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1. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 9

1911 - Breslau : Hirt
Ergänzung für die Mittelstufe. 9 Es beherbergt in sich die Technische Hochschule, in der junge Leute ausgebildet werden, die sich der Erbauung von Häusern, Brücken, Schiffen, elektrischen Anlagen usw. widmen wollen, die Hochschule für Musik, Malerei und Bild- Hauerkunst und die Königl. Porzellanmanufaktur. Am meisten zieht die zahl- reichen Besucher der Stadt aber das Schloß unsers Königshauses an, in dessen Park sich am Ende einer düsteren Fichtenallee ein Heiligtum des preußischen Volkes befindet. Es ist das Mausoleum; in seiner Gruft ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und feine Gemahlin Luise, Kaiser Wilhelm der Siegreiche und seine Gemahlin Augusta. In dem Mausoleum selber sind ihre ruhenden Ge- stalten durch Marmorbilder verewigt. — Das Ende des Spreetales bezeichnet die Festung Spandau (70 300(5.). Die starken Mauern, die sie ehemals umgaben und den Truppen in einem unglücklichen Kriege Schutz vor den Feinden gewähren sollten, sind niedergelegt worden. Dafür hat man sie im Westen mit einem weiten Halbkreise von kleinen Festungen, den sog. Forts, umgeben, die mit weittragenden Kanonen versehen sind. Sie soll in erster Linie einen Berlin von Westen her bedrohenden Feind aufhalten. Daß man Spandan einst zur Festung machte, hat seinen Grund in dem sumpfigen Boden, der es auf allen Seiten umgibt. In Spaudau sind viele Soldaten untergebracht (6000 Mann); dazu befinden sich hier zahlreiche Verwaltnngs- gebäude, Borratshäuser, die die Truppen bei einer Belagerung mit allem Nötigen versorgen sollen, Werkstätten zur Herstellung von Geschützen, Geschossen, Gewehren, Patronen, Pulver, fertigen Speisen, die in luftdicht verschlossenen Blechbüchsen aufbewahrt werden (Konserven), usw. Die Bewohner Spandaus betreiben Holzhandel, Schiffbau, Fischerei, Schiffahrt und eine sehr rege Fabrik- tätigkeit. Berlin. (2 300 000 E.) Wie es entstanden ist. Die Riesenstadt liegt dort, wo das Spreetal sich auf wenige Kilometer verengt. Dazu ist der Boden hier sandig, und die Spree teilt sich in zwei schmale Arme. Daher wählten schon in alter Zeit die Handels- leute, die vom Süden und Westen Deutschlands nach Norden und Osten zogen, diese Stelle zur Überschreitung des Flusses und des sonst sumpfigen Spreetales. Es entstanden infolgedessen hier zwei wendische Fischerdörfer. Sie entwickelten sich später durch Zuzug von deutschen Ansiedlern zu Städten und schlössen sich endlich zu einer Stadt zusammen, die man Berlin nannte. Diese wurde in kurzer Zeit zum vornehmsten Handelsorte der Mark. Die Hohenzollern machten sie zu ihrer Haupt- und Residenzstadt. Bald erhob sich auf der Spreeinsel eine Burg mit Mauern, Türmen und Gräben, an deren Stelle später das heutige gewaltige Schloß aufgeführt wurde. Jetzt füllt die Stadt das ganze Spreetal aus und steigt auch schon auf die Höhenländer im Süden und Norden empor. Ihre Einwohnerzahl, die beim Tode des Großen Kurfürsten nur 20 000 und am Anfang des vorigen Jahrhunderts 172 000 betrug, ist jetzt auf weit über 2 000000 gestiegen; sie gehört damit zu den größten Städten der Welt.

2. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 6

1911 - Breslau : Hirt
6 Heimatkunde der Provinz Brandenburgs hier an folgende Sage: Nach der Schlacht, in welcher Albrecht der Bär den heidnischen Wendenfürsten Jaczo von Köpenick endgültig besiegte, gelangte der letztere fliehend an das jenseitige Ufer der Havel. Hinter ihm der Feind, vor ihm derbreite und tiefe Strom. Da gelobte er in der Angst seines Herzens dem Christen- gotte, auch ein Christ zu werden, wenn er ihn über die Havel rette. Er gab seinem Schlachtrosse die Sporen, erreichte glücklich das gegenüberliegende „Horn", hing Schild und Schwert an einem Eichenstamme daselbst auf und wurde ein Christ. Weiterhin begegnen wir einem lieblichen Eilande, der Pfaueninsel. Sie war mit ihren mächtigen Eichen der Lieblingsaufenthalt Friedrich Wilhelms Iii. und seiner Gemahlin Luise. Nach kurzer Fahrt taucht die glanzvolle Sommerresidenz unsrer Könige, Potsdam, vor uns aus (61 Ome.). In der Stadt, die mit 10 000 Soldaten aller Waffengattungen belegt ist, fesseln besonders das Königliche Stadtschloß und die Garnisonkirche, in welcher Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große ruhen, nnsre Aufmerksamkeit. Aber auch die Umgebung ist an prächtigen Bauwerken und Parkanlagen reich. Auf Bergeshöhe erhebt sich das Schloß Sanssouci, der Lieblingsaufenthalt Friedrichs des Großen, in dem er auch gestorben ist. Vor dem Schlosse fällt der Hügel in Terrassen zu einem herrlichen Parke ab, in dem Springbrunnen mit vielgestaltigen Wasserstrahlen das Auge erfreuen. Geht man in der Höhe des Schlosses weiter, so gelangt man bald zu der aus der Geschichte Friedrichs des Großen bekannten Windmühle. Endlich steigt man zu dem Neuen Palais hernieder, das auch von Friedrich dem Großen erbaut worden ist und jetzt im größten Teile des Jahres nuserm Kaiser als Wohnung dient. Es kann sich in seiner Pracht mit den schönsten Fürstenschlössern messen. Setzen wir nnsre Fahrt auf der Havel fort, so breitet sich bald vor uns der ausgedehnte, aber seichte Schwielowsee aus. Weiter begegnen wir auf einer Insel des Stromes der Stadt Werder, die im Osten von Obstbergen um- kränzt wird. Man zieht hier vorzugsweise Kirschen und Beerenobst, die im Sommer in Unmengen verschickt werden. Im Frühjahr fahren die Berliner in Scharen nach Werder, um sich an der herrlichen Baumblüte zu erfreuen. Wir gleiten weiter an Paretz vorüber, wo Friedrich Wilhelm Iii. und seine Gemahlin Luise glückliche Tage verlebten. Zahlreiche Dörfer begleiten nun den Strom, der von viehreichen Wiesen umsäumt wird; Ziegeleien mit hohen Schornsteinen treten ost hart an ihn heran. Endlich tauchen die Türme von Brandenburg (51200 E.) auf, hiuter dem sich die Havel noch einmal zu dem vielgestaltigen Breitlingsee erweitert. Die Stadt weist mit zahlreichen alten Bauwerken weit in die Geschichte der Mark zurück; sie hat unsrer Provinz auch den Namen gegeben. In mehreren Armen wird sie von der Havel durchzogen. Mehr als 35000 Fahrzeuge gehen jährlich hindurch. Dazu ist sie reich an Fabriken, in denen Fahrräder, Korbwaren, Tuche, Wollwaren, Leder usw. hergestellt werden. Den südlichen Teil des Höhenlandes der Havel nennt man die Zauche. Sie ist eiue sandige Hochfläche, über die sich nur der Heideberg (127 m) erhebt. Kaum die Kiefer gedeiht hier. Weit bekannt ist der Marktslecken Lehnin, da sich

3. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 2

1911 - Breslau : Hirt
2 Heimatkunde der Provinz Brandenburg. In unsrer Provinz wohnen etwa 6 Mill. Menschen, von denen 2,3 Mill. auf Berlin entfallen. ^) Auf 1 qkm kommen demnach bei Einrechnuug Berlins 140, ohne dieses etwa 90 Menschen. Brandenburg wird also unter den Provinzen des Preußischen Staates in der Größe nur von Schlesien (40 300 qkm), in der Einwohnerzahl nur von der Rheinprovinz (6,6 Mill.), in der Bevölkerungsdichtigkeit von der Rhein- Provinz (240 auf 1 qkm) und von Westfalen (160 auf 1 qkm) übertroffen. 3. Bodengestalt und Gewässer. Unsre Provinz ist ein Teil der großen Norddeutschen Tiefebene, deren Boden in den oberen Schichten fast durchweg aus losen Massen wie Sand, Tou, Lehm, Mergel, Torf, Kies und Feldsteinen besteht. An einigen Stellen ragen aber feste Gesteinsmassen, die weit in die Tiefe reichen und sich dort auch seitlich ausdehnen, durch die loseu Massen hindurch. Solche siud die Rüdersdorfer Kalkberge, der Gipsberg bei Sperenberg und der granitene Koschenberg bei Senstenberg. Die durchschnittliche Erhebung des welligen Bodens über dein Meeres- spiegel beträgt 50—60 m. Der Ausgangspunkt zur Bestimmung der Höhen ist in Deutschland der Nullpunkt des Amsterdamer Pegels, der 37 m unter dem Normalhöhenpunkte der Berliner Sternwarte gelegen ist. Die Höhenzahlen sind auf großen eisernen Knöpsen an Kirchen, Bahnhöfen, anderen eine lauge Dauer versprechenden Bauwerken und an niedrigen Granitsäulen neben manchen Chausseen (z. B. an der Berlin-Königsberger in Abständen von 1875 m) ange- geben. Man findet sie auch auf den Meßtischblättern und den sog. General- stabskarten. Im Norden und Süden wird die Provinz von den beiden Höhenzügen aus- gefüllt, welche den östlichen Teil der Norddeutschen Tiefebene weithin durch- ziehen, von dein Baltischen und dem Karpatischen Höhenzuge. Während aber jener uur mit der südlichen Abdachung der Pommerschen nud Mecklenburgischen Seenplatte in sie hineinragt, gehört ihr dieser mit seinen beiden westlichen Teilen (Lausitzer Grenzwall und Fläming) fast in seiner ganzen Breite an. Beide werden durch Flußtäler in einzelne landschaftliche Abschnitte gegliedert. Die zwischen ihnen liegende Niederungsmulde wird von drei großen Tal- zügen und zwei zwischen diesen sich erhebenden Höhenlandsstreifen einge- nommen. Die drei Talzüge beginnen im großeu Russischen Tieflande und setzen sich bis au die Westgrenze unsrer Provinz fort, wo sie sich vereinigen. Es sind der Thorn-Eberswalder, der Warschau-Berliner und der Glogau-Baruther Talzug. Die Höhenlandsstreifen schließen sich in der Hauptsache an die Posener Platte an und werden wieder durch Flußtäler in einzelne Abschnitte geteilt. Daraus ergibt sich folgendes Bild der Bodengestalt unsrer Provinz: *) 1867: 2,7 Mill. (Berlin: 702 000) 1900: 5,0 Mill. (Berlin: 1 888 000) 1880:3,4 „ ( „ 1 122 000) 1905:5,6 „ ( „ 2 040 000) 1890: 4,1 „ ( „ 1 578 000)

