Jahr 1770 hatte Darmstadt noch nicht 7000 Einwohner. Erst unter
dem ersten Grohherzog Ludwig !. erweiterte es sich wieder, so daß es
bis auf 26 000 Einwohner stieg. Ludwig I. legte die heutige Neustadt
an und ließ eine große Anzahl öffentlicher Gebäude, wie die katholische
Mrche in der lvilhelminenstratze, das alte Palais, das 5tändehaus, das
(später abgebrannte) Theater, die Infanterie- und vragonerkaserne u. a.
errichten. Kunst und Wissenschaft fanden an ihm einen Gönner. lnu-
seum und Bildergalerie sind von ihm geschaffen, die Hofbibliothek ver-
dankt ihm ihre Bedeutung, und das Hostheater stand damals in hoher
Blüte.
Ebenso erfreulich ist der Kufschwung, den varmstadt in den letzten
Jahrzehnten genommen hat. Die Bahnen haben den Verkehr wesent-
lich gesteigert. Handel und Gewerbe haben sich sichtlich gehoben, und viele
geschäftliche Unternehmungen haben sich weit über die Grenzen Deutsch-
lands hinaus einen guten Namen gemacht. Durch Kufführung statt-
licher Neubauten, Errichtung von Denkmälern und Knlagen gärtnerischer
5lrt ist für die Verschönerung der Ztadt viel geschehen. Negierung und
Stadtverwaltung einen sich in dem Streben, die Entwickelung der Haupt-
stadt zu unterstützen, und der tatkräftigen Anregung des kunstsinnigen
Landesherrn Ernst Ludwig haben die Bewohner manche Förderung zu
verdanken.
b. Ein Rundgang durch Darmstadt.
Beginnen wir einen Rundgang durch die Stadt im Westen am neu
errichteten, weit angelegten Bahnhof, so gelangen wir durch eine breite
Monument
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_! Ludwig Ludwig_I. Ernst_Ludwig Ernst Ludwig
3m Südteile des nahe an die Residenz allmählich heranwachsenden Grtes
ragen neue 5chulhäuser weithin über die benachbarten viertel empor.
Im Innern des Vorfes ist an einem Hause eine Tafel angebracht. Sie
erinnert an die Besuche, die Goethe einst seinem Freunde Merck ab-
gestattet hat. Im Osten der Gemarkung erstreckt sich der weitaus-
gedehnte lvald, aus dem der Ruthsenbach kommt, ^)er Arheilgen be-
rührt. Im Norden des Waldgebietes liegt der Bezirk Xoberstadt. hier
wurden vor einigen Jahren Grabstätten der fränkischen Zeit entdeckt,
die reiche Beute an wertvollen Fundstücken brachten.
6. Tin schnurgerader Weg führt vom Jagdschloß Kranichstein an
die Nordgrenze des wildreichen Parkes. In wenigen Minuten erreichen
wir von dem Parkausgang das Pfarrdorf Messel, das etwas über 1000
Einwohner zählt. Jenseits des Grtes ist ein Truppenschiehplatz angelegt.
Die Entfernung von Darmstadt beträgt 8 Kilometer. Die Bewohner
treiben Landwirtschaft und Obstbau, ein Teil aber wandert täglich nach
der Grube Messel zur Rrbeit. Diese liegt dicht an der zwei Kilometer
vom Ort entfernten Bahnstation der Strecke Darmstadt—kschaffenburg.
hier entdeckte man ein großes Schieferlager, aus dessen Stoffen in der
nahe gelegenen Fabrik ein besonderes Gel gewonnen wird. Die Grube
gehört nicht mehr zu unserem Kreise.
d. Der östliche Teil des Kreises.
1. Huf einer schönen Straße wandern wir durch prächtigen hoch-
wald, den viele Fußwege und Schneisen durchziehen, in öst-
licher Richtung von Darmstadt nach Rohdors. Km Bessunger Forst-
Haus verlassen wir den Wald, an dessen Rand Erholungsstätten für
Mitglieder der Krankenkassen angelegt sind. Huf der höhe der breiten,
von uralten Linden und fruchtbaren ^Obstbäumen umsäumten Straße
schauen wir über das drunten im Tale liegende Dorf zum weithin sicht-
baren Roßberg mit seinen großen Basaltbriichen. Roßdorf hat über
3000 fast nur evangelische Einwohner. ■. Es liegt in einer fruchtbaren
Gegend, etwa 8 Kilometer von Darmstadt entfernt. Seine Bewohner
betreiben meist Landwirtschaft, Obstbau und Milchgeschäfte, viele finden
ihre Rrbeit in den Basaltbrüchen des Roßbergs, in denen zurzeit 250 Leute
tätig sind. Etwa 400 Personen fahren täglich mit der Eisenbahn Darm-
stadt—groß-Zimmern in die Stadt zum Beruf. In der Nähe der großen
Kirche liegen drei Schulhäuser, das vierte, ein schöner Neubau, erhebt
sich am Idesteingang des Grtes. >
2. Jenseits eines von Wald bedeckten Bergrückens liegt südlich
von Roßdorf das etwa 4500 Seelen zählende Pfarrdorf Ober-Ramstaöt.
