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1. Landeskunde der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz - S. 23

1912 - Breslau : Hirt
§9-10. Verkehrswege. — Abriß der Geschichte. 23 Jetzt vermittelt den Verkehr, abgesehen von den bei den Flüssen angegebenen Wasserstraßen und dem Seewege, ein seit 1826 begonnenes (Warnow-Boizenbnrg) und stetig ausgedehntes Netz von Kunststraßen. Länge derselben in M.-Schw. 1913 km (1903), in M.-Str. 377 km (1903). Seit 1846 (Berlin-Hamburg. dann 1847 Schwerin-Hagenow) durchziehen das Land zahlreiche Eisenbahnen. Länge derselben in M.-Schw. 1180 km (1903), in M.-Str. 291 km (1903). Nach ihrer Hauptrichtung lassen sie sich gruppieren in 3 Längslinien, von W. nach O. bzw. die Küstenbahn von No. nach Sw. (von Ludwigslust nach Waren; von Schönberg nach Neubrandenburg; von Wismar nach Ribnitz), und 5 Quer- linien, von denen 3 von Nw. nach So. und 2 von N. nach S. lansen (von Rostock nach Fürstenberg; von Wismar nach Karow; von Boizenburg nach Grabow; von Rostock nach Plan; von Wismar nach Ludwigslust). Suche sie auf der Karte mit den Hauptknotenpunkten aus! Die Länge der Eisenbahnen im Vergleiche zum Flächeninhalt des Landes ist in M.-Str. etwas größer, in M.-Schw. etwas kleiner als der Durchschnitt des Deutschen Reiches. Auf 100 qkrn Fläche kommen (1903) in M.-Schw. 9 km, in M.-Str. 9,9 km, im Reiche 9,6 km, im Jndustrielande Sachsen 20,4 km. Dagegen kommen auf 10000 Ew. in M.-Schw. 19,4 km, in M.-Str. sogar 28,4 km, im Reiche 9 km, im stark bevölkerten Sachsen 5 km. § 10. Abriß der Geschichte. I. Vorgeschichte. 1. Steinzeit. Bis etwa 1000 v. Chr. Stammeszugehörigkeit der Bevölkerung un- sicher. Geräte aus Holz, Knochen und sehr künstlich bearbeitetem Stein. Erdgruben und „Pfahlbauten" (z. B. in einem Torfmoor nordwestlich von Wismar). Beisetzung der Toten (selten Verbrennung) in „Hünengräbern" oder „Riesenbetten" (schönstes bei Naschen- dorf unweit Grevesmühlen, Bild 20), d. h. langgestreckten, flachen, mit großen Stein- •blocken umsetzten Hügeln, oder in freistehenden Steinkammern („Teufelsbacköfen", z. B. ebenfalls bei Naschendorf, ferner auf einem Berge bei Kl.-Görnow unweit Warin). 2. Bronzezeit. Von 1000 bis etwa 400 v. Chr. Bevölkerung germanisch. Glanzzeit der Vorgeschichte. Bronze, eine Mischung von Kupfer und Zinn, vom Sw. ins Land gebracht und hier mit staunenswerter Kunst bearbeitet. „Kegelgräber" mit reicher Aus- stattung des Toten an Bronze, Gold und Glasperlen. Zahlreiche Fundorte bei Sternberg (im Königsberg bei Rnchow ö. von St., ferner bei Peckatel f.-ö. von Schwerin). Gegen Ende der Periode niedrigere Hügel und Leichenverbrennung, Beisetzung in tönernen Urnen. 3. Eisenzeit. Von 400 v. Chr. bis zum Siege des Christentums. a) Germanische Periode. Bis um 400 n. Chr. Das Eisen, von Sw. eingeführt, verdrängt die Bronze. Beisetzung der verbrannten Leichen in „Urnen", die man stach in die Erde eingrub und mit Steinen umsetzte (Bild 21). Die „Urnenfelder", „Wenden- kirchhöfe" genannt, weil man sie früher fälschlich den Wenden zuschrieb, meist auf natürlichen, sandigen Hügeln. Waffen und Schmuckgegenstände aus Eisen und Bronze, letztere aus römischen Provinzen eingeführt. b) Slawische Periode. Ohne Zusammenhang mit der vorigen. An die Stelle der auswandernden Germanen treten slawische Völkerschaften, zur Gruppe der Wenden gehörig. Die bedeutendsten darunter im W. die Obotriten, im O. die Liutizen, schlechte Ackerbauer, tüchtige Fischer und Seefahrer, vielfach in sich zersplittert und gegen ihre eigenen zahlreichen Fürsten unbotmäßig. Trotz der siebenhundertjährigen Dauer der Wendenherrschast sind sehr wenig slawische Begräbnisplätze erhalten. Der bedeuteudste Bartelsdorf (dicht bei Rostock), auf welchem die Leichen schon nach christlicher -u , vlnc^e.^at^et liegen. Zahlreicher sind aus slawischer Zeit erhalten die Burg- walle, o. h. Befestigungen aus Erdwällen, die im Sumpse oder flachen Wasser ansge- schüttet waren. Der berühmteste Burgwall ist der von Mecklenburg (Michilinbnrg) bei Wismar, einer Burg des Obotritenfürsten Niklot, von welcher das Land den Namen trägt.

