Die Gewässer.
9
Nach eigener Aufnahme dez Verfasser?.
8. Gamengrund im Blumental, einem großen Laubwaldgebiet im oberen Barnim. Blick von der
Berliner Chaussee auf den Gamensee.
Nach ihrer Gestalt gibt es R i n n e n s e e n, Reste alter Schmelzwasserlinien
mit unvollkommener Talbildung. Eine ausgezeichnete Rinnenseekette liegt z. B. im
Gamengrund, der bei Hohensinow beginnend nach Süden zieht und sich ziem-
lich gut bis zum Spreetal bei Erkner verfolgen läßt. Auch der W e r b e l l i n s e e
ist ein solcher R i n n e n s e e. Von höchst mannigfaltiger Form, oft zu vielen gesellt,
sind die Seen in der, kuppigen Moränenlandschaft. Der Paar-
st e i n e r s e e kann als Beispiel dienen, die Seen an der Strelitzschen Grenze des-
gleichen. Je kleiner sie sind, um so häufiger nähern sie sich der Kreisform, an die aber
auch schon der große G r i m n i tz s e e erinnert. Die kleinsten nennt man S ö l l e ,
sie treten manchmal zu vielen Hunderten beieinander auf, und man vermutet, daß
zur Abschmelzzeit verschüttete abgelöste Eismassen sie bei ihrem nachmaligen lang-
samen Auftauen geschaffen haben; auch als Strudellöcher werden manche ange-
sprochen.
Je kleiner die Seen sind, um so eher sind sie der Gefahr des Verschwindens
ausgesetzt. Bei dem trägen Lauf der fließenden Gewässer spielt dabei die Zu-
s ch ü t t u n g keine große Rolle, wie sie das z. B. in den Alpen tut. Sie wachsen
vielmehr z u. Denn meist sind sie flach oder besitzen doch flachere Teile und gewähren
breite Säume, auf denen Wasser- und Uferpflanzen in bestimmter Reihenfolge (diese
beginnt mit den Binsen und Seerosen und hört mit den sog. amphibischen Pflanzen
auf) in sie hineinwachsen und mit ihren abgestorbenen Teilen allmählich den
Mischer, Heimatkunde von Brandenburg. 2
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Die märkischen Landschaften. 51
die Volksschule länger und daher auch schon erfolgreicher au der Einbürgerung des
Schriftdeutschen gearbeitet, und kein Seemannsdeutsch beschnitt im späteren Leben
ihren Einfluß.
Das ehemals kursächsische Land aber hat auch im Gebiete alter flämischer Siede-
lungen mitteldeutsche Sprechweise durchgesetzt, und dasselbe gilt von den Grenz-
gebieten nach Schlesien hin. Der heutige Verkehr, der die Deutschen der verschieden-
sten Gegenden zusammenbringt und auch fast jeden Landmann dem sprachabschlei-
senden Einflüsse der Stadt immer wieder aussetzt, und die Schule mit ihrer Pflege
einer gleichmäßigen Aussprache bewirken in Groß-Berlin ein schnelles, in der Pro-
vinz ein langsameres, aber überall spürbares Verschwinden der Mundarten, um so mehr,
als es so festgefügte Mundarten wie im Westen und Süden Deutschlands sowie an
den deutschen Küsten in der Mark ja nicht gegeben hat. Gerade der Berliner Dialekt
hat in den letzten zwei Menschenaltern eine Fülle eigentümlicher Ausdrücke ein-
gebüßt und durch Aufnahme von Worten aus der gemeinen Sprache aller Teile
Deutschlands sich einem allgemein deutschen Großstadt-Patois angenähert. Und doch
— immer wieder erwächst im Kindermund auf der Straße eine Sprechweise, die in
grammatikalischen Wendungen wie in Lautbehandlung ihre niederdeutsche
Natur nicht verleugnen kann.
Die märkischen Landschaften.
53. „Landschaften", Regierungsbezirke und Kreise.
Die Grenzen der „Landschaften" sind mit etwas kräftigeren Linien gegeben, sie sind aus praktischen
Gründen (vgl. Text) allemal mit Kreisgrenzen in Ubereinstimmung gebracht, auch wo sie geschichtlich
und naturgemäß etwas abweichen sollten. Die Kreishauptstädte « (schwarz), die kreisfreien Städte,
® mit Ring.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
nehmen, um sie zu unterrichten und zu erziehen. Er errichtete beshalb eine Armeuschule. Aber um auch ihrer leiblichen Not abzuhelfen, wünschte er sie auch zugleich in Wohnung und Kost zu nehmen. Er beschloß daher ein Waisenhaus zu grüubeu. Da aber das wenige, was er zu geben hatte, dazu nicht hinreichte, toanbte er sich an die Wohlhabenben. Sein Vertrauen auf Gott und die Mildthätigkeit der Menschen betrog ihn nicht. Bald entstanb ein Waisenhaus, in welchem seitdem viele Tausende armer Kinder ernährt und erzogen worden sind. Zugleich errichtete er neben demselben mehrere große Schulen, welche noch heute segensreich fortwirken.
