22. Deutschlands Zustand nach dem 30jährigen Krieg. 57
nur ein großer, sondern der größte Teil seiner Bewohner umfam, ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß sich das verworfenste Gesindel Europas ein Menschenalter lang auf dem blutgetränkten Boden Deutschlands herumtrieb, sengend, plündernd, mordend, allen Lastern frönend und vorher nie gekannte Grausamkeiten ausübend. Städte und ganze Landstriche waren verödet*). In der Gegend von Freising standen ganze Dörfer leer. „Innerhalb ganzer Quadratmeilen befanden sich in manchen Gegenden kein Pferd, feine Kuh, fein eßbares Tier, aber Bären, Wölfe in großer Anzahl; fein Fruchtbaum, fein Haus: Dickicht und Waldbäume standen auf Grund und Boden, welchen noch vor drei Jahrzehnten die Pflugschar durchzog;" ebenso in andern Gegenden Deutschlands. Das Schwert, der Hunger, Krankheit und Seuchen hatten Deutschlands Bevölkerung von etwa 16 Millionen auf ungefähr 4 Millionen gebracht.
c. Verwilderung.
Zn all' dem kommt noch, daß die den Krieg überlebenden Menschen geistig und sittlich verkommen, verwildert waren. Der Hunger hatte so überhand genommen, daß die Verstorbenen verzehrt, ja daß die Kinder von ihren Eltern geschlachtet und gegessen wurden. Ganze Banden bildeten sich, die auf Menschen Jagd machten, um ihr Leben zu fristen.
d. Landwirtschaft.
Daraus ergibt sich, welch' großen Rückgang die Landwirtschaft nehmen mußte. Ans blühenden Gärten und wohlangebauten Gegenden waren traurige Wüsteneien, waren Wälder geworden. Mangel an Menschen, Vieh und Getreide ließ erst allmählich eine Besserung zu. Nicht selten mußten Weiber und Kinder den Pflug ziehen.
6. Gewerbe.
Ebenso hatte das deutsche Gewerbe gelitten. Die Wollweberei blühte vor dem Kriege jahrhundertelang und brachte
*) Augsburg hatte vor dem Kriege gegen 90 000 Einwohner, nach demselben noch 6000; Berlin sank von etlun 25 000 ebenfalls auf 6000. Sachsen verlor von 1631—1632 etwa 1 Million Menschen; die Psalz sank von V2 Million aus 50000; Böhmen verlor etwa 2v2 Million.
ß**
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europas Deutschlands Deutschlands Deutschlands Berlin Sachsen
63
bemerkie trifte von menschen — bei jenen torfe grebt man torf
— es were ein sonderbarer Dinkel — wenn man den Dinkel
für eine gemeine speise hielte — ich kan dir sagen — das ich
das Arme dir dir und mager vor seiner stalldir liegen sah —
öle dreu feiner des Herrn waren dreu — faule dienfte leisten
schlechte feinste.
E.
11. feer knecht stelle die ege — nachdem er damit feie ge«
pflickten egger geebnet batte — in feie ecke der Scheine — es
ißt einigen infecklen eugen — das sie ihre eichen auf die blet-
ter der eichen legen — feie ehe meines bruderö war schon ge«
schloffen — ehe er mir davon schrieb — man mus feie sengen
ermanen — das sie sich ermahnen — an den etter unserer kub
zeugt sich eurer — die eile flog in eile davon — großeltern lie-
den ihre engel — feie engel im Himmel beschitzen uns Menschen.
F.
12. bessere dein fehlt — sonst selb es dir — wenn nicht
gute Witterung einfeit — welche unglicksfelle begegnen mir —
weil ich so oft fülle — heute werden auf ale fette die Kalbs-
fälle verkauft werden — feie feigen sind edle frichte — feige
menschen werden verachtet — feer man zeigte uns feine feusten
feiste — feer schloßer braucht die feile — das obst unterließt
feer feule — feer kaufman hat eine feule war.
13. eine ferse in den strumpf stricken ist leuchter — als
ferse machen — unsere Grosvetter verstanden auch schon feie
fever zu fihren — mein her veter ist ein groser — fetter Man
— ich habe mir fest vorqenomen — daö fest des haußeö mitzufeuern
— er füll auf feem eiße nieder — und vergos fiel blut —
zur feuer des namenslages wurde ein grofes feter angezündet.