2. Landeskunde der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz - S. 5

1912 - Breslau : Hirt
§ 1. Lage und Grenzen. Mecklenburg gehört zum nördlichen Teile des Deutschen Reiches; dieses bildet die Mitte des Erdteiles Europci. Der nördlichste Punkt Mecklenburgs (Althagen im Fischlande) liegt nnter 54° 22' n. Br., der südlichste (Tornow a. d. Havel bei Fürstenberg) unter 53° 4', der westlichste (das Gut Horst bei Boizenburg) ist 10" 36', der öst- lichste (die Große Friedläuder Wiese) 13° 51' von Greenwich entfernt. Mecklen- bnrg erstreckt sich also durch 3*/4 Längengrade und l1/4 Breitengrad. Die Bewohner des äußersten Ostens unseres Landes haben 13 Minuten früher Sonnenaufgang als die der Westgrenze. Der längste Tag für den Südpunkt Mecklenburgs beträgt 16 St. 42 M., der kürzeste 7 St. 18 M., für den Nordpunkt der längste 16 St. 58 M., der kürzeste 7 St. 2 M., also ist der Unterschied des kürzesten bzw. längsten Tages zwischen dein Süd- und Nordpnnkt 16 M. Der 360. Teil eines Parallelkreises beträgt für den 53. Breitengrad 67,15 km, für den 54. Breitengrad 65,6 km, am Äquator dagegen lll Km, am 50. Breitengrad 71.7 Km, am 60. Breitengrad 56 km, am Pole 0. Auf dem 50. Breitengrade längster Tag 16 St. 9 M., aus dem 60. 18 St. 30 M. Die im Deutschen Reiche eingeführte Mitteleuropäische Zeit richtet sich nach dem 15. Meridian. Demnach ist sie vor der Ortszeit des östlichsten Punktes von Mecklenburg um 4 M- 36 S., vor der des westlichsten um 17 M. 36 S. voraus. Mecklenburg hat die Gestalt eines Sechsecks, dessen südliche Seite nach innen eingebogen ist. Die Ecken liegen an der kleinen Halbinsel Priewall (bei Dassow), bei Horst (Boizenburg), Dömitz, Tornow (bei Fürstenberg), in dem spitzen Winkel der Großen Wiese bei Friedland, bei Althagen im Fisch- lande. Welche der 6 Seiten haben gleiche Richtung? An welchen Stellen greifen fremde Gebiete über die regelmäßigen Linien herüber? Gib nach der Karte die Staaten und preußischen Provinzen an, welche Mecklenburg begrenzen! Den größten Teil dieses Sechsecks nimmt das Großherzogtum Meckleu- burg^ Schwerin ein. Es bildet ein zusammenhängendes Gebiet. Das Groß- Herzogtum Mecklenburg-Strelitz zerfällt in zwei ungleiche Teile: das Herzog- tum Strelitz, welches den So. Mecklenburgs einnimmt und von Mecklenburg- Schwerin und den preußischen Provinzen Brandenburg und Pommern begrenzt wird, und das viel kleinere Fürstentum Ratzeburg im Nw., eingeschlossen von Mecklenburg-Schwerin, der Provinz Schleswig-Holstein und dem Gebiet der Freien Stadt Lübeck. Natürliche Grenzen bilden im N. die Ostsee, im No. ein 125 km langes, von Flüssen und Gräben durchzogenes Wiesental (Ponunersches Grenztal), im Sw. das Elbtal, doch sind auch die übrigen Abschnitte der Landesgrenze an vielen Stellen dnrch Flüsse, Seen, Wälder und große Wiesen gekennzeichnet. Am wenigsten gilt dies von der Südgrenze. Daher hat auch hier in älteren Zeiten die ^'andesgrenze ziemlich geschwankt. Das obere Havelgebiet gehörte zeitweilig zu Brandenburg. (Vgl. S. 24.) Abkürzungen im Texte: D., S., W., N. = Ost, Süd, West, Nord; ö., f., w., n, = östlich, südlich, westlich, nördlich; r., l. = rechts, links; s. v. a. = so viel als; i. a. •= im allgemeinen.

