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1. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 16

1879 - Berlin : Nicolai
16 8oo. den Glanz zu fügen. Am Weihnachtsabend des Jahres 800 schmückte ihn der Papst mit der Krone des römischen Kaisers. — So war das christlich deutsche Weltreich gegründet; ein deutscher König trug die Krone der römischen Kaiser. Das Ziel, welches sich Karl als Kaiser stellte, war, die Völker des Abendlandes in Frieden zu beherrschen, die Kirche Christi zu beschützen und auszubreiten. Nie hat ein größerer Monarch die Krone getragen. Seine hohe Gestalt und sein starker Körperbau gaben ihm ein majestätisches Ansehen. Er hatte Helle Augen und eine wohlklingende Stimme. Mäßig in Speise und Trank erhielt er sich lange rüstig und gesund. Er liebte täglich zu baden, deßhalb wurde Aachen sein Lieblingsaufenthalt. Als er sein Ende herannahen , fühlte, krönte er seinen Sohn Ludwig zu seinem Nachfolger. Im «14. Jahre 814 beschloß Karl sein thatenreiches Leben. In Aachen wurde er im vollen Kaiserschmucke bestattet. Mit Recht hat man ihm den Beinamen: „der Große" gegeben. Seme Wachkorrrrnen (Karolinger). Karl's Sohn Ludwig, genannt der Fromme, war seinem Vater ganz unähnlich. Er hatte weder dessen scharfen Verstand, noch die Kraft seines Willens. Schon bei seinen Lebzeiten theilte er das Reich unter seine Söhne, wobei er den jüngsten allzusehr begünstigte. Das führte zu einer Empörung der Söhne gegen ihn. Bei Colmar trug sich die Schmach zu, daß das Heer Ludwigs, durch Versprechungen und Geschenke gewonnen, zu den aufrührerischen Söhnen überging. Der Kaiser wurde gefangen von seinem ältesten Sohne Lothar nach Soissons gebracht, wo er im Bußgewande knieend öffentlich seine Vergehungen bekennen mußte; dann riß man ihm das Schwert von der Seite, wodurch man ihn für unwürdig erklärte, ferner König zu sein. Von seinem zweiten Sohne Ludwig wieder in seine königliche Würde eingesetzt, begann er die unbillige Theilung auf's Neue; der Tod entzog ihn neuer Demüthigung. Jetzt begehrte Lothar, der älteste Bruder, die Oberherrschaft über die jüngeren. Darüber kam es nach einem Bru-843. derkriege endlich zu dem Theilungsvertrage von Verdun. Karl erhielt das westsränkische (Frankreich), Ludwig das ostfränkische Gebiet (Deutschland), Lothar die Kaiserkrone, Italien und einen Strich zwischen Frankreich und Deutschland (Lothringen). So entstand ein eigenes deutsches Reich. Die Nachkommen Karls entarteten schnell, wie die Chlodwigs. Noch ein Mal vereinte Karl der Dicke das ganze