Dankelmann, so große Verdienste er sich auch erworben hatte, behielt die Gunst des Kurfürsten nicht. Dieser lieh sein Ohr den Verleumdungen neidischer Menschen, welche den edlen Mann beschuldigten, er sei ein Betrüger, der sich auf Kosten des Staates bereichere. Er wurde abgesetzt und auf die Festung Spandau gebracht. Erst nach einer Reihe von Jahren erhielt er feine Freiheit, nicht aber sein Amt wieder. Dieses würde dem elenben Kolb von Wartenberg verliehen, welcher sich durch Schmeicheleien lange in der Gunst seines Herrn erhielt, obgleich er sich auf unredliche Weise bereicherte. — Einen Gedanken verfolgte der Kurfürst mit unablässigem Eifer. Sein Land hatte eine Ausdehnung gewonnen, daß es manches Königreich an Größe übertraf; es stand außerdem in einem hohen kriegerischen Ansehen. Er hatte erlebt, wie der Prinz von Oranien den englischen, der Kurfürst von Sachsen den polnischen Thron gewann; der Kurfürst von Hannover hatte Aussicht ans den englischen. War es zu verwundern, daß Friedrich danach strebte, sein souveränes Herzogtum Preußen in ein Königreich zu verwandeln? Er wollte aber diesen Schritt nur mit der Zustimmung des Kaisers thun. Nachdem Friedrich die Zusicherung gegeben, daß er ihn mit 10000 Mann in dem spanischen Erbfolgekriege unterstützen werde, erklärte der Kaiser in dem sogenannten Kronvertrage, daß er nichts dagegen einzuwenden habe, wenn Friedrich fortan den königlichen Namen führe.
f 18. Das Königreich Preußen seit dem 18. Sammt* 1701.
Nachdem Friedrich den Entschluß, den Namen eines Königs anzunehmen, allen Mächten bekannt gemacht hatte, brach er im Januar des
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Dankelmann Kolb_von_Wartenberg Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Ii. Die verschiedenen Kartennetze.
Allgemeines. Karten größerer Gebiete bedürfen der Zugrunde-
legung eines Netzes der die letzteren durchziehenden Parallelkreise
und Meridiane (Gradnetz).
Infolge der Kugelgestalt der Erde kann nur auf einem guten
Globus eine ganz entsprechende Darstellung der verschiedenen Ge-
biete ihrer Oberfläche gegeben werden. Will man dasjenige, was in
der Wirklichkeit die Oberfläche einer Kugel bildet, auf einer ebenen
Papierfläche darstellen, so ist das, sofern es sich um einigermaßen
größere Stücke handelt, nur mittels mehr oder minder erheblicher
Zusammendrückungen, Dehnungen und Verschiebungen möglich, und
diese unvermeidlichen Störungen müssen um so mehr zunehmen, je
größere Teile der gesamten Kugeloberfläche so in der Ebene dar-
gestellt werden sollen.
Um sich dies mit allen sich daraus ergebenden Folgen recht klar zu machen, ver-
suche man, verschieden große Stücke eines hohlen Gum mi balles glatt auf einer Tisch-
platte auszubreiten. Bei ganz kleinen Stücken gelingt das ohne Schwierigkeit. Je größer
dieselben dagegen sind, desto mehr bauschen sie sich bei dem Versuch, sie auszuebnen,
und desto mehr muß man hier drücken, dort zerren, wenn man sie gleichwohl eben auf
dem Tische hinbreiten will. Ist der Gummiball mit irgend einer Darstellung bemalt, so
zeigt sich dann auch, wie letztere um so mehr Verzerrungen erleidet, je größer die
Stücke des ganzen Balles sind, die man dergestalt glatt auf der ebenen Fläche auszu-
breiten versucht.
Es ist daher eine wichtige Aufgabe der Kartendarstellung, diese
mit der Ausdehnung der darzustellenden Erdräume notwendig
wachsenden Verzerrungen je nach der Größe der betreifenden
Gebiete und den besonderen Verhältnissen zweckmäßig zu verteilen
bezw. es so einzurichten, daß dabei bestimmten Anforderungen un-
mittelbar genügt wird, was freilich dann immer auf Kosten der
Erfüllung anderer Anforderungen geschehen muß. Hierzu dienen die
verschiedenen Gradnetzentwürfe (Karten-Projektionen). Es
gibt deren eine ziemliche Anzahl, von der die einen für diese, die
anderen für jene Zwecke mehr oder weniger geeignet und vorteilhaft
sind. Je mehr die verschiedenen Netze in ihrer Einrichtung von
demjenigen eines guten Globus abweichen, desto größer sind die
dadurch bedingten Störungen der Bildgestalt.
Da die Lage jedes Ortes auf der Erdoberfläche durch seine geographische Breite
und Länge bestimmt wird und daher — abgesehen von der Darstellung ganz kleiner Ge-
biete — nur auf Grund von Gradnetzen brauchbare Karten entworfen werden können, so
muß natürlich jedesmal die Art, wie in diesen Netzen die Parallelkreis- und Meridian-
linien angelegt sind, dafür entscheidend sein, inwieweit die betreffenden Karten die
gegenseitigen Lagen- und Entfernungsverhältnisse der verschiedenen Punkte, also auch die
Gestalt- und Gröflenverhältnisse der bezüglichen Landräume u. s. w- entsprechend wieder-
geben können. Mit der Veränderung des einer Karte zu Grunde gelegten
Gradnetzes verändert sich demnach auch in demselben Maße das auf
dieser Grundlage entworfene Bild.
Im vorliegenden Atlas sind nur möglichst einfache und leicht-
verständliche Gradnetzentwürfe verwendet.
Erd- und Halbkugelkarten.
