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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Landeskunde der Mark Brandenburg und Berlins - S. 9

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die Gewässer. 9 Nach eigener Aufnahme dez Verfasser?. 8. Gamengrund im Blumental, einem großen Laubwaldgebiet im oberen Barnim. Blick von der Berliner Chaussee auf den Gamensee. Nach ihrer Gestalt gibt es R i n n e n s e e n, Reste alter Schmelzwasserlinien mit unvollkommener Talbildung. Eine ausgezeichnete Rinnenseekette liegt z. B. im Gamengrund, der bei Hohensinow beginnend nach Süden zieht und sich ziem- lich gut bis zum Spreetal bei Erkner verfolgen läßt. Auch der W e r b e l l i n s e e ist ein solcher R i n n e n s e e. Von höchst mannigfaltiger Form, oft zu vielen gesellt, sind die Seen in der, kuppigen Moränenlandschaft. Der Paar- st e i n e r s e e kann als Beispiel dienen, die Seen an der Strelitzschen Grenze des- gleichen. Je kleiner sie sind, um so häufiger nähern sie sich der Kreisform, an die aber auch schon der große G r i m n i tz s e e erinnert. Die kleinsten nennt man S ö l l e , sie treten manchmal zu vielen Hunderten beieinander auf, und man vermutet, daß zur Abschmelzzeit verschüttete abgelöste Eismassen sie bei ihrem nachmaligen lang- samen Auftauen geschaffen haben; auch als Strudellöcher werden manche ange- sprochen. Je kleiner die Seen sind, um so eher sind sie der Gefahr des Verschwindens ausgesetzt. Bei dem trägen Lauf der fließenden Gewässer spielt dabei die Zu- s ch ü t t u n g keine große Rolle, wie sie das z. B. in den Alpen tut. Sie wachsen vielmehr z u. Denn meist sind sie flach oder besitzen doch flachere Teile und gewähren breite Säume, auf denen Wasser- und Uferpflanzen in bestimmter Reihenfolge (diese beginnt mit den Binsen und Seerosen und hört mit den sog. amphibischen Pflanzen auf) in sie hineinwachsen und mit ihren abgestorbenen Teilen allmählich den Mischer, Heimatkunde von Brandenburg. 2

2. Landeskunde der Mark Brandenburg und Berlins - S. 51

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die märkischen Landschaften. 51 die Volksschule länger und daher auch schon erfolgreicher au der Einbürgerung des Schriftdeutschen gearbeitet, und kein Seemannsdeutsch beschnitt im späteren Leben ihren Einfluß. Das ehemals kursächsische Land aber hat auch im Gebiete alter flämischer Siede- lungen mitteldeutsche Sprechweise durchgesetzt, und dasselbe gilt von den Grenz- gebieten nach Schlesien hin. Der heutige Verkehr, der die Deutschen der verschieden- sten Gegenden zusammenbringt und auch fast jeden Landmann dem sprachabschlei- senden Einflüsse der Stadt immer wieder aussetzt, und die Schule mit ihrer Pflege einer gleichmäßigen Aussprache bewirken in Groß-Berlin ein schnelles, in der Pro- vinz ein langsameres, aber überall spürbares Verschwinden der Mundarten, um so mehr, als es so festgefügte Mundarten wie im Westen und Süden Deutschlands sowie an den deutschen Küsten in der Mark ja nicht gegeben hat. Gerade der Berliner Dialekt hat in den letzten zwei Menschenaltern eine Fülle eigentümlicher Ausdrücke ein- gebüßt und durch Aufnahme von Worten aus der gemeinen Sprache aller Teile Deutschlands sich einem allgemein deutschen Großstadt-Patois angenähert. Und doch — immer wieder erwächst im Kindermund auf der Straße eine Sprechweise, die in grammatikalischen Wendungen wie in Lautbehandlung ihre niederdeutsche Natur nicht verleugnen kann. Die märkischen Landschaften. 53. „Landschaften", Regierungsbezirke und Kreise. Die Grenzen der „Landschaften" sind mit etwas kräftigeren Linien gegeben, sie sind aus praktischen Gründen (vgl. Text) allemal mit Kreisgrenzen in Ubereinstimmung gebracht, auch wo sie geschichtlich und naturgemäß etwas abweichen sollten. Die Kreishauptstädte « (schwarz), die kreisfreien Städte, ® mit Ring.

