Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 102

1879 - Berlin : Nicolai
102 wollten. Am 18. Januar aber setzte Friedrich im Saale des Schlosses erst sich und darauf seiner Gemahlin Sophie Charlotte die königliche Krone aus das Haupt und ließ sich dann in der Kirche durch zwei Geistliche feierlich zu der neuen Würde salben. Große Volksbelustigungen schlossen das Fest. Nach der Rückkehr sand ein feierlicher Einzug in Berlin statt. — Bei der Neigung Friedrichs zur Pracht und seiner Freigebigkeit erforderte die Königswürde große Ausgaben, welche dem Volke manche Last auferlegten. Doch war dieselbe fortan für Friedrich und feine Nachfolger ein Antrieb, die. Macht des Staates so zu erhöhen, daß sie dem königlichen Namen auch entspräche. So bereitete die Krönung die künftige Größe Preußens vor, welche Friedrichs Nachfolger herbeiführten. — per spanische Erbfolgekrieg. Nach dem Aussterben der spanischen Königsfamilie kam es zwischen Frankreich und Oestreich um den erledigten Thron zu einem blutigen und langwierigen Kriege-Nach dem Krönt) ertrage mußte Friedrich dem Kaiser in demselben Hülfe leisten. Auch hier Zeichneten sich seine Truppen, geführt von dem tapferen Leopold von Dessau, Vortheilhaft aus, nahmen an mehreren Schlachten, z. B. bei Turin, ruhmvollen Antheil und ernteten das höchste Lob der Oberseldherren. Aber trotz aller Niederlagen seiner Heere setzte es Ludwig endlich doch durch, daß sein Enkel König von Spanien wurde und daß Oesterreich sich mit den Nebenländern begnügen mußte. Preußen gewann außer einigen deutschen Gebieten die Oberherrschaft über Neufchatel in der Schweiz; doch standen diese Erwerbungen in keinem Verhältnisse zu den Kosten des Krieges und dem Verlust an Menschenleben. Die Geldnoth stieg am Hose Friedrichs oft zu einer bedenklichen Höhe. Es wurde damals fast allgemein geglaubt, daß sich auf künstlichem Wege Gold herstellen lasse. Friedrich wurde von einem Abenteurer, welcher sich Gras von Ruggiero nannte, um ansehnliche Summen betrogen. — Angeregt durch seine geistvolle Gemahlin, welche, dem Prunk seines Hofes abgeneigt, in dem Dorfe Lietzen (Charlottenburg) im Kreise von Gelehrten und Künstlern lebte, erwarb sich Friedrich ein großes Verdienst um Kunst und Wissenschaft. Er ließ großartige Bauten ausführen, wie das königliche Schloß in feiner gegenwärtigen Gestalt, das Zeughaus, die lange Brücke, welche mit dem Erzstandbilde feines Vaters geschmückt wurde (Schlüter). Er gründete die Akademie für Kunst.und Wissenschaft