Von selbst leuchtet ein, daß die erwähnten Störungen unver-
meidlich am größten werden müssen, wenn es sich um die Dar-
stellung der ganzen Erdoberfläche handelt.
Eine Kartendarstellung der ganzen Erdoberfläche kann man
entweder a) durch Nebeneinanderstellung von Karten der beiden
Erdhalbkugeln oder auch b) in einem einheitlich zusammenhängenden
Bilde geben.
a) Karte der östlichen und westlichen Halbkugel (Karten-
seite 7). Hier wird die Oberfläche jeder dieser beiden Halbkugeln
in je einer kreisförmigen Karte zur Darstellung gebracht*). Für
die Anlegung des Gradnetzes gibt es dabei verschiedene Ver-
fahren, von denen natürlich jedes von entsprechender Einwirkung
auf die Bildgestaltung ist. Das auf Kartenseite 7 angewendete (vgl.
Fig. 1), die sogenannte Globularprojektion, ist von allen das
einfachste.
Netzentwurf. Der Äquator udd der als Mittelmeridian gewählte
Meridian (in Fig. 1 der 70.) werden geradlinig als aufeinander senk-
recht stehende Durchmesser des die Halbkugeldarstellung begrenzenden
Kreises ausgezogen. Sie bilden daher zugleich 4 Halbmesser des
letzteren, den sie in 4 gleiche Teile (Quadranten) teilen. Hierauf
werden sowohl jene 4 Halbmesser als diese 4 Quadranten jeder in
9 gleiche Teile geteilt, von denen jeder 10° bedeutet. So liegen für
jeden der auszuziehenden Parallelkreise und Meridiane 3 Punkte fest
und durch diese je 3 Punkte ^werden nun die betreffenden Parallelkreis-
und Meridianlinien als Kreisbogen**) ausgezogen.
Folgen für die Bildgestaltung. Vergleicht man das so erhaltene
Netz nach seinen hauptsächlichen hier in Betracht kommenden
Eigenschaften mit demjenigen auf einem guten Globus, so ergibt
sich Folgendes: Jeder Parallelkreis und jeder Meridian ist zwar wie
auf dem Globus in gleiche Teile geteilt. Aber
*) Also wie wenn man die Hälfte eines hohlen Gammiballes zu einer kreisrunden
Fläche ausebnen wollte.
**) Die Mittelpunkte der bezüglichen Kreise sind auf Grund jener S Punkte jedesmal
leicht zu finden.
in
1. die Meridiane sind nicht gleich lang, sondern der Mittelmeridian
ist am kürzesten und die übrigen werden gegen den Rand des
Netzes, den Kreisumfang hin immer größer. (Das Verhältnis
des Mittelmeridians zu einem der beiden Randmeridiane, d. h.
in Fig. 1 des 70. zum 160. oder 340. Meridian, ist das Verhältnis
des Durchmessers zum halben Kreisumfang, d. h. beinahe wie 1:1,6.)
2. Dem entsprechend laufen die Parallelkreise nicht wie aut dem
Globus einander parallel, sondern liegen zwar auf dem Mittel-
meridian in demselben Verhältnis wie die Meridiane auf dem
Äquator voneinander entfernt, laufen aber gegen die Ränder
hin immer weiter auseinander, sodaß ein Meridiangrad (Breiten-
grad) auf dem Mittelmeridian sich zu einem solchen auf den
beiden Randmeridianen beinahe wie 1:1,6 verhält.
3. Parallelkreise und Meridiane stehen (abgesehen vom Mittel-
meridian) nicht wie auf dem Globus senkrecht aufeinander.
Hieraus ergibt Bich, in welcher Weise und in welchem Maße
bei der auf ein solches Netz gegründeten Halbkugeldarstellung jene
an sich unvermeidlichen Störungen stattfinden müssen. Hauptsächlich
tritt hervor, daß hier vom Mittelmeridian gegen die Randgebiete
hin alles in nordsüdlicher Richtung um so mehr gedehnt wird, je
mehr es gegen den Kreisumfang hin gelegen ist (vgl. in Fig. 1 die
Gradnetzfelder c und p sowie die zwischen beiden gelegenen Felder
miteinander), während in westöstlicher Richtung eine solche Dehnung
nicht stattfindet**).
Ein Maßstab wird Halbkugeldarstellungen nicht beigegeben,
da dieselben eben wegen der erwähnten, bei ihnen unvermeidlich
sehr ins Gewicht fallenden Verhältnisse nicht dazu geeignet sind,
auf ihnen größere Messungen mit dem Maßstabe auszuführen. Die
auf der Karte angegebene Maßstabszahl bezeichnet das lineare
Verkleinerungsverhältnis auf dem Äquator und den Mittelmeridianen
der beiden Halbkugeln.
Für eine bequeme Überschau über die gesamte Erdober-
fläche hat die Nebeneinanderstellung und Zusammenfiigung zweier
Halbkugeldarstellungen, wie die Karte S. 7 zeigt, beträchtliche
Mängel, indem dabei nur in den Äquatorgegenden ein Zusammenhang
der beiden Abteilungen stattfinden kann, während derselbe in allen
übrigen geographischen Breiten vollständig zerrissen wird. Gleich-
wohl ist die Anwendung dieser Darstellungsweise auch für die Über-
sicht über die ganze Erdoberfläche unentbehrlich, weil eben allen
Kartendarstellungen der letzteren in besonderem Maße Mängel an-
haften und bei der Verwendung mehrerer Darstellungsarten die
Mängel der einen sich zum Teil gegen diejenigen der anderen etwas
ausgleichen.
b) Erdkarte in Mercators***) Projektion (Kartenseite 8).
