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S. Der Knabe im Walde.
(Lin Knabe lief in den Wald. Da rief ihm der Eichbaum zu:
„Komm, lagere dich in meinen Schatten!" Der Knabe antwortete
freundlich: „Schönen Dank, wenn ich zurück komme, will ich es
thun; jetzt bin ich noch nicht müde!" Darauf begegnete er der Mai-
blume, die sprach: „Komm, rieche meinen Duft!" Der Knabe ging
hin, und weil sie so lieblich roch, sprach er: „Maiblümchen, ich will
dich mitnehmen zu meiner Mutter." Und die Blume war cs zufrie-
den. Nun erblickte er die rothe Erdbeere, die rief ihm auch zu:
„Komm, pflücke mich, ich bin reif." Da antwortete der Knabe: „Erd-
beerchen, dich will ich meiner Schwester mitnehmen." Und sie lies;
sich gerne brechen. Zuletzt kam der Knabe zu der Tollkirsche,
die rief ihm auch zu: „Komm, is; mich; gleicht nicht meine Frucht
der Kirsche?" Der Knabe aber antwortete: „Ich will dich abbrechen
und meinem Vater zeigen, der kennt dich besser als ich."
<>. Mittheilung.
Duisburg, den 20. Juli 1856.
Lieber Albert!
Gestern Nachmittag haben wir keine Schule gehabt. Unser lieber
Lehrer sagte am Vormittag: Kinder! ihr seid bisher immer fleißig und
brav gewesen, und habt mir dadurch viele Freude gemacht. Ich will
euch dafür auch eine Freude machen. Es ist schönes Wetter, und
wir wollen diesen Nachmittag einmal spazieren gehen. O, wie freuten
wir uns da! Punkt ein Uhr versammelten wir uns in der Schule,
und nun ging es hinaus. Aber rathe einmal wohin!? Inden Wald-
beerenbnsch. Das war eine Freude! Die Sonne schien so freundlich,
und unter den grünen Bäumen haben wir uns die Waldbceren gut
schinecken lassen. Gegen 5 Uhr gingen wir wieder nach Hause und
sangen unterwegs mehrere Lieder. Es war aber auch recht müde ge.-
worden Dein
Joseph Fischer.
7. Gefunden.
Ich ging im Walde so für mich hin, und Nichts zu suchen, das war
mein Sinn.
Im Schatten sah ich ein Vlümlein stehn, wie Sterne leuchtend,
wie Äuglein schön.
Ich wollt' cs brechen, da sagt' es fein: „Soll ich zum Welken
gebrochen sein?"
Ich grub's mit allen den Würzlein aus, zum Garten trug ich's,
am hübschen Haus.
Und pflanzt es wieder am stillen Ort. Nun zweigt es immer
und blüht so fort.
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Uebungen über das Vorhergehende.
1. Suchet in folgenden Sätzen die Zeitwörter auf:
Die Sonne scheint. Der Bauln grünt. Das Feuer
brennt. Die Pflanzen wachsen. Die Pferde ziehen. Die
Fische schwimmen. Die Würmer kriechen. Die Schule ist
nützlich. Kleine Kinder sind schwach. Der Maurer deckt
das Dach. Der Schreiner hobelt Bretter. Die Fuhrleute
führen Steine. Der Landmann bearbeitet das Feld, be-
säet den Acker, schneidet und drischt das Getreide.
2. Sltzkt ¡¡ii folgenden Hauptwörtern ein passendes Zeitwort:
Der Hund —, das Pferd —, die Gans —, dieziege —,
der Frosch —, der Wagen —, das Geld —, die Kette —,
der Wind —, der Bach —, der Hahn —, der Vogel —, die
Maus —, der Lustige —, der Traurige —, der Schläfrige—,
der Sterbende —, der Weinende —.
3. Welche von folgenden Zeitwörteln sind regelmäßig, welche
unregelmäßig?
