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8oo. den Glanz zu fügen. Am Weihnachtsabend des Jahres 800 schmückte ihn der Papst mit der Krone des römischen Kaisers. — So war das christlich deutsche Weltreich gegründet; ein deutscher König trug die Krone der römischen Kaiser. Das Ziel, welches sich Karl als Kaiser stellte, war, die Völker des Abendlandes in Frieden zu beherrschen, die Kirche Christi zu beschützen und auszubreiten. Nie hat ein größerer Monarch die Krone getragen. Seine hohe Gestalt und sein starker Körperbau gaben ihm ein majestätisches Ansehen. Er hatte Helle Augen und eine wohlklingende Stimme. Mäßig in Speise und Trank erhielt er sich lange rüstig und gesund. Er liebte täglich zu baden, deßhalb wurde Aachen sein Lieblingsaufenthalt. Als er sein Ende herannahen , fühlte, krönte er seinen Sohn Ludwig zu seinem Nachfolger. Im «14. Jahre 814 beschloß Karl sein thatenreiches Leben. In Aachen wurde er im vollen Kaiserschmucke bestattet. Mit Recht hat man ihm den Beinamen: „der Große" gegeben.
Seme Wachkorrrrnen (Karolinger). Karl's Sohn Ludwig, genannt der Fromme, war seinem Vater ganz unähnlich. Er hatte weder dessen scharfen Verstand, noch die Kraft seines Willens. Schon bei seinen Lebzeiten theilte er das Reich unter seine Söhne, wobei er den jüngsten allzusehr begünstigte. Das führte zu einer Empörung der Söhne gegen ihn. Bei Colmar trug sich die Schmach zu, daß das Heer Ludwigs, durch Versprechungen und Geschenke gewonnen, zu den aufrührerischen Söhnen überging. Der Kaiser wurde gefangen von seinem ältesten Sohne Lothar nach Soissons gebracht, wo er im Bußgewande knieend öffentlich seine Vergehungen bekennen mußte; dann riß man ihm das Schwert von der Seite, wodurch man ihn für unwürdig erklärte, ferner König zu sein. Von seinem zweiten Sohne Ludwig wieder in seine königliche Würde eingesetzt, begann er die unbillige Theilung auf's Neue; der Tod entzog ihn neuer Demüthigung. Jetzt begehrte Lothar, der älteste Bruder, die Oberherrschaft über die jüngeren. Darüber kam es nach einem Bru-843. derkriege endlich zu dem Theilungsvertrage von Verdun. Karl erhielt das westsränkische (Frankreich), Ludwig das ostfränkische Gebiet (Deutschland), Lothar die Kaiserkrone, Italien und einen Strich zwischen Frankreich und Deutschland (Lothringen). So entstand ein eigenes deutsches Reich. Die Nachkommen Karls entarteten schnell, wie die Chlodwigs. Noch ein Mal vereinte Karl der Dicke das ganze
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aber Jerusalem zu erobern vermochte er nicht; er mußte sich mit einem Vertrage begnügen, nach welchem den Christen ein Strich an der syrischen Küste und freie Pilgerfahrt nach Jerusalem zugesichert ward. Aus der Heimkehr fiel Richard in die Hände seines Feindes Leopold, der ihn an Heinrich Vi., Friedrichs Nachfolger, auslieferte. Gegen ein schweres Lösegeld gab ihm dieser endlich die Freiheit (Sage von Blondel). Nach diesem dritten Kreuzzuge wurden freilich noch mehrere andere unternommen —- sogar eine Kinderschaar machte sich auf den Weg nach dem heiligen Lande — aber Jerusalem blieb bis auf diesen Tag in den Handen der Türken.