Netzentwurf (vgl. Fig. 2). Hier wird die gesamte Erdoberfläche mit
*) Der Raumersparnis wegen ist in Fig. 1 wie ebenso in Fig. 2 und 4 nur die
nördliche Hälfte ausgeführt.
**) Weit weniger einfach und durchsichtig sind die verschiedenen anderen Netz-
entwürfe (Projektionen) für Halbkugeldarstellungen, von denen natürlich jeder in seiner
Weise Gestalt und Eigenschaften des auf Grund desselben erhaltenen Bildes beeinflußt
und hierbei neben etwaigen Vorteilen in der einen Richtung ebenfalls stets in anderen
Richtungen auch seine mehr oder minder beträchtlichen Mängel hat. So kann man z. B.
auch die Forderung der sogenannten „Flächentreue“ als Hauptanforderung obenan-
stellen d. h. das Netz so einrichten, daß jedesmal die zwischen zwei bestimmten Parallel-
kreisen gelegenen Gradnetzfelder unter einander sämtlich denselben und zwar den dem
Darstellungsmaßstabe nach den wirklichen Verhältnissen entsprechenden Flächeninhalt
haben (also z. B. in Fig. 1 der Flächeninhalt des Feldes p nur ebenso groß wird wie
derjenige des Feldes c und ebenso zwischen den anderen Parallelkreisen aie Randfelder
denselben der Wirklichkeit entsprechenden Flächeninhalt haben wie diejenigen am Mittel-
meridian u. s. w.). Dann muß zu solchem Zwecke gegen die Randgebiete hin für die
in der einen Richtung stattfindende größere Dehnung durch entsprechende Zusammen-
drückung in der anderen Richtung ein Gegengewicht geschaffen werden. Man muß
demnach dann in den gegen den Rand hin gelegenen Teilen der Darstellung eine erheb-
liche Gestallverzerrung sowohl in westöstlicher als in nordsüdlicher, also in beiden Haupt-
richtungen, für die Erfüllung der Anforderung der Flächentreue in den Kauf nehmen.
***) Der Urheber dieser Netzentwurfsart, Gerhard Kremer (f 1594), übersetzte nach
damals häufigem Brauch seinen Namen ins Lateinische und nannte sich Mercator.j^
1*
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Iy
Ausschluß der Umgebung der beiden Pole in einem einheitlich
zusammenhängenden Bilde so dargestellt, wie wenn sie die Ober-
fläche eines Cylinders wäre, welcher die Erde im Äquator berührt.
Die Mantelfläche dieses Cylinders wird dann gleichsam längs eines
Meridians aufgeschnitten und so in der Ebene ausgebreitet gedacht.
Die Folge davon ist, daß dann 1. die Parallelkreislinien
sämtlich zu geraden Linien werden, welche, der Wirklichkeit ent-
sprechend, einander streng parallel verlaufen; daß andererseits aber
auch 2. die Meridianlinien ebenfalls zu miteinander gleichlaufenden
geraden Linien werden, welche die Parallelkreislinien senkrecht durch-
schneiden. Wenn aber dergestalt die Meridianlinien, statt wie auf
dem Globus polwärts gegen einander immer mehr zusammenzulaufen,
durch alle geographischen Breiten hindurch voneinander gleich weit,
nämlich so weit wie auf dem Äquator entfernt bleiben, so ergibt
das gegenüber der Wirklichkeit eine mit zunehmender geo-
graphischer Breite immer mehr wachsende Ausein-
anderziehung in westöstlicher Richtung. Die Größe
dieser Auseinanderziehung in den verschiedenen geographischen
Breiten ist aus der nachstehenden Tabelle zu ersehen.
Größe der Lau 1 Längengrad auf gesetzt Geogr. Breite iengra.de, wenn dem Äquator = 1 wird. Größe des Längengrades Demnach Vergrößerungs- Verhältnis in Mercators Projektion; Größe bei . Wirkliche Mercator • Grftfle
0° 1,00 1 : 1
10» 0,98 i 0,98
20» 0,94 1 : 0,94
50° 0,87 1 i 0,87
40» 0,77 1 t 0,77
50* 0,64 1 ! 0,64
60# 0,50 1 : 0,50
70» 0,34 1 ! 0,34
80« 0,17 1 : 0,17
Um nun für diese einseitige westöstliche Dehnung ein gewisses
Gegengewicht zu schaffen, veigrößerte Mercator in jeder geo-
graphischen Breite auch den Abstand der Parallelkreislinien von
einander in demselben Verhältnis, in welchem durch den Parallelis-
mus der Meridianlinien dort die geographischen Längen über das
wirkliche Verhältnis hinaus gedehnt werden. So wird durch diese
mit zunehmender geographischer Breite stetig wachsenden Parallel-
kreisabbtände (vgl. Fig. 2) in jeder geographischen Breite
auch alles in nordsüdlicher Richtung um eben so viel
auseinandergezogen, als es durch jene parallele Anlegung der
Meridiane dort in westöstlicher Richtung gedehnt wird (also nach
der obigen Tabelle z. B. in 30° Br. im Verhältnis von 1 :0,87, in
40° Br. wie 1:0,77, in 50° Br. wie 1: 0,64, in 60° Br. wie 1 : 0,50 u. s. w.).
