22. Deutschlands Zustand nach dem 30jährigen Krieg. 57
nur ein großer, sondern der größte Teil seiner Bewohner umfam, ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß sich das verworfenste Gesindel Europas ein Menschenalter lang auf dem blutgetränkten Boden Deutschlands herumtrieb, sengend, plündernd, mordend, allen Lastern frönend und vorher nie gekannte Grausamkeiten ausübend. Städte und ganze Landstriche waren verödet*). In der Gegend von Freising standen ganze Dörfer leer. „Innerhalb ganzer Quadratmeilen befanden sich in manchen Gegenden kein Pferd, feine Kuh, fein eßbares Tier, aber Bären, Wölfe in großer Anzahl; fein Fruchtbaum, fein Haus: Dickicht und Waldbäume standen auf Grund und Boden, welchen noch vor drei Jahrzehnten die Pflugschar durchzog;" ebenso in andern Gegenden Deutschlands. Das Schwert, der Hunger, Krankheit und Seuchen hatten Deutschlands Bevölkerung von etwa 16 Millionen auf ungefähr 4 Millionen gebracht.
c. Verwilderung.
Zn all' dem kommt noch, daß die den Krieg überlebenden Menschen geistig und sittlich verkommen, verwildert waren. Der Hunger hatte so überhand genommen, daß die Verstorbenen verzehrt, ja daß die Kinder von ihren Eltern geschlachtet und gegessen wurden. Ganze Banden bildeten sich, die auf Menschen Jagd machten, um ihr Leben zu fristen.
d. Landwirtschaft.
Daraus ergibt sich, welch' großen Rückgang die Landwirtschaft nehmen mußte. Ans blühenden Gärten und wohlangebauten Gegenden waren traurige Wüsteneien, waren Wälder geworden. Mangel an Menschen, Vieh und Getreide ließ erst allmählich eine Besserung zu. Nicht selten mußten Weiber und Kinder den Pflug ziehen.
6. Gewerbe.
Ebenso hatte das deutsche Gewerbe gelitten. Die Wollweberei blühte vor dem Kriege jahrhundertelang und brachte
*) Augsburg hatte vor dem Kriege gegen 90 000 Einwohner, nach demselben noch 6000; Berlin sank von etlun 25 000 ebenfalls auf 6000. Sachsen verlor von 1631—1632 etwa 1 Million Menschen; die Psalz sank von V2 Million aus 50000; Böhmen verlor etwa 2v2 Million.
ß**
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europas Deutschlands Deutschlands Deutschlands Berlin Sachsen
20
den zufügen!" Was die Mutter vorausgesagt hatte, ging auch richtig
in Erfüllung. — Eines Tages sollte Ernestine aus dem Garten
Petersilie holen. Sie lief nach ihrer gewohnten, hastigen Weise fort
und sah nicht auf den Weg. Der Gärtner aber hatte eine Harke
liegen lasten. Auf diese trat das unvorsichtige Kind so heftig, daß
der Stiel schnell in die Höhe schlug und des.mädchens Nase sehr
hart traf. Blutend und schreiend kam Ernestine nun ohne die Peter-
silie wieder in die Küche. — Die erschrockene Mutter wusch schnell
das blutende Gesicht mit kaltem Wasser. Aber Ernestinens Nase
schwoll sehr an, auf der Stirne bekam sie eine dicke Beule und hatte
noch lange nachher ein recht häßliches (entstelltes) Gesicht.
Wer ist wohl nun vorsichtig? Wovon kommt das Wort her? — Von
vor sich sehen. — Wer ist unvorsichtig?
13. Anzeige und Bitte.
Lieber Herr Lehrer!
Gestern wurde ich von der Mutter in den Garten geschickt, um
etwas für sie zu holen. Im unvorsichtigen Laufen trat ich auf eine
im Wege des Gartens liegende Harke. Der Stiel der Harke schlug in
die Höhe, und traf meine Nase so sehr, daß diese dick angeschwollen ist.
Ich kann nun einige Tage nicht in die Schule kommen. Damit ich
aber nicht ganz zurückbleibe, so büte ich Sie, mir durch Lieschen Mül-
ler meine Bücher zu schicken, damit ich mich zu Hause üben kann.
Werden, den 25. August 1856. Ihre gehorsame Schülerin
Ernestine Keller.