14. mit flicken kann man feie fliege der fliegen nicht auf-
halten — auch feer söhn freite sich über feie freifee seines va-
ters — feer rohe krieger flucht auf der flucht über sein hartes
schicksal — feer knecht gab feen Pferden futler — und führte
dan ein fufeer Heu — junge Pferde nennt man fillen — diese
Nachrichten erfilen unsere Herzen mit tranrigkeil — und wir
füllen herzliches Mitleid darüber — daß in der fchlacht so vielle
unschuldige opser fühlen.
G.
15. die fremten Geste haben feie gebrattene ganz beinahe
gans aufgegesen — alö feie getrange verdeilt wurden — war
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
28
Uebungen über das Vorhergehende.
1. Suchet in folgenden Sätzen die Zeitwörter auf:
Die Sonne scheint. Der Bauln grünt. Das Feuer
brennt. Die Pflanzen wachsen. Die Pferde ziehen. Die
Fische schwimmen. Die Würmer kriechen. Die Schule ist
nützlich. Kleine Kinder sind schwach. Der Maurer deckt
das Dach. Der Schreiner hobelt Bretter. Die Fuhrleute
führen Steine. Der Landmann bearbeitet das Feld, be-
säet den Acker, schneidet und drischt das Getreide.
2. Sltzkt ¡¡ii folgenden Hauptwörtern ein passendes Zeitwort:
Der Hund —, das Pferd —, die Gans —, dieziege —,
der Frosch —, der Wagen —, das Geld —, die Kette —,
der Wind —, der Bach —, der Hahn —, der Vogel —, die
Maus —, der Lustige —, der Traurige —, der Schläfrige—,
der Sterbende —, der Weinende —.
3. Welche von folgenden Zeitwörteln sind regelmäßig, welche
unregelmäßig?
Lernen, weinen, lachen, schlagen, zanken, streiten, raufen,
lesen, hören, riechen, schmecken, sehen, liegen, lügen, kommen,
befehlen, trinken, rechnen, schreiben, stehen, glauben, gra-
den, bauen, singen, loben, theilen.
4. Drücket folgende Sätze in der leidenden Form aus:
Die Eltern lieben ihre Kinder. Der Lehrer lehrte das
Kind. Der Jäger hat den Hasen erschossen. Der Schü-
ler hatte geschrieben. Gott wird uns einst Alle richten.
Ich bewundere das schone Gebäude. Wir hatten ihn ge-
fragt. Der Vater hat mir geschrieben.
5. Drücket folgende Sätze in der thätigen Form aus?
Das Kind wird von dem Lehrer gelobt. Der Sohn
wurde von dem Vater gewarnt. Der Verbrecher ist von
der Obrigkeit bestraft worden. Von dem Kaufmanne war
viel Geld bezahlt worden. Der Gute wird einst von Gott
belohnet werden. Die Bäume werden von dem Gärtner
veredelt. Ich wurde durch Krankheit im Schulbesuche gehindert.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
122
günstigsten Lagen, hat noch keinen Wein gezogen,
der mit den besseren Weinen des alten Continents ei-
nen Vergleich aushalten könnte.
Die günstigsten Gegenden für das Gedeihen des
Steinobstes (Aprikosen, Pflaumen, Kirschen) sind
die zwischen dem 40. bis 65. Grad der Breite ge-
legnen. Das Kernobst (Aepfel, Birnen) reift in
Rußland noch jenseits dem 55. Grade gute Früchte.
Der Wallnußbaum hat zwar seine Heimath in
Arabien und Palästina, gedeiht aber noch sehr gut
bis zum 52. Grad der Breite und selbst jenseits
dieser Gränze; der Feigenbaum (im Freyen), so
wie der Granatapfel bis zum 47.; der Oel-
baum erscheint jenseits dem 45. Grade doch nur
als ein Fremdling, welcher häufig den Gefahren der
Winterkälte unterliegt.