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 100

1893 - Berlin : Nicolai
nehmen, um sie zu unterrichten und zu erziehen. Er errichtete beshalb eine Armeuschule. Aber um auch ihrer leiblichen Not abzuhelfen, wünschte er sie auch zugleich in Wohnung und Kost zu nehmen. Er beschloß daher ein Waisenhaus zu grüubeu. Da aber das wenige, was er zu geben hatte, dazu nicht hinreichte, toanbte er sich an die Wohlhabenben. Sein Vertrauen auf Gott und die Mildthätigkeit der Menschen betrog ihn nicht. Bald entstanb ein Waisenhaus, in welchem seitdem viele Tausende armer Kinder ernährt und erzogen worden sind. Zugleich errichtete er neben demselben mehrere große Schulen, welche noch heute segensreich fortwirken. Dankelmann, so große Verdienste er sich auch erworben hatte, behielt die Gunst des Kurfürsten nicht. Dieser lieh sein Ohr den Verleumdungen neidischer Menschen, welche den edlen Mann beschuldigten, er sei ein Betrüger, der sich auf Kosten des Staates bereichere. Er wurde abgesetzt und auf die Festung Spandau gebracht. Erst nach einer Reihe von Jahren erhielt er feine Freiheit, nicht aber sein Amt wieder. Dieses würde dem elenben Kolb von Wartenberg verliehen, welcher sich durch Schmeicheleien lange in der Gunst seines Herrn erhielt, obgleich er sich auf unredliche Weise bereicherte. — Einen Gedanken verfolgte der Kurfürst mit unablässigem Eifer. Sein Land hatte eine Ausdehnung gewonnen, daß es manches Königreich an Größe übertraf; es stand außerdem in einem hohen kriegerischen Ansehen. Er hatte erlebt, wie der Prinz von Oranien den englischen, der Kurfürst von Sachsen den polnischen Thron gewann; der Kurfürst von Hannover hatte Aussicht ans den englischen. War es zu verwundern, daß Friedrich danach strebte, sein souveränes Herzogtum Preußen in ein Königreich zu verwandeln? Er wollte aber diesen Schritt nur mit der Zustimmung des Kaisers thun. Nachdem Friedrich die Zusicherung gegeben, daß er ihn mit 10000 Mann in dem spanischen Erbfolgekriege unterstützen werde, erklärte der Kaiser in dem sogenannten Kronvertrage, daß er nichts dagegen einzuwenden habe, wenn Friedrich fortan den königlichen Namen führe. f 18. Das Königreich Preußen seit dem 18. Sammt* 1701. Nachdem Friedrich den Entschluß, den Namen eines Königs anzunehmen, allen Mächten bekannt gemacht hatte, brach er im Januar des