von Darmstadt ist es 10 Kilometer entfernt. 3u feinem Besuche können
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Technische Hochschule.
Durch die Große Ochsengasse, in der auch Schiller in dein vor einigen
Iahren abgebrochenen Gasthaus zur 5onne (stand an der südöstlichen
Ecke des 5chillerplatzes) übernachtete, gelangen wir an der Kleinen
Ochsengasse vorüber (Hr. 10 trägt eine Gedenktafel an K. !N. 0. Weber)
zurück zum Marktplatze. 5ln seiner Westseite lag das jetzt umgebaute
„Alte Palais" in dem die nachmalige Königin Luise von Preußen von
ihrer Großmutter, der Prinzessin Georg Wilhelm von Hessen, erzogen
wurde. !
Marktplatz.
Kissinger, Heimatkunde Nr. 1.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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Extrahierte Personennamen: Schiller Weber Georg_Wilhelm_von_Hessen Wilhelm Kissinger
Fabriken und vielen, im schönen Mühltal gelegenen Mühlen,
hervorragende Gebäude sind die alte, einst befestigte evangelische
Kirche, die neuen Schulhäuser und die dicht bei diesen gelegene, neu
errichtete katholische Kapelle. Eberstadt hat etwa 7500 Einwohner. Die
meisten davon sind evangelisch. Mit Darmstadt ist es auch durch eine
zurzeit noch mit Dampf betriebene Straßenbahn verbunden, die dem-
nächst in eine elektrische Bahn umgewandelt werden soll. Schone
Spazierwege führen durch den Wald am Fuß der Ludwigshöhe her
nach dem von Darmstädtern viel besuchten Dorf, das von der Modau
durchflössen wird. Don Eberstadt steigen wir gerne hinauf zur alten
Burg Hrankenstein. vor dem äußeren Burgtor steht eine große Linde,
die manches erzählen könnte, wenn sie zu reden imstande wäre. Im
Schloßhof ist eine kleine Kapelle mit Grabmälern, die früher in der
Kirche zu Eberstadt waren. Von den Zinnen der Burg haben wir eine
herrliche Rundsicht bis über Rhein und Main' auch Otzberg, Lichtenberg,
Neunkircher höhe und Oelsberg erblicken wir von hier.
Die Burg auf dem 394 m hohen Bergrücken wird schon im 13. Jahr-
hundert erwähnt. Der damalige Besitzer Conrad 11. Reit} von Breu-
berg gilt als Khnherr des jetzt noch blühenden Geschlechts der Frei-
Herrn von Hrankenstein. Wohl bekannt ist auch unseren Kindern die
Sage vom Lindwurmtöter Georg von Hranienstein, dessen Grabstein sich
drunten in Nieder-Veerbach befindet. Er starb 1531. Es wird erzählt,
er habe einen Lindwurm getötet, der die Gegend verheerte, aber seine
Heldentat mit dem Tode büßen müssen, da das schwer verwundete Tier
noch bei den letzten Zuckungen seinen Ueberwinder verletzte. Noch be-
Kannter ist das Hrankensteiner Eselslehen. hatte in Darmstadt eine
Frau ihren Mann geschlagen, so wurde sie vom ,,bösen hundert" (dem
Gericht) dazu verurteilt, auf einem Esel durch die Straßen geführt zu
werden. War der Mann ,,in einer offenen und ehrlichen Fehde" seinem
Weib unterlegen, so hatte er selbst den Esel am Zaum zu leiten, sonst
tat dies ein dafür gedungener Knecht. Die Ritter von Frankenstein
mußten den Esel stellen,' es gehörte dies zu ihrer Lehenspflicht. Sie
erhielten dafür eine jährliche Vergütung von 12 Malter Korn und
2 Gulden 12 Klbus. Die Strafe wurde im Jahre 1587 zum letzten
Mal ausgeführt, von da ab, so wird berichtet, wurde es ,,der ehrsamen
wohllöblichen Bürgerschaft zu Darmstadt überlassen, ihre übermütigen,
stolzen, giftigen und bösen Weiber selbst in Zucht und Ordnung zu
halten". Durch die. Grasen von Katzenelnbogen und später durch die
Landgrafen von Hessen wurden die Ritter von Frankenstein immer mehr