Folgen für die Bildgestaltung. 1. Nachteile: In einer auf
Grund eines solchen Netzes entworfenen Erdkarte werden demnach
alle Land- und Meeresflächen sowie Flüsse, Seen, Gebirge u. s. w,
um so mehr gegenüber dem wirklichen Maßstabsverhältnis ver-
größert, in je höherer geographischer Breite sie gelegen sind, und
von ihren verschiedenen Teilen werden wiederum die weiter polwärts
gelegenen (und zwar mit zunehmender geographischer Breite in
immer höherem Maße) stärker vergrößert als die weiter äquator-
wärts gelegenen.
(Vgl. vor allem z. ß. des Gröflenverhältnis Grünlands zum Festland von Nordamerika
sowie zu Südamerika oder Afrika, wie es auf der Mercatorkarte S. 8 erscheint, mit dem-
jenigen auf einem guten Globus oder auf S. 54, 35 und 48; ebenso das Grösenverhältnis
Skandinaviens zu Arabien, Nowaja Semljas zu Sumatra, Islands zu Borneo oder Nord-
asiens etwa nördlich vom 40. Parallelkreis zu Südasien, oder auch dasjenige der Lena
zum Hoangho auf der Mercatorkarte und auf der Karte von Asien S. 46 u. s. w.).
Diese mit der geographischen Breite zunehmende Dehnung ist,
wie die Tabelle zeigt, nur innerhalb der Tropenzone ganz unerheblich
und bis etwa zum 30. Parallelkreis von geringerer Bedeutung. In
den mittleren Breiten macht sie sich in schnell wachsendem Maße
fühlbar*), um schon in der Breite von Kristiania und St. Peters-
burg (60°) eine lineare Vergrößerung auf das Doppelte der wirk-
lichen Maßverhältnisse zu erreichen und von da ab immer schneller
beträchtlich zuzunehmen. (In der geographischen Breite des euro-
päischen Nordkaps, 71°, beträgt sie linear das Dreifache der wirk-
lichen Maßverhältnisse.) Es erscheinen daher auf einer Mercatorkarte,
wenn man von den Meeresräumen absieht, besonders die Landmassen
der höheren Breiten der nördlichen Halbkugel gegenüber den übrigen
in starker Vergrößerung, und es dürfen darum auf das Bild der
Länder und Meere, wie es sich auf einer solchen Karte darstellt,
keine unmittelbaren Größenvergleiche, namentlich nicht für Gebiete
verschiedener geographischer Breiten, begründet werden. (Größen-
vergleiche sind auf solcher Karte nur auf Grund der betreffenden
Ausdehnungsverhältnisse nach geographischen Breiten- und Längen-
graden anstellbar.)
2. Vorteile: Aber diesen aus der Netzanlage notwendig
folgenden beträchtlichen Mängeln stehen andererseits sehr bedeutende
Vorteile gegenüber, welche diese (auf allen Seekarten zum praktischen
Gebrauche der Seeschiffahrt ausschließlich verwendete) Projektion
auch für die allgemeine Überschau über die ganze Erdoberfläche zu
einer der wichtigsten und ganz unentbehrlich machen.
Ist auch in den mittleren und höheren Breiten jene vorerwähnte
mit wachsender Breite stark zunehmende Vergrößerung vorhanden,
so bleibt dabei doch, vermöge der wie auf dem Globus aufeinander
senkrechten Stellung der Meridiane und Parallelkreise, die Ähnlichkeit
des Bildes überall wenigstens für jeden einzelnen kleinen Teil voll-
kommen gewahrt. Vor allem aber wird hier ein einheitlich zusammen-
hängendes und vermöge der durchgängigen Geradlinigkeit und
Parallelität der Parallelkreise und Meridiane außerordentlich klar
und einfach überschaubares Bild der gesamten Erdoberfläche mit
alleinigem Ausschluß der hierbei nicht darstellbaren näheren Um-
gebung der beiden Pole gegeben, das man, wenn alle Erdteile und
alle Ozeane mit ihrer Umgebung unzerschnitten zur Darstellung
kommen sollen, sogar ohne weiteres im Osten oder Westen ein
Stuck verlängern kann (wie es z. B. auf S. 9 teilweise geschehen
ist). Eben infolge jener durchgängigen Geradlinigkeit und Parallelität
der Parallelkreise und Meridiane sind auf keiner anderen Darstellung
der ganzen Erdoberfläche oder überhaupt großer Erdräume so leicht
und klar wie auf einer solchen in Mercators Projektion durch die
ganze Darstellung hin die geographischen Breiten und Längen der
verschiedenen Örtlichkeiten zu ersehen und mit einander zu ver-
gleichen. Für eine Reihe besonderer Zwecke wie z. B. die Ver-
anschaulichung des Systems der Meeresströmungen, der Linien des
Weltverkehrs u. s. w. ist diese Darstellung der Erdoberfläche die
allein oder doch weitaus am besten geeignete.
Ein Maßstab wird auch solchen Erdkarten in der Regel nicht
beigegeben, da auf solchen ja, wie aus dem Obigen hervorgeht, in
jeder geographischen Breite ein anderes Verkleinerungsverhältnis
stattfindet, also Messungen mit einem Maßstabe überhaupt nicht
tunlich sind. Die auf S. 8 angegebene Maße tabszahl bezeichnet
das lineare Verkleinerungsverhältnis auf dem Äquator.
Erdteil- und Länderkarten.