4. Andree-Schillmanns Berliner Schul-Atlas - S. III

1905 - Berlin : Stubenrauch
Ii. Die verschiedenen Kartennetze. Allgemeines. Karten größerer Gebiete bedürfen der Zugrunde- legung eines Netzes der die letzteren durchziehenden Parallelkreise und Meridiane (Gradnetz). Infolge der Kugelgestalt der Erde kann nur auf einem guten Globus eine ganz entsprechende Darstellung der verschiedenen Ge- biete ihrer Oberfläche gegeben werden. Will man dasjenige, was in der Wirklichkeit die Oberfläche einer Kugel bildet, auf einer ebenen Papierfläche darstellen, so ist das, sofern es sich um einigermaßen größere Stücke handelt, nur mittels mehr oder minder erheblicher Zusammendrückungen, Dehnungen und Verschiebungen möglich, und diese unvermeidlichen Störungen müssen um so mehr zunehmen, je größere Teile der gesamten Kugeloberfläche so in der Ebene dar- gestellt werden sollen. Um sich dies mit allen sich daraus ergebenden Folgen recht klar zu machen, ver- suche man, verschieden große Stücke eines hohlen Gum mi balles glatt auf einer Tisch- platte auszubreiten. Bei ganz kleinen Stücken gelingt das ohne Schwierigkeit. Je größer dieselben dagegen sind, desto mehr bauschen sie sich bei dem Versuch, sie auszuebnen, und desto mehr muß man hier drücken, dort zerren, wenn man sie gleichwohl eben auf dem Tische hinbreiten will. Ist der Gummiball mit irgend einer Darstellung bemalt, so zeigt sich dann auch, wie letztere um so mehr Verzerrungen erleidet, je größer die Stücke des ganzen Balles sind, die man dergestalt glatt auf der ebenen Fläche auszu- breiten versucht. Es ist daher eine wichtige Aufgabe der Kartendarstellung, diese mit der Ausdehnung der darzustellenden Erdräume notwendig wachsenden Verzerrungen je nach der Größe der betreifenden Gebiete und den besonderen Verhältnissen zweckmäßig zu verteilen bezw. es so einzurichten, daß dabei bestimmten Anforderungen un- mittelbar genügt wird, was freilich dann immer auf Kosten der Erfüllung anderer Anforderungen geschehen muß. Hierzu dienen die verschiedenen Gradnetzentwürfe (Karten-Projektionen). Es gibt deren eine ziemliche Anzahl, von der die einen für diese, die anderen für jene Zwecke mehr oder weniger geeignet und vorteilhaft sind. Je mehr die verschiedenen Netze in ihrer Einrichtung von demjenigen eines guten Globus abweichen, desto größer sind die dadurch bedingten Störungen der Bildgestalt. Da die Lage jedes Ortes auf der Erdoberfläche durch seine geographische Breite und Länge bestimmt wird und daher — abgesehen von der Darstellung ganz kleiner Ge- biete — nur auf Grund von Gradnetzen brauchbare Karten entworfen werden können, so muß natürlich jedesmal die Art, wie in diesen Netzen die Parallelkreis- und Meridian- linien angelegt sind, dafür entscheidend sein, inwieweit die betreffenden Karten die gegenseitigen Lagen- und Entfernungsverhältnisse der verschiedenen Punkte, also auch die Gestalt- und Gröflenverhältnisse der bezüglichen Landräume u. s. w- entsprechend wieder- geben können. Mit der Veränderung des einer Karte zu Grunde gelegten Gradnetzes verändert sich demnach auch in demselben Maße das auf dieser Grundlage entworfene Bild. Im vorliegenden Atlas sind nur möglichst einfache und leicht- verständliche Gradnetzentwürfe verwendet. Erd- und Halbkugelkarten. Von selbst leuchtet ein, daß die erwähnten Störungen unver- meidlich am größten werden müssen, wenn es sich um die Dar- stellung der ganzen Erdoberfläche handelt. Eine Kartendarstellung der ganzen Erdoberfläche kann man entweder a) durch Nebeneinanderstellung von Karten der beiden Erdhalbkugeln oder auch b) in einem einheitlich zusammenhängenden Bilde geben. a) Karte der östlichen und westlichen Halbkugel (Karten- seite 7). Hier wird die Oberfläche jeder dieser beiden Halbkugeln in je einer kreisförmigen Karte zur Darstellung gebracht*). Für die Anlegung des Gradnetzes gibt es dabei verschiedene Ver- fahren, von denen natürlich jedes von entsprechender Einwirkung auf die Bildgestaltung ist. Das auf Kartenseite 7 angewendete (vgl. Fig. 1), die sogenannte Globularprojektion, ist von allen das einfachste. Netzentwurf. Der Äquator udd der als Mittelmeridian gewählte Meridian (in Fig. 1 der 70.) werden geradlinig als aufeinander senk- recht stehende Durchmesser des die Halbkugeldarstellung begrenzenden Kreises ausgezogen. Sie bilden daher zugleich 4 Halbmesser des letzteren, den sie in 4 gleiche Teile (Quadranten) teilen. Hierauf werden sowohl jene 4 Halbmesser als diese 4 Quadranten jeder in 9 gleiche Teile geteilt, von denen jeder 10° bedeutet. So liegen für jeden der auszuziehenden Parallelkreise und Meridiane 3 Punkte fest und durch diese je 3 Punkte ^werden nun die betreffenden Parallelkreis- und Meridianlinien als Kreisbogen**) ausgezogen. Folgen für die Bildgestaltung. Vergleicht man das so erhaltene Netz nach seinen hauptsächlichen hier in Betracht kommenden Eigenschaften