Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege.
„Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie.
Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."
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10 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 2.
Wasser der gefüllten Lchleusenkammer brausend, schäumend und zischend
zwischen den geöffneten Torflügeln hindurchschießt und Wasser und Schiff
in der Kammer sich langsam zur höhe des unteren Wasserspiegels senken.
Die letzte schleuse des Maines befindet sich bei Xostheim, deren Durch-
gangsverkehr jährlich 25 000 schiffe und 1700 Flöße beträgt?)
Seliges Land! Kein Hügel in dir wächst ohne den Weinstock,
Nieder ins schwellende Gras regnet im Herbste das Obst.
Friedrich Hölderlin.
Die Xheinebene bei Mainz wird durch vorspringende Hügel geteilt.
Zwischen Mainz und Weisenau treten die einzelnen Hügel hart an den
Xhein heran und lassen nur einen schmalen Weg für die Landstraße und
Eisenbahn frei. Die oberhalb von Mainz gelegene Ebene von Lauben-
heim hat neben dem milden Xlima der Xheinebene (10° d. mittlere
Iahreswärme) noch den Schutz der steilen Xbhänge der Hügellandschaft.
Xn den weiten Wiesengrund im Xheingelände schließen sich die Gärt-
nereien von Laubenheim und Weisenau mit Gemüsebau und Blumen-
zucht, die ertragreichen Gbstpflanzungen, und die steilen Bbhänge hinauf
Zementwerke in Weisenau.
ziehen sich die Weinberge hinan, wo die berühmten Laubenheimer Weine
reifen. Laubenheim ist der bedeutendste Weinort des Xreises, und Wein-
marken wie Laubenheimer hitz, Dammsberg, Steig u. a. haben bei allen
Weintrinkern einen guten Xlang. Die Xalksteine zwischen Laubenheim
0 Beobachte das Steigen und Fallen des Wassers am Rheinpegel! Zeichne
eine Pappel! Miß auf den Brücken die Breite des Rheins und Mains! Baue
aus einer Zigarrenkiste eine Schleusenkammer! Vergleiche ein Mühlwehr mit dem
Nadelwehr!
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Hölderlin Friedrich
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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr 2.
einmal zur Getreidebörse vereinigen. Der viehhandel in dem neu-
erbauten Zchlacht- und Viehhof ist sehr ansehnlich, ferner findet ein
lebhafter Handel mit allen waren des täglichen Gebrauchs nach dem
aufnahmefähigen Hinterlande von Mainz statt. Wie bedeutend der
Handel und verkehr ist, ergeben einige Zahlen. Täglich laufen in
wainz und Kastei mehrere hundert Personen- und Güterzüge ein, es
werden jährlich 2,9 Millionen Fahrkarten ausgegeben, und oer Erlös
aus Fahrkarten und Fracht für Güter- und viehverkehr betrug 1911 nahe-
zu 9i/2 Millionen Mark. 3n demselben Jahre legten in Mainz urtb Kastei
9317 Zchiffe und 537 Flöße an, ohne die Personenschiffe von Mainz
nach Biebrich, Kostheim, Ginsheim und Kastel. Der Güterverkehr betrug
in dem Hafen Mainz- Kastei—kmöneburg 1 499 138 Tonnen und für
Gustavsburg 1 073 071 Tonnen, zusammen 2 572 809 Tonnen.
Geschichte der Stadt.
Mainz.
Das heitre Mainz! Im goldnen Tageslicht
seht Ihr's gestreckt am breiten Rheine liegen.
Ein lebensvolles Bild! Ihr merkt es nicht,
was cs gelitten einst in rauhen Kriegen
So lob ich's mir! Cs läßt der rechte Mut
sich nicht durch Hunger, Not und Angst besiegen,'
vergessen ist der Feuerbrünste Glut,
Kanonendonner, der dich schoß zusammen,
der Strom der Zeit wusch ab das rote Blut,
Du stiegst, ein stolzer Phönix, aus den Flammen!
