Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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und entkam. Ein Bauer bekam einen Schuß durch den Leib. In seiner Todesangst rannte er bis zur Thulba und starb auf der wiese beim Kesselsteg unter gräßlichen Schmerzen. Im altehrwürdigen Gotteshaus wüteten die Krieger der Republik wie die Vandalen. Sie erbrachen das Tabernakel, zerschlugen die Monstranz, entehrten das Allerheiligste, zerfetzten die Meßgewänder und warfen die Kirchenwäsche in den Straßenkot. Die zerschlagene Monstranz ließen die Kirchenschänder liegen, da sie Nur aus vergoldetem Kupfer bestand.
Bald rückten weitere französische Abteilungen in Untererthal ein und belegten das von den meisten Einwohnern verlassene Dorf. Auch der Oberkommandant der feindlichen Armee, General Iourdan, erschien, daselbst und nahm Quartier im Jägerhaus. Der General Hatte nämlich den Beschluß gefaßt, seine Truppen bei 6ammelburg ruhen zu lassen, um am 5. September neu gestärkt den weiteren Rückmarsch ausführen zu können. (Ein Jude soll Iourdan um Schonung des Dorfes gebeten haben, jedoch erfolglos.
Am nächsten Morgen zogen die schlimmen Gesellen ab. vorher aber steckten sie Untererthal an verschiedenen Stellen in Brand zur Strafe für den Überfall. (Einer gänzlichen (Einäscherung entging der Ort nur durch das Nahen der Österreicher. Während nämlich die Franzosen emsig an der Arbeit waren, Zäuser und Scheunen anzuzünden, gellten plötzlich vom (Erthaler Berg her die Börner österreichischer Jäger. Da ließen die Mordbrenner ab von ihrem Tun und suchten eiligst das Weite. Immerhin fielen dem Feuer zum Opfer: das Jägerhaus, die (Erthalfchc Burg, die Scheunen des Lrthalschen Bofes, die Gebäude der fjausnummer \5, \y, 20,
53 und 5^.
Der Bofbauer Wörter hatte sein ganzes Barvermögen, an die 6000 fl. Gold- und Silbermünzen in eine Metze getan und in der Scheune versteckt. Durch den Brand schmolz das Geld, so daß der Zofbauer durch den verkauf des Metalls nur noch 1(500 fl. vereinnahmte.
In dem Gemetzel am 4. September ließen ihr Leben ein Witwer, neun verheiratete Männer, ein Bursche und die 26 jährige Katharina Beck von Untererthal, ein Witwer, ein Bursche und vier verheiratete Männer von Dbererthal, zwei Männer und ein \8 Jahre alter Bursche von Thulba und ein verheirateter und ein lediger Mann von Reit. Adam Bubmann von Reit, ein ehrbarer Greis von 77 Jahren, den eine von Gberthulba kommende französische £?eeresabteilung als Wegweiser nach Neuwirtshaus mitnahm, ward von den Unholden unterwegs ermordet, weil er wegen Altersschwäche nur langsame Schritte machen konnte.
Gegen Mittag des 5. September besetzte ein österreichisches Kavalleriekorps unter dem Fürsten Lichtenstein Hammelburg und Umgebung. Die Österreicher blieben auch am 6. untätig in ihren Quartieren, so daß die Franzosen Zeit genug hatten, ihren Rückzug in aller Ruhe bewerkstelligen zu können.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
34
Ix. Erzählungen
er geweckt würde, oder von selbst erwachte. Aber Franz be-
folgte diese Ermahnungen nur sehr wenig, und blieb bei seiner
üblen Gewohnheit. Ln seinem vierzehnten Lahre kam er zu
einem Bäkker in die Lehre. Dieser verlangte von ihm, daß er
des Abens bis gegen 10 Uhr wachen, und allerlei Geschaffte
besorgen, auch im Sommer und Winter früh um 5 Uhr wieder
aufstehen sollte. Aber dies war dem verwöhnten Franz un-
möglich. Da er nun nicht mehr früh zu Bette gehen durf-
te, so schlief er beständig bei der Arbeit, ja zuweilen sogar
stehend ein. Einige Mal fiel er um, und zerschlug sich den Kopf.
Sein Lehrherr bestrafte ihn oft wegen seiner Trägheit, aber es
half nichts. Franz konnte sich das viele Schlafen nicht abge-
wöhnen. Nach Verlauf eines Monats schickte ihn sein Lehr-
Herr wieder nach Hause, mit der Versicherung, daß er ihn un-
möglich behalten könne, weil er gänzlich unbrauchbar sei.