in ihrer Unabhängigkeit eingeschränkt. Sie zogen es daher 1662 vor,
ihre Burg und die dazu gehörigen Dörfer an Hessen zu verkaufen. Die
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§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
37
da sei, sondern er berufen, sein Volk glücklich zu machen". Diese Ermah-
nungen schienen nicht ohne Wirkung zu bleiben. Als Karl Eugen mit 16 Jahren
(i. I. 1744) für volljährig erklärt wurde und die Regierung übernahm, ver-
sprach er, „als ein rechtschaffener wahrer Vater des Vaterlandes treuherzig zu
handeln und nach den Rechten und Ordnungen des Landes zu herrschen". Die
Aussichten waren um so hoffnungsvoller, als einsichtige und rechtschaffene Männer
im Geheimen Rat saßen, wie G. B. Bilsinger, einer der hervorragendsten
Gelehrten feiner Zeit und ein edler Charakter. Der Herzog überließ denn
auch zunächst die Regierung den bewährten Räten, und so.warelt die ersten
zehn Jahre glückliche Zeiten für das Land.
Dann aber trat eine schlimme Wendung ein. Unter dem Einflüsse schlechter
Ratgeber, wie des Obersten Rieger und des Grasen Montmartin, sührte
der Herzog eine völlige Willkürherrschast. Glanzliebend und genußsüchtig, über-
ließ er sich den Freuden des Lebens. Die Pracht und Üppigkeit seines Hofes,
der Aufwand für Feste, Opern und Jagden waren in Württemberg noch nie
erlebt worden. Ungeheure Summen verschlangen auch die zahlreichen Bauten,
wie das neue Resideuzschloß in Stuttgart, allerlei Gebäude in und um
Ludwigsburg, wohin der Herzog seinen Hof verlegte, die Solitude, Hohen-
heim nebst Scharnhausen, die Jagdschlösser Grafeneck und Einsiedel u. a. Zu
diesem maßlosen Aufwand kamen noch die Kosten des Siebenjährigen
Krieges, an dem sich der Herzog mit 14000 Mann gegen Preußen betei-
ligte. Mit barbarischer Härte brachte der Oberst Rieger dieses Heer zusammen;
man riß die Leute, die keine Lust hatten, an der Seite der Franzosen gegen
Preußen zu kämpfen, aus den Werkstätten, vom Pfluge hinweg, aus den
Betten und aus den Kirchen. Man kann sich denken, welche Lorbeeren diese
gepreßten Soldaten ernteten, die sich dem „Reißausheer", wie man damals
das Reichsheer nannte, würdig anreihten. Aber auch nach dem Kriege wurde
das Heer nicht entlassen, es diente zu Spielereien, Scheingefechten und Schau-
spielen. Landschaft und Volk murrten über die Verschwendung. Allein der
Herzog scheute kein Mittel, um sich Geld zu verschaffen. Steuern über Steuern
wurden dem Volke auferlegt. Ein neuer Günstling des Herzogs, ein sächsischer
Gerbergeselle und Unteroffizier namens Wittleder, wußte insbesondere durch
den Dieusthandel, den er auf die schamloseste Weise betrieb, Mittel zu be-
schaffen. Jedes Amt kouute man für Geld kaufen. Die Landstände wurden
gar nicht einberufen, die Laudfchaftskasse wurde mit Gewalt weggenommen.
Wer sich diesem Treiben widersetzte, dem drohte das Los des trefflichen Land-
schastskonsnlenten Joh. Jak. Moser, der fünf Jahre lang auf dem Hohen-
twiel schmachtete. Dasselbe Schicksal tras übrigens auch den Oberst Rieger,
der bei dem Herzog in Ungnade siel. Endlich aber war doch das Maß der
Unzufriedenheit voll. Das Land beschwerte sich bei dem Kaiser. Ans dessen
Betreiben kam nach langjährigen Verhandlungen i. I. 1770 ein Vergleich zu-
stände, nach welchem der Herzog seine Ausgaben und seine Truppen beschränkte
und die alten Rechte und Freiheiten des Landes aufs neue bestätigte, wo-
gegen das Land einen beträchtlichen Teil der Schulden des Herzogs übernahm.