3. Landeskunde der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz - S. 7

1912 - Breslau : Hirt
§3—4. Bodcngeftalt. — Bewässerung. _7 '///////. Urstromtäler ? "> 20 Jf "? km » + Höhenzüge m/t Höhenangaben in Metern Fig. 1. Orographische und hydrographische Übersichtskarte. und kleine Felsblöcke eingebettet, sogenannte Findlingsblöcke. An vielen von ihnen sind noch heute Gletscherschrammen zu entdecken, die durch den Druck des Gletschers und die Berührung mit anderem Gestein verursacht siud. Als bei allmählich steigender Temperatur die Gletscher zurückwichen, bildeten sich an den Stellen, wo der Rückgang zeitweilig zum Stillstand kam, größere Aufschüttungen, die Endmoränen (Bild 9 n. 10). Mecklenburg hat mehrere solcher Endmoränenzüge aufzuweisen. Zwischen den beiden bedeutendsten liegt die Mecklen- burgische Seenplatte (Bild 11 u. 12). Die nördliche Endmoräne erstreckt sich in der Richtung von So. nach Nw. in allerlei Windungen von Feldberg bis zum Dassower Binnensee, die südliche vom Südende der Müritz bis znm Südende des Schaalsees. — Das vor dem Gletscherrande liegende Land wurde von dem Schmelz- Wasser überströmt. Hier bildeten sich infolgedessen ausgedehnte Sandflächen, die » heutigen Heidegebiete. § 4. Bewässerung. 1. Von den Gewässern Mecklenburgs gehen 2/5 durch die Elbe zur Nordsee und 3/5 durch Küstenslüsse zur Ostsee. Die Wasserscheide durchläuft das Land i. a. von So. nach Nw. in einer vielfach gekrümmten Linie zwischen Feldberg und dem Raheburger See. Zur Elbe fließen die Havel, die Elde mit Müritz-, Planer und Schweriner ^ee, die Sude. Zur Ostsee fließen die Peene mit Malchiner, Kummerower und Tollense-See, die Recknitz, die Warnow, die Stepenih.

4. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 16

1879 - Berlin : Nicolai
16 8oo. den Glanz zu fügen. Am Weihnachtsabend des Jahres 800 schmückte ihn der Papst mit der Krone des römischen Kaisers. — So war das christlich deutsche Weltreich gegründet; ein deutscher König trug die Krone der römischen Kaiser. Das Ziel, welches sich Karl als Kaiser stellte, war, die Völker des Abendlandes in Frieden zu beherrschen, die Kirche Christi zu beschützen und auszubreiten. Nie hat ein größerer Monarch die Krone getragen. Seine hohe Gestalt und sein starker Körperbau gaben ihm ein majestätisches Ansehen. Er hatte Helle Augen und eine wohlklingende Stimme. Mäßig in Speise und Trank erhielt er sich lange rüstig und gesund. Er liebte täglich zu baden, deßhalb wurde Aachen sein Lieblingsaufenthalt. Als er sein Ende herannahen , fühlte, krönte er seinen Sohn Ludwig zu seinem Nachfolger. Im «14. Jahre 814 beschloß Karl sein thatenreiches Leben. In Aachen wurde er im vollen Kaiserschmucke bestattet. Mit Recht hat man ihm den Beinamen: „der Große" gegeben. Seme Wachkorrrrnen (Karolinger). Karl's Sohn Ludwig, genannt der Fromme, war seinem Vater ganz unähnlich. Er hatte weder dessen scharfen Verstand, noch die Kraft seines Willens. Schon bei seinen Lebzeiten theilte er das Reich unter seine Söhne, wobei er den jüngsten allzusehr begünstigte. Das führte zu einer Empörung der Söhne gegen ihn. Bei Colmar trug sich die Schmach zu, daß das Heer Ludwigs, durch Versprechungen und Geschenke gewonnen, zu den aufrührerischen Söhnen überging. Der Kaiser wurde gefangen von seinem ältesten Sohne Lothar nach Soissons gebracht, wo er im Bußgewande knieend öffentlich seine Vergehungen bekennen mußte; dann riß man ihm das Schwert von der Seite, wodurch man ihn für unwürdig erklärte, ferner König zu sein. Von seinem zweiten Sohne Ludwig wieder in seine königliche Würde eingesetzt, begann er die unbillige Theilung auf's Neue; der Tod entzog ihn neuer Demüthigung. Jetzt begehrte Lothar, der älteste Bruder, die Oberherrschaft über die jüngeren. Darüber kam es nach einem Bru-843. derkriege endlich zu dem Theilungsvertrage von Verdun. Karl erhielt das westsränkische (Frankreich), Ludwig das ostfränkische Gebiet (Deutschland), Lothar die Kaiserkrone, Italien und einen Strich zwischen Frankreich und Deutschland (Lothringen). So entstand ein eigenes deutsches Reich. Die Nachkommen Karls entarteten schnell, wie die Chlodwigs. Noch ein Mal vereinte Karl der Dicke das ganze

5. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 102

1879 - Berlin : Nicolai
102 wollten. Am 18. Januar aber setzte Friedrich im Saale des Schlosses erst sich und darauf seiner Gemahlin Sophie Charlotte die königliche Krone aus das Haupt und ließ sich dann in der Kirche durch zwei Geistliche feierlich zu der neuen Würde salben. Große Volksbelustigungen schlossen das Fest. Nach der Rückkehr sand ein feierlicher Einzug in Berlin statt. — Bei der Neigung Friedrichs zur Pracht und seiner Freigebigkeit erforderte die Königswürde große Ausgaben, welche dem Volke manche Last auferlegten. Doch war dieselbe fortan für Friedrich und feine Nachfolger ein Antrieb, die. Macht des Staates so zu erhöhen, daß sie dem königlichen Namen auch entspräche. So bereitete die Krönung die künftige Größe Preußens vor, welche Friedrichs Nachfolger herbeiführten. — per spanische Erbfolgekrieg. Nach dem Aussterben der spanischen Königsfamilie kam es zwischen Frankreich und Oestreich um den erledigten Thron zu einem blutigen und langwierigen Kriege-Nach dem Krönt) ertrage mußte Friedrich dem Kaiser in demselben Hülfe leisten. Auch hier Zeichneten sich seine Truppen, geführt von dem tapferen Leopold von Dessau, Vortheilhaft aus, nahmen an mehreren Schlachten, z. B. bei Turin, ruhmvollen Antheil und ernteten das höchste Lob der Oberseldherren. Aber trotz aller Niederlagen seiner Heere setzte es Ludwig endlich doch durch, daß sein Enkel König von Spanien wurde und daß Oesterreich sich mit den Nebenländern begnügen mußte. Preußen gewann außer einigen deutschen Gebieten die Oberherrschaft über Neufchatel in der Schweiz; doch standen diese Erwerbungen in keinem Verhältnisse zu den Kosten des Krieges und dem Verlust an Menschenleben. Die Geldnoth stieg am Hose Friedrichs oft zu einer bedenklichen Höhe. Es wurde damals fast allgemein geglaubt, daß sich auf künstlichem Wege Gold herstellen lasse. Friedrich wurde von einem Abenteurer, welcher sich Gras von Ruggiero nannte, um ansehnliche Summen betrogen. — Angeregt durch seine geistvolle Gemahlin, welche, dem Prunk seines Hofes abgeneigt, in dem Dorfe Lietzen (Charlottenburg) im Kreise von Gelehrten und Künstlern lebte, erwarb sich Friedrich ein großes Verdienst um Kunst und Wissenschaft. Er ließ großartige Bauten ausführen, wie das königliche Schloß in feiner gegenwärtigen Gestalt, das Zeughaus, die lange Brücke, welche mit dem Erzstandbilde feines Vaters geschmückt wurde (Schlüter). Er gründete die Akademie für Kunst.und Wissenschaft