Franz wurde auch niemals ein thätiger und ganz brauchbarer
Arbeiter. So schwer ist es, eine übele Gewohnheit abzulegen!
4. Die kleinen Diebe.
Klausens Kinder hatten bemerkt, daß in dem Garten des
Nachbars Ehrmann zwei Birnbäume standen, welche herrliche
Früchte trugen. Sie kamen auf den Gedanken, über den
Zaun zu steigen, und sich einige Birnen zu hohlen. Was war
das für ein Gedanke? Der Nachbar merkte endlich, das ec
bestohlen wurde, und versteckte sich eines Tages, als es
dunkel wurde, im Garten, um den Dieb zu ertappen. Es
dauerte auch nicht lange, so sah er Klausens Kinder über den
Zaun steigen. Scheu und ängstlich sahen sie sich um, und als sie
keinen Menschen im Garten erblickten, liefen sie eilig nach
den Birnbäumen hin. Eben wollten sie mit ihrer Beute da-
von gehen, als der Herr des Gartes hervorkam, und ihnen in
den Weg trat. Wie beschämt und erschrocken standen nun die
kleinen Diebe da; wie flehend baten sie Ehrmann, daß er
ihnen doch die schlechte Handlung vergeben, und sie nicht bei
ihrem Vater verklagen mögre! Ehrmann ließ sich erbitten,
weil sie ihm versprachen, daß sie nimmermehr wieder Et-
was wegnehmen wollten. Aber die bösen Kinder hielten nicht
Wort, denn nach einigen Wochen fand Ehrmaun eines Mor-
gens alle seine reifen Weintrauben abgerissen. Nun ging er zu
seinem Nachbar, und bat ihm, seine Kinder wegen ihrer wieder-
holten Diebereien zu strafen. Aber diese leugneten hart-
näckig, daß sie Obst gestohlen hätten, «nd der Vater glaubte
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Franz Franz Franz Franz Franz Franz Klausens Ehrmann Ehrmann
39
zur Beförderung guter Gesinnungen rc.
vorgefallen war, so hatte er die härteste Strafe zu erwarten,
denn sein Vater war sehr strenge, und hatte ihm dies Mal ausk
drücklich gesagt: bestelle ja den Brief recht ordentlich, denn es
ist mir sehr viel daran gelegen. Heinrich kam endlich auf den
schlimmen Gedanken, steh durch eine Lüge aus der Noth zu
helfen. Er versicherte also dem Barer auf dessen Frage
mit großer Dreistigkeit, daß er den Brief richtig bestellt habe;
doch schlug ihm das Herz bei dieser Lüge. Als nach zehn Tagen
keine Antwort auf den Brief kam, ging Heinrichs Vatee
selbst nach dem Posthause, um sich zu erkundigen, ob auch der
Brief wirklich abgegangen wäre. Wie erstaunte und erschrak
er, als man ihm aus den Büchern zeigte, daß sein Brief
gar nicht abgegeben worden sei. Heinrich sollte nun gestehen,
was er mit dem Briefe angefangen habe. Lange leugnete er
hartnäckig, daß er ihn mcyr abgegeben habe; aber als ihm
sein Vater versprach, daß er ihm Alles vcrg-ben wolle, wenn
er gestände, was aus dem Briefe geworden sei, so gestand er
endlich alles. Aber wie sehr muffte Heinrich seine Lüge be;
reuen, als er hörte, daß er seinem Vater durch ein früheres
aufrichtiges Gestandniß einen großen Verlust, sich selbst groß-
ße Angst und Beschämung erspart hätte, und daß sich dann
noch Alles hätte wieder gut machen lassen. Er nahm sich fest
vor, nie wieder zu lügen, und lieber eine verdiente Strafe zu
leiden, als die Unwahrheit zu sagen. Aber es dauerte lange,
che er seines Vater Zutrauen wieder gewinnen konnte, und
dies that ihm sehr wehe.
10. Wer sich muchwillig in Gefahr begiebt,
kommt darin um.
