen Türmen geschmückte Nikolaikirche in Quedlinburg ist dem
Wasserheiligen Nikolai gewidmet, welcher iin Jahre 343 n. Chr. gestorben ist.
Nikolai lebte als Bischof zu Myra iu Lycieu. Bei der Christenverfolgung wurde er
ins Gefängnis geworfen, doch später von Konstantin d. Gr. erlöset und nach Myra
zurückgesandt, wo er alle Götzentempel zerstörte und ein Helser aller Armen und
Bedrängten wurde. Er soll auch auf dem Konzil zu Nicäa (325) gewesen sein, wo
er dem Arins kräftig Widerstand leistete. Nach seinem Tode wurde er als Heiliger
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Klopstock Karl_Ritter Karl Karl_Ritter Karl Heinrich_Iii Heinrich Nikolai Konstantin_d
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Kreis Salbe. 47
bürg. — Der Ort südlich der Bode ist jüngern Ursprungs; er wird 1145 zum ersten-
male genannt. Die Johanniskirche des Dorfes, welche schon 1145 erwähnt wird,
stand unter dem Patronat des Klosters Hecklingen. Im Jahre 1174 wird das damals
noch im Besitze der Askanier befindliche Staßfurt, welches südlich der Bode liegt,
als Dorf bezeichnet. Ums Jahr 1200 wurde es Stadt. Als solche gewauu sie bald
Bedeutung. Als nach dem Tode des Herzogs Bernhard von Sachsen im Jahre 1212
dessen Söhne sein Land teilten, legte Albrecht, welcher in der Herzogswürde folgte,
Wert darauf, die Stadt Staßfurt nebst Hecklingen zu befitzen. Schon frühzeitig finden
wir in Staßfurt eine Burg. (Heiurich der Löwe vor Staßfurt Siehe Seite 23.)
Im Jahre 1215 eroberte Kaiser Friedrich Ii. die Stadt, weil der Herzog Albrecht von
Sachsen sich zu Kaiser Otto Iv. hielt. 1276 erhielt die Stadt die Marktgerechtigkeit
Die befestigte Stadt Staßfurt besaß zu ihrem Schutze vor feindlichen Überfällen
mehrere Warten, und zwar eine hinter dem jetzigen Neundorf, die Dreckwarte an der
Liethe, und die noch jetzt vor Bernburg stehende Warte. Die eigentliche Furt, der
Übergang über die Bode lag oberhalb der jetzigen Eifenbahnbrücke. — Im Jahre
1278 tobte um Staßfurt die Fehde zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und dem
Markgrafen Otto Iv. von Brandenburg. (Vergleiche Frohse.)
Bei Belagerung dieser Stadt erhielt Otto Iv. einen Pfeilschuß in die Stirn.
Das Eisen war so tief in den Schädel eingedrungen, daß es, ohne den Markgrafen
in Lebensgefahr zu bringen, von den Ärzten nicht entfernt werden durfte. Etwa
nach Jahresfrist löste sich das Eisen von selbst aus dem Schädel, und die Wunde
heilte. Dieser Vorfall erklärt die Benennung „Otto mit dem Pfeile". Otto mußte
die Belagerung darauf aufheben. — Unter den folgenden Bischöfen wurde die Stadt
wiederholt an verschiedene Adelige verpfändet.