Weit geringer als bei Karten der Erdhalbkugeln oder der ganzen
Erde sind die oben erwähnten Störungen natürlich bei der Dar-
stellung einzelner Erdteile und bei letzteren wiederum um so geringer,
je kleiner der betreffende Erdteil ist. Bei der Darstellung einzelner
Länder werden dieselben je nach der Ausdehnung der letzteren
wiederum weiter verringert und kommen da für Zwecke des Schul-
unterrichts überhaupt nicht in Betracht.
Erdteile: a) Europa (S. 14—16), Asien (S. 46, 47), Nord-
amerika (S. 54), Südamerika (S. 55) — sowie auch Vereinigte
Staaten und Mittelamerika (S. 53) und Rußland (S. 44). Hier ist
die sogenannte Bonne’sche Projektion angewendet (vgl. Fig. 3).
Die Parallelkreislinien sind konzentrische Kreisbogen, welche wie
auf dem Globus durchweg gleich weit von einander abstehen. Der
als Mittelmeridian der Darstellung angenommene Meridian ist gerad-
linig und senkrecht ausgezogen **). Dann sind von ihm aus aut jedem
*) Sie beträgt z. B. in der Breite von Rom (42*) 1; 0,74, in derjenigen von Berlin (521/,)
bereits 1 :0,61
**) Der für den Netzentwurf angenommene Mittelmeridian braucht aber nicht not-
wendig auch einer der im Druck wiederzugebenden Meridiane zu sein, wenn aus Rücksicht
auf die Ausdehnung des darzustellenden Gebietes eine andere Wahl zweckmäßiger scheint.
Vgl. z. B. die Karte von Asien (S. -46, 47), wo der nicht mit wiedergegebene 85. Meridian
Östlicher Länge, sowie die Karte von Südamerika (S. 55), wo der 55. Meridian westlicher
Länge als Mittelmeridian genommen ist.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Nowaja_Semljas Kristiania Meridian
Östlicher_Länge Südamerika
Extrahierte Ortsnamen: Mercators Gröflenverhältnis_Grünlands Nordamerika Afrika Skandinaviens Sumatra Borneo Asien_S. Mercators Europa Asien Südamerika Mittelamerika Rom Berlin Asien
20 I. Kurze Sätze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
Gartenbau, Viehzucht und Handel sind Gewerbe. Auch die
verschiedenen Handwerke und Künste gehören zu den Gewcr,
den. Wer sich mit dem Akkerbau beschäffrigt, heißt ein
Bauer oder ein Landmann. Wer sich auf den Garten,
bau versteht, heißt ein Gärtner. — Uhrmacher, Bild-
hauer, Maler, Kupferstecher sind Künstler. Tischler,
Drechsler, Schlösser, Maurer, Zimmerleute, Bäkker, Brauer
sind Handwerker. Ich weiß die Handwerke zu nen-
nen, welche sich mit der Verarbeitung des Eisens beschäfftir
gen. Zch kenne auch diejenigen, welche für die Kleidung
und Nahrung arbeiten.
Ueberall, wo Menschen wohnen, hat Gott dafür gesorgt,
daß sie, bei Fleiß und Sorgfalt, Alles haben, was sie zur
Befriedigung ihrer B ed ü rfn isse gebrauchen. Denn wenn
gleich nicht jedes Land so viel hervorbringt, als seine Be,
wohner zu ihrer Erhaltung bedürfen, so können sie sich doch
durch den Handel das Fehlende leicht verschaffen. Aber wel,
ches sind die Bedürfnisse des Menschen?
Wenn ich mir den Mund und die Nasenlöcher zustopfte,
so würde ich sterben; denn ich müsste crstikken. Unaufhörr
lich muß der Mensch durch den Mund und die Nase Luft
einziehen oder einathmen, wenn er leben soll.
Wenn ein Mensch das Unglück hätte, auf eine wüste
Insel zu gerathen, wo er weder Speise noch Trank, also gar
keine Nahrungsmittel fände, so müsste er vor Hunger und
Durst sterben. — Wer im harten Winter weit über das Feld
gehen muß, und zuletzt nicht mehr fort kann, der erstarrt
endlich vor Frost, und muß sterben; denn ohne Wärme kann
kein Mensch leben.
Wenn, maer ein neugebernes Kind auf das freie Feld hin,
legte, und weder für seine Ernährung, noch für seine Rei-
nigung , Erwärmung und £ Bekleidung sorgte, so müsste
es umkommen, oder es würde wenigstens nicht verständig
werden, nicht sprechen und nicht aufrecht gehen lernen; denn
die Kinder lernen vorzüglich dadurch gehen und sprechen,
daß sie den Gang und die Sprache der Erwachsenen nach
ahmen, und werden besonders durch die Anweisungen und
Belehrungen der Erwachsenen verständig. — Also Luft,
Wärme, Nahrung, Kleidung, Wohnung und Beisammensein
mit seines Gleichen ist dem Menschen zur Erhaltung seines
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
24 I. Kurze Satze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
Mit meiner Seele denke ich, indem ich rechne,
an die Zahlen, welche ich zusammenzählen oder abzählen,
theilen oder vervielfältigen soll. Mit meiner Seele denke
ich an den Menschen, von welchem der Lehrer etwas er-
zählt, oder von dem ich im Lesebuche etwas lese. - Mit
meiner Seele denke ich an das Spiel, welches ich spielen
will, wenn die Schulzeit zu Ende ist. Mir meiner Seele
denke ich, indem ich plaudern will, an die Strafe, welche
der Lehrer auf das Plaudern gesetzt hat.
