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1. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 10

1903 - Berlin : Nicolai
er nach Gallien, dem heutigen Frankreich, um einen Aufstand zu stillen, der dort gegen die Römer ausgebrochen war. Von hier gingen die Westgoten nach Spanien und gründeten dort unter Wallia zu beiden Seiten der Pyrenäen ein Reich mit der Hauptstadt Toulouse. 4. Attila. Beginn der Völkerwanderung. Durch den Einfall der Hunnen, die von Osten her auf die Deutschen drängten, wurden auch diese aus ihren Sitzen vertrieben. Sie wandten sich nach dem Westen und Süden Europas. Man nennt diese Bewegung ganzer Völkerschaften die Völkerwanderung. Deutsche Völker wanderten noch Spanien, Italien, in die Balkanhalbinsel, nach Britannien, nach Gallien, sogar nach Afrika aus und gründeten neue Reiche. Die Hunnen. Die Hunnen waren häßliche Menschen. Sie hatten eine gelbbraune Gesichtsfarbe, dicke Köpfe, platte Nasen und schief liegende Augen. Ihre Backenknochen traten scharf hervor. Die Knaben zerkratzten oder zerschnitten sich das Gesicht, damit ihnen der Bart nicht wüchse. Sie kamen selten von den Pserden; daher waren ihnen vom vielen Reiten die Beine schief geworden. Unter ihren Sätteln lag das rohe Fleisch, das sie so mürbe ritten und ungekocht verzehrten. Sie kannten keinen Ackerbau, hatten keine festen Wohnsitze, waren bald hier, bald dort und lebten nur vom Raube. Sie glaubten auch an keine Gottheit. So zahlreich wie der Saud am Meere schien dieses wilde Volk zu sein. Attilas Zug durch Europa. Die Schlacht bei Chalous. Am gefährlichsten aber wurden die Hunnen dem römischen Reiche und den deutschen Völkern, als Attila sie zu einem Reiche vereinte. Er war ein kriegerischer, kluger Herrscher. Die Deutschen nannten ihn Etzel. Er war grausam und im Zorne furchtbar. Wer sich ihm widersetzte, wurde schonungslos vernichtet. Wo die Hufe seiner Rosse den Boden betraten, da wuchs kein Gras mehr. Er kam den andern Völkern vor, wie eine Geißel, die Gott geschickt, ihre Sünden zu strafen. Er hatte seinen Sitz in Ungarn aus-geschlagen; von hier aus herrschte er über viele Völker. Jni Jahre 450 unternahm er einen großen Heereszug nach dem Westen; auch deutsche Völkerschaften mußten ihm Heeresfolge

2. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 17

1903 - Berlin : Nicolai
17 Volk aber rief: „Heil und Sieg dem römischen Kaiser!" Das hieß, Karl sollte über allen andern Königen stehen. Karls Person und Tod. Karl war von königlicher Gestalt; sein kraftvoller Körper, sein fester Gang, sein majestätisches Antlitz gaben ihm das Ansehen eines Herrschers. In seiner Kleidung war Karl einfach, nur bei feierlichen Gelegenheiten erschien er in kaiserlichem Schmuck. Stets hing ein großes Schwert an seiner Seite, dessen Griff und Wehrgehänge ans Gold waren. Er lebte auch einfach und mäßig, blieb daher lange gesund und rüstig-Er badete gern, besonders in den warmen Quellen zu Aachen, die ihm wohltaten. Als er fühlte, daß sein Ende nahte, krönte er seinen Sohn Ludwig zu seinem Nachfolger. Im Jahre 814 beschloß der Kaiser sein tatenreiches Leben und wurde in Aachen bestattet. Er verdient mit Recht den Namen „der Große". Karls Nachfolger. Leider war Ludwig, den man den „Frommen" nennt, seinem Vater ganz unähnlich, er war ein sehr schwacher Herrscher. Seine Söhne empörten sich gegen ihn. Auf dem Lügenfelde bei Kolmar ging sein Heer zu ihnen über, und die ruchlosen Kinder nahmen den Vater gefangen. Im Bußgewande mußte er bekennen, daß er nicht wert sei, die Krone zu tragen. Als Ludwig gestorben war, bekriegten die Söhne sich untereinander, schlossen dann Frieden und teilten sich in das Reich in dem Vertrage zu Verdun. Italien fiel an Lothar, Westfranken 843 (Frankreich) an Karl den Kahlen, Deutschland, das man damals noch Ostfranken nannte, an Ludwig den Deutschen. So entstand das deutsche Reich. Es zerfiel bald darauf in mehrere Herzogtümer, die unter der schwachen Regierung der letzten Karolinger fast ganz selbständig wurden. Der letzte der deutschen Karolinger war Ludwig das Kind. Er starb 911. 911 Traurige Zeiten. Unter so schwachen Herrschern traten traurige Zeiten ein. Die mächtigen Vasallen gehorchten den Königen nicht mehr; räuberische Feinde verwüsteten das Land. Von der See her kamen aus Skandinavien die Normannen. Auf ihren leichten Schiffen fuhren sie in die Mündungen der Flüsse ein und plünderten das Land nach Herzenslust aus; es gab keine Flotte, um sie zu verjagen. Sie brannten Hamburg nieder und plünderten Cöln inte/etntbdaf Eine andere Landplage waren die Ungarn Wahyarln^. M Hellen Haufen kamen sie Schillmann u. Ssiergßjgtd&igdigi X.c ~ '< r "Csv-ing 2 Elb- c:hdc Franks ui l / ivlain

3. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 52

1903 - Berlin : Nicolai
die sie ihnen willkürlich auferlegten, schwer gedrückt. Sie verlangten die alte Freiheit wieder. Nun hatte Luther in seinen Predigten die evangelische Freiheit verheißen. Er verstand darunter die Freiheit des Christen, in der heiligen Schrift zu forschen, aus ihr den Glauben zu schöpfen, der zur Seligkeit führt. Die Bauern aber meinten, sie dürften sich von den Lasten befreien, die ihre Herren ihnen widerrechtlich auferlegt hätten. Als ihnen diese nicht bewilligen wollten, was sie forderten, scharten sie sich zusammen und griffen zu den Waffen. Aus Erbitterung gegen ihre Herren verübten sie grausame Taten. Sie zerstörten die Burgen, erschlugen ihre Herren, die ihnen in die Hände sielen, und ließen ihre Wut auch an Unschuldigen, an Weibern und Kindern aus. Luther hatte anfangs für sie gesprochen; als er aber von ihren Greueltaten hörte, schrieb er eine Schrift „gegen die räuberischen und mörderischen Bauern". Diese wurden besiegt, und nun vergalten ihre Herren reichlich Grausamkeit mit Grausamkeit, schlugen die Bauern scharenweis tot und legten denen, die am Leben blieben, noch schwerere Lasten auf. Seine Gegner aber gaben Luther schuld. Sie behaupteten, er habe durch seine Reden und Schriften das Volk aufgewiegelt. Verbreitung der Lehre Luthers. Aber die Lehre Luthers, die evangelische genannt, verbreitete sich durch ganz Deutschland, sie faßte festen Boden in Nord- und Mitteldeutschland, aber auch in West- und Süddeutschland gewann sie zahlreiche Anhänger. Um das Jahr 1526 hatte die katholische Kirche die meisten Anhänger in Deutschland verloren. An die Spitze der Evangelischen traten mächtige Fürsten, so Friedrich der Weise von Sachsen und seine Nachfolger, Johann der Beständige und Johann Friedrich der Großmütige. Ein eifriger Verteidiger der evangelischen Lehre war auch der Landgraf Philipp von Hessen. In den Ländern dieser Fürsten verbreitete sich die evangelische Lehre ungehindert in Stadt und Dorf. Luther führte sie in die Kirchen und Schulen ein. Er vollendete die Übersetzung der Bibel und faßte seine Glaubenslehren in dem Großen und Kleinen Katechismus zusammen. Von den sieben Sakramenten der katholischen Kirche behielt er nur die beiden von Christus selbst eingesetzten, die Taufe und das Abendmahl, bei. An die Stelle der lateinischen Messe setzte er den deutschen Gottesdienst, legte besonderes Gewicht auf die Predigt und reichte das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Er

4. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 29

1903 - Berlin : Nicolai
in einer ungeteilten Seitenkapelle des Domes zu Speier. Da erst wurde der Bann aufgehoben und der Kaiser neben seinem Vater und Großvater im Dome selbst beigesetzt. Schwer hatte Heinrich in seiner Jngenb gefehlt; aber das Unglück hatte ihn gebessert. Er war im Alter milbtätig, nahm sich der Armen und Bebrängten an. Daher beklagte das Volk feinen Tod. Sein Sohn Heinrich V., der ihm folgte, schloß mit dem Papste einen Frieden, den man das Wormser Konkordat nennt. Danach wurden die Bischöfe von der Geistlichkeit frei gewählt. Der Papst übergab ihnen einen Ring und einen Stab und fetzte sie dadurch in ihr geistliches (kirchliches) Amt ein; der Kaiser überreichte ihnen das Zepter und belehnte sie dadurch mit den weltlichen Gütern. 10. Friedrich Barbarossa. Wahl und Person. Mit Heinrich V. war das fränkische Hans ansgestorben. Die Fürsten wählten zunächst Lothar von Sachsen und nach dessen Tode Konrad Iii., mit dem das tapfere Geschlecht der Hohenstaufen auf den Thron kam. Es hat mit aller Kraft danach gestrebt, das Kaisertum zur alten Herrlichkeit zu erheben, die weltliche Macht der Päpste zu brechen. Auf Konrat) Iii. folgte Friedrich I., den seine Zeitgenossen den Rotbart (Barbarossa) nannten. Es gab damals im Reiche zwei Parteien, die hohenftaufifche, Waiblinger, auch Ghibellinen genannt, und die der Welfen oder Gneisen. Die Welfen hielten es meist mit den Päpsten gegen die Hohenstaufen. Friedrich wurde von beiden Parteien gewählt, weil er auch mit den Welfen verwandt war. Früher war es zwischen beiden Parteien zu heftigen Kämpfen gekommen. („Hie Welf, hie Waibling!" Die treuen Weiber zu Weinsberg.) Der unselige Streit wurde durch Friedrich völlig beigelegt. Friedrich war von mittlerer Größe. Sein blondes Haar kräuselte sich über der Stirn, seine Augen waren scharf und durchdringend, feine Gesichtszüge heiter. Er war von fröhlichem Sinne, von hohem Mute und großer Kraft. Alle Fürsten leisteten ihm den Eid der Treue. Im Münster zu Aachen empfing er die Krone.

5. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 30

1903 - Berlin : Nicolai
Ordnung im Reiche. Es gab nicht wenige Ruhestörer im Reiche, meist adlige, die auf ihre Kraft und ihre Schwerter trotzend, sich den Gerichten nicht unterwerfen wollten, sondern sich selbst mit Gewalt Recht schafften. Sie führten miteinander oder mit den Städten Kriege, Fehden genannt. Unter diesen litten besonders die Dörfer schwer; sie wurden ausgeplündert, oft niedergebrannt. Räuber machten die Straßen unsicher, lauerten den Kaufleuten auf und plünderten ihre Warenzüge. Um diesem Unwesen ein Ende zu machen, brach Friedrich viele Burgen und verurteilte die Friedensstörer zu schimpflichen Strafen. So mußten einst Grafen Hunde meilenweit auf dem Rücken tragen. Kampf mit den lombardischen Städten. In der lombardischen Ebene waren viele Städte durch Handel und Gewerbe blühend geworden. Stolz auf ihren Reichtum wollten sie die Herrschaft der deutschen Kaiser abwerfen. Vor allen war Mailand mächtig durch die Zahl seiner Bewohner, seinen Reichtum und die Festig-feit seiner Mauern. In seinem Übermute bedrängte es auch andere kleinere Städte und suchte sie von sich abhängig zu machen. Friedrich erschien in Italien und forderte die Städte zum Gehorsam auf; aber Mailand schloß ihm die Tore. Da sein Heer nur klein war, mußte er sich damit Begnügen, einige kleinere Städte zu strafen. Kaiserkrönung in Rom. Nachdem sich Friedrich in Pavia die lombardische Krone aufs Haupt gesetzt hatte, eilte er nach Rom, um daselbst die Kaiserkrone zu empfangen. Hier herrschte große Unruhe: der Papst Hadrian Iv. war aus der Stadt vertrieben worden. Als Friedrich in die Nähe Roms kam, erschien Hadrian im kaiserlichen Lager. Doch wäre es bald zwischen beiden zu Feindseligkeiten gekommen; denn beim Absteigen vom Pferde hielt Friedrich dem Papste nicht, wie es üblich war, den Steigbügel. Zornig sprengte Hadrian davon und kehrte erst zurück, als Friedrich auf Zureden der Fürsten versprach, ihm diesen Dienst zu leisten. Lächelnd hielt er nun dem Papst den Steigbügel, indem er sagte: „Ich werde es zwar ungeschickt machen, da ich nie Stallknecht gewesen bin." Beide zogen nun gegen Rom. Eine Botschaft verkündete Friedrich vor der Stadt, daß ihn die Römer für 5000 Pfund Silber zum Kaiser machen wollten, wenn er die neuen Einrichtungen der Stadt bestehen lassen wolle. Er wies dieses Ansinnen stolz zurück und zog an der Spitze seines Heeres

6. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 34

1903 - Berlin : Nicolai
34 den Kampfspielen teil, und seine beiden ältesten Söhne wurden feierlich zu Rittern geschlagen. So zeigte der Kaiser hier der ganzen Welt den vollen Glanz des nun wieder in Frieden geeinigten Reiches. Noch lange gaben Sage und Lied Kunde von dessen Herrlichkeit. Friedrichs Kreuzzug und Tod. Im Jahre 1099 hatte ein großes christliches Heer unter dem Zeichen des Kreuzes den Türken Jerusalem entrissen und im gelobten Lande ein christliches Reich gegründet. Aber ein türkischer Sultan, namens Saladin, war in Palästina eingebrochen und hatte Jerusalem den Christen wieder entrissen. Da beschloß Friedrich Barbarossa einen Kreuzzug. Es erschien dem greisen Herrscher als ein gottgefälliges, eines römischen Kaisers würdiges Werk, an der Spitze seiner Ritterschaft Jerusalem von der Herrschaft der Ungläubigen zu befreien. Im Dome zu Mainz ließ er sich mit seinem Sohne Friedrich und Tausenden von Rittern das Kreuz auf die Schultern heften. Er rüstete sich zu diesem Zuge auf das sorgfältigste, zog dann an der Spitze eines stolzen Heeres durch das griechische Reich nach Konstantinopel, setzte über den Hellespont, drang unter vielen Mühen und Gefahren durch Kleinasien und schlug die Türken in einer großen Schlacht. („Schwäbische Kunde.") Als er aber im Süden Kleinasiens an den Fluß Saleph kam und keinen bequemen Übergang fand, sprengte der greise Kaiser in den Fluß, um den Seinen voran zu schwimmen. Da verschwand er vor den Augen des Heeres, die Wogen hatten ihn fortgerissen. Nun ergriff Mutlosigkeit das verwaiste Heer; ein großer Teil kehrte in die Heimat zurück, ein anderer zog zwar weiter, wurde aber von der Pest fast ganz aufgerieben. Auch der junge Friedrich fand den Tod. Von allen unsern alten Kaisern ist Friedrich Barbarossa dem Volke am längsten in der Erinnerung geblieben. Die Sage erzählt: Friedrich ist nicht tot, sondern im Kyffhäuser sitzt er verzaubert und wird wiederkommen, um Deutschland aus aller Not zu befreien. (Gedicht von Rückert „Barbarossa".) Seine Nachfolger. Auf Friedrich folgte sein Sohn Heinrich Vi., ein kräftiger König. Als Gemahl der Erbin von Neapel und Sizilien gelangte er auch in den Besitz dieser schönen Länder. Aber nach seinem Tode brachen schlimme Zeiten für Deutschland herein. Jede der beiden Parteien im Reiche wählte einen Kaiser; da

7. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 36

1903 - Berlin : Nicolai
36 Sitzungen im Geheimen halten und ihre Urteile selbst vollstrecken (Feme). Das war die kaiserlose, die schreckliche Zeit. Rudolfs Person und Wahl. Die Not des Landes bewog die Fürsten endlich, doch wieder einen deutschen König zu wählen. Die Fürsten waren dahin übereingekommen, zwar einen tapfern, aber nicht zu mächtigen König zu wählen. Er sollte imstande sein, die Zügel der Regierung mit starker Hand zu halten, dabei aber ihnen selbst nicht gefährlich werden. Besonders drangen die Bischöfe auf eine Wahl, denn auch die Kirche bedurfte des Schutzes. Der Erzbischof von Mainz und der Burggraf Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern empfahlen den Grafen Rudolf von Habsburg. Er war freilich kein Landesfürst, hatte aber reiche Güter in der Schweiz, in Schwaben und im Elsaß und war als ein treuer Anhänger der Hohenstaufen bekannt. So wurde er einstimmig gewählt. Rudolf war ein hagerer Mann, sieben Fuß hoch, hatte eine blasse Gesichtsfarbe und eine lange Habichtsnase. Er war als tapferer Kriegsmann bewährt, war klug und besonnen, schlicht in seinem Wesen und so ohne Stolz, daß er im Winter wohl beim nächsten Bäcker eintrat, um sich zu wärmen. Als ein frommer, leutseliger Herr nahm er sich der Armen und Bedrängten kräftig an. Um der Unordnung zu steuern, gebot er sofort einen Landfrieden, brach allein in Thüringen siebzig Raubburgen und ließ dreißig Raubritter hinrichten. Da kam wieder Ruhe und Ordnung in das Land. („Geendet nach langem verderblichen Streit war die kaiserlose, die schreckliche Zeit, und ein Richter war wieder auf Erden.") Kampf gegen Ottokar. Mit hellem Jubel hörte das Volk von dieser einmütigen Wahl. Als Rudolf nach Aachen zur Krönung ritt, waren drei Meilen weit die Straßen mit Menschen dicht besetzt. Alle Fürsten und Städte erkannten Rudolf als König an, nur Ottokar nicht, der stolze König von Böhmen. Er hatte in der kaiserlosen Zeit die österreichischen Länder an sich gerissen und weigerte sich nun, sie wieder herauszugeben. Der Ladung Rudolfs, vor dem Reichstage zu Nürnberg zu erscheinen, folgte er nicht, ebensowenig beachtete er die weiteren Aufforderungen; da beschloß der König den Krieg gegen ihn. Ottokar lachte bei der Nachricht, daß der „armselige" Graf ihn bekriegen wolle. Mit Rudolfs Mitteln sah es anfangs schlecht genug aus. Als ihn ein Ritter fragte, wo sein Schatzmeister sei, antwortete er:

8. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 39

1903 - Berlin : Nicolai
Menschen einschließt?" Vor einem Bürger in Zürich stand er vom Throne auf, weil dieser ihm einst das Leben gerettet hatte. Als er einmal nach Basel kam, besuchte er einen Gerber, der ihm schon früher bekannt gewesen war. Dieser geriet in nicht geringe Verlegenheit, als der deutsche König in seine Werkstatt trat und ihm kräftig die Hand schüttelte. Rudolf sagte oft: „Wohl regieren ist eine größere Kunst, als die Landesgrenzen erweitern, und dem Reiche wohl vorstehen ist besser, als das Reich vermehren." Im Sommer des Jahres 1291 weilte der greise König im Westen Deutschlands. In Germersheim fühlte er, wie ihm der Tod nahe trat. Da sagte er: „Wohlan, hin nach Speier, wo viele meiner Vorfahren ruhen. Damit mich niemand dahin zu tragen braucht, will ich zu ihnen eilen." So erreichte er Speier und lebte dort nur einen Tag. Im Dome ward er beigesetzt. („Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.") Das Andenken an seine edle, redliche Gesinnung lebte noch lange in dem Svrichwort fort: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht". 12. Maximilian I. 1 Das Reich. Nach dem Tode Rudolfs gab es wieder viel Zwietracht im deutschen Reiche. Neben dem habsburgischen Hause gelangte ein anderes, das luxemburgische, zu großer Macht, nachdem es Böhmen erworben hatte. Die Kaiserkrone erbte sich leider nicht, wie in Frankreich die Königskrone, vom Vater auf den Sohn oder den nächsten männlichen Verwandten fort, sondern Deutschland war ein Wahlreich, d. h. die Fürsten wählten jedesmal den Kaiser. Sie lenkten die Wahl gern auf einen Fürsten von geringer Hausmacht; denn unter einem mächtigen Herrscher fürchteten sie, die eigene Macht zu verlieren. Oft herrschte auch Uneinigkeit zwischen den Wahlfürsten, ja, es wählte die eine Partei diesen, die andere jenen zum Kaiser, wodurch viel Unheil über unser Vaterland hereinbrach. So kam es zu einem Kriege zwischen den Gegenkaisern Ludwig dem Bayer und Friedrich von Österreich. In der Schlacht bei Mühldorf siegte jener und nahm den Gegner gefangen. Den Sieg hatte Friedrich von Hohen-zollern entschieden. Ludwig ließ den gefangenen Gegner frei, damit er seine Anhänger bewege, die Waffen niederzulegen. Wenn ihm das nicht gelänge, sollte er in die Gefangenschaft zurückkehren.

9. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 76

1903 - Berlin : Nicolai
76 seine feurige Beredsamkeit aus. Auf einem Esel reitend, mit einem Stricke umgürtet, schilderte er die Not der Christen im gelobten Lande. Der Erfolg war ein großartiger; das Volk drängte sich zur Teilnahme an dem heiligen Kriege. Mancher zog aber auch weltlicher Vorteile wegen mit; denn Unfreie wurden durch ihre Teilnahme frei, Verschuldete ihrer Schulden ledig. Erster Kreuzzug. Die Fürsten bereiteten alles sorgfältig für den Heereszug bor, der in so weite Ferne gehen sollte; darüber berging geraume Zeit. Ein Teil des Volkes ließ sich aber bor Ungeduld nicht länger halten. Unter der Führung des Ritters Walther, genannt von Habenichts, und Peters von Amiens zogen unbesonnene Scharen dabon, ohne den Weg zu kennen, ohne für Lebensmittel gesorgt zu haben. Nach einigen Märschen glaubten sie, bald in Jerusalem zu sein. Sie fanden fast alle durch Hunger, Seuchen und das Schwert der Feinde den Untergang. Die Fürsten aber, nachdem sie sich wohl gerüstet hatten, bewegten sich in geordneten Märschen durch die fremden Länder und erhielten durch freundliches Übereinkommen von den Völkern Quartiere und Lebensrnittel. Sie zogen den Donaustrom abwärts, dann über den Balkan, im Tale der Maritza nach Konstantinopel, setzten nach Kleinasien über und durchzogen diese Halbinsel bis zur Küste Syriens. Unter ihren Feldherren ragte Gottfried von Bouillon, ein edler Held, Herbor. Die Kreuzfahrer erlitten auf dem Marsche biele Beschwerden, ja harte Not. Die Türken umschwärmten sie auf ihren flinken Pferden, töteten biele und berschwanden dann ebenso schnell, um bald wieder zu erscheinen. Sie bernichteten die Feldfrüchte und beschütteten die Brunnen, um die Christen durch Mangel zu berderben. Die heilige Lanze. Endlich gelangte das Heer nach der großen Stadt Antiochia und eroberte sie. Leider herfuhren die Christen mit großer Grausamkeit gegen die Einwohner. Sie hofften nun, sich dort von allen Mühseligkeiten zu erholen, kamen aber bald in die bitterste Not. Denn es erschien ein türkischer Sultan mit einem gewaltigen Heere und schloß sie in der Stadt ein. Da war bald der letzte Vorrat aufgezehrt; die Kreuzfahrer mußten mit ekelhaften Dingen ihr Leben fristen. Solche Not brachte biete zur Verzweiflung, sie ließen sich heimlich von der Mauer herunter, schwuren ihren Glauben ab und wurden Türken. Gottfried aber berlor den Mut nicht; er ermunterte durch sein

10. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 83

1903 - Berlin : Nicolai
83 Ein solches Turnier dauerte oft mehrere Wochen. Es war nicht ohne Gefahr für die Kämpfer; denn es gab oft zerbrochene Glieder, selbst Todesfälle waren nicht selten. Die geistlichen Ritterorden. In Jerusalem verbanden sich Christen, um Krankenhäuser zu gründen, in denen leidende Glaubensgenossen gepflegt werden sollten. Aus solchen Gesellschaften entstanden die geistlichen Ritterorden. Die Kranken bedurften auch des Schutzes, es traten daher Ritter hinzu; sie bedurften auch der Seelsorge, daher wurden die Ritter zugleich Geistliche. Sie gelobten, wie die Mönche, arm, keusch und gehorsam zu sein, zugleich aber Kranke zu Pflegen und gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Wahrend der Kreuzzüge kamen diese Orden durch ihre Tapferkeit zu hohem Ansehen, erwarben auch reichen Besitz an Geld und Gut. Die drei berühmtesten dieser Orden gehörten drei Nationen an; sie waren durch die Farbe der Mäntel, die sie über dem Panzer trugen, leicht zu unterscheiden. Die Johanniter, Italiener, trugen schwarze Mäntel mit dem weißen Kreuz, die Templer, Franzosen, weiße Mäntel mit dem roten Kreuz. Ein mildtätiger Deutscher hatte in Jerusalem ein solches Krankenhaus gegründet. Nachdem diese Stadt wieder in die Hände der Türken gefallen war, zogen sich die Pfleger nach der Küste zurück, um Verwundete und Kranke vor Acco zu pflegen, das von den Kreuzfahrern belagert wurde. Hier traten auch Ritter hinzu, die sich nach dem Namen der Jungfrau Maria, ihrer Schutzheiligen, Marienritter nannten. Mit ihnen gründete der Hohenstaufefriedrich, Barbarossas Sohn, den deutschen Ritterorden. Die Mitglieder trugen auf dem weißen Mantel ein schwarzes Kreuz. Kampf gegen die Ungläubigen, Beschützung der Bedrängten, der Witwen und Waisen, dazu Krankenpflege waren die Hauptaufgaben, die sich auch dieser Orden stellte. Er war es, der den heidnischen Preußen das Land an der Weichsel, dem Pregel, der Memel, am Frischen und Kurischen Haff entriß und dort den Ordensstaat Preußen gründete (Ii. Teil). Die Johanniter und vor ihnen wohl die Templer besaßen in der Nähe Berlins die Dörfer Marienfelde, Mariendorf, Tempelhof und Richardsdorf (Rixdorf). Die Ritterburgen.*) Um vor Feinden sicher zu sein, bauten die Ritter auf ihren Lehnsgütern befestigte Schlösser, Burgen, ge- *) Vergleiche: „Ritterburg" und „Im Rittersaale", „Kulturgeschichtliche Bilder von Ad. Lehmann". 6*
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