4. Geschichte - S. 50

1913 - Berlin : Oehmigke
— 50 — U m st ä n d e r und Volk (rufen wiederholt): Gnade! Gnade! Blankenfelde (zu Wardenberg): Tyle Wardenberg! Die Schöffen haben nach dem strengen Buchstaben des Gesetzes und nach der Tat geurteilt und dürfen die Beweggründe ungesetzlicher Handlungen nicht in die Wagschale des Rechtes werfen. Aber ich, der Alderman dieser Stadt, habe die Macht, den Ausspruch des Gerichts zu mildern: — Ich begnadige dich. Außerhalb: Der Alderman hoch! Wardenberg hoch! Blankenfelde: Doch ganz ohne Strafe darfst du nicht bleiben, damit der Friede in der Stadt und dein eigner fürder nicht gestört und der Würde des Gesetzes wie des Gerichts nicht gänzlich entgegengetreten werde. Veräußern darfst du dein Erbe in der Stadt und deinen Besitz in Pankow, den du von uns zu Lehen trägst, wozu dir bis über 14 Nächte freies und sicheres Geleit erteilt wird. Aber alsdann wirst du über die Grenze unsers Weichbildes geführt werden und nie wiederkehren. Du kennst ja die Strafen, die dich treffen würden, wenn du es dennoch tun wolltest. (Er faßt Wardenbergs Hand und geht mit ihm zur Seite): Tyle, geh' nicht mit Grimm von hinnen. Sei überzeugt, daß ich nie zu deinen Gegnern gehört, sondern immer gut über dich geurteilt und das, was ich an dir nicht verstanden, deinem überspannten Freiheitsfinn und deinen wunderlichen Ansichten, die du in den Hansestädten und auf deinen Sendungen emgefogen,. wie deinem heftigen Temperament zugute gehalten habe. Lebe wohl! (Sie drücken sich die Hände.) Wardenberg: (nach außen): Ich weiß, daß mir Freunde zurückbleiben, denen ich von Herzen danke und deren ich nimmer vergessen werde. Ich sage ihnen Lebewohl. Was mich tröstet in dem Augenblick, wo ich von euch und von dem Orte scheide, für dessen Freiheit, Ansehen und Wohlfahrt ich mein Herzblut gerne hingegeben hätte, ist die Überzeugung, daß die alten Vorurteile, die unfern Geist gefangen halten, von der Vernunft besiegt, endlich verschwinden und unsere fernen Nachkommen, wenn sie die längst vergilbten Blätter unseres Stadtbuches lesen,y milder über mich richten werden! Fidicin („Ser Bär").

5. Geschichte - S. 59

1913 - Berlin : Oehmigke
— 59 — seit zwei Menschenaltern die Küche in ein Seitenhaus gebracht. Nur ein warmes Morgenbier oder eine Jngwersuppe kochte bisweilen die Burgfrau ihrem Eheherrn hier, wenn er über Land ritt und es Zu garstig blies, Getafelt ward noch, aber es waren nicht mehr die alten lustigen Seiten. Here Gottfried war häufig grämlich, und wenn er lustig ward, dann schickte die Hausfrau die Knechte hinaus. Die Knechte waren eigentlich froh, wenn sie ihre Schüssel Brei im Stall oder auf dem Hofe verzehren konnten, und die Hausfrau war auch froh, wenn sie früher den Tisch aufbrechen konnte. Sie meinte, was das lange Plaudern täte. Gescheites käme nicht 'raus. Herr Gottfried Bredow aber meinte, sie hätte unrecht, denn der Wein sei da, daß er des Menschen Herz erfreue; mit andern zusammen trinken, sei eine gute Gewohnheit aus alter Zeit, aber da die gute alte vorüber sei, müsse er sich in die Zeit schicken, wie sie ist und allenfalls auch allein trinken. Wilibald Alexis (Die Hosen des Herrn von Bredow). 20. Die Herbstwäsche einer Rittersfrau. Wenn du aus einem langen, bangen Kiefernwald kommst, der von oben aussieht wie ein schwarzer Fleck Nacht, den die Sonne auf der Erde zu beleuchten vergessen, und nun fangen die Bäume an sich zu lichten, die schlanken braunen Stämme werden vom Abendrot angesprenkelt, und die krausen Wipfel regen sanft ihre Nadeln in den freier spielenden Lüften, da wird dir wohl zumute ums Herz. Das Freie, was du vor dir siehst, sind nicht Reben-gelünde und plätschernde Bäche, aus fernen, blauen Bergen über ein Steinbett schäumend; 's ist nur ein Elsenbruch, vielleicht nur ein braunes Heidefeld, und darüber ziehen sich Sandhügel hinauf, in denen der Wind herrscht, das magere Grün, das von unten schüchtern heraufschleicht, auheuleud wie ein neidischer Hund, der über seinen nackten Knochen noch murrend Wache hält. Eine Birke klammert sich einsam an die Sandabhänge; ein Storch schreitet vorsichtig über das Moor, und der Habicht kreist über den Büschen. Aber es ist hell da; du atmest auf, wenn der lange, gewundene Pfad durch die Kiefernnacht hinter dir liegt, wenn das feuchte Grün dich anhaucht, das Schilf am Fließe rauscht, die Käfer schwirren, die Bachstelzen hüpfen, die Frösche ihren Chor