mit demjenigen auf einem guten Globus, so ergibt sich Folgendes: Jeder Parallelkreis und jeder Meridian ist zwar wie auf dem Globus in gleiche Teile geteilt. Aber *) Also wie wenn man die Hälfte eines hohlen Gammiballes zu einer kreisrunden Fläche ausebnen wollte. **) Die Mittelpunkte der bezüglichen Kreise sind auf Grund jener S Punkte jedesmal leicht zu finden. in 1. die Meridiane sind nicht gleich lang, sondern der Mittelmeridian ist am kürzesten und die übrigen werden gegen den Rand des Netzes, den Kreisumfang hin immer größer. (Das Verhältnis des Mittelmeridians zu einem der beiden Randmeridiane, d. h. in Fig. 1 des 70. zum 160. oder 340. Meridian, ist das Verhältnis des Durchmessers zum halben Kreisumfang, d. h. beinahe wie 1:1,6.) 2. Dem entsprechend laufen die Parallelkreise nicht wie aut dem Globus einander parallel, sondern liegen zwar auf dem Mittel- meridian in demselben Verhältnis wie die Meridiane auf dem Äquator voneinander entfernt, laufen aber gegen die Ränder hin immer weiter auseinander, sodaß ein Meridiangrad (Breiten- grad) auf dem Mittelmeridian sich zu einem solchen auf den beiden Randmeridianen beinahe wie 1:1,6 verhält. 3. Parallelkreise und Meridiane stehen (abgesehen vom Mittel- meridian) nicht wie auf dem Globus senkrecht aufeinander. Hieraus ergibt Bich, in welcher Weise und in welchem Maße bei der auf ein solches Netz gegründeten Halbkugeldarstellung jene an sich unvermeidlichen Störungen stattfinden müssen. Hauptsächlich tritt hervor, daß hier vom Mittelmeridian gegen die Randgebiete hin alles in nordsüdlicher Richtung um so mehr gedehnt wird, je mehr es gegen den Kreisumfang hin gelegen ist (vgl. in Fig. 1 die Gradnetzfelder c und p sowie die zwischen beiden gelegenen Felder miteinander), während in westöstlicher Richtung eine solche Dehnung nicht stattfindet**). Ein Maßstab wird Halbkugeldarstellungen nicht beigegeben, da dieselben eben wegen der erwähnten, bei ihnen unvermeidlich sehr ins Gewicht fallenden Verhältnisse nicht dazu geeignet sind, auf ihnen größere Messungen mit dem Maßstabe auszuführen. Die auf der Karte angegebene Maßstabszahl bezeichnet das lineare Verkleinerungsverhältnis auf dem Äquator und den Mittelmeridianen der beiden Halbkugeln. Für eine bequeme Überschau über die gesamte Erdober- fläche hat die Nebeneinanderstellung und Zusammenfiigung zweier Halbkugeldarstellungen, wie die Karte S. 7 zeigt, beträchtliche Mängel, indem dabei nur in den Äquatorgegenden ein Zusammenhang der beiden Abteilungen stattfinden kann, während derselbe in allen übrigen geographischen Breiten vollständig zerrissen wird. Gleich- wohl ist die Anwendung dieser Darstellungsweise auch für die Über- sicht über die ganze Erdoberfläche unentbehrlich, weil eben allen Kartendarstellungen der letzteren in besonderem Maße Mängel an- haften und bei der Verwendung mehrerer Darstellungsarten die Mängel der einen sich zum Teil gegen diejenigen der anderen etwas ausgleichen. b) Erdkarte in Mercators***) Projektion (Kartenseite 8). Netzentwurf (vgl. Fig. 2). Hier wird die gesamte Erdoberfläche mit *) Der Raumersparnis wegen ist in Fig. 1 wie ebenso in Fig. 2 und 4 nur die nördliche Hälfte ausgeführt. **) Weit weniger einfach und durchsichtig sind die verschiedenen anderen Netz- entwürfe (Projektionen) für Halbkugeldarstellungen, von denen natürlich jeder in seiner Weise Gestalt und Eigenschaften des auf Grund desselben erhaltenen Bildes beeinflußt und hierbei neben etwaigen Vorteilen in der einen Richtung ebenfalls stets in anderen Richtungen auch seine mehr oder minder beträchtlichen Mängel hat. So kann man z. B. auch die Forderung der sogenannten „Flächentreue“ als Hauptanforderung obenan- stellen d. h. das Netz so einrichten, daß jedesmal die zwischen zwei bestimmten Parallel- kreisen gelegenen Gradnetzfelder unter einander sämtlich denselben und zwar den dem Darstellungsmaßstabe nach den wirklichen Verhältnissen entsprechenden Flächeninhalt haben (also z. B. in Fig. 1 der Flächeninhalt des Feldes p nur ebenso groß wird wie derjenige des Feldes c und ebenso zwischen den anderen Parallelkreisen aie Randfelder denselben der Wirklichkeit entsprechenden Flächeninhalt haben wie diejenigen am Mittel- meridian u. s. w.). Dann muß zu solchem Zwecke gegen die Randgebiete hin für die in der einen Richtung stattfindende größere Dehnung durch entsprechende Zusammen- drückung in der anderen Richtung ein Gegengewicht geschaffen werden. Man muß demnach dann in den gegen den Rand hin gelegenen Teilen der Darstellung eine erheb- liche Gestallverzerrung sowohl in westöstlicher als in nordsüdlicher, also in beiden Haupt- richtungen, für die Erfüllung der Anforderung der Flächentreue in den Kauf nehmen. ***) Der Urheber dieser Netzentwurfsart, Gerhard Kremer (f 1594), übersetzte nach damals häufigem Brauch seinen Namen ins Lateinische und nannte sich Mercator.j^ 1*