Allmählich wurde der Herzog ruhiger und besonnener. Auch übte seine zweite
Gemahlin Franziska einen guten Einfluß auf ihn aus, hielt ihn von manchen
Gewalttaten ab, beförderte gute Anstalten und war eine Wohltäterin der
Armen. Es kam dem Herzog zum Bewußtsein, daß seiu bisheriges Leben
ein recht verkehrtes gewesen war, und so ließ er an seinem fünfzigsten Ge-
bnrtstage (1778) von allen Kanzeln eine Erklärung verlesen, worin er seine
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Eugen Karl Eugen G._B._Bilsinger Einsiedel Rieger Moser Rieger Franziska
40
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr war der König eifrig besorgt!
namentlich förderte er den Bau von Straßen; dem Handel diente unter
anderem die Gründung von Friedrichshafen; ein Hasen wurde augelegt und
zwischen der alten Stadt Buchhorn und dem Königl. Schloß, dem früheren
Kloster Hofen, ein neuer Stadtteil rasch geschaffen. Auch die Kunst konnte
trotz der schweren Zeiten eine erfreuliche Wirksamkeit in Stuttgart entfalten;
das Resideuzschloß wurde ausgebaut und der Schloßgarteu (die Königl. An-
lagen) geschaffen. Leider wurde der Eindruck aller dieser Tätigkeit dnrch die
leidenschaftliche Liebe des Königs zur Jagd sehr beeinträchtigt; denn sie
brachte viel Schädigung der Felder und Bedrückung des Landvolks dnrch
Fronen mit sich. Auch wnrde die gewalttätige Art, mit der neue Einrichtungen
durchgeführt wurden, als Härte bitter empfunden, selbst da, wo das Nene ein
Fortschritt war, und durch seine aufbrausende Heftigkeit war der König bei
hoch und nieder gefürchtet. Am schwersten aber hatte das Land unter den
fortwährenden Kriegen zu leiden.
3. Feldzüge mit und gegen Napoleon. Württemberg mußte alle die
Kriegsstürme mitmachen, in die der unersättliche Geist Napoleons die enro-
päischen Staaten hineintrieb. Doch war es ein Glück, daß Württemberg, wenn
es auch wiederholt die Durchzüge der französischen Truppen erlebte, doch uie
selbst zum Kriegsschauplatze wurde. Aber große Opser an Gut und Blut wurden
dem Volke auferlegt. 1806—-1807 kämpften die württembergischen Truppen
unter Napoleons Fahnen gegen Preußen, 1809 gegen Österreich, 1812 gegen
Rußlaud — von 15000 Mann kehrten nur einige Hundert zurück in trostlosem
Zustand —, 1813 gegen die vereinigten Preußen und Russen, wobei in den
blutigeu Schlachten von Bautzen und Deuuewitz der größte Teil der württem-
bergischen Truppen zugrunde ging. Erst die Schlacht bei Leipzig, in welcher
der General Normann mit seinen Reitern zu den Verbündeten überging, machte
der unnatürlichen Verbindung mit Frankreich ein Ende. Württemberg schloß
sich an Preußen, Österreich und Rußland an, und ein Heer von 24000
Württembergern unter dem Kommando des tapferen Kronprinzen Wilhelm
kämpfte i. I. 1814 ruhmreich mit, besonders bei la Rothiere und Monterean,
und warf i. I. 1815 die Franzosen am Rhein bei Straßburg zurück. Im
gleichen Jahre wurde Napoleon bei Waterloo aufs Haupt geschlagen, nach
St. Heleua verbannt und dem Kriege ein Ende gemacht.
4. König Friedrichs letzte Zeiten. Der äußere Friede war wiederher-
gestellt; auf dem Wiener Kongresse wurde der Deutsche Bund aufgerichtet,
dem auch Württemberg beitrat, und es wäre dem König und seinem Volke
zu gönnen gewesen, wenn beide auch im Innern des Friedens hätten froh
werden können. Statt dessen waren die beiden letzten Jahre der Regierung
Friedrichs durch Streitigkeiten nm die Verfassung ausgefüllt. Der König
bot den Ständen eine neue Verfassung an; diese lehnten das Dargebotene ab und
forderten „das gute alte Recht". Ehe es zu einer Einigung kam, starb der
König am 30. Oktober 1816. Sein Tod wnrde wie eine Erlösung von
hartem Druck empfunden, die Nachwelt aber anerkennt die Bedeutung Friedrichs
als des Neugründers des Württembergischen Staates.
