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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 1 - S. 80

1913 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 80 — „Brüder" gehen aus der westfälischen Diakonenanstalt „Nazareth" her- vor. Auch sie stellen sich in den Dienst christlicher Werktätigkeit. Außer diesen drei Hauptanstalten sind sehr viele andre ent- standen. Unter der segenreichen Leitung des „Vater Bodelschwingh" wuchs die Anstalt zu einer großen Gemeinde, die mehr als 5000 Ein- wohner zählt. Bethel hat außer den vielen Krankenhäusern eine eigene Schule, eine Post, eine Buchdruckerei und Buchhandlung, ein Elektrizitäts- werk, eine Dampfziegelei, eine große Bäckerei, ein Schlachthaus, oiele andre Werkstätten, große Baueruhöse und Gärteu. Vou der Höhe der Sparenburg überschauen wir einen Teil der Anstalten. Aus dem Waldesgrün ragt der Turm der Zionskirche hervor, und hier und da erblicken wir freundliche Hänser am Bergeshang oder im Tale zwischen Wald und Gärten gelegen. Besucht mau vou der Gütersloher Straße aus die Anstalt „Bethel", dann führt einen der Weg an der Kunsthandlung vorbei zu der Zionskirche auf der Berges- höhe. Der Vater uusers Kaisers hat als Kronprinz im Jahre 1883 den Grundstein zu ihr gelegt. Nicht weit davon ist der Friedhof, auf dem Pastor von Bodelschwingh, der am 2. April 1910 zur ewigen Ruhe ging, begraben liegt. Ein großer Segen geht von den Anstalten nicht nur über unser Vaterland, fondern über die ganze Welt aus. Auch bei den Schwarzen im fernen Afrika sind Brüder und Schwestern tätig. Viele Missionare, die den armen Heiden vom Herrn Jesus erzählen, sind auf der Miffious- schule iu Bethel ausgebildet und in die ferne Heidenwelt gezogen. er Stadtwald liegt in der Nähe des Johannisberges auf dem i nordöstlichen Zuge des Teutoburger Waldes. Von der Dorn- berger Straße führt der Stadtwaldweg in nordwestlicher Richtung iu ihu hinein. Er erstreckt sich an den Ochsenbrinken entlang bis zum Steckleubriuk. Zahlreiche Wege durchkreuzen ihn. Unten am Berges- hang ist der schöne Poetenweg. Wir betreten den Stadtwald von der Dornberger Straße. Mit uns streben viele Spaziergänger dem Walde zu, andre kommen aus ihm zurück. Der hübsche Buchenwald nimmt uns in seinen Schatten 40. Im Stadtwalde.

2. Teil 2 - S. 60

1913 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 60 — Hut auf dem Kopfe fangen die Schüler vor den Häusern bei feierlichen Gelegenheiten und bei Beerdigungen. Siehe das Bild im Museum! Außer dem Gymnasium gab es um 1830 eine Töchterschule, eiue Provinzialgewerbeschule und eine Vorschule des Gymnasiums. An Volksschulen gab es im Anfang des 19. Jahrhunderts eine Altstädter, eiue Neustädter und eine reformierte Gemeindeschule. 1834 wurden sie zu einer städtischen Volksschule vereinigt, die später 1. Bürgerschule genannt wurde. General von Besser hatte in einem Hause au der Burgstraße eiue Freischule für Militär- und Armenkinder eingerichtet. Sie wurde 1842 in einem neue» Schulgebäude untergebracht, das bis zu Anfang 1913 vor dem Siekertore an der Ecke der Detmolder Straße stand und dann dem Neubau des Landgerichts weichen mußte. 1858 wurden in dieser 2. Bürgerschule auch 2 Klassen für die Schüler der Feldmark Bielefeld eingerichtet. Die 3. Bürgerschule wurde 1832 als Stadtheiderschule eingeweiht, später ist sie bedeutend erweitert worden. Die Kinder der katholischen Gemeinde gingen bis 1831 in die Klosterschule bei der katho- lifcheu Kirche. In diesem Jahre wurden die Mönche durch einen Lehrer und eiue Lehrerin ersetzt. 1873—75 wurde die 4. Bürgerschule und uach zwei Jahren die 5. Bürgerschule erbaut (1877—78). Am 1. Oktober 1878 wurde die Handwerker-Fortbildungsschule eröffnet. Heute muß jedes Kind vom 7. bis 15. Lebensjahre die Schule besucheu. Die allgemeine Schule heißt Volks- oder Bürgerschule. In ihr wird das gelehrt, was jeder Mensch im Leben wissen muß. Jedes Kind muß die Bürgerschule besuchen, wenn es in keine andre Schule geht. Die Kinder, denen das Lernen schwer wird, werden in der Hilss- schule unterrichtet. Die Gesundheit der Schüler wird von den Schul- ärzteu überwacht. Außer den Bürgerschulen gibt es in Bielefeld noch 3 Mittelschulen. Sie stehen zwischen den Bürgerschulen und den höheren Schulen. Während der Besuch der Bürgerschulen unentgelt- lich ist, muß für jeden Schüler der Mittelschulen jährlich 60 Jt Schul- geld gezahlt werden. Nach der Schulzeit müssen alle Jünglinge, die Kaufmann werden oder ein Handwerk erlernen wollen, noch bis zum 18. Jahre die Fort- bilduugsschule besuchen. Die Kaufmannslehrlinge gehen in die kauf- männifche Fortbildungsschule au der Herforder Straße. Sie wird auch Handelsschule genannt. Die zukünftigen Handwerker besuchen die gewerbliche Fortbildungsschule am Oberutorwall. Zu den höheren Schulen gehören das Gymnasium, die Ober- realschule und die höheren Töchterschulen oder Lyzeen. Höhere Töchter- 'schulen siud die Augusta-Viktoria-Schule und die Eecilieu-Schule. Mit der Cecilien-Schnle ist ein Lehrerinnenseminar verbunden. Es wird von den juugeu Mädchen besucht, die Lehrerinnen werden wollen. Wer Richter, Arzt, Psarrer oder Lehrer werden will, besucht das Gymnasium oder die Oberrealschule.