5. Andree-Schillmanns Berliner Schul-Atlas - S. IV

1905 - Berlin : Stubenrauch
Iy Ausschluß der Umgebung der beiden Pole in einem einheitlich zusammenhängenden Bilde so dargestellt, wie wenn sie die Ober- fläche eines Cylinders wäre, welcher die Erde im Äquator berührt. Die Mantelfläche dieses Cylinders wird dann gleichsam längs eines Meridians aufgeschnitten und so in der Ebene ausgebreitet gedacht. Die Folge davon ist, daß dann 1. die Parallelkreislinien sämtlich zu geraden Linien werden, welche, der Wirklichkeit ent- sprechend, einander streng parallel verlaufen; daß andererseits aber auch 2. die Meridianlinien ebenfalls zu miteinander gleichlaufenden geraden Linien werden, welche die Parallelkreislinien senkrecht durch- schneiden. Wenn aber dergestalt die Meridianlinien, statt wie auf dem Globus polwärts gegen einander immer mehr zusammenzulaufen, durch alle geographischen Breiten hindurch voneinander gleich weit, nämlich so weit wie auf dem Äquator entfernt bleiben, so ergibt das gegenüber der Wirklichkeit eine mit zunehmender geo- graphischer Breite immer mehr wachsende Ausein- anderziehung in westöstlicher Richtung. Die Größe dieser Auseinanderziehung in den verschiedenen geographischen Breiten ist aus der nachstehenden Tabelle zu ersehen. Größe der Lau 1 Längengrad auf gesetzt Geogr. Breite iengra.de, wenn dem Äquator = 1 wird. Größe des Längengrades Demnach Vergrößerungs- Verhältnis in Mercators Projektion; Größe bei . Wirkliche Mercator • Grftfle 0° 1,00 1 : 1 10» 0,98 i 0,98 20» 0,94 1 : 0,94 50° 0,87 1 i 0,87 40» 0,77 1 t 0,77 50* 0,64 1 ! 0,64 60# 0,50 1 : 0,50 70» 0,34 1 ! 0,34 80« 0,17 1 : 0,17 Um nun für diese einseitige westöstliche Dehnung ein gewisses Gegengewicht zu schaffen, veigrößerte Mercator in jeder geo- graphischen Breite auch den Abstand der Parallelkreislinien von einander in demselben Verhältnis, in welchem durch den Parallelis- mus der Meridianlinien dort die geographischen Längen über das wirkliche Verhältnis hinaus gedehnt werden. So wird durch diese mit zunehmender geographischer Breite stetig wachsenden Parallel- kreisabbtände (vgl. Fig. 2) in jeder geographischen Breite auch alles in nordsüdlicher Richtung um eben so viel auseinandergezogen, als es durch jene parallele Anlegung der Meridiane dort in westöstlicher Richtung gedehnt wird (also nach der obigen Tabelle z. B. in 30° Br. im Verhältnis von 1 :0,87, in 40° Br. wie 1:0,77, in 50° Br. wie 1: 0,64, in 60° Br. wie 1 : 0,50 u. s. w.). Folgen für die Bildgestaltung. 1. Nachteile: In einer auf Grund eines solchen Netzes entworfenen Erdkarte werden demnach alle Land- und Meeresflächen sowie Flüsse, Seen, Gebirge u. s. w, um so mehr gegenüber dem wirklichen Maßstabsverhältnis ver- größert, in je höherer geographischer Breite sie gelegen sind, und von ihren verschiedenen Teilen werden wiederum die weiter polwärts gelegenen (und zwar mit zunehmender geographischer Breite in immer höherem Maße) stärker vergrößert als die weiter äquator- wärts gelegenen. (Vgl. vor allem z. ß. des Gröflenverhältnis Grünlands zum Festland von Nordamerika sowie zu Südamerika oder Afrika, wie es auf der Mercatorkarte S. 8 erscheint, mit dem- jenigen auf einem guten Globus oder auf S. 54, 35 und 48; ebenso das Grösenverhältnis Skandinaviens zu Arabien, Nowaja Semljas zu Sumatra, Islands zu Borneo oder Nord- asiens etwa nördlich vom 40. Parallelkreis zu Südasien, oder auch dasjenige der Lena zum Hoangho auf der Mercatorkarte und auf der Karte von Asien S. 46 u. s. w.). Diese mit der geographischen Breite zunehmende Dehnung ist, wie die Tabelle zeigt, nur innerhalb der Tropenzone ganz unerheblich und bis etwa zum 30. Parallelkreis von geringerer Bedeutung. In den mittleren Breiten macht sie sich in schnell wachsendem Maße fühlbar*), um schon in der Breite von Kristiania und St. Peters- burg (60°) eine lineare Vergrößerung auf das Doppelte der wirk- lichen Maßverhältnisse zu erreichen und von da ab immer schneller beträchtlich zuzunehmen. (In der geographischen Breite des euro- päischen Nordkaps, 71°, beträgt sie linear das Dreifache der wirk- lichen Maßverhältnisse.) Es erscheinen daher auf einer Mercatorkarte, wenn man von den Meeresräumen absieht, besonders die Landmassen der höheren Breiten der nördlichen Halbkugel gegenüber den übrigen in starker Vergrößerung, und es dürfen darum auf das Bild der Länder und Meere, wie es sich auf einer solchen Karte darstellt, keine unmittelbaren Größenvergleiche, namentlich nicht für Gebiete verschiedener geographischer Breiten, begründet werden. (Größen- vergleiche sind auf solcher Karte nur auf Grund der betreffenden Ausdehnungsverhältnisse nach geographischen Breiten- und Längen- graden anstellbar.) 2. Vorteile: Aber diesen aus der Netzanlage notwendig folgenden beträchtlichen Mängeln stehen andererseits sehr bedeutende Vorteile gegenüber, welche diese (auf allen Seekarten zum praktischen Gebrauche der Seeschiffahrt ausschließlich verwendete) Projektion auch für die allgemeine Überschau über die ganze Erdoberfläche zu einer der wichtigsten und ganz unentbehrlich machen. Ist auch in den mittleren und höheren Breiten jene vorerwähnte mit wachsender Breite stark zunehmende Vergrößerung vorhanden, so bleibt dabei doch, vermöge der wie auf dem Globus aufeinander senkrechten Stellung der Meridiane und Parallelkreise, die Ähnlichkeit des Bildes überall wenigstens für jeden einzelnen kleinen Teil voll- kommen gewahrt. Vor allem aber wird hier ein einheitlich zusammen- hängendes und vermöge der durchgängigen Geradlinigkeit und Parallelität der Parallelkreise und Meridiane außerordentlich klar und einfach überschaubares Bild der gesamten Erdoberfläche mit alleinigem Ausschluß der hierbei nicht darstellbaren näheren Um- gebung der beiden Pole gegeben, das man, wenn alle Erdteile und alle Ozeane mit ihrer Umgebung unzerschnitten zur Darstellung kommen sollen, sogar ohne weiteres im Osten oder Westen ein Stuck verlängern kann (wie es z. B. auf S. 9 teilweise geschehen ist). Eben infolge jener durchgängigen Geradlinigkeit und Parallelität der Parallelkreise und Meridiane sind auf keiner anderen Darstellung der ganzen Erdoberfläche oder überhaupt großer Erdräume so leicht und klar wie auf einer solchen in Mercators Projektion durch die ganze Darstellung hin die geographischen Breiten und Längen der verschiedenen Örtlichkeiten zu ersehen und mit einander zu ver- gleichen. Für eine Reihe besonderer Zwecke wie z. B. die Ver- anschaulichung des Systems der Meeresströmungen, der Linien des Weltverkehrs u. s. w. ist diese Darstellung der Erdoberfläche die allein oder doch weitaus am besten geeignete. Ein Maßstab wird auch solchen Erdkarten in der Regel nicht beigegeben, da auf solchen ja, wie aus dem Obigen hervorgeht, in jeder geographischen Breite ein anderes Verkleinerungsverhältnis stattfindet, also Messungen mit einem Maßstabe überhaupt nicht tunlich sind. Die auf S. 8 angegebene Maße tabszahl bezeichnet das lineare Verkleinerungsverhältnis auf dem Äquator. Erdteil- und Länderkarten. Weit geringer als bei Karten der Erdhalbkugeln oder der ganzen Erde sind die oben erwähnten Störungen natürlich bei der Dar- stellung einzelner Erdteile und bei letzteren wiederum um so geringer, je kleiner der betreffende Erdteil ist. Bei der Darstellung einzelner Länder werden dieselben je nach der Ausdehnung der letzteren wiederum weiter verringert und kommen da für Zwecke des Schul- unterrichts überhaupt nicht in Betracht. Erdteile: a) Europa (S. 14—16), Asien (S. 46, 47), Nord- amerika (S. 54), Südamerika (S. 55) — sowie auch Vereinigte Staaten und Mittelamerika (S. 53) und Rußland (S. 44). Hier ist die sogenannte Bonne’sche Projektion angewendet (vgl. Fig. 3). Die Parallelkreislinien sind konzentrische Kreisbogen, welche wie auf dem Globus durchweg gleich weit von einander abstehen. Der als Mittelmeridian der Darstellung angenommene Meridian ist gerad- linig und senkrecht ausgezogen **). Dann sind von ihm aus aut jedem *) Sie beträgt z. B. in der Breite von Rom (42*) 1; 0,74, in derjenigen von Berlin (521/,) bereits 1 :0,61 **) Der für den Netzentwurf angenommene Mittelmeridian braucht aber nicht not- wendig auch einer der im Druck wiederzugebenden Meridiane zu sein, wenn aus Rücksicht auf die Ausdehnung des darzustellenden Gebietes eine andere Wahl zweckmäßiger scheint. Vgl. z. B. die Karte von Asien (S. -46, 47), wo der nicht mit wiedergegebene 85. Meridian Östlicher Länge, sowie die Karte von Südamerika (S. 55), wo der 55. Meridian westlicher Länge als Mittelmeridian genommen ist.