Die Menge der Arten der Hülsenfrüchte,
z. B. Bohnen, Linsen, Erbsen, Lupinen, nimmt
außerordentlich zu, je näher man dem Aequator
kommt; namentlich ist die Roßbohne ein Haupt-
nahrungsmittel der ärmern Volksklasse von Aegypten,
doch baut man die gemeine Erbse in Europa bis
zum 62. Grade der nördlichen Breite.
Die Hauptmasse der Waldungen der nörd-
lichen Halbkugel bilden die verschiedenen Arten der
Fichten und Tannen. Die Gränze ihrer Ver-
breitung reicht in den Ebenen etwa von dem 30.
bis nahe an den 70. Grad der Breite. An dieser
nördlichen Gränze (in Norwegen) erscheinen die Na-
delholzbäume nur in verkrüppelter Form. Auf der
südlichen Halbkugel treten andre Familien der Bäume
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
29
der Erde hervor; dann bringt jeder Monat andere
Blumen, bis im Herbste die Zeitlosen erscheinen.
In den Gärten sind die mancherley Primeln die
ersten Frühlingsblumen. Wie die Rosen und Nel-
ken ihre Zeit haben, so auch die übrigen Blumen.
Es folgt vom Frühlinge an den Sommer über Blume
auf Blume, bis in dem Herbste die Astern fast der
letzte Schmuck des Gartens sind.
Vor allen Gesträuchen in Wäldern prangt aer
Seidelbast, der jedoch giftig ist, zuerst mit seinen
rothen wohlriechenden Blüthen; auch die Hasel stan-
den bringen sehr zeitig herabhängende, gelb bestaubte
Blüthen hervor; in den Gärten blühen die Cornel-
kirschen, auch Dirlitzen genannt, vor allen andern
Bäumen mit schöner gelber Blüthe. Der Weinstock
blühet später als diese, fast in der Zeit der Rosen.
Von den Getreidarten reift eine nach der an-
deren. Würden alle aus einmal reif, so fände man
wedeb Hände noch Zeit genug, alle einzuärnten.
So ist es mit Beeren und Baumfrüchten. Die Erd-
beeren und Himbeeren werden zuerst reif, dann Kir-
schen und Frühpflaumen, hierauf Birnen und Aepfel;
die Weintrauben machen den Beschluß unter den ge-
segneten Gaben des Jahres.
Einige Pflanzen dauern nur ein Jahr und ver-
gehen dann für immer; andere dauern zwey Jahre
und tragen erst im zweyten Jahre Blüthen und
Früchte; noch andere dauern mehrere, ja viele Jahre.
Die kleinen Pflänzchen des Schimmels entstehen
und vergehen in wenigen Stunden. Es gibt aber
auch Bäume, die schon unsern Vorältern Schat-
ten und Früchte gaben; man weiß sogar von Bäu-
men, die über tausend Jahre alt werden. Pflanzen,
96
nung. Eine solche Fliege legte nun diese Eyer und
befestigte sie an einem Stiele. Allein wie macht sie
das? Das scheint unbegreiflich. Es geht aber so
Zu: Das Ey ist mit einem zähen Safte umgeben.
Sobald der Saft des gelegten Eyes das Blatt be-
rührt, hebt die Fliege das Ey mit dem Legstachel
in die Höhe und zieht ein kleines Fädchen. Augen-
blicklich wird das Fädchen hart, und das Ey schwebt
nun an dem Stielchen in der Luft. Der Wind kann
es hin und her wehen, aber nicht abknicken.