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 88

1879 - Berlin : Nicolai
§8 nun den brandenburgischen Hohenzollern sich die Aussicht eröffnete, einst Preußen zu erwerben, so setzte Joachim es, wenn auch mit großer Mühe, durch, daß der König von Polen ihm die Mitbelehnung ertheilte, wodurch er ihm und seinen Nachkommen das Recht der Erbfolge einräumte, wenn die Herzöge in Preußen aussterben sollten. Dieser Vertrag erregte in Berlin so große Freude, daß hier prachtvolle Freudenfeste gefeiert wurden. Die Einnahmen eines branden-burgischen Kurfürsten waren damals fehr geringe. Die Kriege, welche sie rührten, die Erwerbungen, welche sie machten, hatten sie in Schulden gestürzt. Joachim Ii. besaß nicht die weise Sparsamkeit seines Vaters; er war freigebig und prachtliebend. Die Vergrößerung des Schlosses zu Cöln, die prächtigen Hoffeste, die Regierung des Landes, die Anstalten zur Vertheidigung desselben, z. B. die Befestigung von Spandau, erforderten größere Summen, als die Stände ihm gewährten. Daher kam es, daß die Schulden unter feiner Regierung bedeutend wuchsen. Er gestattete daher gegen hohe Schutzgelder den Juden, in die Mark zurückzukehren. Einer derselben, mit Namen Lippold, gelangte durch die Hülfe, welche er dem Kurfürsten in dessen schweren Geldverlegenheiten leistete, zu großem Einflüsse, machte sich aber in dem Grade verhaßt, daß man ihm alle drückenden Maßregeln zuschrieb. In demselben 1571. Jahre, in welchem Joachim starb, schied auch Johann von Cüstrin aus dem Leben. Da dieser keine Söhne hinterließ, so wurde die Mark Brandenburg unter Johann Georg, Joachims ältestem Sohne, wieder vereinigt. Dieser, ein sparsamer, strenger Herr, ließ Lippold hinrichten, nachdem ihm durch die Folter das Geständniß abgepreßt war, daß er Joachim Ii. ermordet habe, und bezahlte die hohen Schulden, welche sich unter der vorigen Regierung angehäuft hatten. Er nahm fremde Kolonisten, z. B. wegen ihres Glaubens vertriebene Niederländer, in die Mark auf, durch welche der Gewerbfleiß und der Handel einen neuen Aufschwung nahmens er hob die Bildung des Volkes, indem er anordnete, daß nur derjenige Märker, welcher auf der Universität zu Frankfurt studirt hatte, ein Staatsamt bekleiden dürste, und indem er eine gelehrte Schule in dem grauen Kloster zu Berlin anlegte. — Auf ihn folgte fein Sohn Joachim Friedrich. Dieser erneuerte zu Gera das Hausgesetz des Albrecht Achilles, vermählte seinen Sohn Johann Sigismund mit Anna, der Tochter des blödsinnigen Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, und heirathete, um

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 197

1914 - München : Oldenbourg
- *9? — ein paar Würste, Brot und Bier. Hier am Feuer ging es mitunter lustig her, die Treiber bildeten einen Kreis und schmetterten aus rauhen Kehlen das meidfröhliche Spessartlied in den hallenden Wald. Nach der Rückkehr in das Zagdschlößchen, wenn die Abendschatten sanken, hörte der Regent den Portrag seines Generaladjutanten und erledigte die laufenden Regierungsgeschäfte, worauf um 7 Uhr abends die Hauptmahlzeit mit Münchener Bier eingenommen wurde. Die anschließende Unterhaltung, durch Leibjäger Skell mit köstlichen Zithervorträgen gewürzt, denen der Regent oft bis zu einer Stunde zuhörte, hatte echt jägermäßiges Gepräge. An den Sonntagen fuhr der Regent mit kleiner Begleitung zum Gottesdienst nach weibersbrunn. während er im Hochgebirge, umklungen vom Glockenton aus tiefem Tal, vor dem Feldaltar der Messe beiwohnte, beugte er hier im schlichten Spessartkirchlein das Knie vor dem Allerhöchsten. Für die Bevölkerung war solch eine Sonntagmorgenfahrt ein festliches (Ereignis, sie bildete Spalier das Dorf entlang und namentlich die Kinder kannten keine Schranken in ihrem )ubel. Da lächelte gütig der Regent und sonnige Freude über die Anhänglichkeit der )ugend, die die Zukunft des Vaterlandes in Händen hält, erhellte seine milden Züge. Und manche Gabe an Arme und Gemeinden zeugte von seinem väterlich sorgenden Sinn. Bekannt ist die Luitpoldstiftung, aus deren Zinsen alljährlich den Kindern von Waldarbeitern in Altenbuch, Bischbrunn, Schoiibrunn und weibersbrunn 50 Mark in Gestalt eines Sparkassenbuches überreicht werden.