Iokgen der Kreuzzüge. Dennoch hatten die Kreuzzüge wichtige Folgen. Der Osten Europas und der Westen Asiens war den Abendländern durch sie bekannter geworden; dadurch wurde ihr Geist angeregt und ihr Wissen bereichert. Die Heimkehrenden erzählten von dem sremden Lande und von tapfern Thaten der Kreuzfahrer. Dadurch wurden die Krieger begeistert, gleiche zu verrichten, und die Dichter, dieselben in ihren Liedern zu preisen. Die Ritter, deren ganzes Leben im Kampf verlies, wurden auf fromme Ziele hingelenkt; dadurch wurde ihr ganzer Stand veredelt. Dem Handel, welchen damals besonders die Genueser und Venetianer, aber auch deutsche Städte, wie Regensburg, Augsburg, Wien, nach dem Osten betrieben, wurden neue Absatzstätten bereitet. Dadurch aber ward auch der Gewerbfleiß angeregt; in den Städten betrieb man das Handwerk lebhafter und in größerem Maßstabe (Industrie.) In Folge dessen wurde der Bürgerstand wohlhabender und gebildeter; in den Städten erwachte die Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Schulen wurden angelegt. Viele Bauern, welche in den Stand der Unfreiheit herabgesunken waren, gewannen die Freiheit; denn wer aus dem heiligen Kriege heimgekehrt war, durfte ferner nicht mehr als ein Unfreier betrachtet werden.
Die Kirche. Die Macht der römisch-katholischen Kirche aber, in deren Namen und Aufträge diese gewaltigen Züge unternommen wurden, stieg durch die Kreuzzüge zu ihrem höchsten Gipset. Die Menschen wurden mit religiösem Sinne erfüllt. Der Papst, welcher nun allgemein als der Stellvertreter Christi auf Erden verehrt wurde, einigte in feiner Person die ganze abendländische Christenheit und gebot unbeschränkt in allen geistlichen Dingen, gewann aber auch
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einen bedeutenden Einfluß auf die weltlichen. In den großen Städten erstanden prachtvolle Kirchen, an denen oft ein halbes Jahrhundert gebaut wurde. Ueber zwei oder vier Reihen von Pfeilern erhoben sich mächtige Gewölbe. Anfangs wölbte man die Bogen rund (romanischer), später spitzte man dieselben oben zu (gothischer Baustil). Ebenso gewölbte Eingangspforten (Portale) führen in den mächtigen Raum, kunstvoll bemalte Fenster lassen das Licht nur matt hineinfallen; schone Schnitzereien, Bilder des Heilandes und der Heiligen, goldene und silberne Gefäße schmücken das Innere der Kirchen; hochragende Thürme bezeichnen sie auch äußerlich als Gotteshäuser. An der östlichen Schmalseite befindet sich der Hochaltar, von dem herab die Priester in prachtvollen Gewändern die Messe lesen; Orgelton und Chorgesang erhöhen die Andacht. An den großen Kirchenfesten, an den Tagen der Heiligen strömt das Volk von Nah und Fern herbei, in feierlichen Umzügen bewegt es sich nach der Kirche oder andern geweihten Orten. Wer den Vorschriften der Kirche nicht nachgekommen ist, muß sich auf ihr Geheiß Bußübungen unterziehen; verharrt er im Ungehorsam, so wird er aus der Gemeinschaft der Gläubigen aus-gestoßen. Ganze Städte, ja Länder tras oft diese Strafe (Jnterdict). Es gab eine große Anzahl von Klöstern. Neben dem Orden der Benedietiner waren zahlreiche andere entstanden; fo der Cisterzienser-(Lehnin, Chorin), später der Franziskaner- und Dominikanerorden; die letzteren lebten vom Betteln.
Die Witter. Neben der Geistlichkeit ragten besonders diejenigen hervor, welche eine Reihe vornehmer Vorjahren ausweisen konnten; sie galten als adelig. In den ältesten Zeiten rechnete man zum Adel nur die Fürsten, Grafen und Freiherren; derselbe erbte in der Familie fort.