Durch diese Einrichtung ist sehr weise für die
Erhaltung des Eyes gesorgt. Die Jungen müssen
von den Blattläusen leben. Wenn aber die Fliege
unmittelbar ihre Eyer auf das Blatt legen wollte,
so würde der klebrichte Honigsaft die Eyer leicht er-
sticken. Legte hingegen die Fliege die Eyer, von den
Blattläusen weit genug entfernt, um sie vor diesem
Honigsafte zu sichern, so wäre die Reise dahin den
zarten Jungen zu weit. Welche sinnreiche glückliche
Auskunft fand nun die Fliege, oder vielmehr der
weise Schöpfer der Fliege, um beyde Gefahren v zu
vermeiden! — Wer muß nicht in solchen Kleinigkei-
ten die große Weisheit des Schöpfers und seine milde
Vorsorge für alle seine Geschöpfe bewundern! t
„Bisher habe ich, sprach der Vater, bloß von
einigen wenigen Insekten geredet, weil mir die No-
senstöcke in unserm Garten eine so schöne Gelegenheit
dazu gaben, und weil das Gesagte als eine Einler-
145
eine angenehme Musik? Um einzusehen, welche große
Wohlthat das Gehör schon im gewöhnlichen Leben,
und wie nöthig es bey dem Umgänge mit Menschen
sey, dürfen wir nur bedenken, wie übel ein Gehör-
loser daran sey! Welch ein wunderbares Mittel zur
Bildung unsers Verstandes und Herzens das Ohr
sey, wollen wir dann erwägen, wenn wir von der
Sprache reden.
5. Die Nase dient uns nicht nur zum Ath-
men; in ihr befindet sich auch der Sinn des Geru-
ches. Das Innere der Nase ist so fein und zart
beschaffen, daß wir damit die kleinen unsichtbaren
Theilchen, die z. B. eine wohlriechende Blume aus-
duftet, empfinden. Wir können damit die feinsten
Gerüche von einander unterscheiden; auch mit ver-
bundenen Augen könnten wir, wenn man uns eine
Blume vor die Nase hielte, sogleich sagen: Das ist
eine Rose, das ein Veilchen, das eine Nelke. Wohl-
gerüche haben für uns etwas sehr Angenehmes, ja
manche Wohlgerüche etwas Erquickendes und Stär-
kendes. Indeß haben auch üble Gerüche ihr Gutes.
Was übel riecht, z. B. manche giftige Blumen,
faulende Speisen, die verdorbene Luft in unreinlichen
Stuben, schaden auch der Gesundheit. Der Geruch
warnet uns also, ja nöthigt uns, solche Dinge zu
entfernen oder uns ferne davon zu halten.
6. Mit dem Munde nehmen wir Speise und
Trank zu uns. Er ist dazu aus das weiseste und
vollkommenste eingerichtet. Die Wangen bedecken
die Mundhöhlung zu beyden Seiten sehr zierlich. Die
Lippen dienen dazu, ihn leicht zu öffnen und zu
schließen. Die Zähne, von schönem, glänzend weißem
Lehr- u. Lesebuch. Ii. Abth. 10
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
zarten Röhrchen, in denen der Saft auf und ab
fließt, ziehen mit ihren Wurzeln und Blättern aus
der Erde und aus der Lust Nahrung an sich, blühen
und tragen fruchtbaren Samen, welken dann und
sterben wieder dahin, wie wir denn von einem dürren
Baume sagen: Er ist abgestorben. Jene zarten Röhr-
chen, welche den Saft führen, so wie die Wurzeln,
Blätter, Blüthen und Früchte nennt man die Or-
gane der Pflanze und diese ist deßhalb, eben so wie
das Thier, ein organischer Körper.
8. Die Thiere haben Leben' und Empfin-
dung. Sie leben auf eine noch vollkommnere Art
als die Pflanzen. Wie in den Pflanzen der Saft,
läuft in ihren Adern das Blut um; sie sind erst klein,
wachsen dann 'größer und sterben endlich wieder ab,
wie die Pflanzen. Sie empfinden, sie haben Sinne,
mit denen sie wahrnehmen, was um sie her vorgeht;
sie sehen und hören, fühlen Hunger und Durst, Lust
und Schmerz. Ja viele haben ein schärferes Ge-
sicht, ein leiseres Gehör, und einen feineren Geruch,
als der Mensch. Sogar etwas Aehnliches von Ver-
stand kann man, wie ihr noch hören werdet, einigen
von ihnen nicht ganz absprechen.
9. Die unermeßliche Menge von Mineralien,
Pflanzen und Thieren ist an Vollkommenheit ihrer
Eigenschaften sehr verschieden. Die Mineralien wer-
den von den Pflanzen, und diese von den Thieren
übertroffen. Ja unter Mineralien, Pflanzen und
Thieren selbst nehmen wir eine Stufenfolge wahr.
