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1. Kurzer Abriss der badischen Geschichte - S. 47

1903 - Karlsruhe : Lang
— 47 anzuschließen. Damit war endlich der Bann gebrochen, der lange genug auf unserm Lande gelastet hatte. Als es dann 1814 und 1815 hieß: „All-Deutschland nach Frankreich hinein!" da waren auch unsere braven Badener dabei und taten ihr Bestes für Deutschlands Ruhm und Ehre. Endlich kehrte dauernder Friede im Lande ein. Die Regierung setzte den inneren Ausbau des jungen Staatswesens fort und bemühte sich nach Kräften, die schweren Wunden, die der Krieg und das Hungerjahr 1817 geschlagen, zu heilen. Die bedeutendste Tat, mit der Großherzog Karl fern Volk beglückte, war die Verleihung der Verfassung, die am 22. August 1818 verkündigt wurde. Darin werden die Pflichten und Rechte der Untertanen wie des Fürsten klar bestimmt, dem Volk wird in Form einer landständischen Vertretung die Mitwirkung an der Regierung gewährt. Diese Verfassung bildet noch heute die Grundlage des badischen Staates, und jeder Badener muß wenigstens von den wichtigsten Bestimmungen derselben Kenntnis haben, wenn er seinen Bürgerpflichten recht nachkommen will. Darum feien hier die Hauptpunkte daraus mitgeteilt: § 3. Das Großherzogtum ist unteilbar und unveräußerlich in allen seinen Teilen. § 5. Der Großherzog vereinigt in sich alle Rechte der Staatsgewalt und übt sie unter den in dieser Verfassungsurkunde festgesetzten Bestimmungen aus. Seine Person ist heilig und unverletzlich. § 7. Die staatsbürgerlichen Rechte der Badener sind gleich in jeder Hinsicht, wo die Verfassung nicht namentlich und ausdrücklich eine Ausnahme begründet. Die großherzoglichen Staatsminister und sämtliche Staatsdiener sind für die genaue Besolgung der Verfassung verantwortlich. § 8. Alle Badener tragen ohne Unterschied zu allen - öffentlichen Lasten bei. Alle Befreiungen von direkten und indirekten Abgaben bleiben aufgehoben. § 9. Alle Staatsbürger von den drei christlichen Konfessionen haben zu allen Civil- und Militärstellen und Kirchenämtern gleiche Ansprüche. § 13. Eigentum und persönliche Freiheit der Badener stehen für alle aus gleiche Weise unter dem Schutze der Verfassung. Großherzog Karl.

