Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 136

1914 - München : Oldenbourg
— \56 — und entkam. Ein Bauer bekam einen Schuß durch den Leib. In seiner Todesangst rannte er bis zur Thulba und starb auf der wiese beim Kesselsteg unter gräßlichen Schmerzen. Im altehrwürdigen Gotteshaus wüteten die Krieger der Republik wie die Vandalen. Sie erbrachen das Tabernakel, zerschlugen die Monstranz, entehrten das Allerheiligste, zerfetzten die Meßgewänder und warfen die Kirchenwäsche in den Straßenkot. Die zerschlagene Monstranz ließen die Kirchenschänder liegen, da sie Nur aus vergoldetem Kupfer bestand. Bald rückten weitere französische Abteilungen in Untererthal ein und belegten das von den meisten Einwohnern verlassene Dorf. Auch der Oberkommandant der feindlichen Armee, General Iourdan, erschien, daselbst und nahm Quartier im Jägerhaus. Der General Hatte nämlich den Beschluß gefaßt, seine Truppen bei 6ammelburg ruhen zu lassen, um am 5. September neu gestärkt den weiteren Rückmarsch ausführen zu können. (Ein Jude soll Iourdan um Schonung des Dorfes gebeten haben, jedoch erfolglos. Am nächsten Morgen zogen die schlimmen Gesellen ab. vorher aber steckten sie Untererthal an verschiedenen Stellen in Brand zur Strafe für den Überfall. (Einer gänzlichen (Einäscherung entging der Ort nur durch das Nahen der Österreicher. Während nämlich die Franzosen emsig an der Arbeit waren, Zäuser und Scheunen anzuzünden, gellten plötzlich vom (Erthaler Berg her die Börner österreichischer Jäger. Da ließen die Mordbrenner ab von ihrem Tun und suchten eiligst das Weite. Immerhin fielen dem Feuer zum Opfer: das Jägerhaus, die (Erthalfchc Burg, die Scheunen des Lrthalschen Bofes, die Gebäude der fjausnummer \5, \y, 20, 53 und 5^. Der Bofbauer Wörter hatte sein ganzes Barvermögen, an die 6000 fl. Gold- und Silbermünzen in eine Metze getan und in der Scheune versteckt. Durch den Brand schmolz das Geld, so daß der Zofbauer durch den verkauf des Metalls nur noch 1(500 fl. vereinnahmte. In dem Gemetzel am 4. September ließen ihr Leben ein Witwer, neun verheiratete Männer, ein Bursche und die 26 jährige Katharina Beck von Untererthal, ein Witwer, ein Bursche und vier verheiratete Männer von Dbererthal, zwei Männer und ein \8 Jahre alter Bursche von Thulba und ein verheirateter und ein lediger Mann von Reit. Adam Bubmann von Reit, ein ehrbarer Greis von 77 Jahren, den eine von Gberthulba kommende französische £?eeresabteilung als Wegweiser nach Neuwirtshaus mitnahm, ward von den Unholden unterwegs ermordet, weil er wegen Altersschwäche nur langsame Schritte machen konnte. Gegen Mittag des 5. September besetzte ein österreichisches Kavalleriekorps unter dem Fürsten Lichtenstein Hammelburg und Umgebung. Die Österreicher blieben auch am 6. untätig in ihren Quartieren, so daß die Franzosen Zeit genug hatten, ihren Rückzug in aller Ruhe bewerkstelligen zu können.