Die Reformation wurde in der Stadt Staßfurt zwischen 1540 und 1550 ein-
geführt. Im dreißigjährigen Kriege hatte die Stadt viel zu leiden, wie wir aus dem
Tagebuche des zur damaligen Zeit lebenden Pastors Moser erfahren. Längere Zeit
lag das Quartier des Feldmarschalls Tilly in dem Gebäude, welches jetzt die Bachsche
Restauration bildet. Als im Jahre 1675 die Schweden in unser Vaterland ein-
gefallen waren, kam der Große Kurfürst auf seinem Zuge „vom Rhein zum Rhin"
durch Staßsurt, wo er bei dem Freiherrn von Lethmat auf dem zu Alt-Staßfurt
gehörigen Schlosse (dem jetzigen Wohnhause des Fabrikbesitzers Herrn Hecker) Quartier
nahm. Das ersehnte Ziel, den gesicherten Elbübergang, sah der Kurfürst auf der
kürzesten Linie vor sich, und es war wohl kein Zweifel mehr, daß er ihn ungefährdet
erreichen würde; jenseits der Elbe lag sein von: Feinde bedrängtes Land, lag der
größere und schwerere, der entscheidende Teil der Aufgabe, die er sich gestellt hatte.
Da war es ganz in seiner frommen Sinnesweise, daß er das Bedürfnis fühlte,
feinem Gott zu danken für die ihm bis hierher erwiesene Hilfe und ihn um weiteren
Beistand anzuflehen. Diefem Bedürfnis gab er Ausdruck in der Anordnung eines
allgemeinen Büß- und Bettages für seine gesamten Lande, an dem „den gantzen Tag
weder Mensch noch Vieh essen oder trinken und mau also einen gantzen Fasttag
feiern soll", wie es in dem betreffenden, von Staßfurt aus erlassenen Edikt lautet.
Als Text für die Bußpredigt bestimmte der Kurfürst die Stelle Jeremias 20, Vers 11
und 12. Von Staßsnrt aus setzte er am 11. Juni, begleitet vom Feldmarschall
Derfflinger, Prinz von Hessen-Homburg, Generalleutnant von Görtzke und General-
Wachtmeister Lüdicke, den Marsch auf Magdeburg fort, wo er gegen Mittag eintraf. —
Im Jahre 1712 wurde die Stadt vou einem furchtbareu Brande heimgesucht.
1732 erhielt die Stadt eine Wasserkunst von der Bode, welche Kunst aber nach
30 Jahren wieder einging. Im siebenjährigen Kriege hatte die Stadt von französischen
und dann von österreichischen Streifkorps zu leideu.
Der Grundstein zu der jetzigen Johanniskirche wurde am 22. Mai 1469 gelegt
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Sachsen Albrecht Albrecht Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_von
Sachsen Albrecht Otto Otto Otto Otto Moser Tilly Hecker Staßfurt Feldmarschall
Derfflinger
Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
52
Ortskunde.
5. Uarötj, 5677 Einwohner.
Die Stadt liegt nordöstlich von Calbe an der Elbe. In der Stadt
befindet sich das Königliche Lehrerseminar, eine Blindenanstalt und eine
Präparandenanstalt, die Stadt hat eine Zuckerfabrik, eine Spiritusbrennerei
und eine Dampfbrauerei.
Barby wird im Jahre 961 als Barbogi, Barebui, Bareboi, Barbei, Barbege
zum ersteumale genannt- Gewiß war hier eine Grenzburg zwischen der Mündung
der Saale und der Elbe, welche den Übergang über beide Flüsse beherrschte. Schon
in dem erwähnten Jahre wird Barby als Stadt und Burgward bezeichnet, und
Kaiser Otto I. schenkte den Zins der dort wohnenden Slawen dem Moritzstift. Noch
jetzt finden sich Überreste der alten Stadtmauer im Fundamente der jüngern Stadt-
mauer. Im Jahre 974 wurde der Königliche Hof Barby von Otto Ii. an das
Stift Quedlinburg verliehen, und dieses gab Barby später au die Herren von Arn
stein, die sich nach der neuen Besitzung Edle von Barby nannten. Als solcher tritt
zuerst Walter von Barby 1064 auf. Im Laufe der Zeit envarbeu die Edlen von
Barby auch die Grafschaft Mühlingen und nannten sich nun „Grafen von Mühlingen
und Edle von Barby". Sie erwarben um 1300 einen bedeutenden Besitz, nämlich
die Herrschaft Rosenburg mit den Ortschaften Groß- und Klein-Rosenburg, Breiten-
Hägen, Rajoch, Patzetz, Dornbock. Bald kam auch das Amt Walter-Nienburg mit
Flötz, Kämeritz, Groß-Lübs, dem Vorwerk Trebnitz, Tocheim und der Poley-Mühle
hinzu. Auch Schönebeck, Egeln und Zerbst gehörten zeitweise znr Herrschaft Barby.