6. Der deutsche Kinderfreund - S. 20

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
20 I. Kurze Sätze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit Gartenbau, Viehzucht und Handel sind Gewerbe. Auch die verschiedenen Handwerke und Künste gehören zu den Gewcr, den. Wer sich mit dem Akkerbau beschäffrigt, heißt ein Bauer oder ein Landmann. Wer sich auf den Garten, bau versteht, heißt ein Gärtner. — Uhrmacher, Bild- hauer, Maler, Kupferstecher sind Künstler. Tischler, Drechsler, Schlösser, Maurer, Zimmerleute, Bäkker, Brauer sind Handwerker. Ich weiß die Handwerke zu nen- nen, welche sich mit der Verarbeitung des Eisens beschäfftir gen. Zch kenne auch diejenigen, welche für die Kleidung und Nahrung arbeiten. Ueberall, wo Menschen wohnen, hat Gott dafür gesorgt, daß sie, bei Fleiß und Sorgfalt, Alles haben, was sie zur Befriedigung ihrer B ed ü rfn isse gebrauchen. Denn wenn gleich nicht jedes Land so viel hervorbringt, als seine Be, wohner zu ihrer Erhaltung bedürfen, so können sie sich doch durch den Handel das Fehlende leicht verschaffen. Aber wel, ches sind die Bedürfnisse des Menschen? Wenn ich mir den Mund und die Nasenlöcher zustopfte, so würde ich sterben; denn ich müsste crstikken. Unaufhörr lich muß der Mensch durch den Mund und die Nase Luft einziehen oder einathmen, wenn er leben soll. Wenn ein Mensch das Unglück hätte, auf eine wüste Insel zu gerathen, wo er weder Speise noch Trank, also gar keine Nahrungsmittel fände, so müsste er vor Hunger und Durst sterben. — Wer im harten Winter weit über das Feld gehen muß, und zuletzt nicht mehr fort kann, der erstarrt endlich vor Frost, und muß sterben; denn ohne Wärme kann kein Mensch leben. Wenn, maer ein neugebernes Kind auf das freie Feld hin, legte, und weder für seine Ernährung, noch für seine Rei- nigung , Erwärmung und £ Bekleidung sorgte, so müsste es umkommen, oder es würde wenigstens nicht verständig werden, nicht sprechen und nicht aufrecht gehen lernen; denn die Kinder lernen vorzüglich dadurch gehen und sprechen, daß sie den Gang und die Sprache der Erwachsenen nach ahmen, und werden besonders durch die Anweisungen und Belehrungen der Erwachsenen verständig. — Also Luft, Wärme, Nahrung, Kleidung, Wohnung und Beisammensein mit seines Gleichen ist dem Menschen zur Erhaltung seines