Christian Kaßniann war der Sohn armer Aeltern,
Seine Mutter starb, als er erst drei Jahr alt war. Sein Va-
ter war den ganzen Tag anßer dem Hause auf Arbeit,
und konnte sich daher wenig um den Knaben bekümmern. Er
würde also ganz ohne Aufsicht geblieben, und gänzlich ver-
wildert sein, wenn nicht ein gutgesinnter Nachbar, der
sich im Wohlstände befand, den muntern und wvhlgebildeten
Knaben an Kindes Statt angenommen und erzogen hätte.
Aber Christian machte seinen Pflegeältern wenig Freude, denn
er war wild, ungehorsam und faul. Oft warnten und strafte«
sie ihn, aber er besserte sich immer nur auf kurze Zeit. Be-
sonders machte ihnen seine Verwegenheit oft Besorgniß und
Schreck. Kein Baum war ihm zu hoch, er kletterte hinauf
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrichs_Vatee Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Christian_Kaßniann Christian
42
Ii. Erzählungen
amen Kamnrer ganz nildn liegen, ohne ihn zu warten und zu
pflegen; das jammert mich sehr, und ich möchte wohl den ar-
men kranken Niklas recht oft besuchen, wenn du es erlauben
wolltest. Sehr gern, mein Sohn, antwortete die Mutter,
denn es ist recht gut, daß Freunde sich einaneer in der
Noth beistehen, aber sei auch dabei vorsichtig, und erkundige
dich zuvor, ob die Krankheit deines Freundes nicht ansteckend,
und für dich also keine Gefahr dabei zu besorgen ist. Sor
gleich lief Hartmann hin, um sich zu erkundigen; und brachte
die Nachricht, daß die Krankheit nicht ansteckend sei. Nun
ging er alle Tage zu seinem kranken Freunde, saß stundenlang
an seinem Bette, hotte alles herbei, was er bedurfte, und
brachte sogar einige Stunden des Nachts bei ihm zu. Als
Niklas sich wieder erholte, las ihm Hartmann aus guten Bü,
lyern Etwas vor, und brachte ihm stärkende Speisen, welche
er sich von seiner guten Mutter erbeten hatte. Einer seiner
Mitschüler sagte einst zu ihm: du bist doch ein rechter Thor,
daß du Stundenlang bei dem kranken Niklas sitzest; ich wür-
de mich dafür bedanken. Würde es dir nicht sehr wohl ge-
fallen, antwortete Hartmann, wenn du krank und von allen
Menschen verlassen wärest, und ein Freund nehme sich deiner
an, spräche dir Trost zu und pflegte dich?
Niklas wurde bald wieder gesund, und dankte seinem
Freunde Hartmann mit inniger Rührung für seinen liebrei-
chen Beistand. Wie wollte ich mich freuen, sagte er, wenn ich
dir auch wieder etwas zu Liebe thun könnte, guter Hartmann ;
aber ich bin arm, und weiß auch nicht, womit ich dir eine Freu-
de machen kann. Nach einiger Zeit kam Hartmann eines Ta-
ges in sein kleines Gärtchen, welches er sich auf dem Hofe
selbst angelegt und eingerichtet hatte. Wie erstaunte er, als er
alles Unkraut ausgerauft, die kleinen Beete sorgfältig umge-
graben, geharkt und mir schönen Blumen besetzt fand. Er konn-
te gar nicht begreifen, wie das zugegangen war, denn noch den
Abend zuvor war er in seinem Gärtchen gewesen. Anfangs
dachte er, seine Aeltern hätten ihm dies Vergnügen gemacht;
aber weder sie, noch die Leute im Hause wussten Etwas dar
von. Endlich erfuhr Hartmann von seinen Nachbar, daß der
dankbare Niklas die Blumen früh am Morgen gebracht und
eingesetzt habe. Seit dieser Zeit lebten Beide in der herzlichsten
Freundschaft, und hätten wohl ihr Leben für einander gelas-
sen, wenn sie jemals in diesen Fall gekommen wären.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Ii. Erzählungen
46
sich hastig aus, und steckte aus Furcht den Kopf unter das
Deckbett. Von Zeit zu Zeit zog sie ihn dann scheu hervor, um
Luft zu schöpfen, und sich ängstlich in der Kammer umzusehen.