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 104

1879 - Berlin : Nicolai
104 fein Vater hinterlassen hatte, sondern seine Staatskasse war so gefüllt, daß es ihm für nothwendige Ausgaben nie an Geld fehlte. Eine so sparsame und geordnete Regierung war für unser Land ein großer Segen. Denn noch blutete dasselbe an den Wunden, welche ihm der dreißigjährige Krieg geschlagen hatte. Es gab noch zahlreiche wust liegende Felder; Schutt und Asche bezeichneten die Stellen wo früher blühende Dörfer gestanden; selbst in manchen Städten waren ganze Häuserreihen noch nicht wieder ausgebaut. Hier legte der König kräftig Hand an. Er überließ die verödeten Felder Anbauern umsonst, ja er gab ihnen noch Hülfsgelder obenein, um die Wirthschaftshöfe wieder auszubauen. So blüheten Städte und Dörser aus dem Schutte wieder empor. Zahlreiche Ansiedler wanderten aus fremden Ländern ein; Holländer legten Kuhwirthschaften an und lehrten die Preußen eine mehr ergiebige Butter- und Käsebereitung. Als ein verfolgungssüchtiger Bischof von Salzburg die Evangelischen in seinem Lande zwingen wollte, katholisch zu werden und die Auswanderung der Glaubenstreuen verbot, setzte der König es beim Kaiser durch, daß er das Verbot zurücknahm. Dann siedelte er 17000 Salzburger in Preußen an, gab ihnen Land und Geld für die Einrichtung ihrer Wirthschaften und baute ihnen Schulen und Kirchen. Breite Strecken des havelländifchen Luchs ließ er austrocknen und legte auf dem fo gewonnenen Acker und Weideland Gutswirthschaften (Königshorst) an. Das Loos der Bauern erleicherte er dadurch, daß er auf den königlichen Gütern die Leibeigenschaft milderte. Wie er in den Dörfern die Landwirthschaft hob, so förderte er in den Städten den Gewerbfleiß. Er zog Wollweber, Färber und andere Handwerker in das Land, er legte selbst Fabriken an (Lagerhaus) und ließ darin besonders das blaue Tuch für die Soldaten verfertigen. Da er der Meinung war, daß die Bewohner eines Landes desto wohlhabender würden, je weniger sie ihre Bedürfnisse aus dem Auslande bezögen, so verbot er seinen Unterthanen, sich mit andern Stoffen zu kleiden, als mit solchen, die im Jnlande bereitet würden. Dieses Verbot setzte er mit großer Härte durch. Bei der Durchführung der Maßregeln, welche er für heilsam hielt, duldete er überhaupt keinen Widerspruch. Die königliche Machtvollkommenheit (Souveränität) sollte sest stehen wie ein Fels. Widersprechende fuhr er hart an („Räfonnir' er nicht!"). Nicht blos in Angelegenheiten des Staates,