4. Landeskunde der Mark Brandenburg und Berlins - S. 9

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die Gewässer. 9 Nach eigener Aufnahme dez Verfasser?. 8. Gamengrund im Blumental, einem großen Laubwaldgebiet im oberen Barnim. Blick von der Berliner Chaussee auf den Gamensee. Nach ihrer Gestalt gibt es R i n n e n s e e n, Reste alter Schmelzwasserlinien mit unvollkommener Talbildung. Eine ausgezeichnete Rinnenseekette liegt z. B. im Gamengrund, der bei Hohensinow beginnend nach Süden zieht und sich ziem- lich gut bis zum Spreetal bei Erkner verfolgen läßt. Auch der W e r b e l l i n s e e ist ein solcher R i n n e n s e e. Von höchst mannigfaltiger Form, oft zu vielen gesellt, sind die Seen in der, kuppigen Moränenlandschaft. Der Paar- st e i n e r s e e kann als Beispiel dienen, die Seen an der Strelitzschen Grenze des- gleichen. Je kleiner sie sind, um so häufiger nähern sie sich der Kreisform, an die aber auch schon der große G r i m n i tz s e e erinnert. Die kleinsten nennt man S ö l l e , sie treten manchmal zu vielen Hunderten beieinander auf, und man vermutet, daß zur Abschmelzzeit verschüttete abgelöste Eismassen sie bei ihrem nachmaligen lang- samen Auftauen geschaffen haben; auch als Strudellöcher werden manche ange- sprochen. Je kleiner die Seen sind, um so eher sind sie der Gefahr des Verschwindens ausgesetzt. Bei dem trägen Lauf der fließenden Gewässer spielt dabei die Zu- s ch ü t t u n g keine große Rolle, wie sie das z. B. in den Alpen tut. Sie wachsen vielmehr z u. Denn meist sind sie flach oder besitzen doch flachere Teile und gewähren breite Säume, auf denen Wasser- und Uferpflanzen in bestimmter Reihenfolge (diese beginnt mit den Binsen und Seerosen und hört mit den sog. amphibischen Pflanzen auf) in sie hineinwachsen und mit ihren abgestorbenen Teilen allmählich den Mischer, Heimatkunde von Brandenburg. 2

5. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 97

1893 - Berlin : Nicolai
97 Gebiete und legte dort unter anderen die Veste Groß-Friedrichsbnrg an. Allein diese Versuche wurden von seinem zweiten Nachfolger wieder aufgegeben. — Um die Wohlfahrt seines Landes zu fördern, rief der Kurfürst viele Ausländer in sein Land, so betriebsame Holländer und Rheinländer. Als der König Ludwig Xiv. in übergroßem Eifer für die katholische Kirche den Protestanten seines Landes ihren Glauben rauben wollte, zogen es Hunderttausende vor, ihr Vaterland zu verlassen. Da nahm der Kurfürst eine große Zahl in seine Lande auf, namentlich in Berlin (französische Kolonie), gab ihnen Stätten, auf denen sie sich anbauen konnten, und unterstützte sie freigebig. Die Einwanderer waren im Handwerk, im Garten-uud Feldbau den Märkern überlegen, so daß diese von ihnen lernen konnten. Als Grundlage der Wohlfahrt eines Volkes betrachtete Friedrich Wilhelm den Ackerbau. Er hielt darauf, daß die verödeten Fluren wieder angebaut würden, daß die Bürger und Bauern Baumgärten anlegten. So durften die Pfarrer keinen jungen Landmann trauen, welcher nicht eine Anzahl Bäume gepflanzt hatte. Er selbst beschäftigte sich in seinen Mußestunden in seinem Obst- und Küchengarten (Lustgarten), wo damals auch die ersten Kartoffeln angebaut wurden. Gleiche Sorgfalt verwendete er auf die Verbesserung der Land- und Wasserstraßen, um den Verkehr zu befördern. Durch den Müllroser (Friedrich-Wilhelms-) Kanal verband er die Spree mit der Oder. Er richtete die ersten Posten in Brandenburg ein. Der Gewerbfleiß nahm unter seiner Regierung einen neuen Aufschwung; der Kurfürst legte Fabriken an, in denen die Eingewanderten tüchtige Lehrmeister wurden. Mit der Größe und dem Ansehen des Staates wurde auch die Hauptstadt gehoben. Berlin wuchs von 6000 bis auf 30 000 Einwohner; es erhoben sich hier bedeutende Neubauten, besonders im Friedrichswerder, in der Dorotheen- und in der Friedrichsstadt. Die Kurfürstin Dorothea legte die Lindenallee an und pflanzte zu derselben selbst den ersten Baum. Die Sorge des Kurfürsten richtete sich nicht minder auf die geistige Bildung des Volkes; er hob das Schulwesen, rief tüchtige Gelehrte in das Land und legte in Berlin die erste Bibliothek an. Als die Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Reformierten fortdauerten, verlangte der Kurfürst, um den religiösen Frieden herzustellen, von der Geistlichkeit die schriftliche Verpflichtung, auf der Schillmann, Leitfaden. 7