Auf ein Mal glaubte sie an der Kammerthür eine lange weiße
Gestalt zu erblikken. Voller Schrekkcn zog sie sich das Deck-
bett über den Kopf, und der Angstschweiß lief ihr von der
Stirn. Lange konnte sie es in dieser Lage nicht aushalten;
sie wagte es endlich auf einen Augenblick, den Kopf hervor zu
ziehen, und siehe da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht
nur immer noch an der Kammerthür, sondern bewegte sich
auch. Jetzt fing Will elmine laut an zu schreien, und in dem
Augenblikke trat ihre Mutter in die Kammer. Aber Kind, was
ist dir denn! rief sie ihr zu: träumst du? oder wachst du? Ach
Mutter! Mutter ! die weiße Gestalt! Ich glaube gar, du siehst
Gespenster, erwiderte die Mutter; ermnntre dich, und fasse
Muth. Was ängstigt dich denn? Es kam nun heraus, daß
Wilhelmine ein weißes Handtuch, welches an der Kammer-
thür hing, und worauf der Mond schien, für eine weiße Ge-
stalt gehalten hatte. Die Mutter hatte an der Kammerthür
gehorcht, ob Wilhelmine schliefe, und indem sie die Thür öff-
nete, hatte sich das Handtuch bewegt. Wilhelmine schämte
sich ihrer kindischen Furchtsamkeit, und sah seit dieser Zeit
nicht wieder Gespenster.
19. Die gute Tochter.
Wilhelm war sehr krank, und seine gute Mutter hatte,
aus zärtlicher Besorgniß, schon drei Nächte hintereinander
bei ihm gewacht. Marie, seine zwölfjährige Schwester, fürch-
tete, daß ihre Mutter von den vielen Nachtwachen endlich
auch krank werden möchte. Daher bat sie ihre Mutter herz-
lich, sie möchte ihr doch erlauben, die vierte Nacht bei dem
kranken Bruder zu wachen. Aber die zärtliche Mutter wollte
dies nicht zugeben, theils weil Marie sehr schwächlich war,
theils weil sie fürchtete, sie möchte einschlafen, und Wilhelm
dann ganz ohne Hülfe sein. Nun wurde es Abend, und die
Mutter musste sich doch endlich aufs Bette legen, weil ihr vor
Mattigkeit die Augen zufielen. Marie hatte sich zwar auch,
auf Befehl ihrer Mutter, zu Bette gelegt, aber aus Liebe und
Besorgniß konnte sie nicht einschlafen. Als sie hörte, daß ihre
Mutter fest schlief, stand sie sacht auf, nahm ihr Strickzeug,
und setzte sich neben dem Bette ihres kranken Bruders auf die
Erde. Hier gab sie genau auf ihn Acht, und so bald er sich
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Muth Wilhelmine Wilhelmine Wilhelm Marie Marie Wilhelm
Vii, Gesundheitslehre.
15v
Man kann auch zu viel schlafen, und das merkt euch
wohl, lieben Kinder, damit ihr nicht Langschläfer werdet
wie Georg und Heinrich waren. Diese wollten als
Kinder, niemals gleich aufstehen, wenn di>; Mutter sie weckte,
sondern liessen sich wohl drei Mal wekken, ehe sie die Au-
gen öffneten, und Anstalt machten, sich anzukleiden. Darum
kamen sie last jeden Tag zu Spät in die Schule, und mussten,
deshalb olt Strafe leiden. Die Mutter ermahnte sie verge-
bens, sie möchten sich doch endlich das Langeschlafen abge-
wöhnen, denn künftig würden.sie früh aufstehen müssen,
und* dann würde es ihnen sehr schwer werden.' So kam cs
denn auch, als sie zu einem Tischler in die Lehre gebracht,
waren. Dieser war mit seinen Lehrlingen sehr strenge, und
daher mussten die beiden Langschläfer viel Beschämung und
harte Strafen erdulden, ehe sie sich daran gewöhnen konn-
ten, früh und rasch aufzustehen. Nun gedachten sie oft an
die gütigen Ermahnungen ihrer Mutter, und beweinten zu
spät ihren Ungehorsam. Als sie sich endlich daran gewöhnt
hatten, mit Aufgang der Sonne aufzustehen, wurden sie noch
ein Mal so gesund und munter, als sie zuvor gewesen waren,
und ihr Lehrmeister hatte sie nun recht lieb , denn sn>
waren tüchtige Arbeiter.