3. Teil 2 - S. 61

1913 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 61 — Die Leiter der Bürger- und Mittelschulen heißen Rektoren, die der Fortbildungsschulen und höheren Schulen nennt man Direktoren. Während 1830 Bielefeld 7 Schulen mit 1400 Schülern, die in 24 Klassen unterrichtet wurden, besaß, hatte es 1912 ein Gymnasium nebst Realgymnasium, eine Ober-Realschnle, 2 höhere Töchterschulen, ein technisches Seminar, 3 Mittelschulen, 12 Bürgerschulen, eine Hilss- schule, eine Vorschule, eine gewerbliche Fortbildungsschule, eine Hand- Werkerschule und eine kaufmännische Fortbildungsschule (Handels- schule). N 32. Unsre Gotteshäuser ielefelds älteste Kirchen sind die Altstädter- oder Nikolaikirche und die Neustädter- oder Marienkirche. Welche oou beiden die altere ist, weiß man nicht. Die Altstädter Kirche ist eine im gotischen Stile erbaute dreischisiige Hallenkirche mit einem prächtigen Rund- senster im südlichen Seitenschiff. Als schönsten künstlerischen Schatz ans alter Zeit enthält die Kirche einen dreiteiligen Klappaltar, der Bilder aus der Kindheits- und Leidensgeschichte des Herrn in eichen- geschnitzten, buntbemalten Figuren enthält und ans den Rückseiten der Türflügel mit Gemälden, die den Sieg des Christentums und die Feier des heiligen Abendmahls darstellen, verziert ist. Die Neustädter Kirche bestand schon 1292. Wie bei vielen Kirchen der damaligen Zeit wird die Bauzeit eiueu längeren Zeitraum beansprucht haben. Während die ältesten unteren Teile romanisch sind, gehört der Bau der Gotik au. Die Turmspitzen stammen wahr- scheinlich erst aus dem 17. Jahrhundert. An der nördlichen Chor- wand steht das Grabdenkmal des Grafen Otto Iii. (f 1306) und seiner Gemahlin Hedwig, Gräfiu von Lippe. Ihm gegenüber an der Süd- feite finden wir das Grabdenkmal des Grafen Wilhelm Ii. (1381 bis 1428) und seiner Gemahlin Adelheid, Gräfin von Tecklenburg. Aus dem Jahre 1625 stammt das im Renaissancestil ausgeführte Denkmal des braudenbnrgifchen Droften vom Sparenberg, des Grafen Otto von der Oye. Das sehr alte Altarbild stammt vielleicht von dem Kölner Maler Wilhelm von Herle, oder dem Soester Meister Johann dem Jüngeren. Die katholische Kirche am Klosterplatz und die reformierte Kirche am Süsterplatz waren ursprünglich Klosterkirchen. Beide sind im spätgotischen Stile erbaut. Au der katholischen Kirche sind heute noch die angebauten Klostergebäude vorhanden. Sie waren von den Franziskanern bewohnt. Die reformierte Kirche gehörte den Nonnen des Augustinerordens. Außer der jetzt abgebrochenen, am Klosterplatz gelegenen Synagoge waren die vier Kirchen bis 1883 die einzigen in Bielefeld. Die immer größer werdenden Gemeinden erforderten neue Gotteshäuser, und so entstanden die Pauluskirche (1883), die Johannis- kirche (1901) und die Martinikirche. Die Methodisten errichteten eine