Ursprünglich war die ganze Menge der freien Männer zum Kriegsdienst verpflichtet, aber nur innerhalb der Landesgrenzen und auf den Beschluß der Volksgemeinde. Als aber die Kriege immer häufiger und meist in fremden Ländern geführt wurden, war die Landwehr nicht mehr recht brauchbar, besonders auch deßhalb nicht, weil sie im Reiterdienst nicht geübt war. Die Könige schufen sich daher einen eigenen Kriegerstand, dessen Mitglieder sich von Jugend auf in den Waffen übten und ihrem Befehle zu jeder Zeit gehorsam sein sollten. Zu ihrer Erhaltung bekamen diese Krieger Land, zwar nicht
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wollten. Am 18. Januar aber setzte Friedrich im Saale des Schlosses erst sich und darauf seiner Gemahlin Sophie Charlotte die königliche Krone aus das Haupt und ließ sich dann in der Kirche durch zwei Geistliche feierlich zu der neuen Würde salben. Große Volksbelustigungen schlossen das Fest. Nach der Rückkehr sand ein feierlicher Einzug in Berlin statt. — Bei der Neigung Friedrichs zur Pracht und seiner Freigebigkeit erforderte die Königswürde große Ausgaben, welche dem Volke manche Last auferlegten. Doch war dieselbe fortan für Friedrich und feine Nachfolger ein Antrieb, die. Macht des Staates so zu erhöhen, daß sie dem königlichen Namen auch entspräche. So bereitete die Krönung die künftige Größe Preußens vor, welche Friedrichs Nachfolger herbeiführten. —
per spanische Erbfolgekrieg. Nach dem Aussterben der spanischen Königsfamilie kam es zwischen Frankreich und Oestreich um den erledigten Thron zu einem blutigen und langwierigen Kriege-Nach dem Krönt) ertrage mußte Friedrich dem Kaiser in demselben Hülfe leisten. Auch hier Zeichneten sich seine Truppen, geführt von dem tapferen Leopold von Dessau, Vortheilhaft aus, nahmen an mehreren Schlachten, z. B. bei Turin, ruhmvollen Antheil und ernteten das höchste Lob der Oberseldherren. Aber trotz aller Niederlagen seiner Heere setzte es Ludwig endlich doch durch, daß sein Enkel König von Spanien wurde und daß Oesterreich sich mit den Nebenländern begnügen mußte. Preußen gewann außer einigen deutschen Gebieten die Oberherrschaft über Neufchatel in der Schweiz; doch standen diese Erwerbungen in keinem Verhältnisse zu den Kosten des Krieges und dem Verlust an Menschenleben. Die Geldnoth stieg am Hose Friedrichs oft zu einer bedenklichen Höhe. Es wurde damals fast allgemein geglaubt, daß sich auf künstlichem Wege Gold herstellen lasse. Friedrich wurde von einem Abenteurer, welcher sich Gras von Ruggiero nannte, um ansehnliche Summen betrogen. — Angeregt durch seine geistvolle Gemahlin, welche, dem Prunk seines Hofes abgeneigt, in dem Dorfe Lietzen (Charlottenburg) im Kreise von Gelehrten und Künstlern lebte, erwarb sich Friedrich ein großes Verdienst um Kunst und Wissenschaft. Er ließ großartige Bauten ausführen, wie das königliche Schloß in feiner gegenwärtigen Gestalt, das Zeughaus, die lange Brücke, welche mit dem Erzstandbilde feines Vaters geschmückt wurde (Schlüter). Er gründete die Akademie für Kunst.und Wissenschaft
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fein Vater hinterlassen hatte, sondern seine Staatskasse war so gefüllt, daß es ihm für nothwendige Ausgaben nie an Geld fehlte. Eine so sparsame und geordnete Regierung war für unser Land ein großer Segen. Denn noch blutete dasselbe an den Wunden, welche ihm der dreißigjährige Krieg geschlagen hatte. Es gab noch zahlreiche wust liegende Felder; Schutt und Asche bezeichneten die Stellen wo früher blühende Dörfer gestanden; selbst in manchen Städten waren ganze Häuserreihen noch nicht wieder ausgebaut. Hier legte der König kräftig Hand an. Er überließ die verödeten Felder Anbauern umsonst, ja er gab ihnen noch Hülfsgelder obenein, um die Wirthschaftshöfe wieder auszubauen. So blüheten Städte und Dörser aus dem Schutte wieder empor. Zahlreiche Ansiedler wanderten aus fremden Ländern ein; Holländer