König Wilhelm I. (1816—1864).
Wilhelms I. Thronbesteigung wurde mit Jubel begrüßt, und man hoffte
von ihm eine wohlwollende und einsichtsvolle Regierung. Die Hossuung wurde
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Normann Wilhelm Napoleon Friedrichs Friedrichs Friedrichs Wilhelm_I. Wilhelms_I.
2
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedeluug.
Seine größte Länge von S. nach N., von Friedrichshafen nach Mergentheim
beträgt rund 220 km, die größte Breite von !v. nach V., von der badischen Grenze
bei der Hornisgrinde bis zur bayrischen Grenze bei Nördlingen rund 170 km.
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedeluug.
I. Allgemeine Übersicht.
Die Oberfläche Württembergs ist sehr mannigfaltig; auf kleinem Räume
wechseln Gebirgs-, Hügel- und Flachlandschaften miteinander ab. Im
W. des Landes erhebt sich ein Gebirge, der Schwarzwald; jedoch gehört
nur der kleinere, nördliche Teil zu Württemberg, der größere, südliche zu
Baden. Östlich vom Schwarzwald breitet sich das Ebenen- und Hügel-
land von Niederschwaben und Franken aus, nach dem Hauptflusse, der
es durchschneidet, auch das Neckarland genannt. Im S.o. wird es be-
grenzt von der Schwäbischen Alb, die sich von S.w. nach N.o. quer durch
das ganze Land hinzieht. Südlich von ihr, von der Donau bis zum Boden-
see, liegt die Hochebene von Oberschwaben. Württemberg zerfällt somit
in 4 natürliche Teile.
Der tiefste Punkt des Landes liegt dort, wo der Neckar Württemberg
verläßt und ins Badische eintritt, also im N. Gegen S. steigt der Boden
an, weshalb der landesübliche Sprachgebrauch das Gebiet nördlich der Alb
als Unterland, die Hochebene südlich der Alb als Oberland bezeichnet.
Politisch ist das Land in 4 Kreise und 64 Oberämter eingeteilt, den
Schwarzwald-, Neckar-, Jagst- und Donaukreis, welche sich jedoch
mit den 4 natürlichen Teilen nicht vollständig decken. Die Alb z. B. setzt
sich aus Teilen aller 4 politischen Kreise zusammen.
Die Vberflächengestalt ist durch die G est eins befchaffenheit bedingt. Der Schwarz-
wald mit seinen Bergrücken besteht in seinem Kern aus den ältesten Gesteinen, aus
kristallinischem Urgestein, woran sich der Buntsandstein legt; auf diesen folgt Muschel-
kalk und Aeuxer, die Ebenen- und Hügelland bilden, sodann die Juraformation, aus
deren Schichten sich die Alb wie eine Mauer aufbaut, und endlich das tertiäre Gestein
der Hochebene von Oberschwaben, zum großen Teil von Gletscherschutt überlagert.
Ii. Die 4 natürlichen Teile.
1. Der Schwarzwald
Der Schwarzwald, der seinen Namen von den dunkeln Tannenwäldern
hat, die das Gebirge bedecken, erstreckt sich vom Rhein zwischen Waldshut und
Basel bis zur Enz und Pfinz bei Pforzheim und Durlach in der Richtung
von S. nach N., in einer Länge von 170 km und einer Breite von 30 bis
60 km; seine größte Breite liegt im S., nach N. nimmt sie allmählich ab.
Im W. wird er von der Rheinebene begrenzt, gegen welche er steil abfällt;
gegen O. ist seine Grenze nicht scharf bestimmt, da er sich allmählich dorthin
verflacht. Als Grenze kann hier die Linie Pforzheim—nagold—horb—
Schwenningen—donaueschingen—waldshut gelten, oder das Tal der Nagold,
des oberen Neckars, der Brigach und der Wutach. Etwa zwei Drittel des
Schwarzwaldes gehören zu Baden, ein Drittel ist württembergisch. Die
höchsten Berge des Schwarzwaldes liegen in seinem südlichen, genauer
südwestlichen Teil: der Feldberg, gegen 1500 m hoch, der Beleihen und der
1 Über die Höhenangaben vergleiche die Tabelle auf S. 25.