14. Das Täubchen.
Einmal ging Frau Elise zur neubegrünten Wiese mit ihren Kinderlein.
Sieh' da! auf einem Acker spazieret frisch und wacker ein Täubchen, zart
und fein, hübsch mit dem Köpfchen nicket, bald da-, bald dorthin picket
mit seinem Schnäbelein. „Seht!" sprach die fromme Mutter, „das Täub-
chen dort sucht Futter.. Nun merket fleißig auf! Wenn es was aufgepicket,
seht, seht ihr's jetzt? — so blicket es in die Höh' hinauf. Drum, Kinder,
wenn ihr esset, das Beten nicht vergesset! Seht auch zum Himmel auf!"
13. Die rauchenden Schornsteine.
Gottfried bemerkte die rauchenden Schornsteine der Häuser, als
man das Mittagesten zubereitete. Da mußte er denken: Mein Gott!
es steigt der Rauch von unsern Küchen täglich und häufig auf; so sollen
überall auch Dankbarkeit und Gebet zu dir, dem Geber aller guten
Gaben, als Opfer auffteigen. Ach, laß mich dies niemals vergessen! —
16. So soll es sein.
Ein Kindesherz soll sein Wie die Vöglein im Gebüsch
Wie die Lilie so rein, So froh,
Wie der Thau so klar, Ja, so:
Wie der Spiegel so wahr, Als flög' es mit den Engeln gleich
Wie der Quell so frisch, Zu Gottes Thron ins Himmelreich!
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Ernestine Lieschen_Mül- August Ernestine_Keller Elise Gottfried
86
dem das nützliche £)i bereitet wirb. Wieber anbere besäet er mit
Flachs, welcher uns die Leinwand gibt, und aus bieier werben Hem-
den und anbere Kleibungsstücke verfertigt. Aus einige Acker werben die
nützlichen Kartoffeln, ober die Schotensrüchte: Erbsen und Bohnen
gepflanzt, auf anbere die Futterkräuter für das Vieh gesäet, als:
Klee, Wicken, Rüben, Möhren u. s. w. Den Klee trocknet man auch
zu Kleeheu. Aus Runkelrüben preßt man einen süßen Saft,
aus welchem Zucker gekocht wirb. — Wie herrlich ist im Sommer
das Felb! Welche Pracht, welche Mannigfaltigkeit zeigt sich da
überall, wohin unser Auge nur blickt! Hier ragen die schlanken Halme
des Getreides empor; es neigen sich die Ähren des Roggens, des
Weizens, der Gerste und die büschelartigen Rispen des Hafers;
bort blüht der Raps in gelber, der Flachs in blauer, die Kartoffel-
pflanze in weißer, blauer ober rother Farbe. Man hört die Vögel
lieblich singen, verschiebene Insekten summen und schwirren, und sieht
auch den Hirten mit seiner Heerbe.
Zwischen dem Getreibe und den übrigen Felbfrüchten finden wir
im Sommer auch noch viele anbere Pflanzen, welche der Ackers-
mann nicht gesäet ober gepflanzt hat. Sie pflanzen sich durch Samen
und Wurzeln selbst fort. Einige berselben haben die Kraft in sich,
kranke Menschen gesunb zu machen, und werben beswegen Arznei-
pflanzen genannt, z. B. die Camille. Rur wenige Pflanzen gibt es
im Felbe, deren Genuß dem Menschen schädlich ist. Diese heißen
Giftpflanzen. Unter dem Getreibe findet man z. B. häufig den
Taumellolch. Auch der schwarze Nachtschatten und der Gift-
Hahnenfuß werben bisweilen auf Ackern, Misthaufen, an Hecken u. s. w.
angetroffen. Die meisten Giftpflanzen wachsen aber nicht im Felde
und Garten, sondern in Wäldern und Wiesen und auf Schutthaufen.
Einige Kräuter wachsen so zahlreich zwischen den angebauten
Pflanzen, daß sie diesen schädlich sind. Sie müssen ausgerottet
werden und machen dadurch dem Ackersmann viele Last. Diese lästi-
gen Kräuter sind: Die Quecke, die Distel, der Hederich u. s. w.
Sie heißen Unkraut.