Zch könnte nichts Verständiges sagen, wenn ich keine
Seele hätte, und nicht mit meiner Seele denken könnte.
Zch spreche mit meinem Lehrer, ich antworte auf seine Fra-
gen. Diese Antworten habe ich nicht erst auswendig gelernt,
um sie daun herzusagen; ich habe über die Fragen meines
Lehrers nachgedacht, und daun habe ich geantwortet.
Zch möchte meinen Rock nicht mit dem zerlumpten
Rokke eines Bettlers vertauschen; denn ich habe beide mit
einander verglichen, und bemerkt, daß mein Rock nicht
zerrissen und nicht abgetragen, also besser als der Rock des
Bettlers ist. Indem ich beide Rökke mit einander vergleiche,
und dann urtheile, daß der meinige besser ist, gebrauche ich
meine Seele oder meinen Verstand. Zch entschließe
mich meinen alten Rock gegen einen neuen zu vertau-
schen, und gebrauche dabei meinen Willen oder meine
Willenskraft.
Zch habe gesehen, wie es der Bauer macht, wenn er
das Feld bauen, seinen Akker bestellen, oder ihn zur Saat
zubereiten will. Er spannt Ochsen oder Pferde vor ein kleines
Fahrzeug, welches der Pfflug heißt, und vorn zwei Räder,
hinten aber ein Gestell hat, an welchem ein breites und schar-
fes Eisen befestigt ist, welches der Pflug sch aar genannt
wird. Mit diesem Pfluge fährt der Bauer über den Akker.
Das scharfe Eisen schneidet tief in die Erde ein; ein zweites
breiteres Eisen reißt sie auf, und macht, daß das Unterste
oben kommt, indem das aufgerissene Stück Erde sich umwen-
det. Dann wird der umgepflügte Akker mit Saamen von Rog-
zen oder Gerste, Hafer oder Weizen bestreut; und dieser
Saame wird vermittelst eines hölzernen Werkzeugs, das die
Egge heißt, und aus mehreren zusammengesetzten Harken
besteht, unter die Erde gebracht. Zudem ich dies Alles sah,
-»hielt ich einen Begriff vom Akkerbau.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
28 I. Kurze Satze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
beit ausstehen? Welche viel Kalte? Welcher Menschen
Beruf erfordert es, fast immer auf Reisen zu sein? Wel,
cbe müssen beständig Blut vergießen? Von welchen Hand-
werkern könnte man sagen, sie leben vom Winde?
Was nicht geschehen kann, ist unmöglich. Es ist un-
möglich, daß ein Schüler etwas lerne, wenn er nicht auf-
merksam und fleißig ist. Es ist unmöglich,- daß derjenige
gesund bleibe, welcher unmäßig isst und trinkt. Es ist un-
möglich, daß ein todter Mensch lebendig wieder erscheine,
und daß ein tauber Mensch sich an scböner Musik ergötzen.
Was ist einem Blinden unmöglich? Was ist einem Kinde
von sechs Monaten unmögich? Was einem Kranken:
Was sein und geschehen soll oder muß, ist nothwen-
dig. Es ist also nothwendig, daß der Mensch gesunde
Nahrungsmittel genieße (warum?). Es ist nothwendig, daß
der müde Arbeiter sich ausruhe und schlafe (warum?). Es ist
nothwendig, daß der Kranke Arznei nehme und sich ruhig
verhalte (warum?). Zst es nothwendig, daß ein jedes Haus
eine Thür und ein Dach habe? Warum? Alle Menschen
müssen sterben; warum? Alle Blumen müssen vergehen;
warum? Alle Kinder müssen lernen; warum? Muß man Al-
les nachahmen, was Andere thun? Darum nicht? — Zst es
nothwendig, daß alle Tische roth angestrichen sind, und daß
alle Wagen vier Räder haben? Würde der Tisch kein Tisch,
und der Wagen kein Wagen sein, wenn der Tisch weiß an-
gestrichen wäre, und der Wagen zwei Räder hätte? Wie aber,
wenn der Tisch keine Füße, und der Wagen keine Räder hätte?
Müssen die Pferde vor den Wagen gespannt werden, um
den Wagen fortzuziehen, oder können sie eben so gut auch
hinter den Wagen gespannt werden? Muß der Hund mit
Fleisch, und das Pferd mit Gras'und Hafer gefüttert wer
den, oder könnte es auch umgekehrt sein?