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 116

1879 - Berlin : Nicolai
116 welches seitdem zu den fruchtbarsten Strichen des Landes gehört. Außer Getreide ließ er besonders Flachs bauen. Er beförderte die Schafzucht, um Rohstoffe für die Fabriken zu gewinnen, denn auch darin stimmte er mit seinem Vater überein, daß es für das Land ersprießlich sei, wenn möglichst wenig Geld aus demselben ginge, daß es daher alle Bedürfnisse der Bewohner selbst erzeugen müßte. Deßhalb wurde den Fabrikaten des Auslandes ein hoher Grenzzoll auferlegt, von welchem besonders die Gegenstände des Luxus getroffen wurden. Um die Einnahmen des Staates zu erhöhen, behielt er diesem das Recht vor, einzelne Gegenstände ausschließlich zu verkaufen (Monopol), so Kaffee, Tabak. Solche Maßregeln wurden für die Bevölkerung oft drückend, besonders als der König eine große Anzahl Franzosen in das Land berufen hatte, um sie auszuführen. Diese durchsuchten die Häuser nach steuerpflichtigen Waaren, benahmen sich übermüthig und bereicherten sich selbst. Außerdem wurde durch solchezölle das heimliche Einbringen unverzollter Waaren (Schmuggel) herbeigeführt. Aber der heimische Gewerbefleiß erhielt durch dieselben lebhafte Förderung, denndie Fabrikation leinener und wollener Gewebe, von Eisen- und Stahlwaaren, Porzellan nahm nun im Lande einen lebhaften Aufschwung. — Den Handel suchte Friedrich dadurch zu befördern, daß er die Verkehrswege verbesserte. Für den Transport von Waaren waren damals die Wasserstraßen von noch größerer Bedeutung wie jetzt, weil es noch keine Eisenbahnen, nicht einmal Chausseen gab. Unter Friedrichs Regierung entstanden der Plauer und der Bromberger Canal. Es wurden Handelsgesellschaften angelegt und die königliche Bank gegründet. — Friedrich wirkte nicht minder wohlthätig für ein strenges Recht, welches keinen Unterschied zwischen vornehm und gering machen sollte. Den Satzungen des Rechtes unterwarf der König sich selbst (Erzählung von dem Windmüller zu Sanssouci). War er der Meinung, daß Vornehme gegen Geringe begünstigt waren, so behandelte er die Richter hart (Prozeß des Müller Arnold, wo er irrte). Er ließ durch den ausgezeichneten Rechtsgelehrten Carmer das allgemeine Landrecht ausarbeiten, ein Gesetzbuch, welches für ganz Preußen gelten sollte. — Wie der König selbst ein hochgebildeter Mann war, so schätzte er Bildung bei anderen sehr hoch; daher that er viel sür das Schulwesen. Doch war er allzusehr für die Sprache und die Schriften der Franzosen eingenommen und schätzte die Erzeugnisse der deutschen Literatur sehr

8. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 124

1879 - Berlin : Nicolai
124 zu versuchen, öffneten sie feige dem Sieger die Thore. So ergaben sich Erfurt, Spandau, Stettin, Cüstrin, Magdeburg. Nur Graudenz, wo der tapfere Courbiere befehligte, und Colberg, wo der brave Bürger Nettelbeck dem einsichtsvollen General Gneisenau zur Seite stand, eapitulirten nicht. Nachdem der König mit feiner Familie Berlin verlassen hatte, begab er sich nach Königsberg. Auch die noch kampffähigen Truppen zogen sich über die Weichsel zurück, um hier im Verein mit den Russen den Kampf wieder aufzunehmen. Beide leisteten auch dem französischen Kaiser bei Eilau so erfolgreichen 1807. Widerstand, daß er sich zum ersten Male den Sieg nicht zuschreiben konnte. Aber bei Preußisch Friedland erlagen sie trotz ihrer Tapferkeit dem Feldherrngenie Napoleons. Bald hielt diefer feinen Einzug in Königsberg. Friedrich Wilhelm floh nach Memel; sein Reich war verloren. Denn Napoleon hatte durch Schmeicheleien den Kaiser Alexander gewonnen, daß er sich von seinem Bundesgenossen trennte. 1807. So mußte Friedrich Wilhelm mit blutendem Herzen den Frieden zu Tilsit unterzeichnen, welchen der unerbittliche Sieger diktrrte. Er trat alles Land ab, welches westlich von der Elbe lag, außerdem die ehemals polnischen Lande mit Ausnahme von Weftpreußen, also die Hälfte feines Reiches. Dazu legte man ihm Kriegskosten solcher Höhe auf, daß dem fo verkleinerten Lande das Mark ausgezogen wurde. An 180000 Franzosen, deren Befehlshaber durch Uebermuth und Willkür das Volk zur Verzweiflung brachten, blieben in demselben stehen. Der König durfte nur ein Heer von 42000 Mann halten. So war das stolze Preußen zusammengefallen wie ein morfches Haus vor dem Sturme. Das geschah, weil die Menschen sich der Trägheit, der Gleichgültigkeit, dem Uebermuthe und dem Wohlleben überlassen und vergessen hatten, das Wohl des Ganzen über das eigene zu setzen. Hiapokeon auf der Köhe seiner Macht. Napoleon gebot jetzt über einen großen Theil Europas mit unbeschränkter Macht. Den Kurfürsten von Sachsen hatte er gezwungen, sein Bundesgenosse zu werden und ihm dafür den Königstitel verliehen; jetzt gab er ihm die Preußen abgenommenen östlichen Gebiete unter dem Namen eines Großherzogthums Warschau. Was Preußen im Westen der Elbe verloren hatte, erhielt des Kaisers Bruder Jerome als Königreich Westfalen. Spanien entriß er seinem Könige und setzte an Stelle desselben seinen Bruder Josef. Nur das Jnfelvolk der Engländer war ihm uner-

9. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 80

1879 - Berlin : Nicolai
80 1348' Märker an ihn; zahlreiche Städte öffneten ihm die Thore. In feierlicher Prozession, geführt von Priestern, hielt er seinen Einzug. Das Land bis zur Oder schien für Ludwig verloren. Nur einige Städte, so Spandau, Belitz, vor allen aber Frankfurt blieben dem rechtmäßigen Landesherrn treu; auch Brietzen schloß dem Fremden die Thore. Als Karl selbst mit einem Heere nahte, um seinen Schützling wieder einzusetzen, schloß sich Ludwig in Frankfurt ein; in der Mitte der treuen Bürgerschaft trotzte er den Angriffen der Feinde. Da aber vergalt er dem Kaiser mit gleicher Waffe, indem er ihm Günther von Schwarzburg als Gegenkaiser ausstellte. Die Furcht, mit diesem um den Thron kämpfen zu müssen, bewog Karl, Waldemar auszugeben. Nachdem er die Sache des Fremden zum zweiten Male hatte untersuchen lassen, erklärte er, er sei durch ihn betrogen worden, und erkannte Ludwig als rechtmäßigen Markgrasen von Brandenburg an. Nun verließ dieser auch die Sache des Gegenkaisers. Ludwig der Aeltere entsagte bald darauf der Regierung und kehrte in seine bairische Heimat zurück. Sein Bruder und Nachfolger Ludwig der Römer einigte sich mit den Verbündeten des falschen Waldemar. Von ihnen verlassen gab dieser seine Ansprüche auf. Er ist in Dessau gestorben. — Die Zwietracht aber, in welcher die Glieder der wittels-bachischen (bairischen) Familie mit einander lebten, benutzte der Kaiser. Gegen eine Geldsumme und ein Jahresgehalt trat ihm Otto — ge-1373. nannt der Faule — die Mark Brandenburg ab. — Die lühelöurgischen (Luxemburger) Markgrafen. — Mit “2s- der Sorgfalt eines weifen Regenten beherrschte Karl die Mark, wie fein Erbland Böhmen. Er sorgte für Sicherheit auf den Straßen, beförderte Gewerbfleiß und Handel. Um die der Land es Herrschaft zustehenden Einnahmen genau festzustellen, ließ er ein Verzeichniß aller Grundstücke in Stadt und Land anfertigen, die Größe derselben und die Höhe des Grundzinses angeben, zu welchem sie verpflichtet waren (Landbuch der Mark Brandenburg). Besonders begünstigte er die beiden Haupthandelsstädte des Landes, Frankfurt und Tangermünde. Nach feinem Tode fiel die Mark an feinen jungem Sohn Sigismund. Dieser, König von Ungarn und von Deutschland, war zu viel mit den kirchlichen Streitigkeiten jener Zeit beschäftigt, als daß er sich um das ferngelegene Brandenburg hätte kümmern mögen. Seine Geldnoth bewog ihn, dasselbe an feinen Vetter Jobst von

10. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 82

1879 - Berlin : Nicolai
82 formte, beschloß er, dieselbe an Friedrich von Nürnberg abzutreten; er ernannte ihn daher zunächst zum Landeshauptmann derselben. Da er das Geld, welches nöthig war, um die Ordnung wieder herzustellen, die verpfändeten Schlösser und Zölle wieder einzulösen, nicht hergeben formte, mußte Friedrich schon die erforderlichen Mittel selbst herbeischaffen. Dasür verpfändete ihm der König das Land und verpflichtete sich, ihm 150000 Goldgulden zu zahlen, wenn er es selbst wieder in Besitz nehmen wollte. — Friedrich als Landeshauptmann. Im Jahre 1412 erschien Friedrich in Brandenburg, welches ihm bereitwillig die Thore öffnete. Aber nur ein Theil der Ritter huldigte ihm; die meisten thaten, als wäre er gar nicht da; einige nannten ihn den Tand von Nürnberg und prahlten, wenn es auch Burggrafen regnete, sie wollten sich nicht darum schweren. Aber fing wußte Friedrich doch die meisten auf seine Seite zu bringen, wobei ihm besonders der Abt von Lehnin, Heinrich Stich, behülflich war. Die Städte huldigten ihm endlich alle. Da fuchte er auch die der Mars entrissenen Gebiete wieder zu gewinnen. Mit den Pommern stritt er freilich unglücklich auf dem Cremmerdamm, aber seine Thatfraft verschaffte ihm doch Achtung und Ansehen. Nur die Quitzows und ihr Anhang verharrten im Ungehorsam gegen das Gebot des Königs, trotzend aus die Schaaren ihrer Reisigen und die Stärfe ihrer Burgmauern. Da beschloß Friedrich, Gewalt zu gebrauchen. Er verband sich mit dem Erz-bifchof von Magdeburg und dem Herzog von Sachsen, deren Lande unter den Plünderungen der Quitzows schwer litten. — Die Verbündeten rückten mit Heeresmacht gegen die Schlösser der widerspänstigen Ritter. Da zeigte es sich, daß eine andere Zeit gesommert war; die Kanonen-fugelrt zertrümmerten die festesten Mauern. Zuerst fiel Friefack, die Veste Dietrichs, dann Plauetrotz der Stärfeder Thürme und Ringmauern. Hans Quitzow wollte entfliehen, wurde aber ergriffen und in die Gefangenschaft fortgeführt. Zuletzt wurde Richard von Rochow gebemüthigt Nachdem Friedrich so sich Gehorsam erzwungen, verorbnete er einen Lcmbsriebert und überließ die Regierung seiner Gemahlin und ihrem Rathgeber Johann von Waldow; er selbst begab sich nach Kostnitz. Hier wurde sein Wunsch erfüllt: Sigismund trat ihm die Mark Brandenburg mit der Würbe eines Kurfürsten und Erzfämmerers ab und verpflichtete sich, ihm 400000 Golbgulben zu zahlen, wenn er ober feine
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