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1. Kreis Worms - S. uncounted

1914 - Gießen : Roth
Worms: Stadtwappen. I. Die Lage des Krcifcs. Der Kreis Worms umfaßt den südlichen Teil der Provinz Rheinhessen und breitet sich am linken Rheinufer aus. Er setzt sich zusammen aus 40 Ge- markungen, auf denen 93275 Menschen wohnen, von welchen 2/s der evan- gelischen, Vs der katholischen und etwa 1800 der jüdischen Religion an- gehören. 3m Süden wird der Kreis von der bayerischen Pfalz, im Osten vom Rhein, im Westen vom Kreis Klzey und im Norden vom Kreis Oppenheim begrenzt. Eisenbahnen und Landstraßen durchziehen ihn nach allen Rich- tungen. von Worms allein gehen strahlenförmig 7 Straßen aus: Die Rhein- straße längs des Rheines nach Mainz, die Gaustraße über Herrnsheim und Abenheim nach Westhofen, Straßen ins pfrimm- und Leiningertal, die Rheinstraße nach Frankenthal und eine Straße über den Rhein in die Pro- vinz Starkenburg, von Osten nach Westen kann man den Kreis in etwa 5 Stunden durchwandern, von Süden nach Norden braucht man ungefähr 4 Stunden. Die Hauptstadt des Kreises ist Worms. Sie wird deshalb Kreis- stadt genannt und ist der Sitz des Kreisamts. Ii. vie Landschaften und ihre Orte. a) Die Ebene mit ihren Orten. „Da lieget ausgebreitet in stets verjüngter Pracht ein weiter Gottesgarten, vom Himmel reich bedacht." Wenn wir von dem Kloppberg oder von dem Dalsheimer Berg den weitaus größten Teil unseres Kreises überschauen, so liegt das Hügel- land fast flach vor uns. Nur einzelne Täler durchschneiden es. Diese ganze Gegend war vor vielen tausend Jahren ein großer See, an dessen Ufern gewaltige Tiere lebten, deren Knochen jetzt noch im Boden gefun- den werden. Im Sande bei Eppelsheim lag der Schädel eines Tieres, das unserm Elefanten ähnlich sah, aber noch viel größer war. Im Rheine bei Worms fand man das Geweih und den Schädel eines Riesenhirsches.*) Als sich das Wasser dann im Norden bei Bingen einen Weg durch die Berge gesucht hatte, wurde der Boden des Sees zum Teil trocken, es blieb die Ebene übrig und von dem ganzen Lee nur der Rhein, der jetzt die Ebene in nördlicher Richtung durchfließt. *) Betrachte das Geweih im Paulusmuseum! 1*