legten Kuhwirthschaften an und lehrten die Preußen eine mehr ergiebige Butter- und Käsebereitung. Als ein verfolgungssüchtiger Bischof von Salzburg die Evangelischen in seinem Lande zwingen wollte, katholisch zu werden und die Auswanderung der Glaubenstreuen verbot, setzte der König es beim Kaiser durch, daß er das Verbot zurücknahm. Dann siedelte er 17000 Salzburger in Preußen an, gab ihnen Land und Geld für die Einrichtung ihrer Wirthschaften und baute ihnen Schulen und Kirchen. Breite Strecken des havelländifchen Luchs ließ er austrocknen und legte auf dem fo gewonnenen Acker und Weideland Gutswirthschaften (Königshorst) an. Das Loos der Bauern erleicherte er dadurch, daß er auf den königlichen Gütern die Leibeigenschaft milderte. Wie er in den Dörfern die Landwirthschaft hob, so förderte er in den Städten den Gewerbfleiß. Er zog Wollweber, Färber und andere Handwerker in das Land, er legte selbst Fabriken an (Lagerhaus) und ließ darin besonders das blaue Tuch für die Soldaten verfertigen. Da er der Meinung war, daß die Bewohner eines Landes desto wohlhabender würden, je weniger sie ihre Bedürfnisse aus dem Auslande bezögen, so verbot er seinen Unterthanen, sich mit andern Stoffen zu kleiden, als mit solchen, die im Jnlande bereitet würden. Dieses Verbot setzte er mit großer Härte durch. Bei der Durchführung der Maßregeln, welche er für heilsam hielt, duldete er überhaupt keinen Widerspruch. Die königliche Machtvollkommenheit (Souveränität) sollte sest stehen wie ein Fels. Widersprechende fuhr er hart an („Räfonnir' er nicht!"). Nicht blos in Angelegenheiten des Staates,
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if;r allein lernen könnte, was er glauben müßte, um der Seligkeit theilhaftig zu toerben> so hielt er es für nothwendig, daß cxucf) jeder-mann sie zu lesen verstände. — Als aber in Wittenberg Unruhen entstauben, als seine eigenen Anhänger Gewaltthätigkeiten begingen, inbem sie die Heiligenbilder aus den Kirchen warfen, kehrte er plötzlich bahin zurück. Es gelang ihm bald, durch Prebigt und Ermahnung die Ruhe wieder herzustellen.
Der Witter- und der Wauernkrieg. Es entstanden jedoch andere viel gefährlichere Unruhen, als deren Ursache Luthers Gegner seine Sehren angaben. Luther hatte nur die evangelische Freiheit gepredigt, worunter er verstand, daß die Christen sich solchen Lehren der Kirche nicht mehr zu unterwerfen brauchten, die sich aus der Bibel nicht erweisen ließen; viele Unzufriedene aber wollten auch die Verfassung des Reiches ändern ober von den Lasten, die auf ihnen ruheten, frei werden. Geführt von Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten erregten viele Ritter einen Ausstand gegen die Fürsten, bereu Herrschaft sie beseitigen wollten. Aber sie würden besiegt. Sickingens Burgmauern stürzten unter den Kanonenkugeln; er selbst würde ge-tobtet. Viel Blutvergießen erzeugte der Aufstand der Bauern. Diese waren in der That sehr gedrückt; sie hatten meist ihr freies Eigentum verloren und waren ganz der Willkür ihrer Herren preisgegeben. Sie - mußten schwere Abgaben erlegen, harte Frohnbienste verrichten und fanden meist kein Recht und keinen Schutz. In der Meinung, jetzt sei die Zeit der Befreiung gekommen, griffen sie zu den Waffen und fchaarten sich unter selbst gewählten Anführern zu großen Heeren zusammen. Aber schrecklich waren die Thaten, die sie verübten. Sie brannten die Burgen ihrer Herren nieder, sie plünderten und mordeten. Darüber wurde Luther, der sich anfangs für sie ver-wandt hatte, so empört, daß er Wider die räuberischen und mörderischen Bauern schrieb. Die Grausamkeiten, welche die Bauern verübt hatten, gereichten ihnen zum Verderben. Denn nun schickten die Fürsten ihre geübten Heere gegen sie und schlugen ihren Aufstand zu Boden. Ihr Schicksal wurde nun schlimmer, als je. Zuletzt erlag der Schwärmer Thomas Münzer mit seinen Anhängern bei Frankenhausen in Thüringen.