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 13

1900 - Karlsruhe : Lang
— 13 — gen, daß sie so spät unter unsere Herrschaft gekommen sind." Durch seine Weisheit und Krast beherrschte er auch einen großen Teil der übrigen deutschen Völkerschaften, wie Westgoten, Franken, Burgunder, da er bei Angriffen von außen ihr Beschützer, _ in schwierigen Unternehmungen ihr Ratgeber war. Zu einem großen Völker- und Friedensbnnd suchte er sämtliche deutsche Stämme zu Bereinigen. Kein Wunder, daß ihm die Nachwelt den Beinamen „der Große" zuerkannte. Die Langobarden wohnten zwischen der Elbe und der Oder. Unter ihrem Könige Alboin nahmen sie den Oströmern Oberitalien, welche die Herrschaft der Ostgoten gestürzt hatten. Die Hauptstadt des Lougobardenreiches war Pavia. Von den Langobarden hat die Lombardei ihren Namen. Zur Zeit der Völkerwanderung waren Italien, Spanien und Gallien von Römern und Kelten bewohnt. Die Kelten hatten schon längst römische Sprache und römische Sitten angenommen. Die deutschen Stämme, die nach Gallien, Spanien und Italien zogen, verschmolzen mit der alten Bevölkerung dieser Länder und nahmen deren Sprache und Sitten an. Dadurch entstanden im Verlaufe der Zeit die Nationen der Franzosen, Spanier und Italiener. Von den Alemannen, Franken und Sachsen stammen die meisten heutigen Deutschen ab. !2. Die Hunnen. Die Hunnen wanderten um das Jahr 375 aus Asien nach Europa. Sie waren von kleiner, unansehnlicher Gestalt; trotzdem besaßen sie große Körperkraft. Ihre ganze Erscheinung war häßlich und widerwärtig. Sie hatten dicke Köpfe mit struppigem Haar und gelbliche, schmutzige Gesichter mit kleinen, schiefen Augen und eingedrückter Nase. Besonbers entstellt würden sie durch garstige Narben im Gesicht; benn man zerschnitt den Knaben die Wangen, bctmit ihnen später keine Bärte wüchsen. Ihre Wämser waren ans Fellen von Maulwürfen und Walbmäusen zusammengeflickt. Beinkleiber und Schuhe kannten sie nicht; sie wickelten Ziegenfelle um die Beine. Als Kopfbebeckung bienten ihnen Pelzmützen. Die Kleiber behielten sie auf dem Leibe, bis sie in Lappen herabfielen. In der Nahrung waren sie nicht minber unsauber als in der Kleibung. Sie lebten hauptsächlich von Wurzeln, Beeren, der Milch ihrer Pserbe und vom Fleische aller möglichen, auch der unsaubersten Tiere. Ihre Speisen würden nicht gekocht, gewürzt ober sonst zubereitet. Nur das Fleisch richteten sie zum Essen dadurch zu, daß sie es wie einen Sattel aus das Pferd legten, darauf faßen und herumritten, bis es mürbe war. Sie hatten keine festen Wohnsitze, sondern führten ein un-

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 14

1900 - Karlsruhe : Lang
— 14 — stätes Wanderleben. Die Männer blieben Tag und Nacht auf den Pferden sitzen und schliefen sogar auf ihnen. Die Weiber und Kinder wurden auf Wogen mitgeführt. Gehöfte und Dörfer, die sie auf ihren Wanderungen antrafen, brannten sie nieder. Die Felder wurden verwüstet, das Vieh geraubt, die Männer erschlagen und die Weiber und Kinder zu Sklaven gemacht. Man sonnte' sich nicht leicht gegen sie wehren ober schützen; denn unversehens kamen sie und waren eben so schnell wieder verschwunden. Nur an den rauchenden Trümmern der Häuser und an den Leichen der Erschlagenen merkte man, daß sie dagewesen waren. Wenn sie dem Kampfe nicht ausweichen konnten, fochten sie tapfer. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile. Streitäxte und Schwerter. Oft überwältigten sie ihren Feind dadurch, daß sie ihm eine Schlinge um den Kopf warfen und ihu erwürgten. Die Hunnen kamen zuerst nach Süd-Rußland: von da ioaen sie nach Ungarn. 3. König Attila. Hundert Jahre blieben die Hunnen im Ungarlande. Während dieser Zeit unterwarfen sie die benachbarten Völker ihrer Herrschaft. Von den Unterworfenen nahmen sie mildere Sitten an und wurden ihnen ähnlich in Kleidung und Lebensweise. Am größten wurde ihre Macht durch den König Attila. Er war ein tapfererhochmütiger Mann. Sein Wuchs war klein und gedrungen, sein Gang stolz, seine Augen feurig. Er hatte Don sich die Meinung, er sei zum Herrn der Welt bestimmt. Um die Kaiserstadt Konstantinopel zu erobern, zog Attila über die Donau. Allein die griechische Prinzessin Pulcheria brachte ihn von seinem Plane ab. Sie sandte ihm unermeßlich viel Geld und ließ ihm sagen, gegen Sonnenuntergang seien noch schönere und reichere Städte. Nun zog Attila mit 500 000 Kriegern gegen Westen, bis er nach Konstanz kam. Bei Konstanz setzten die Hunnen über den Rhein und kamen durch die Schweiz in das Elsaß. Auf ihrem ganzen Zuge hausten sie fürchterlich. Städte und Dörfer wurden niedergebrannt. Die Felber würden verwüstet, Männer, Weiber und Kinder ohne Erbarmen niebergemetzelt. Attila zog auf dem linken Rheinufer hinab, zerstörte Straßburg und Zabern, brang durch das Lützelburger Thal in Gallien ein und verbrannte auch Metz. Ihm stellten sich der Westgotenkönig Theoborich, der Franken-könig Meroväus und der römische Statthalter Aetius entgegen. Auf den katalaunischen Felbern, bei Chalons an der Marne, würde die Entscheibungsschlacht geschlagen. Vom Morgen bis zum