Im Sommer reift das Getreide. Wenn es reif ist, wird es mit
der Sichel abgemähet oder mit der Sense abgeschnitten, in Garben
aufgebunden und getrocknet, und der Bauer fährt es nach Hause in
seine Scheune. Im Herbste werden die Kartoffeln ausgemacht und
in den Keller gebracht. Hat der Landmann nun alle Feldfrüchte
glücklich in Scheune und Keller gebracht; so vergißt er auch nicht, dem
lieben Gott, der dem Felde zur rechten Zeit Regen und Sonnenschein gab,
für diesen reichen Segen zu danken. Er feiert alsdann das Erntefest.
Nun ist das Feld nicht mehr so schön, als im Sommer. Es ist
kahl und todt, und der rauhe Wind weht über die Stoppeln. Hier
und da nur pflügt ein Bauer, oder säet Roggen und Weizen für das
künftige Jahr; sie heißen Winterfrucht. Von den andern Feldfrüchten
säet man den Samen im Frühjahre, und diese heißen Sommerfrüchte.
100
Schreibet Namen von allen euch bekannten Bäumen auf! — Weiche
von diesen Bäumen sind Obstbäume? — Welche sind Waldbäume? —
Schreibet Namen auf von allen euch bekannten Sträuchern! — Welche
von den aufgeschriebenen Bäumen und Sträuchern sind Laubholzpflanzen?
— Welche sind Nadelholzpflanzen? —
Schreibet Namen auf von Kräutern, die ihr kennt! — Welche von
diesen Kräutern sind Gemüsepfl anzen? — Welche sind Futterkräuter?
— Welche sind Arzneikräuter? — Welche sind Blumen? — Welche
heissen Unkraut? — Welche sind Giftpflanzen?
Schreibet die Namen der Getreidegräser auf! — Welche Getreide-
gräser tragen Ähren? — Welche Rispen? —
7. Das Eichhörnchen.
Sitzen, hüpfen, festhalten, knabbern, knacken, klettern, springen, gucken,
sammeln, liegen, schaden.
Das Sitzen, der Sitz, der Satz u. s. w.
Das Hüpfen des Eichhörnchens u. s. w. —
Das Eichhörnchen ist munter; die Eichhörnchen sind munter. Ist das
Eichhörnchen munter? Sind die Eichhörnchen munter? U. s. w.
Das Eichhörnchen ist ein Thier; die Eichhörnchen sind Thiere. Ist
das Eichhörnchen ein Thier? Sind die Eichhörnchen Thiere? U. s. w.
Das Eichhörnchen sitzt; die Eichhörnchen sitzen. Sitzt das Eich-
hörnchen? Sitzen die Eichhörnchen? U. s. w.
Das Eichhörnchen ist ein gar niedliches Thierchen und hat
einen weichen, langhaarigen Pelz. Den trägt es Sommer und
Winter hindurch, nur daß er im Sommer fuchsroth, im Winter
dagegen grau aussieht. Besonders possirlich ist es anzusehen, wenn
das Thierchen auf seinen Hinterbeinen sitzt und in seinen Vorder-
pfoten einen Tannenzapfen hält. Da feilt es mit den vier
scharfen Schneidezähnen, die es in seinem spitzen Schnäuzchen
hat, emsig an demselben herum, schneidet eine Schuppe nach der an-
dern ab und knabbert die Samenkörner, die hinter den Schuppen
liegen. Dabei hält es den Luschigen Schwanz, dessen Haare sorg-
fältig nach zwei Seiten gekämmt sind, zierlich gebogen wie ein 8, in
die Höhe und reckt die Hörnchen empor. Die spitzen Ohren sehen
nämlich von Weitem wie Hörner aus; denn sie sind mit langen Haar-
büscheln besetzt. Das Eichhörnchen kann tüchtig knacken: Eicheln,
Buchenkerne, Haselnüsse, Kastanien. Es ist ein lebendiger
Nußknacker. Dann ist es aber auch ein Meister im Klettern. Wie
niedlich springt es von Ast zu Ast! Wie pfiffig guckt es dich mit
seinen großen, muntern Augen an und streckt seinen ziemlich dicken
Kopf hinter dem Baume hervor, wenn du etwa nach ihm werfen
willst! Fängst du gar an, es zu jagen; so macht es oft zehn Fuß
weite Sätze, von einer Baumspitze zur andern. Dabei breitet es
seine Beine wagerecht aus und streckt seinen langen Schwanz gerade
nach hinten, damit es sich den Sprung erleichtert.