Unterdes? hatten Luthers Lehren sich durch ganz Deutschland verbreitet; sie waren in Nord- und Mitteldeutschland zur Herrschaft
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welches seitdem zu den fruchtbarsten Strichen des Landes gehört. Außer Getreide ließ er besonders Flachs bauen. Er beförderte die Schafzucht, um Rohstoffe für die Fabriken zu gewinnen, denn auch darin stimmte er mit seinem Vater überein, daß es für das Land ersprießlich sei, wenn möglichst wenig Geld aus demselben ginge, daß es daher alle Bedürfnisse der Bewohner selbst erzeugen müßte. Deßhalb wurde den Fabrikaten des Auslandes ein hoher Grenzzoll auferlegt, von welchem besonders die Gegenstände des Luxus getroffen wurden. Um die Einnahmen des Staates zu erhöhen, behielt er diesem das Recht vor, einzelne Gegenstände ausschließlich zu verkaufen (Monopol), so Kaffee, Tabak. Solche Maßregeln wurden für die Bevölkerung oft drückend, besonders als der König eine große Anzahl Franzosen in das Land berufen hatte, um sie auszuführen. Diese durchsuchten die Häuser nach steuerpflichtigen Waaren, benahmen sich übermüthig und bereicherten sich selbst. Außerdem wurde durch solchezölle das heimliche Einbringen unverzollter Waaren (Schmuggel) herbeigeführt. Aber der heimische Gewerbefleiß erhielt durch dieselben lebhafte Förderung, denndie Fabrikation leinener und wollener Gewebe, von Eisen- und Stahlwaaren, Porzellan nahm nun im Lande einen lebhaften Aufschwung. — Den Handel suchte Friedrich dadurch zu befördern, daß er die Verkehrswege verbesserte. Für den Transport von Waaren waren damals die Wasserstraßen von noch größerer Bedeutung wie jetzt, weil es noch keine Eisenbahnen, nicht einmal Chausseen gab. Unter Friedrichs Regierung entstanden der Plauer und der Bromberger Canal. Es wurden Handelsgesellschaften angelegt und die königliche Bank gegründet. — Friedrich wirkte nicht minder wohlthätig für ein strenges Recht, welches keinen Unterschied zwischen vornehm und gering machen sollte. Den Satzungen des Rechtes unterwarf der König sich selbst (Erzählung von dem Windmüller zu Sanssouci). War er der Meinung, daß Vornehme gegen Geringe begünstigt waren, so behandelte er die Richter hart (Prozeß des Müller Arnold, wo er irrte). Er ließ durch den ausgezeichneten Rechtsgelehrten Carmer das allgemeine Landrecht ausarbeiten, ein Gesetzbuch, welches für ganz Preußen gelten sollte. — Wie der König selbst ein hochgebildeter Mann war, so schätzte er Bildung bei anderen sehr hoch; daher that er viel sür das Schulwesen. Doch war er allzusehr für die Sprache und die Schriften der Franzosen eingenommen und schätzte die Erzeugnisse der deutschen Literatur sehr
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Carmer
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fünfte bei Wissenschaften und Künste, so daß bort ihnen die Strahlen reicher Bilbung ausgingen. Unter biefen zeichnete sich besonders der Hof des eblen 5varl August von Weimar aus, in bessert Hauptstabt die größten Dichter unserer Nation Aufnahme fanben. Hier wirkten Wielanb, Herber, Göthe und Schiller. Maria Theresia von Oestreich war eine eble, für das Wohl ihrer Unterthanen redlich besorgte Herrscherin. Ihr Sohn Josef Ii., welcher seinem Vater