4. Teil 2 - S. 58

1913 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 58 — Eisenbahnzüge, die Schiffe, die Luftschiffe, die Flugzeuge, der Fern- sprecher und der Fernschreiber sind Verkehrsmittel. Die Wege, auf denen sich die Verkehrsmittel bewegen, heißen Verkehrswege oder Verkehrsstraßen. Nennt solche! Besondre Verkehrsgebäude sind der Bahnhof, die Post, die Bank, die Börse, die Luftschiffhalle, der Hafen. Viele Menschen sind damit beschäftigt, den Verkehr zu besorgen. Zu ihnen gehören die Beamten der Post, der Eisenbahn, der Schiffahrts- gesellfchaften, die Führer der Kraftwagen und die Fuhrleute. 31. Bielefelds Schulen. frühen Mittelalter gab es in den christlichen Gemeinden kaum Schulen. Nur an den Bischofssitzen und in den Klöstern finden wir sie. Hier dienten sie meist der Erziehung der angehenden Geist- lichen. Erst mit der Reformation wurde es auders. Luther ermahute die Bürgermeister und Ratsherren der Städte, christliche Schulen ein- Zurichten und zu unterhalten. Zwar war bei der Gründung des Neu- städter Stifts auch ein Scliolasticus (Lehrer) in das Kapitel ein- getreten, aber bis znrmitte des 16. Jahrhunderts war an der Stiftsfchule nur ein Lehrer vorhanden. Luthers Lehre fruchtete auch in Bielefeld. Der Rat der Stadt bekümmerte sich um die Schule und erreichte es, daß drei Lehrer angestellt wurden. Der erste Rektor dieser Schule wurde 1558 angestellt. Durch den Einfluß der Katholiken am Hofe zu Kleve wurde die Schule 1607 geschlossen und Lehrer und Schüler vertrieben. Aber schon 1608 wurde aus freiwilligen Gaben der Bürger- schaft auf der Altstadt eine neue Schule gegründet und ein Schulhaus am Altstädter Kirchhof erbaut. Es war eine so- genannte lateinische Schule, in der außer der lateinischen und griechischen Sprache Religion, Geschichte, Deutsch und Erdkunde gelehrt wurde. Erst vor ungefähr 100 Iahren unterrichtete man auch im Rechnen und in der Naturgeschichte. Aus dieser Schule entstand das heutige Bielefelder Gymnasium, das von 1608 bis 1831 in einem Ge- bände am Altstädter Kirchhof und von 1831 bis 1870 am Klosterplatz war. Im Jahre 1870 bezog es fein heutiges Heim am Nebelswall. Der älteste Teil des Gymnasiums stammt aus dem 16. Jahr- Hundert. Er ist vom Bürgermeister vou Grest erbaut worden und lauge Zeit im Besitz der Familie gewesen. 1711 wurde das Gebäude als Waisenhaus augekauft. Von 1821—1862 diente es als Zeughaus des Bielefelder Landwehrbataillons und des Füsilierbataillons Nr. 15. 1868 wurde das Gebäude mit dem neu errichteten Gymnasium ver- einigt. Bis zum Jahre 1869 bestand am Gymnasium ein Schülerchor, wie er aus der Jugendzeit Dr. Martin Luthers wohl jedem bekannt ge- worden ist. In einem weiten Chorrock und mit schwarzem Zylinder-