2. Der deutsche Kinderfreund - S. 34

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
34 Ix. Erzählungen er geweckt würde, oder von selbst erwachte. Aber Franz be- folgte diese Ermahnungen nur sehr wenig, und blieb bei seiner üblen Gewohnheit. Ln seinem vierzehnten Lahre kam er zu einem Bäkker in die Lehre. Dieser verlangte von ihm, daß er des Abens bis gegen 10 Uhr wachen, und allerlei Geschaffte besorgen, auch im Sommer und Winter früh um 5 Uhr wieder aufstehen sollte. Aber dies war dem verwöhnten Franz un- möglich. Da er nun nicht mehr früh zu Bette gehen durf- te, so schlief er beständig bei der Arbeit, ja zuweilen sogar stehend ein. Einige Mal fiel er um, und zerschlug sich den Kopf. Sein Lehrherr bestrafte ihn oft wegen seiner Trägheit, aber es half nichts. Franz konnte sich das viele Schlafen nicht abge- wöhnen. Nach Verlauf eines Monats schickte ihn sein Lehr- Herr wieder nach Hause, mit der Versicherung, daß er ihn un- möglich behalten könne, weil er gänzlich unbrauchbar sei. Franz wurde auch niemals ein thätiger und ganz brauchbarer Arbeiter. So schwer ist es, eine übele Gewohnheit abzulegen! 4. Die kleinen Diebe. Klausens Kinder hatten bemerkt, daß in dem Garten des Nachbars Ehrmann zwei Birnbäume standen, welche herrliche Früchte trugen. Sie kamen auf den Gedanken, über den Zaun zu steigen, und sich einige Birnen zu hohlen. Was war das für ein Gedanke? Der Nachbar merkte endlich, das ec bestohlen wurde, und versteckte sich eines Tages, als es dunkel wurde, im Garten, um den Dieb zu ertappen. Es dauerte auch nicht lange, so sah er Klausens Kinder über den Zaun steigen. Scheu und ängstlich sahen sie sich um, und als sie keinen Menschen im Garten erblickten, liefen sie eilig nach den Birnbäumen hin. Eben wollten sie mit ihrer Beute da- von gehen, als der Herr des Gartes hervorkam, und ihnen in den Weg trat. Wie beschämt und erschrocken standen nun die kleinen Diebe da; wie flehend baten sie Ehrmann, daß er ihnen doch die schlechte Handlung vergeben, und sie nicht bei ihrem Vater verklagen mögre! Ehrmann ließ sich erbitten, weil sie ihm versprachen, daß sie nimmermehr wieder Et- was wegnehmen wollten. Aber die bösen Kinder hielten nicht Wort, denn nach einigen Wochen fand Ehrmaun eines Mor- gens alle seine reifen Weintrauben abgerissen. Nun ging er zu seinem Nachbar, und bat ihm, seine Kinder wegen ihrer wieder- holten Diebereien zu strafen. Aber diese leugneten hart- näckig, daß sie Obst gestohlen hätten, «nd der Vater glaubte

3. Der deutsche Kinderfreund - S. 39

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
39 zur Beförderung guter Gesinnungen rc. vorgefallen war, so hatte er die härteste Strafe zu erwarten, denn sein Vater war sehr strenge, und hatte ihm dies Mal ausk drücklich gesagt: bestelle ja den Brief recht ordentlich, denn es ist mir sehr viel daran gelegen. Heinrich kam endlich auf den schlimmen Gedanken, steh durch eine Lüge aus der Noth zu helfen. Er versicherte also dem Barer auf dessen Frage mit großer Dreistigkeit, daß er den Brief richtig bestellt habe; doch schlug ihm das Herz bei dieser Lüge. Als nach zehn Tagen keine Antwort auf den Brief kam, ging Heinrichs Vatee selbst nach dem Posthause, um sich zu erkundigen, ob auch der Brief wirklich abgegangen wäre. Wie erstaunte und erschrak er, als man ihm aus den Büchern zeigte, daß sein Brief gar nicht abgegeben worden sei. Heinrich sollte nun gestehen, was er mit dem Briefe angefangen habe. Lange leugnete er hartnäckig, daß er ihn mcyr abgegeben habe; aber als ihm sein Vater versprach, daß er ihm Alles vcrg-ben wolle, wenn er gestände, was aus dem Briefe geworden sei, so gestand er endlich alles. Aber wie sehr muffte Heinrich seine Lüge be; reuen, als er hörte, daß er seinem Vater durch ein früheres aufrichtiges Gestandniß einen großen Verlust, sich selbst groß- ße Angst und Beschämung erspart hätte, und daß sich dann noch Alles hätte wieder gut machen lassen. Er nahm sich fest vor, nie wieder zu lügen, und lieber eine verdiente Strafe zu leiden, als die Unwahrheit zu sagen. Aber es dauerte lange, che er seines Vater Zutrauen wieder gewinnen konnte, und dies that ihm sehr wehe. 10. Wer sich muchwillig in Gefahr begiebt, kommt darin um. Christian Kaßniann war der Sohn armer Aeltern, Seine Mutter starb, als er erst drei Jahr alt war. Sein Va- ter war den ganzen Tag anßer dem Hause auf Arbeit, und konnte sich daher wenig um den Knaben bekümmern. Er würde also ganz ohne Aufsicht geblieben, und gänzlich ver- wildert sein, wenn nicht ein gutgesinnter Nachbar, der sich im Wohlstände befand, den muntern und wvhlgebildeten Knaben an Kindes Statt angenommen und erzogen hätte. Aber Christian machte seinen Pflegeältern wenig Freude, denn er war wild, ungehorsam und faul. Oft warnten und strafte« sie ihn, aber er besserte sich immer nur auf kurze Zeit. Be- sonders machte ihnen seine Verwegenheit oft Besorgniß und Schreck. Kein Baum war ihm zu hoch, er kletterte hinauf