Des Rheines Leben seht Ihr tausendfach
dahin am Strand in üpp'gen Adern quellen:
Am Ufer ist der Schiffer Leben wach,
manch Boot kommt an und manches sucht die Wellen;
Zuruf, Gejauchze, Scherz, Matrosensang
von sonngebrannten, kräftigen Gesellen
klingt dir ins Ohr; die weite Werft entlang
schiebt man in Ballen fremder Länder Waren,
Dazwischen ziehen Gäste hin im Drang,
ein Dampfer hat sie brausend angefahren.
Wolfgang Müller: „Rheinfahrt".
wenn wir den Blick abwenden von den zahlreichen Schöpfungen
der Neuzeit, die dem Handel und verkehr, der Industrie und dem Ge-
werbe dienen, und ihn den Ftraßen der Kltstadt zuwenden und uns
in den dämmerigen, engen Gäßchen aufmerksam umsehen, so finden wir
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TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Kreis Mainz, bearbeitet von Fr. Ritter. 9
Teil als Zinkstoffe sich gleichmäßig niederschlugen und so die wagrechte
und fruchtbare Ebene schufen.
Der Rhein fließt immer tiefer liegenden Gegenden zu, bis er endlich
im Meere die tiefste Stette gefunden hat, dessen Oberflächenspiegel man
mit 0 m höhe angibt. Der Wasserspiegel des Rheines hat bei Mainz
84 m höhe, so daß das Gefäll des Rheines bis zum Meere 84 m beträgt.
Die umliegende Rhein- und Mainebene hat dieselbe hohe oder ist nur
wenig hoher. Ls wäre dem Rhein leicht, auch heute noch bei Hoch-
wasser die Ebene zu überschwemmen. Um den Verwüstungen des Hoch-
wassers zu begegnen, sind die Uferböschungen durch Pflasterungen be-
festigt und zur Rufnahme des Hochwassers in einiger Entfernung vom
Strome hohe Dämme erbaut. Trotzdem können im Frühjahr, wenn sich
bei Hochwasser das Treibeis des Rheines ,,stellt", Hochwassergefahren
eintreten. Rn manchen alten Gebäuden zeigen Marken die höhe des
Hochwassers vergangener Jahre an und erzählen dem heutigen Geschlecht
von dem Rufbäumen des Elementes gegen die von Menschenhänden ge-
zogenen Schranken.
Das mitgeführte Geröll und den Sand setzte der Rhein an Stetten
mit geringer Strömung ab und bildete langgezogene, an beiden Enden
spitz zulaufende Sand- und Schotterinseln oder ,,Ruen". Diese sind meist
mit Gras bedeckt oder werden als Rckerfeld bepflanzt und sind am Ufer
mit Ruschwerk eingesäumt. Richt selten ragen hier wie an den Ufern
des Rheines die hohen, schlanken Pappeln in malerischen Gruppen bei-
sammenstehend oder in langen Rlleen am Ufer hin geordnet - in die
weite Ebene hinein und verleihen ihr ein eigenartiges Sandschaftsgepräge.
5ort und fort lagert der Rhein Sand und Schalter in seinem Flußbett
ab und versperrt so nicht selten durch Sandbänke die Fahrrinne. Durch
Duhnenbauten (Rrippen) und Daggerungen sucht man dieser Neigung des
Stromes entgegenzuwirken. Der von der Daggermaschine herausbeförderte
Sand und Schotter wird als Daumaterial verwendet.
Da der Main lange nicht so breit ist als der Rhein, so ist auch sein
Fahrwasser weniger tief. Reben Rusbaggerungen muß hier die Tiefe
des Fahrwassers durch Stauungen des Maines erreicht werden. Der
Staudamm mit dem Nadelwehr läßt das Wasser anschwellen, und die
angebaute Schleuse hebt und senkt das Schiff oder Floß, damit
es seine Weiterfahrt fortsetzen kann. Es ist sehr unterhaltend
zu sehen, wie die Schiffe durch den Schleusenkanal in die große
Schleusenkammer einfahren, wie dann die beiden Flügel des mäch-
tigen Schleusentores sich schließen und das Wasser in der Rammer
langsam mit dem eingefahrenen Schiffe bis zur pöhe des oberen
Wasserspiegels ansteigt,- fast beängstigend aber ist es, wenn das
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