Die Eichhörnchen leben verträglich beisammen. Aus Zweiglein,
Moos und Heu bauen sie sich mehrere Nester in hohen Bäumen oder
Astwinkeln. "Diese Nester befinden sich auf verschiedenen Bäumen, sind
55
Der Schmetterling aber flog wieder in den Garten und dachte
bei sich: Einmal in Gefahr gewesen und nicht wieder. Ich werde
künftig meine Besuche abkürzen, und wenn mir's auch noch so gut ge-
fiele oder schmeckte.
19. Das Naupennest.
Karl sah in einer Gartenhecke einen Nesselbusch, der ganz mit
Raupen bedeckt war. Es waren lauter häßliche, schwarze Thiere
mit stachlichten Rücken und grünen Streifen zwischen den Sta-
cheln. „Soll ich die Raupen todt treten?" fragte Karl seinen Vater.
„Nein," sagte der Vater; „denn wie du siehst, nähren sie sich von den
Nesseln, sind aso nicht schädlich. Wenn sie aber auf einem Kirsch-
baume säßen, dann dürftest du sie als schädliche Thiere todt treten.
Nimm sie mit nach Hause und füttere sie!" Freudig trug der Knabe
die Raupen nach Hause, steckte sie mit den Nesseln in ein großes Glas
und band ein Papier darüber. In das Papier stach er kleine Löcher,
damit die Raupen nicht erstickten, und freute sich nun, wie die Raupen
ein Blatt nach dem andern abfraßen. Am andern Tage nach dem
Frühstücke fragte der Vater: „Hast du denn deinen Raupen auch Früh-
stück gegeben?" O, sagte Karl, die Raupen haben noch das ganze
Glas voll Nesteln. „Aber, sieh sie an," sagte der Vater, „ob sie
nicht ganz vertrocknet sind. Dürre Nesseln können die armen Thierchen
doch nicht fresten. Du hast die Gäste eingenommen, nun ist es auch
deine Pflicht, sie zu ernähren; denn sie selber können es doch nicht
mehr." Da vergaß Karl seine Pfleglinge nicht mehr.
Am sechsten Tage wollte er ihnen wieder Futter geben; aber, o
Wunder! da er das Papier wegnehmen wollte, hatten sich alle Rau-
pen daran gehängt. Theils am Papiere, theils am Glase saßen sie
mit den Hinterfüßen so fest, als wenn sie angeleimt wären. Besorg-
lich fragte Karl seinen Vater: Ach, was fehlt doch meinen Räupchen,
lieber Vater? Ich habe sie doch alle Tage ordentlich gefüttert, und
nun werden sie mir doch wohl sterben! „Sei ruhig!" antwortete der
Vater, „sie werden nicht sterben, sondern dir noch viele Freude machen.
Laß sie nur ungestört hangen!" Das that Karl und machte ganz be-
hutsam das Glas wieder zu. Kaum war er am folgenden Morgen
aus dem Bette, so lief er zu dem Glase, und steh, da gab es schon
wieder etwas Neues. Die Raupen waren verschwunden, und nun
hingen lauter länglichrunde Püppchen da, mit einer kleinen Krone
auf dem Kopfe. Sie lebten und bewegten sich hin und her. Karl
machte große Augen, schlug die Hände zusammen und wußte nicht, was
er dazu sagen sollte. Endlich rief er: Vater, Vater! komm geschwind
her und steh, was aus memen Raupen geworden ist! — „Habe ich es
dir nicht gesagt," antwortete der Vater, „daß dir die Raupen noch
viele Freude machen würden? Betrachte sie nur recht genau; sie haben
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
— 47 —
befand sich ein langer Rüssel. Kurz es war ein ganz anderes Thier-
chen, als eine Raupe.
„Nun kannst du dir noch eine Freude machen," sagte der Vater.