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 97

1900 - Karlsruhe : Lang
— 97 — Haltungen war ihm ein Abscheu. Außerdem giug er gern mit leichtsinnigen jungen Offizieren dem Vergnügen nach und machte Schulden. Der König war hierüber furchtbar erzürnt; er war überzeugt, daß fein Fritz ein Taugenichts sei und schalt und kränkte denselben bei jeder Gelegenheit. Öfter geschah es auch, daß er den Prinzen mit Stockschlägen und Fußtritten mißhandelte, als dieser schon Offizier eines Garderegiments war. Darüber wollte der achtzehnjährige Prinz fast verzweifeln und beschloß, nach England zu entfliehen. Als er seinen Later auf eiuer Reise in die Rheingegenden begleiten mußte, wollte er in Steinsfurt*) seinen Fluchtplan ausführen. Allein die Sache wurde entdeckt; Friedrich wurde einem General zur Bewachung übergeben, und der erzürnte König wollte ihn als einen Deserteur vor ein Kriegsgericht stellen und zum Tode verurteilen lassen. Mit großer Mühe wurde er durch die Bitten der Königin und des Kaisers Karl Vi. davon abgebracht. Friedrich wurde in der Festung Küstrin eingekerkert und mußte es mit ansehen, daß sein Freund Katte, der ihm zur Flucht hatte helfen wollen, vor feinern Fenster enthauptet wurde. Nach viermonatlicher Kerkerhaft wnrde der Prinz freigelaffen, mußte aber in Küstrin bleiben und bei der Domänenkammer als Beamter arbeiten. Erst ein volles Jahr nach dem Fluchtversuche wurde er vom Könige wieder in Gnaden aufgenommen und erhielt seine Offiziersstelle wieder. Fortan war er ernstlich darauf bedacht, sich auf seinen künftigen Regentenberuf vorzubereiten Friedrich Wilhelm I. starb 1740 und hinterließ feinem Sohne einen wohlgeordneten Staatshaushalt, einen Staatsschatz von neun Millionen Thaler. Das tüchtige Heer zählte über 70 000 Mann. In dem nämlichen Jahre starb auch Kaiser Karl Vi Dessen Tochter Maria Theresia sollte die österreichischen Länder erben; allein die Erbschaft wurde ihr von dem Kurfürsten von Bayern streitig gemacht. Auch Friedrich Ii. erhob Ansprüche auf Teile von Schlesien, welche die Familie der Hohenzollern früher besessen hatte. Durch zwei glückliche Kriege, den ersten und den zweiten schlesischen Krieg, erreichte er, daß Maria Theresia im Frieden zu Dresden (1745) ihm Schlesien abtrat. Hierdurch wurde sein Länderbesitz um 600 Quadratmeilen mit anderthalb Millionen Einwohnern vermehrt. Im Jahre 1756 erhielt er durch einen sächsischen Beamten geheime Briefschaften aus der sächsischen Regierungskanzlei, nach denen er annahm, daß die Kaiserin Maria Theresia mit dem Kurfürsten August von Sachsen, der Kaiserin Elisabeth von Rußland und dem Könige Ludwig Xv. von Frankreich ein Bündnis geschloffen habe, um Schlesien wieder zu gewinnen, den preußischen Staat zu zerreißen und dessen König aufs tiefste zu demütigen *) Bei Sinsheim in Baden. Berger—s tehle, Eizählungen aus der Weltgeschichte. B. 7