2. Kreis Worms - S. 5

1914 - Gießen : Roth
Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb. 5 auswerfen, nach und nach an das Ufer ziehen und die zappelnden Fische, die oft eine bedeutende Größe besitzen, herausnehmen. Da hören wir auch von vielen Jünglingen und Männern, die als Schiffer den Rhein bis zum Meere herunterfahren. b) Das Hügelland mit seinen Orten. „Gold'ne Saaten in den Tälern, auf den Bergen edlen Wein." Idenn wir aus dem oberen Kltbachtale nach Vlödesheim wandern, so kommen wir auf den am höchsten gelegenen Teil unsres Kreises. Die Um- gebung von Blödesheim sieht aber fast eben aus, nur in nördlicher Uich- tung von diesem Drte steigt das Gelände zum Kloppberg (292 m) auf. Man nennt eine solche Ebene auf einem Berge eine platte.*) Südlich von dieser platte erhebt sich, bei Gundersheim ansteigend, ein zweites, fast ebenso hoch gelegenes Gebiet, das die Kloppbergplatte an Ausdehnung noch übertrifft. Kuf ihr treten einzelne Erhebungen schwach hervor, welche nach den in der Nähe liegenden Ortschaften benannt sind. So spricht man von dem Gber-Flörsheimer (270m), Gundersheimer (274m), Dalsheimer (274 m) und Zeller Berg (284 m). Jedes dieser beiden Gebiete, welche zusammen das Hinterland un- seres Kreises oder die hohe Platte bilden, ist mit einem Kranze von Orten geziert. Huf der Kloppbergplatte liegt Vlödesheim, ein Bauerndorf, das durch seine Viehzucht bekannt ist. Kuf der einen Seite des Berges finden wir Eppelsheim, das von einer schönen Ulmenallee (,,Effen") umgeben und mit einem gut erhaltenen Festungsturm geschmückt ist, nicht weit davon an einem Kbhange, der sehr viele Kirschbäume trägt, Hangen-Weisheim. Huf der anderen Seite bemerken wir Monzernheim, hetzloch und Dittelsheim. Dieses ist mit einem schönen, ganz aus Steinen erbauten Kirchturm geschmückt. In einer muldenförmigen Vertiefung am westlichen 5lbhange des Ober- Flörsheimer Berges liegt neben einem Walde von Obstbäumen Gber- Flörsheim. Bemerkenswert ist hier das große Schulhaus, das mit den be- nachbarten Gebäuden dem deutschen Ritterorden gehörte, der hier ein Gut von 1482 Morgen bebaute, welches während der Franzosenherrschaft zu 5lnfang des vorigen Jahrhunderts in kleineren Teilen veräußert wurde. 5lm Fuße des Gundersheimer Berges gegen das Hltbachtal breitet sich das ebenfalls obstreiche Gundersheim mit seinen großen Kalk- steinbrüchen und vorzüglichen Weinbergen aus. Ihm eingemeindet sind Lns- heim und der in der Nähe gelegene Münchbischheimer hos. Km östlichen Fuße ladet uns Dalsheim, das mit alten Festungsmauern umgeben ist, zu *) Ist in der Gemarkung deiner Heimatgemeinde vielleicht eine Gewanne, die auch so heiht? Vergleiche sie in ihrer Lage mit den andern Gewannen!

3. Kreis Worms - S. 20

1914 - Gießen : Roth
20 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 18. Ittit den Franken kommt auch das Christentum in unsere Heimat, und über die Christen gebietet ein Bischof, der in Worms seinen Sitz hat. Fast in jedem (D ,.......... , ____:este von Burgen, große, alte Bauernhöfe oder ,,Zehntenscheuern" zu finden. Sie erinnern uns an eine Zeit, während welcher es den Bauersleuten recht schlecht erging, so schlecht, daß sie einmal zu den Waffen griffen und Grausamkeiten ver- übten, wofür sie aber sehr hart gestraft wurden. Das war vor etwa 400 Iahren. höre, was die Geschichte erzählt: In jenen schönen, großen Häusern wohnen vornehme, stolze Herren, denen fast die ganze Gemarkung gehört. Viesen müssen die Bauern schwere Dienste leisten. Drei Tage in der Woche arbeiten sie den Herren umsonst, von ihren Ernten liefern sie den zehnten Teil in die Zehntenscheuern ab, und gar oft noch werden ihre Acker bei den Streitigkeiten dieser Herren verwüstet. Schließlich werden die Bauern unzufrieden. Kber ihr Zorn führt sie zu weit. Sie gehen zusammen, plündern und zerstören Schlösser und Klöster. Im Leiningertal geht's zuerst los. ßuch die pfeddersheimer schließen sich den Bauern an. Sie berauben die Klöster Hochheim und Liebenau bei Worms und ziehen über Neuhausen, Herrnsheim, Gst- und Westhofen. Um die weitere Gegend zu schützen, sendet der Pfälzer Kurfürst 500 Fuß- gänger und 300 Reiter gegen sie. Bei Westhofen geraten sie zum ersten Male aneinander, und die Bauern werden verjagt. Doch sie bleiben nicht ruhig, sondern sammeln sich wieder bei Dalsheim und Gundheim und marschieren nach Pfeddersheim, wo sie aber von pfälzischen Soldaten eingeschlossen und vollständig besiegt werden. Ihre Strafe ist nun hart' beinahe 3000 Bauern werden erstochen und erschlagen, 30 Anführer sofort hingerichtet und 24 andere am nächsten Morgen an pfählen auf dem Kirchhofe vor der Kirche aufgehängt. Nun werden sie noch härter bedrückt als vor diesem Kriege, den man den Bauernkrieg nennt. Ts gab einmal eine Zeit in unserm deutschen vaterlande, da waren die Katholiken und Protestanten so feindselig gegeneinander, daß sie einen Krieg miteinander führten, der 30 Jahre lang dauerte (1618—1648). Da kämpften nicht nur deutsche Soldaten, sondern auch aus fernen Län- dern kamen Krieger herbei und brachten sehr viel Unglück über unsere Heimat. Lasse dir davon erzählen: ' Für die Bewohner der Rheingegend sind die Leiden kaum zu ertragen. Bald kommen schwedische, bald spanische, bald deutsche Soldaten, und alle wollen Geld, gutes Tssen und Trinken. Wie werden da die armen Leute gequält, wie werden die Häuser niedergebrannt und die Felder verwüstet! e) Die Zei^der schweren kriege.