„Nimm das Glas, trage es in den Garten und gieb den Schmetter-
lingen die Freiheit." Karl that es. Die Schmetterlinge flogen von
Blume zu Blume und sogen mit ihren langen Rüssel den Saft heraus,
wie die Bienen. Einige setzten sich und legten ihre Eier darauf, die
so fest angeklebt waren, daß sie nicht abfallen konnten. „Aus diesen
Eiern," sagte der Vater, „werden wieder kleine Raupen. Die fressen
aber täglich von den Blättern und werden schon nach einigen Tagen
so groß, daß sie nicht mehr Raum in ihrer Haut haben. Sie ziehen
darum ihr Nöckchen aus, aber darunter sitzt schon wieder das neue
und größere Gewand. Die Haut legen sie wohl viermal ab, bis sie
endlich die letzte Hülle abstreifen und eine Puppe werden."
Zu welcher euch bekannten Klasse von Thieren
gehört der Schmetterling? —
Wie viel Klassen von Thieren habt ihr schon bei den Haus-
thieren kennen gelernt? — Wie viele im Garten? — Wie
viel Klassen von Thieren kennt ihr also jetzt schon? — Zählet
sie aufl — Was sind Säugethiere? — Was Vögel? —
Was Insekten? — Was Würmer? —*)
9. Aufgaben.
1. Schreibet Namen von lebenden Dingen im Garten auf: 10 Thier-
namen und 10 Pflanzennameni — Dann 10 Namen von leblosen Dingent
2. Zeichnet ein Blatt von einem Apfelbaum, von dem Stachel-
beerstrauch! — Zeichnet einen Apfel, eine Stachelbeere!
3. Schreibet die Namen aller Theile vom Apfelbaum auf! — Dann
die Namen aller Theile deö Stachelbeerstrauches!
4. Wie kann vcr Hund sein? — Wie die Kuh?— Wie das Huhn? —
Wie der Kanarienvogel? — Wie ist die Biene? — Wie ist die Stuben-
fliege? — Wie ist die Schnecke? — Wie der Regenwurm? — Schreibet
da8 Gesagte aufl Der Hund kann sein: Gros;, klein, alt u. s. w. u. s. w.
5. Wie kann der Apfelbaum sein? Der Apfelbaum kann sein: Dick,
dünn, gerade u. s. w.
Iii. Beschreibung des Gartens.
Groß, klein, lang, kurz, brait, schmal, viereckig, schiefwinkelig, recht-
winkelig, stumpfwinkelig, spitzwinkelig, dreieckig, eingeschlossen, eingetheilt,
naß, feucht, trocken, sonnig, schattig, hoch, niedrig, eben, abhängig, ange-
nehm, schön, fruchtbar, unfruchtbar, gedüngt, umgegraben, besäet, bepflanzt,
rein, nützlich.
Groß, größer, am größcsten u. s. w.
Der große Garten, die größere Wiese, der größrste Acker; dir großen
Gärten, die größeren Wiesen, die größcsten Acker u. s. w.
Zu einem Hause gehört gewöhnlich auch ein Stück Land, welches
dazu dient, Gemüse, Obst und Blumen darin zu ziehen. Das
») (Siehe Anmerk. S. 4!)
84
wenn uns der Rosenzweig, die Vrombeer-Ranke oder der Weißdorn
ritzen, so sticht es zwar, doch ist der Schmerz auch bald vorbei. Jedes
Haar der Nessel ist angefüllt mit einem scharfsauern Giftsafte. Der
dringt mit der Spitze des Haares in die Wunde, die feine Spitze
bricht leicht ab, da sie sehr spröde ist, lind jener Saft erzeugt nun
den heftigen Schmerz.
Voll Abscheu die Nessel betrachtend, fragst du jetzt: „Warum hat
Gott dieses lästige Unkraut denn geschaffen?" Häufig wirst du in
den Blättern der Nessel Löcher bemerken, und dann findest du auch
meist an ihrer unteren Seite stachelige, schwarze Raupen, häßlich
anzusehen, wie die Nessel selbst. Die fraßen die Löcher ein und
schmausten von den scharfen Blättern, ohne sich zu schaden; ja, sie
mögen sogar fein anderes Futter haben und hungern sich zu Tode,
lvenn man ihnen anderes, als Nesselfutter, bietet. Sie werden von
solcher Speise groß und dick, und nach wenig Wochen haben sie sich
in Schmetterlinge verwandelt. Kein Pfauenspiegel, kein großer
und kleiner Nesselfalter würde mit seiner wundervollen Farben-
pracht im hellen Sonnenschein von Blume zu Blume flattern und so
Kinder und Erwachsene ergötzen, wenn nicht die Nesseln die Raupen
dieser schönen Schmetterlinge genährt hätten.
