§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
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da sei, sondern er berufen, sein Volk glücklich zu machen". Diese Ermah-
nungen schienen nicht ohne Wirkung zu bleiben. Als Karl Eugen mit 16 Jahren
(i. I. 1744) für volljährig erklärt wurde und die Regierung übernahm, ver-
sprach er, „als ein rechtschaffener wahrer Vater des Vaterlandes treuherzig zu
handeln und nach den Rechten und Ordnungen des Landes zu herrschen". Die
Aussichten waren um so hoffnungsvoller, als einsichtige und rechtschaffene Männer
im Geheimen Rat saßen, wie G. B. Bilsinger, einer der hervorragendsten
Gelehrten feiner Zeit und ein edler Charakter. Der Herzog überließ denn
auch zunächst die Regierung den bewährten Räten, und so.warelt die ersten
zehn Jahre glückliche Zeiten für das Land.
Dann aber trat eine schlimme Wendung ein. Unter dem Einflüsse schlechter
Ratgeber, wie des Obersten Rieger und des Grasen Montmartin, sührte
der Herzog eine völlige Willkürherrschast. Glanzliebend und genußsüchtig, über-
ließ er sich den Freuden des Lebens. Die Pracht und Üppigkeit seines Hofes,
der Aufwand für Feste, Opern und Jagden waren in Württemberg noch nie
erlebt worden. Ungeheure Summen verschlangen auch die zahlreichen Bauten,
wie das neue Resideuzschloß in Stuttgart, allerlei Gebäude in und um
Ludwigsburg, wohin der Herzog seinen Hof verlegte, die Solitude, Hohen-
heim nebst Scharnhausen, die Jagdschlösser Grafeneck und Einsiedel u. a. Zu
diesem maßlosen Aufwand kamen noch die Kosten des Siebenjährigen
Krieges, an dem sich der Herzog mit 14000 Mann gegen Preußen betei-
ligte. Mit barbarischer Härte brachte der Oberst Rieger dieses Heer zusammen;
man riß die Leute, die keine Lust hatten, an der Seite der Franzosen gegen
Preußen zu kämpfen, aus den Werkstätten, vom Pfluge hinweg, aus den
Betten und aus den Kirchen. Man kann sich denken, welche Lorbeeren diese
gepreßten Soldaten ernteten, die sich dem „Reißausheer", wie man damals
das Reichsheer nannte, würdig anreihten. Aber auch nach dem Kriege wurde
das Heer nicht entlassen, es diente zu Spielereien, Scheingefechten und Schau-
spielen. Landschaft und Volk murrten über die Verschwendung. Allein der
Herzog scheute kein Mittel, um sich Geld zu verschaffen. Steuern über Steuern
wurden dem Volke auferlegt. Ein neuer Günstling des Herzogs, ein sächsischer
Gerbergeselle und Unteroffizier namens Wittleder, wußte insbesondere durch
den Dieusthandel, den er auf die schamloseste Weise betrieb, Mittel zu be-
schaffen. Jedes Amt kouute man für Geld kaufen. Die Landstände wurden
gar nicht einberufen, die Laudfchaftskasse wurde mit Gewalt weggenommen.
Wer sich diesem Treiben widersetzte, dem drohte das Los des trefflichen Land-
schastskonsnlenten Joh. Jak. Moser, der fünf Jahre lang auf dem Hohen-
twiel schmachtete. Dasselbe Schicksal tras übrigens auch den Oberst Rieger,
der bei dem Herzog in Ungnade siel. Endlich aber war doch das Maß der
Unzufriedenheit voll. Das Land beschwerte sich bei dem Kaiser. Ans dessen
Betreiben kam nach langjährigen Verhandlungen i. I. 1770 ein Vergleich zu-
stände, nach welchem der Herzog seine Ausgaben und seine Truppen beschränkte
und die alten Rechte und Freiheiten des Landes aufs neue bestätigte, wo-
gegen das Land einen beträchtlichen Teil der Schulden des Herzogs übernahm.
Allmählich wurde der Herzog ruhiger und besonnener. Auch übte seine zweite
Gemahlin Franziska einen guten Einfluß auf ihn aus, hielt ihn von manchen
Gewalttaten ab, beförderte gute Anstalten und war eine Wohltäterin der
Armen. Es kam dem Herzog zum Bewußtsein, daß seiu bisheriges Leben
ein recht verkehrtes gewesen war, und so ließ er an seinem fünfzigsten Ge-
bnrtstage (1778) von allen Kanzeln eine Erklärung verlesen, worin er seine
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Extrahierte Personennamen: Karl_Eugen Karl Eugen G._B._Bilsinger Einsiedel Rieger Moser Rieger Franziska