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 84

1893 - Berlin : Nicolai
als Fremdlinge angesehen. Um sich mit demselben näher zu verbinden und die noch rohen Sitten desselben zu mildern, stiftete Friedrich eine Gesellschaft, deren Mitglieder sich verpflichteten, ein sittlich frommes Leben zu führen und in Gefahr und Not einander beizustehen. Seine Versammlungen hielt dieser Orden in der Marienkirche zu Brandenburg. Das Zeichen desselben war das an einer Halskette hängende Bild eines Schwanes, weshalb man ihn den Schwanenorden genannt hat. Friedrich war ein Mann von frommer Gesinnung, aber seine markgräflichen Rechte übte er auch gegen die Geistlichkeit strenge aus. Nachdem er sich gegen das Ende seines Lebens in seine fränkische Heimat zurückgezogen hatte, ging die Regierung auf seinen Bruder Albrecht über, welcher sich wegen seiner Tapferkeit den Beinamen „Achilles" erworben hatte. Er war ein Herrscher von großer Klugheit und Festigkeit, wegen seines Stolzes aber bei den Märkern nicht sehr beliebt. Die Regierung überließ er meist seinem Sohne Johann und erschien nur, wenn diesen die Feinde allzu heftig drängten. Er zwang endlich die pommerschen Herzöge, anzuerkennen, daß sie seine Vasallen seien, und den Herzog Hans von Sagan, ihm Krossen, Züllichau und Sommerfeld abzutreten. Johann befand sich beständig in großer Geldverlegenheit, denn damals waren die Einkünfte des Landes gering und die Stände (Bischöfe, Herren, Ritter und Städte) karg im Bewilligen von Steuern (Beden), denn sie sahen meist nur auf den eigenen Vorteil, das Wohl des ganzen Landes kümmerte sie wenig. Daher legte Albrecht einen Zoll auf Waren, welche von auswärts in die Mark eingeführt wurden. Er gab das Achilleische Hausgesetz, in welchem er verordnete, daß die märkischen Lande stets ungeteilt aus den ältesten Sohn, die fränkischen aus die jüngeren übergehen sollten. — Nach seinem Tode folgte ihm Johann, wegen seiner Gelehrsamkeit „Cicero" genannt. Er war in der Mark geboren und ausgewachsen, kannte das Wesen der Märker und ward von diesen daher nicht mehr als Fremdling angesehen. Um die Einnahme zu erhöhen, ließ er sich einen Zoll auf Bier (Bierziese) bewilligen. Als die Städte der Altmark sich demselben widersetzten, und Stendal sogar einen Aufstand erregte, erschien der Kurfürst schnell mit zahlreicher Mannschaft, zwang die Stadt zur Ergebung und bestrafte die Rädelsführer. — Die Märker standen damals an Bildung hinter andern deutschen Stämmen zurück