4. Der deutsche Kinderfreund - S. 42

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
42 Ii. Erzählungen amen Kamnrer ganz nildn liegen, ohne ihn zu warten und zu pflegen; das jammert mich sehr, und ich möchte wohl den ar- men kranken Niklas recht oft besuchen, wenn du es erlauben wolltest. Sehr gern, mein Sohn, antwortete die Mutter, denn es ist recht gut, daß Freunde sich einaneer in der Noth beistehen, aber sei auch dabei vorsichtig, und erkundige dich zuvor, ob die Krankheit deines Freundes nicht ansteckend, und für dich also keine Gefahr dabei zu besorgen ist. Sor gleich lief Hartmann hin, um sich zu erkundigen; und brachte die Nachricht, daß die Krankheit nicht ansteckend sei. Nun ging er alle Tage zu seinem kranken Freunde, saß stundenlang an seinem Bette, hotte alles herbei, was er bedurfte, und brachte sogar einige Stunden des Nachts bei ihm zu. Als Niklas sich wieder erholte, las ihm Hartmann aus guten Bü, lyern Etwas vor, und brachte ihm stärkende Speisen, welche er sich von seiner guten Mutter erbeten hatte. Einer seiner Mitschüler sagte einst zu ihm: du bist doch ein rechter Thor, daß du Stundenlang bei dem kranken Niklas sitzest; ich wür- de mich dafür bedanken. Würde es dir nicht sehr wohl ge- fallen, antwortete Hartmann, wenn du krank und von allen Menschen verlassen wärest, und ein Freund nehme sich deiner an, spräche dir Trost zu und pflegte dich? Niklas wurde bald wieder gesund, und dankte seinem Freunde Hartmann mit inniger Rührung für seinen liebrei- chen Beistand. Wie wollte ich mich freuen, sagte er, wenn ich dir auch wieder etwas zu Liebe thun könnte, guter Hartmann ; aber ich bin arm, und weiß auch nicht, womit ich dir eine Freu- de machen kann. Nach einiger Zeit kam Hartmann eines Ta- ges in sein kleines Gärtchen, welches er sich auf dem Hofe selbst angelegt und eingerichtet hatte. Wie erstaunte er, als er alles Unkraut ausgerauft, die kleinen Beete sorgfältig umge- graben, geharkt und mir schönen Blumen besetzt fand. Er konn- te gar nicht begreifen, wie das zugegangen war, denn noch den Abend zuvor war er in seinem Gärtchen gewesen. Anfangs dachte er, seine Aeltern hätten ihm dies Vergnügen gemacht; aber weder sie, noch die Leute im Hause wussten Etwas dar von. Endlich erfuhr Hartmann von seinen Nachbar, daß der dankbare Niklas die Blumen früh am Morgen gebracht und eingesetzt habe. Seit dieser Zeit lebten Beide in der herzlichsten Freundschaft, und hätten wohl ihr Leben für einander gelas- sen, wenn sie jemals in diesen Fall gekommen wären.