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 102

1879 - Berlin : Nicolai
102 wollten. Am 18. Januar aber setzte Friedrich im Saale des Schlosses erst sich und darauf seiner Gemahlin Sophie Charlotte die königliche Krone aus das Haupt und ließ sich dann in der Kirche durch zwei Geistliche feierlich zu der neuen Würde salben. Große Volksbelustigungen schlossen das Fest. Nach der Rückkehr sand ein feierlicher Einzug in Berlin statt. — Bei der Neigung Friedrichs zur Pracht und seiner Freigebigkeit erforderte die Königswürde große Ausgaben, welche dem Volke manche Last auferlegten. Doch war dieselbe fortan für Friedrich und feine Nachfolger ein Antrieb, die. Macht des Staates so zu erhöhen, daß sie dem königlichen Namen auch entspräche. So bereitete die Krönung die künftige Größe Preußens vor, welche Friedrichs Nachfolger herbeiführten. — per spanische Erbfolgekrieg. Nach dem Aussterben der spanischen Königsfamilie kam es zwischen Frankreich und Oestreich um den erledigten Thron zu einem blutigen und langwierigen Kriege-Nach dem Krönt) ertrage mußte Friedrich dem Kaiser in demselben Hülfe leisten. Auch hier Zeichneten sich seine Truppen, geführt von dem tapferen Leopold von Dessau, Vortheilhaft aus, nahmen an mehreren Schlachten, z. B. bei Turin, ruhmvollen Antheil und ernteten das höchste Lob der Oberseldherren. Aber trotz aller Niederlagen seiner Heere setzte es Ludwig endlich doch durch, daß sein Enkel König von Spanien wurde und daß Oesterreich sich mit den Nebenländern begnügen mußte. Preußen gewann außer einigen deutschen Gebieten die Oberherrschaft über Neufchatel in der Schweiz; doch standen diese Erwerbungen in keinem Verhältnisse zu den Kosten des Krieges und dem Verlust an Menschenleben. Die Geldnoth stieg am Hose Friedrichs oft zu einer bedenklichen Höhe. Es wurde damals fast allgemein geglaubt, daß sich auf künstlichem Wege Gold herstellen lasse. Friedrich wurde von einem Abenteurer, welcher sich Gras von Ruggiero nannte, um ansehnliche Summen betrogen. — Angeregt durch seine geistvolle Gemahlin, welche, dem Prunk seines Hofes abgeneigt, in dem Dorfe Lietzen (Charlottenburg) im Kreise von Gelehrten und Künstlern lebte, erwarb sich Friedrich ein großes Verdienst um Kunst und Wissenschaft. Er ließ großartige Bauten ausführen, wie das königliche Schloß in feiner gegenwärtigen Gestalt, das Zeughaus, die lange Brücke, welche mit dem Erzstandbilde feines Vaters geschmückt wurde (Schlüter). Er gründete die Akademie für Kunst.und Wissenschaft

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 104

1879 - Berlin : Nicolai
104 fein Vater hinterlassen hatte, sondern seine Staatskasse war so gefüllt, daß es ihm für nothwendige Ausgaben nie an Geld fehlte. Eine so sparsame und geordnete Regierung war für unser Land ein großer Segen. Denn noch blutete dasselbe an den Wunden, welche ihm der dreißigjährige Krieg geschlagen hatte. Es gab noch zahlreiche wust liegende Felder; Schutt und Asche bezeichneten die Stellen wo früher blühende Dörfer gestanden; selbst in manchen Städten waren ganze Häuserreihen noch nicht wieder ausgebaut. Hier legte der König kräftig Hand an. Er überließ die verödeten Felder Anbauern umsonst, ja er gab ihnen noch Hülfsgelder obenein, um die Wirthschaftshöfe wieder auszubauen. So blüheten Städte und Dörser aus dem Schutte wieder empor. Zahlreiche Ansiedler wanderten aus fremden Ländern ein; Holländer legten Kuhwirthschaften an und lehrten die Preußen eine mehr ergiebige Butter- und Käsebereitung. Als ein verfolgungssüchtiger Bischof von Salzburg die Evangelischen in seinem Lande zwingen wollte, katholisch zu werden und die Auswanderung der Glaubenstreuen verbot, setzte der König es beim Kaiser durch, daß er das Verbot zurücknahm. Dann siedelte er 17000 Salzburger in Preußen an, gab ihnen Land und Geld für die Einrichtung ihrer Wirthschaften und baute ihnen Schulen und Kirchen. Breite Strecken des havelländifchen Luchs ließ er austrocknen und legte auf dem fo gewonnenen Acker und Weideland Gutswirthschaften (Königshorst) an. Das Loos der Bauern erleicherte er dadurch, daß er auf den königlichen Gütern die Leibeigenschaft milderte. Wie er in den Dörfern die Landwirthschaft hob, so förderte er in den Städten den Gewerbfleiß. Er zog Wollweber, Färber und andere Handwerker in das Land, er legte selbst Fabriken an (Lagerhaus) und ließ darin besonders das blaue Tuch für die Soldaten verfertigen. Da er der Meinung war, daß die Bewohner eines Landes desto wohlhabender würden, je weniger sie ihre Bedürfnisse aus dem Auslande bezögen, so verbot er seinen Unterthanen, sich mit andern Stoffen zu kleiden, als mit solchen, die im Jnlande bereitet würden. Dieses Verbot setzte er mit großer Härte durch. Bei der Durchführung der Maßregeln, welche er für heilsam hielt, duldete er überhaupt keinen Widerspruch. Die königliche Machtvollkommenheit (Souveränität) sollte sest stehen wie ein Fels. Widersprechende fuhr er hart an („Räfonnir' er nicht!"). Nicht blos in Angelegenheiten des Staates,

4. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 116

1879 - Berlin : Nicolai
116 welches seitdem zu den fruchtbarsten Strichen des Landes gehört. Außer Getreide ließ er besonders Flachs bauen. Er beförderte die Schafzucht, um Rohstoffe für die Fabriken zu gewinnen, denn auch darin stimmte er mit seinem Vater überein, daß es für das Land ersprießlich sei, wenn möglichst wenig Geld aus demselben ginge, daß es daher alle Bedürfnisse der Bewohner selbst erzeugen müßte. Deßhalb wurde den Fabrikaten des Auslandes ein hoher Grenzzoll auferlegt, von welchem besonders die Gegenstände des Luxus getroffen wurden. Um die Einnahmen des Staates zu erhöhen, behielt er diesem das Recht vor, einzelne Gegenstände ausschließlich zu verkaufen (Monopol), so Kaffee, Tabak. Solche Maßregeln wurden für die Bevölkerung oft drückend, besonders als der König eine große Anzahl Franzosen in das Land berufen hatte, um sie auszuführen. Diese durchsuchten die Häuser nach steuerpflichtigen Waaren, benahmen sich übermüthig und bereicherten sich selbst. Außerdem wurde durch solchezölle das heimliche Einbringen unverzollter Waaren (Schmuggel) herbeigeführt. Aber der heimische Gewerbefleiß erhielt durch dieselben lebhafte Förderung, denndie Fabrikation leinener und wollener Gewebe, von Eisen- und Stahlwaaren, Porzellan nahm nun im Lande einen lebhaften Aufschwung. — Den Handel suchte Friedrich dadurch zu befördern, daß er die Verkehrswege verbesserte. Für den Transport von Waaren waren damals die Wasserstraßen von noch größerer Bedeutung wie jetzt, weil es noch keine Eisenbahnen, nicht einmal Chausseen gab. Unter Friedrichs Regierung entstanden der Plauer und der Bromberger Canal. Es wurden Handelsgesellschaften angelegt und die königliche Bank gegründet. — Friedrich wirkte nicht minder wohlthätig für ein strenges Recht, welches keinen Unterschied zwischen vornehm und gering machen sollte. Den Satzungen des Rechtes unterwarf der König sich selbst (Erzählung von dem Windmüller zu Sanssouci). War er der Meinung, daß Vornehme gegen Geringe begünstigt waren, so behandelte er die Richter hart (Prozeß des Müller Arnold, wo er irrte). Er ließ durch den ausgezeichneten Rechtsgelehrten Carmer das allgemeine Landrecht ausarbeiten, ein Gesetzbuch, welches für ganz Preußen gelten sollte. — Wie der König selbst ein hochgebildeter Mann war, so schätzte er Bildung bei anderen sehr hoch; daher that er viel sür das Schulwesen. Doch war er allzusehr für die Sprache und die Schriften der Franzosen eingenommen und schätzte die Erzeugnisse der deutschen Literatur sehr

5. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 80

1879 - Berlin : Nicolai
80 1348' Märker an ihn; zahlreiche Städte öffneten ihm die Thore. In feierlicher Prozession, geführt von Priestern, hielt er seinen Einzug. Das Land bis zur Oder schien für Ludwig verloren. Nur einige Städte, so Spandau, Belitz, vor allen aber Frankfurt blieben dem rechtmäßigen Landesherrn treu; auch Brietzen schloß dem Fremden die Thore. Als Karl selbst mit einem Heere nahte, um seinen Schützling wieder einzusetzen, schloß sich Ludwig in Frankfurt ein; in der Mitte der treuen Bürgerschaft trotzte er den Angriffen der Feinde. Da aber vergalt er dem Kaiser mit gleicher Waffe, indem er ihm Günther von Schwarzburg als Gegenkaiser ausstellte. Die Furcht, mit diesem um den Thron kämpfen zu müssen, bewog Karl, Waldemar auszugeben. Nachdem er die Sache des Fremden zum zweiten Male hatte untersuchen lassen, erklärte er, er sei durch ihn betrogen worden, und erkannte Ludwig als rechtmäßigen Markgrasen von Brandenburg an. Nun verließ dieser auch die Sache des Gegenkaisers. Ludwig der Aeltere entsagte bald darauf der Regierung und kehrte in seine bairische Heimat zurück. Sein Bruder und Nachfolger Ludwig der Römer einigte sich mit den Verbündeten des falschen Waldemar. Von ihnen verlassen gab dieser seine Ansprüche auf. Er ist in Dessau gestorben. — Die Zwietracht aber, in welcher die Glieder der wittels-bachischen (bairischen) Familie mit einander lebten, benutzte der Kaiser. Gegen eine Geldsumme und ein Jahresgehalt trat ihm Otto — ge-1373. nannt der Faule — die Mark Brandenburg ab. — Die lühelöurgischen (Luxemburger) Markgrafen. — Mit “2s- der Sorgfalt eines weifen Regenten beherrschte Karl die Mark, wie fein Erbland Böhmen. Er sorgte für Sicherheit auf den Straßen, beförderte Gewerbfleiß und Handel. Um die der Land es Herrschaft zustehenden Einnahmen genau festzustellen, ließ er ein Verzeichniß aller Grundstücke in Stadt und Land anfertigen, die Größe derselben und die Höhe des Grundzinses angeben, zu welchem sie verpflichtet waren (Landbuch der Mark Brandenburg). Besonders begünstigte er die beiden Haupthandelsstädte des Landes, Frankfurt und Tangermünde. Nach feinem Tode fiel die Mark an feinen jungem Sohn Sigismund. Dieser, König von Ungarn und von Deutschland, war zu viel mit den kirchlichen Streitigkeiten jener Zeit beschäftigt, als daß er sich um das ferngelegene Brandenburg hätte kümmern mögen. Seine Geldnoth bewog ihn, dasselbe an feinen Vetter Jobst von

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 82

1879 - Berlin : Nicolai
82 formte, beschloß er, dieselbe an Friedrich von Nürnberg abzutreten; er ernannte ihn daher zunächst zum Landeshauptmann derselben. Da er das Geld, welches nöthig war, um die Ordnung wieder herzustellen, die verpfändeten Schlösser und Zölle wieder einzulösen, nicht hergeben formte, mußte Friedrich schon die erforderlichen Mittel selbst herbeischaffen. Dasür verpfändete ihm der König das Land und verpflichtete sich, ihm 150000 Goldgulden zu zahlen, wenn er es selbst wieder in Besitz nehmen wollte. — Friedrich als Landeshauptmann. Im Jahre 1412 erschien Friedrich in Brandenburg, welches ihm bereitwillig die Thore öffnete. Aber nur ein Theil der Ritter huldigte ihm; die meisten thaten, als wäre er gar nicht da; einige nannten ihn den Tand von Nürnberg und prahlten, wenn es auch Burggrafen regnete, sie wollten sich nicht darum schweren. Aber fing wußte Friedrich doch die meisten auf seine Seite zu bringen, wobei ihm besonders der Abt von Lehnin, Heinrich Stich, behülflich war. Die Städte huldigten ihm endlich alle. Da fuchte er auch die der Mars entrissenen Gebiete wieder zu gewinnen. Mit den Pommern stritt er freilich unglücklich auf dem Cremmerdamm, aber seine Thatfraft verschaffte ihm doch Achtung und Ansehen. Nur die Quitzows und ihr Anhang verharrten im Ungehorsam gegen das Gebot des Königs, trotzend aus die Schaaren ihrer Reisigen und die Stärfe ihrer Burgmauern. Da beschloß Friedrich, Gewalt zu gebrauchen. Er verband sich mit dem Erz-bifchof von Magdeburg und dem Herzog von Sachsen, deren Lande unter den Plünderungen der Quitzows schwer litten. — Die Verbündeten rückten mit Heeresmacht gegen die Schlösser der widerspänstigen Ritter. Da zeigte es sich, daß eine andere Zeit gesommert war; die Kanonen-fugelrt zertrümmerten die festesten Mauern. Zuerst fiel Friefack, die Veste Dietrichs, dann Plauetrotz der Stärfeder Thürme und Ringmauern. Hans Quitzow wollte entfliehen, wurde aber ergriffen und in die Gefangenschaft fortgeführt. Zuletzt wurde Richard von Rochow gebemüthigt Nachdem Friedrich so sich Gehorsam erzwungen, verorbnete er einen Lcmbsriebert und überließ die Regierung seiner Gemahlin und ihrem Rathgeber Johann von Waldow; er selbst begab sich nach Kostnitz. Hier wurde sein Wunsch erfüllt: Sigismund trat ihm die Mark Brandenburg mit der Würbe eines Kurfürsten und Erzfämmerers ab und verpflichtete sich, ihm 400000 Golbgulben zu zahlen, wenn er ober feine