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 89

1900 - Karlsruhe : Lang
- 89 — südlichen Deutschland. In den Zeiten Kaiser Friedrichs des Rotbarts teilte sich das Geschlecht in zwei Familien; die eine blieb in Schwaben ansäßig, und zu ihr gehören die Fürsten von Hohen-zollern; die andere erwarb Güter in Franken und erhielt vom Kaiser Friedrich dem Rotbart das Burggrafenamt in Nürnberg; von ihr stammen die preußischen Könige ab. Burggraf Friedrich mußte große Mühe aufwenden, um die Ordnung in der Mark wiederherzustellen. Berlin und die übrigen Städte leisteten ihm Gehorsam; die unbotmäßigen Adeligen dagegen verließen sich auf ihre festen Burgen und widersetzten sich mit bewaffneter Hand. Besonders trotzig waren die Herren von Qnitzow in ihrer Burg Plaue, welche vier Meter dicke Mauern hatte und für uubezwiuglich galt. Aber der Trotz sollte ihnen bald vergehen. Es war nickt mehr wie in Kaiser Rudolfs Zeiten; damals gaben feste Mauern Schutz gegeu ein großes Heer. Burggraf Friedrich hatte nicht nur tüchtige Mannschaft, sondern auch einige Donnerbüchsen, deren Gebrauch damals noch neu war. Die starken Mauern von Plauen waren bald zu Trümmern geschossen; eine Burg nach der andern wurde erobert, und den adeligen Herren blieb nichts übrig, als zum Gehorsam gegen die rechtmäßige Obriqkeit zurückzukehren. Burggras Friedrich leistete dem Kaiser Sigismund noch viele andere wichtige Dienste. Besonders half er ihm zu wiederholteu-maleu aus großer Geldverlegenheit durch Darlehen bis zum Betrage von 400000 Goldgulden*). Zur Vergeltung seiner großen Dienste wurde Friedrich während des Konzils zu Konstanz zum Kurfürsten von Brandenburg erhoben am 18. April 1417. An diesem Tage versammelten sich viele Fürsten und Herren auf dem Marktplatze zu Konstanz. Sigismund faß auf einem erhöhten Throne; um den Thron herum standen die vornehmsten geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches. Der Kurfürst von der Pfalz hielt das Scepter und der Kurfürst von Sachsen das Königsschwert. Zwei Bannerträger geleiteten den Burggrafen vor den Thron des Kaisers, wo er niederkniete. Nun verlas der Kanzler des Kaisers eine Urkunde, in der die Rechte und die Pflichten des Kurfürsten von Brandenburg geschrieben standen. Hierauf sprach der Kaiser: „Herr Kurfürst des römischen Reiches, lieber Oheim, wollt Ihr das beschwören?" Friedrich antwortete: „Mächtiger Kaiser, gerne!" und er leistete deu Eid. Darauf nahm der Kaiser das Banner von Nürnberg und das von Brandenburg aus den Händen der Träger und reichte sie dem neuen Kurfürsten dar. Ebenso übergab er -ihm als dem *) Uber 3l/2 Millionen Mark.