Lernen, weinen, lachen, schlagen, zanken, streiten, raufen,
lesen, hören, riechen, schmecken, sehen, liegen, lügen, kommen,
befehlen, trinken, rechnen, schreiben, stehen, glauben, gra-
den, bauen, singen, loben, theilen.
4. Drücket folgende Sätze in der leidenden Form aus:
Die Eltern lieben ihre Kinder. Der Lehrer lehrte das
Kind. Der Jäger hat den Hasen erschossen. Der Schü-
ler hatte geschrieben. Gott wird uns einst Alle richten.
Ich bewundere das schone Gebäude. Wir hatten ihn ge-
fragt. Der Vater hat mir geschrieben.
5. Drücket folgende Sätze in der thätigen Form aus?
Das Kind wird von dem Lehrer gelobt. Der Sohn
wurde von dem Vater gewarnt. Der Verbrecher ist von
der Obrigkeit bestraft worden. Von dem Kaufmanne war
viel Geld bezahlt worden. Der Gute wird einst von Gott
belohnet werden. Die Bäume werden von dem Gärtner
veredelt. Ich wurde durch Krankheit im Schulbesuche gehindert.
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traurig da. Ringsum hatten nämlich Nesseln, Schlingpflanzen und an-
deres Unkraut gewuchert und dem Bäumchen die beste Kraft zum Wachs-
thum entzogen. So war es das kleinste geblieben. Warum, mein
Sohn, fragte jetzt der Vater, giebt dein Bäumchen keine Frucht und
steht so traurig da? —
§. 8. Der Sohn schlug die Augen zur Erde, Rothe bedeckte seine
Wangen, und er sprach: „Das Unkraut trägt die Schuld." — Also
verderben böse Gesellschaften die guten Sitten, redete ernst
der Vater; möchtest du, mein Sohn, nie wieder vergessen, was dich
das Bäumchen lehrt! Auch du ließest durch Lösen Umgang dich ver-
führen, und würdest du solchen künftig nicht vermeiden, so würden wir
von dir vergeblich Früchte hoffen!
Wilhelm umarmte den Vater mit heißen Thränen, vergaß dessen
Lehre nie und wurde ein braver Mann.
42. Der Gärtner und das Bäumchen.
O Gärtner, möchtest du mir sagen,
Warum ich den Verlust erlitt? —
So sagt' ein Baum, oen man beschnitt.
Der Gärtner sprach: Durch mein Bemüh'n
Wirst du im Frühling schöner blüh'n,
Und bess're Frucht im Herbste tragen.
Wie manches Nehmen giebt,
Wie manches Zögern eilet,
Wie manches Zürnen liebt,
Wie manch' Verwunden heilet I —
43. Der Spaziergang.
An einem schönen Morgen, als kaum die Sonne aufgegangen
war, fiel es Wilhelmen ein, auszugehen. Ich will, sagte der Knabe,
langsam gehen, und schlenderte behaglich dem Walde zu. Dorr
wohnte ein Förster, mit dessen Sohne Wilhelm Umgang hatte. Auf
seinem Wege begegneten ihm schon einige Fußgänger, welche mit ver-
schiedenen Waaren nach der Stadt eilten. Der Knabe schlug nun we-
niger gangbare Pfade ein, und war bald am Eingänge des Waldes
Tiefer in diesem sah er einen Greis, welcher mit unsicherem Gang im
Gehölze umherwankte, um sich ein Bündel Reisholz zu sammeln. Wil-
helm grüßte den Alten freundlich und empfand Mitleid über ihn.
- Ich begehe keinen Fehler, sprach er zu sich selbst, wenn ich dem
Manne ein wenig helfe. Er that es, und der Greis dankte herzlich.
Ach, sprach er, ftüher war mir dies Geschäft leichter. Aber Ju-
gend und Kraft sind vergänglich; jetzt bin ich alt, da wird es mir
sauer. Doch das Alter ist der Übergang zum Tode; bald werde ich
in den Himmel eingehen.
Wilhelm gingen die Worte des Greises zu Herzen und er sprach:
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Extrahierte Personennamen: Rothe Wilhelm Wilhelm Wilhelm