Es herrscht von dem Sandkorn bis zum Diamant,
von dem kleinsten Moose bis zur Eiche, von der
kaum sichtbaren Milbe bis zum Elephanten eine sehr
so würde euch dieß sehr Wunder nehmen, und ihr
würdet es kaum glauben.
1. Die wunderbare Verwandlung, die mit den
Schmetterlingen, wie' mit den meisten Insekten vor-
geht, könnet ihr an dem gemeinen weißen Schmetter-
ling, dem Ko h lw eißli n g, der den ganzen Frühling
und Sommer über in allen Gärten umher fliegt, am
leichtesten beobachten. Er klebt seine gelben Eyer, die
kleinen Kegelchen gleichen, auf Kohl, und zwar, da-
mit ihnen der Regen nicht schade, auf die untere Seite
der Kohlblätter. Die Larven, die daraus kommen,
und die man bey den Schmetterlingen Raupen nennt,
sind anfangs kleine gelblich grüne Räupchen, die sehr
gefrässig sind, und überaus schnell wachsen. Die er-
wachsenen Raupen kriechen an Baumstämmen oder
Mauern hoch empor, um sich einzupuppen. Das
glätteste Glas der Fenster hält sie nicht auf. Wie sie
aber da klettern können, fällt euch wohl nicht ein! —
Sie spinnen, indem sie ihren Kopf beständig hin und
her bewegen, kleine Fädchen an; diese dienen ihnen
gleichsam zu einer Strickleiter. Aus der Puppe kommt
endlich der Schmetterling, der nicht mehr von grünen
Blättern, wie die Raupe, sondern von dem Safte
der Blumen lebt; dazu dient ihm sein künstlicher Säug-
rüssel, den er gerade ausstrecken, oder wie eine Uhr-
feder zusammen rollen kann. Sein Auge ist, wie fast
alle Insektenaugen, von denen ihr noch weiterhin hö-
ren werdet, aus mehreren tausend Aeuglein zusam-
men gesetzt.
2. Wenn wir einen solchen weißen Schmetterling
fangen, so bleibt uns eine mehr oder weniger große
Menge weißer Stäublein an den Fingern kleben.
132
ftück ist. Dieser Rüssel, oder vielmehr die Nase des
Elephanten, durch die er auch Athem holt, ist eine
Elle lang und ungemein gelenkig. Das Thier kann
diesen Rüssel bis auf drey Ellen verlängern, nach
allen Seiten drehen und wenden, und es bedient
sich desselben anstatt eines Armes. Das vordere Ende
seines Rüssels bildet einen höchst gelenkigen Finger,
mit dem es Vieles zu leisten vermag, was ein Mensch
mit Einem Finger nicht zu Stande bringen könnte.
Der Elephant rupft damit Gras ab, oder langt von
den Bäumen Laub herab und steckt es dann büschel-
weis in das Maul, das sich unter dem Rüssel be-
findet. Der Rüssel ist zugleich so fein und so stark,
daß der Elephant damit eine Blume abbrechen, oder
einen Baum ausreißen kann. Er pflückt sich auch
gern einen Strauß von Blumen, um daran zu rie-
chen, und bricht Baumzweige ab, um sich damit die
Fliegen abzuwehren. Um zu trinken füllt er zuerst
seinen Rüssel mit Wasser und spritzt dieses dann in
das Maul. Aus seinem Maule ragen zwey gewaltige
Zähne hervor, deren Einer bey ganz erwachsenen
Elephanten über 150 Pfund schwer wird, und die
ihm, wie dem Stiere die Hörner, zu seinen Waffen
dienen. Sie bestehen aus dem feinsten Beine, das
man Elfenbein nennt, und aus dem man die herr-
lichsten Bildhauerarbeiten verfertigt. Seine Ohren
sind mit herabhängenden ungeheuer großen Ohrlappen
bedeckt, die er bewegen, womit er klatschen und sich
die Augen auswischen kann. Seine Augen sind nur
klein, aber sehr lebhaft. Sein Geschrey, das zugleich
aus Maul und Rüssel dringt, hat einige Aehnlichkeit
mit mächtigen Trompetenstößen. Er wird über hun-
dert Zentner schwer. Bey dieser ungeheuren Schwere