Die jungen Nesselblätter sind nicht bloß den Raupen ein will-
kommenes Futter; im Frühjahr suchen fleißige Bauernmädchen, mit
Handschuhen an den Händen, die Nesseln körbevoll zusammen, zer-
stampfen sie daheim und mischen sie mit Kleie zu einer vortrefflichen
Speise für die jungen Gänschen. Diese werden von solcher Kost
bald groß und stark lind liefern die Gänsebraten und die weichen Bett-
federn. Es hat die Nessel zu dem saftigen Braten und zu dem schonen
Bett auch redlich mitgeholfen. Ja, zur Zeit der Hungersnoth, wenn
Kartoffeln und Getreide schlecht gerathen waren, griffen arme Leute
schon oft zur Nessel und bereiteten aus ihr ein Gemüse, das dem
Kohl ähnlich schmecken soll.
Was meinst du nun zur Nessel? Ist sie dir noch der schlimme
Bvsewicht? — Sie, welche die Raupen nährt und Gänsen, Kühen
lind Menschen sich zur Speise bietet, sie giebt dir einen Fingerzeig,
daß manches Ding, das anfangs dir schlimm erscheint, doch im Grunde
gut ist, und daß du daruin nicht vorschnell etlvas tadelst, weil cs seine
Tugend nicht zur Schau trägt.
3. Vergleichung der Kartoffelstaude mit der
Brennneffel.
Die Brennneffel brennt; das thut die Kartoffelstaude nicht. Die
Kartoffelstaude liefert uns die nährenden Kartoffeln, und wird darum
iin Garten und auf dem Felde angebaut. Die Neffel wächst an
Hecken, Rainen und Schutthaufen ohne Anbau und schadet den andern
Pflanzen; sie ist ein Unkraut. Die Kartoffelstaude ist eine Pflanze,
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
106
Der Schreiner arbeitet. Die Schreiner arbeiten. Der Schreiner h a t gear-
beitet. Die Schreiner haben gearbeitet. Der Schreiner wird arbeiten. Die
Schreiner werden arbeiten. — Der Schreiner geht. Die Schreiner gehen.
Der Schreiner ist gegangen. Die Schreiner sind gegangen. Der Schreiner
wird gehen. Die Schreiner werden gehen. U. s. w.
Arbeitet der Schreiner? Arbeiten die Schreiner? U. s. w.
(Ebenso die übrigen Aufgaben — zuerst mündlich, dann schriftlich.)
5. Was thut der Bauer?
6. Was thut die Mutter?
Der Bauer kann:
Pflügen, säen, eggen, mähen, binden, fahren, reiten, aufladen, abladen, an-
spannen, abspannen, füttern, 'streuen, reinigen, düngen, jäten, einfahren, dreschen,
verkaufen.
Das Pflügen, der Pflug; das Säen, die Saat; das Mähen, der Mäher
u. s. w.
Was pflügt der Bauer?
Der Bauer pflügt den Acker. Der Bauer säet den Samen. U. s. w.
Pflügt der Bauer den Acker? U. s. w.
Wo pflügt der Bauer?
Der Bauer pflügt auf dem Felde. Der Bauer mähet auf dem Acker.
Der Bauer fährt über die Landstraße. U. s. w. — Pflügt der Bauer auf
dem Felde? U. s. w.
Wann pflügt der Bauer?
Der Bauer pflügt'bet Tage. Der Bauer säet im Frühlinge. Der
Bauer egget des Morgens. U. s. w. — Pflügt der Bauer bei Tage?
U. s. w.
Wie pflügt der Bauer?
Der Bauer pflügt gerade. Der Bauer säet schnell. Der Bauer egget
schief. U. s. w. — Pflügt der Bauer gerade? U. s. w.
(Ebenso die 6. Aufgabe mündlich und schriftlich.)
Iii. Kcschreibnng de» Walde« and der Wiese.