^ Auf Verwenden Burchhards V. von Barby wurden die Edlen von Barby vom
Kaisä Maximilian durch eine Urkunde vom 1. Dezember 1497 in den Grafenstand
erhoben und nannten sich nun „Grafen von Barby und Mühlingen". Unter der
Herrschaft Burchhards V. wurde am 15. Mai 1505 der Grundstein zum jetzige«
Stadtturm gelegt und das Hospital St. Georgi gegründet. Unter seinem Nachfolger
Wolfgang I. wurde die Reformation eingeführt. — Im dreißigjährigen Kriege
wurde Barby auf wunderbare Weise gerettet. Schon hatte der General Pappen-
heim Mühlingen geplündert und rückte nun gegen Barby vor, als er rings um die
Stadt eine große Menge Wachtfeuer erblickte. Daher glaubten die Feinde, eine große
Besatzung läge in der Stadt, und zogen ab. Gleichwohl war Barby unbesetzt. Am
10. Januar 1636 wurde die Stadt nach fünfmaligem Sturme von Baner erobert
und geplündert und der sächsische Oberst Mitzlaff mit zwei Regimentern gefangen
genommen.
Das Geschlecht der Grafen von Barby starb am 17. Oktober 1659 mit dem
21jährigen jungen Grafen August Ludwig von Sachsen und Mühlingen aus, und
nun fiel die Herrschaft Barby an Kursachsen, Mühlingen an Anhalt, Rosenburg ans
Erzsttft Magdeburg.
Viel Segen für Barby stifteten die Grafen August und sein Sohn Heinrich
aus dem sächsischen Kurhause. Ersterer gründete den jetzigen Amtshos und nahm
sich der verbannten böhmischen Brüder an; letzterer verbesserte Kirchen- und Schul
wesen in der Grafschaft und gründete die Prediger-Witwenkasse; er erbaute das noch
jetzt stehende Schloß 1415 und ließ in Barby eigene Münzen schlagen; er gründete
in Barby eine reformierte Gemeinde. Im Jahre 1-48 wurde das Schloß der
Herrnhuter Brüdergemeinde verpachtet, die es znr Hochschule einrichtete. Später
wurde dieselbe verlegt, und die Herrnhuter siedelten sich in Gnadau an. Durch
den Wiener Kongreß wurde Barby 1815 preußisch. Die neue Regierung errichtete
der Stadt ein Hauptzollamt. Im Schlosse wurde 1853 das Schullehrerseminar
und die Blindenanstalt errichtet.
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Otto Walter_von_Barby Burchhards_V._von_Barby Maximilian Maximilian Burchhards_V. Georgi Wolfgang_I. August Ludwig_von_Sachsen Ludwig August Heinrich Heinrich
Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
68 Ortskunde.
leben, Brok-Oschersleben, Bruch-Oschersleben wegen seiner Lage, später auch bis in
die neueste Zeit Groß-Oschersleben zum Unterschiede von Klein-Oschersleben genannt.