5. Der deutsche Kinderfreund - S. 46

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
Ii. Erzählungen 46 sich hastig aus, und steckte aus Furcht den Kopf unter das Deckbett. Von Zeit zu Zeit zog sie ihn dann scheu hervor, um Luft zu schöpfen, und sich ängstlich in der Kammer umzusehen. Auf ein Mal glaubte sie an der Kammerthür eine lange weiße Gestalt zu erblikken. Voller Schrekkcn zog sie sich das Deck- bett über den Kopf, und der Angstschweiß lief ihr von der Stirn. Lange konnte sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte es endlich auf einen Augenblick, den Kopf hervor zu ziehen, und siehe da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht nur immer noch an der Kammerthür, sondern bewegte sich auch. Jetzt fing Will elmine laut an zu schreien, und in dem Augenblikke trat ihre Mutter in die Kammer. Aber Kind, was ist dir denn! rief sie ihr zu: träumst du? oder wachst du? Ach Mutter! Mutter ! die weiße Gestalt! Ich glaube gar, du siehst Gespenster, erwiderte die Mutter; ermnntre dich, und fasse Muth. Was ängstigt dich denn? Es kam nun heraus, daß Wilhelmine ein weißes Handtuch, welches an der Kammer- thür hing, und worauf der Mond schien, für eine weiße Ge- stalt gehalten hatte. Die Mutter hatte an der Kammerthür gehorcht, ob Wilhelmine schliefe, und indem sie die Thür öff- nete, hatte sich das Handtuch bewegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindischen Furchtsamkeit, und sah seit dieser Zeit nicht wieder Gespenster. 19. Die gute Tochter. Wilhelm war sehr krank, und seine gute Mutter hatte, aus zärtlicher Besorgniß, schon drei Nächte hintereinander bei ihm gewacht. Marie, seine zwölfjährige Schwester, fürch- tete, daß ihre Mutter von den vielen Nachtwachen endlich auch krank werden möchte. Daher bat sie ihre Mutter herz- lich, sie möchte ihr doch erlauben, die vierte Nacht bei dem kranken Bruder zu wachen. Aber die zärtliche Mutter wollte dies nicht zugeben, theils weil Marie sehr schwächlich war, theils weil sie fürchtete, sie möchte einschlafen, und Wilhelm dann ganz ohne Hülfe sein. Nun wurde es Abend, und die Mutter musste sich doch endlich aufs Bette legen, weil ihr vor Mattigkeit die Augen zufielen. Marie hatte sich zwar auch, auf Befehl ihrer Mutter, zu Bette gelegt, aber aus Liebe und Besorgniß konnte sie nicht einschlafen. Als sie hörte, daß ihre Mutter fest schlief, stand sie sacht auf, nahm ihr Strickzeug, und setzte sich neben dem Bette ihres kranken Bruders auf die Erde. Hier gab sie genau auf ihn Acht, und so bald er sich

