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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 15

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 15 — teilte das Lüneburger Landvolk die allgemeine Begeisterung nicht. Es herrschte eine kalte und gemessene Stimmung, wohl hervorgerufen durch die Besorgnis, daß das Davoustsche Korps, das in der Nähe stand, Rache nehmen könne. Nur in der Stadt Lüneburg raffte sich die Bevölkerung zum entschiedenen Handeln aus. Am 31. März 1813 rückte ein 2600 Mann starkes französisches Korps unter Anführung des Generals Morand von Reppenstedt her in Lüneburg ein. Zwei Männer, Bürger Spangenberg und Arbeitsmann Gellers, die zu den Waffen gegriffen hatten, wurden vor das Altenbrücker Thor geschleppt und erschossen. (An der Stelle befindet sich ein Gedenkstein.) Aber am 2. April nahte über Bilm der General von Dörnberg und marschierte unter Hörnerklang auf den Marktplatz. Unter beständigem Schießen wurden nun die Franzosen aus dem Neuen Thor getrieben. Da, als schon der Sieg fast errungen war, ging ven Befreiern die Munition aus. Aber seht, es ist ein Engel In die aufgefaßte Schürze Unterwegs mit schnellem Fuß, Raffte sie behendlich ein. Zu ersetzen eure Mängel Trug die köstlich teure Würze Von des Feindes Überfluß. Ihnen in das Glied hinein. Ein französ'fcher Pulverwagen Schnell geleeret war die Schürze, Lag gestürzt am fernen Ort, Und Johanna schnell zu Fuß Und zerstreut am Boden lagen Wieder fort und in der Kürze Halfen von Patronen dort. Wieder da mit Überfluß . . . Dieses ward ein Mädchen mne, Wie auch dichter Kugelregen Die Johanna Stegen hieß, Von dem Feinde rings geschah, Die es mit entschlofsnem Sinne Immer ist Johanna Stegen Nicht zu nutzen unterließ. Mit der vollen Schürze da. Und so ist zuletzt geschehen, Was da zu vermuten war, Daß der Feind nicht länger stehen Konnte vor der Bürgerschar . . . (Friedr. Rückert.) Morand selbst ward verwundet und nach Boizenburg gebracht, wo er starb. 100 Franzosen waren gefangen ge- nommen, wurden aber auf Befehl Dörnbergs wieder frei- gegeben.

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 21

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 21 — Regierungsbezirk von den Provinzen Brandenburg und Sachsen, im Süden von dem Herzogtum Braunschweig und den Regierungsbezirken Hildesheim und Hannover, im Westen vom Regierungsbezirk Stade begrenzt. 3. Bodenbeschaffenheit. Der Regierungsbezirk Lüneburg ist ein Teil der großen norddeutschen Tiefebene und gehört in seiner nördlichen Hälfte dein Flußgebiet der Elbe, in seiner südlichen dem der Weser an. Die Nebenflüsse der Elbe sind Aland, Jeezel, Ilmenau, Seeve und Este von der linken und Sude von der rechten Seite. Der einzige und zugleich größte Neben- fluß der Weser im Lüneburgschen ist die Aller, in die sich von rechts die Jse, Lachte, Örze und Böhme, von links die Oker, Fuse, Wieze und Leine ergießen. Fruchtbares Marsch- land haben die Elbe, Aller, Leine und Oker durch die fort- währenden Schlammablagerungen gebildet. Diese setzen sich aus einem Gemisch von Thon, Lehm, Sand und Pflanzen- teilen zusammen. Der schwere Boden umsaßt ungefähr 1000 qkm. Gegen die häufigen Überschwemmungen ist er an der Elbe und Aller (von Rethem an abwärts) durch Deiche geschützt. Einen eigentümlichen Anblick gewährt es, wenn man von den Elbdeichen in die sich an diesen hin- ziehenden Dörfer sieht. Die Häuser liegen meistens un- mittelbar hinter dem Deiche und ragen mit den Giebeln oft kaum hinüber. Eine weite, flache, fast baumlose Ebene dehnt sich aus, schnurgerade Kanäle und Dämme durchziehen die Marschen. Da reiht sich Acker an Acker, Wiese an Wiese, kein Fleckchen Erde liegt unbenutzt Große Viehherden weiden in dem üppigen Grase. Der Ackerboden ist so schwer zu bestellen, daß der Bauer wohl vier Pferde vor den Pflug spannen muß. Die ertragreichen Wiesen und die fetten Äcker haben den Marschbaner ziemlich wohlhabend gemacht. Doch leiden die Grundstücke oft unter den Überschwemmungen, die in den Jahren 1854 und 1888 an der Elbe sogar zu Deichbrüchen führten und den Segen vieler Dorffluren auf Jahrzehnte vernichteten. — Ganz anders ist der landfchaft- liche Charakter der Heide. Dieselbe nimmt den größten