Der ursprüngliche Plan der Stadt, welcher jetzt fast nicht mehr zu erkennen ist,
hat Hufeisenform und ist nach Norden, Osten und Süden abgerundet, nach Westen
gradlinig. Das alte Schloß liegt in der Südwestecke. Drei Thore führten aus
der Stadt, deren Befestigungswerke seit 1700 größtenteils planiert und in Gärten
umgewandelt sind, das Halberstädter nach Süden, das Magdeburger nach Osten, das
Hornhäuser uach Westen. Diesen drei Thoren entsprechen die drei Vorstädte: der
„Damm", das „Kröppeldorf" und das „Altedorf"; letzterer Stadtteil ist der älteste, er ist
älter als die Stadt selbst. Die Stadt hat sich zu Ende des 12. Jahrhunderts vergrößert;
1235 war sie schon befestigt. Hervorzuheben ist das Jahr 1650. Im genannten
Jahre am 25. Februar beglückwünschten der Bürgermeister und die Ratmänner den
Kurfürsten Friedrich Wilhelm zur Besitzergreifung der Stadt, wünschten ihm und
feiner Gemahlin zu ewig währendem Frieden Gesundheit, langes Leben und glück-
selige, friedfertige Regierung und baten, die Stadt in Schutz und Schmu zu nehmen,
wie es auch geschehen ist.
Das oben erwähnte Schloß, die heutige Domäne, war teils durch den Bruch-
graben, teils durch Wälle und Gräben befestigt, wovon ein Teil noch heute deutlich
zu erkennen ist. Späterhin wurde das Schloß umgebaut, und heute ist nur noch
das „graue Haus" davou übrig. Die Schloßkapelle stand noch im Anfange des
18. Jahrhunderts; aber Gottesdienst wurde schon seit 1596 nicht mehr darinnen
abgehalten.
Oschersleben ist der einzige Ort des Kreises, in dem die Tempelherren Besitz
gehabt haben. Ihnen gehörte der sogenannte Tempelhof, der noch 1362 unter diesem
Namen vorhanden war.
Das alte Stadtsiegel zeigt den heiligen Nikolaus, den Patron der Stadtkirche,
in der Rechten den Krummstab, in der Linken einen Schlüssel haltend, zur Seite
Sanctus — Nicolaus. Das spätere Stadtsiegel von 1633 ist gespalten und hat
in rotem Felde zwei gekreuzte silberne Schlüssel, im anderen weißen Felde drei aus
dem mit Gras bewachsenen Boden emporsprossende Rohrkeulen.
2. Eroppensledt, 2360 Einwohner.
Im Jahre 934 schenkte König Heinrich I. den Ort Croppenstedt dem Grafen
Siegfried im Schwabengau, dem Stifter des Klosters Gröningen, der 936 seine Be-
sitzuugen in Croppenstedt den: Kloster Corvey zum Geschenk machte. Die Vogtei
über Croppenstedt hatten die Grafen von Blankenburg schou im 12. Jahrhundert.
Die alte Ummauerung und Befestigung der Stadt ist im 16. Jahrhundert erneuert
worden. Die Thore selber — es waren -1: das „Breite-", das „Neustädter-", das
„Ernte-" und das „Kirchenthor" — sind zu Anfang dieses Jahrhunderts abgebrochen,
doch sind noch Thortürme erhalten. Diese Türme gehören wohl der älteren Be-
sestignng an, denn sie sind roh gemauert, alle viereckig und ohne Architektur. Die
Stadtmauer ist gut erhalten, am besten auf der Ostseite, wo sie etwa 4 Meter hoch
ist; an anderen Stellen ist sie ganz oder teilweise abgebrochen. Die „Breite Straße"
wird schon 1458 erwähnt. Man unterscheidet die eigentliche Stadt, die Neustadt
und den Prälatenberg. Im Mittelalter und bis zum dreißigjährigen Kriege war die
Stadt sehr wohlhabend, aber der Krieg, die Pest von 1626, welche 695 Personen
dahinraffte, wiederholte Feuersbrünste und ein großes Viehsterben in der Mitte des
18. Jahrhunderts schädigten den Wohlstand sehr. Das Wappen der Stadt zeigt
den heiligen Martin zu Pferde, mit dem Bettler, dem er eiu Stück seines Mantels
abschneidet.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Nikolaus Nikolaus Nicolaus Heinrich_I. Siegfried Siegfried Martin