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 100

1893 - Berlin : Nicolai
nehmen, um sie zu unterrichten und zu erziehen. Er errichtete beshalb eine Armeuschule. Aber um auch ihrer leiblichen Not abzuhelfen, wünschte er sie auch zugleich in Wohnung und Kost zu nehmen. Er beschloß daher ein Waisenhaus zu grüubeu. Da aber das wenige, was er zu geben hatte, dazu nicht hinreichte, toanbte er sich an die Wohlhabenben. Sein Vertrauen auf Gott und die Mildthätigkeit der Menschen betrog ihn nicht. Bald entstanb ein Waisenhaus, in welchem seitdem viele Tausende armer Kinder ernährt und erzogen worden sind. Zugleich errichtete er neben demselben mehrere große Schulen, welche noch heute segensreich fortwirken. Dankelmann, so große Verdienste er sich auch erworben hatte, behielt die Gunst des Kurfürsten nicht. Dieser lieh sein Ohr den Verleumdungen neidischer Menschen, welche den edlen Mann beschuldigten, er sei ein Betrüger, der sich auf Kosten des Staates bereichere. Er wurde abgesetzt und auf die Festung Spandau gebracht. Erst nach einer Reihe von Jahren erhielt er feine Freiheit, nicht aber sein Amt wieder. Dieses würde dem elenben Kolb von Wartenberg verliehen, welcher sich durch Schmeicheleien lange in der Gunst seines Herrn erhielt, obgleich er sich auf unredliche Weise bereicherte. — Einen Gedanken verfolgte der Kurfürst mit unablässigem Eifer. Sein Land hatte eine Ausdehnung gewonnen, daß es manches Königreich an Größe übertraf; es stand außerdem in einem hohen kriegerischen Ansehen. Er hatte erlebt, wie der Prinz von Oranien den englischen, der Kurfürst von Sachsen den polnischen Thron gewann; der Kurfürst von Hannover hatte Aussicht ans den englischen. War es zu verwundern, daß Friedrich danach strebte, sein souveränes Herzogtum Preußen in ein Königreich zu verwandeln? Er wollte aber diesen Schritt nur mit der Zustimmung des Kaisers thun. Nachdem Friedrich die Zusicherung gegeben, daß er ihn mit 10000 Mann in dem spanischen Erbfolgekriege unterstützen werde, erklärte der Kaiser in dem sogenannten Kronvertrage, daß er nichts dagegen einzuwenden habe, wenn Friedrich fortan den königlichen Namen führe. f 18. Das Königreich Preußen seit dem 18. Sammt* 1701. Nachdem Friedrich den Entschluß, den Namen eines Königs anzunehmen, allen Mächten bekannt gemacht hatte, brach er im Januar des

8. Der deutsche Kinderfreund - S. 69

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
69 zur Beförderung guter Gesinnungen rc. -acht hatte. — Einst ließ dieser mit Vorsatz ein Goldstück in einer leeren Geldtüte, um zu sehen, ob Leonhard wohl ehrlich genug sein würde, es nicht zu behalten. Leonhard fand das Goldstück, als gerade ein Diener des Herrn Schulz gegenwärtig war. Dies ist ein guter Fund! rief dieser sieudig aus, dafür wollen wir uns einen guten Tag machen, lieber Leonhard: denn so einfältig wirft du doch wohl nicht sein, das Goldstück dem Herrn wieder zu geben? Allerdings werde ich es unserm Herrn wiederbringen, antwortete Leon- hard, denn ihm gehört eö, und nicht uns. Mit gutem Ge- wissen können wir es nicht behalten, und ich mag mein gu- tes Gewissen nicht verlieren. Er lieferte es auf der Stelle feinem Herrn ab, und dieser war darüber erfreut, daß er es ihm zum Geschenk machte. Seit dieser Zeit verlor er niemals das Zutrauen seines Wohlthäters; und da die- ser keine Kinder hatte, so setzte er den ehrlichen und traten Leonhard zum Erben seines ganzen Vermögens ein. 39. Jugendliche Unbesonnenheit. Hermann hatte einen redlichen, aber sehr strengen Va- ter, der ihn beständig zur Arbeit anhielt, und ihm nur sel- ten ein Vergnügen erlaubte, weil er der Meinung war, daß es jungen Leuten sehr heilsam sei, wenn sie frühzeitig baut gewöhnt würden, anhaltend zu arbeiten, und es sich sauer werden zu lassen, damit sie nicht hernach den Muth ver- lieren, wenn sie die Mühseligkeiten ihres Berufs ertragen sollen. Hermann hatte einige Schulfreunde, welche nicht so strenge erzogen wurden, und diese setzten ihm in den Kopf, sein Vater ginge zu hart mit ihm um, und er habe nicht nöthig, sich daö gefallen zu lassen. Wie kannst du, sagten sie, bei dieser Lebensart deines Lebens stoh werden; du darfst ja nicht ein Mal des Sonntags ausgehen, wohin du willst? Wenn ich wie du wäre, sagte einer unter ihnen, ich machte es, wie es schon viele gemacht haben, und ginge in die weite Welt. _ So hat Mancher sein Glück gemacht, und ich haba noch kmzlich voit einem Manne gelesen, der auf diese Art in Amerika zu großem Reichthum gelangt ist. Du wä- rest ja ein Narr, wenn du dich länger quältest! Diese thö- richten Zuredungen fanden endlich bei Hermann Eingang, und er ging nun wirklich damit um, seinen guten Aeltern zu entlaufen. Da er eine ziemlich volle Sparbüchse hatte,