Ohne dringende Nothwendigkeit sollten niemals Kinder
het Erwachsenen, oder mehrere Kinder in Einem Berte
schlafen; denn so muß eines des andern Ausdünstungen ein.'
athmen, und dabei kann man nicht gesund se-in, und nicht
ruhig schlafen. Aber noch schädlicher, und sehr gefährlich
ist es, wenn ein gesunder Mensch in eitlem Bette schläft,
worin ein Kranker gelegen hat, ohne daß es zuvor gelüftet und
ausgeklopft worden ist. Ist die Krankheit sehr bösartig ge-
wesen, so muß man die Betten verbrennen, oder tief vergraben.
9. Von den Wohnungen/
Wenn eine Wohnung gesund sein soll, so müssen die Stur
den und Kammern hell, geräumig und lustig sein. In dun-
keln, dumpfigen und feuchten Wohnungen werden die Men-
schen ungesund und schwach, gichtisch und kränklich, sogar
dumm, verdrießlich und schwermüthig. Kinder gedeihen
in solchen Wohnungen nicht, sondern werden blaß, schwel-
len, zehren aus, und sterben. Wer aus Armuth in fette-
ten Kellerstubcn wohnen muß, kann sie verbessern a;i
er ihnen von innen und von Außen vieles Lid" ,
als möglich reine Luft zu verschaffen s'-ch. 'Xn »Js mc
gupboten «höher, und die feuchken Mud/ fm
ken ausmauert. ' ' ' m,ü Cl0f'
Swben und Kümmern müssen alle Tug« 3cfe&ct un9
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Georg Heinrich Heinrich
■ Vil, Gesundhektslchre.
169
fragen sollte. Was sie ihm sagten, schreib er geschwind
auf ein Papier, und schickte dies seinem Schwager. Kar
men nun die Kranken, oder ihre Boten wieder hin zum
Schuster, so trat er mit einer großen Perükke hervor,
nahm das Uringlas in die Hand, legte mit einer wichtigen
Miene den Finger an die Nase, und erzählte ihnen nun
so viel von ihren Umständen, daß sie vor Verwunderung
nicht wussten, was sie sagen sollten. Sie bezahlten min.
dem Lügenpropheten gern, was er verlangte, und dieser
theilte dann das Geld mit seinem Schwager. Die Pillen,
die er den Leuten gab, machte er aus bloßer Semnvlkrur
me, und vergoltdete oder versilberte sie, und seine Fieber-
pulver bestanden aus Zukker, Salz lind Kreide. Und cs
war noch gut, daß er seinen Kranken keine schädliche Sa-
chen gab. Schlimmer machte cs ein aildercr Quacksalber,
der das kalte Fieber durch Tropfen kurirte, zu welchen er
Arsenik oder Rattengift nahm. Davon verging zwar das
Fieber schnell, aber hinterher bekamen die Lente von seinen
Gifctropfen schlimmere Zufälle, als das Fieber, und blie-
den zeitlebens ungesund.
Es ist Aberglaube, daß Krankheiten durch Behexen
und Besprechen entstehen können. Alle Krankheiten
haben ihre natürlichen Ursachen.
In H. waren noch viele einfältige Leute, welche an Hexen
und Hexereien glaubten, so olt sie' auch vom Prediger und
von dem Schullehrer eines Besseren belehrt worden -waren.
Michels Kind yar verfüttert, und wurde sehr elend. An-
statt sich an einen vernünftigen Arzt zu wenden, und das
Kind massig und ordentlich zu halten, gebrauchte man aller-
lei thörichte Mittel gegen die Hexerei, so lange, bis das arme
Kind zum, Krüppel geworden war. — Konrads Kind war
von der ungesunden Milch seiner Mutier, die sehr ärgerlich
war, krank und schwach , bekam Krämpfe und hatte heftige
Verzückungen, wobei es das Gesicht schrecklich verzerrte.
Die abergläubischen Aeltern glaubten steif und fest, ihr Kind
sei behext, und begnügten sich daher, es zu bekreuzen und
zu segnen, ohne einen Arzt herbei zu rufen, und Arzneimit-
tel zu gebrauchen. Es musste elend sterben. — Heine in anns
Kinder hatten beim Spielen im Garten den giftigen Stech-
apfel gegessen; sie kamen schreiend, unter heftigen Schmer-
zen , nach Hause und klagten den Aeltern ihre Noth. Bald
bekamen sie schreckliche Verzukkungen. Die Aeltern, welche
ihre Kinder noch kurz zuvor so munter und froh gesehen
hatten, konnten diese plötzliche Veränderung nicht begreifen,
und ohne erst nach der Ursache «ru forschen, varen sié gleich
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
30 I. Kurze Satze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
nimmt? Wofür hält er also die Arznei? Welche Absicht hat
der Lehrer, wenn er den nachlässigen Schüler bestraft? Was
soll die Strafe sein? Welche Absicht hat der, welcher sich
im Schreiben übt? Wofür hält er also die Uebung?