6. Geschichte - S. 61

1913 - Berlin : Oehmigke
— 61 — in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Huttenpfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe und Moor wo Kaufleute nicht des Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bisweilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten und Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet waren, und das Felblager war eine große Wäsche. Von den Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen über das Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. Der weiße, wollenbe Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwanbstücken her, die der Witib dann und wann hoch aufblähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließe, an den Hügelräuberu bis in den Walb hinein. Überall war Orbnung und das waltenbe Auge der Hausfrau sichtbar. Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließe, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, die zwischen den Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften die Klammern ; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, und baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt. Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."

7. Geschichte - S. 64

1913 - Berlin : Oehmigke
— 64 — wie wir sahen, fest auf dem Boden, wenn sie sah, daß alles im Schick war, so war sie doch wie das Wetter herunter, wo etwas außer Schick kam. Lange reden und zurechtweisen liebte sie nicht, und wo sie meinte, daß einer schwer hörte, da hielt sie auch die paar Worte noch für zuviel. Noch wußte der verdrossene Knecht nicht eigentlich, wie es gekommen; aber jetzt hörte er vortrefflich und verstand alles und rieb nur ein klein wenig das Ohr oder die Schulter. Eine so rührige Frau war die Frau von Bredow. Loben tat sie nicht viel, sie hielt's für Überfluß; denn daß jeder täte, wie er tun muß, hielt sie für Lohns genug; aber wem sie mal auf die Schulter klopfte, wenn sie durch die Reihen ging, dem war es wie ein Tropfen starken Weines, der nach langer Mattigkeit und Bangigkeit durch die Adern rinnt und die Glieder wieder stärkt. So war es mit der Herbstwäsche am Lieper Fließ bestellt. Eine gute Stunde abwärts von der Burg war das Lager, und ein dichter Wald und ein tiefer, weiter Morast lagen dazwischen. Also mußte im Lager nicht allein gewaschen und gebleicht, sondern auch gekocht und gebettet, gesungen und gebetet und gewacht werden: alle Verrichtungen, wie es einer Stadt Art und Sitte ist. Das Gebet verrichtete am Morgen der Dechant für alle, wenn die Schelle über der Hütte der Edelfrau läutete. Das Waschen und Kochen geschah einen Tag wie den andern. Das Singen und Spielen machte sich von selbst, und für das Wachen sorgte die Frau von Bredow. Kein Zigeunerbub' hätte einen Strumpf von der Leine, kein Fuchs aus dem Korbe eilt Huhn stehlen dürfen. Eine Woche weniger denn einen Tag dauerte schon die Wäsche. Vor dem Klopfen und Klatschen waren die Fische aus dem Fließ auf eine Meile entflohen. Von den hohen Kiefernstämmen, wo sie nisteten, hatten zu Ansang die Fischreiher mit ihren langen, gelben Schnäbeln neugierig herabgeschaut. Da gab es Jagd und Kurzweil für die jungen Burschen. Vor den Bolzen und Pfeilen, die durch ihre luftigen Burgen sausten, hielten die zähen Tiere aus. Selbst wenn der Pfeil einem den Flügel durchbohrte, wenn fein Herzblut hinabträufte, er gab in banger Todesangst nicht nach. Er krallte sich an dem Aste fest, bis die Bolzen wie der Hagel kamen und endlich Holz, Leib und Gefieder miteinander hinab stäubten und splitterten. Aber des