9. Teil 2 - S. 14

1903 - Berlin : Schnetter
14 Mittel durch eine gute Verwaltung. Sein Finauznüuister Colbert suchte die Steuerkraft des Laudes auf jede Weise zu heben. Wasser- und Handelsstraßen wurden angelegt, die Häfen verbessert, der einheimische Schiffsbau durch Prämien gehoben. Auf fremde Erzeugnisse legte der Staat hohe Zölle und erschwerte ihre Einfuhr; dagegen konnten alle Rohstoffe steuerfrei in Frankreich eingeführt werden. Diese Handelspolitik nennt man Merkantilsystem. Colbert zog durch große Versprechungen fremde Arbeiter nach Frankreich, z. B. veuetianische Glasarbeiter, englische Strumpfwirker, holländische Tuchmacher, deutsche Blech- und Messiugarbeiter. Diese verbreiteten dort die Kunstfertigkeit ihrer Heimat. Viele Waren wurden nun ausgeführt; so fanden die Bewohner lohnende Beschäftigung, und der Wohlstand des Landes nahm zu. Die jähr- lichen Staatseinkünfte wuchsen auf über 100 Millionen Franks an. 3. Ausbildung einer schrankenlosen Selbstherrschaft. Ludwig hat zeit- lebens nach dem Grundsatz regiert: „Der Staat bin ich". Sein königlicher Wille sollte maßgebend für jede Staatshaudlung sein; die Reichsstände, die Vertreter des Volkes, durften gar nicht mehr tagen und beraten. „Ein König, -ein Gesetz, ein Glaube" war sein Wahlspruch. Darum gebot er auch, daß die Hugenotten, die französischen Reformierten, zur katholischen Kirche zurück- kehren sollten. Als sie diesem Befehle nicht nachkommen wollten, begann ihre Unterdrückung. Der Übertritt zum Protestantismus wurde verboten, die ge- mischten Ehen wurden untersagt und den Reformierten alle öffentlichen Rechte genommen. 1685 hob Ludwig das von seinem Großvater Heinrich Iv. er- lassene Edikt von Nantes aus, das den Hugenotten gleiche Rechte verliehen hatte. Die Auswanderung der Hugenotten wurde mit den härtesten Strafen bedroht; dennoch verließen viele, Refugios genannt, ihr schönes Land und -gründeten sich in England, Holland und Deutschland eine neue Heimat. 4. Ludwigs letzte Lebensjahre. Seine letzten Lebensjahre loaren einsam und freudlos; denn fast alle seine Kinder und Kindeskinder sanken vor ihm ins Grab. Als Thronerbe blieb ihm nur ein kleiner Urenkel, der nachmalige König Ludwig Xv. Durch seine vielen, wenn auch glücklichen Eroberungs- kriege belastete er Frankreich mit einer großen Staatsschuld. Unter dem harten Steuerdruck und den großen Kriegslasten verarmte das Volk. Kein Wunder, daß es bei der Nachricht von seinem Tode 1715 jubelte und seinem Leichenwagen mit Verwünschungen folgte. — Ludwigs Einfluß auf seine Zeit lvar groß. Seine prächtige Hofhaltung wurde das Vorbild für alle europäischen Höfe, besonders für die deutschen. Es wurde allgemein Sitte, daß die vor- nehmen Adligen und Fürsten ihre Söhne durch Franzosen erziehen ließen, und es gehörte zum guten Ton, daß sich die jungen Edelleute längere Zeit in Paris aufhielten und sich dort französische Manieren und Lebensart an- eigneten. Damals wurde auch Paris tonangebend im Reiche der Mode. Die französische Sprache wurde die Umgangssprache der Vornehmen und die Verhandlungssprache der Staatsmänner. 5. Ludwigs 1. und 2. Eroberungskrieg. Ludwig Xlv. schuf ein großes Heer, um damit Frankreich zur ersten europäischen Macht zu erheben. Durch t>en 1. Eroberungskrieg gegen das schwache Spanien erwarb er 12 nieder-