Franz auch auf dem deutschen Königsthrone folgte, gehörte zu den wohlwollenden Regenten, welche wir kennen. Er suchte in seinen Erblanben die Protestanten den Katholiken gleich Zu stellen, hob viele Klöster auf, verbesserte das Loos der Bauern und beschränkte die Macht der Edelleute. Allein er fand in seinem eigenen Volke wenig Unterstützung. Seine Neuerungen wurden unter seinem Nachfolger Leopold Ii. wieder abgestellt. Auf diesen folgte Franz Ii. nag. t Die französische Wevoknlion. Die blutigen Kriege Ludwigs Xiv., die verschwenderische Hofhaltung des lasterhaften Ludwig Xv. hatten Frankreich eine solche Schuldenlast aufgebürdet, daß die Staatseinnahmen nicht hinreichten, um die Zinsen zu bezahlen. Die Noth, in welche Frankreich dadurch gerieth, bewog Ludwig Xvi., Vertreter des Volkes zu berufen, um von ihnen Hülse zu verlangen. In ihrer Versammlung wurden viele Klagen laut, so über die Vorrechte des Adels, die schlechte Rechtspflege, die Unterdrückung des Bauernstandes. Man verlangte, daß die Gewalt der Könige aufhören sollte, eine unumschränkte (absolute) zu sein, daß dem Lande eine Verfassung (Konstitution) gegeben werde, durch welche die Vertreter des Volkes das Recht erhielten, über wichtige Angelegenheiten des Staates mitzuentscheiden. Der König gehorchte der Noth und willigte ein. Allein er hatte nicht die Kraft, den maßlosen Überschreitungen, welche in Paris und andern großen Städten vorkamen, entgegenzutreten. Gewissenlose Volksversührer, welche statt der Könige selbst herrschen wollten, wiegelten das Volk auf. Bewaffnete Banden zogen nach Versailles, wo Ludwig sich damals befand, beleidigten und demüthigten ihn aus rohe Weise. Der König beschloß, um solchen Erniedrigungen nicht mehr ausgesetzt zu sein, sich durch die Flucht seinen Bedrängern zu entziehen. Allein dieselbe mißlang; er wurde entdeckt, nach Paris zurückgeführt und fortan wie ein Gefangener gehalten. Die zahlreichen französischen Edelleute, welche in das Ausland geflohen waren, wandten sich an den Kaiser und den König Friedrich Wilhelm mit
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Extrahierte Ortsnamen: Weimar Frankreich Frankreich Paris Versailles Paris
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zu versuchen, öffneten sie feige dem Sieger die Thore. So ergaben sich Erfurt, Spandau, Stettin, Cüstrin, Magdeburg. Nur Graudenz, wo der tapfere Courbiere befehligte, und Colberg, wo der brave Bürger Nettelbeck dem einsichtsvollen General Gneisenau zur Seite stand, eapitulirten nicht. Nachdem der König mit feiner Familie Berlin verlassen hatte, begab er sich nach Königsberg. Auch die noch kampffähigen Truppen zogen sich über die Weichsel zurück, um hier im Verein mit den Russen den Kampf wieder aufzunehmen. Beide leisteten auch dem französischen Kaiser bei Eilau so erfolgreichen
1807. Widerstand, daß er sich zum ersten Male den Sieg nicht zuschreiben konnte. Aber bei Preußisch Friedland erlagen sie trotz ihrer Tapferkeit dem Feldherrngenie Napoleons. Bald hielt diefer feinen Einzug in Königsberg. Friedrich Wilhelm floh nach Memel; sein Reich war verloren. Denn Napoleon hatte durch Schmeicheleien den Kaiser Alexander gewonnen, daß er sich von seinem Bundesgenossen trennte.