8. Geschichte - S. 68

1913 - Berlin : Oehmigke
— 68 — Man trennte sich, und als die Ritter zu ihren Pferden gingen, die in der St. Georgenstraße an der Rathausbrücke standen, waren sie erstaunt, Hunderte von Fackeln ihrer warten zu sehen. Der Bürgermeister und der Rat hatten ihre Gäste die ganze Treppe hinunter begleitet, und weit entfernt, schon jetzt von ihnen Abschied zu nehmen, schickten sie sich vielmehr an, sie bis zu den Toren der Stadt zu geleiten. Ihnen schloß sich eine große Zahl von Bürgern an. Langsam ritten die Gäste auf ihren schweren mecklenburgischen Rossen in der Mitte des Gewühls, während Dietrich von Quitzow die sechzig Schock böhmischer Groschen in einem ledernen Sack vorn auf dem Sattelknopfe liegen hatte. Der ganze lärmende und singende Zug glich einer fröhlichen Wallfahrt. Die Zinsen spielten vergnügliche Weisen, die Bürger sangen luftige Spottlieder, da sie im Herzen froh waren, den gefährlichen Nachbar und seine Sippschaft auf längere Zeit loszuwerden. Vor dem Tor angekommen, wollten die vornehmen Bürger, und unter ihnen Mitglieder des Rates, Abschied nehmen, als Dietrich von Quitzow meinte: „Ei, ihr Herren, der Mond leuchtet so feierlich herab; geht noch ein Weilchen mit, es wird uns schwer, schon jetzt von unsern lieben Wirten zu scheiden." Der Rat und ein Teil der Bürger begleitete die Ritter noch weiter, die übrigen kehrten mit ihren Frauen nach der Stadt zurück. Trauliches Gespräch wurde nun zwischen den Rittern und Ratsherren gepflogen, während der Zug im tiefen Sande sich dem Walde näherte. Rechts und links auf den Wiesen und Brachfeldern lagen die zahlreichen Viehherden der Berliner Bürger und waren außer von den Hirten nur von wenigen Stadtknechten bewacht; denn das neue Freundschaftsbündnis mit dem Adel der Umgegend ließ ja nichts Böses mehr befürchten. „Was denkt Ihr denn zu tun, Herr Bürgermeister, wenn der Nürnberger Burggraf es sich doch nun einfallen ließe, nach den Marken zu kommen? Seid Ihr gesonnen, ihm den Huldigungseid zu leisten, wie er es durch seine Abgesandten verlangt hat?" — „Da der Kaiser ihm unser Land rechtmäßig verpfändet hat, so sehe ich nicht wohl ein, wie wir ihm den Huldigungseid versagen können, zumal Brandenburg ihn geleistet hat, das doch die erste Stimme hat in allen märkischen Händeln." — „Tut, was Ihr wollt", antwortete der Ritter; „aber seht wohl zu, daß ihr nicht wider den Adel handelt! Ihr möchtet übel dabei fahren.