10. Teil 2 - S. 25

1903 - Berlin : Schnetter
25 und Nahrung ein Vorbild der Einfachheit und Genügsamkeit. Auf seiner Tafel dnldete er nur gute Hausmannskost. Anstatt der teuren Perücke trug er den einfachen Zopf, und seinem Beispiele mußten alle preußischen Beamten und Soldaten folgen (Zopfzeit). Seit 1725 erschien er im knappen Soldaten- rock seines Potsdamer Leibregiments; es wurde dadurch bei den Fürsten Sitte, Uniform zu tragen. Der König war vom frühen Morgen bis zum Abend im Dienst des Staates unermüdlich tätig; darum aber verlangte er auch von seinen Beamten die gleiche Pflichttreue. Unwahrheit, Unpünktlichkeit und Unordnung ahndete er mit harten Strafen. Nicht selten strafte er lässige und pflichtvergessene Beamte eigenhändig mit seinem Rohrstocke. So prügelte er den Torschreiber von Potsdam mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" aus dem Bette heraus, weil dieser Morgens die Bauern lange vor dem Tore warten ließ. b) Der absolute König. Er sagte: Die königliche Gewalt ist von Gott eingesetzt und mir übertragen worden; meine Macht ist unbegrenzt. Deshalb verlangte er von jedem Untertanen, von dem Minister bis zum Tagelöhner herab, unbedingten augenblicklichen Gehorsam ohne Widerrede. „Räsonniere er nicht!" fuhr er den an, der nicht augenblicklich gehorchte. Die Stände berief er nicht. Den Ständen von Preußen, die sich 1716 über Beeinträchtigung ihrer Rechte beschwerten, erklärte er, ba^s er die Souveränität feststelle tvie einen Felsen von Erz. So regierte Friedrich Wilhelm nur nach seinem Willen, er regierte absolut. Sein Wille aber kannte eine Schranke, das lvar sein Gewisseit, das Bewußtsein: Du hast für alle deine Handlungen Gott, der dich eingesetzt hat, Rechenschaft abzulegen. v) Die Gestaltung des Heerwesens. Wie der Große Kurfürst, so er- kannte auch Friedrich Wilhelm mit seinem klaren Blick, daß Preußen nur dann eine gesicherte Stellung unter den übrigen Mächten erringen könne, wenn es über eine starke und tüchtig geschulte Armee verfüge. Unablässig war er deshalb für Mehrung und tüchtige Ausbildung des Heeres tätig; er brachte es von 38 Ooo Mann auf 83 000 Manu. Preußen stand damals mit seinen kaum 2% Millionen Einwohnern in der Reihe der europäischen Staaten an zwölfter Stelle; dagegen hatte es nach Frankreich, Rußland und Österreich das größte Heer. Ein großer Teil dieses Heeres wurde im Jn- und Auslande für Geld angeworben. Die fehlenden Soldaten gewann der König durch das Kantonssystem. Das Land wurde in militärische Bezirke, Kantons genannt, eingeteilt; jedes Regiment erhielt einen Kanton überwiesen, aus dem es seinen Rekrutenbedarf deckte. Gewisse Klassen befreite der König aus wirtschaftlichen Gründen von der Wehrpflicht. Geschont wurden