Welches ist das beste Mittel, um satt, um fröhlich,
> um verständig zu werden? Welches ist das beste Mittel,
um sich vor Krankheit, vor langer Weile, vor Strafe und
Verdruß zu schützen? Welches ist das Mittel, um etwas zu
finden, um von Andern etwas zu erlangen, um sich vor Un-
glücksfällen zu bewahren, um sich zu erwärmen, um seine
Kleider lange zu erhalten, um sich Eßlust zu verschaffen, um
nach einem entfernten Orte zu kommen, um die Länge eines
Tisches zu erfahren, um sich bei Andern beliebt zu machen,
um ein Schiff in Bewegung zu setzen? — Welche Mittel
wendet der Bauer an, um seinen Akker zur Saat zuzu-
bereiten. Welches Mittels bedient man sich, um ein Pferd
zu regieren, um eine große Last in die Höhe zu heben,
um die schwere einer Sache zu erfahren/ um einem Ent-
fernten «ine Nachricht zu geben?
Fritz sollte seinem Vater ein Messer aus der Küche
holen, als es schon finster war. Nimm ein Licht mit, sagte
der Vater. Aber Fritz meinte, er könne das Messer auch im
Finstern finden, und lief ohne Licht fort. Es dauerte keinen
Augenblick, so hörte ihn der Vater fallen. Schnell kam er
Mit dem Lichte herbeigelaufen. Fritz war im Finstern über
ein Stück Holz gefallen, das im Wege lag, und hatte sich
das Gesicht am Heerde zerschlagen. Er musste den ganzen
Abend viel Schmerzen leiden. Woher kam es, daß Fritz ei-
nen so schlimmen Fall that? Nicht wahr, daher, weil er
dem Rathe seines Vaters nicht folgen wollte, oder weil er
eigensinnig war? Dasjenige, woraus etwas entsteht, nennen
wir die Ursache, und dasjenige, was aus der Ursache ent-
steht, nennen wir die Wirkung. Welches war nun hier
die Ursache? Und welches war die Wirkung?
Karl wurde von seinen Aeltern zu einer Tante geschickt,
um etwas zu bestellen. Die Tante gab ihm ein großes
Stück Kuchen, und einige Aepfcl; und Karl aß auf dem
kurzen Wege nach Hause das ganze Stück Kuchen nebst
den Aepfeln auf. Am folgenden Tage hatte er heftige
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Fritz Fritz Karl Karl Karl Karl
26 Ii. Erzählungen
6. Der kleine Verschwendet.
Baker Erich hielt seine Kinder früh dazu an, daß sie durch
Arbeit Etwas erwerben mussten. Seine Töchter naheten
und strickten auch außer den Schulstunden, und er kcüifte ih-
nen dann zuweilen ihre kleinen Arbeiten ab. Seine Söhne
drechselten, oder machten allerlei Papparbciten. Auch diese
kaufte ihnen Erich ab, wenn sie sauber und nett gemacht wa-
ren. Diese Kinder harten also immer Geld in Händen, welches
sie nach ihrem Willen verwenden konnten ; aber der Vater er-
mahnte sie oft, es nützlich anzuwenden, und damit sparsam
umzugehen. Marie und Karl, die beiden jüngern Kinder
Erichs, befolgten auch dies. Ermahnungen, und kauften sich
für ihr gesammeltes Geld allerlei Dinge, welche sie nöthig
hatten; z. B. Papier, Federn, Bleistifte, Messer uuo Schee-
ren. Wie groß war immer ihre Freude, wenn sie einige Gro-
schen durch ihre Arbeit erworben hatten und wie lieb war ih-
nen Alles, was sie für ihr eigenes Geld gekauft hatten! Acer
Gustav, Erichs ältester Sohn, ging nicht so haushälterisch
mit seinem Gelde um. Alles, was er sah, und was ihm auf den
ersten Anblick gefiel, wollte er haben, und daher kaufte er oft
ganz unnütze D nge, oder auch solche, die er jetzt gerade nicht
bedurfte. Er hatte z. D. ein recht gutes Messer; aber nun sah
er eins, welches eine schönere Scbaale harre, oder ein wenig
größer war; gleich kaufte er es, und gab dann, was die Leute
forderten, daher er immer viel zu theuer einkaufte. Wenn ec
hinterher etwas Nothwendiges zu kaufen hatte, so fehlte es ihm
an Geld, und er wollte dann von seinen Geschwistern Ecwas
borgen; aber das hatte der Vater strenge verboten. Nun bat
er den Vater oder die Mutter, daß sie ihm noch Etwas schenken
möchten, aber er bek-m dann immer zur Antwor: lerne mit
deinem Gelde spar sam umgehen, kaufe nichts Unnützes und
nichts Uriiiöchig<es, so wird eö dir nie an dem Nöthigen fehlen.