5. Teil 2 - S. 151

1913 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Dichtermund hat das Lob Bielefelds oder des Ravensberger Landes besungen. Im 18. Jahrhundert war es der berühmte Geschicht- schreiber und Nechtsgelehrte Hermann Adolf Meinders, der 1730 in Halle i. W. starb. Er pries Bielefeld, den Sparenberg und Ravens- berg in lateinischer Sprache. 1758 wurde in Bielefeld Peter Florenz Wendigen geboren, der „Geistliche Oden und Lieder" dichtete. Er starb 1809 als Pfarrer in Kleinbremen. Otto Jacobt, der 1803 in Biele- feld das Licht der Welt erblickte und als Stadtgerichtsrat in Berlin 1855 starb, schuf eine Anzahl Tranerspiele und Gedichte. Gustav Heidbreede, geboren 1812 in Bielefeld, gestorben 1879 in Borg- holzhausen, verfaßte vortreffliche hoch- und niederdeutsche Gedichte und Erzählungen. 1990 starb zu Bielefeld Minna Schräder, die 1850 in dem Dorfe Hörste bei Halle i. W. geboren wurde, eine Schriftstellerin, deren innige Liebe zur Heimat wir aus ihren plattdeutschen Erzählungen erkennen. In den Mauern unsrer Stadt lebt die Dichterin Josefa Metz, die reizende Erzählungen und manch liebliches Gedicht veröffentlicht hat. In Margarete Windthorst, die 1884 auf ihrem elterlichen Gute Hesseln bei Halle i. W. geboren ist, haben wir eine heimische Dichterin, die sich schon einen Namen in der Literatur erworben hat. Ihre 1911 erschienenen „Gedichte" ent- halten manch köstliche Perle und offenbaren eine feinbeobachtende, heimatliebende Seele mit plastisch gestaltender Kraft in den erzählenden Gedichten. 1794 wurde zu Bielefeld der später weit bekannte Landschafts- maler und Kupferstecher Friedrich Wilhelm Delkeskamp geboren, der eine Reihe bedeutender Stiche geschaffen hat. Berühmt wurde sein „Malerisches Relief des klassischen Bodens der Schweiz." 1910 starb in München der junge, zu großen Hoffnungen berechtigende Bielefelder Maler Karl Ellermann. In heimatlichen Landschaften und ausgezeichneten Radierungen aus der näheren und weiteren Umgebung Bielefelds hat er uus die Schönheiten und Reize unsrer Heimat enthüllt. P. Kottenkamp verdanken wir die Mappe Alt-Bielefeld, in der unter anderm manch lauschiger Wiukel und stilles Gäßchen des alten Bielefeld liebevoll festgehalten ist. Ein Welt- bekannter Mitbürger nnfrer Stadt ist der berühmte Vortragskünstler und Schauspieler August Junkermann, der durch seiue Reuter-Dar- stelluugeu und Vorlesungen außerordentlich viel zur Verbreitung oer unsterblichen Schöpfungen Fritz Reuters beigetragen hat. m 103. Bielefeld in der Gegenwart. g|§5eit der Nengründnng des deutschen Reiches hat Bielefeld einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Als 1881 der Ober- bürgermeister Huber nach 24 fähriger Tätigkeit sein Amt niederlegte,

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 83

1914 - München : Oldenbourg
— 83 — sollte, auf dem ehemaligen Judenfriedhofe. Binnen vier Jahren war der mächtige Bau, ein großes Viereck, vollendet. 2lm Weihetag der Kirche, am jo. Juli ^580, spendete der unterhalb des bischöflichen Zimmers erbaute Springbrunnen statt des Wassers von früh bis abends roten und weißen Mein zum Labsal des Volkes. Damit war ein edles Werk vollbracht, das „den alten, kranken, bresthaften und elenden (Einwohnern des Fürstentums beiderlei Geschlechts, den Waisen und durchziehenden Pilgrimen zu Trost, Beii, (Ergötzlichkeit, Unterhalt und Zuflucht" gereichen sollte. Um dem Spital die Erfüllung seiner Aufgabe zu ermöglichen, wurden ihm von dem Gründer die schon bestandenen kleineren Stiftungen, vor allem aber die Einkünfte und Güter des verlassenen Frauenklosters ßeiligenthal, zugewiesen. Auch die Kranken» und Armenhäuser im ganzen Lande erfreuten sich der Fürsorge des tätigen Fürsten und wurden vor dem verfalle bewahrt (Gerolzhofen, Heidingsfeld, Bettelbach, Arnstein, Ihünnerftadt, Mellrichstadt, Neustadt, Höttingen, (Ebern, Karlstadt, volkach, ßaßfurt, Jphofen, Königshofen). Sein zweiter Lieblingsplan, den er mit der ihm eigenen Tatkraft betrieb, war die (Errichtung einer Universität. Bereits im Jahre \575 hatte er sich von Kaiser und Papst die erforderlichen Freiheiten erwirkt, doch zögerten allerlei Widerstände die Verkündigung derselben bis zum 2. Januar ^582 hinaus. Im gleichen Jahre wurde noch der Grundstein zu Schulgebäude und Kirche gelegt. Am 8. September ^591 erfolgte die feierliche (Einweihung der Neubaukirche. Dazu waren der Kurfürst von Mainz, die Bischöfe von Bamberg und (Eichstätt und Herzog Wilhelm von Bayern eingeladen. Letzterer, dann ein Markgraf von Baden, der propst von (Ellwangen, der Landgraf von Leuchtenberg und mehrere Grafen und (Edelleute waren erschienen. Damit die ungestörte Fortdauer der Hochschule gesichert war, stattete Julius seine Gründung mit den Gütern und (Einkünften der in Kriegszeiten zugrunde gegangenen Frauenklöster Mariaburghausen bei Haßfurt und Zausen bei Kissingen reichlich aus. — (Ein Blick auf die weiteren Regentenhandlungen des Bischofs zeigt uns seine umfassende Tätigkeit auf allen Gebieten. Stadt-, Dorf- und Polizeiordnungen regelten eingehend das bürgerliche Leben, Zent-ordnungen die Rechtspflege. Die Wehrverhältnisse der Stadt Würzburg erfuhren dadurch eine Verbesserung, daß die Bürgerschaft in vier Fähnlein eingeteilt und wohlbewaffnet und geübt wurde. Ihre Offiziere durfte sie sich selber wählen. Die Feuerschlösser an den Musketen fanden (Ersatz durch Luntenschlösser« Julius versah das ganze Land mit vielen Rüstungen und ließ junge Männer die Büchsenmeisterkunst und die Bedienung größerer Geschütze erlernen. Im Jahre \607 erhielt die Landwehr Hüte mit blauen und weißen Federn und ein Musketierröcklein. 6*