6. Der deutsche Kinderfreund - S. 159

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
Vii, Gesundheitslehre. 15v Man kann auch zu viel schlafen, und das merkt euch wohl, lieben Kinder, damit ihr nicht Langschläfer werdet wie Georg und Heinrich waren. Diese wollten als Kinder, niemals gleich aufstehen, wenn di>; Mutter sie weckte, sondern liessen sich wohl drei Mal wekken, ehe sie die Au- gen öffneten, und Anstalt machten, sich anzukleiden. Darum kamen sie last jeden Tag zu Spät in die Schule, und mussten, deshalb olt Strafe leiden. Die Mutter ermahnte sie verge- bens, sie möchten sich doch endlich das Langeschlafen abge- wöhnen, denn künftig würden.sie früh aufstehen müssen, und* dann würde es ihnen sehr schwer werden.' So kam cs denn auch, als sie zu einem Tischler in die Lehre gebracht, waren. Dieser war mit seinen Lehrlingen sehr strenge, und daher mussten die beiden Langschläfer viel Beschämung und harte Strafen erdulden, ehe sie sich daran gewöhnen konn- ten, früh und rasch aufzustehen. Nun gedachten sie oft an die gütigen Ermahnungen ihrer Mutter, und beweinten zu spät ihren Ungehorsam. Als sie sich endlich daran gewöhnt hatten, mit Aufgang der Sonne aufzustehen, wurden sie noch ein Mal so gesund und munter, als sie zuvor gewesen waren, und ihr Lehrmeister hatte sie nun recht lieb , denn sn> waren tüchtige Arbeiter. Ohne dringende Nothwendigkeit sollten niemals Kinder het Erwachsenen, oder mehrere Kinder in Einem Berte schlafen; denn so muß eines des andern Ausdünstungen ein.' athmen, und dabei kann man nicht gesund se-in, und nicht ruhig schlafen. Aber noch schädlicher, und sehr gefährlich ist es, wenn ein gesunder Mensch in eitlem Bette schläft, worin ein Kranker gelegen hat, ohne daß es zuvor gelüftet und ausgeklopft worden ist. Ist die Krankheit sehr bösartig ge- wesen, so muß man die Betten verbrennen, oder tief vergraben. 9. Von den Wohnungen/ Wenn eine Wohnung gesund sein soll, so müssen die Stur den und Kammern hell, geräumig und lustig sein. In dun- keln, dumpfigen und feuchten Wohnungen werden die Men- schen ungesund und schwach, gichtisch und kränklich, sogar dumm, verdrießlich und schwermüthig. Kinder gedeihen in solchen Wohnungen nicht, sondern werden blaß, schwel- len, zehren aus, und sterben. Wer aus Armuth in fette- ten Kellerstubcn wohnen muß, kann sie verbessern a;i er ihnen von innen und von Außen vieles Lid" , als möglich reine Luft zu verschaffen s'-ch. 'Xn »Js mc gupboten «höher, und die feuchken Mud/ fm ken ausmauert. ' ' ' m,ü Cl0f' Swben und Kümmern müssen alle Tug« 3cfe&ct un9

7. Der deutsche Kinderfreund - S. 169

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
■ Vil, Gesundhektslchre. 169 fragen sollte. Was sie ihm sagten, schreib er geschwind auf ein Papier, und schickte dies seinem Schwager. Kar men nun die Kranken, oder ihre Boten wieder hin zum Schuster, so trat er mit einer großen Perükke hervor, nahm das Uringlas in die Hand, legte mit einer wichtigen Miene den Finger an die Nase, und erzählte ihnen nun so viel von ihren Umständen, daß sie vor Verwunderung nicht wussten, was sie sagen sollten. Sie bezahlten min. dem Lügenpropheten gern, was er verlangte, und dieser theilte dann das Geld mit seinem Schwager. Die Pillen, die er den Leuten gab, machte er aus bloßer Semnvlkrur me, und vergoltdete oder versilberte sie, und seine Fieber- pulver bestanden aus Zukker, Salz lind Kreide. Und cs war noch gut, daß er seinen Kranken keine schädliche Sa- chen gab. Schlimmer machte cs ein aildercr Quacksalber, der das kalte Fieber durch Tropfen kurirte, zu welchen er Arsenik oder Rattengift nahm. Davon verging zwar das Fieber schnell, aber hinterher bekamen die Lente von seinen Gifctropfen schlimmere Zufälle, als das Fieber, und blie- den zeitlebens ungesund. Es ist Aberglaube, daß Krankheiten durch Behexen und Besprechen entstehen können. Alle Krankheiten haben ihre natürlichen Ursachen. In H. waren noch viele einfältige Leute, welche an Hexen und Hexereien glaubten, so olt sie' auch vom Prediger und von dem Schullehrer eines Besseren belehrt worden -waren. Michels Kind yar verfüttert, und wurde sehr elend. An- statt sich an einen vernünftigen Arzt zu wenden, und das Kind massig und ordentlich zu halten, gebrauchte man aller- lei thörichte Mittel gegen die Hexerei, so lange, bis das arme Kind zum, Krüppel geworden war. — Konrads Kind war von der ungesunden Milch seiner Mutier, die sehr ärgerlich war, krank und schwach , bekam Krämpfe und hatte heftige Verzückungen, wobei es das Gesicht schrecklich verzerrte. Die abergläubischen Aeltern glaubten steif und fest, ihr Kind sei behext, und begnügten sich daher, es zu bekreuzen und zu segnen, ohne einen Arzt herbei zu rufen, und Arzneimit- tel zu gebrauchen. Es musste elend sterben. — Heine in anns Kinder hatten beim Spielen im Garten den giftigen Stech- apfel gegessen; sie kamen schreiend, unter heftigen Schmer- zen , nach Hause und klagten den Aeltern ihre Noth. Bald bekamen sie schreckliche Verzukkungen. Die Aeltern, welche ihre Kinder noch kurz zuvor so munter und froh gesehen hatten, konnten diese plötzliche Veränderung nicht begreifen, und ohne erst nach der Ursache «ru forschen, varen sié gleich