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 114

1900 - Karlsruhe : Lang
— 114 — im Verdachte stand, ein guter Deutscher zu fein, war an Freiheit und Leben gefährdet. Hierdurch wurde in ganz Deutschland eine tiefe Erbitterung gegen die Franzosen hervorgerufen. Aus Spanien kamen Nachrichten, daß die spanische Nation sich siegreich gegen die französische Gewaltherrschaft erhoben habe, und vaterländisch gesinnte Männer in Deutschland nährten im stillen die Hoffnung, daß den Deutschen ein gleiches gelingen könne. Die Zeit schien dem Kaiser von Österreich günstig, um mit Aufgebot aller Kräfte des Kaiserstaates den Versuch zur Befreiung Deutschlands zu machen. -Erzherzog Karl rückte mit einem gewaltigen Heere in Bayern ein und rief alle Deutschen zum Kampfe gegen den welschen Zwingherrn; die Tiroler erhoben sich und jagten unter der Führung des Andreas Hofer, des Joseph Speckbacher und des Kapuzinerpaters Haspinger die Franzosen und Bayern aus den Tiroler Bergen hinaus; im Hessenlande bewirkte Oberst Dörnberg, daß 10 000 Bauern sich erhoben, um den Westfalenkönig zu verjagen; von Berlin rückte der tapfere Husarenmajor Schill mit seinem Regiments ans, um auf eigene Faust den Kampf gegen den Unterdrücker zu beginnen. Alles dies geschah in den Apriltagen des Jahres 1809. Allein die schönen Hoffnungen wurden bald vereitelt. Der Kaiser Napoleon zog mit einem starken Heere, hauptsächlich von Truppen des Rheinbundes, gegen den Erzherzog, nötigte ihn durch siegreiche Gefechte in der Nähe von Regensburg zum Rückzüge nach Böhmen und Mähren und rückte in Eilmärschen gegen Wien, das er am 12. Mai erreichte. Eine Woche darauf wurde die blutige Schlacht bei Aspern geschlagen, in der Erzherzog Karl siegte, Napoleon Bonaparte seine erste Niederlage erlitt. Allein am 6. Jnli siegte Napoleon bei Wagram, und Kaiser Franz mußte den Frieden von Schönbrunn schließen, durch den er an Frankreich die österreichischen Besitzungen am adriatischen Meere abtrat. Die Unternehmung Dörnbergs war mißglückt; Schill schlug sich einen Monat lang wacker mit den Franzosen herum, fand aber in Stralsund den Tod; die Tiroler kämpften mit Tapferkeit und Glück, mußten aber, von Österreich verlassen, die Waffen niederlegen; Andreas Hofer wurde durch einen Verräter den Fram zofen ausgeliefert und zu Mantua erschossen.*) Am Ende des Jahres 1809 stand Napoleons Macht fester als je zuvor. Österreich und Preußen waren vereinzelt in einem Kampfe unterlegen, den sie mit vereinten Kräften vielleicht siegreich hätten bestehen können. Die Hälfte Deutschlands war dem fremden Zwingherrn Unterthan, und der Tag schien nicht mehr serne, an dem auch Österreich und Preußen in die Stellung der Rheinbundstaaten herabgedrückt sein würden. *) Vergleiche im Anhang das Gedicht: Andreas Hofer.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 118