Nicht überall sind Gärten oder Felder; große Vodenflächen sind
auch mit Bäumen und Sträuchern besetzt. Das ist der Wald. Ein
kleiner Wald heißt das, Gehölz oder der Busch. Die Wälder ge-
hören entweder verschiedenen Bewohnern der Gemeinde, oder sie sind
das gemeinschaftliche Eigenthum aller Gemeindebürger (Gemeinde-
Eigenthum). Die Bäume im ^Walde heißen Wald bäume und
stehen nicht, wie im Garten, in geraden Reihen, sondern unregel-
mäßig durcheinander; denn sie haben sich meistens selbst gesäet. An
manchen Stellen stehen sie so dicht bei einander, daß man durch das
Dickicht nicht hindurch gehen kann. Die Waldbäume sind entweder
Laub- oder Nadelhölzer. Die Sträucher und die untern Aste der
Bäume werden bisweilen abgehauen, damit die Bäume desto besser
wachsen können. Das abgehauene Holz wird als Reisig in Bün-
del gebunden, und diese Bündel heißen Schanzen. Sie dienen als
Brennholz. Die Bäume bleiben stehen, bis sie hoch und dick genug
sind. Dann werden sie umgehauen und zu Balken und Brettern zer-
schnitten, um als Bauholz u. s. w. benutzt zu werden. Es dauert
aber oft über hundert Jahre, che ein Baum hierzu dick und hoch ge-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
110
1. Die grüne Stadt.
Ich weiß euch eine schöne Stadt, die lauter grüne Häuser hat; die
Häuser, die sind groß und klein, und wer nur will, der darf hinein.
Die Straßen, die sind freilich krumm, sie führen hierund dort herum;
doch stets gerade fortzugeh'n, wer findet das wohl allzuschön? Die
Wege, die sind weit und breit mit bunten Blumen überstreut; das
Pflaster, das ist sanft und weich, und seine Färb' den Häusern gleich.
Es wohnen viele Leute dort, und alle lieben ihren Ort; ganz deut-
lich sieht man dies daraus, daß jeder singt in seinem Haus. Die
Leute, die sind alle klein, denn es sind lauter Vögelein, und meine
ganze grüne Stadt ist, was den Namen „—" sonst hat.
2. Zn den Wald!
Hinaus, hinaus zum grünen Wald, wo Alles singt und klingt,
wo froh der Vögel Lied erschallt, daß es zum Himmel dringt!
Dort singet hell die Nachtigall, der Distelfink stimmt ein, die
Drossel schlägt mit lautem Schlag, — das muß ein Jubel sein!
Und mit den Vög'lein singen wir in frischer Waldeslust, o, lieber
Gott! zur Ehre dir ein Lied aus voller Brust.
3. Vom Bäumlein, das andere Blätter
hat gewollt.
Es ist ein Bäumlein gestanden im Wald, in gutem und schlechtem
Wetter; das hat von unten bis oben nur Nadeln gehabt statt Blät-
ter; die Nadeln, die haben gestochen, das Bäumlein, das hat gesprochen:
Alle meine Kameraden haben schöne Blätter an, und ich habe nur
Nadeln, niemand rührt mich an; dürft' ich wünschen, wie ich wollt',
wünscht' ich mir Blätter von lauter Gold.
Wie's Nacht ist, schläft das Bäumlein ein, und früh ist's wieder
aufgewacht; da hatt' es goldene Blätter fein, das war eine Pracht!
Das Bäumlein spricht: Nun bin ich stolz; goldene Blätter hat kein
Baum im Holz.
Aber wie cs Abend ward, ging der Räuber durch den Wald, mit
großem Sack und langem Bart, der sieht die gold'nen Blätter bald;
er steckt sie ein, geht eilends fort und läßt das leere Bäumlein dort.
Das Bäumlein spricht mit Grämen: Die goldnen Blättletn
dauern mich; ich muß mich vor den andern schämen, sie tragen so
schönes Laub an sich; dürft' ich mir wünschen noch etwas, so wünscht
ich mir Blätter von hellem Glas.
Da schlief das Bäumlein wieder ein, und früh ist's wieder auf-
gewacht; da hatt' es gläserne Blätter fein, das war eine Pracht! Daß
Bäumlein spricht: Nun bin ich froh; kein Baum im Walde glitzert so.
Da kam ein großer Wirbelwind mit einem argen Wetter,
der fährt durch alle Bäume geschwind und kommt an, die gläsernen
Blätter, da lagen die Blätter von Glase verbrochen in dem Grase.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]