8. Der deutsche Kinderfreund - S. 30

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
30 I. Kurze Satze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit nimmt? Wofür hält er also die Arznei? Welche Absicht hat der Lehrer, wenn er den nachlässigen Schüler bestraft? Was soll die Strafe sein? Welche Absicht hat der, welcher sich im Schreiben übt? Wofür hält er also die Uebung? Welches ist das beste Mittel, um satt, um fröhlich, > um verständig zu werden? Welches ist das beste Mittel, um sich vor Krankheit, vor langer Weile, vor Strafe und Verdruß zu schützen? Welches ist das Mittel, um etwas zu finden, um von Andern etwas zu erlangen, um sich vor Un- glücksfällen zu bewahren, um sich zu erwärmen, um seine Kleider lange zu erhalten, um sich Eßlust zu verschaffen, um nach einem entfernten Orte zu kommen, um die Länge eines Tisches zu erfahren, um sich bei Andern beliebt zu machen, um ein Schiff in Bewegung zu setzen? — Welche Mittel wendet der Bauer an, um seinen Akker zur Saat zuzu- bereiten. Welches Mittels bedient man sich, um ein Pferd zu regieren, um eine große Last in die Höhe zu heben, um die schwere einer Sache zu erfahren/ um einem Ent- fernten «ine Nachricht zu geben? Fritz sollte seinem Vater ein Messer aus der Küche holen, als es schon finster war. Nimm ein Licht mit, sagte der Vater. Aber Fritz meinte, er könne das Messer auch im Finstern finden, und lief ohne Licht fort. Es dauerte keinen Augenblick, so hörte ihn der Vater fallen. Schnell kam er Mit dem Lichte herbeigelaufen. Fritz war im Finstern über ein Stück Holz gefallen, das im Wege lag, und hatte sich das Gesicht am Heerde zerschlagen. Er musste den ganzen Abend viel Schmerzen leiden. Woher kam es, daß Fritz ei- nen so schlimmen Fall that? Nicht wahr, daher, weil er dem Rathe seines Vaters nicht folgen wollte, oder weil er eigensinnig war? Dasjenige, woraus etwas entsteht, nennen wir die Ursache, und dasjenige, was aus der Ursache ent- steht, nennen wir die Wirkung. Welches war nun hier die Ursache? Und welches war die Wirkung? Karl wurde von seinen Aeltern zu einer Tante geschickt, um etwas zu bestellen. Die Tante gab ihm ein großes Stück Kuchen, und einige Aepfcl; und Karl aß auf dem kurzen Wege nach Hause das ganze Stück Kuchen nebst den Aepfeln auf. Am folgenden Tage hatte er heftige