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 81

1914 - München : Oldenbourg
— 8* — sechster Abschnitt. Der Dreißigjährige Krieg. 1. Julius Echter von Mespelbrunn (1573—1617). V Seine Jugendzeit. 3m tiefen Speffarttvalde ragt ein liebliches Schlößlein aus smaragdgrünem See, Ihespclbrunn geheißen. Hier in dieser friedensstillen Wasserburg ward *5q<5 dem Ritter Peter Echter von Zuespelbrunn ein Sohn geboren, der in der Taufe Julius genannt wurde und der berufen war, den Namen seines Geschlechtes im Frankenlande unsterblich zu machen für alle Zeiten. Schon im zehnten Jahre seines Lebens erhielt er eine Dompräbende in würzburg. hierauf machte er gelehrte Studien in Mainz, dann besuchte er mit seinem Bruder Sebastian zwei Jahre lang mit rühmlichstem Eifer die Universität Löwen. Mit Erlaubnis des Domkapitels zu Würzburg, dem sie die jeweiligen Universitätszeugnisse vorzulegen hatten, gingen die beiden Echter sodann auf die Hochschule zu Douai in Artois und im Jahre *566 nach Paris. Hier war ihres Bleibens nicht lange, denn schon nach einem halben Jahre oblagen sie ihren Studien auf der berühmten Universität zu Angiers. 3m Spätsommer *567 griffen sie wiederum zum wanderstabe, um ihre gelehrte Bildung in pavia und Rom zu vollenden. Land und Leute hatte Julius Echter sonach genug gesehen, als er in die fränkische Heimat zurückkehrte. Am *o. November *569 wurde der hochgebildete junge Freiherr auf den ihm gebührenden Sitz als wirklicher Kapitular in das Domkapitel eingeführt. Seine tiefe wissenschaftliche Gelehrtheit, seine wahrhafte Religiosität und Humanität, vereint mit ausgebreiteter Welt- und Menschenkenntnis und reicher Erfahrung, und sein offener Sinn für alles (Sute, Schöne und Nützliche kennzeichneten seine ganze Persönlichkeit und erwarben ihm gar bald die allgemeine Achtung und Liebe, infolgedessen stieg er rasch von würde zu würde im Stifte empor. Am *5. April *569 wurde er Domscholaster und schon am August *570 Domdechant. 2. Die Bischofswahl. Bischof Friedrich von wirsberg war am *2. November *573 verschieden und das Domkapitel schritt ungesäumt zu einer neuen Wahl. Am 29. November fand ein höchst feierlicher Gottesdienst in der Domkirche statt, welchem der fürstliche Hofstaat und viel Volk beiwohnten und wobei bewaffnete Bürger unter Anführung des Oberschultheißen die Ordnung aufrecht erhielten. Dann begann die Wahl im Kapitelshause. Sie fiel aus Julius Echter, der als Domdechant das Wahlgeschäft leitete. Bei der alsbaldigen Verkündigung des Wahlergebnisses und der Vorstellung des Neugewählten geriet das Volk in Erstaunen, da es die Wahl eines älteren Kapitulars in Ansehen und würden erwartet Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^
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