1900 - Karlsruhe : Lang
— 118 — Königin Luise, welcher das Unglück des Vaterlandes das Herz brach, ihm durch den Tod entrissen wurde. Von dieser hervorragenden Königin schreibt ein Zeitgenosse: „Lnise von Preußen sah und grüßte tu dem geringsten ihrer Unterthanen einen Sohn oder eine Tochter, hob am Wege spielende Kinder liebend empor auf ihre Arme, an ihr Herz, bückte sich tröstend zu dem am Wege kauernden Mütterchen, und wo es nicht der rmlden Gabe bedurfte, zu der ihre Hand immer offen war, da ließ sie als Andenken wenigstens ein freundliches Wort fallen, das unauslöschlich im Herzen der Augeredeten blieb." In die Bevölkerung Prenßens zog ein neuer Geist ein, ein Geist ernster Frömmigkeit und opferfreudiger Vaterlandsliebe. 2. General Hork. Im Jahre 1812 erklärte Napoleon dem russischen Kaiser Alexander den Krieg und rückte, mit einem Heere von 600 000 Mann in Rußland ein. Auch Österreich und Preußen waren ge-zwuugeu wordeu, Hilfsheere zu stellen; 30000 Österreicher nahmen (Stellung an der Grenze zwischen Galizien und Rußland, 20 000 Preußen unter General Hork besetzten Kurland. Mit dem Hauptheere erfocht Napoleon mehrere Siege Über die Russen und zog am 14. September 1812 in Moskau ein. Allein die Russen selbst steckten ihre Hauptstadt in Brand, und nach einmonatigem Aufenthalte in der zerstörten Stadt mußte der französische Kaiser den Rückzug antreten. Ein früher, furchtbar harter Winter und die unablässigen Angriffe der Russen brachten dem gewaltigen Heere Napoleons den Untergang. Als die Nachricht hiervon in die Ostseeprovinzen kam, trat die dort befindliche französische Heeresabteilung den Rückzug an; Dork mit feinen Preußen folgte. Schon nahten aber die siegreichen Russen. Russische Unterhändler kamen zu Hork, gaben ihm Kenntnis von der völligen Vernichtung des französischen Heeres und forderten ihn auf, sich von den Franzosen zu trennen und sich mit den Russen zu verbinden. 9)orf weigerte sich dessen, wie sehr er auch die Franzosen haßte; so lange Aussicht war, daß er seine Truppen wohlbehalten ins Vaterland zurückführen könne, gebot ihm Pflicht und Ehre, jede Unterhandlung abzuweisen. Allein nach einigen Tagen hatten ihm die Russen den Rückzugsweg verlegt; nun stand er vor der Wahl, ob er sein kleines Heer in nutzlosem Kampfe aufopfern, oder durch ein ehrenvolles Abkommen es seinem Könige für den Kampf gegen den Unterdrücker erhalten wolle. Er wählte das letztere; in einer Mühle bei Tauroggen schloß er am 30. Dezember 1812 einen Vertrag mit den Russen; nach diesem Vertrage konnte er sein Heer nach Ostpreußen in die Winterquartiere führen und dort abwarten, was der König be-

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 122

1900 - Karlsruhe : Lang
— 122 — erobern, Macdonald in Schlesien, 23 eindämme in Böhmen eindringen; allein die deutschen Siege bei Großbeeren und Dennewitz, ' an der Katzbach und bei Culm vereitelten die Absichten der Franzosen. Gewonnen hatten also die Verbündeten. Der Sieg Napoleons bei Dresden brachte ihm wenig Nutzen; deun Schwarzenberg hatte sich unversolgt nach Böhmen zurückziehen können. Napoleon blieb in seiner Stellung bei Dresden bis zum Ansang des Monats Oktober. Inzwischen hatte sich das schlesische Heer mit dem Nordheere vereinigt, und das böhmische Heer zog wieder das Thal der Elbe herab. Napoleon war genötigt, in der Ebene von Leipzig die Hauptschlacht zu schlagen. Am 16. Oktober begann der Kamps. Bei Liebertwolkwitz und Wachau, südöstlich von Leipzig, suchte Napoleon vergebens die dort ausgestellten österreichischen, preußischen und russischen Truppen zu überwinden. Bei Möckern, nordwestlich von Leipzig, wurde der französische Marschall Marmont an demselben Tage von Blücher und $orf vollständig geschlagen. Am 17. Oktober, einem Sonntage, ruhte der Kampf. Am 18. wurde im weiten Umkreise um Leipzig vom frühen Morgen bis zum Untergange der Sonne mit größter Tapferkeit und Erbitterung gekämpft. Die um Leipzig liegenden Dörfer wurden wie Festungen verteidigt, angegriffen, gewonnen, verloren und wieder gewonnen. Mehr als 1500 Kanonen donnern und schleudern Tod und Verderben in die Reihen der Krieger, Reiterhanfen rasseln über die Ebene und verschwinden unter dem Feuer des Fußvolkes; an vielen Orten wird mit Bajonett und Kolben, Mann gegen Mann gekämpft; die Dörfer stehen in Flammen, der Boden ist weithin mit Toten und Verwundeten bedeckt — der Tod hält eine furchtbare Ernte; denn der größte Kriegsfürst streitet um die Weltherrschaft, die Völker Europas ringen um ihre Freiheit. Beim Niedergänge der Sonne war der Sieg der Verbündeten entschieden. Die Nacht brachte Napoleon in Leipzig zu; am Morgen des 19. Oktober trat er den Rückzug an, als die Deutschen und Russen bereits gegen die Thore von Leipzig Sturm liefen. Nach heißem Kampfe wurde Leipzig erobert; 15 000 Franzosen streckten die Waffen. Die Verluste waren auf beiden Seiten ungeheuer groß. Napoleon verlor an Toten und Verwundeten 45 000, die Verbündeten über 50000 Mann.*) Kaiser Napoleon zog mit dem Reste seines Heeres, ungefähr 100000 Mann, in eiliger Flucht dem Rhein zu. Bei Hanau stellte sich ihm ein bayrisches Heer unter General Wrede entgegen. Der König von Bayern war nämlich schon vor der Leipziger L-chlacht zu den Verbündeten übergegangen. Mit einem Verlust von 20000 Mann schlug sich Napoleon durch (30., 31. Oktober). *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Die Leipziger Schlacht.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 124