9. Der deutsche Kinderfreund - S. 36

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
26 Ii. Erzählungen 6. Der kleine Verschwendet. Baker Erich hielt seine Kinder früh dazu an, daß sie durch Arbeit Etwas erwerben mussten. Seine Töchter naheten und strickten auch außer den Schulstunden, und er kcüifte ih- nen dann zuweilen ihre kleinen Arbeiten ab. Seine Söhne drechselten, oder machten allerlei Papparbciten. Auch diese kaufte ihnen Erich ab, wenn sie sauber und nett gemacht wa- ren. Diese Kinder harten also immer Geld in Händen, welches sie nach ihrem Willen verwenden konnten ; aber der Vater er- mahnte sie oft, es nützlich anzuwenden, und damit sparsam umzugehen. Marie und Karl, die beiden jüngern Kinder Erichs, befolgten auch dies. Ermahnungen, und kauften sich für ihr gesammeltes Geld allerlei Dinge, welche sie nöthig hatten; z. B. Papier, Federn, Bleistifte, Messer uuo Schee- ren. Wie groß war immer ihre Freude, wenn sie einige Gro- schen durch ihre Arbeit erworben hatten und wie lieb war ih- nen Alles, was sie für ihr eigenes Geld gekauft hatten! Acer Gustav, Erichs ältester Sohn, ging nicht so haushälterisch mit seinem Gelde um. Alles, was er sah, und was ihm auf den ersten Anblick gefiel, wollte er haben, und daher kaufte er oft ganz unnütze D nge, oder auch solche, die er jetzt gerade nicht bedurfte. Er hatte z. D. ein recht gutes Messer; aber nun sah er eins, welches eine schönere Scbaale harre, oder ein wenig größer war; gleich kaufte er es, und gab dann, was die Leute forderten, daher er immer viel zu theuer einkaufte. Wenn ec hinterher etwas Nothwendiges zu kaufen hatte, so fehlte es ihm an Geld, und er wollte dann von seinen Geschwistern Ecwas borgen; aber das hatte der Vater strenge verboten. Nun bat er den Vater oder die Mutter, daß sie ihm noch Etwas schenken möchten, aber er bek-m dann immer zur Antwor: lerne mit deinem Gelde spar sam umgehen, kaufe nichts Unnützes und nichts Uriiiöchig<es, so wird eö dir nie an dem Nöthigen fehlen. 7. Das wohlthätige Kind, Bor einigen Zahrew brannte nahe bei der Stadt B. ein gan, zes Dorf ab, indem bei einem heftigen Sturme das Feuer mit unbeschreiblicher Schnelligkeit ein Hans nach dem andern er, griff, ehe die Nachbaren zur Rettung herbeieilen konnten. Eir rüge achtzig Menschen, und darunter schwache, gebrechliche Greise und Matronen, unmündige Kinder und arme Tagelöhr »er, verloren in einer einzigen Stunde ihre Wohnungen, ihre