7. Das wohlthätige Kind,
Bor einigen Zahrew brannte nahe bei der Stadt B. ein gan,
zes Dorf ab, indem bei einem heftigen Sturme das Feuer mit
unbeschreiblicher Schnelligkeit ein Hans nach dem andern er,
griff, ehe die Nachbaren zur Rettung herbeieilen konnten. Eir
rüge achtzig Menschen, und darunter schwache, gebrechliche
Greise und Matronen, unmündige Kinder und arme Tagelöhr
»er, verloren in einer einzigen Stunde ihre Wohnungen, ihre
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Extrahierte Personennamen: Baker_Erich Erich Karl Karl Gustav Gustav
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 37
Kleidung und alle ihre Habseligkeiten. Gott, Was war das für
ein Zammer, diese Unglücklichen mit ihren armen, zum Theil
kranken Kindern, von Kälte erstarrt (denn es war spät im
Herbst), seuszend und weinend in der Zrre umherlaufen, und
ängstlich ein Obdach suchen zu sehen! Der rechtschaffene Predi,
ger dieses unglücklichen Dorfes, der selbst Alles verloren hatte,
war nicht so sehr auf seine eigene Rettung bedacht, als viel,
mehr darauf, wie er den Unglücklichen, die um ihn her jammer,
ten, schnelle Hülfe verscbaffen könnte Er ging daher auf de-n
benachbarten Dörfern umher, und suchte die Abgebrannten bei
mitleidigen Leuten unterzubringen; er sammelte in der Nähe
und in der Ferne Geld, Nahrungsmittel und Kleidungsstükke
rin, und ließ eine rührende Erzählung von dem schrecklichen
Brande in den Zeitungen abdrukken. Seine Bemühungen
waren auch nicht vergebens. Von allen Seiten kamen ihm an,
sehnliche Beiträge an Geld und Lebensmitteln zu, und der
redliche Mann theilte Alles mit eben so großer Freude, als
Gewiffenhafrigkeit und Vorsicht unter die Abgebrannten au§.
Unter andern kam auch ein Knabe ans einem benachbarten
Dorfe zu ihm. Schüchtern trat er in die Stube, und sagte:
ich hatte wohl eine große Bitte an Sie, lieber Herr Prediger,
wenn Sie es nicht übel nehmen wollen. Sage mir nur, ant,
wortete dieser freundlich, womit ich dir helfen kann, ich will es
recht gern thun. Ach nein, helfeu sollen Sie mir nicht, erwie-
derte der Knabe;-ich bitte nur, daß Sie dieses Geld und diesen
alten Rock für die armen Abgebrannten annehmen wollen; es
ist freilich nur sehr wenig, aber ich habe nicht mehr, und ich
möchte doch so gern für unsere verunglückten Nachbarn etwas
thun, denn sie jammern mich sehr. Meine Schwester meinte
zwar, mit einer solchen Kleinigkeit dürfte ich nicht kommen,
die könnte ja doch nur wenig oder gar nichts helfen; aber ich
konnte.cs doch nicht lassen, hierher zu gehen und es Ihnen an,
zubieten.— Du hast ganz recht gethan, liebes Kino, sagte der
Prediger, und Thränen der Rührung stau en ihm dabei in
den Augen. Eine jede Gabe, die aus gutem Herzen gegeben
wird, hat ihren Werth, und also auch" die deintge. Bleibe
immer bei dieser guten Gesinnung, und sei redlich bemüht,
das Gute nach deinen Kräften zu befördern, so wirst du
stets ein fröhliches Herz haben, und Gott wird es dir wohj
gehr« lassen. Luk. 2k, Sl1 — 4
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