Alles, was an einem Dinge sein und auch nicht sein kann,
ohne daß das Ding aufhört, dieses Ding zu sein, nennt man
zufällig, oder auch Beschaffenheiten des Dinges. Würde
der Tisch kein Tisch mehr sein, wenn er, anstatt vierekkig zu
sein, rund wäre, oder wenn er, statt eines Kastens, zwei
Kasten hätte, oder wenn er nicht blau, sondern roth ange-
strichen, oder wenn er gar nicht angestrichen wäre? Daß
Also tt'tt Tisch vierekkig ist, einen Kasten hat, und blau
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 49
Neugierde sie so blind, daß sie mit dem Kopfe gegen die
Fensterscheibe fuhr, und sich sehr beschädigte, indem sie
nicht ein Mal bemerkt batte, daß das Fenster zugemacht
war. Nicht selten verlor sie auf der Straße ihr Strickzeug,
oder was sie eben in der Hand hielt, indem sie hastig lief,
um zu sehen, weswegen sich die Leute versammelten. Bei-
nahe wäre sie einst dabei um's Leben gekommen; denn
indem sie in ihrer Unbesonnenheit zusah, wie ein Ochse,
der sich losgerissen hatte, und eben wieder gefangen wor-
den war, mit Stricken gebunden wurde, riß sich das wü-
thende Thier los, und nur mit genauer Noth flüchtete sich
Margaretha in ein Haus, büßte aber doch dabei ihre
Schürze ein, welche der Ochse im Vorbeirennen mit den
Hörnern fasste und ihr vom Leibe riß. Ihre Neugierde
verleitete sie auch, zu horchen, und man sahe sie oft des
Abends unter den Fenstern stehen, um zu hören, was die
Leute in der Stube sprachen. Aber bei diesem Horchen
lief sie einst sehr übel an; denn ein Mann, der sie dabei
ertappte, züchtigte sie ohne Umstände dafür recht derb, und
ließ sie dann mit der Warnung gehen: künftig horche nicht
wieder, sonst hast du noch etwas Schlimmeres zu erwarten!
22. Das wissbegierige Mädchen.
Karol ine zeigte schon in ihrer frühesten Kindheit eine
große Begierde zu lernen, und sich nützliche Kenntnisse zu er-
werben. Wenn sie etwas Neues sah, so ruhte sie nicht eher,
bis sie es genauer kennen gelernt hatte. Konnte sie nicht durch
eigenes Nachdenken herausbringen, wozu eine Sache nütz-
lich wäre, und warum sie so sein müsste, wie sie war; so
hörte sie nicht auf, zu fragen, bis ihre Wissbegierde befrie-
digt war. Sehr gern ging sie in die Schule, und wenn auch
das Wetter noch so schlecht war, dennoch scheute sie nie den
weiten Weg nach der Schule. Außerordentlich groß war ihre
Freude über ein neues lehrreiches Buch. Sie blätterte nicht
etwa bloß darin, wie es viele Kinder machen, sondern sie
las es langsam und mit großer Aufmerksamkeit durch, und
daher blieb sie auch nie die Antwort schuldig, wenn man sie
fragte: was in dem Buche enthalten sei? Beinahe in al*
len weiblichen Arbeiten, und besonders im Nähen und
Stricken, war sie sehr geschickt, und um es noch mehr zu
werden, wurde sie die Gehülssn einer Frau, welche sie un-
ter der harten Bedingung unterrichten wollte, daß sie ein
D
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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Vi. Von dem Menschen.
her kommt cs, daß wir mit den Fingerspitzen so fein fühlen
können? Weil da die Haut am dünnsten und weichsten ist,
und weil sich da viele Nerven endigen. Aber die Hände sind
nicht die einzigen Werkzeuge der Empfindung; der
ganze Körper ist ihr Werkzeug. Deine Empfindungen sind
nicht alle von einerlei Art. Nicht wahr, du hast eine unan,
genehme Empfindung, wenn du aus einer wohl geheizten
Stube auf ein Mal in die Kälte kommst? Aber deine Empfin-
dungen sind sehr angenehm, wenn du aus der Kälte in eine
warme Stube trittst? Du sichst hieraus, daß deine Empfin-
dungen eben so verschieden sind, als die Eindrükke, welche die
äußeren Gegenstände auf dich machen. Sind diese Eindrükke
nur schwach, so sind es auch deine Empfindungen; sind sie
stark, so hast du auch stärkere Empfindungen. Würde nicht
deine Empfindung weit stärker seyn, wenn dir einer deiner
Mitschüler aus Unvorsichtigkeit die schwere Bank auf den Fuß
würfe, als wenn er dich nur ganz leise auf den Fuß träte?
Wie heftig ist die Empfindung, wenn man sich den Finger
vorn am Nagel klemmt; aber bei weitem nicht so heftig ist
sie, wenn man sich den Arm klemmt, weil man am Zirme
nicht so empfindlich ist, als am Finger. Ein Stich in die
Fußsohlen schmerzt lange nicht so heftig, als ein Stich in die
Hand oder in den Arm, weil der Mensch an der Fußsohle
eine überaus dikke Oberhaut hat, und der Schmerz dadurch
gemäßigt wird. Durch Gewohnheit und Abhärtung kann
auch ein Theil des Körpers fast unempfindlich welchen.
Dies ist z, B. bei den Feuerarbeitern, bei Schmieden und
Schlössern der Fall. Weil diese Leute beständig mit dem Feuer
umgehen, und die schweren Hämmer täglich führen müssen,
so bekommt die innere Fläche ihrer Hände dadurch eine so
harte Haut, daß sie heißes Eisen eine gute Weile in der
Hand halten können, ohne Schmerzen zu empfinden. Worauf
kommt es also bei dem Gefühl an? Theils auf die Beschaf-
fenheit des Eindrucks; theils auf den Grad dep
Schwache oder Starke und Heftigkeit des Ein-
drucks; theils darauf, wie groß oder wie geringe die Em-
pfindlichkeit des Theiles ist, welcher den Eindruck er-
halt. Die größte Empfindlichkeit hat der Mensch im Auge,
und darum verursacht ihm auch schon das kleinste Fäser-
chen, wenn es ins Auge fliegt, große Schmerzen.
Der Sinn des Geschmacks hat die meiste Aehn-
lichkeit mit dem Gefühle« Die Zunge ist dgs vorzüglichste
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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