9. Geschichte - S. 69

1913 - Berlin : Oehmigke
— 69 — Wir setzen uns gegen die Nürnberger, und wenn es drei Jahre nichts als Nürnberger vom Himmel regnete. Unsere Burgen sind fest, unsere Psaudgelder auf die Städte gut gesichert. Seht Euch vor, sage ich Euch!" — „Ei, ei, Herr Ritter, Ihr werdet doch uicht in Zorn und Ärgernis von uns scheiden nach so lustigem Feste! Doch wir sind jetzt am Walde, drum nehmt diesen Handschlag und ziehet in Frieden!" — „Nicht doch, Herr Bürgermeister, ich dächte, Ihr begleitet uns noch ein Weilchen! Seht nur, da halten meine Knechte, die mich erwarten, und die sich freuen werden, mit euch in den fühlen, schattigen Wald hineinzureiten." Bestürzt ob dieser seltsamen Worte sahen die Berliner Bürger-aus den Troß der heranreitenden Knechte, die nicht zur friedlichen Begleitung, sondern zum Kampfe gerüstet schienen. Eilig wollten sie zurück, um schnell die schützenden Tore der Stadt zu gewinnen; aber die treulosen Ritter hatten ihnen schlau eine Falle gelegt. Kaltblütig zogen sie die Schwerter, verrannten den Fliehenden den Weg und hieben einige wehrlose Bürger nieder, die sich in den nahen Wald flüchten wollten. Rasch und geübt in solchen Räubereien, hatten die Knechte das Vieh aufgetrieben und die gebundenen Bürger in den Wald geschleppt, und langsam folgten ihnen die Ritter, während Dietrich lächelnd ans den Sack voll böhmischer Groschen klopfte und sich zusriedeu den Schnurrbart strich. Weit von den Wällen Berlins herüber tönte noch immer der lustige Klang der Zinken und Trompeten in die laue Herbstnacht hinaus und rief den Rittern einen gut gemeinten Abschied nach; als aber die Flüchtlinge am Tor anlangten und das Geschehene erzählten, da verstummte die Musik, da erloschen die Fackeln, und Stadtknechte eilten hinaus, die Leichname der Erschlagenen zu ihren trostlosen Witwen und Waisen zu bringen. L. Schneider (Bilder aus Berlins Nächten). 22. Das Kreuz am Kremmer Damm. In der Nähe der kleinen nüttelmärkischen Stadt Kremmen zieht sich die Landstraße nur als ein schmaler Pfad — als ein hoher Damm durch das elsenbewachsene, sumpfige Luch hin. In alter Zeit befand sich hier einer der vielumstrittenen Pässe, die nach Pommern führten. Noch weiß es das Volk recht wohl,

10. Geschichte - S. 77

1913 - Berlin : Oehmigke
— 77 — Die Versuche Dietrichs, Rache zu üben, ließen nur seine Ohnmacht erkennen. Mit starker Hand machte Friedrich dem Ranbrittertnm ein Ende und sorgte für Frieden und Wohlfahrt in der Mark Brandenburg. Ferdinand Schmidt (Die Quitzows). 25. Die Gans von Putlitz und die Erstürmung von Angermünde. (25. März 1420,) Ein neues Lied gesungen sei: Nach dem Winter da kommt der Mai, das haben wir wohl vernommen. Und daß Kettr-Angermünde märkisch ward, das soll dem Markgrafen frommen! * sk * Johann von Briesen ließ sich jagen von Kettr-Angermünde bis Greifenhagen, all' Mut war ihm gebrochen. Da ging er zu Hofe uach Alten-Stettin und hat zu dem Herzog gesprochen: „Gnäd'ger Herr, was zu halten stand: Kettr-Angermünde und das Stolper Land, ist verloren und verdorben. Der Markgraf hält es jetzt in Hand, und doch hieß es, er sei gestorben." Da ließ der Herzog entbieten und holen all' seine Mannschaft, Pommern und Polen. Nach Vierraden ritt man zu Tische; da setzten sie sich und hielten Rat und aßen süße Fische. Dann ritten sie weiter, und kaum heran, Angermünde ward ihnen aufgetan. Alle haben dem Herzog geschworen, und alle riefen „Stettin, Stettin!" Und Brandenburg war verloren. Aber draußen hinter Wall und Graben die Märkischen schon sich gesammelt haben, vierhundert Ritter und Knechte.
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