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Extrahierte Personennamen: Eberhard_des_Greiners Hirsau Schönmünzach Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 4 —
Cohors I Sequanorum et Rauricorum zur Besatzung. Als Baumaterial diente der rote Sandstein. Neben den die vier Tore flankierenden Tortünnen und vier (Erstürmen dürfen noch zehn Zwischentürme angenommen werden, so daß sich für die gesamte Kastelhnnwebrung die stattliche Zahl
Uu
Nachrom.torba
Einbau
Porfa E praefo -ria E
rta
icu-
Romanische
Kirche
I
Parkwärfer
"orbau
\ Lagerdo
Zeichenerklärung für das Mauerw-d. Kastells; Aufgehend cm Fundamenh = Ausqe brachen
— Nichr ausgegraben * Nachrömisch.
Bad
(21 us Deutsche Gaue (9(3, f?est 265 u. 264.)
Kastell Altstadt bei Miltenberg. J[ : 2000.
von 22 Türmen ergibt. Zwischen den Türmen war an die Innenseite der Kastellmauer ursprünglich wohl ein Lrdwall angelehnt, der t>en lvehr-gang trug. Ein doppelter Graben umschloß die Umfassungsmauer. Uber die Inneneinrichtung des Kastells sind wir ungenügend unterrichtet
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die mittelalterliche Siedelung um die Kirche war wohl die pfälzische Stadt Wallhausen, die Erzbischof Sigfrit Iii. von Mainz in seiner Fehde mit dem pfalzgrafen Otto Ii. um das )ahr *2^0 eroberte und abbrechen ließ.
f)eute durchschneidet die Bahnlinie Miltenberg—aschaffenburg kurz nach der Abzweigung des Schienenstranges nach Amorbach das ehemalige Römerkastell und die spätere Germanenniederlassung in der Feldlage „In der Altstadt". Die Städtischen Sammlungen zu Miltenberg enthalten den größten Teil der gefundenen Altertümer.
3. Das Römerkaslell Stocksladt.
Die Zellstoffabrik der Aschaffenburger Aktiengesellschaft für Maschinen» papierfabrikation zu Stockstadt am Main deckt heute mit ihren Gebäuden größtenteils das Gelände, auf dem sich ehemals das Römerkastell Stock-stadt erhob.
Das Kastell bildete ein ungefähres Rechteck von *98,6 X 163,8 m mit abgerundeten Ecken und mit einem Flächeninhalt von 3,25 ha. Die Breite der Umfassungsmauer betrug \,20—n,^o m, die des innerhalb der Mauer laufendes Walles 4,60—5,\o m. Am wall entlang zog die Wall-straße. Den Ecken des Kastells waren rechteckige Türme (5,3 X 3,8 m) vorgelegt, die ein flaches, von einem Zinnenkranz umgebenes Balkendach trugen.
Um die Mauer ging ein Graben von etwa 7 m Breite und 3—4 m Tiefe. Vier Tore führten in das Kastell; davon war das f^aupttor (die Porta praetoria) ein Doppeltor mit *5,5 m Gesamtbreite und zwei Durchfahrten von etwas über 3 m Breite. Die drei übrigen Tore besaßen nur einen Durchgang. Jedes Tor war durch zwei Türme (2lbmeffungen 6,9 X 4,2 m, Mauerdicke \—\,20 m) geschützt.
Die Wallstraße (H—5 m breit) bestand aus gebrochenen Gneissteinen, deren Zwischenräume mit Lehm ausgestampft waren. Darüber lag eine 50—70 cm dicke Kiesdecke aus erbsengroßem Mainkies. Die Tore waren durch schnurgerade Straßen verbunden, die das Kastell in vier Rechtecke teilten. Ein gemauerter Kanal durchschnitt das Lager und mündete in den Kastellgraben, der nach dem Main entwässerte.
Don den Jnnenbauten wurden das Hauptgebäude (Praetorium), eine Bäckerei, ein langgestreckter Bau an der wallstraße der Rückfront und eine Reihe von Kellern und kleineren Räumen ausgegraben.
Das prätorium lag in der Mitte der beiden Langseiten des Kastells und bestand aus einem massiven £?auptteil und einem in L^olzwerk aufgeführten Vorbau. Die Breite des f^auptteiles betrug ^,25 m, die Tiefe 43,55 m. Sämtliche Mauern waren noch im Fundament vorhanden. Von dem Vorbau führten drei (Eingänge in einen Umgang, der einen betonierten Binnenhof von 3^0 qm Flächeninhalt umgab. Um den i?of
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Extrahierte Personennamen: Sigfrit Otto
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Amorbach Miltenberg Main Mainkies Main