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 31

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 31 — 4. u. 5. Stadt- und Landkreis Lüneburg. Den Kreis durchzieht von Süden nach Norden die Ilmenau, die von rechts die Neeze ausnimmt. Der nördliche Teil an der Neeze und Elbe ist ein weites flaches Wiesen- land und so wasserreich, daß zur Entwässerung der Niederung der Neezekanal angelegt werden mußte; der südliche Teil ist Heideland. Drei Eisenbahnen durchschneiden den Kreis: Wittenberge-Lüneburg-Buchholz, Hannover-Lüneburg-Hamburg und Lüneburg-Lübeck. Die Stadt Lüneburg, der Sitz der Regierung und des Landrats, hat 22 000 Einwohner. Sie ist altertümlich gebaut. Die Giebelseite der alten Häuser sieht nach der Straße und hat treppensörmige Aufgänge. Der quadratisch angelegte Marktplatz wird von schönen Bauten umgeben. Auf der Westseite liegt das Rathaus, das sehr viele Alter- tümer, Kunstsachen und Gemälde enthält. Es trug ehemals sieben Türme, hat aber bei einer Reparatur nur einen Turm erhalten. Die Nordseite nimmt das Schloß ein, das jetzt als Kaserne benutzt wird. Die in der Nähe gelegene Nikolaikirche ist im rein gotischen Stil erbaut, doch ist der Turm nicht fertig geworden. Die Michaeliskirche unweit des Kalkberges birgt in ihrem Grabgewölbe die Überreste Lüne- burger Fürsten. Mit dieser Kirche äußerlich verbunden ist das ehemalige Michaeliskloster, in dessen Räumen jetzt das Lehrerseminar ist. Weithin schaut der Iii m hohe Turm der Johanniskirche, an einem rechteckigen Platze, dem Sand, gelegen. In der Nähe befindet sich das Johanneum mit der Realschule und dem Gymnasium. Zu erwähnen sind noch die katholische Marienkirche, das Schwur- und Landgerichts- gebäude und die Post. — Lüneburg ist Knotenpunkt der Bahnen und entwickelt deshalb einen lebhaften Verkehr. Veranlaßt wird derselbe besonders durch die sehr ergiebigen Gips- und Kalkbrüche, die altberühmte Saline und eine rege Fabrikthätigkeit (Eisengießerei, Zementfabrik, Tapetenfabrik:e). Die Saline liegt vor dem Sülzthor, im Südwesten der Stadt; unaufhörlich entsteigt den zahlreichen hohen Schorn- steinen ein dunkelschwarzer Rauch. Die Salzquelle ist neben der von Halle die bedeutendste Norddeutschlands. Sie hat

4. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 34

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 34 — Versorgungsanstalt für unverheiratete Töchter des Adels und hoher Beamten. Dem Laufe der Ilmenau folgend, kommen wir nach Bardowik. Das fast 2000 Einwohner zählende freundliche Dorf ist weithin durch die „Bardowiker" bekannt, die im Winter mit der Kiepe auf dem Rücken von Dorf zu Dorf ziehen und ihre Sämereien verkaufen, Überall, ob in Stade, Hannover, Hildesheim, Lauenburg, Holstein oder Mecklenburg, finden sie die beste Aufnahme. Jede Familie hat ihren be- sonderen Bezirk, den sie gleich ihren Vorfahren bereist. Wie bedeutend der Bau von Gartenfrüchten ist, beweist der Um- stand, daß a/4 ha (1 Morgen) Gartenland jährlich bis 180 Mk. Pacht aufbringt und, wie vorgekommen, mit 8400 Mk. gekauft wird. Wegen der vielen Gärten ist der Ort sehr weitläufig gebaut. Der sehenswerte zweitürmige Dom und die vier noch vorhandenen Kirchhöfe weisen auf eine große Vergangenheit Bardowiks hin. Schon zu den Zeiten Karls des Großen war Bardowik ein bedeutender Handelsort und besaß ein eigenes Bistum. (Vgl. S. 3.) Heinrich der Löwe erkor es zu seiner Hauptstadt. Als er aber nach Unterwerfung der Ostseeländer Lübeck besondere Vorrechte gewährte, grollten ihm die neidischen Bardowiker und schlössen, als er aus England zurückkehrte, vor ihm die Thore. Der grimmige Löwe zerstörte darauf die Stadt (Siehe S. 9.) Obwohl Bardowik wieder aufgebaut ward, hat es sich doch nicht vor dem ausstrebenden Lüneburg behaupten können und ist ein Dorf geblieben. Die Marschniederung an der Neeze und Elbe gehörte bis 1815 zum Herzogtum Lauenburg, das von 1702—1815 mit Lüneburg vereinigt war. Bei der Abtretung Lauen- burgs an Preußen blieben oas rechtselbische Amt Neuhaus und der Neezedistrikt bei Lüneburg. Der größte Ort ist hier der an der Elbe gelegene Flecken Artlenburg. Im südlichen Teile des Kreises ist Amelinghausen der bedeutendste Ort. Das Dorf hat seinen Namen von Amelung, dem Bruder Hermann Billings, der hier begütert war.

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 38

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 38 — Mann zugleich überzusetzen. Sechs Fährleute zogen sie in 10—12 Minuten hinüber. Eine solche Fähre kostete nicht weniger als 10 000 Mark, ein einziges Tau 1300 Mark. Die Brücke begann wieder am linken Ufer der Norder-Elbe und reichte bis an die Wilhelmsburger Chaussee. Die letztere führte bis zum Hauptdeiche an der Südseite von Wilhelms- bürg. Vom Ende der Heerstraße bis zum rechten Ufer der Süder-Elbe wölbte sich wieder eine Brücke. Die Süder-Elbe Katte Fähren wie die Norder-Elbe. Am linken Ufer der Süder-Elbe begann der 4. Teil der Brücke, der bis zum Harburger Schlosse reichte. Die Kosten der Riesenbrücke mögen sich auf 900 000 Mark belaufen haben. Da der Bau aber nicht solide genug war, sank die Brücke an sumpfigen Stellen, weshalb sie schon nach fünf Jahren abgebrochen werden mußte. Das Steinpflaster ward aufgerissen und der Wegdamm wieder in Ackerland veiwaudelt. Das war das Schicksal der so sehr bewunderten „Teaselsbrücke", die Ham- bürg und Harburg so viel Weh gebracht hatte. Jetzt führen eine Eisenbahn und eine dauerhafte Chaussee über Wilhelms- bürg. Unter den Dörfern hat das Kirchdorf Moisburg an der Este eine reiche Vergangenheit hinter sich. Der Ort ward im 13. Jahrh. vom Erzbischof von Bremen zur Stadt erhoben, war befestigt und besaß ein eigenes Schloß. Das Dorf Hollenstedt wird schon 804 als Holdunstetin erwähnt. An Karl den Großen, der hier mit seinem Heere lag, soll noch der Karlsstein erinnern. Der Abdruck des Hufeisens und der tiefe Spalt darin sollen durch den Fußtritt des Rosses und den Schwertschlag des Helden entstanden sein. (Vgl. die Sage vom Pickelstein <S. 12.) 9. Der Kreis Soltau. Der Kreis liegt so recht im Herzen der Heide. Hier, wo 10—20 Ortschaften ein einziges Kirchspiel bilden, kann man oft Stunden lang wandern, ohne ein Dorf zu treffen; höchstens erblickt man einen Schafstall in trauriger Einöde. Da weidet der Schäfer seine hundertköpfige Heidschnuckenherde; sein kluger Hund ruht neben ihm oder geht bedächtig um

6. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 48

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 48 — die lebhaften Handel mit Flachs, Wolle. Honig, Holz und Waldbeeren treiben und Fabriken für Tabak, Tuch, Woll- waren, Leuchtgas, Stärke, eine Eisengießerei, Brennereien und Brauereien unterhalten. Bedeutend sind die Viehmärkte wegen der zentralen Lage der Stadt. Der Ort ist regelmäßig gebaut. Die drei Hauptstraßen münden in den Marktplatz. Neben dem Rathause ist die große Kirche eine Zierde der Stadt. — Ülzen ist sehr alt. Der Billinger Bruno, der Bischof von Verden war, schenkte im 10. Jahrh. dem Benediktinerorden sein Erbgut Ullesheim und bestimmte es zu einem Kloster. Ulles oder Hülsen hieß nämlich der Wald, in dem es ge- gründet ward; Ullesheim (Ülzen) bedeutet also Waldwohnung. Um das Kloster entwickelte sich bald ein Ort, der im 12. Jahrh. Messen, im 13. Alt-Ulessen oder Olden-Ülsen, im 15. aber Oldenstadt (das heutige Dorf an der Wipperaa) genannt wird. Das Kloster ward durch Ernst den Bekenner ausge- hoben. 2 km westlich von Oldenstadt entstand an Stelle des jetzigen Ülzen im 13. Jahrh. der Ort Löwenwold. Die Benennung bezieht sich auf die Löwen d. h. Lauben, also auf die waldige Gegend. Da „Ülzen" dasselbe bedeutet, so wurden die beiden Namen vertauscht. Der Ort ward Neu- Ulessen oder kurzweg Ulessen genannt. 12 km nordwestlich von Ülzen ist der Flecken Ebstorf gelegen (1500 Einwohner). Bekannt ist er durch seine Acker- bauschule. Dieselbe ward 1855 gegründet. Es gehören dazu 30 ha Ackerland, 13 ha Wiesen und die nötigen Wirtschafts- räume. Der Zweck der Anstalt ist der, die Bildung des Landwirts soweit zu fördern, daß er Einsicht in die Grund- Wissenschaften der Landwirtschaft erlangt und in rationeller Weise seinen Acker bestellen kann. Die Unterrichtsgegenstände sind: Acker- und Pflanzenbau, Betriebslehre, Bodenkunde, Tier- zuchtlehre. Düngerlehre, Taxationskunde, Garten- und Obst- bau, Wiesenbau und Drainage, Forstwirtschaftslehre, Feld- messen, Nivellieren und die gewöhnlichen Schulfächer mit Ausschluß der Religion. Die Schülerzahl beläuft sich seit der Gründung auf etwa 1500. Die Zöglinge wohnen bei den Bürgern des Orts und zahlen 400—450 Mark Kostgeld. Das Schulgeld beträgt 60 Mark, so daß die gesamten Unter- Haltungskosten eines Schülers mit 550—600 Mark jährlich

7. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 11

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 11 — länger weigern würden, in die Kirche zu gehen, weil dort lutherisch gepredigt würde, so sollten sie an einen Ort gebracht werden, wo weder Sonne noch Mond scheine. Herzog Ernst hatte die Freude zu sehen, wie fast alle seine Unterthanen sich der evangelischen Lehre zuwandten. Er starb in demselben Jahre, in dem sein treuer Ratgeber Luther verschied (1546). 5. Der dreißigjährige Krieg im Lüneburgschen. Obwohl unsere Heimat im dreißigjährigen Kriege (1618—48) nicht der Schauplatz großer Kämpfe war, so hat sie doch von durchziehenden Heeren viel leiden müssen. Der Kaiser wollte die protestantischen Bewohner Niedersachsens mit Gewalt zur katholischen Kirche zurückführen. Unauf- haltsam drang der kaiserliche Feldherr Tillp nach Norden vor. Die Einwohner von Fallersleben und Gifhorn flohen bei seinem Anzüge in den Barnbruch und den Drömling. In Burgdorf wollte man vorher ein Getöse in der Luft ge- hört haben, als ob unzählige Trommeln gerührt würden; einige Tage später nahmen die Kaiserlichen den Ort ein und zerstörten das vor sieben Jahren erbaute Schloß. Wer von den Bewohnern sich auf den Straßen sehen ließ, ward er- barmungslos niedergeschossen. Die halb verhungerten oder an der Pest erkrankten Leute kauerten in den Kellern. Unter solchen Drangsalen hat das kleine Burgdorf allein 500 Ein- wohner verloren. Um den Schaden zu ermessen, sei an- geführt, daß in dem ersten Halbjahr 1627 von der Stadt Burgdorf 100 000 Thaler erpreßt wurden. Die zur Ver- zweiflung getriebenen Bauern der Umgegend rotteten sich zur Abwehr zusammen. Ihrer 200 hielten Wache bei der.feste Dachtmissen; aber sie wurden sämtlich niedergehauen. In Hermannsbnrg plünderten die Kaiserlichen Kirche und Wohn- Häuser aus, zerschlugen die Glocken und führten fünf große Frachtwagen voll Erz fort, um daraus Kanonen zu gießen. Nur zehn Familien mit sechs Kühen sollen nach Abzug der Räuber ins Dorf zurückgekehrt sein. Endlich wandte sich Tilly über Ülzen nach Magdeburg. Mit Freuden begrüßte

8. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 12

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 12 — man das Herannahen des Schwedenkönigs Gustav Adolf, der die lutherische Sache verteidigen wollte. Er soll (vor der Zerstörung Magdeburgs) durch die Gegend von Wittingen gekommen sein, wenigstens erzählt man noch eine Sage, die an den Pickelstein (zwischen den Dörfern Ehra und Boizenhagen gelegen) anknüpft. Darnach legte sich der Schwedenkönig müde und matt von dem langen Marsch auf der Heide zum Schlafe nieder; aber nach einiger Zeit ward er durch die Soldaten mit dem Ruf: „Die Kaiserlichen kommen!" ge- weckt. Rasch schwang sich der König aufs Roß und rief: „So wenig es möglich ist, daß der Huf meines Pferdes in dieses harte Gestein (Pickelstein) eindringt, so wenig werden wir den Feinden entrinnen können, es sei denn, daß der Allmächtige helfe. So will ick denn in der Not ein Zeichen vom Allerhöchsten begehren." Mit diesen Worten sprengte er gegen den Stein, und das Pferd schlug so heftig daraus, daß der Huf tief eindrückte. Der König schlug mit seinem Schwert sieben Kreuze in den Stein und rief: „Auf, meine Freunde, der Herr hilft!" Die durch dieses göttliche Zeichen ermunterten Soldaten warfen nun am „scharfen Berge" die Kaiserlichen zurück und besiegten sie nochmals bei Wittingen. (In der dortigen Kirche ist ein schwedischer Oberst begraben.) Gustav Adolf fiel bei Lützen (1632), und sein Heer, aus dem alle Zucht wich, wurde nun zu einer wahren Landplage. Man mußte an den Landstraßen Wachen ausstellen, um Land- leute und Reisende vor dem herumstreichenden Gesindel zu schützen. In Gifhorn lagen sechs Kompagnieen Schweden elf Wochen lang und erpreßten 6291 Thaler. Bis in die Gegenwart hat sich in dortiger Gegend die Redensart er- halten: „Kinder, betet, die Schweden kommen!" In der Stadt Lüneburg forderten die Schweden 30000 Thaler Reserve- gelder und die Unterhaltung von 20000 Soldaten. Als die Stadt sich weigerte, ward sie drei Tage beschossen, worauf sie kapitulierte. Nun marschierte ein schwedisches Heer unter Bansr in die Stadt (1636), und Oberst Stammer besetzte den Kalkberg. Um die Stadt vor Plünderung zu bewahren, zahlte sie 36 000 Thaler, die zum Teil aus dem Verkauf des Schatzes von goldenen und silbernen Trinkgeschirrendes Rathauses aufgebracht wurden. Erst Herzog Georg vertrieb die Schweden.

9. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 13

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 13 — Endlich kam 1648 der Friede zustande. Aber Seuchen hatten die Hälfte der Bewohner fortgerafft, die Dörfer waren verödet, die Höfe verwüstet, die Felder lagen unbebaut, und die Sitten waren verwildert. 6. Die Franzosen im Lande. Georg Il, der König von England und Kurfürst von Hannover war, hielt im siebenjährigen Kriege (1756—63) treu zu feinem Schwestersohn, dem preußischen König Friedrich dem Großen; aber infolge der schimpflichen Konvention zu Kloster Zeven (Regbz. Stade) mußte der unfähige Herzog von Cumberland (Sohn Georgs Ii.) den größten Teil feiner Truppen entlassen und Hannover den Franzosen preisgeben. Jetzt brach sür das südliche Lüneburgsche eine trübe Zeit an. Die nach Sachsen durchziehenden Franzosen erlangten unter Androhung furchtbarer Rache (Aufhängen der Widerspenstigen, Anzünden der Häuser) Heu, Stroh, Getreide und Gespann. Während der kurzen Zeit ihrer Einquartierung in Gifhorn verursachten sie der Stadt einen Schaden von 12 471 Thalern, in den umliegenden Dörfern gar von 120140 Thalern. In Celle schlug der Herzog von Richelieu sein Quartier auf und legte einen Teil der Stadt, darunter eine Kirche, das Armenhaus und das Waisenhaus, in Asche. Jubel erfüllte auch unser Land, als die Franzosen nach der Schlacht bei Roßbach (1757) flüchtend über den Rhein eilten. Kaum fünfzig Jahre fpäter, zur Zeit der Regierung Georgs Iii., hatten wir die Franzosen abermals im Land. Ohne vorausgegangene Kriegserklärung drang im Sommer 1803 ein französisches Heer von 12000 Mann in das Kurfürstentum ein, dem man ein nur dürftig ausgerüstetes Heer von 9000 Mann entgegenstellen konnte. Der Feld- Marschall von Wallmoden wurde durch die übergroße Vorsicht und Bedachtsamkeit der Regierung so eingeengt, daß er sich zu der schmachvollen Konvention von Artlenburg genötigt sah. Das hannoversche Heer ward aufgelöst und in die Heimat entlassen. Jetzt fingen die übermütigen Franzosen

10. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 33

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
- 33 — halb dies geschehen, deutet die Sage folgendermaßen. Am Morgen des 30. Apr. 1372 war ein mit Korn beladener Esel aus dem Kloster nach der Mühle getrieben worden. Als nun Vetter Langohr gemessenen Schrittes wieder heim- trabte, ward sein Führer mit Schrecken gewahr, daß die lichte Lohe aus dem Dache des Klosters schlug. Ohne sich um den Esel zu bekümmern, stürzte er ins Kloster, um zu retten. Das Feuer aber griff so rasend um sich, daß der Bau bald zusammenbrach. Als die allgemeine Verwirrung sich gelegt hatte, dachte der Treiber wieder an seinen Esel. Zu seinem Erstaunen fand er den Grauen, mit den Mehl- sacken auf dem Rücken, ganz ruhig in der Klosterwiese weiden. Seine Last lieferte den verarmten Nonnen das erste Brot, dazu entnahmen sie aus dem Verhalten des Esels die Lehre: „Wenn Gott uns verlassen wollte, hätte er uns nicht durch den Esel feinen Segen gezeigt." Das Kloster ward nun auf der Weide erbaut und zum ewigen Gedächtnis das Bild des beladenen Esels in ein Fenster des Kreuzganges gemalt. — Das Lüner Kloster ist mit hohen Mauern umgeben und ent- hält außer den Gebäuden einen weiten Hofraum nebst Garten. In das Kloster führt nur ein Eingang. Zu beiden Seiten des überwölbten Kreuzganges ist eine Reihe von Zimmern, unter denen der Speisesaal (Refektorium oder Remter) das größte ist. Im oberen Stockwerk befinden sich die Zellen d. h. kleine Wohnungen mit einem Bett und einem Fenster. Von den Zellen aus führt ein langer Gang auf das Chor der an- stoßenden Kirche. Das Kloster ist aus vier rechteckigen Ge- bäuden so zusammengesetzt, daß sie einen quadratischen Kirch- Hof umschließen. Ein Blick durch die mit wertvollen Glas- Malereien versehenen Fenster erinnert überall an das Ende des Irdischen. — Früher waren die Klöster Wohnsitze der Frömmigkeit und des Fleißes. Viele unserer Blumen, Gewürz- und Gemüsepflanzen, Getreidearten und Obstsorten wurden in _ den Klostergärten gezogen; auch für den Fortbau der Wissenschaft waren die Mönche thätig. Nach und nach aber wurden die Klöster Stätten des Müssiggangs, der Schwelgerei und Zuchtlosigkeit. (Vgl. S. 10.) Bei der Einführung der Reformation ließ Herzog Ernst der Bekenner die Nonnenklöster bestehen. Auch Kloster Lüne blieb, ist aber jetzt nur noch W. Bube, Der Regierungsbezirk Lüneburg. 3
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