die selb- ständigen Leute, die Besitzer der Güter, auch die einzigen Söhne der Bauern, in den Städten die Hausbesitzer, Kaufleute und Gewerbetreibenden. Zur Aushebung gelangten also meist Knechte, Tagelöhner, Gesellen und die jüngeren Söhne der Bauern. Des Königs Lieblingsregiment war sein Leibregimeut in Potsdam, das aus „langen Kerlen" bestand. Für die Anwerbung und Unterhaltung dieses Regiments gab er trotz seiner Sparsamkeit Riesensummen aus. Diese Riesengarde und das Regiment des alten Dessauer in Halle
   bis 10 von 15 weiter»  »»
15 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 15 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 2
4 1
5 4
6 0
7 0
8 0
9 0
10 9
11 0
12 0
13 0
14 0
15 1
16 0
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 2
30 0
31 1
32 0
33 2
34 0
35 0
36 0
37 4
38 1
39 3
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 1
47 6
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 5
1 47
2 0
3 17
4 23
5 3
6 7
7 9
8 2
9 12
10 23
11 5
12 27
13 5
14 0
15 5
16 136
17 245
18 0
19 52
20 0
21 40
22 0
23 52
24 24
25 2
26 1
27 14
28 32
29 45
30 1
31 0
32 10
33 0
34 6
35 2
36 53
37 23
38 32
39 123
40 8
41 13
42 176
43 1
44 6
45 60
46 3
47 0
48 7
49 13
50 3
51 23
52 12
53 0
54 99
55 0
56 3
57 1
58 1
59 26
60 7
61 10
62 1
63 0
64 1
65 5
66 0
67 13
68 35
69 9
70 10
71 15
72 39
73 23
74 4
75 52
76 36
77 204
78 3
79 19
80 1
81 10
82 68
83 7
84 60
85 8
86 5
87 93
88 0
89 0
90 5
91 38
92 142
93 2
94 323
95 4
96 10
97 0
98 34
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 4
1 0
2 0
3 1
4 0
5 3
6 0
7 3
8 1
9 2
10 5
11 0
12 0
13 1
14 1
15 0
16 0
17 0
18 5
19 4
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 3
26 1
27 0
28 0
29 0
30 2
31 0
32 0
33 42
34 0
35 2
36 0
37 0
38 0
39 6
40 3
41 0
42 0
43 13
44 10
45 0
46 0
47 1
48 0
49 7
50 6
51 2
52 3
53 0
54 0
55 6
56 2
57 0
58 0
59 11
60 5
61 15
62 0
63 3
64 8
65 12
66 0
67 0
68 0
69 0
70 1
71 11
72 2
73 2
74 0
75 6
76 0
77 0
78 0
79 5
80 3
81 23
82 2
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 1
90 0
91 1
92 0
93 1
94 0
95 1
96 0
97 2
98 2
99 4
100 12
101 0
102 2
103 7
104 0
105 1
106 9
107 0
108 0
109 0
110 0
111 14
112 12
113 1
114 0
115 1
116 2
117 0
118 0
119 1
120 0
121 1
122 1
123 3
124 1
125 1
126 1
127 2
128 0
129 3
130 0
131 2
132 1
133 0
134 0
135 0
136 4
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 2
143 0
144 0
145 9
146 0
147 0
148 1
149 0
150 6
151 12
152 1
153 0
154 6
155 14
156 1
157 18
158 1
159 1
160 1
161 0
162 0
163 0
164 0
165 6
166 27
167 2
168 0
169 2
170 0
171 3
172 2
173 5
174 1
175 14
176 2
177 15
178 0
179 1
180 0
181 1
182 5
183 19
184 0
185 0
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 1
192 2
193 1
194 2
195 3
196 6
197 3
198 4
199 5