4. Kreis Worms - S. 21

1914 - Gießen : Roth
Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb. 21 Hm schlimmsten ergeht es der Stadt Worms. Sie mutz viel, viel Geld be- zahlen. Besonders hart sind die Jahre von 1635—1648. vor allen sind die Schweden verwildert' denn von ihnen sagen die Leute: „Die Schweden sind kommen, haben alles mitgenommen, haben die Fenster eingeschlagen und 's Blei davongetragen, haben Klügeln draus gegossen und den Bauern erschossen." In Worms stillen die Bewohner ihren Hunger mit dem Fleische von toten Tieren, mit wurzeln, Gras und Baumblättern. Noch schlimmer ist es aber aus dem Lande, wo die verlaufenen Soldaten das Morden ge- schästsmätzig betreiben und die verwilderten Bauern hinter ihnen nicht zu- rückbleiben. herdenweise lausen die Wolfe durch das verödete Land, und manche Menschen fristen ihr Leben mit Menschenfleisch, das sie am Galgen stehlen. Durch Morden, Flüchten, Pest und Hungersnot ist das lockende Paradies des pfälzischen Landes in einen verödeten Kirchhof ver- wandelt.*) Die Zahl der wormser Bürger ist bis auf wenige hunderte herabgesunken. 1 Bis 1652 wird unsere Gegend mit Geldforderungen durch spanische Soldaten bedrückt, und erst mit diesem Jahre kehrt für kurze Zeit Ruhe ein. Größer noch ist das Ungemach in den Jahren von 1688—1695, als der französische König Ludwig Xiv. durch seine Truppen das linke Rhein- ufer verwüsten lätzt. 1688 rücken die Franzosen unter dem General Melac gegen Worms, 1689 wird die Stadt niedergebrannt, und nicht besser ergeht es manchen (Drten der Umgebung. In der Mrheingegend findet zwischen deutschen und französischen Truppen ein Gefecht statt. In Eich wird nun alles Vieh von den Franzosen weggenommen, die Einwohner werden ihrer Kleider beraubt und nach Mainz geführt. Das ganze Dorf wird verbrannt. Das gleiche Schicksal teilen auch Uhein-Dürkheim, Dittels- heim, hetzloch und Bechtheim. Den Bauern ist es bei Todesstrafe ver- boten, die Sensen an ihre Saaten zu legen. Diese werden vollständig ver- wüstet. Nur langsam können sich die Bewohner in den folgenden Jahren wieder erholen. f) Die Kriege von Z792-M4. 1792 'beginnt ein neuer Krieg, wieder sind es französische Sol- daten, welche sich über die Gegend verbreiten und Mainz einnehmen. Deutsche Truppen ziehen ihnen nach und erobern 1793 Mainz wieder zurück. Im Frühling 1794 geht das Kriegsspiel wieder los und dauert bis 1798. Drei Millionen Mark soll Worms damals zahlen und hat doch keinen Pfennig. Die Wohnung des Bischofs, Bischofshof genannt, wird abgebrannt und alles tragbare Eigentum fortgeschafft. Die Glocken werden *) Nach Häuser, Geschichte der Kurpfalz.

5. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 9

1913 - Leipzig : Dieterich
schätzt und diese Schätzung nach Schocken, der damaligen Rechnungseinheit, bestimmt worden. Daher hieß diese Taxation Beschockung, und die angefertigten Kataster nannte man Steuerschocke. Von jedem Schock Groschen Vermögenswert wurde eine gewisse Zahl von Pfennigen als Steuer abgegeben. Schon nach kurzer Zeit hatte sich aber der Wert der Grundstücke verändert; darum erfolgte 1628 eine neue Beschockung, die allen ferneren Einschätzungen als Grundlage diente. Beschockt wurden 1. alle Grundstücke einschließlich der Gebäude, 2. die fahrende Habe (das Mobiliar), 3. die werbende Barschaft, 4. die dem Besitztum zustehenden Gerechtigkeiten und Vorrechte und 5. das zur Wirtschaft gehörige Vieh, also jedes nutzbringende bewegliche und unbewegliche Eigentum. Da es aber nicht gelang, das bewegliche Vermögen durch die Steuer zu fassen, wurde es 1660 wieder freigegeben, und dadurch war die Schocksteuer im wesentlichen eine Immobilien-. [teuer geworden. Im Jahre 1640 wurde diese Steuer auf 16 Pfg. von jedem Schocke festgesetzt und in zwei Terminen, März und August, eingehoben. Sie hieß jetzt auch Landsteuer. Da der Dreißigjährige Krieg, der seit 1630 Sachsen in Mitleidenschaft zog, den Wert der Grundstücke außerordentlich beeinträchtigte, wurden die 1628 aufgestellten Steuerkataster wieder unrichtig. Darum ließ man Milderungen eintreten, die dem veränderten Werte entsprachen. So entstanden die „gangbaren" oder ermäßigten Schocke. Manche Steueransätze mußten ganz wegfallen (dekremente Schocke); viele Grundstücke blieben wüst liegen (kaduke [= hinfällige] Schocke); manche konnten nach dem Kriege gar nicht mehr aufgefunden werden (fehlende Schocke). Die Kataster sind wiederholt nach dem wahren Ertrage des Grund und Bodens geändert worden, zuletzt noch 1768, aber ohne dauernden Erfolg. Die 16 Pfg. betragende Schocksteuer genügte feit 1648 (Ende des Großen Krieges) nicht mehr; darum wurden auf jedes Schock des Jmmobilienwertes drei weitere Pfennige als 9

6. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 20

1913 - Leipzig : Dieterich
und zum Unterhalte der Straßen die Gleite zu bezahlen. Johann Georg Ii. (1656—80) setzte 1671 fest, daß die Gleite von jedem Pferde, wenn Güter, 2 Groschen, wenn Personen geladen oder die Wagen leer waren, 1 Groschen zu entrichten seien. Später wurde sie nach Taxen erhoben, die in der „Gleitsrolle" jeder Station (Gleitsstätte) verzeichnet waren. Jeder Reiter oder Fuhrmann hatte sich auf der „ordentlichen" Straße zu halten, sich bei der Gleitsstätte zu melden und die Gleite in jedem Amte aufs neue zu erlegen. Fußgänger, „die nichts bei sich führten", hatten außer dem etwa eingeführten Brücken- oder Fährgeld nichts abzugeben. Nur die Juden, die über 10 Jahre alt waren, bildeten eine Ausnahme. Reisten sie zu Fuß, so zahlten sie 6, zu Pferde aber 8 Groschen. Zoll- und gleitsfrei waren alle deutschen Reichsfürsten, fremde Gesandte, der Adel und die Rittergutsbesitzer, die Geistlichen, die im Aufträge der Regierung reisenden Beamten, die Bergbauenden betreffs ihrer Bergwerksbedürfnisse und solche Reisende, die die Postkutsche benutzten. Alle Steuereinnahmen flössen in 3 Kassen: in die Ober-steuer-, Generalhaupt- und Generalkriegskasse. Die Obersteuerkasse beanspruchte die Donativgelder, die Landschock-, Pfennig-, Quatember-, Personen-, Trank- und Mahlgroschensteuer und den Stempelimpost; sie zog auch die Steuerbeiträge der Stifter Merseburg und Naumburg und das Kontingent der Grafen und Herren von Schönburg ein. Dafür bestritt sie die verwiegten Donativ- und Deputatgelder an den Kurfürsten, 1 Million zur Generalkriegskasse für Unterhaltung der Armee, 1100000 Taler zur Tilgung der Landesschulden, gegen 50000 Taler Beitrag zu den Gesandtschaftsspesen, die Auslösungen für die Stände bei Land- und Ausschußtagen und etwaige außerordentliche Ausgaben. Die Kasse war der Aufsicht und Prüfung der Landstände unterworfen. In die Generalhauptkasse flössen die Einnahmen der Land-und der Generalkonsumtions-Akzise, die Zölle und die Gleite, ferner sämtliche Steuern des Fürstentums Quersurt, der Graf-

7. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 25

1913 - Leipzig : Dieterich
freie Eigentümer und konnten ihr Anwesen vererben oder verkaufen. Genau so standen sich auch die deutschen Kolonisten der Oberlausitz, die im 11. Jahrhundert unter deutsche Herrschaft gekommen war. Die Belastung des bäuerlichen Besitzes war damals also ganz erträglich und wurde auch nicht größer, als die Rittergutsbesitzer im Laufe der Zeit manche Rechte erwarben, die seither dem Markgrafen oder der Kirche zustanden, wie die Einziehung des Wachkorns (Getreide, das an die Stelle von Wachdiensten getreten war, die auf Grenzburgen oder Fürstensitzen zu leisten gewesen: für jedes Dorf 1/2 bis 6 Scheffel Hafer und ebensoviel Schock Groschen, dazu halb so viel Korn wie Hafer), der Landabgabe (für Sicherung der öffentlichen Wege durch Berittene des Landesherrn) und die Ausführung von Baufuhren (zur Herstellung befestigter Plätze, landesherrlicher Gebäude und von Kirchen). Diese Lasten hatten ja die Bauern schon getragen und durften sie, wie bisher, unter sich verteilen. Manchem kam der Wechsel sogar insofern zu statten, als jetzt der Ort, wo Geld oder Arbeit fällig waren, näher lag als seither. Aber im 14. und 15. Jahrhundert, in den unruhigen und gewalttätigen Zeiten des Faustrechts, verschlimmerte sich die Lage der meißnischen Bauern. Wenn auch dank der Macht des Landesherrn die öffentliche Unsicherheit in Meißen nicht gar weit um sich griff, so gab es doch auch in unserem Vaterlande einzelne Ritter, die vom Stegreife lebten. Im Jahre 1382 wurde das Vorwerk Ottenhain, das damals einem Geit-hainer Ratsherrn gehörte, von Strauchdieben überfallen und ausgeplündert. Die Räuber führten ihre Beute bis an die Weiße Elster bei Prödel. Der Geitharner Rat nahm die Verfolgung auf und brachte nicht nur die geraubten Rinder zurück, sondern griff auch einen der Raubritter auf, Heinrich von Etzoldtshain. Er wurde an den Galgen geschmiedet und fein Hos abgebrannt1). Jeschke von Dohna überfiel reifende Kauf- *) Wagner, Aus Geithains vergangenen Tagen, 1910. 25

8. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 32

1913 - Leipzig : Dieterich
waren Landesfronen auszuführen, wie Festungs- und Schanzarbeiten, Ausbesserung von Heeresstraßen und Brücken, Vorspanndienste und Fuhren in Feldzügen, die den Pflichtigen oft monatelang von seinem Gehöfte fernhielten, und wobei er weder für sich noch für seine Pferde eine Verpflegung erhielt. Die Gemeinde verlangte Kommunalfronen: es waren die Dorfwege zu bessern, Gräben zu reinigen, die Kirchen in gutem Zustande zu erhalten, Botengänge zu verrichten, Nachtwachen auszuführen, kurz, es war alles zu tun, was in der Gemeinde im Laufe des Jahres nötig war. Der Grundherr beanspruchte Privatfronen: der Bauer mußte ihm den Acker düngen, pflügen und besäen, Getreide, Heu und Grumt mähen und ernten, das Getreide ausdreschen und in die Mühle fahren, das Vieh hüten, die Schafe waschen und scheren, den Wald lichten, Fronholz fällen, anfahren und zerkleinern, den Teich schlämmen, den Mühlgraben fegen, die herrschaftlichen Gebäude ausbessern, Bier brauen helfen, Botendienste verrichten, bei der Jagd als Treiber dienen usw. Manche Gutsverwalter teilten die Frontage in Halb- und Viertelsfronen, wenn etwa ungünstige Witterung eintrat, so daß die Pflichtigen immer weniger Zeit für die eigene Wirtschaft übrig hatten. „Wie traurig ist es, wenn der Bauer eine fremde, vorige Ernte über Land fahren muß, indes die jetzige, eigene dringend seine Gegenwart fordert; wenn er ein Prunkgebäude aufführen helfen muß, indes seine nutzbare Hütte zerfällt; wenn er oft eines leeren Höflichkeitsbriefes wegen als Bote ausgeschickt wird, indes vielleicht seine sterbende Mutter nach ihm verlangt; wenn er mit zwei, mit vier Pferden stundenweit kommen muß, um ein paar tausend Schritte weit zu fahren, was ein Pferd ziehen könnte; wenn er meilenweit kommen muß, um einige Heller Zins zu entrichten, die ihm auf immer kein Mensch erlassen kann; wenn er nach vollbrachtem Erntetage seines Herrn Hof die Nacht über bewachen muß; wenn er acht Meilen fahren muß, um einige Scheffel Magazinkorn noch vier Meilen weiter zu schaffen! So leistet der Vater zeitlebens und vermacht die drückende 32

9. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 40

1913 - Leipzig : Dieterich
In der Oberlausitz trieb man hauptsächlich Körnerbau. Es folgten 3 oder 4 Jahre lang Halmfrüchte aufeinander, und ein großer Teil der Körner diente als Viehfutter. Wiesenland gab es hier nur wenig. Die Ackerfurchen wurden nicht so tief gezogen wie heute, auch Egge und Walze weit sparsamer gebraucht. An Abwässerung nasser Stellen und Vorkehrungen gegen Abspülung durch Regengüsse dachte man wenig. Allerhand Feldunkräuter machten sich breit. Von Hederich, Wildhafer, Mohn, Trespen, Raden und Brombeersträuchern waren manchmal ganze Strecken eingenommen. Da die Erzeugung von Dünger von Jahr zu Jahr zurückging, verminderten sich die Ernteerträgnisse im ganzen Lande immer mehr. Davon machten auch die kursächsischen Domänen, die doch als bäuerliche Musterwirtschaften galten, keine Ausnahme. Nur die Schafzucht hatte sich gehoben. Der Landmann mußte, auch wenn er nicht gewollt hätte, am Althergebrachten festhalten. Den Aufschwung der Landwirtschaft verhinderte zunächst die Gemengelage der Grundstücke. Die zu einem Gehöft gehörigen Äcker hingen nämlich nicht mehr wie zu Anfang untereinander zusammen (s. S. 24), sondern lagen zerstreut in der Feldmark, oft weit auseinander. Diese Zerstückelung des Grund und Bodens machte die Feldbestellung überaus zeitraubend. Dazu kam der Flurzwang : jeder Bauer war gezwungen, sich der von der ganzen Ortschaft angenommenen Wirtschaftsweise, also der Dreifelderoder auch der Feldgraswirtschaft, anzuschließen. Er konnte mithin nicht andere Früchte bauen als sein Nachbar und hatte zu dulden, daß die Dorfgenossen, deren Felder ja ebenfalls „im Gemenge" lagen, über seine Fluren fuhren oder Vieh trieben, beanspruchte er doch dasselbe Recht auch für seine Bedürfnisse. Es ist daher nicht verwunderlich, daß es so lange dauerte, ehe z. B. Kartoffeln und Klee überall angebaut wurden. Ein weiteres Hindernis waren die „Gemeinheiten": die ländlichen Grundstücke konnten während einer bestimmten Zeit des Jahres gemeinschaftlich zu Weidezwecken benutzt wer- 40

10. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 44

1913 - Leipzig : Dieterich
Nun geschah es, daß int Dorfe Wehlen ein Landmann feinen Wildzaun niedergelegt und einen Teil seines Feldes verwüstet fand. Darüber erregte sich die ganze Gemeinde. Mit Dreschflegeln und Stangen bewaffnet, trieben die Männer Pfingsten 1790 unter großem Geschrei alles Wild aus ihren Fluren. Die Nachbardörfer jagten das Wild weiter; die Verfolgung nahm immer größeren Umfang an, und einige Bauern würden so kühn, die Tiere des Walbes zu töten und in ihrem Nutzen zu verwenben. Der Vorgang rief viel Aufsehen im Lanbe hervor, und Kurfürst Friedrich August Iii. beauftragte einige unparteiische Männer mit der Untersuchung des Falles. Die Beamten fanben, nachbent sie sich von dem üblen Zustanbe der Felber überzeugt hatten, die Klagen der Bauern berechtigt. Daraufhin orbnete der Lanbesherr an, daß die Forstleute das Wilb sofort abschössen, und die Gemeinden würden aufgeforbert, ihren Wilbfchaben beim nächsten Gericht anzuzeigen. Die Übeltäter blieben straflos, was im Laube große Freube erweckte. Der Sommer des Jahres 1790 war sehr trocken. Im Juni schon hatte große Warnte eingesetzt, die sich in den folgenden Monaten noch steigerte, so daß Wassermangel und Dürre überhanb nahmen. Der Wasserstanb der Elbe war so gering, daß Schiffahrt und Handel großen Schaden erlitten, und int Erzgebirge mußten die meisten Hammerwerke (s. S. 62) und Hütten feiern. Die Wiesen sahen ganz verbrannt ans und lieferten wenig Futter. Viele Sanbleute sahen sich genötigt, ihren Viehstanb bis auf die Hälfte zu verminbern. Die teure Zeit und der Futtermangel erfüllten das Herz des Laub-mannes mit großer Sorge. Und babei sollte er, genau wie in besseren Jahren, dem Gutsherrn Abgaben und Zinsen zahlen und Frondienste leisten. Nur wenige Gutsbesitzer waren nämlich so verstänbig und mitjuhlenb, ihren Bauern in Anbetracht der Not entgegenzukommen; die meisten verlangten die schulbigen Dienste wie früher, ließen auch rücksichtslos ihr Vieh auf die Wiesen und Stoppelfelder der Bauern treiben, was den Mißmut der Lanbleute gewaltig steigerte. 44
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