7. Der deutsche Kinderfreund - S. 24

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
24 I. Kurze Satze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit Mit meiner Seele denke ich, indem ich rechne, an die Zahlen, welche ich zusammenzählen oder abzählen, theilen oder vervielfältigen soll. Mit meiner Seele denke ich an den Menschen, von welchem der Lehrer etwas er- zählt, oder von dem ich im Lesebuche etwas lese. - Mit meiner Seele denke ich an das Spiel, welches ich spielen will, wenn die Schulzeit zu Ende ist. Mir meiner Seele denke ich, indem ich plaudern will, an die Strafe, welche der Lehrer auf das Plaudern gesetzt hat. Zch könnte nichts Verständiges sagen, wenn ich keine Seele hätte, und nicht mit meiner Seele denken könnte. Zch spreche mit meinem Lehrer, ich antworte auf seine Fra- gen. Diese Antworten habe ich nicht erst auswendig gelernt, um sie daun herzusagen; ich habe über die Fragen meines Lehrers nachgedacht, und daun habe ich geantwortet. Zch möchte meinen Rock nicht mit dem zerlumpten Rokke eines Bettlers vertauschen; denn ich habe beide mit einander verglichen, und bemerkt, daß mein Rock nicht zerrissen und nicht abgetragen, also besser als der Rock des Bettlers ist. Indem ich beide Rökke mit einander vergleiche, und dann urtheile, daß der meinige besser ist, gebrauche ich meine Seele oder meinen Verstand. Zch entschließe mich meinen alten Rock gegen einen neuen zu vertau- schen, und gebrauche dabei meinen Willen oder meine Willenskraft. Zch habe gesehen, wie es der Bauer macht, wenn er das Feld bauen, seinen Akker bestellen, oder ihn zur Saat zubereiten will. Er spannt Ochsen oder Pferde vor ein kleines Fahrzeug, welches der Pfflug heißt, und vorn zwei Räder, hinten aber ein Gestell hat, an welchem ein breites und schar- fes Eisen befestigt ist, welches der Pflug sch aar genannt wird. Mit diesem Pfluge fährt der Bauer über den Akker. Das scharfe Eisen schneidet tief in die Erde ein; ein zweites breiteres Eisen reißt sie auf, und macht, daß das Unterste oben kommt, indem das aufgerissene Stück Erde sich umwen- det. Dann wird der umgepflügte Akker mit Saamen von Rog- zen oder Gerste, Hafer oder Weizen bestreut; und dieser Saame wird vermittelst eines hölzernen Werkzeugs, das die Egge heißt, und aus mehreren zusammengesetzten Harken besteht, unter die Erde gebracht. Zudem ich dies Alles sah, -»hielt ich einen Begriff vom Akkerbau.

8. Der deutsche Kinderfreund - S. 28

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
28 I. Kurze Satze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit beit ausstehen? Welche viel Kalte? Welcher Menschen Beruf erfordert es, fast immer auf Reisen zu sein? Wel, cbe müssen beständig Blut vergießen? Von welchen Hand- werkern könnte man sagen, sie leben vom Winde? Was nicht geschehen kann, ist unmöglich. Es ist un- möglich, daß ein Schüler etwas lerne, wenn er nicht auf- merksam und fleißig ist. Es ist unmöglich,- daß derjenige gesund bleibe, welcher unmäßig isst und trinkt. Es ist un- möglich, daß ein todter Mensch lebendig wieder erscheine, und daß ein tauber Mensch sich an scböner Musik ergötzen. Was ist einem Blinden unmöglich? Was ist einem Kinde von sechs Monaten unmögich? Was einem Kranken: Was sein und geschehen soll oder muß, ist nothwen- dig. Es ist also nothwendig, daß der Mensch gesunde Nahrungsmittel genieße (warum?). Es ist nothwendig, daß der müde Arbeiter sich ausruhe und schlafe (warum?). Es ist nothwendig, daß der Kranke Arznei nehme und sich ruhig verhalte (warum?). Zst es nothwendig, daß ein jedes Haus eine Thür und ein Dach habe? Warum? Alle Menschen müssen sterben; warum? Alle Blumen müssen vergehen; warum? Alle Kinder müssen lernen; warum? Muß man Al- les nachahmen, was Andere thun? Darum nicht? — Zst es nothwendig, daß alle Tische roth angestrichen sind, und daß alle Wagen vier Räder haben? Würde der Tisch kein Tisch, und der Wagen kein Wagen sein, wenn der Tisch weiß an- gestrichen wäre, und der Wagen zwei Räder hätte? Wie aber, wenn der Tisch keine Füße, und der Wagen keine Räder hätte? Müssen die Pferde vor den Wagen gespannt werden, um den Wagen fortzuziehen, oder können sie eben so gut auch hinter den Wagen gespannt werden? Muß der Hund mit Fleisch, und das Pferd mit Gras'und Hafer gefüttert wer den, oder könnte es auch umgekehrt sein? Alles, was an einem Dinge sein und auch nicht sein kann, ohne daß das Ding aufhört, dieses Ding zu sein, nennt man zufällig, oder auch Beschaffenheiten des Dinges. Würde der Tisch kein Tisch mehr sein, wenn er, anstatt vierekkig zu sein, rund wäre, oder wenn er, statt eines Kastens, zwei Kasten hätte, oder wenn er nicht blau, sondern roth ange- strichen, oder wenn er gar nicht angestrichen wäre? Daß Also tt'tt Tisch vierekkig ist, einen Kasten hat, und blau