1807. So mußte Friedrich Wilhelm mit blutendem Herzen den Frieden zu Tilsit unterzeichnen, welchen der unerbittliche Sieger diktrrte. Er trat alles Land ab, welches westlich von der Elbe lag, außerdem die ehemals polnischen Lande mit Ausnahme von Weftpreußen, also die Hälfte feines Reiches. Dazu legte man ihm Kriegskosten solcher Höhe auf, daß dem fo verkleinerten Lande das Mark ausgezogen wurde. An 180000 Franzosen, deren Befehlshaber durch Uebermuth und Willkür das Volk zur Verzweiflung brachten, blieben in demselben stehen. Der König durfte nur ein Heer von 42000 Mann halten. So war das stolze Preußen zusammengefallen wie ein morfches Haus vor dem Sturme. Das geschah, weil die Menschen sich der Trägheit, der Gleichgültigkeit, dem Uebermuthe und dem Wohlleben überlassen und vergessen hatten, das Wohl des Ganzen über das eigene zu setzen.
Hiapokeon auf der Köhe seiner Macht. Napoleon gebot jetzt über einen großen Theil Europas mit unbeschränkter Macht. Den Kurfürsten von Sachsen hatte er gezwungen, sein Bundesgenosse zu werden und ihm dafür den Königstitel verliehen; jetzt gab er ihm die Preußen abgenommenen östlichen Gebiete unter dem Namen eines Großherzogthums Warschau. Was Preußen im Westen der Elbe verloren hatte, erhielt des Kaisers Bruder Jerome als Königreich Westfalen. Spanien entriß er seinem Könige und setzte an Stelle desselben seinen Bruder Josef. Nur das Jnfelvolk der Engländer war ihm uner-
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7)ie Wiedergeburt des preu^i^Hen Staates. 5>n Ptx'ußm
waren seitdem Jahre 1807 in aller Stille zur Errettung des Landes große Dinge ins Werk gesetzt. Das Unglück, welches seit dem Jahre 1806 über das Land hereingebrochen war, hatte das Volk aus semer Erschlaffung aufgerüttelt; die fortdauernden Bedrückungen durch die Franzosen erregten seinen Zorn. Da erwachte der Geist wieder,
welcher die Preußen unter dem großen Friedrich beseelt hatte.
Entschlossen, das französische Joch wieder abzuwerfen, wartete man nur auf die günstige Stunde. Die Edelsten und Besten der Nation erweckten diesen Geist und hielten ihn lebendig. Der König hatte sich überzeugt, daß der Staat großer Verbesserungen (Resormen) bedürfe, sollte er sich von seinem Falle wieder ausrichten.
Aas Keer. Die erste Ursache der Niederlage lag in dem Zustande des Heeres. Die Führer waren alt und meist unfähig; die Gemeinen bestanden zum größten Theile aus geworbenen Ausländern,, welche ohne Liebe zu dem Lande waren, welches sie vertheidigen sollten. Durch die langjährige Dienstzeit waren viele den Strapazen des Krieges nicht mehr gewachsen. Die harten Strafen hatten das Gefühl der Ehre, und die Lust zum Dienste ertödtet. Da erließ der
König eine neue Wehrorduung, welche der General Scharnhorst geschaffen hatte. An die Stelle der früheren Einrichtungen trat die allgemeine Wehrpflicht. Jeder Preuße im Alter zwischen 18 und 25 Jahren war sortan zum Kriegsdienste verpflichtet, wenn er körperlich dazu tauglich erschien. Nur Söhnen des Landes zollte künftig die Vertheidigung desselben anvertraut werden. Die entehrenden Strafen wurden aufgehoben. Die Offizierstellen sollten in Zukunft mcht mehr ein Vorrecht des Adels fein, sondern jedermann zugänglich werden, wenn er die Befähigung und die Kenntnifse für dieselben besaß. Bildung, Ehrgefühl und Vaterlandsliebe zeichneten feit dieser Zeit den preußischen Soldaten aus. Napoleon hatte dem Könige nur erlaubt, 42000 Mann unter Waffen zu halten. Dadurch jedoch, daß man die ausexereirten Mannschaften entließ und andere einzog, bewirkte man, daß eine weit größere Anzahl ausgebildeter Krieger-
vorhanden war. —
Per Bauernstand. Aber auch die bürgerlichen Verhältnisse bedurften dringend der Verbesserungen. Ein großer Theil der Landbewohner wurde durch den Zustand der Unfreiheit, in welchen er im
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Napoleon