1900 - Karlsruhe : Lang
— 124 — sich der obersten Gewalt in Frankreich wieder bemächtigt. Sofort sammelte sich ein englisches Heer unter Wellington in der Nähe von Brüssel, und der „weiße Jüngling", Feldmarschall Blücher (er war geboren 1742, stand also im 73. Jahre), eilte mit 150 000 Mann Preußen aus den Kampfplatz. Am 16. Juni erfocht Napoleon seinen letzten Sieg bei Ligny; die Preußen, trotz Blüchers dringender Bitte von den Engländern schnöde im Stich gelassen, erlitten eine schwere Niederlage. Dem Feldmarschall wurde das Pferd erschossen; bewußtlos blieb er unter ihm liegen. Die französische Reiterei jagte an ihm vorüber, glücklicherweise ohne ihn zu bemerken. Übel zugerichtet wurde er von den Seinen aufgefunden. Napoleon glaubte, das preußische Heer sei vernichtet, und wandte sich gegen Wellington, der nun au Blücher die Bitte um Unterstützung richtete. Und der deutsche Feldherr sagte großherzig die Hilfe auf den 18. Juni zu. Obgleich er sich kaum im Sattel halten konnte, trieb er seine Wehrmänner zur höchsten Eile an. Die Wege waren vom anhaltenden Regen säst ungangbar geworden; Blücher hielt Wort und traf am Abende des 18. Juni bei Waterloo ein, wo Wellington den ganzen Tag den Ansturm der Franzosen ausgehalten hatte, aber bereits am Siege verzweifelte. Die Ankunft der Preußen entschied die Schlacht; Napoleon mit seinem ganzen Heere verließ in eiliger Flucht das Kampffeld?) Am 29. Juni wurde Paris von Blücher und Wellington eingenommen; am 17. Juli geriet Napoleon in die Gefangenschaft der Engländer und wurde nach St. Helena gebracht. Der zweite Pariser Friede legte den Franzosen die Zahlung von 700 Millionen Franken Kriegskosten und die Rückgabe der seit 20 Jahren ans ganz Europa zusammengeraubten Gemälde, Bildsäulen und anderer Kuustgegeustäude auf. Überdies mußten sie 150 000 Mann verbündeter Truppen, die drei Jahre in Frankreich stehen blieben, unterhalten. 6. Der Wiener Kongreß. Ant 10. Juni 1815 schloß der Wiener Kongreß feine Arbeit. Die feit 1792 von Frankreich eroberten Länder wurden teils ihren früheren Besitzern wieder zurückgegeben, wie das Königreich beider Sizilien, der Kirchenstaat, das Großherzogtum Toscana, die Königreiche Sardinien und Spanien, teils zur Entschädigung anderer Mächte verwendet. So erhielt Österreich in Italien die Lombardei und Übcnetieu, auf der Oftfüfte des adi'iatifchen Meeres Dalmatien; Polen wurde in feinen gegenwärtigen Grenzen wiederhergestellt und mit Rußland verbunden. Schweden trat an Preußen Vorpommern und Rügen ab und erhielt dafür Norwegen, das dem Könige von *) Vergl. im Anhang die Gedichte: Belle-Alliance, wie die Schlacht auch genannt wird, und: Ein Wort vom alten Blücher.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 121