9. Der deutsche Kinderfreund - S. 49

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 49 Neugierde sie so blind, daß sie mit dem Kopfe gegen die Fensterscheibe fuhr, und sich sehr beschädigte, indem sie nicht ein Mal bemerkt batte, daß das Fenster zugemacht war. Nicht selten verlor sie auf der Straße ihr Strickzeug, oder was sie eben in der Hand hielt, indem sie hastig lief, um zu sehen, weswegen sich die Leute versammelten. Bei- nahe wäre sie einst dabei um's Leben gekommen; denn indem sie in ihrer Unbesonnenheit zusah, wie ein Ochse, der sich losgerissen hatte, und eben wieder gefangen wor- den war, mit Stricken gebunden wurde, riß sich das wü- thende Thier los, und nur mit genauer Noth flüchtete sich Margaretha in ein Haus, büßte aber doch dabei ihre Schürze ein, welche der Ochse im Vorbeirennen mit den Hörnern fasste und ihr vom Leibe riß. Ihre Neugierde verleitete sie auch, zu horchen, und man sahe sie oft des Abends unter den Fenstern stehen, um zu hören, was die Leute in der Stube sprachen. Aber bei diesem Horchen lief sie einst sehr übel an; denn ein Mann, der sie dabei ertappte, züchtigte sie ohne Umstände dafür recht derb, und ließ sie dann mit der Warnung gehen: künftig horche nicht wieder, sonst hast du noch etwas Schlimmeres zu erwarten! 22. Das wissbegierige Mädchen. Karol ine zeigte schon in ihrer frühesten Kindheit eine große Begierde zu lernen, und sich nützliche Kenntnisse zu er- werben. Wenn sie etwas Neues sah, so ruhte sie nicht eher, bis sie es genauer kennen gelernt hatte. Konnte sie nicht durch eigenes Nachdenken herausbringen, wozu eine Sache nütz- lich wäre, und warum sie so sein müsste, wie sie war; so hörte sie nicht auf, zu fragen, bis ihre Wissbegierde befrie- digt war. Sehr gern ging sie in die Schule, und wenn auch das Wetter noch so schlecht war, dennoch scheute sie nie den weiten Weg nach der Schule. Außerordentlich groß war ihre Freude über ein neues lehrreiches Buch. Sie blätterte nicht etwa bloß darin, wie es viele Kinder machen, sondern sie las es langsam und mit großer Aufmerksamkeit durch, und daher blieb sie auch nie die Antwort schuldig, wenn man sie fragte: was in dem Buche enthalten sei? Beinahe in al* len weiblichen Arbeiten, und besonders im Nähen und Stricken, war sie sehr geschickt, und um es noch mehr zu werden, wurde sie die Gehülssn einer Frau, welche sie un- ter der harten Bedingung unterrichten wollte, daß sie ein D

10. Der deutsche Kinderfreund - S. 138

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
138 Vi. Von dem Menschen. her kommt cs, daß wir mit den Fingerspitzen so fein fühlen können? Weil da die Haut am dünnsten und weichsten ist, und weil sich da viele Nerven endigen. Aber die Hände sind nicht die einzigen Werkzeuge der Empfindung; der ganze Körper ist ihr Werkzeug. Deine Empfindungen sind nicht alle von einerlei Art. Nicht wahr, du hast eine unan, genehme Empfindung, wenn du aus einer wohl geheizten Stube auf ein Mal in die Kälte kommst? Aber deine Empfin- dungen sind sehr angenehm, wenn du aus der Kälte in eine warme Stube trittst? Du sichst hieraus, daß deine Empfin- dungen eben so verschieden sind, als die Eindrükke, welche die äußeren Gegenstände auf dich machen. Sind diese Eindrükke nur schwach, so sind es auch deine Empfindungen; sind sie stark, so hast du auch stärkere Empfindungen. Würde nicht deine Empfindung weit stärker seyn, wenn dir einer deiner Mitschüler aus Unvorsichtigkeit die schwere Bank auf den Fuß würfe, als wenn er dich nur ganz leise auf den Fuß träte? Wie heftig ist die Empfindung, wenn man sich den Finger vorn am Nagel klemmt; aber bei weitem nicht so heftig ist sie, wenn man sich den Arm klemmt, weil man am Zirme nicht so empfindlich ist, als am Finger. Ein Stich in die Fußsohlen schmerzt lange nicht so heftig, als ein Stich in die Hand oder in den Arm, weil der Mensch an der Fußsohle eine überaus dikke Oberhaut hat, und der Schmerz dadurch gemäßigt wird. Durch Gewohnheit und Abhärtung kann auch ein Theil des Körpers fast unempfindlich welchen. Dies ist z, B. bei den Feuerarbeitern, bei Schmieden und Schlössern der Fall. Weil diese Leute beständig mit dem Feuer umgehen, und die schweren Hämmer täglich führen müssen, so bekommt die innere Fläche ihrer Hände dadurch eine so harte Haut, daß sie heißes Eisen eine gute Weile in der Hand halten können, ohne Schmerzen zu empfinden. Worauf kommt es also bei dem Gefühl an? Theils auf die Beschaf- fenheit des Eindrucks; theils auf den Grad dep Schwache oder Starke und Heftigkeit des Ein- drucks; theils darauf, wie groß oder wie geringe die Em- pfindlichkeit des Theiles ist, welcher den Eindruck er- halt. Die größte Empfindlichkeit hat der Mensch im Auge, und darum verursacht ihm auch schon das kleinste Fäser- chen, wenn es ins Auge fliegt, große Schmerzen. Der Sinn des Geschmacks hat die meiste Aehn- lichkeit mit dem Gefühle« Die Zunge ist dgs vorzüglichste
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