10. Der deutsche Kinderfreund - S. 37

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 37 Kleidung und alle ihre Habseligkeiten. Gott, Was war das für ein Zammer, diese Unglücklichen mit ihren armen, zum Theil kranken Kindern, von Kälte erstarrt (denn es war spät im Herbst), seuszend und weinend in der Zrre umherlaufen, und ängstlich ein Obdach suchen zu sehen! Der rechtschaffene Predi, ger dieses unglücklichen Dorfes, der selbst Alles verloren hatte, war nicht so sehr auf seine eigene Rettung bedacht, als viel, mehr darauf, wie er den Unglücklichen, die um ihn her jammer, ten, schnelle Hülfe verscbaffen könnte Er ging daher auf de-n benachbarten Dörfern umher, und suchte die Abgebrannten bei mitleidigen Leuten unterzubringen; er sammelte in der Nähe und in der Ferne Geld, Nahrungsmittel und Kleidungsstükke rin, und ließ eine rührende Erzählung von dem schrecklichen Brande in den Zeitungen abdrukken. Seine Bemühungen waren auch nicht vergebens. Von allen Seiten kamen ihm an, sehnliche Beiträge an Geld und Lebensmitteln zu, und der redliche Mann theilte Alles mit eben so großer Freude, als Gewiffenhafrigkeit und Vorsicht unter die Abgebrannten au§. Unter andern kam auch ein Knabe ans einem benachbarten Dorfe zu ihm. Schüchtern trat er in die Stube, und sagte: ich hatte wohl eine große Bitte an Sie, lieber Herr Prediger, wenn Sie es nicht übel nehmen wollen. Sage mir nur, ant, wortete dieser freundlich, womit ich dir helfen kann, ich will es recht gern thun. Ach nein, helfeu sollen Sie mir nicht, erwie- derte der Knabe;-ich bitte nur, daß Sie dieses Geld und diesen alten Rock für die armen Abgebrannten annehmen wollen; es ist freilich nur sehr wenig, aber ich habe nicht mehr, und ich möchte doch so gern für unsere verunglückten Nachbarn etwas thun, denn sie jammern mich sehr. Meine Schwester meinte zwar, mit einer solchen Kleinigkeit dürfte ich nicht kommen, die könnte ja doch nur wenig oder gar nichts helfen; aber ich konnte.cs doch nicht lassen, hierher zu gehen und es Ihnen an, zubieten.— Du hast ganz recht gethan, liebes Kino, sagte der Prediger, und Thränen der Rührung stau en ihm dabei in den Augen. Eine jede Gabe, die aus gutem Herzen gegeben wird, hat ihren Werth, und also auch" die deintge. Bleibe immer bei dieser guten Gesinnung, und sei redlich bemüht, das Gute nach deinen Kräften zu befördern, so wirst du stets ein fröhliches Herz haben, und Gott wird es dir wohj gehr« lassen. Luk. 2k, Sl1 — 4
   bis 10 von 76 weiter»  »»
76 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 76 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 25
1 2
2 10
3 28
4 10
5 332
6 0
7 113
8 11
9 6
10 79
11 8
12 5
13 15
14 0
15 11
16 149
17 0
18 5
19 41
20 0
21 14
22 4
23 1
24 19
25 4
26 32
27 6
28 62
29 17
30 63
31 3
32 0
33 76
34 20
35 5
36 60
37 287
38 18
39 81
40 0
41 1
42 6
43 2
44 0
45 29
46 12
47 31
48 6
49 6

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 11
17 46
18 0
19 2
20 0
21 0
22 0
23 1
24 1
25 0
26 0
27 0
28 4
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 5
37 0
38 5
39 64
40 0
41 0
42 8
43 0
44 0
45 12
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 5
53 0
54 11
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 4
69 0
70 0
71 2
72 0
73 0
74 0
75 2
76 1
77 34
78 0
79 0
80 0
81 0
82 5
83 1
84 8
85 0
86 0
87 14
88 0
89 0
90 0
91 1
92 9
93 0
94 60
95 0
96 0
97 0
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 5
3 10
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 2
10 0
11 0
12 1
13 8
14 0
15 0
16 0
17 2
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 5
26 1
27 0
28 5
29 0
30 1
31 0
32 0
33 49
34 1
35 3
36 0
37 0
38 0
39 9
40 1
41 2
42 13
43 37
44 0
45 0
46 5
47 0
48 0
49 0
50 35
51 57
52 1
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 1
59 38
60 2
61 31
62 1
63 0
64 7
65 24
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 4
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 72
82 0
83 0
84 11
85 0
86 0
87 0
88 0
89 4
90 0
91 0
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 67
101 0
102 26
103 0
104 0
105 0
106 10
107 0
108 0
109 0
110 8
111 118
112 3
113 0
114 11
115 0
116 70
117 0
118 0
119 0
120 4
121 3
122 0
123 9
124 6
125 10
126 0
127 0
128 0
129 3
130 0
131 10
132 0
133 1
134 0
135 0
136 3
137 1
138 0
139 0
140 0
141 0
142 5
143 2
144 0
145 3
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 4
152 30
153 0
154 4
155 1
156 3
157 8
158 0
159 0
160 0
161 4
162 0
163 0
164 0
165 2
166 6
167 0
168 3
169 3
170 3
171 0
172 1
173 2
174 0
175 30
176 0
177 9
178 0
179 8
180 0
181 0
182 1
183 36
184 0
185 1
186 0
187 0
188 0
189 2
190 0
191 0
192 1
193 0
194 0
195 1
196 73
197 0
198 0
199 2