1900 - Karlsruhe : Lang
- 121 — Heer und das schlesische Heer. Den Oberbefehl hatte der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Dieser gewaltigen Trnvpen-masse*) konnte Napoleon allerdings nur 350 000 Mann gegenüberstellen ; aber durch seine eigene Feldherrngröße und seinen'einzigen Willen, welcher dem Heere gebot, sowie besonders durch die günstige, Aufstellung. die er im Herzen Deutschlands inne hatte, war die Übermacht der Zahl nahezu ausgeglichen. Aui 23. August besiegte der preußische General Bülow die Franzosen bei Großbeeren; am 26. schlug der alte Held Blücher das 80 000 Manu starke Heer des französischen Marsckalls Macdonald an der Katzbach**), am 27. vernichtete der General Hirsch-seld mit 12 000 Preußen, meist Landwehr, ein gleich starkes französisches Heer bei Hagelberg. An den genannten drei Schlachttagen goß der Regen in Strömen herab; die Gewehre waren durch die Nässe zum Schießen nicht brauchbar; die preußischen Wehrmänner griffen darum den Feind mit den Gewehrkolben an, und zwar mit solchem Grimme, daß ganze französische Bataillone in wenigen Stunden zu einem wüsten Haufen von Leichen zusammengeschlagen waren. Die Freude über diese Siege wurde verbittert durch die Niederlage, die Napoleon am 26. August dem Hauptheere der Verbündeten bei Dresden beibrachte. Allein die Gemüter wurden durch neue Siegeskunde bald wieder aufgerichtet; am 29. und 30. August besiegte der preußische General Kleist mit preußischen und russischen Truppen bei Culm den französischen General Vandamme und nahm ihn nebst dem Reste seines Heeres gefangen, und eiue Woche darauf 'chlug Bülow mit 50000 Preußen bei Dennewitz ein französisches Heer von 70000 Mann, das der Marschall Ney befehligte. ,jm Kriege hat man noch nicht gewonnen, wenn man nur das Schlachtfeld behauptet, sondern nur dann, wenn man auch erreicht was mau durch den Kampf erstrebt hat. Napoleon wollte schon im Mai 1813 Berlin erobern; obwohl er bei Lützen und Bautzen das Schlachtfeld behauptete, hatte er keinen Gewinn davon; denn wäre er gegen Berlin gerückt, so hätten ihn die Verbündeten von der rechten Sette her angreifen können. Im August sollte der Marschall Oudmot, im September der Marschall Ney Berlin ®ie Sohlen beziehen sich ans bte von August bis Oktober 1813 kampsenben Truppen. ..... Das böhmische ober Hauptheer zählte 242 000 Mann mit 700 Ge-1o)u§en unter dem österreichischen General Schwarzenberg , das Norbheer 140000 Mann, 387 Geschütze unter Bernabotte Kronprinzen von Schweden, einem ehemaligen General Napoleons das schlesische Heer 100000 Mann. 350 Geschütze unter'blücher ont ganzen hatte Österreich 260000. Preußen 270000. Rußlanb 25000 Mann aufgestellt. *) Vergl. im Anhang das Gebicht: Der Trompeter an der Katzbach.
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