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 85

1879 - Berlin : Nicolai
85 (Beden), denn sie sahen meist nur auf ihren eigenen Vortheil, das Wohl des ganzen Landes kümmerte sie wenig. Daher führte Albrecht einen Zoll auf Waaren ein, welche von auswärts in die Mark eingeführt wurden. Er gab das Achilleische Hausgesetz, in welchem er verordnete, daß die märkischen Lande stets ungetheilt auf den ältesten Sohn übergehen, die jüngeren aber die fränkischen erhalten sollten. — Nach seinem Tode folgte ihm Johann, wegen feiner Gelehrsamkeit „Cicero" genannt. Er war in der Mark geboren und aufgewachsen, kannte das Wesen der Märker und ward von diesen daher nicht mehr als Fremdling angesehen. Um die Einnahme zu erhöhen, ließ er sich einen Zoll auf Bier (Bierziefe) bewilligen. Als die Städte der Altmark sich demselben widersetzten, und Stendal sogar einen Aufstand erregte, erschien der Kurfürst schnell mit Zahlreicher Mannschaft, zwang die Stadt zur Ergebung und bestrafte die Rädelsführer. — Die Märker standen damals an Bildung hinter andern deutschen Stämmen zurück. Johann beschloß daher, in seinem Lande eine Universität zu gründen, erlebte aber die Ausführung dieses Planes nicht. t Joachim I. 1499—1535. Da Johanns Sohn und Nach- 1499-folger bei dein Tode desselben erst sünszehn Jahre alt war, versuchten die Wegelagerer ihr schändliches Gewerbe wieder auszuüben. Jedoch der junge Markgraf zeigte den Verstand und den festen Willen eines Mannes. Ohne Anfehen der Perfon und des Standes ließ er die Missethäter ergreifen, vor Gericht stellen und hinrichten. Die Räuber schrieben einst an seine Kammerthür: „Jochimke, Jochimke, Hüde dy! sangen wy dy, so hangen wy dy!" Diese Drohung war keine leere. Einst lauerten sie ihm in der Heide zu Köpnick auf, und Joachim wäre wahrscheinlich in ihre Hände gefallen, wenn die Bauern ihn nicht gewarnt hätten. Nun zog er eine größere Zahl Bewaffneter herbei und ließ die Bande ergreifen und ohne Schonung hinrichten, obgleich für einen der Verurtheilten vornehme Personen Fürsprache einlegten und dessen Verwandte eine hohe Summe als Lösegeld boten. Großes Verdienst erwarb sich der Kurfürst um die Ordnung der Verwaltung der Städte und des Gerichtswesens. Damit jedermann Recht bekäme, setzte er über die einzelnen Gerichte das Kammergericht in Berlin als obersten Gerichtshof. Unter seiner Regierung wurde die Universität zu Frankfurt eröffnet, welche bald von mehr als 1000 Studenten besucht war. Sie nahm in dem Streite, welchen Luther mit

8. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 88

1879 - Berlin : Nicolai
§8 nun den brandenburgischen Hohenzollern sich die Aussicht eröffnete, einst Preußen zu erwerben, so setzte Joachim es, wenn auch mit großer Mühe, durch, daß der König von Polen ihm die Mitbelehnung ertheilte, wodurch er ihm und seinen Nachkommen das Recht der Erbfolge einräumte, wenn die Herzöge in Preußen aussterben sollten. Dieser Vertrag erregte in Berlin so große Freude, daß hier prachtvolle Freudenfeste gefeiert wurden. Die Einnahmen eines branden-burgischen Kurfürsten waren damals fehr geringe. Die Kriege, welche sie rührten, die Erwerbungen, welche sie machten, hatten sie in Schulden gestürzt. Joachim Ii. besaß nicht die weise Sparsamkeit seines Vaters; er war freigebig und prachtliebend. Die Vergrößerung des Schlosses zu Cöln, die prächtigen Hoffeste, die Regierung des Landes, die Anstalten zur Vertheidigung desselben, z. B. die Befestigung von Spandau, erforderten größere Summen, als die Stände ihm gewährten. Daher kam es, daß die Schulden unter feiner Regierung bedeutend wuchsen. Er gestattete daher gegen hohe Schutzgelder den Juden, in die Mark zurückzukehren. Einer derselben, mit Namen Lippold, gelangte durch die Hülfe, welche er dem Kurfürsten in dessen schweren Geldverlegenheiten leistete, zu großem Einflüsse, machte sich aber in dem Grade verhaßt, daß man ihm alle drückenden Maßregeln zuschrieb. In demselben 1571. Jahre, in welchem Joachim starb, schied auch Johann von Cüstrin aus dem Leben. Da dieser keine Söhne hinterließ, so wurde die Mark Brandenburg unter Johann Georg, Joachims ältestem Sohne, wieder vereinigt. Dieser, ein sparsamer, strenger Herr, ließ Lippold hinrichten, nachdem ihm durch die Folter das Geständniß abgepreßt war, daß er Joachim Ii. ermordet habe, und bezahlte die hohen Schulden, welche sich unter der vorigen Regierung angehäuft hatten. Er nahm fremde Kolonisten, z. B. wegen ihres Glaubens vertriebene Niederländer, in die Mark auf, durch welche der Gewerbfleiß und der Handel einen neuen Aufschwung nahmens er hob die Bildung des Volkes, indem er anordnete, daß nur derjenige Märker, welcher auf der Universität zu Frankfurt studirt hatte, ein Staatsamt bekleiden dürste, und indem er eine gelehrte Schule in dem grauen Kloster zu Berlin anlegte. — Auf ihn folgte fein Sohn Joachim Friedrich. Dieser erneuerte zu Gera das Hausgesetz des Albrecht Achilles, vermählte seinen Sohn Johann Sigismund mit Anna, der Tochter des blödsinnigen Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, und heirathete, um

9. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 97

1879 - Berlin : Nicolai
97 hatte, erreichte er doch nicht, seine Bundesgenossen hatten schon mit Frankreich Frieden geschlossen; hartnäckig bestand Ludwig darauf, daß er alle Eroberungen an Schweden wieder herausgebe. Mit schwerem Herzen mußte der Kurfürst sich in das fügen, was er nicht abwenden konnte; denn gegen Schweden und Frankreich zu kämpfen, dazu reichten die Kräfte seines Landes nicht hin. Als 1675 der letzte Herzog von Liegnitz gestorben war, verlangte der Kurfürst nach dem Erbvertrage vom Jahre 1537 die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau. Allein der Kaiser behauptete, der Vertrag sei ungültig, nahm selbst von jenen Landen Besitz und verstand sich nur dazu, den Kurfürsten durch die Abtretung des Schwie-buser Kreises zu entschädigen. Im Geheimen aber schloß er einen Vertrag mit dem Kurprinzen Friedrich, worin dieser sich verpflichtete, bei seinem Regierungsantritte den Kreis gegen eine Geldentschädigung wieder herauszugeben. — Fernere Wegierung. Wie der Kurfürst seine Landmacht bedeutend vergrößert hatte, so richtete sich seine Sorge auch auf die Herstellung einer Seemacht. Er nahm zu diesem Zwecke den Holländer Raule in seine Dienste, welcher ihm Schiffe verschaffte, ausrüstete und einübte. Pillau wurde zum Kriegshafen bestimmt. In dem schwedischen Kriege thaten seine Schiffe ihm gute Dienste; als die Spanier sich weigerten, ihm die versprochenen Kriegshülfsgelder (Sub-ftdien) zu zahlen, ließ er ihnen mehrere Schiffe auf offener See wegnehmen. Um dem Handel seiner Unterthanen neue Absatzgebiete zu eröffnen, beschloß er, überseeische Niederlassungen (Kolonien) zu gründen. Zu diesem Zwecke erwarb er an der Küste Westafrikas (Guinea) einige Gebiete und legte dort unter anderen die Veste Groß-Friedrichsburg an. Allein diese Versuche wurden von seinem zweiten Nachfolger wieder aufgegeben. Um die Wohlfahrt seines Landes zu fördern, rief der Kurfürst viele Ausländer in sein Land, so betriebsame Holländer und Rheinländer. Als der König Ludwig Xiv. in übergroßem Eifer für die katholische Kirche den Protestanten seines Landes ihren Glauben rauben wollte, zogen es Hunderttausende vor, ihr Vaterland zu verlassen. Ihrer nahm der Kurfürst eine große Zahl in seine Lande, namentlich in Berlin auf (französische Colonie), gab ihnen Stätten, auf denen sie sich anbauen konnten und unterstützte sie freigebig. Die Einwanderer waren im Handwerk, im Garten? Schillmann, Leitfaden. y

10. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 34

1879 - Berlin : Nicolai
34 geströmt, daß feine Kirche sie faßte. Unter freiem Himmel sprach zuerst Peter und dann der Papst selbst zu dem Volke; sie schilderten die Leiden der Christen in Palästina und forderten zu einem Kriegszuge dahin auf. Als Urban geendet hatte, riefen alle wie aus einem Munde: „Gott will es, Gott will es!" Ein Bischof war der erste, welcher feine Theilnahme zusagte, dann folgten viele Fürsten, Grafen, Ritter und eine große Menge Volkes. Zum Zeichen des heiligen Zweckes, welchen der Zug verfolgte, hefteten die Theilnehmer ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter. In allen Landen wurde nun das Kreuz gepredigt, und viele Taufende waren bereit, an dem Zuge theilzunehmen. Während aber die Fürsten sorgfältig die Schwierigkeiten und Gefahren desselben erwogen und Vorbereitungen trasen, ließ sich eine Menge Volkes nicht länger zurückhalten. Unter dem Ritter Walther, genannt von Habenichts, und Peter zogen die unbesonnenen ©chaaren ohne gehörige Ordnung, ohne die nöthigen Lebensmittel davon, und erlitten daher durch das Schwert der Feinde, durch Hunger und Seuchen fast alle den Untergang. Aber die Fürsten, als sie gehörig gerüstet waren, zogen in geordneten Märschen auf verschiedenen Wegen zunächst nach (Sonstantinopel. Vor ihnen allen aber ragte Gottfried von Bouillon durch Körperstärke, Tapferkeit und edle Gesinnung hervor. Er zwang den griechischen Kaiser, den Kreuzfahrern Schiffe zur Uel>erfahrt nach Kleinasien zu geben. Nachdem das feste Nicäa erobert war, trafen jene bei Doryläum zum ersten Mal auf ein türkisches Heer und erfochten einen glänzenden Sieg über dasselbe; als sie aber weiter zogen, begannen erst die Schwierigkeiten des Marsches. Die Türken stellten sich freilich nicht zur offenen Feldschlacht, aber auf ihren leichten Rossen umschwärmten sie den Zug, todteten die Zurückgebliebenen und Maroden und wandten sich dann eben so schnell zur Flucht, wenn die Christen sich zur Schlacht ordneten, um dann plötzlich wieder anzugreifen, wenn diese weiter zogen. Sie vernichteten die Feldfrüchte und die Brunnen, um den Feind die Qualen des Hungers und des Durstes empfinden zu lassen. Da verloren viele das Leben, die meisten aber den Muth. Endlich gelangte man an die syrische Küste. Hier lag am Orontes die große Stadt Antiochia, welche lange belagert werden mußte. Jerusalem. Endlich gelang es, Antiochia durch Verrath zu erobern. Leider enthielten die Christen sich nicht der grausamsten
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